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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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sie sogar die Kin<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er auf ihren Schoß, schnuppern an ihren Köpfen und sind<br />

glücklich. Du weißt, daß die Brahmanen zur Geburtszeremonie eines Kindes folgendes<br />

vedische Mantra wie<strong>der</strong>holt aufsagen: „Du, mein Sohn, bist aus meinem Körper geboren. Du<br />

kommst aus meinem Herzen. Du bist ich in Gestalt meines Sohnes. Lebe für hun<strong>der</strong>t Jahre.<br />

Mein Leben und die Fortführung meiner Familie hängen von dir ab. Daher, mein Sohn, lebe<br />

glücklich für hun<strong>der</strong>t Jahre.“ Er kommt aus deinem Körper. Er ist dein zweites Wesen. Sieh<br />

dich selbst in deinem eigenen Sohn, wie du dein Bild im klaren See erblickst. So wie das<br />

Opferfeuer aus dem Feuer des Hauses entfacht wird, so stammt dieser hier von dir. Als<br />

einer, hast du dich selbst geteilt..<br />

Als du auf <strong>der</strong> Jagd warst, da kamst du zu mir, als ich eine Jungfrau in <strong>der</strong> Einsiedelei<br />

meines Vaters war. Urvasi, Purvachitti, Sahajanya, Menaka, Viswachi und Ghritachi, dies<br />

sind die ersten sechs Apsaras. Unter ihnen ist die gefeierte Brahmageborene, Menaka, die<br />

Beste. Sie stieg vom Himmel herab, vereinte sich mit Vishvamitra und brachte mich in einem<br />

Tal des Himalaya zur Welt. Ohne jegliche Zuneigung ließ sie mich zurück, als ob ich<br />

irgendeines An<strong>der</strong>en Kind wäre. Welche Sünde muß ich in einem früheren Leben begangen<br />

haben, daß meine Eltern mich als Neugeborene verstießen? Und nun verstößt auch du mich.<br />

Ich bin bereit zur Einsiedelei meines Vaters zurückzukehren, wenn du mich verläßt. Doch es<br />

ist nicht recht, daß du deinen eigenen Sohn verstößt.<br />

Dushmanta hörte all dies und sprach:<br />

Oh Shakuntala, ich weiß nichts davon, daß ich dieses Kind mit dir zeugte. Frauen sprechen<br />

generell die Unwahrheit. Wer soll deinen Worten glauben? Die lüsterne Menaka ist deine<br />

Mutter. Weil sie dich nicht liebte, ließ sie dich im Himalaya zurück, wie man die Blumen<br />

wegwirft, wenn das Opfer für die Götter vorüber ist. Und dein lustvoller Vater Vishvamitra,<br />

<strong>der</strong> frühere Kshatriya, <strong>der</strong> geneigt war, ein Brahmane zu werden, hatte auch keine<br />

Zuneigung für dich. Du sagst, deine Mutter ist die Erste <strong>der</strong> Apsaras und dein Vater <strong>der</strong><br />

Erste <strong>der</strong> Rishis. Wenn du ihre Tochter bist, warum sprichst du dann wie eine unanständige<br />

Frau? Deine Worte verdienen keinen Glauben. Schämst du dich nicht, so zu sprechen? Und<br />

das vor mir? Geh fort, hinterhältige Frau in <strong>der</strong> Verkleidung einer Asketin. Wo ist jetzt <strong>der</strong><br />

große Rishi Vishvamitra? Und wo ist die Apsara Menaka? Und wer bist du, so niedrig und<br />

vortäuschend, du wärst eine Asketin? Dein Kind ist viel zu groß gewachsen. Du sagst, er ist<br />

nur ein Junge. Doch er ist sehr stark. Wie konnte er so schnell wie <strong>der</strong> Keim eines Salbaumes<br />

wachsen? Deine Geburt ist niedrig und du sprichst wie eine unanständige Frau. Lüstern<br />

wurdest du von Menaka empfangen. Oh du Frau in <strong>der</strong> Verkleidung einer Asketin, alles,<br />

was du gesagt hast, ist mir unbekannt. Ich kenne dich nicht. Geh, wohin es dir beliebt.<br />

Shakuntala erwi<strong>der</strong>te:<br />

Du siehst, oh König, die Fehler an<strong>der</strong>er und seien sie auch noch so klein wie ein Senfsamen.<br />

Doch deine eigenen Mängel siehst du nicht, und wären sie auch so groß wie eine Vilwa<br />

Frucht. Menaka ist eine Himmlische, ja, sie wird sogar als die Beste <strong>der</strong> Himmlischen<br />

angesehen. Oh Dushmanta, meine Geburt ist viel edler als die deine. Du läufst über die Erde,<br />

oh König, doch ich durchwan<strong>der</strong>e die Himmel. Beachte, daß <strong>der</strong> Unterschied zwischen uns<br />

so groß ist wie zwischen einem Senfkorn und dem Berg Meru. Beachte meine Kraft, oh<br />

König. Ich kann mich in die Regionen Indras, Kuveras, Yamas und Varunas begeben. Oh du<br />

Sündenloser, es gibt ein wahres Sprichwort, welches ich dir jetzt sagen werde. Nicht, weil ich<br />

dir Böses will, nur als Beispiel. Daher ist es an dir, mir dieses Wort zu verzeihen, nachdem<br />

du es vernommen hast: Eine häßliche Person meint, sie wäre schöner als an<strong>der</strong>e, bis man ihr<br />

einen Spiegel vorhält. Erst dann erkennt sie den Unterschied zwischen sich und an<strong>der</strong>en.<br />

Wer wirklich schön ist, verspottet niemals an<strong>der</strong>e. Wer ständig Böses spricht, wird zum<br />

Verleum<strong>der</strong>. Wie das Schwein immer Staub und Schmutz anzieht, auch wenn es inmitten<br />

eines Blumengartens ist, so wählen die Gemeinen immer das Böse aus dem Gemisch von Gut<br />

und Böse, was an<strong>der</strong>e sprechen. Doch die Weisen hören beides in <strong>der</strong> Rede <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en und<br />

nähren sich nur vom Guten, wie sich <strong>der</strong> Hamsa (mystischer Vogel) immer die Milch<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 125 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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