Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
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Berichte / Meldungen<br />
licherweise machen hiervon noch nicht alle Denkmaleigentümer<br />
Gebrauch“, sagt Prof. Dr. Egon Johannes Greipl,<br />
Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für <strong>Denkmalpflege</strong>.<br />
Nur schätzungsweise zwei Prozent aller Gebäude<br />
in Deutschland sind denkmalgeschützt. Im Freistaat Bayern<br />
befinden sich über 60 000 Baudenkmäler in Privatbesitz.<br />
Prof. Dr. Egon Johannes Greipl: „Verkäufliche Denkmäler<br />
sind gefragt, dies belegt auch unsere stolze Vermittlungsquote<br />
von knapp 50 Prozent!“ Seit Februar 2010 bietet das<br />
Bayerische Landesamt für <strong>Denkmalpflege</strong> über seinen<br />
Internetauftritt die kostenlose Recherchemöglichkeit nach<br />
verkäuflichen Denkmälern. Zu finden sind hier Bauernhäusentliche<br />
Aspekte dazu grundlegend angesprochen. Er wies<br />
darauf hin, dass man Kontinuität für etwas Selbstverständliches<br />
halte, zu dem auch das Bewahren des Alten gehört.<br />
Forderungen zum Schutz der Denkmäler waren jedoch immer<br />
die Folge von „Diskontinuitäten“ wie Kriegen, die ein<br />
solches Bedürfnis erst beförderten. „Rückwärtsgewandtheit“<br />
in Zeiten großflächiger Zerstörung – wie auch heute<br />
nach den großen Denkmalverlusten infolge ungebremsten<br />
Nachkriegsbaubooms – wurde so zur Avantgarde der <strong>Denkmalpflege</strong>.<br />
Ihr entspringen heute so traditionell klingende<br />
(und gefühlsmäßig unavantgardistische) Forderungen nach<br />
Ressourcenschonung, Reparaturfähigkeit, Nachhaltigkeit,<br />
Verlangsamung des Verfalls.<br />
Aber nicht diese eigentlichen Kontinuitätsforderungen lassen<br />
sich als gemeinsamer Nenner aller Überlegungen und als<br />
Tagungsergebnis konstatieren, viel wichtiger erschien allen<br />
Referenten die Notwendigkeit der Vermittlung von <strong>Denkmalpflege</strong><br />
an eine eher unwillige Gesellschaft: eine Notwendigkeit<br />
aber auch, die schon die immer wieder erwähnten<br />
Altvorderen der <strong>Denkmalpflege</strong> vor hundert Jahren im Munde<br />
führten. Und schnell könnte so aus Avantgarde Kontinuität<br />
werden. Kontinuität musste also nicht unbedingt im<br />
Gegensatz zu Avantgarde stehen und vor allem nicht als das<br />
Gegenteil von progressiv gesehen werden. Somit erhielten<br />
nicht denkmalpflegerische Inhalte die Funktion von Avantgarde,<br />
sondern die auf einer Metaebene liegende Vermittlung<br />
– gerne unter Nutzung und Aufbau von Netzwerken und mit<br />
dem Ziel der Partizipation der Restgesellschaft. Erkennt man<br />
erst einmal, dass die <strong>Denkmalpflege</strong> zwar ein Teil, aber eben<br />
nur ein ganz kleiner Teil im gesellschaftlichen Organismus<br />
ist und eigentlich unwichtig für das Überleben, kommt man<br />
nicht mehr umhin, ihre Vorstellungen mit allem Elan in diese<br />
Gesellschaft zu tragen und zu verankern.<br />
Partizipation, Teilhabe am kulturellen Erbe, wurde deshalb<br />
das zweite Schlagwort der Veranstaltung, Teilhabe, welche<br />
die heutige Gesellschaft an allem fordert und deshalb in unserem<br />
eigenen Interesse bedient werden muss. Somit gilt es,<br />
Strategien zu entwickeln, um die Gesellschaft für die Probleme<br />
der <strong>Denkmalpflege</strong> zu sensibilisieren und in verständiger<br />
Weise partizipieren zu lassen. Beispiele wurden auf der<br />
Tagung von zahlreichen Referenten vorgetragen: Konzepte,<br />
um die Wahrnehmung für denkmalpflegerische Phänomene<br />
zu schärfen, Aufklärungsstrategien, um das Erhaltenswerte<br />
zu verstehen, Vorgehensweisen zur Vermittlung und Erläuterung<br />
der Denkmäler an alle Altersstufen und Gruppen.<br />
Unisono empfahlen fast alle Referenten aus den unterschiedlichen<br />
Fachgebieten diese Rezepte: Neben den Referenten der<br />
eingangs erwähnten Studien aus der Praxis forderten die Pädagogen<br />
Dr. Rainer Wenrich von der Bayerischen Museumsakademie<br />
eine „Förderung der kulturellen Kompetenz“ und<br />
das „Heranführen der Jugend an kulturelle Partizipation“ und<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Ekkehard Nuissl von Rein den Aufbau von<br />
Netzwerken, um „Lernorte zu schaffen“ und „Perspektiven<br />
zu verschränken“. Prof. Dr. Dr. Wulf Bennert von der Stiftung<br />
Ettersburg setzte auf Bildung und Einflussnahme auf<br />
die Meinungsbildung, Dr. Christian Müller, Architekturwissenschaftler,<br />
auf die Aneignung von Gestaltungskompetenz,<br />
Geschichts- und Wertebewusstsein. Dr. Karl Gattinger aus<br />
der Abteilung Denkmalerfassung und -forschung beim Bayerischen<br />
Landesamt für <strong>Denkmalpflege</strong> stellte die erfolgreiche<br />
Publikation „Genuss mit Geschichte“ vor, einen „Gastraumführer“,<br />
wie er es nannte, mit 50 historischen Gaststätten, für<br />
die sich die so vermarktete Denkmalwertigkeit bereits als<br />
wirtschaftlicher Faktor herausgestellt hat. Konzept: populäre<br />
Themen, mit denen <strong>Denkmalpflege</strong> durch emotionalen Bezug<br />
vermittelt wird. Dr. Markus Harzenetter schließlich, der Landeskonservator<br />
vom LWL – <strong>Denkmalpflege</strong>, Landschaftsund<br />
Baukultur in Westfalen, der die Tagung stellvertretend<br />
für den verhinderten Vorsitzender der Vereinigung Dr. Jörg<br />
Haspel leitete, wies darauf hin, unbedingt die politischen<br />
Entscheidungsträger als Multiplikatoren ins Boot zu holen.<br />
Fazit: Die praktische und die forschende <strong>Denkmalpflege</strong>,<br />
Fundamente unserer Arbeit, bedürfen im Moment einer in<br />
vielfältiger Hinsicht avantgardistischen Vermittlung, um in<br />
die Zukunft gebracht zu werden.<br />
Karlheinz Hemmeter<br />
MELDUNGEN<br />
Positiver Trend:<br />
Verkäufliche Denkmäler sind gefragt<br />
Seit Februar 2010 bietet das Landesamt für <strong>Denkmalpflege</strong><br />
den Service „Verkäufliche Denkmäler“<br />
München, 6. Mai <strong>2013</strong>: „Denkmäler sind rare Güter: ihre<br />
Qualität und ihr geschichtlicher Wert macht sie einzigartig,<br />
das wissen auch die Eigentümer von denkmalgeschützten<br />
Immobilien. Das Alleinstellungsmerkmal Denkmal wird<br />
für den Immobilienmarkt zunehmend interessant. Auch<br />
die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten sind für viele<br />
Immobilienbesitzer von Denkmälern von Interesse, erstaun-<br />
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