Schotzko: FischertrÃ¤ge am Bodensee - Ursachen-MaÃnahmen ...

Fischerträge am Bodensee 

Ursachen-Maßnahmen-Wirkungen 

Nikolaus Schotzko, Amt der Vorarlberger 

Landesregierung, Fachbereich Fischerei

ÖKF-Forum „verlorener Fischbestand“ Linz 2013 

• Quelle: GoogleMap) 

Schotzko, Fachbereich Fischerei und Gewässerökologie, Abt. Va 2 

Quelle: GoogleEarth


Morphometrie und Hydrologie 

Fläche: 535 km² (472 + 62 km²) 

• der größte See im deutschsprachigen Raum 

• der 3. größte See Mitteleuropas 

• Nummer 24 in Europa 

Volumen: 48,4 km³ 

Uferlänge: 273 km (186 + 87 km) 

Maximale Tiefe: 253 m (40 m) 

Große Inseln: Reichenau (4,28 km²), Mainau (0,44 km²), Lindau (0,53 km²) 

Schotzko, Fachbereich Fischerei und Gewässerökologie, Abt. Va 3


• 13 größere Zuflüsse – 11 km³/a 

Alpenrhein (6.100 km², 62 % Anteil am Zufluss) 

Bregenzerach (832 km², 12 %) 

Argen (656 km², 5 %) 



Einzugsgebiet 

• Fläche 11.500 km² 

• 15.000 km Fließgewässer 

• > 3 Mio. m³ Sedimente/a 

• Austauschrate: 

theoretisch: 4,3 Jahre 

tats. 10 Jahre: 80 % 



Nährstoffe 



Quelle: IGKB 



Fischerträge Berufsfischerei Bodensee Obersee 


Jahr Beruf Angel JK Angel TK 


1914 435 

Fischereiliche Nutzung 

1934 218 

1980 200 

1990 185 10.000 6.000 

2000 164 

2010 145 8.500 5.000 

Fang 730 t 53 t 

eruf: 730 t/a: 79 % Felchen, 10 % Barsche, 4 % Weißfische 

reizeit: 53 t/a: 30 % Felchen, 

Schotzko, 

19 % Barsche, 

Fachbereich 

12 

Fischerei 

% Weißfische, 

und Gewässerökologie, 

10 % Hechte, 

Abt. 

10 % 

Va 

Karpfen 

9


Ertrag Bodensee Obersee 

425 t 1.148 t 

1956 - 2004 

700-800 t 

1910 - 1955 





Anpassung der Maschenweiten Felchenfischerei 

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 

Netzzahl 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 

10.01. 

15.01. 

31.01. 

01.02. 

10.02. 

28.02. 

01.03. 

15.03. 

31.03. 

01.04. 

15.04. 

30.04. 

01.05. 

15.05. 

31.05. 

01.06. 

15.06. 

30.06. 

15.07. 

31.07. 

01.08. 

15.08. 

31.08. 

01.09. 

15.09. 

30.09. 

01.10. 

15.10. 

= Mw 44 mm = Mw 40 mm = Mw 38 mm 





Fischbrutanstalten – bereits seit 1888 

Heute: 

• 5 (6) Brutanstalten rund um den See 

• 200 – 350 Mio Felcheneier (3.000 – 5.800 l) 

• 2,5 Mio Seeforellen => Zuflüsse 

• 580.000 Seesaiblinge 





Kalterbrütung Felchen ab 1964 





Besatzerfolg: Markierungsversuch mit Alizarinrot 

Jg. 2003 

• 40 Mio Eier markiert – 10 % der Gesamtmenge 

• Besatz Anfang April 2003 

• August / September 2003 => 290 0+ Felchen; 18 mark. 

• 6,2 % => 62 % (42 – 79% confid.) 

Dez 2006 

• Laichfischerei: 252 Ind. cohors 2003 (3+): 21 mark. A 

• 8,3 % => 83 % (78 – 88 %) 

(Quelle: R. Eckmann 2012) 


Bewirtschaftung der Bodensee-Seeforelle 




Komplexer Lebenszyklus 



Entwicklung der 

Seeforellenfänge 

im Bodensee 

Start erstes 

Seeforellenprogramm 



Entwicklung der 

Seeforellen-Laichfischfänge 

im Alpenrhein 

Einweihung Fischtreppe KW Reichenau 

KW 

Reichenau 

Start erstes Seeforellenprogramm 



Jüngere Geschichte der Bodensee-Seeforelle 

• 1850 Überfischung der Seeforelle während ihres 

Laichaufstieges in die Zuflüsse, insbes. Alpenrhein. 

• Bregenzer Übereinkunft 1893: Schonzeit 1.10. – 31.12. 

Schonmaß: 30 cm eingeführt. 

• 1950 Schonmaß im See: 40 cm; Schonzeit:15.7.-15.9. 

• 1962 Inbetriebnahme Kw Reichenau: Zusammenbruch 

der Seeforellenpopulation 

• Besatz mit Seeforellen in den See (z.T. Fremdmaterial) 

• 1970 Besatz mit Regenbogenforellen 

• 1978 Schonmaß im See: 35 cm (Angelfischer) 



Jüngere Geschichte der Bodensee-Seeforelle II 

• 1983 AG Seeforelle: Schonmaß 50 cm 

2 Schonzeiten: 15.07.-15.09 und 1.11. – 10.01. 

Schongebiete in den Mündungsbereichen der Zuflüsse 

autochthone Laichfischstämme 

Besatzmaßnahmen in den Zuflüssen 

• 1980er Jahre bis heute Sanierung der Hindernisse 

• 1990er Jahren Besatz mit Regenbogenforellen in den 

Zuflüssen wieder weitgehend eingestellt 

• 2000 Vertical-Slot-Fischpass am Kraftwerk Reichenau 



Bedeutung der Uferstruktur bzw. Vernetzung 


950 




970 




990 




009 







Weißfische – prämiengesteuerte Erträge 







Seit 1924 im Bodensee dokumentiert 

• Prävalenz > 90 % 

Hechtbandwurm 

(T. nodulosus) 

Coracidium 

Plerocercoid => Zyste 

Procercoid 

Brinker A., 2000 



Jüngere Geschichte des Hechtes im Bodensee 

• 1960er Jahre Rückgang beim Hecht 

• Brutanstalten => Hechtbesatz ohne große Erfolge 

• Hechtbandwurm (Triaenophorus nodulosus) führte zur 

Änderung der Bewirtschaftungsstrategie: 

• 1999 Schonbestimmungen (Schonzeit 1.04. – 20.05. 

und Brittelmaß 50 cm) aufgehoben; Besatzverbot 

• Seither ist der Hechtertrag wieder gestiegen! 

(Bedeutung der Characeen als Laichsubstrat) 



Flussbarsch 






Flussbarsch (Egli, Kretzer) 

• 1936 „Zockkrätzer“ (Fischereilexikon) – bei den Fischern 

verhasst 

• Seit 1960er Jahre: begehrter Speisefisch, hohe 

Befischungsintensität (30 Bodennetze) 

• Während der Eutrophierung (1965 – 1995): wichtigste 

Fischart für Berufs- und Freizeitfischerei 

• Wurde nie durch Besatzprogramme unterstützt 

• 1985 Barschsterben Schweiz (100 t) (Bakt. / Parasit.) 

• ab 1995 Reduktion der Befischungsintensität => 6 Netze 

• Reoligotrophierung: Verstärkter Befall mit T. nodulosus 



Parasitierung: Triaenophorus nodulosus 

Plerocercoid => Zystenbildung 




Parasitierung: Triaenophorus nodulosus 

• 1978 bis 1990 Prävalenz: 38 bis 59 % 

mittlere Intensität: 1-2 

• 1999 / 2005 Prävalenz: 93 bis 97 % 

mittlere Intensität: 4-5 

• Reoligotrophierung: 

Daphnia => Cyclops u. Eudiaptomus 

Rückgang der Weißfische (Fehlwirte) 

• => Geringere Wachstumsrate bei den Barschen 



Allochthone Arten / Neozoen 

• 1987 Kaulbarsch =>Nahrungskonkurrenz 

Neue Nährtiere: 

• 2003 Dikerogammarus villosus 

• 2007 Limnomysis benedeni 

42 % der untersuchten Barsche 2011 (n= 472) 

hatten Neozoen gefressen und zwar zu über 

80 % die beiden o.g. Arten 

=> tendenziell besseres Wachstum der Barsche 



Ein neuer Parasit: Ancyrocephalus paradoxus 

• Erstmals Frühjahr 2012 

• Prävalenz 66 % 

• Mittlere Intensität 4 – 52 

• Vektor: Zanderbesatz? 

Quelle: Behrmann- 

Godel & Brinker 2012 




Schotzko, Fachbereich Fischerei und Gewässerökologie, Abt. Va 43 

Quelle: Behrmann-Godel & Brinker 2012


Seesaibling 



Fazit I 

• Der trophische Status des Gewässers ist die dominante 

Einflussgröße auf den Fischbestand und das 

Ertragsvermögen. 

• Mit der Nährstofflage gehen eine Reihe von 

Auswirkungen einher: z.B. Sauerstoffversorgung über 

Grund als entscheidende Voraussetzung für die 

Entwicklung des Felchen- und des Seesaiblingslaichs 

• Jahrgangsschwankungen in Abhängigkeit von 

hydraulischen und klimatischen Bedingungen sind bei 

Fischen die Regel 



Fazit II 

• Ansteigende Temperaturen ändern die Fischartenzusammensetzungen. 

Infolge der Klimaerwärmung 

wird zudem die Schichtung der Seen stabiler bzw. 

deren Zirkulation schlechter. Dank der Senkung des 

Phosphorgehalts haben die Seen auch bei schlechter 

Zirkulation noch genügend Sauerstoff über Grund. 

• Unter (naturnahen) oligotrophen Bedingungen sind 

Lebensraumqualität, Vernetzung zwischen Land und 

Wasser und die Durchgängigkeit ausschlaggebend für 

Qualität und Quantität des Fischbestandes bzw. 

Arterhaltung und Ertragsvermögen. 



Fazit III 

• Die Ausübung der Fischerei hat ebenfalls einen 

massiven Einfluss auf die Fischbestände natürlicher 

Gewässer: Fangintensitäten und Schonbestimmungen 

sind an das Ertragsvermögen anzupassen. 

• Besatz ist auf seine Zweckmäßigkeit und seinen Erfolg 

hin zu überprüfen 

• Besatz mit Fremdfischen – beabsichtigt oder 

unbeabsichtigt - birgt eine Reihe von Gefahren: 

Übertragung von Krankheiten und Parasiten, 

Einbringen neuer konkurrenzierender Arten, etc. 



Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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