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Leerstand von Wohngebäuden in ländlichen Räumen

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E<strong>in</strong>leitung<br />

(Annette Spellerberg, Harald Spehl)<br />

Seit Jahren wird <strong>in</strong> Deutschland über die Folgen des demographischen Wandels diskutiert.<br />

Die damit verbundene Alterung der Bevölkerung, der absolute Bevölkerungsrückgang und die<br />

zunehmende Bedeutung <strong>von</strong> Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d vielfach behandelt<br />

worden, oft ohne dass die nötigen Konsequenzen gezogen werden.<br />

Im Rahmen der Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft (LAG) Hessen/Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz/Saarland der<br />

Akademie für Raumforschung und Landesplanung hat sich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe mit e<strong>in</strong>em<br />

Aspekt dieser Entwicklung beschäftigt, der bislang <strong>in</strong> der Diskussion kaum e<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielt: die Zunahme <strong>von</strong> Wohnungs- und Gebäudeleerständen im ländlichen Raum. Während<br />

die mit Wohnungsleerständen verbundenen Probleme <strong>in</strong> Ostdeutschland schon seit längerer<br />

Zeit deutlich geworden s<strong>in</strong>d und v. a. im Geschosswohnungsbau auch zu politischen Reaktionen<br />

geführt haben, s<strong>in</strong>d die damit verbundenen Fragen <strong>in</strong> Westdeutschland noch kaum behandelt.<br />

Wir gehen da<strong>von</strong> aus, dass <strong>in</strong> den kommenden Jahren im ländlichen Raum West- wie<br />

Ostdeutschlands zunehmend Leerstände <strong>von</strong> Wohngebäuden auftreten werden, dies gilt v. a.<br />

für den Bereich der E<strong>in</strong>- und Zweifamilienhäuser <strong>in</strong> den Dörfern. Diese Entwicklung wird<br />

regional sehr differenziert e<strong>in</strong>treten.<br />

Weite Teile des LAG-Gebietes Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Saarland,Hessen s<strong>in</strong>d ländlich geprägt und<br />

e<strong>in</strong> erheblicher Bevölkerungsanteil lebt <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>den. Da jedes Bundesland e<strong>in</strong>e eigene<br />

Bestimmung und Abgrenzung vom ländlichen Raum aufstellt, wobei die Landesplanung<br />

im Saarland ganz ohne diese Kategorie auskommt, folgen wir hier e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>eren Def<strong>in</strong>ition<br />

<strong>von</strong> dünn besiedelten Räumen mit weniger als 150 E<strong>in</strong>wohnern/km 2 . Der ländliche Raum<br />

stellt sich dabei sehr heterogen dar, je nach Nähe zu Agglomerationen und Städten, dem Anteil<br />

<strong>von</strong> Zentren, der Wirtschaftskraft oder der topographischen Situation.<br />

Die Entwicklung <strong>von</strong> Dörfern ist v. a. <strong>in</strong> peripheren Lagen durch den demographischen<br />

Wandel, durch Wegzug der jüngeren Generation, Altern der Bevölkerung und wirtschaftliche<br />

Schwäche bedroht. Probleme zeigen sich <strong>in</strong> der Nahversorgung, der Infrastruktur, beim sozialen<br />

Leben und nicht zuletzt auf dem Immobilienmarkt. Leerstände s<strong>in</strong>d vere<strong>in</strong>zelt zu beobachten<br />

und drohen zu e<strong>in</strong>em umfangreicheren Gefährdungspotenzial für die dörfliche Entwicklung<br />

zu werden. Sobald die Sterberaten die Geburten überwiegen, ke<strong>in</strong>e Zuwanderung stattf<strong>in</strong>det<br />

und die unbewohnten Immobilien am Markt nicht nachgefragt werden, stellt sich das<br />

Problem des <strong>Leerstand</strong>s <strong>von</strong> Wohngebäuden <strong>in</strong> verschärfter Form. Betroffen s<strong>in</strong>d dabei nicht<br />

nur periphere ländliche Regionen, sondern auch spezifische Ortsteile <strong>in</strong> stagnierenden oder<br />

auch boomenden Geme<strong>in</strong>den, d. h. <strong>in</strong>sbesondere Wohngebiete der 50er bis 70er Jahre, <strong>in</strong> denen<br />

die Menschen <strong>in</strong> ihren Häusern gealtert s<strong>in</strong>d.<br />

Alle<strong>in</strong> aus strukturellen Gründen werden mehr Immobilien angeboten, als Nachfrage zu<br />

erwarten ist: Die vererbende Großelterngeneration ist umfangreicher als die Enkelgeneration,<br />

wobei die K<strong>in</strong>dergeneration, die i. d. R. älter als 50 Jahre ist, versorgt ist. Eigene K<strong>in</strong>der<br />

kommen als selbstnutzende Eigentümer auch deshalb kaum noch <strong>in</strong> Betracht, weil sie häufig<br />

nicht am Ort leben. Und <strong>in</strong> der Generation der Enkel f<strong>in</strong>det die Eigentumsbildung aufgrund<br />

<strong>von</strong> kurzfristigen Arbeitsverträgen, Zentrenaff<strong>in</strong>ität der Wirtschaft, Mobilitätserfordernissen<br />

und Energiesensibilität zunehmend seltener <strong>in</strong> den Dörfern der Großeltern statt. Sofern e<strong>in</strong><br />

ländlicher Standort gewählt wird, werden häufig Neubauten bevorzugt, denn die Bestandsimmobilien<br />

erfordern e<strong>in</strong> hohes Ausmaß an Um- und Anbauten, Modernisierungen und<br />

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