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Leerstand von Wohngebäuden in ländlichen Räumen

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6 Wertänderungen (Wolfgang Horbach)<br />

6.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Gebäudeleerstände s<strong>in</strong>d grundsätzlich mit Wertm<strong>in</strong>derungen verbunden. Dies begründet sich<br />

<strong>in</strong> fehlender oder e<strong>in</strong>geschränkter Beaufsichtigung, Unterhaltung, Instandsetzung sowie Beheizung<br />

und führt zu s<strong>in</strong>kenden Gebäudewerten. Zusätzlich führt die Häufung <strong>von</strong> Leerständen<br />

über den damit e<strong>in</strong>hergehenden Verlust an Attraktivität zu Lageverschlechterungen oder<br />

teilweise gar zur Stigmatisierung ganzer Wohngebiete und damit auch zur M<strong>in</strong>derung der<br />

Bodenwerte. Diese s<strong>in</strong>d nicht auf die <strong>Leerstand</strong>sobjekte begrenzt, sondern wirken sich wie<br />

e<strong>in</strong>e Infektion auf alle Grundstücke <strong>in</strong> der näheren Umgebung negativ aus, auch wenn es sich<br />

um Gebäude mit vergleichsweise gutem Bauzustand handelt.<br />

Vorgenannte Probleme treten <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> peripheren, wirtschaftlich und demographisch<br />

schwierigen Gebieten mit ungünstigen Lageeigenschaften sowie bei Gebäuden mit<br />

baulichen und energetischen Mängeln auf.<br />

Der weitaus größere Teil der Immobiliennachfrager orientiert sich bei der Objektsuche an<br />

den eigenen Wohnpräferenzen: ruhige Lage im Grünen, aufgelockerte Bebauung, gute Verkehrsanb<strong>in</strong>dungen,<br />

gute Ausstattung. In e<strong>in</strong>em Immobilienmarkt mit Angebotsüberhang ist<br />

v. a. Wohnraum, der nicht den Bedürfnissen der Nachfrager entspricht, <strong>von</strong> <strong>Leerstand</strong> betroffen.<br />

Die allgeme<strong>in</strong>e Verunsicherung über mögliche Wertverluste <strong>in</strong>teressiert Eigentümer,<br />

Kommunen und die F<strong>in</strong>anzwirtschaft gleichermaßen. Für die Kreditwirtschaft gew<strong>in</strong>nt die<br />

Kenntnis über die „wahren“ Grundstückswerte“ immer mehr an Bedeutung. Zur Analyse und<br />

Folgenabschätzung <strong>von</strong> Wohnungsleerständen s<strong>in</strong>d vor diesem H<strong>in</strong>tergrund Angaben über<br />

Wertänderungen erforderlich. Für Wertermittlungen sowie zur Feststellung <strong>von</strong> Wertänderungen<br />

ist dabei grundsätzlich die Kenntnis der jeweiligen Objekte und somit e<strong>in</strong> <strong>Leerstand</strong>smonitor<strong>in</strong>g<br />

unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung.<br />

6.2 Bewertungsprobleme <strong>in</strong> Gebieten mit Gebäudeleerständen<br />

In den alten Ortskernen f<strong>in</strong>den kaum Immobilientransaktionen statt; es gibt kaum noch<br />

Marktgeschehen. Kauffälle zur Anwendung des Vergleichswertverfahrens stehen deshalb gar<br />

nicht oder nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em für die statistische Auswertung nötigen Umfang zur Verfügung.<br />

Bestehende Bodenrichtwerte s<strong>in</strong>d demnach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen nicht mehr marktgerecht.<br />

Das Sachwertverfahren (§§ 21–23 ImmoWertV) ist bei <strong>Leerstand</strong>sobjekten <strong>in</strong>folge unzureichender<br />

oder fehlender Marktanpassungsfaktoren (s. Kap. 6.3) nur e<strong>in</strong>geschränkt verwendbar.<br />

Das Ertragswertverfahren (§§ 17–20 ImmoWertV) stellt meist die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit dar,<br />

e<strong>in</strong> bebautes Grundstück zu bewerten. In se<strong>in</strong>er Anwendung kommt es aber auch hier zu<br />

Problemen:<br />

• Gebäude s<strong>in</strong>d teilweise nicht mehr voll belegt; struktureller <strong>Leerstand</strong> ist zentrales<br />

Wertmerkmal.<br />

• Die wirtschaftliche Restnutzungsdauer wird durch die <strong>Leerstand</strong>squote bee<strong>in</strong>flusst.<br />

• Auf die tabellierten Liegenschaftsz<strong>in</strong>ssätze, die unter der Bed<strong>in</strong>gung der Vollvermietung<br />

abgeleitet wurden, kann nicht ohne Weiteres zurückgegriffen werden.<br />

• Bei gezielt <strong>in</strong> Kauf genommener Verkürzung der Restnutzungsdauer s<strong>in</strong>d die<br />

Bewirtschaftungskosten u. U. wegen erheblicher E<strong>in</strong>schränkung der Instandhaltung zu<br />

reduzieren.<br />

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