Leerstand von Wohngebäuden in ländlichen Räumen

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Wohnungsmarktprognosen für Rheinland-Pfalz In den Jahren 2002 und 2004 hat das statistische Landesamt Rheinland-Pfalz eine erste Bevölkerungsvorausberechnung bis zum Jahr 2050 für das Land Rheinland-Pfalz in zwei Bänden vorgelegt. In Band I wurde der Einfluss unterschiedlicher Geburtenraten, Lebenserwartungen und Wanderungsannahmen auf die Entwicklung der Bevölkerungszahl und -struktur vorausberechnet. In Band II wurden auf dieser Grundlage Modellrechnungen über die möglichen Folgen für verschiedene Bereiche vorgelegt. Für die Arbeitsgruppe ist die Modellrechnung für den Wohnungsbedarf bis 2050 von Interesse (StLA 2004: 235 ff.) Ausgehend von einer Analyse des Verlaufs in den Jahren 1987 bis 2000 wird die zukünftige Entwicklung der Haushalte als Wohnungsnachfrager der Entwicklung des Wohnungsangebotes gegenübergestellt, daraus wird ein Angebotsüberschuss bzw. ein Nachfrageüberschuss errechnet. Dazu ist leider festzustellen, dass eine Prognose des Wohnungsleerstandes in der Modellrechnung nicht erfolgt. Es werden lediglich zwei Varianten gerechnet. In der einen wird eine „Fluktuationsreserve“ von 3 % des Wohnungsbestands, in der anderen eine „Wohnraumreserve“ von 7 % des Wohnungsbestandes angenommen. Diese Annahmen werden aus allgemeinen Überlegungen und anderen Untersuchungen abgeleitet, dabei wird nicht zwischen vorübergehenden und endgültigen Leerständen unterschieden. Auch die Annahmen über den Abbruch von Wohngebäuden führen für die Arbeitsgruppe nicht weiter. Zudem ist die regionale Unterteilung in die fünf Planungsregionen sehr grob. Die Raumordnungsprognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) aus dem Jahr 2006 enthält ebenfalls eine Wohnungsmarktprognose. Das Modell ist wesentlich differenzierter als das vom Statistischen Landesamt Rheinland-Pfalz verwendete und wurde gegenüber früheren Berechnungen modifiziert (BBR 2006: 71 ff.). Die Prognose reicht bis zum Jahr 2020, die räumliche Aufgliederung der Ergebnisse wird für Raumordnungsregionen und Kreise ausgewiesen. Hinsichtlich der für die Fragestellung der Arbeitgruppe wichtigen Determinante der Wohnungsnachfrage „Alter kombiniert mit Haushaltstyp“ kommt das BBR zu folgenden Ergebnissen: Ältere Haushalte bleiben überwiegend in den relativ großen Wohnungen, die in der Familienphase als Eigentumswohnungen gebaut wurden. Die Zahl der 1-Personenhaushalte in der Altersgruppe 65 bis 75 Jahre nimmt in der Zeit von 2005 bis 2020 bundesweit von 3,823 Mio. auf 3,746 Mio. und damit um 2,0 % ab. Die Zahl der Ein-Personenhaushalte in der Altersgruppe 75 und mehr Jahre nimmt von 2,193 Mio. im Jahr 2005 auf 2,648 Mio. im Jahr 2020 oder um 20,7 % zu. Das BBR prognostiziert für den Zeitraum 2005 bis 2020 in einigen Raumordnungsregionen eine rückläufige Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern. In unserem Gebiet gilt das für die ROR Saarland (BBR 2006: 88). Das BBSR hat zwar auch eine Prognose des Wohnungsleerstandes für die Raumordnungsregionen erstellt (BBR 2010; BBR 2006: 90). Diese Modellberechnung bezieht sich aber nur auf Mietwohnungen im Geschosswohnungsbestand. Für die Fragestellung der Arbeitsgruppe zeigt folgendes Zitat, dass weder inhaltlich noch methodisch auf diese Prognose zurückgegriffen werden kann: „Zu anderen Teilmärkten wie beispielsweise dem Ein- und Zweifamilienhaussegment werden keine Einstufungen vorgenommen, da zum einen zum heutigen Zeitpunkt keine deutlich negativen Entwicklungen festzustellen sind, zum anderen die künftige Entwicklung möglicherweise deutlicher von Präferenzverschiebungen der Haushalte abhängen wird. Diese sind jedoch in einem Prognosemodell mittlerer Komplexität nicht vorauszusagen.“ (BBR 2006: 91). 16

Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass weder die methodischen Ansätze noch die Ergebnisse der vorliegenden Modellrechnungen für eine regionale Prognose der Wohnungsleerstände im ländlichen Raum geeignet sind. 4 Saarland (Gerd-Rainer Damm) 4.1 Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung Das Saarland ist von den alten Ländern der Bundesrepublik am stärksten vom demographischen Wandel betroffen. Bereits seit Beginn der 1970er Jahre ist eine kontinuierliche Abnahme der Bevölkerung festzustellen. Diese wurde lediglich durch verstärkte Zuwanderung nach Öffnung der Grenzen im Osten, aufgrund der Bürgerkriegsflüchtlinge aus Südosteuropa sowie durch den Nachhalleffekt der geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre vorübergehend vom Ende der 1980er Jahre bis zum Beginn dieses Jahrhunderts unterbrochen (vgl. Abb. 4.1). Abb. 4.1: Entwicklung der Wohnbevölkerung im Saarland im Verhältnis zu den anderen deutschen Flächenländern 1961 bis 2007 Quelle: Statistisches Amt Saarland Wesentliche Ursache für die Bevölkerungsabnahme in der Vergangenheit, der Gegenwart und in der Zukunft war und ist eine negative natürliche Bevölkerungsentwicklung. Die Geburtenentwicklung seit dem 2. Weltkrieg verlief im Saarland zwar ähnlich wie in der Bundesrepublik insgesamt, weist jedoch einige länderspezifische Besonderheiten auf. Nach einem raschen Anstieg der Geburten nach dem 2. Weltkrieg wurde 1949 bereits das Vorkriegsniveau erreicht. In der Zeit bis 1961, den Wirtschaftswunder-Jahren, stieg die Zahl der Neugeburten um 20 %. Danach erfolgte durch den „Pillenknick“ ein rasches Ende der geburtenstarken Jahrgänge. Von 1963 mit einer Geburtenzahl von 21.000 Kindern bis 1973 mit weniger als 10.000 Kindern wurde die Geburtenzahl mehr als halbiert. Im Jahr 2008 kamen noch 7.100 Kinder im Saarland zur Welt. Lediglich Ende der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre war die 17

Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass weder die methodischen Ansätze noch<br />

die Ergebnisse der vorliegenden Modellrechnungen für e<strong>in</strong>e regionale Prognose der Wohnungsleerstände<br />

im ländlichen Raum geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

4 Saarland (Gerd-Ra<strong>in</strong>er Damm)<br />

4.1 Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung<br />

Das Saarland ist <strong>von</strong> den alten Ländern der Bundesrepublik am stärksten vom demographischen<br />

Wandel betroffen. Bereits seit Beg<strong>in</strong>n der 1970er Jahre ist e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Abnahme<br />

der Bevölkerung festzustellen. Diese wurde lediglich durch verstärkte Zuwanderung<br />

nach Öffnung der Grenzen im Osten, aufgrund der Bürgerkriegsflüchtl<strong>in</strong>ge aus Südosteuropa<br />

sowie durch den Nachhalleffekt der geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre vorübergehend<br />

vom Ende der 1980er Jahre bis zum Beg<strong>in</strong>n dieses Jahrhunderts unterbrochen (vgl. Abb.<br />

4.1).<br />

Abb. 4.1: Entwicklung der Wohnbevölkerung im Saarland im Verhältnis zu den anderen<br />

deutschen Flächenländern 1961 bis 2007<br />

Quelle: Statistisches Amt Saarland<br />

Wesentliche Ursache für die Bevölkerungsabnahme <strong>in</strong> der Vergangenheit, der Gegenwart<br />

und <strong>in</strong> der Zukunft war und ist e<strong>in</strong>e negative natürliche Bevölkerungsentwicklung. Die Geburtenentwicklung<br />

seit dem 2. Weltkrieg verlief im Saarland zwar ähnlich wie <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

<strong>in</strong>sgesamt, weist jedoch e<strong>in</strong>ige länderspezifische Besonderheiten auf. Nach e<strong>in</strong>em raschen<br />

Anstieg der Geburten nach dem 2. Weltkrieg wurde 1949 bereits das Vorkriegsniveau<br />

erreicht. In der Zeit bis 1961, den Wirtschaftswunder-Jahren, stieg die Zahl der Neugeburten<br />

um 20 %. Danach erfolgte durch den „Pillenknick“ e<strong>in</strong> rasches Ende der geburtenstarken<br />

Jahrgänge. Von 1963 mit e<strong>in</strong>er Geburtenzahl <strong>von</strong> 21.000 K<strong>in</strong>dern bis 1973 mit weniger als<br />

10.000 K<strong>in</strong>dern wurde die Geburtenzahl mehr als halbiert. Im Jahr 2008 kamen noch 7.100<br />

K<strong>in</strong>der im Saarland zur Welt. Lediglich Ende der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre war die<br />

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