Handout Präsentation - Institut für Slawistik der Friedrich-Schiller ...
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Seminar: 05.07.2013<br />
Ostslawische Schriftlichkeit<br />
Saskia Pörtig<br />
Prof. Dr. Jiřina van Leeuwen-Turnovcová<br />
Sprachenfrage und “Slavia cirillometodiana“,<br />
<strong>Friedrich</strong>-<strong>Schiller</strong>-Universität Jena, SS 2013 Riccardo Picchio (1972)<br />
Diese stilistische Figur wird bereits von den Griechen als Parität <strong>der</strong> Kola bezeichnet und in<br />
lateinischen Rhetorik-Traktaten von Cicero bis ins Mittelalter beschrieben.<br />
Beispiel einer einfachen tonischen-isokolischen Konstruktion:<br />
3 K‘‘ živuščim’’ bo / na zemli / čelověkom<br />
3 v’’ plot’ / odavsja / pride,<br />
3 k’’ suščim že / v’’ adě / raspjatem’’<br />
3 i v’’ grobě / poležaniem’’ / snide,<br />
3 da oboj / i živii / i mertvii<br />
3 poznajut’’ / poseščenie / svoe...<br />
Slovo o zakone i blagodati,<br />
Illarion, Metropolit von Kiew<br />
2.3. Questione della lingua presso gli Slavi (Die Sprachenfrage bei den Slawen)<br />
Questione della lingua ist ein Begriff aus <strong>der</strong> italienischen Historiographie und bezieht sich<br />
auf die aus dem Humanismus hervorgehenden und bis ins 19. Jh. andauernden<br />
Diskussionen um eine gemeinsame italienische Standardsprache.<br />
Die Sprachenfrage ist jedoch ein viel älteres Phänomen. Sie basiert hauptsächlich auf den<br />
Fragen nach dignitas (Würde) und norma.<br />
- Welches sprachliche Medium soll offizielles Kommunikationsmittel und<br />
Literatursprache einer Gemeinschaft werden?<br />
- Welche Teile des Sprachschatzes einer lokalen Varietät können als offizielle<br />
Literatursprache akzeptiert werden und welche Teile müssen ausgeson<strong>der</strong>t werden?<br />
Im 9. Jh. trifft die Hauptfrage den Funktionsrahmen des Kirchenslawischen. Darf es in <strong>der</strong><br />
Liturgie o<strong>der</strong> nur zum Missionieren verwendet werden?<br />
Die Sprachenfrage <strong>der</strong> Slaven darf nicht nur vor dem griechisch-lateinischen Hintergrund,<br />
dem Gegensatz zwischen Rom und Byzanz gesehen werden, son<strong>der</strong>n muss die christliche<br />
Tradition als Ganzes berücksichtigen.<br />
3. Historischer Überblick über die Slawen-Mission<br />
863 werden Konstantin (827-869) und Method (815-886) vom Patriarchen als Missionare zu<br />
Fürst Rastislav nach Moravia entsandt. 867 reisen sie über Venedig nach Rom um ihre<br />
Schüler weihen und den Gebrauch <strong>der</strong> kirchenslawischen Sprache in <strong>der</strong> Liturgie<br />
legitimieren zu lassen. 869 wird Method auf Empfehlung des Fürsten Kocel‘ von Pannonien<br />
von Papst Hadrian II zum Erzbischof von Pannonien und Moravien mit Sitz in Sirmium<br />
ernannt.<br />
Wegen eines Interessenskonflikts mit den bayrischen Bischöfen wird Method 870 gefangen<br />
genommen und verbannt. Erst 873 kommt er dank Intervention Roms wie<strong>der</strong> frei. Nach<br />
Methods Tod gelangt die Kirchenprovinz Moravia ganz an Bayern. Die slawischen Priester<br />
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