Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
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Berichte<br />
Das Archäologische Spessartprojekt e.V.<br />
– Träger des Archäologiepreises 2012<br />
Auerberg-Kolloquium in Bernbeuren; rechts Dipl.-Biol. Barbara Zach,<br />
daneben Prof. Dr. Günter Ulbert (Foto: BLfD, Doris Ebner)<br />
Schlussmünze von 41 n. Chr. sich das Ende der Siedlung in<br />
frühclaudischer Zeit ablesen lässt. Um die Glasfunde hatte<br />
sich Dr. Andrea Rottloff angenommen, die erläuterte, wie<br />
sich bei dieser Fundgattung selbst aus kleinsten Fragmenten<br />
oft noch gewichtige Aussagen gewinnen lassen. Mit den sog.<br />
Auerbergtöpfen befasste sich Dr. Christof Flügel, namentlich<br />
mit deren Herkunft (Friaul) und Inhalt (Hammelfett).<br />
Prof. Dr. Joris Peters und Dipl.-Biologin Barbara Zach<br />
stellten die Tier- und Pflanzenreste vor: Neben Haustieren<br />
wie Rind und Schwein überraschte der Nachweis eines<br />
Elchs und Mönchsgeiers; neben Weizen, Emmer und Dinkel<br />
gab es Koriander und – völlig unerwartet – den ersten Kopfsalat!<br />
Dr. Maike Sieler hatte die italische Terra sigillata aus<br />
Kempten und vom Auerberg untersucht und verglichen. Bei<br />
dieser chronologisch empfindlichen Keramikart gibt der<br />
eng datierte Auerberg eine wichtige Referenzgruppe ab. Um<br />
die Amphorenscherben kümmerte sich Dr. Florian Schimmer.<br />
Sie dienten als Transportgefäße für Olivenöl, Fischsoßen<br />
und Wein. Den Alpenfeldzug 15 v. Chr. zeichnete Dr.<br />
Werner Zanier nach, insbesondere anhand der Fundplätze<br />
am Döttenbichl und auf dem Septimerpass. Dr. Karl Oberhofer<br />
stellte die neusten frührömischen Befunde aus Bregenz<br />
vor, Dr. Eckhardt Deschler-Erb die vor genau 100 Jahren in<br />
Augsburg-Oberhausen entdeckten Funde, die zur Zeit einer<br />
völligen Neubearbeitung unterzogen werden. Die Befunde<br />
des frührömischen Augsburg wurden von Dr. Sebastian<br />
Gairhos besprochen. Dr. Bernd Steidl untersuchte, wie sich<br />
die wenigen archäologischen Quellen der späten Keltenzeit<br />
interpretieren ließen und was sich über das Überleben der<br />
einheimischen Bevölkerung sagen lässt, die zur Zeit der<br />
römischen Okkupation hier ansässig war.<br />
Eine Zusammenfassung der Beiträge gab Prof. C. Sebastian<br />
Sommer und leitete die Schlussdiskussion, ehe den<br />
Teilnehmern nach einer Pause noch eine echte römische<br />
Räucher zeremonie geboten wurde. Einen einstündigen<br />
Abendvortrag hielt schließlich Martin Wölzmüller M.A., in<br />
dem er auch auf die Gegenwart und Zukunft einging und<br />
das, was archäologisch interessierten Besuchern heute im<br />
Museum und am Berg gezeigt werden kann.<br />
DE<br />
Seit 1999 lobt die Gesellschaft für Archäologie in Bayern<br />
e.V. den „Archäologiepreis Bayern“ aus, der mit 2000,-- €<br />
dotiert ist. Er wird an Persönlichkeiten oder archäologische<br />
Arbeitskreise und Gruppen für besonders herausragende<br />
Verdienste in der Landesarchäologie vergeben.<br />
Im Rahmen eines Festaktes in der Zehntscheune von<br />
Kleinwallstadt, Lkr. Aschaffenburg, wurde dem sowohl in<br />
Bayern als auch Hessen tätigen Archäologischen Spessartprojekt<br />
der Archäologiepreis 2012 vor mehr als 80 geladenen<br />
Gästen übergeben. Zunächst würdigten Bürgermeister<br />
Köhler und Bezirkstagspräsident Dotzel im Rahmen eines<br />
Grußwortes die Leistungen des Archäologischen Spessartprojekts.<br />
Der Vorsitzende der Gesellschaft, Prof. Dr. Bernd<br />
Päffgen, ging in seiner Begrüßung nochmals auf die Bedeutung<br />
und Geschichte des Bayerischen Archäologiepreises<br />
und seine bisherigen Preisträger ein.<br />
In der Laudatio auf den Preisträger erläuterte der Referatsleiter<br />
der Bodendenkmalpflege in Ober- und Unterfranken,<br />
Dr. Michael Hoppe, die Anfänge und Entwicklung<br />
des Archäologischen Spessartprojekts und die vielfältigen<br />
Arbeitsschwerpunkte. Das als eingetragener Verein 1998<br />
gegründete Archäologische Spessartprojekt e.V. (kurz ASP)<br />
widmet sich der Erforschung, Vermittlung und Pflege der<br />
Kulturlandschaft im Spessart, wobei der archäologischen<br />
Erfassung und Erforschung der Spessartregion eine zentrale<br />
Rolle im Projekt zukommt. So wurden in den letzten Jahren<br />
zahlreiche Bodendenkmäler durch das ASP untersucht,<br />
durch konservatorische Maßnahmen erhalten und in Wert<br />
gesetzt. Hervorzuheben sind hier nur einige Grabungen<br />
wie in der Klosterwüstung Elisabethenzell bei Rieneck, auf<br />
den Burgen Bartenstein bei Partenstein, der Ketzelburg bei<br />
Haibach, auf dem Gotthardberg bei Amorbach oder auf der<br />
Alten Burg bei Kleinheubach. Neben der Forschung bemüht<br />
sich das Projekt aber auch um die Vermittlung der Kulturlandschaft<br />
an Bewohner und Touristen, besonders durch die<br />
Einrichtung von Kulturwegen, über populäre Publikationen,<br />
Ausstellungen, Vorträge, Seminare, die Ausbildung von<br />
Landschaftsführern, Projektarbeit mit Kindern und durch<br />
eine intensive Pressearbeit.<br />
Im Anschluss an die Laudatio überreichten die anwesenden<br />
Vertreter des Vorstandes der Gesellschaft, Prof. Dr.<br />
Bernd Päffgen und Dr. Andreas Büttner, dem ersten Vorsitzenden<br />
des Vereins, Dr. Gerhard Ermischer, die Ehrenurkunde<br />
sowie den Preis. Dr. Gerhard Ermischer bedankte<br />
sich stellvertretend für alle seine Mitarbeiter und vor allem<br />
für die vielen, vielen ehrenamtlichen Mitstreiter für das<br />
von der Gesellschaft für Archäologie in Bayern entgegengebrachte<br />
Vertrauen, das mit dieser Auszeichnung verbunden<br />
ist.<br />
Im anschließenden Festvortrag stellten Harald Rosmanitz,<br />
M.A. (ASP) und Bernhard Springer, erster Vorsitzender des<br />
Heimat- und Geschichtsvereins Amorbach, das von 2010<br />
bis 2012 durchgeführte Ausgrabungsprojekt auf dem Gotthardsberg<br />
zwischen Amorbach und Weilbach, Lkr. Miltenberg,<br />
vor.<br />
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