Bayer Business Services präsentiert die „Beach-Woche“
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Komik ist am besten, wenn sie<br />
unfreiwillig daherkommt. Und<br />
darum ist Oliver Materlik ein<br />
großer Fan der Deutschen Bahn<br />
AG. Nicht, dass der 35-Jährige<br />
zum Zwecke der Fortbewegung<br />
auf Bahn-Chef Hartmut Mehdorn<br />
und seine Kollegen angewiesen<br />
wäre. Um Gottes Willen, an <strong>die</strong>sem<br />
Nachmittag ist der gebürtige<br />
Opladener mit einem Auto aus<br />
schwäbischer Produktion pünktlich<br />
in seiner Heimatstadt vorgefahren.<br />
Aber dennoch: Oli Materlik<br />
zählt zu den hoffnungsvollen<br />
Sternen am deutschen Comedy-<br />
Himmel und ist darum schon<br />
quasi professionell den Werktätigen<br />
des Schienenverkehrs zugeneigt.<br />
„Der Alltag schreibt meine Geschichten“,<br />
erklärt der Familienvater, der vor<br />
einigen Jahren den Sprung aus einer<br />
vermeintlich gesicherten Existenz im<br />
Entsorgungsgewerbe in <strong>die</strong> Untiefen<br />
des Showgeschäftes wagte. Das heißt,<br />
so gefährlich sind jene Untiefen gar<br />
nicht, lassen sie sich doch zumindest<br />
ab und zu mit der bundesdeutschen<br />
Eisenbahn umschiffen.<br />
Ob es nun Züge sind, <strong>die</strong> aus unerfindlichen<br />
Gründen im hiesigen Schienendschungel<br />
verschwinden und ebenso<br />
frustrierte wie verhinderte Fahrgäste<br />
am Wegesrand zurücklassen oder ob es<br />
um das alljährliche böse Erwachen bei<br />
der Bahn geht, wenn bei moderaten<br />
Minustemperaturen nicht nur <strong>die</strong> Seen<br />
und Tümpel, sondern auch <strong>die</strong> Gleise<br />
und damit <strong>die</strong> Fahrpläne hierzulande<br />
gefrieren – Pleiten, Pech und Pannen<br />
gibt´s beim ehemaligen Staatsbetrieb<br />
genug, um locker ein unterhaltsames<br />
Abendprogramm zu füllen. Die Deutsche<br />
Bahn bietet Materlik in jeder Hinsicht<br />
eine humorvolle Steilvorlage.<br />
Aber wir wollen nicht ungerecht<br />
sein. Zum einen besitzen <strong>die</strong> Bahnwerker<br />
beileibe nicht das Monopol auf<br />
unfreiwillige Komik. Wie wäre es zum<br />
Beispiel mit den Heerscharen all jener<br />
Rentner ohne Zeitmanagement, <strong>die</strong><br />
ausgerechnet jeden Samstag in <strong>die</strong><br />
Konsumschlachten an den Wühltischen<br />
und an der Kassenschlange bei<br />
Aldi eingreifen müssen. Und zum<br />
anderen würde man dem Komiker und<br />
Entertainer Materlik bitter unrecht tun,<br />
wollte man ihn auf Bahnwitze reduzieren.<br />
Immerhin füllt der Mann, der sich<br />
vor fünf Jahren beim Leichlinger<br />
Comedy-Cup seine ersten Ver<strong>die</strong>nste<br />
um <strong>die</strong> Lachmuskeln seiner Mitmenschen<br />
erwarb, inzwischen bei rund 150<br />
Auftritten pro Jahr bundesweit <strong>die</strong> Hallen<br />
und Theater.<br />
Und auch schon im Fernsehen<br />
war der gelernte Industriekaufmann zu<br />
sehen. Erst vor ein paar Wochen konnte<br />
ihn das TV-Publikum bei einem<br />
Gastspiel im „Nightwash“ des WDR<br />
bewundern. Derartige Präsenz kommt<br />
natürlich nicht von selbst. Vor allem<br />
dann nicht, wenn man nicht auf <strong>die</strong><br />
Dienste einer großen Künstleragentur<br />
zurückgreifen kann, sondern sich wie<br />
Oli Materlik als Einzelkämpfer mit eigener<br />
Agentur seinen Weg bahnen muss.<br />
DAS PORTRAIT<br />
„Ich hatte Glück, bei mir ging<br />
es bislang immer kontinuierlich<br />
aufwärts“, blickt der Vater eines<br />
fünfjährigen Sohnes auf seine bisherige<br />
Karriere zurück. Nach dem schon<br />
erwähnten Leichlinger Comedy-Cup<br />
folgte eine zweimonatige Weiterbildung<br />
an der Kölner Comedyschule, bei<br />
der <strong>die</strong> Kursteilnehmer nicht allein in<br />
<strong>die</strong> Techniken berufsmäßigen Frohsinns<br />
eingeführt, sondern darüber hinaus<br />
auch in Fächern wie Regieführung<br />
unterwiesen wurden. Ein Umstand, der<br />
immer wichtiger wird und sich auch<br />
für Materlik inzwischen bezahlt<br />
gemacht hat. Denn längst sind jene<br />
Tage Geschichte, in denen eine Handvoll<br />
von Kabarettisten und Komikern<br />
im Naturschutzgebiet des öffentlichrechtlichen<br />
Fernsehens ihrem politisch<br />
korrekten Tagwerk relativ risikofrei<br />
nachgehen konnten.<br />
Das waren noch Zeiten, als Altkanzler<br />
Helmut Kohl gleich reihenweise<br />
Anregungen für <strong>die</strong> Branche lieferte<br />
und <strong>die</strong> ziemlich schmerzfreien<br />
Verantwortlichen des <strong>Bayer</strong>ischen<br />
Rundfunks eine Scheibenwischer-Sendung<br />
von Satiriker Dieter Hildebrand<br />
kurzerhand aus dem blau-weißen Programmschema<br />
kippten. Über Kohl<br />
lacht heute kaum noch jemand, und<br />
auf bundesweite Publicity wie im Falle<br />
der humorlosen <strong>Bayer</strong>n dürfen <strong>die</strong><br />
Kunstschaffenden inzwischen auch<br />
nicht mehr hoffen.<br />
DAS REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 3/2005 >>>>>>>>><br />
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