Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
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Tochter? Und was machst du hier, du Zarte?“ Sie antwortete: „Gesegnet seist du. Ich bin die<br />
Tochter des Anführers <strong>der</strong> Fischer. Auf sein Geheiß und für religiösen Verdienst ru<strong>der</strong>e ich<br />
Reisende in meinem Boot über den Fluß.“ Shantanu betrachtete die Maid mit <strong>der</strong><br />
himmlischen Gestalt, lieblichen Schönheit und dem süßen Duft und begehrte sie zur Frau. Er<br />
begab sich zu ihrem Vater und bat um seine Zustimmung zu <strong>der</strong> gewünschten Verbindung.<br />
Doch <strong>der</strong> Fischer sprach zum König: „Oh König, sobald meine Tochter mit <strong>der</strong><br />
herausragenden Schönheit geboren war, war natürlich beschlossen, daß sie einmal heiraten<br />
würde. Doch höre den Wunsch, den ich schon lange im Herzen trage. Oh du Sündenloser,<br />
wenn du diese Maid als Gabe von mir begehrst, dann gib mir dein Versprechen. Wenn du<br />
dein Wort gibst, werde ich dir wahrlich meine Tochter übergeben, denn einen Ehemann, <strong>der</strong><br />
dir gleicht, werde ich niemals für sie erhalten.“ Shantanu erwi<strong>der</strong>te: „Wenn ich von dem<br />
Versprechen erfahren habe, welches du begehrst, werde ich dir sagen, ob ich es gewähren<br />
kann o<strong>der</strong> nicht. Wenn es gewährt werden kann, werde ich es sicher tun. Doch an<strong>der</strong>erseits,<br />
wie kann ich es dann versprechen?“ Der Fischer sprach: „Oh König, was ich von dir erbitte,<br />
ist dies: Der Sohn meiner Tochter soll von dir auf den Thron gesetzt werden und niemand<br />
sonst soll dein Nachfolger sein.“<br />
Vaisampayana fuhr fort:<br />
Oh Bharata, als Shantanu dies hörte, fühlte er keine Neigung, dieses Verspechen zu geben,<br />
obwohl das Feuer des Verlangens heftig in ihm brannte. Mit liebeskrankem Herzen kehrte er<br />
nach Hastinapura heim und dachte die ganze Zeit an die Tochter des Fischers. Zu Hause<br />
versank er in trauriges Nachdenken. Eines Tages trat Devabrata vor seinen kummervollen<br />
Vater und fragte ihn: „Je<strong>der</strong> Wohlstand ist dein, und alle Anführer verehren dich. Warum<br />
bist du so traurig? In Gedanken versunken sprichst du kein Wort mit mir. Du reitest nicht<br />
mehr aus. Du bist bleich und ausgemergelt und hast alle Munterkeit verloren. Ich möchte die<br />
Krankheit erfahren, unter <strong>der</strong> du leidest, so daß ich mich um ein Heilmittel bemühen kann.“<br />
Shantanu antwortete seinem Sohn: „Ja, ich bin schwermütig. Und ich werde dir sagen,<br />
warum. Oh du aus <strong>der</strong> Linie des Bharata, du bist <strong>der</strong> einzige Nachfahre unserer großen<br />
Dynastie. Du widmest dich <strong>der</strong> Handhabe von Waffen und <strong>der</strong> Erlangung von Kraft. Doch<br />
ich, mein Sohn, denke immer an die Unsicherheit des menschlichen Lebens. Wenn dich eine<br />
Gefahr übermannt, oh Kind <strong>der</strong> Ganga, dann sind wir ohne Sohn. Daher bist du für mich<br />
eine Hun<strong>der</strong>tschaft an Söhnen wert. Denn ich möchte mich nicht wie<strong>der</strong> verheiraten. Ich<br />
wünsche mir nur alles Gute für dich, damit unser Geschlecht weiter währen möge. Die<br />
Weisen sagen, wer nur einen Sohn hat, hat keinen Sohn. Opfer vor dem Feuer und Studium<br />
<strong>der</strong> drei Veden hält ewigwährenden Verdienst bereit, das ist wohl wahr. Doch alles das<br />
erreicht wohl nicht den sechzehnten Teil vom religiösen Verdienst, den man durch die<br />
Geburt eines Sohnes bekommt. In dieser Hinsicht gibt es kaum einen Unterschied zwischen<br />
Menschen und Tieren. Oh du Weiser, ich habe nicht den Schatten eines Zweifels, daß <strong>der</strong><br />
Vater eines Sohnes in den Himmel gelangt. Die Veden, welche die Wurzel <strong>der</strong> Puranas<br />
ausmachen und als Autorität sogar von den Göttern geschätzt werden, enthalten zahllose<br />
Beweise dafür. Oh du aus dem Geschlecht des Bharata, du bist ein Held von erregbarem<br />
Temperament und übst dich ständig in Waffen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß du auf dem<br />
Schlachtfeld getötet wirst. Doch wenn das geschieht, was passiert dann mit <strong>der</strong> Bharata<br />
Dynastie? Dieser Gedanke macht mich so schwermütig. Nun habe ich dir alles erzählt.“<br />
Vaisampayana erzählte:<br />
Der kluge Devabrata hatte gut zugehört und dachte eine Weile nach. Dann ging er zum alten<br />
Minister, dem das Wohle seines Vaters am Herzen lag, und befragte ihn nach dem Grund für<br />
den Kummer des Königs. Und <strong>der</strong> Minister erzählte ihm von <strong>der</strong> Bedingung, die <strong>der</strong> Fischer<br />
bezüglich seiner Tochter gestellt hatte. Nun begab sich Devabrata in Begleitung vieler<br />
Kshatriya Anführer in ehrbarem Alter zum Fischer und bat ihn um seine Tochter für den<br />
König. Der Fischer empfing ihn in allen Ehren, und nachdem sich <strong>der</strong> Prinz gesetzt hatte,<br />
sprach <strong>der</strong> Fischer zu ihm: „Oh du Bulle unter den Bharatas, du bist <strong>der</strong> erste Waffenträger<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 165 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva