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Leerstand von Wohngebäuden in ländlichen Räumen

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Bereich der räumlichen Planung Anknüpfungsmöglichkeiten bieten. Grundsätzlich lässt sich<br />

die Aussage treffen, dass die meisten mit Gebäudeleerständen im Zusammenhang stehenden<br />

Erfassungsmethoden mit dem Ziel angewandt werden, letztendlich e<strong>in</strong>e unmittelbare Vermarktung<br />

der betreffenden Objekte zu bewirken oder e<strong>in</strong>e Marktbere<strong>in</strong>igung herbeizuführen.<br />

<strong>Leerstand</strong>skataster und Gebäudebörsen<br />

E<strong>in</strong>e der wohl wichtigsten Methoden zur Erfassung <strong>von</strong> Gebäudeleerständen ist der Aufbau<br />

und die regelmäßige Fortschreibung e<strong>in</strong>es sog. <strong>Leerstand</strong>skatasters. Dabei handelt es sich um<br />

e<strong>in</strong>e Liste bzw. e<strong>in</strong> Register, <strong>in</strong> dem die Gebäudeleerstände verzeichnet s<strong>in</strong>d, meist ergänzt<br />

um entsprechendes Kartenmaterial zur übersichtlichen räumlichen Lokalisierung der Objekte.<br />

In den meisten Fällen dienen <strong>Leerstand</strong>skataster der unmittelbaren Vermarktung, so als wäre<br />

das Problem der Gebäudeleerstände alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Problem der unzulänglichen Immobilienmarktzuführung.<br />

Die entsprechenden Namensgebungen machen dies deutlich. So hat sich etwa die Projektgruppe<br />

„<strong>Leerstand</strong>skataster und Vermittlungsbörse“ des Instituts für Ländliche Strukturforschung<br />

der Region Lahn-Taunus zur Aufgabe gemacht, „Leerstände transparent zu machen<br />

(...) sowie e<strong>in</strong>e gezielte Aktivierung <strong>von</strong> Leerständen z. B. durch Gebäudebörsen“ herbeizuführen.<br />

Auch die landesweite „Gebäudebörse“ <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, organisiert durch das Innenm<strong>in</strong>isterium,<br />

dient dem Zweck der Gebäudeleerstandsaktivierung über das Internet. 1<br />

E<strong>in</strong>en anderen Weg hat die Stadt Ill<strong>in</strong>gen im Saarland e<strong>in</strong>geschlagen, die offensiv mit der<br />

Gebäudeleerstandsproblematik umgeht und sich e<strong>in</strong>er realistischen Lösung zugewandt hat:<br />

E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> das landesweite „Modellvorhaben zur E<strong>in</strong>dämmung des Landschaftsverbrauchs<br />

durch <strong>in</strong>nerörtliche Entwicklung“ (MELanIE) gibt es <strong>in</strong> Ill<strong>in</strong>gen zwecks Marktbere<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong><br />

kommunales Abrissprogramm auf der Basis e<strong>in</strong>es <strong>Leerstand</strong>skatasters. 2<br />

E<strong>in</strong> ebenfalls naheliegender Gedanke wäre, über e<strong>in</strong> <strong>Leerstand</strong>skataster h<strong>in</strong>ausgehend e<strong>in</strong><br />

Kataster zu erstellen, das als e<strong>in</strong>e prognostische Komponente auch die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des<br />

E<strong>in</strong>tritts <strong>von</strong> möglichen <strong>Leerstand</strong>sfällen be<strong>in</strong>haltet. Hierzu liegen jedoch weder Methodenansätze<br />

noch anderweitige Erfahrungen vor. Auch mag es planungsethisch begründete Bedenken<br />

geben, die später <strong>in</strong> diesem Beitrag noch zu erörtern se<strong>in</strong> werden.<br />

Erfassung der Realnutzung <strong>von</strong> Gebäuden<br />

Ende der 1980er und zu Beg<strong>in</strong>n der 1990er Jahre erarbeitete die Landeshauptstadt München<br />

mit dem „Kommunalen Planungs<strong>in</strong>formations- und Analyse-System“ – KOMPAS – e<strong>in</strong>en<br />

wegweisenden Ansatz, um die reale Nutzung <strong>von</strong> Gebäuden differenziert zu erfassen, statistisch<br />

aufzubereiten und kartographisch darzustellen. Das Ergebnis war e<strong>in</strong>e aus Kreissektorendiagrammen<br />

(„Kuchengraphik“) bestehende Themenkarte, bei der die Kreisgrößen die Gesamtnutzfläche<br />

der Gebäude und die Kreissektoren die Flächenanteile für verschiedene Nutzungsarten<br />

repräsentierten. E<strong>in</strong>e Kategorie „Gebäudeleerstand“, <strong>in</strong> München damals unter<br />

enormen Wachstumsbed<strong>in</strong>gungen sicher irrelevant, war allerd<strong>in</strong>gs nicht vorgesehen.<br />

Mit der Entwicklung <strong>von</strong> KOMPAS war die Intention verbunden, e<strong>in</strong> auf Gebäude bezogenes<br />

Beobachtungssystem aufzubauen, um im Zeitverlauf Nutzungsänderungen im Bestand<br />

festzustellen. Allmähliche Häufungen <strong>von</strong> Nutzungsänderungen – etwa die Umwandlung <strong>von</strong><br />

Wohnraum <strong>in</strong> gewerblich genutzte Flächen – lassen sich auf diese Art feststellen und etwaige<br />

Gegenmaßnahmen können beispielsweise im Rahmen der Bauleitplanung ergriffen werden.<br />

E<strong>in</strong>e Erweiterung dieses Systems um die Erfassungsrubrik „Gebäudeleerstand“ wäre mühelos<br />

1 http://www.ism.rlp.de/gebaeudeboerse/<br />

2 www.saarland.de/5113.htm; www.ill<strong>in</strong>gen2030.de<br />

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