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Gemeindebrief

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Titelthema<br />

Pfingsten: Feuer und Flamme sein<br />

Die Kraft der Begeisterung<br />

Begeisterung ist angesagt – spätestens am 12. Juni, wenn die Fußball-<br />

Weltmeisterschaft in Brasilien beginnt. Doch vor dem ersten Anpfiff feiern<br />

wir erst noch Pfingsten.<br />

Was feiert die Kirche an<br />

Pfingsten? Laut einer Umfrage<br />

der TV-Zeitschrift<br />

„Bildwoche“ weiß jeder zweite Deutsche<br />

nicht, was an Pfingsten gefeiert wird. 16<br />

Prozent meinen, Jesus sei an Pfingsten<br />

auferstanden, oder Maria sei an dem Tag<br />

in den Himmel aufgefahren (zehn Prozent).<br />

Dabei ist Pfingsten, nach Weihnachten<br />

und Ostern, das dritte und eines<br />

der ältesten Hauptfeste des christlichen<br />

Kirchenjahres.<br />

Pfingsten ist so ganz anders als Weihnachten<br />

und Ostern. Geburt und Tod,<br />

das sind Lebenswirklichkeiten, mit denen<br />

jeder Mensch in Berührung kommt.<br />

Aber was hat Pfingsten zu bedeuten?<br />

Der Name Pfingsten geht zurück auf<br />

das griechische Wort „pentekoste“ (der<br />

fünfzigste), weil das Pfingstfest seit<br />

Ende des vierten Jahrhunderts immer<br />

genau fünfzig Tage nach Ostern gefeiert<br />

wird. Ursprünglich war Pfingsten ein jüdisches<br />

Erntedankfest.<br />

Die Bibel erzählt, dass sich die Jünger<br />

Jesu 50 Tage nach Ostern in Jerusalem<br />

trafen, wo sie dann „die Ausgießung des<br />

Heiligen Geistes“ erlebten. Mächtiges<br />

Sturmbrausen und flammende Feuerzungen<br />

kamen vom Himmel herab.<br />

Plötzlich fingen die Jünger an, in unterschiedlichen<br />

Sprachen zu reden und sich<br />

trotzdem zu verstehen. Tausende ließen<br />

sich taufen und schlossen sich zur ersten<br />

christlichen Gemeinde zusammen.<br />

Deshalb gilt Pfingsten auch als Geburtsstunde<br />

der christlichen Kirche.<br />

Während die Jünger zuvor um ihr Leben<br />

bangten und sich hinter verschlossenen<br />

Türen versteckten, traten sie nach<br />

Pfingsten mutig in der Öffentlichkeit<br />

auf, um Jesus als Messias zu verkünden.<br />

Dass aus verängstigten Einzelgängern<br />

mutige Verkünder des christlichen<br />

Glaubens wurden, gilt als eine Gabe des<br />

Heiligen Geistes. Die Kraft Gottes begeistert,<br />

aktiviert und bringt Menschen<br />

zusammen.<br />

Begeisterung entsteht, wenn wir uns<br />

und unseren Geist für etwas entzünden.<br />

Begeisterung gleicht einem Feuer,<br />

sie steckt an – und wir brennen mit: für<br />

Menschen, Dinge, Ideen oder Projekte –<br />

nicht nur an Festtagen.<br />

Begeisterung nimmt Angst, gibt<br />

Kraft, Energie und schafft Wohlbefinden.<br />

Begeisterung ist Ausdruck von<br />

Freude. Sie ist Grundlage für erfolgreiches<br />

Handeln.<br />

Dennoch: Pfingsten bleibt irgendwie<br />

ein sperriges und schwieriges Fest.<br />

Hildegard Gorny<br />

Pfarrer Thomas Stockkamp<br />

Ein begeisterter Traueranzeigen-Sammler<br />

Nach einem Leben voller Liebe“,<br />

ist in großen Buchstaben<br />

in dem schwarz umrandeten<br />

Kasten zu lesen, „starb Karfreitag<br />

in Jerusalem am Kreuz: Jesus<br />

Christus.“ Und etwas kleiner<br />

weiter unten: „Besuchen Sie<br />

doch zum Karfreitag unseren<br />

Gottesdienst.“ Diese ungewöhnliche<br />

Einladung<br />

zum Gottesdienst ist<br />

die erste Trauer-<br />

Sammelt seit<br />

mehr als 20<br />

Jahren Traueranzeigen:<br />

Pfarrer Thomas<br />

Stockkamp<br />

aus Krefeld.<br />

anzeige in dem prall gefüllten Ordner<br />

von Thomas Stockkamp. Seit mehr als<br />

20 Jahren sammelt der Krefelder Pfarrer<br />

Todesanzeigen. Konventionelle und<br />

ungewöhnliche, Anzeigen aus der Region,<br />

aber auch aus Holland oder Portugal.<br />

Viele findet er selbst, einige werden<br />

ihm zugeschickt. Längst hat sich seine<br />

Begeisterung für Trauernachrichten<br />

herumgesprochen.<br />

In Zeitungen sind Todesanzeigen<br />

neben dem Sport- und Lokalteil<br />

die am meisten gelesenen<br />

Texte, sagen Meinungsumfragen.<br />

Sie spiegeln das Leben der Verstorbenen<br />

wider. Noch<br />

UWE MÖLLER<br />

mehr sagen die sie über die Hinterbliebenen<br />

aus. Viele greifen auf Vorlagen der<br />

Bestatter zurück. So ist immer wieder<br />

zu lesen: „Plötzlich und unerwartet …“<br />

oder: „Nach langer, schwerer Krankheit<br />

…“. Bibelverse dagegen tauchen immer<br />

seltener auf. Dafür umso häufiger Zitate<br />

von Rilke, Hesse oder aus dem Kleinen<br />

Prinzen. „Ein Zeichen der zunehmenden<br />

Säkularisation“, sagt Thomas Stockkamp.<br />

Er zeigt seine Sammlung auch<br />

im Religions- und Konfirmandenunterricht,<br />

um den Jugendlichen die Scheu<br />

vor Sterben und Tod zu nehmen und die<br />

„Tabuisierung des Todes aufzubrechen“.<br />

Wie denn seine eigene Todesanzeige<br />

aussehen soll wird Stockkamp immer<br />

wieder gefragt. Doch darüber hat sich<br />

der 57-Jährige noch keine Gedanken<br />

gemacht, räumt er lachend ein. Ganz<br />

klassisch und nüchtern vielleicht, aber<br />

das sollten eher seine Angehörigen entscheiden.<br />

(gm)<br />

6<br />

Lukaskirche

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