Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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Ashtaka sagte: Oh belehre mich, worüber ich dich befrage, denn ich habe meine Zweifel. Tritt ein Wesen, welches die menschliche Gestalt erhielt, in seiner eigenen Form in den Mutterleib ein oder in einer anderen? Wie erhält es seine bestimmte und sichtbare Form, mit Augen, Ohren und Bewußtsein? Oh erkläre mir das, denn du, oh Vater, bist vertraut mit den Taten und Worten der großen Wesen. Yayati antwortete: Gemäß der Verdienste der eigenen Taten wird das Wesen, welches in subtiler Form dem Sperma innewohnt und in den Mutterleib gelangt, von atmosphärischen Kräften zum Zwecke der Wiedergeburt angezogen. Dann entwickelt es sich im Laufe der Zeit, wird erst zum Embryo und dann zum sichtbaren, physischen Organismus. Außerhalb des Mutterleibes wird es sich allmählich seiner Existenz als Mensch bewußt. Mit den Ohren erspürt es die Klänge, mit den Augen Form und Farbe, mit der Nase Gerüche, mit der Zunge Geschmack, mit seinem ganzen Körper Berührung und mit seinem Geist Gedanken. So entwickelt sich der grobe und sichtbare Körper aus der subtilen Essenz, oh Ashtaka. Ashtaka fragte erneut: Nach dem Tode wird der Körper verbrannt, vergraben oder auf andere Weise zerstört. Nach solcher Auflösung bleibt nichts übrig. Durch welches Prinzip wird er wieder belebt? Darauf sprach Yayati: Oh du Löwe unter den Königen, der tote Mensch nimmt eine subtile Form an und bewahrt das Bewußtsein über seine Taten wie in einem Traum. Dann tritt er schneller als Luft in eine andere Form ein. Die Tugendhaften kommen in eine höhere, die Lasterhaften in eine niedere Form der Existenz, wie Würmer oder Insekten. Dazu ist nicht mehr dazu zu sagen, oh du mit der reinen und großen Seele. Ich habe dir erklärt, wie alle Wesen als Zweifüßler, Vierfüßler, Sechsfüßler und so weiter geboren werden, nachdem sie sich zum Embryo entwickelt haben. Was willst du mich noch fragen? Ashtaka fragte: Wie, oh Vater, gelangen die Menschen zu jenen höheren Regionen, von denen es keine Rückkehr zum irdischen Leben mehr gibt? Geschieht dies durch Askese oder Wissen? Wie kann man nach und nach die seligen Regionen erreichen? Erkläre es mir ausführlich. Yayati entgegnete: Die Weisen sagen, daß es sieben Tore gibt, durch welche die Erlaubnis für den Eintritt in den Himmel erlangt werden kann: Askese, Gaben, Stille des Geistes, Selbstbeherrschung, Ehrlichkeit, Einfachheit und Freundlichkeit zu allen Wesen. Die Weisen sagen auch, daß man all dies verliert, wenn man eitel ist. Der Mann, der Wissen erlangt hat und sich gelehrt dünkt oder mit seiner Gelehrtheit den Ruf anderer zerstört, gelangt niemals in die Bereiche unzerstörbarer Glückseligkeit. Das Wissen allein befähigt den Besitzer noch nicht, zu Brahma zu gelangen. Aber Studium, Schweigegelübde, Verehrung vor dem Feuer und Opfer vermindern die Angst. Doch wenn diese vier mit Eitelkeit vermischt werden, verursachen sie Angst, anstatt sie zu vernichten. Die Weisen sollten niemals frohlocken, wenn sie Ehren empfangen, oder sich um Beleidigungen bekümmern. Denn nur die Weisen ehren die Weisen, und die Gemeinen handeln niemals wie die Tugendhaften. Ich habe so und so viel weggegeben, so viele Opfer durchgeführt, so viel studiert, so viele Gelübde befolgt - solche Eitelkeit ist die Wurzel von Angst. Daher vertiefe dich nicht in diese Gefühle. Die Gelehrten, die als ihre Hilfe das unveränderliche und unfaßbare Brahma allein annehmen, welches allseits Segen über so Tugendhafte wie dich ausschüttet, erfreuen sich an vollkommenem Frieden hier und später. www.mahabharata.pushpak.de - 148 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

Kapitel 91 - Yayati und Ashtaka sprechen über die Ashramas Ashtaka sagte: Die Vedenkundigen haben verschiedene Ansichten darüber, wie sich diejenigen verhalten sollten, um religiösen Verdienst anzusammeln, die den vier Lebensweisen (Ashramas) folgen (Brahmacharis - spirituelle Schüler, Grihastas - Hausväter, Vanaprashtas - Waldeinsiedler und Bhikshus - besitzlose Wandermönche). Yayati antwortete: Dies muß ein Brahmacharin tun: Solange er im Hause seines Lehrers lebt, sollte er nur Lektionen empfangen, wenn ihn sein Lehrer zu solchen ruft. Er sollte seinem Lehrer dienen, ohne daß ihm alles gesagt werden muß. Er sollte sich vom Bett erheben, bevor sein Lehrer aufsteht und nach ihm zu Bett gehen. Er sollte demütig sein und seine Leidenschaften unter Kontrolle halten. Er sollte geduldig sein, wachsam und immer dem Studium zugetan. Nur dann wird er erfolgreich sein. In der ältesten Upanishad wird gesagt, daß ein Grihasta (Hausvater) seinen Reichtum auf ehrliche Weise erlangen sollte, dann Opfer durchführen, immer Almosen geben, die Riten der Gastfreundschaft für alle, die an seine Tür klopfen, befolgen und niemals etwas für sich selbst nutzen sollte, ohne einen Teil davon an andere zu geben. Ein Muni (Waldeinsiedler) sollte im Walde von seiner eigenen Energie leben, ohne mühevoll nach Nahrung zu suchen. Er sollte sich von allen lasterhaften Taten fernhalten, Nachsicht walten lassen und niemals einem anderen Wesen Schmerzen zufügen. Nur dann wird er erfolgreich sein. Nur der ist ein wahrer Bhikshu (besitzloser Wandermönch), der seinen Lebensunterhalt nicht mit körperlicher Arbeit unterhält, der viele Fähigkeiten besitzt, selbstbeherrscht ist und unabhängig von weltlichen Geschäften, der niemals unter dem Dach eines Familienvaters schläft, keine Ehefrau hat und weite Wege im Lande zurücklegt, indem er jeden Tag eine kleine Strecke wandert. Eine gelehrter Mann sollte nach Absolvierung der angemessenen Riten die Vanaprasta Art zu leben annehmen, wenn er in der Lage ist, seinen Appetit auf Vergnügungen und das Verlangen nach wertvollem Besitz zu beherrschen. Wenn ein Vanaprashti im Walde stirbt, dann verschmelzen seine Ahnen und Nachfahren in jeweils zehn Generationen und er selbst mit der göttlichen Essenz. Ashtaka fragte: Wie viele Arten von Munis gibt es? Und wie viele Arten von Munis (die einem Schweigegelübde folgen)? Wir möchten dies alles hören. Yayati meinte: Der ist wahrlich ein Muni, der alle Dinge besitzt, die zu einem Dorf gehören, obwohl er im Walde lebt; oder einer, der alle Dinge des Waldes besitzt, auch wenn er im Dorf lebt. Und als Ashtaka dies hinterfragte, erklärte Yayati: Ein Muni, der im Walde lebt, zieht sich von allen weltlichen Dingen zurück. Und obwohl er niemals bestrebt ist, sich mit allen Dingen zu umgeben, die in einem Dorf zu haben sind, kann er sie doch aufgrund seiner asketischen Macht erhalten. Von ihm wird gesagt, daß er im Walde lebt und ein Dorf bei sich hat. Ein weiser Mann wiederum, der sich von allen irdischen Dingen zurückgezogen hat, mag in einem Dorf wohnen und das Leben eines Eremiten führen. Er wird niemals Stolz über seine Familie, Geburt oder sein Wissen zeigen. In die kärglichste Kleidung gehüllt betrachtet er sich als in reichste Roben gekleidet. Er ist zufrieden mit Nahrung, die gerade so sein Leben erhält. Solch ein Mensch lebt im Walde, obwohl er in einem Dorf wohnt. www.mahabharata.pushpak.de - 149 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

Ashtaka sagte:<br />

Oh belehre mich, worüber ich dich befrage, denn ich habe meine Zweifel. Tritt ein Wesen,<br />

welches die menschliche Gestalt erhielt, in seiner eigenen Form in den Mutterleib ein o<strong>der</strong> in<br />

einer an<strong>der</strong>en? Wie erhält es seine bestimmte und sichtbare Form, mit Augen, Ohren und<br />

Bewußtsein? Oh erkläre mir das, denn du, oh Vater, bist vertraut mit den Taten und Worten<br />

<strong>der</strong> großen Wesen.<br />

Yayati antwortete:<br />

Gemäß <strong>der</strong> Verdienste <strong>der</strong> eigenen Taten wird das Wesen, welches in subtiler Form dem<br />

Sperma innewohnt und in den Mutterleib gelangt, von atmosphärischen Kräften zum<br />

Zwecke <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt angezogen. Dann entwickelt es sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit, wird erst<br />

zum Embryo und dann zum sichtbaren, physischen Organismus. Außerhalb des<br />

Mutterleibes wird es sich allmählich seiner Existenz als Mensch bewußt. Mit den Ohren<br />

erspürt es die Klänge, mit den Augen Form und Farbe, mit <strong>der</strong> Nase Gerüche, mit <strong>der</strong> Zunge<br />

Geschmack, mit seinem ganzen Körper Berührung und mit seinem Geist Gedanken. So<br />

entwickelt sich <strong>der</strong> grobe und sichtbare Körper aus <strong>der</strong> subtilen Essenz, oh Ashtaka.<br />

Ashtaka fragte erneut:<br />

Nach dem Tode wird <strong>der</strong> Körper verbrannt, vergraben o<strong>der</strong> auf an<strong>der</strong>e Weise zerstört. Nach<br />

solcher Auflösung bleibt nichts übrig. Durch welches Prinzip wird er wie<strong>der</strong> belebt?<br />

Darauf sprach Yayati:<br />

Oh du Löwe unter den Königen, <strong>der</strong> tote Mensch nimmt eine subtile Form an und bewahrt<br />

das Bewußtsein über seine Taten wie in einem Traum. Dann tritt er schneller als Luft in eine<br />

an<strong>der</strong>e Form ein. Die Tugendhaften kommen in eine höhere, die Lasterhaften in eine nie<strong>der</strong>e<br />

Form <strong>der</strong> Existenz, wie Würmer o<strong>der</strong> Insekten. Dazu ist nicht mehr dazu zu sagen, oh du mit<br />

<strong>der</strong> reinen und großen Seele. Ich habe dir erklärt, wie alle Wesen als Zweifüßler, Vierfüßler,<br />

Sechsfüßler und so weiter geboren werden, nachdem sie sich zum Embryo entwickelt haben.<br />

Was willst du mich noch fragen?<br />

Ashtaka fragte:<br />

Wie, oh Vater, gelangen die Menschen zu jenen höheren Regionen, von denen es keine<br />

Rückkehr zum irdischen Leben mehr gibt? Geschieht dies durch Askese o<strong>der</strong> Wissen? Wie<br />

kann man nach und nach die seligen Regionen erreichen? Erkläre es mir ausführlich.<br />

Yayati entgegnete:<br />

Die Weisen sagen, daß es sieben Tore gibt, durch welche die Erlaubnis für den Eintritt in den<br />

Himmel erlangt werden kann: Askese, Gaben, Stille des Geistes, Selbstbeherrschung,<br />

Ehrlichkeit, Einfachheit und Freundlichkeit zu allen Wesen. Die Weisen sagen auch, daß man<br />

all dies verliert, wenn man eitel ist. Der Mann, <strong>der</strong> Wissen erlangt hat und sich gelehrt dünkt<br />

o<strong>der</strong> mit seiner Gelehrtheit den Ruf an<strong>der</strong>er zerstört, gelangt niemals in die Bereiche<br />

unzerstörbarer Glückseligkeit. <strong>Das</strong> Wissen allein befähigt den Besitzer noch nicht, zu<br />

Brahma zu gelangen. Aber Studium, Schweigegelübde, Verehrung vor dem Feuer und Opfer<br />

vermin<strong>der</strong>n die Angst. Doch wenn diese vier mit Eitelkeit vermischt werden, verursachen sie<br />

Angst, anstatt sie zu vernichten. Die Weisen sollten niemals frohlocken, wenn sie Ehren<br />

empfangen, o<strong>der</strong> sich um Beleidigungen bekümmern. Denn nur die Weisen ehren die<br />

Weisen, und die Gemeinen handeln niemals wie die Tugendhaften. Ich habe so und so viel<br />

weggegeben, so viele Opfer durchgeführt, so viel studiert, so viele Gelübde befolgt - solche<br />

Eitelkeit ist die Wurzel von Angst. Daher vertiefe dich nicht in diese Gefühle. Die Gelehrten,<br />

die als ihre Hilfe das unverän<strong>der</strong>liche und unfaßbare Brahma allein annehmen, welches<br />

allseits Segen über so Tugendhafte wie dich ausschüttet, erfreuen sich an vollkommenem<br />

Frieden hier und später.<br />

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