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Konsumentenverhalten Informationsverarbeitung - TU Berlin

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<strong>Konsumentenverhalten</strong><br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong><br />

Sommersemester 2010<br />

<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, Lehrstuhl Marketing Prof. Dr. V. Trommsdorff, Sekr. WIL-B-3-1, Wilmersdorfer Straße 148, 10585 <strong>Berlin</strong><br />

Tel: +49.(0)30.314-29.922, Fax: +49.(0)30.314-22.664, E-Mail: marketing1@marketing-trommsdorff.de, Internet: www.marketing-trommsdorff.de<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff


Agenda<br />

• <strong>Informationsverarbeitung</strong><br />

• Assoziieren<br />

• Attribuieren<br />

• Bewerten und Entscheiden<br />

• Beeinflussende Kommunikation<br />

• Verständlichkeit<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 2


Assoziieren<br />

Assoziationen<br />

Definition<br />

Anwendung auf<br />

Markennamen<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

• Kognitive Erscheinungen, die auf Verknüpfungen von<br />

Gedächtnisspuren beruhen<br />

• Gleichzeitiges Bewusstwerden der Inhalte<br />

• Produktname als Assoziationsvermittler mit vorgesehenen<br />

Produkteigenschaften<br />

• Beachte bereits bestehende Assoziationen<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 3


Assoziieren<br />

Assoziation - Irradiation<br />

Wahrnehmung eines Produktmerkmals strahlt auf andere Merkmale umso mehr aus,<br />

Quelle: Bernt Spiegel 1970<br />

je diffuser die "beeinflusste“ (experimentell zu messende) Eigenschaft ist<br />

je weniger thematisiert die beeinflussende (experimentelle) Eigenschaft ist<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

je näher die beiden Eigenschaften miteinander assoziiert sind<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 4


Produkt-Duft unterstützt andere Produktmerkmale<br />

Scent research has focused primarily on the effects of ambient scent on consumer<br />

evaluations. What are the effects of product scent on consumer memories? For<br />

instance, if a pencil or a facial tissue is imbued with scent, recall for the brand's other<br />

attributes increases significantly, with the effects lasting as much as 2 weeks after<br />

exposure. Product scent is more effective than ambient scent at enhancing memory<br />

for product information. This may be because, with product (ambient) scent, scent-<br />

related associations are focused on a single object (are diffused across multiple<br />

objects) in the environment. In support, memory effects are driven by the number of<br />

product/scent-related associations stored in long-term memory. The results suggest<br />

that, although ambient scent has received the bulk of attention from researchers and<br />

managers in recent years, greater focus on product scent is warranted.<br />

(Krishna/Lwin/Morrin, Product Scent and Memory, JCR 37, June 2010)<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 5


Agenda<br />

• <strong>Informationsverarbeitung</strong><br />

• Assoziieren<br />

• Attribuieren<br />

• Bewerten und Entscheiden<br />

• Beeinflussende Kommunikation<br />

• Verständlichkeit<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 6


Attribuieren<br />

Attribution - Beispiele<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Ursachensuche für Entwicklungen aus dem Geschäftsbericht:<br />

Positives wird auf Leistungen zurückgeführt,<br />

Negatives auf Umstände wie Konjunktur<br />

Verbraucher ärgern sich über Produktfehler mehr, wenn sie meinen,<br />

der Anbieter hätte den Fehler vermeiden können;<br />

Beispiel Streichung eines Fluges<br />

(technischer Mangel / ökonomischer Verlust)<br />

Attribuiert ein Kunde die Flugverspätung auf einen stabilen Grund<br />

– z.B. eine dauerhafte Unterbesetzung mit Flugpersonal –<br />

so rechnet er für die Zukunft wieder mit Verspätungen<br />

und ist weniger bereit, wieder mit dieser Airline zu reisen.<br />

Eine Werbung mit der Aussage<br />

„Als Amerikaner engagiert man sich für Energieproblemlösungen“<br />

bewirkte mehr ökologisch bewussten Konsum<br />

als andere Anzeigen ohne ein solches "Labeling".<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 7


Attribuieren<br />

Wovon hängt es ab,<br />

wem oder was der Grund für z.B. eine gute Note zugeschrieben wird?<br />

Justin hat in der ABWL-Klausur eine 1,0 geschrieben<br />

K A E Z<br />

Persönliche<br />

Eigenschaft,<br />

Intelligenz,<br />

Können<br />

(konstante<br />

Personenattribution)<br />

Intensives<br />

Lernen,<br />

Besondere<br />

Anstrengung<br />

(variable<br />

Personenattribution)<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Aufgabenstellung<br />

war<br />

Einfach<br />

(konstante<br />

Situationsattribution)<br />

Kein definitiver<br />

Faktor,<br />

nur<br />

Zufall<br />

(variable<br />

Situationsattribution)<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 8


Attribuieren<br />

Attributionstheoretische Grundlagen<br />

Kurzdefinition<br />

Wenn<br />

Wovon hängt es ab,<br />

wie man attribuiert<br />

(z.B. auf eine Person<br />

oder ein Objekt)?<br />

Heider (1958)<br />

Wir entwickeln „causal beliefs“ so, dass<br />

sie nicht mit unserem belief-System in<br />

Widerspruch stehen.<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Attribution ist der Prozess, mit dem man auf Ursachen<br />

eigenen und / oder fremden Verhaltens schließt.<br />

Intervenierend<br />

Zuschreiben von<br />

persönlichen oder<br />

situativen Ursachen zu<br />

Beobachtungen<br />

(Anderer / sich selbst)<br />

Dann<br />

Welche Folgen für das<br />

Verhalten des<br />

Attributors hat<br />

unterschiedliches<br />

Attribuieren?<br />

Kelley (1967)<br />

Attribution = Ergebnis quasiexperimenteller<br />

subjektiver Beobachtungen von<br />

S-R-Beziehungen nach<br />

Objekten (distinct entities)<br />

Personen (consensus-Bedingung)<br />

Situationen (time / modality consistency)<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 9


Attribuieren<br />

Objekt-Attribution<br />

Definition<br />

Wenn über die Zeit und unterschiedliche Personen hinweg auf ein<br />

bestimmtes „Objekt“ (Stimulus) immer ein spezifisches Verhalten<br />

gezeigt wird, so wird dem Objekt die Ursache zugeschrieben.<br />

Objekt<br />

t4<br />

Zeit t3<br />

t2<br />

t1<br />

S1<br />

S2<br />

S3<br />

S4<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Person<br />

P1 P2 P3 P4<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 10


Attribuieren<br />

Personen-Attribution<br />

Definition<br />

Wenn über die Zeit und unterschiedliche Objekte hinweg eine bestimmte<br />

Person immer “besonderes” Verhalten zeigt, wird dieser Person<br />

– nicht der Situation (Zeit x Objekt) – die Ursache<br />

zugeschrieben.<br />

Objekt<br />

t4<br />

Zeit t3<br />

t2<br />

t1<br />

S1<br />

S2<br />

S3<br />

S4<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Person<br />

P1 P2 P3 P4<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 11


Attribuieren<br />

Kovarianzhypothesen nach Kelley:<br />

Wann und wie schreibt man einer Beobachtung eine Ursache zu?<br />

Theorienverfeinerung<br />

Konsensus<br />

Distinktheit<br />

Konsistenz<br />

1. Personen<br />

2. Stimuli/Objekt<br />

3. Umstände/Situationen/Zeiten<br />

hoch<br />

Alle Personen verhalten sich<br />

gleich.<br />

Das beobachtete Verhalten ist<br />

"bemerkenswert" unterscheidbar<br />

von anderen Personen (Objekten)<br />

und tritt nur bei dieser Person<br />

(Objekt) auf.<br />

Das beobachtete Verhalten tritt<br />

immer und unter verschiedenen<br />

Umständen auf.<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

gering<br />

Nur bestimmte Personen<br />

verhalten sich gleich.<br />

Das beobachtete Verhalten ist<br />

unabhängig von anderen<br />

Personen (Objekten).<br />

Das beobachtete Verhalten tritt<br />

nicht immer auf und ist von<br />

bestimmten Umständen<br />

abhängig.<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 12


Attribuieren<br />

Worin wird dann die Ursache gesucht?<br />

• Liegen alle drei Bedingungen vor, dann wahrscheinlich Objekt-Attribution.<br />

• Liegt nur Konsistenz vor, dann wahrscheinlich Personen-Attribution.<br />

• Liegt nur Distinktheit vor, weder Konsensus noch Konsistenz, dann<br />

wahrscheinlich Zufallsattribution.<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Attributionsarten<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 13


Attribuieren<br />

Attributionstypen nach Heider<br />

2. Attributionsergebnis<br />

Person<br />

Situation<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

1. Hypothesen zur Art (Locus) der Attribution:<br />

• Wenn geringe Einheitlichkeit (Konsistenz) und Situationsspezifität (Distinktheit),<br />

dann Personenattribution<br />

• Wenn die Fähigkeit der Person > Schwierigkeit der Aufgabe, dann Personenattribution<br />

wahrscheinlicher als Situationsattribution<br />

• Neigung: Person (Erfolg); Situation (Misserfolg)<br />

Konstant<br />

Können<br />

Einfach<br />

Variabel<br />

Anstrengung<br />

Zufall/Glück<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 14


Attribuieren<br />

Selbst-Attribution<br />

Kurzdefinition<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Man verhält sich wie ein externer Beobachter seiner selbst,<br />

indem man von situativen Beobachtungen des eigenen<br />

Verhaltens auf persönliche Dispositionen (Einstellungen,<br />

Stimmungen etc.) schließt.<br />

Anwendungen im Marketing, speziell beim Verkäuferverhalten<br />

Foot in the door<br />

Zustimmung zu einer kleinen Forderung<br />

erhöht die Wahrscheinlichkeit der<br />

Zustimmung zur eigentlichen Forderung<br />

Door in the face<br />

Ablehnung einer zu großen Forderung<br />

erhöht die Wahrscheinlichkeit der<br />

Zustimmung zur eigentlichen<br />

Forderung<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 15


Attribuieren<br />

Einstellungsänderung attributionstheoretisch erklärt:<br />

Attributionstypen nach Bem<br />

Abhängigkeit des künftigen Verhaltens<br />

von der Attribution der Ursachen<br />

gegenüber dem eigenen Verhalten<br />

ohne Belohnung<br />

Einstellung wird aus eigenem Verhalten<br />

gefolgert, sie wird dem Kauf<br />

zugeschrieben.<br />

Marketing-<br />

Folgerung<br />

Nach BEM werden Einstellungen selbst attribuiert.<br />

Man analysiert die Anreizbedingung und findet als Kausalerklärung:<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Einstellungen sind nicht ausgeprägt<br />

vorhanden, sondern werden<br />

attributionstheoretisch ad hoc gebildet<br />

mit Belohnung<br />

Das eigene Verhalten wird der<br />

Belohnung zugeschrieben, keine<br />

Einstellungsübernahme.<br />

• Vorsichtiges Stimulieren eines (Probe-)Kaufs<br />

• Unterstützen der Attribution des Kaufs auf die Einstellung<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 16


Attribuieren<br />

Marketinganwendung der Attributionstheorie I<br />

Grundsatz<br />

Beispiel<br />

Quelle: Settle & Golden 1974<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Werbung<br />

Gestaltung der Werbung so, dass die positive Aussage dem<br />

Produkt, nicht der Situation (Werbung) oder dem Kommunikator<br />

(Beeinflussung) zugeschrieben wird. Daher Testimonial-<br />

Werbung (eher mit Experten als mit Prominenten).<br />

Wenn Produktmerkmale differenziert, d.h. nicht ausschließlich<br />

„bestens“ dargestellt werden, schreiben Zielpersonen ihr eher<br />

Information als Beeinflussung zu.<br />

� Glaubwürdigkeit steigt<br />

� Einstellungswerte werden nicht schlechter<br />

Dieses Ergebnis begründet theoretisch einen Befund der<br />

Forschung zur beeinflussenden Kommunikation:<br />

Zweiseitige Argumentation überzeugt im Allgemeinen stärker als<br />

einseitige Argumentation.<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 17


Attribuieren<br />

Marketinganwendung der Attributionstheorie II<br />

Grundsatz<br />

Folge<br />

Quelle: Swinyard & Ray 1977<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Labeling<br />

Die Zielgruppe in der Werbung oder im Verkaufsgespräch mit<br />

einer wünschenswerten Eigenschaft oder Neigung "etikettieren",<br />

z.B. "Sie sind doch hilfsbereit!"<br />

Selbstattribuierung dieses Etiketts und entsprechendes Verhalten<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 18


Attribuieren<br />

Marketinganwendung der Attributionstheorie III<br />

Diskutieren Sie unterschiedliche Attributionen bei Preisaktionen<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 19


Attribuieren<br />

Marketinganwendung der Attributionstheorie IV<br />

Beispiel<br />

Entscheidungsproblem<br />

Antwort<br />

Erklärung bei low<br />

involvement-<br />

Produkten<br />

1 FMCG = Fast Moving Consumer Good<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Verkaufsförderung<br />

FMCG 1 der Premium-Klasse, Reifephase des<br />

Produktlebenszyklus<br />

Soll der Handel bei Aktionen werblich und preislich unterstützt<br />

werden oder gerade nicht?<br />

Aktionen führen zu schlechteren Einstellungen als<br />

kontinuierliches Premium-Marketing.<br />

Der Kauf wird eher dem niedrigen Preis attribuiert als der<br />

eigenen Einstellung. Keine Chance zur Einstellungsbildung<br />

durch vorausgegangenen Kauf.<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 20


Attribuieren<br />

Marketinganwendung der Attributionstheorie V<br />

Hypothese<br />

⇒<br />

Quelle: Mayer & Schmalt 1987, S. 114<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Referenzlisten<br />

"Für den Erfolg bei sehr leichten Aufgaben [...] wird das<br />

Vorhandensein von hoher Begabung oder hoher Anstrengung<br />

als hinreichend angesehen, für Erfolg bei sehr schweren<br />

Aufgaben wird das Vorhandensein von hoher Begabung und<br />

Anstrengung als notwendig angesehen."<br />

„Beobachteter“ Erfolg<br />

Erhaltene Aufträge laut Referenzliste<br />

Attribuierte<br />

Begabung<br />

Anbieter-<br />

Know-How<br />

+<br />

⇒<br />

Attribuierte<br />

Anstrengung<br />

Anbieterbemühungen<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 21


Agenda<br />

• <strong>Informationsverarbeitung</strong><br />

• Assoziieren<br />

• Attribuieren<br />

• Bewerten und Entscheiden<br />

• Beeinflussende Kommunikation<br />

• Verständlichkeit<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 22


Bewerten und Entscheiden<br />

Konsumenten-Bewertungs-/Entscheidungsforschung (deskriptiv)<br />

Information Display Board - Zahlenbeispiel (hohe Werte sind positiv)<br />

Marken<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

Name der Regel<br />

Linearkompensator.<br />

Konjunktiv<br />

Disjunktiv<br />

E 1<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

6<br />

4<br />

9<br />

9<br />

Vorgehen<br />

markenweise<br />

markenweise<br />

markenweise<br />

E 2<br />

5<br />

10<br />

8<br />

7<br />

Merkmale E i<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 23<br />

E 3<br />

6<br />

6<br />

4<br />

4<br />

Regel<br />

Marke mit „exzellentem“<br />

Merkmal<br />

E 4<br />

höchste Merkmalssumme<br />

erste Marke mit „alle Standards<br />

≥ 5“<br />

7<br />

5<br />

5<br />

8<br />

ΣE i<br />

24<br />

25<br />

26<br />

28<br />

Entscheidung<br />

D<br />

A<br />

B


Bewerten und Entscheiden<br />

Bewertung und Entscheidung<br />

(Zwischen-)Ergebnis des<br />

Prozesses<br />

Vereinfachende Reduktion:<br />

Einzelne Alternativen<br />

werden ausgesondert<br />

(abgelehnt)<br />

Zufriedenstellende Selektion:<br />

Eine Alternative wird<br />

gewählt, nachdem nicht<br />

unbedingt alle Merkmale<br />

bzw. Alternativen analysiert<br />

wurden<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Klassifikation der Entscheidungsstrategien I<br />

dem Merkmal "BY ATTRIBUTE"<br />

Lexikographisch:<br />

• wichtigstes Merkmal:<br />

Elimination schlecht<br />

ausgeprägter Alternativen<br />

• zweitwichtigstes dto.<br />

• usw.<br />

• ggf. Strategiewechsel<br />

Lexikographisch:<br />

• wichtigstes Merkmal:<br />

Wahl der (einen!) Alternative<br />

mit bester Ausprägung<br />

• ggf. zweitwichtigstes dto.<br />

• usw.<br />

Vorgehen vornehmlich entlang ...<br />

der Alternative "BY BRAND"<br />

Konjunktiv (Λ):<br />

• erste Alternative: alle<br />

Standards erfüllt? sonst<br />

Elimination<br />

• zweite dto.<br />

• usw.<br />

• ggf. Strategiewechsel<br />

Disjunktiv (V):<br />

• erste Alternative:<br />

irgendein besonders gut<br />

ausgeprägtes Merkmal<br />

• ggf. zweite dto.<br />

• usw.<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 24


Bewerten und Entscheiden<br />

Bewertung und Entscheidung<br />

(Zwischen-)Ergebnis des<br />

Prozesses<br />

Ausgleichende<br />

Aggregation:<br />

Evaluation aller Merkmalsausprägungen<br />

aller<br />

Alternativen<br />

Aggregierendes<br />

Abspeichern der<br />

Zwischenergebnisse<br />

Maximierungswahl<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Klassifikation der Entscheidungsstrategien II<br />

dem Merkmal "BY ATTRIBUTE"<br />

Majoritätsregel / Additive<br />

Differenz:<br />

Vergleich der Alternativen je<br />

Merkmal<br />

Zwischenergebnis = Pluspunkt für<br />

beste Alternative bzw. Differenz<br />

zum Durchschnitt<br />

Aggregat = Punkte- bzw.<br />

Differenzsumme<br />

Vorgehen vornehmlich entlang ...<br />

der Alternative "BY BRAND"<br />

Linear-Additiv:<br />

Scoring der Bewertungen aller<br />

Merkmalsausprägungen je<br />

Alternative<br />

Zwischenergebnis =<br />

Eindruckswert (Score)<br />

Aggregat = (ggf. gewichtete<br />

Summe)<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 25


Bewerten und Entscheiden<br />

Konsumenten benutzen vereinfachende Entscheidungsstrategien<br />

Sie verarbeiten die Information<br />

attributweise oder markenweise<br />

Information<br />

simultan<br />

und<br />

transparent<br />

?<br />

nein<br />

Information<br />

sukzessiv,<br />

eine Marke<br />

nach der<br />

anderen?<br />

ja<br />

ja<br />

nein<br />

viel<br />

Produkterfahrung?<br />

Attributweise<br />

Markenweise<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

wenig<br />

Sie reduzieren Alternativen, „geben sich<br />

zufrieden“ oder entscheiden<br />

Mehr als 3<br />

Alternativen?<br />

Involvement?<br />

Vereinfachende<br />

Reduktion<br />

Zufriedenstellende<br />

Selektion<br />

Ausgleichend-aggregierende<br />

(kompensatorische)<br />

Entscheidung<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 26<br />

nein<br />

high<br />

ja<br />

low


Bewerten und Entscheiden<br />

Einige Befunde aus der Konsumenten-Entscheidungsforschung<br />

Zunehmende Merkmalszahl verringert die objektive Entscheidungsqualität,<br />

erhöht jedoch die subjektiv wahrgenommene Entscheidungssicherheit<br />

Unter Zeitdruck hat negative Information mehr Gewicht als normal.<br />

Tendenziell werden Informationen so verarbeitet wie sie (sukzessiv)<br />

vorgegeben wurden.<br />

Man informiert sich öfter attributweise (partiell) als markenweise (ganzheitlich),<br />

denn sequenzielle Informationen belasten den Arbeitsspeicher weniger.<br />

Informationen über vertraute Produkte werden gern<br />

von attributweiser zu markenweiser Verarbeitung umorganisiert.<br />

Preisvergleichslisten führen bei vertrauten Produkten<br />

zu attributweiser Verarbeitung, dadurch wird gespart (ca. 3% Minderumsatz).<br />

Die Wahl der Verarbeitungsstrategie hängt von vielen Faktoren ab: Alternativenähnlichkeit,<br />

Formulierung/Vorgabe der Informationen, Involvement usw.<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 27


Bewerten und Entscheiden<br />

Bewertet wird immer relativ - Kontrasteffekte<br />

Definition<br />

Background<br />

Contrast<br />

Local Contrast<br />

Kontrasteffekte nehmen Einfluss auf die einzelnen Attribute der<br />

zur Wahl stehenden Produkte:<br />

Das gleiche Produkt wird vor dem Hintergrund weniger attraktiver<br />

Produkte als besser und vor dem Hintergrund attraktiverer<br />

Produkte als schlechter dargestellt.<br />

Erfahrungen mit Alternativen beeinflussen das aktuelle<br />

Wahlverhalten.<br />

z. B. ein Konsument möchte eine Waschmaschine kaufen. Aus der<br />

Erfahrung weiß er, dass er die für 400 € erwerben kann. Im Laden<br />

sieht er, dass diese Maschine 600 € kostet. Das führt zur<br />

Ablehnung dieser Alternative.<br />

Der Marktanteil einer Alternative X kann erhöht werden, wenn zum<br />

Alternativenbündel (X,Y) eine Option Z hinzugefügt wird, die in<br />

allen Eigenschaften weniger attraktiv ist als X, aber immer noch<br />

attraktiver als Y.<br />

Z < X: ATTRACTION-EFFEKT<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 28


Bewerten und Entscheiden<br />

Fazit über Kontrasteffekte<br />

Das menschliche Wahlverhalten lässt sich kaum durch<br />

Nutzenmaximierung erklären<br />

Diverse Kontexteffekte haben Einfluss auf die Wahlentscheidung<br />

Kontexteffektstärke hängt ab von Bedingungen der<br />

Entscheidungssituation<br />

Besseres Verständnis der Natur von Kontexteffekten führt zu<br />

besseren Analysen und Prognosen des Kaufverhaltens<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 29


Bewerten und Entscheiden<br />

Konsumentenverwirrtheit<br />

Definition<br />

Arten<br />

Konsequenzen<br />

Quelle: THEXIS 4.2004<br />

Konsumentenverwirrtheit ist ein individueller Zustand, der durch zu<br />

ähnliche, zu viele und zu unklare Informationen zustande kommt<br />

• Ähnlichkeitsinduzierte Konsumentenverwirrtheit<br />

• Überlastungsinduzierte Konsumentenverwirrtheit<br />

• Unklarheitsinduzierte Konsumentenverwirrtheit<br />

• Aufschub oder Abbruch der Kaufentscheidung<br />

• abnehmende Loyalität<br />

• negative Mundpropaganda<br />

• Kaufmüdigkeit, bzw. –frust<br />

• impulsive Kaufentscheidungen<br />

• kognitive Dissonanzen<br />

• Reaktanz<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 30


Bewerten und Entscheiden<br />

Ähnlichkeitsinduzierte Konsumentenverwirrtheit<br />

Grad der<br />

Konsumentenverwirrtheit<br />

Quelle: THEXIS 4.2004<br />

Verschiedene<br />

Produkte<br />

Verschiedene<br />

Produkte, aber gleiche<br />

Eigenschaften<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Derselbe Hersteller,<br />

verschiedene Produkte<br />

dasselbe<br />

Produkt<br />

(z.B. Handelsmarke wird für<br />

Herstellermarke gehalten)<br />

Grad der objektiven<br />

Stimulusähnlichkeit<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 31


Bewerten und Entscheiden<br />

Konsumentenverwirrtheit messen und vermeiden<br />

Messung<br />

Vermeidung<br />

• Befragung<br />

• Beobachtung<br />

- Feld<br />

- Labor<br />

• kombinierte Verfahren<br />

- Feld<br />

-Labor<br />

• Kundenseitige Möglichkeiten<br />

- Produktloyalität<br />

• Anbieterseitige Möglichkeiten<br />

- Klarheit in Produktbezeichnung / Verpackung<br />

- Produktbündelung<br />

- Durchdachte / überschaubare´Sortimente<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 32


Bewerten und Entscheiden<br />

„Consumer Empowerment“ und „Consumer Confusion“ nach Sinus<br />

Statements<br />

Sinus-Milieus<br />

Ich informiere mich im Internet<br />

über Marken und Produkte,<br />

ihre Eigenschaften und Preise<br />

Prozent Index Prozent Index Prozent Index<br />

Etablierte 40 133 32 95 22 71<br />

Postmaterielle 27 89 26 78 28 90<br />

Moderne Performer 49 163 24 70 21 68<br />

Konservative 12 39 28 81 23 74<br />

Traditionsverwurzelte 8 25 37 109 38 122<br />

DDR-Nostalgische 12 39 38 112 32 104<br />

Bürgerliche Mitte 19 62 33 96 23 74<br />

Konsum-Materialisten 21 72 34 99 36 116<br />

Experimentalisten 42 141 44 130 46 147<br />

Hedoninsten 47 158 44 131 44 139<br />

Gesamt 30 100 34 100 31 100<br />

Stern Media Business 02/2006, S.7, Basis: 14 – 64; Quelle: stern MarkenProfile11/Sinus Sociovision<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Ich fühle mich durch die ständigen<br />

Rabattaktionen verunsichert. Man<br />

kann ja nie wissen, ob das gleiche<br />

Produkt in der nächsten Woche nicht<br />

vielleicht günstiger angeboten wird.<br />

Ich habe manchmal das<br />

Gefühl, den Überblick zu<br />

verlieren angesichts des<br />

Überangebots an Waren und<br />

Produkten.<br />

In zwei Milieus, bei Experimentalisten und Hedonisten, treten „Consumer Empowerment“ und „Consumer Confusion“<br />

stark überdurchschnittlich auf.<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 33


Agenda<br />

• <strong>Informationsverarbeitung</strong><br />

• Assoziieren<br />

• Attribuieren<br />

• Bewerten und Entscheiden<br />

• Beeinflussende Kommunikation<br />

• Verständlichkeit<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 34


Beeinflussende Kommunikation<br />

Modell der beeinflussenden Kommunikation<br />

Reichweite<br />

Qualität<br />

Medium<br />

Kommunikator Kommunikant<br />

Glaubwürdigkeit<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Botschaft<br />

Form<br />

Inhalt<br />

Involvement<br />

Motive, Wissen<br />

Einstellungen<br />

Verarbeitung<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 35


Beeinflussende Kommunikation<br />

Zweistufige Kommunikation / Werbung<br />

Meinungsführer 1<br />

Zielpersonen<br />

• Der Kommunikator sendet die Botschaft nur an wenige Meinungsführer.<br />

• Meinungsführer sind im gesellschaftlichen Netz herausragende Personen mit<br />

• kommunikativ günstigen Eigenschaften<br />

• hoher Glaubwürdigkeit in der Zielgruppe<br />

• hohem Themen-Involvement.<br />

• Diese transformieren die Botschaft in eine zielgruppengerechte Form und geben sie<br />

“kostenlos” an die Zielgruppe weiter.<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Kommunikator<br />

Meinungsführer 2<br />

Zielpersonen<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 36


Beeinflussende Kommunikation<br />

Ansätze der klassischen Kommunikationsforschung<br />

Eigenschaften der<br />

Kommunikation<br />

Kommunikator und<br />

Medium:<br />

z.B. Glaubwürdigkeit,<br />

Ähnlichkeit der<br />

Zielperson<br />

Inhalt:<br />

z.B. rational / emotional,<br />

einseitig / zweiseitig<br />

Situation:<br />

z.B. Ablenkung,<br />

Gruppenfluss<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Der Forschungsansatz der Yale-Schule<br />

Eigenschaften der<br />

Zielperson<br />

z.B.<br />

allg.<br />

Überredbarkeit,<br />

Intelligenz,<br />

Interesse<br />

Wirkungen der<br />

Kommunikation<br />

EINSTELLUNGEN<br />

Kenntnisse<br />

Gefühle<br />

Verhaltensab-<br />

sichten<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 37


Beeinflussende Kommunikation<br />

Inhalt der Botschaft: Angst<br />

Kommunikations<br />

ziel<br />

Kommunikations<br />

mittel<br />

Wirkungskriterie<br />

n<br />

Wirkung<br />

% Änderung der<br />

Verhaltensabsicht<br />

nach vier Wochen<br />

besser<br />

schlechter<br />

ohne<br />

Saldo<br />

Quelle: Yale-Forschung, Janis & Feshbach (1953)<br />

Bessere Zahnhygiene von Schulkindern<br />

Vortrag, starke / mittlere / schwache / keine Angstappelle per Dias<br />

unmittelbare emotionale und kognitive Wirkungen,<br />

nachhaltige Verhaltenswirkung<br />

s. Tabelle<br />

stark<br />

28<br />

20<br />

52<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

8<br />

Angstgehalts-Gruppe<br />

mittel<br />

44<br />

22<br />

34<br />

22<br />

schwach<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 38<br />

50<br />

14<br />

36<br />

36<br />

Kontrollgruppe<br />

22<br />

22<br />

56<br />

0


Beeinflussende Kommunikation<br />

Einseitige / Zweiseitige Argumentation<br />

1. Faktor<br />

2. Faktor<br />

Meinungsgegenstand<br />

einseitige<br />

pro-Argumentation<br />

zweiseitige pro- /<br />

contra-Argumentation<br />

Quelle: Lumsdaine & Janis (1953)<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Experiment zur Meinungsänderung<br />

ein- / zweiseitige Argumentation<br />

mit / ohne Gegenwerbung (Vier-Gruppen-Vorher-Nachher-Test)<br />

Russische Militärtechnik (Atombombe)<br />

ohne Gegenwerbung<br />

64 %<br />

69 %<br />

Meinungswechsel<br />

mit Gegenwerbung<br />

61 %<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 39<br />

2 %


Beeinflussende Kommunikation<br />

Einseitige / Zweiseitige Argumentation<br />

Zielgruppe<br />

Global (Publikum als Ganzes)<br />

Bei Zielpersonen mit Voreinstellung<br />

gegen Inhalt der Kommunikation<br />

Bei Zielpersonen mit Voreinstellung<br />

für Inhalt der Kommunikation<br />

Bei Zielpersonen mit guter Bildung<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Ergebnisse aus der Yale-Forschung<br />

Argumentation<br />

kein Effizienzunterschied<br />

zweiseitig effizienter<br />

einseitig effizienter<br />

zweiseitig effizienter<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 40


Beeinflussende Kommunikation<br />

Reihenfolge von Argumenten<br />

Crescendo<br />

Decrescendo<br />

Interaktionsvari<br />

ablen<br />

stärkste Argumente am Ende:<br />

wirksamer bei vertrauten und / oder interessanten Themen<br />

stärkste Argumente am Anfang:<br />

wirksamer bei neuen und / oder uninteressanten Themen<br />

Motivationskraft der Argumente<br />

Belohnungsgehalt der Argumente<br />

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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Ergebnisse aus der Yale-Forschung<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 41


Beeinflussende Kommunikation<br />

Reaktanztheorie nach Brehm (Yale-Schule)<br />

S<br />

Wenn sich Zielperson<br />

ursprünglich frei fühlt,<br />

selbst zu entscheiden<br />

und<br />

Verhaltensfreiheit durch<br />

Druck bedroht wird<br />

Freiheit<br />

Bedrohung<br />

Reaktanz-<br />

Steigerung<br />

Reaktanz-<br />

Vermeidung<br />

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<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 42<br />

O<br />

Reaktanz:<br />

Motiv zur<br />

Beeinflus<br />

sungsabw<br />

ehr<br />

R<br />

keine<br />

Beeinflu<br />

ssung<br />

Extremfa<br />

ll:<br />

Bumeran<br />

Empfindung, zwischen Alternativen entscheiden zu können<br />

geffekt<br />

begrenzte Handlungs-/Einstellungsalternativen<br />

z.B.: einseitige Botschaft oder penetrante Schlussfolgerung oder<br />

vermutete Vorteile nur beim Kommunikator<br />

Vorwarnen, belohnen (i.S.v. bestechen)<br />

Ablenken, Freiheit lassen, Glaubwürdigkeit heben,<br />

Wichtigkeit senken


Beeinflussende Kommunikation<br />

Kognitive Reaktionen sind Gatekeeper der Beeinflussung<br />

Informationen „von innen“ haben oft mehr Einfluss als „von außen“<br />

Beispiel: „Selbstbeeinflussung“ bei „erzwungenem Eintreten“<br />

Erinnerung an Gedanken während der Beeinflussung erklärt Einstellungsänderungen<br />

besser als die Argumente selbst.<br />

Obwohl „involvierte“ Einstellungen schwer zu ändern sind:<br />

falls Änderung erfolgt, ist sie dauerhafter, wenn bei der Beeinflussung kognitive<br />

Reaktionen produziert wurden.<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 43


Agenda<br />

• <strong>Informationsverarbeitung</strong><br />

• Assoziieren<br />

• Attribuieren<br />

• Bewerten und Entscheiden<br />

• Beeinflussende Kommunikation<br />

• Verständlichkeit<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 44


Verständlichkeit<br />

Verständlichkeit ist Vorbedingung für Wirkung<br />

Drei Gebrauchsanweisungen<br />

Uhr<br />

Miniradio<br />

Luftmatratze<br />

1. Um die Zeit einzustellen, muss die Aufzugskrone voll ausgedehnt werden, und<br />

die Drehung muss sich rechtsläufig im Uhrzeigersinn bewegen<br />

2. Datum Angabe<br />

(sofern es gewünscht wird)<br />

Richtigstellung des Datums kann dadurch erfolgen, indem man die Krone bis zur<br />

Hälfte ihrer Ausdehnungsmöglichkeit umdreht, und sie dann einstellt.<br />

Oder<br />

Man dreht die Krone vollkommen auf und bewege die Zeiger auf 12 Uhr<br />

rechtsläufig, dann drehe man sie auf 8 Uhr aber diesmal linksläufig, also<br />

entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn, dann wiederhole man diese Prozedur, bis das<br />

richtige Datum erscheint.<br />

Das ist ein klein, das dünnste MW/UKW stereo HI-FI in der Welt, mit faltbar stereo<br />

Kopfphon... Setzen sie das stereo Kopfphon in Kopfphon Wagenwinde ein, die Macht ist an,<br />

sonst die Macht ist ab. When sie kleinen Lärm wollen, als die Stereo Wirkung, setzen den<br />

Umschalter auf MONO.<br />

Wenn das Wetter kalt ist, wird die Puff Unterlage sich langsam puffen. Entrollen die Puff<br />

Unterlage und liegen auf ihr, dann wird sie von der Wärme sich Inflationen bekommen.<br />

Allein die durch technisches Kauderwelsch verursachten rund 12 000 in einem Jahr zu verbuchenden<br />

„Elektronikschäden“ bringen es auf eine geschätzte Schadensumme von etwa 700 Millionen Mark.<br />

(Küffner, FAZ 2001)<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 45


Verständlichkeit<br />

Beispiele aus der Praxis<br />

Textversion 1<br />

Auch bei ungünstigen Wetterbedingungen<br />

ist die Bahn immer noch das<br />

zuverlässigste Verkehrsmittel<br />

Eine nicht ernstlich gemeinte<br />

Willenserklärung, die in der Erwartung<br />

abgegeben wird, der Mangel an<br />

Ernstlichkeit werde nicht verkannt werden,<br />

ist nichtig (§ 118 BGB)<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Textversion 2<br />

Alle reden vom Wetter – wir nicht<br />

(Deutsche Bahn, McCann-Erickson)<br />

Man wird doch wohl noch<br />

einen Scherz machen dürfen<br />

(Carlsberg, McCann-Erickson)<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 46


Verständlichkeit<br />

Messung von Textlesbarkeit durch regressionsanalytische Formeln<br />

Flesh-Formel<br />

Reading Erase<br />

(RE) = 206 - 0,85 * wl -1,0 * sl<br />

0 ≤ RE ≤ 100<br />

wl = Silbenzahl (in 100-Worte-Stichprobe)<br />

sl = durchschnittliche Wortzahl je Satz<br />

Vorteil<br />

Nachteile<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

einfache Handhabung<br />

Dickes & Steiwer-Formel<br />

V = 236 - 73 * VAR2 - 12,6 * VAR1 - 50 * VAR3<br />

⎛ Anzahl der Wörter ⎞<br />

VAR1=<br />

log ⎜<br />

⎟ + 1<br />

⎝ Anzahl der Sätze ⎠<br />

⎛ Anzahl der Wörter ⎞<br />

VAR2 = log ⎜<br />

⎟ + 1<br />

⎝ Anzahl der Sätze ⎠<br />

⎛ Anzahl der unterschiedlichen<br />

Wörter<br />

⎞<br />

VAR3 = log ⎜<br />

⎟ + 1<br />

⎝ Anzahl der Wörter ⎠<br />

• Beschränkung auf Wort- und Satzfaktoren<br />

• fehlende Berücksichtigung von Satzinhalten<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 47


Verständlichkeit<br />

Empfängerorientierte Messung von Textverständlichkeit<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Hamburger Verständlichkeitskonzept nach Schulz von Thun<br />

Verständlichkeitsdimensionen<br />

Einfachheit<br />

Gliederung, Ordnung<br />

Kürze, Prägnanz<br />

zusätzliche Stimulanz<br />

Messung<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Indikatoren<br />

Satzbau, Wortwahl<br />

inhaltliche und äußere Struktur<br />

inhaltlich und formal<br />

Bilder, Grafik, Beispiele etc.<br />

Optimum<br />

sehr einfach<br />

sehr geordnet<br />

mittel – kurz<br />

mittel – stimuliert<br />

subjektiv durch Expertenurteil auf 5-poligen Ratingskalen<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 48


Verständlichkeit<br />

Optimierung der Verständlichkeit nach Schulz von Thun (1974)<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Original<br />

Die neueren sozialwissenschaftlichen Theorien der Sexualität wenden sich zunächst gegen<br />

die in der älteren Soziologie vielfach vertretene Ansicht, die Sexualität des Menschen stelle<br />

ein biologisch in seinem Ablauf so gesichertes Instinktver-halten dar, dass eine Soziallehre<br />

der Geschlechtlichkeit in ihr einen präsozial weitgehend festgelegten Verhaltenskomplex<br />

einfach aufzunehmen habe oder gar von ihm soziale Beziehungen und Formen in ihrer<br />

Struktur deduzieren könne. Die moderne Anthropologie und die auf ihr aufbauenden Kulturlehren,<br />

wie sie in einigen Werken (z.B. Margaret MEAD) vorliegen, sehen in der Sexualität<br />

wie in anderen biologisch bedingten Antrieben des Menschen eher weitgehend<br />

unspezialisierte Grundbedürfnisse, die gerade wegen ihrer biologischen Ungesichertheit<br />

und Plastizität der Formung und Führung durch soziale Normierung und durch Stabilisierung<br />

zu konkreten Dauerinteressen in einem kulturellen Überbau von Institutionen bedürfen,<br />

damit die Erfüllung schon des biologischen Zweckes, so im Falle der Sexualität etwa die<br />

Fortpflanzung, sichergestellt ist.<br />

Einfachheit<br />

Gliederung – Ordnung<br />

Kürze – Prägnanz<br />

Zusätzliche Stimulanz<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 49<br />

- 2.0<br />

- 1.8<br />

- 0.9<br />

- 1.8


Verständlichkeit<br />

Optimierung der Verständlichkeit nach Schulz von Thun (1974)<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff<br />

Optimiert<br />

1. Ansicht der älteren Soziologie:<br />

Umwelt spielt keine Rolle<br />

Die Sexualität des Menschen ist durch Instinkte festgelegt. Der Soziologe findet ein Natur-<br />

Verhalten vor. Das muss er einfach hinnehmen. Er kann sich ausrechnen, wie aufgrund dieser<br />

biologischen Gegebenheiten dann die sozialen Beziehungen zwischen Menschen (z.B. Ehe)<br />

aussehen werden.<br />

2. Ansicht der modernen Anthropologie:<br />

Umwelt spielt entscheidende Rolle:<br />

Die Sexualität ist ein biologisches Grundbedürfnis. Es kann aber wie alle naturgegebenen Triebe<br />

auf tausend verschiedene Weisen befriedigt werden. Weil die Art der Befriedigung überhaupt nicht<br />

festgelegt ist, muss der Sexualtrieb durch gesellschaftliche Regeln geformt und gelenkt werden.<br />

Die Gesellschaft muss sagen: So und so ist es richtig und anständig. Und die Gesellschaft muss<br />

Einrichtungen schaffen (z.B. Ehe), in denen der Trieb dauerhaft gesichert ist. Dadurch ist dann<br />

auch die Fortpflanzung gesichert, und damit der biologische Zweck der Sexualität erfüllt.<br />

Einfachheit<br />

Gliederung – Ordnung<br />

Kürze – Prägnanz<br />

Zusätzliche Stimulanz<br />

<strong>Informationsverarbeitung</strong> 1 50<br />

1.0<br />

1.5<br />

0.8<br />

- 0.3


<strong>TU</strong> <strong>Berlin</strong>, Lehrstuhl Marketing Prof. Dr. V. Trommsdorff, Sekr. WIL-B-3-1, Wilmersdorfer Straße 148, 10585 <strong>Berlin</strong><br />

Tel: +49.(0)30.314-29.922, Fax: +49.(0)30.314-22.664, E-Mail: marketing1@marketing-trommsdorff.de, Internet: www.marketing-trommsdorff.de<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff

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