Leerstand von Wohngebäuden in ländlichen Räumen

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Fluktuationsreserve, die nach einschlägigen Quellen zwischen 0,5 % und 5 % des Wohnungs- /Gebäudebestandes ausmacht. Für die Erfassung von Gebäudeleerständen kommen Methoden in Betracht wie die Informationsgewinnung aus: • dem Einwohnermelderegister, unter der Voraussetzung, dass Meldungen gewissenhaft durchgeführt wurden (nicht in allen Fällen zwingend, wie etwa bei in Deutschland stationiertem Militärpersonal); • dem Bereich der Ver- und Entsorgung von Grundstücken/Gebäuden; Frage nach den örtlich (nahezu) ausnahmslos üblichen und in Bezug auf Gebäudeleerstände einschlägigen Dienstleitungen wie Müllentsorgung (Vorhandensein von Mülltonnen?), Wasserversorgung (Wasserzähler?) oder Elektrizitätsversorgung (Stromzähler?); • Ortskenntnissen, Ortskundigkeit und Ortsbegehungen. Auch Banken, Kreditinstitute, Grundstücksmakler und Versicherungen besitzen relevante Informationen über Gebäudeleerstände. Diese sind jedoch auf den Geschäftsbereich der jeweiligen grundstücksbezogenen Aktivitäten beschränkt und liefern deshalb kein räumlich umfassendes und lückenloses Bild, ganz abgesehen davon, dass man hinsichtlich der Preisgabe von Informationen aus verständlichen Gründen mit großen Vorbehalten zu rechnen hätte. Örtliche Gutachterausschüsse besitzen in ihrer Funktion als öffentliche Einrichtung zwar sehr genaue Kenntnisse über das Geschehen am örtlichen Grundstücksmarkt, die Erfassung und Bewertung von Gebäudeleerständen in flächendeckender Weise gehört jedoch nicht zu den Aufgaben dieser Ausschüsse. Ebenso wenig liefern Liegenschaftskataster, Grundbuch oder Grundsteuerzahlungen Informationen darüber, ob ein Gebäude über längere Zeit unbewohnt ist. Inwieweit die im Landesgesetz über die Vermessung in Rheinland-Pfalz verankerte Verpflichtung, alle 3 Jahre die „tatsächliche Nutzung“ eines Gebäudes zu erheben, hier dienlich sein kann, wird noch abzuwarten sein (Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland- Pfalz 2008). Sollte diese Vorschrift auch die Nichtnutzung von Grundstücken und die Erfassung von Gebäudeleerständen mit einbeziehen, dann hätte sie durchaus auch das Potenzial zum Aufbau eines Monitoringsystems für Gebäudeleerstände. Weitere denkbare Möglichkeiten einen Gebäudeleerstand festzustellen, wie etwa ausbleibende Postzustellungen, Schornsteinfegerarbeiten o. Ä., liefern ebenfalls kein hinreichendes Bild über etwaige Gebäudeleerstände. Sie kommen als Indikatoren nicht in Betracht. Ein möglicherweise nicht zu unterschätzendes Problem bei der Erfassung stellen Zweitwohnungen dar, die über viele Monate hinweg leer stehen und dennoch als bewohnt zu betrachten sind. Dieser Fall wird hier nicht weiter thematisiert. Richten wir unsere weiteren Überlegungen nun auf die infrage kommenden Methoden zur Erfassung von Wohngebäudeleerständen und fragen nach den Möglichkeiten, ein auf längerfristige Beobachtungen angelegtes Monitoringsystem aufzubauen. Ein solches System sollte folgende Zwecke erfüllen: • Erfassung von Gebäudeleerständen innerhalb eines definierten bzw. abgegrenzten Gebietes im Zeitablauf, entweder kontinuierlich oder in regelmäßigen Zeitabständen; • Verlässlichkeit und Vollständigkeit der Daten, die ein zutreffendes Bild liefern; • Visualisierung der Informationen in einer geobezogenen Darstellung, auch hier entweder im Zeitkontinuum oder in einer Aufeinanderfolge regelmäßiger Zeitpunkte; 30

• Aggregierung der Daten über einzelne Gebietsteile mit dem Ziel der Datenanonymisierung, insbesondere mit Blick auf Persönlichkeitsschutz aufgrund ethischer und datenschutzrechtlicher Erwägungen. In der nachfolgenden Zusammenstellung werden die wichtigsten Methoden zur Erfassung von Gebäudeleerständen erläutert. Dabei wird auch Bezug genommen auf die Ergebnisse eines von Studierenden der Raumplanung bearbeiteten Großen Studienprojekts an der TU Kaiserslautern, das an einer kleinen Gemeinde im Einzugsbereich von Kaiserslautern durchgeführt wurde (ergänzt um weitere Informationen in Kap. 8 dieses Bandes). Ortsbegehung Die Methode, durch regelmäßige Ortsbegehungen und über Ortskundigkeit Gebäudeleerstände zu erfassen, liefert zweifellos die genauesten Informationen. Das Verfahren ist allerdings bei der Vorgabe einer regelmäßigen Begehung recht aufwendig, in kleineren Gemeinden und Ortschaften jedoch durchaus praktikabel. Eine gewisse Unsicherheit durch die subjektive Wahrnehmung der erfassenden Person ist zwar nie ganz auszuschließen, jedoch lassen sich Fehler bei der Erfassung durch gute Ortskenntnisse der Erfassungsperson (aus der Gemeindeverwaltung) sowie durch zusätzliche Befragungen vermindern. Eine Teilautomatisierung ist denkbar, wenn etwa neueste Techniken auf der Basis mobiler Erfassungsgeräte – beispielsweise Smartphones – verwendet werden. Auf diese Weise können auch unmittelbar Geocodierungen vorgenommen und die graphische Darstellung über die Kartensoftware des Mobilgeräts realisiert werden. Der Aufbau eines Monitoringsystems wäre danach über eine Zeitlayer-Organisation möglich. Vorteilhaft ist auch, dass zusätzliche Gebäudeinformationen – v. a. die Veränderung von Gebäudezuständen – synchron erfasst werden können. Ein Beispiel für die Anwendung der Ortsbegehungsmethode ist die saarländische Stadt Illingen. Dort werden Gebäudeleerstandsinformationen für das „Erste Kommunale Abrissprogramm“, das Teil des landesweiten MELanIE (Modellvorhaben zur Eindämmung des Landschaftsverbrauchs durch innerörtliche Entwicklung) ist – vorrangig durch Ortsbegehungen gewonnen. Haushaltgenerierungsverfahren Die Erfassung von Gebäudeleerständen kann auch über ein Haushaltgenerierungsverfahren (HHGen) erfolgen. Da Einwohnermelderegister keine direkt abrufbaren Angaben über Haushalte – und die damit verknüpfte Tatsache eines etwaigen Gebäudeleerstands – enthalten, kann versucht werden, auf indirektem Wege aus den Personendaten Hinweise auf das Zusammenleben von Personen in Haushalten zu gewinnen. Die Verfahren der „Haushaltgenerierung“ sortieren die vorhandenen Daten und gruppieren an ein und derselben Wohnadresse gemeldete Personen aufgrund von Merkmalsvergleichen zu Haushalten. Die auf diese Weise zusammengeführten Personen entsprechen dann dem Typ des „Wohnhaushaltes“. Das HHGen basiert auf dem vom Verbund Kommunales Statistisches Informationssystem (KO- SIS-Verbund) entwickelten Projekt „Wohnungsmarktbeobachtung“ mit einer in diesem Zusammenhang entwickelten (kostengünstigen) Software zur Haushaltgenerierung aus Meldedaten. 8 Ob die technische Handhabung eines solchen Systems für kleinere Gemeinden im ländlichen Raum den Aufwand rechtfertigt, wäre allerdings noch genauer zu prüfen. Gebäudeleerstände können über das HHGen aus der Differenz zwischen Wohnungsbestand und Zahl der geschätzten Haushalte ermittelt werden. Die Leerstandserhebung ist zu jedem beliebigen Stichtag möglich, sodass die Methode regelmäßig und kontinuierlich anwendbar ist. Allerdings können auch Datenverzerrungen auftreten. Das Einwohnermelderegister zeigt 8 www.staedte statistik.de/hhstat.html 31

• Aggregierung der Daten über e<strong>in</strong>zelne Gebietsteile mit dem Ziel der Datenanonymisierung,<br />

<strong>in</strong>sbesondere mit Blick auf Persönlichkeitsschutz aufgrund ethischer und datenschutzrechtlicher<br />

Erwägungen.<br />

In der nachfolgenden Zusammenstellung werden die wichtigsten Methoden zur Erfassung<br />

<strong>von</strong> Gebäudeleerständen erläutert. Dabei wird auch Bezug genommen auf die Ergebnisse e<strong>in</strong>es<br />

<strong>von</strong> Studierenden der Raumplanung bearbeiteten Großen Studienprojekts an der TU Kaiserslautern,<br />

das an e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>de im E<strong>in</strong>zugsbereich <strong>von</strong> Kaiserslautern durchgeführt<br />

wurde (ergänzt um weitere Informationen <strong>in</strong> Kap. 8 dieses Bandes).<br />

Ortsbegehung<br />

Die Methode, durch regelmäßige Ortsbegehungen und über Ortskundigkeit Gebäudeleerstände<br />

zu erfassen, liefert zweifellos die genauesten Informationen. Das Verfahren ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

bei der Vorgabe e<strong>in</strong>er regelmäßigen Begehung recht aufwendig, <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Geme<strong>in</strong>den und<br />

Ortschaften jedoch durchaus praktikabel. E<strong>in</strong>e gewisse Unsicherheit durch die subjektive<br />

Wahrnehmung der erfassenden Person ist zwar nie ganz auszuschließen, jedoch lassen sich<br />

Fehler bei der Erfassung durch gute Ortskenntnisse der Erfassungsperson (aus der Geme<strong>in</strong>deverwaltung)<br />

sowie durch zusätzliche Befragungen verm<strong>in</strong>dern. E<strong>in</strong>e Teilautomatisierung ist<br />

denkbar, wenn etwa neueste Techniken auf der Basis mobiler Erfassungsgeräte – beispielsweise<br />

Smartphones – verwendet werden. Auf diese Weise können auch unmittelbar Geocodierungen<br />

vorgenommen und die graphische Darstellung über die Kartensoftware des Mobilgeräts<br />

realisiert werden. Der Aufbau e<strong>in</strong>es Monitor<strong>in</strong>gsystems wäre danach über e<strong>in</strong>e Zeitlayer-Organisation<br />

möglich. Vorteilhaft ist auch, dass zusätzliche Gebäude<strong>in</strong>formationen – v. a.<br />

die Veränderung <strong>von</strong> Gebäudezuständen – synchron erfasst werden können.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für die Anwendung der Ortsbegehungsmethode ist die saarländische Stadt Ill<strong>in</strong>gen.<br />

Dort werden Gebäudeleerstands<strong>in</strong>formationen für das „Erste Kommunale Abrissprogramm“,<br />

das Teil des landesweiten MELanIE (Modellvorhaben zur E<strong>in</strong>dämmung des Landschaftsverbrauchs<br />

durch <strong>in</strong>nerörtliche Entwicklung) ist – vorrangig durch Ortsbegehungen<br />

gewonnen.<br />

Haushaltgenerierungsverfahren<br />

Die Erfassung <strong>von</strong> Gebäudeleerständen kann auch über e<strong>in</strong> Haushaltgenerierungsverfahren<br />

(HHGen) erfolgen. Da E<strong>in</strong>wohnermelderegister ke<strong>in</strong>e direkt abrufbaren Angaben über Haushalte<br />

– und die damit verknüpfte Tatsache e<strong>in</strong>es etwaigen Gebäudeleerstands – enthalten,<br />

kann versucht werden, auf <strong>in</strong>direktem Wege aus den Personendaten H<strong>in</strong>weise auf das Zusammenleben<br />

<strong>von</strong> Personen <strong>in</strong> Haushalten zu gew<strong>in</strong>nen. Die Verfahren der „Haushaltgenerierung“<br />

sortieren die vorhandenen Daten und gruppieren an e<strong>in</strong> und derselben Wohnadresse<br />

gemeldete Personen aufgrund <strong>von</strong> Merkmalsvergleichen zu Haushalten. Die auf diese Weise<br />

zusammengeführten Personen entsprechen dann dem Typ des „Wohnhaushaltes“. Das<br />

HHGen basiert auf dem vom Verbund Kommunales Statistisches Informationssystem (KO-<br />

SIS-Verbund) entwickelten Projekt „Wohnungsmarktbeobachtung“ mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

entwickelten (kostengünstigen) Software zur Haushaltgenerierung aus Meldedaten.<br />

8 Ob die technische Handhabung e<strong>in</strong>es solchen Systems für kle<strong>in</strong>ere Geme<strong>in</strong>den im ländlichen<br />

Raum den Aufwand rechtfertigt, wäre allerd<strong>in</strong>gs noch genauer zu prüfen.<br />

Gebäudeleerstände können über das HHGen aus der Differenz zwischen Wohnungsbestand<br />

und Zahl der geschätzten Haushalte ermittelt werden. Die <strong>Leerstand</strong>serhebung ist zu jedem<br />

beliebigen Stichtag möglich, sodass die Methode regelmäßig und kont<strong>in</strong>uierlich anwendbar<br />

ist. Allerd<strong>in</strong>gs können auch Datenverzerrungen auftreten. Das E<strong>in</strong>wohnermelderegister zeigt<br />

8 www.staedte statistik.de/hhstat.html<br />

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