strategiewechsel im marketing - Marketing-Club Braunschweig
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nahtstelle zwischen idee,<br />
innovation und markt<br />
„Können Sie die Frau auf dem Foto sehen?“ fragt Ralf Richter die rund 60 Zuhörer <strong>im</strong> Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />
(DLR). Alle schütteln den Kopf. Dann vergrößert der Leiter des Technologie<strong>marketing</strong>s des Standortes <strong>Braunschweig</strong> den Ausschnitt<br />
der Landschaftsaufnahme. Und weit hinter dem Meer sieht man eine Frau auf einem Plakat. Ein Detail in mehr als zwei Kilometer<br />
Entfernung: Gestochen scharf auf dem Foto erfasst! Eine eindrucksvolle Leistungspräsentation eines Produktes – der hochaufl ösenden<br />
Zeilenkamera zur Photogrammetrie und Fernerkundung – das durch Know-how des DLR entwickelt wurde.<br />
Über 5100 Mitarbeiter an acht Standorten erschließen <strong>im</strong> DLR<br />
neue zukunftsorientierte Technologien in den Forschungsschwerpunkten<br />
Luftfahrt, Weltraum, Energie und Verkehr. Das<br />
DLR-Technologie<strong>marketing</strong> ist dabei die Schnittstelle zwischen<br />
Forschung und Industrie. Es unterstützt produktorientierte<br />
Technologieentwicklungen bis zur erfolgreichen Markteinführung.<br />
„Ich habe sozusagen eine Trüffelschweinfunktion“, verdeutlichte<br />
Ralf Richter. „Meine Aufgabe ist, die Forschungs- und<br />
Entwicklungsleistung zu vermarkten; Dinge zu fi nden, die Relevanz<br />
haben für Produkte <strong>im</strong> Markt.“ Zwischen der Welt der<br />
Forscher und dem Markt klaffe häufi g eine Kommunikationslücke,<br />
so der Diplom-Ingenieur. Aufgabe des Technologie<strong>marketing</strong>s<br />
sei deshalb, innovative Technologien kundengerecht<br />
zu kommunizieren. Relevante Technologien werden bewertet,<br />
Geschäftsfelder durch Schutzrechte gesichert; gemeinsam mit<br />
Kooperationspartnern werden Technologietransfer-Projekte initiiert<br />
und durchgeführt. Zusätzlich bietet das DLR Auftragsforschung<br />
an.<br />
Exemplarisch für Technologie, die zum Markterfolg wurde,<br />
stellte Ralf Richter eine automatisierte Waldbrandfrüherkennungskamera<br />
vor. Das bodengebundene, optische Überwachungssystem<br />
beobachtet größere Waldgebiete und analysiert<br />
die gewonnenen Bilddaten automatisch. Im Falle<br />
eines erkannten Brandes wird Alarm ausgelöst. Überwacht<br />
wird das System durch nur einen Mitarbeiter, der die<br />
Situation bewertet. Eine kostengünstige, effektive Lösung:<br />
„Die Kamera hat 100 Prozent Erkennung als Spezifi kation.<br />
In Deutschland ist sie von unseren Partnern inzwischen fl ächendeckend<br />
eingeführt. Die weltweite Vermarktung hat<br />
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technologie-<strong>marketing</strong> in einem grossforschungsunternehmen<br />
begonnen.“ Ebenfalls sehr gefragt: Der digitale Filmscanner.<br />
„Es gibt rund zwei Milliarden Filme, die vom Zerfall<br />
bedroht sind. Mit dem Gerät kann ein 90-minütiger Spielfi lm<br />
mit rund 135.000 Bildern – insgesamt neun Tera Byte – innerhalb<br />
von zwei Tagen digitalisiert werden. Die CCD-Zeilen-<br />
Technologie, wie sie in digitalen Kameras für Weltraum- und<br />
Luftbilder angewendet wird, ermöglicht einen präzisen Scan<br />
analoger Filme. So sichern Archive das Material für die Nachwelt.“<br />
Das technische Konzept für den Filmscanner entwickelte<br />
das DLR gemeinsam mit Industriepartnern aus der Filmbranche.<br />
Nur durch die Investition des Technologietransfer-Fonds<br />
in die Aufbereitung der Technologie konnte die Produktidee<br />
realisiert werden. Der Technologietransfer-Fonds ist an<br />
den Verkaufserlösen beteiligt, wodurch wiederum Ressourcen<br />
für neue Transferprojekte zur Verfügung stehen.<br />
Über 50 Technologietransfer-Projekte wurden in den vergangenen<br />
fünf Jahren durchgeführt. Rund ein Drittel der Projektergebnisse<br />
ist bereits an neue Kunden lizenziert und <strong>im</strong> Markt<br />
eingeführt. Die Gesamt-Lizenzeinnahmen des DLR liegen mittlerweile<br />
bei mehr als elf Millionen Euro. Die Hälfte dieser Einnahmen<br />
fl ießt in die insgesamt 28 Institute und schafft dort<br />
fi nanzielle Freiräume für selbst best<strong>im</strong>mte Forschungsthemen.<br />
Zum Schluss des packenden Vortrages nannte Ralf Richter noch<br />
eine weitere beeindruckende Zahl: 1,5 Millionen Euro Patenthaltungskosten<br />
werden aufgewendet, um die Arbeitsgebiete zu sichern.<br />
Mehr als 1000 nationale und 1000 internationale Patente<br />
werden derzeit gehalten!<br />
Weitere Informationen: www.dlr.de/tm<br />
clubinfo 02.2007