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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Berichte<br />

mittelalterlichen Herrschaftssitzen im nordöstlichen Oberfranken<br />

(„Friesen und Steinberg. Zwei Burgstellen im Lkr.<br />

Kronach“). Eike Michl M.A. referierte über den Zwischenstand<br />

der Auswertung eines Forschungsprojekts der Universität<br />

Bamberg, dessen Bedeutung vor dem Beginn der<br />

archäologischen Forschungen überhaupt nicht bekannt war<br />

(„Castrum, Curia, Palatium?! – Die neue Entdeckung eines<br />

alten Machtzentrums in Unterfranken, Gerolzhofen-Lindelach,<br />

Lkr. Schweinfurt“). Dann präsentierte Frank Feuerhahn<br />

M.A. die ersten Ergebnisse einer Parzellengrabung in<br />

Würzburg, die wichtige Aussagen zum Besiedlungsablauf<br />

am Fuße des Marienberges zulässt („Siedlungsbefunde der<br />

Hallstattzeit und die hochmittelalterliche Besiedlung in der<br />

Spitalgasse, Stadt Würzburg“).<br />

Der letzte Vortragsblock widmete sich aktuellen Forschungsgrabungen<br />

archäologischer Universitätsinstitute. Ein DFGgefördertes<br />

Forschungsprojekt der Freien Universität Berlin<br />

unter Leitung von Prof. Dr. Wolfram Schier widmet sich<br />

einer der größten derzeit bekannten mittelneolithischen<br />

Kreisgrabenanlagen („Die mittelneolithische Kreisgrabenanlage<br />

von Hopferstadt, Lkr. Würzburg“). Grabungsleiter<br />

Markus Rehfeld M.A. konnte anhand der ersten Schnitte<br />

aus dem vergangenen Jahr interessante Details zur Baugeschichte<br />

der Grabenanlagen präsentieren. Einer der zentralen<br />

Orte der Frühmittelalterarchäologie in Franken steht bei<br />

einem Forschungsprojekt der Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena im Mittelpunkt („Der Veitsberg – Eine Forschungsgrabung<br />

im karolingisch-ottonischen Pfalzkomplex Salz, Lkr.<br />

Rhön-Grabfeld“). Prof. Dr. Peter Ettel und Petra Wolters<br />

M.A. erläuterten die historische Ausgangssituation um das<br />

Gebiet der villa regia Salz und die Resultate der bisherigen<br />

Forschungen im Rahmen des RGZM-Projektes „Reiterkrieger<br />

– Burgenbauer“, um anschließend die Erkenntnisse aus<br />

den gezielten Grabungen 2010–2012 vorzustellen.<br />

Am Nachmittag nahmen 45 Personen an der Exkursion in<br />

das Bamberger Umland teil. Nach einer Stärkung in einer<br />

landestypischen Brauereigaststätte in Merkendorf erlaubte<br />

die „Giechburg“ bei Scheßlitz als erster Exkursionspunkt<br />

einen hervorragenden Blick bis ins Main- und Regnitztal,<br />

und selbst die beiden, in Luftlinie ca. 60 km entfernten<br />

Gleichberge bei Römhild in Thüringen hoben sich am<br />

Horizont deutlich ab. Als obligatorisch für das Bamberger<br />

Land ist das zweite Ziel anzusehen, die „Jungfernhöhle“<br />

bei Tiefenellern, die, auch wegen neuer Untersuchungen der<br />

Universität Bamberg, nach wie vor im Zentrum der wissenschaftlichen<br />

Diskussion um Menschenopfer oder Sekundärbestattung<br />

in Schachthöhlen steht. Nach einem Abstecher<br />

zu dem am Rand der Albhochfläche gelegenen Ringwall im<br />

„Hofbauernholz“ ging es weiter über zahlreiche Serpentinen<br />

ins Ellertal und anschließend bis Naisa. Das unweit des<br />

Ortes gelegene Grabhügelfeld „Kügelstöck“ darf als eines<br />

der am besten erhaltenen Grabhügelfelder in Oberfranken<br />

bezeichnet werden, und die heute im Wald leicht erkennbaren<br />

Hügel unterscheiden sich in Höhe und Umfang kaum<br />

von den nach der Ausgrabung wieder errichteten Exemplaren<br />

im ehemaligen Ackerland.<br />

Mit insgesamt gut 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

kann sich die Bilanz der diesjährigen Archäologietagung<br />

Ober- und Unterfranken durchaus sehen lassen. Der Erfolg<br />

motiviert die Organisatoren aus den Referaten B IV und Z I,<br />

neben dem Kerngeschäft wiederum eine gehörige Portion<br />

an Zusatzarbeiten in Kauf zu nehmen, um in zwei Jahren<br />

eine weitere Veranstaltung anbieten zu können, die im<br />

Maindreieck stattfinden soll.<br />

Andreas Büttner, Michael Hoppe, Ralf Obst<br />

und Markus Ullrich<br />

2000 Jahre danach – Der Auerberg und<br />

der Beginn der römischen Besiedlung<br />

in Südbayern<br />

Kolloquium am 13. April <strong>2013</strong> in Bernbeuren<br />

Frühjahr 13 n. Chr.! Wo sonst kann eine vor so langer Zeit<br />

erfolgte Ortsgründung so genau datiert werden? Bei der<br />

römischen Siedlung auf dem Auerberg war dies dank dendrochronologisch<br />

datierbarer Hölzer möglich – Anlass für<br />

ein Überblickskolloquium 60 Jahre nach Beginn der dortigen<br />

Ausgrabungen und Ehrung des inzwischen 83-jährigen<br />

emeritierten Professor Günter Ulbert, der mit seinen Arbeiten<br />

Maßstäbe für die Erforschung der frührömischen Epoche<br />

in Bayern gesetzt hat. Er bekam einen „goldenen Auerberg“,<br />

eine süße Nachbildung aus der Backstube, geschenkt.<br />

Zu dem Kolloquium luden die Bayerische Akademie der<br />

Wissenschaften, die Projektgruppe „Alpenrand in Römerhand“<br />

und das Bayerische Landesamt für <strong>Denkmalpflege</strong><br />

nach Bernbeuren am Fuß des Auerbergs ein. Die Auerberghalle<br />

war mit Teilnehmern bis auf den letzten Platz gefüllt,<br />

als Prof. C. Sebastian Sommer die Reihe der Grußworte<br />

eröffnete. 13 Fachvorträge erörterten sodann den Stand der<br />

Forschung.<br />

Dr. Gerhard Weber erläuterte die Architektur der Baulichkeiten,<br />

deren Grundrisse auf dem Berg dokumentiert<br />

wurden. Franz Herzig konnte aus nasskonservierten<br />

Fichten- und Tannenspänen das Fälldatum 12/13 n. Chr.<br />

der Bauhölzer ermitteln. Dr. Bernward Ziegaus hatte mit<br />

240 Fundmünzen eine komfortable Münzreihe, aus deren<br />

Der Auerberg bei Bernbeuren, Blick von Osten<br />

(Foto: BLfD, Doris Ebner)<br />

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