Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Berichte<br />
• Anita Wagner und Thomas Maurer haben in Passau<br />
das Alte Zollamtsgebäude zu ihrem Wohnhaus umgebaut.<br />
1828 entstanden, präsentiert sich das Denkmal nach seiner<br />
Instandsetzung bis ins kleinste Detail in seiner authentischen<br />
historischen Form.<br />
Das Bayerische Landesamt für <strong>Denkmalpflege</strong> präsentiert<br />
alle Preisträger und ihre Projekte in der Broschüre Denkmalschutzmedaille<br />
<strong>2013</strong>. Diese Broschüre finden Sie auf<br />
unserer Internetseite zum Download. Gern senden wir sie<br />
Ihnen auch kostenfrei zu.<br />
Dorothee Ott<br />
<strong>Bayerisches</strong> Landesamt für <strong>Denkmalpflege</strong><br />
Hofgraben 4, 80539 München<br />
Telefon: 089/2114-0, Telefax: 089/2114-300<br />
E-Mail: poststelle@blfd.bayern.de<br />
Internet: www.blfd.bayern.de<br />
C14-Datierungen im Frühmittelalter – Methodik, Probleme und Perspektiven<br />
Archäologisches Arbeitstreffen des BLfD in Regensburg<br />
Zu den vielfältigen Aufgaben des <strong>Bayerisches</strong> Landesamts<br />
für <strong>Denkmalpflege</strong> zählt gemäß Art. 12 Abs. 2 DSchG auch<br />
die Erforschung der Denkmäler. Für die Bodendenkmalpflege<br />
bedeutet dies auch die Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen<br />
Methoden zur Datierung eines Bodendenkmals, sei<br />
es nun ausgegraben oder in der Erde noch weitgehend erhalten.<br />
Aus diesem Grund lässt das BLfD seit etwa zehn Jahren<br />
Radiokarbondatierungen durchführen und versucht dabei,<br />
nicht nur Einzelbefunde durch singuläre Proben zu datieren,<br />
sondern über Serien von stratifizierten Befunden auch weiterführende<br />
archäologische Fragestellungen zu klären.<br />
Das archäologische Arbeitstreffen am 21. Februar <strong>2013</strong>,<br />
an dem mehr als 40 Wissenschaftler aus Bodendenkmalpflege,<br />
Archäologie, Geologie, Anthropologie und Physik<br />
in der Regensburger Dienststelle teilnahmen, kann als ein<br />
kritischer Rückblick betrachtet werden. In zwölf Referaten<br />
wurden die Bedingungen der Anwendung des Verfahrens,<br />
seine Aussagekraft, Fehlerquellen und neue Fragestellungen<br />
diskutiert.<br />
Nach der Begrüßung durch Landeskonservator Prof. Dr.<br />
C. Sebastian Sommer erfolgte eine Einführung ins Thema<br />
durch Dr. Jochen Haberstroh. Im einleitenden Referat stellte<br />
Andreas Scharf vom AMS C14-Labor Erlangen die Methode<br />
der Radiocarbondatierung vor: Durch Fotosynthese gelangt<br />
das atmosphärische C14 (im CO 2<br />
) in die Nahrungskette aller<br />
lebenden Organismen und zerfällt nach Lebensende bzw.<br />
nach Ausscheiden aus dem Kohlenstoffkreislauf mit einer<br />
Halbwertszeit von 5730 Jahren, sodass aus dem noch heute<br />
vorhandenen Anteil an 14 C auf das Alter der Probe geschlossen<br />
werden kann. Als Proben sind vor allem Holz, Holzkohle,<br />
pflanzliche Makroreste, Knochen, Sedimente, Pollen,<br />
Kalkmörtel und sogar Eisen mit unterschiedlichen Anforderungen<br />
geeignet. Aufgrund der Schwankungen des C14<br />
in der Atmosphäre müssen die C14-Daten einer Eichkurve,<br />
die durch die Beprobung historisch datierter Baumjahresringe<br />
(sog. Dendrochronologie) ermittelt wurde, gegenübergestellt<br />
werden (sog. Kalibrierung). Anhand der ermittelten<br />
Radiokarbonjahre und der Eichkurve lassen sich schließlich<br />
wahrscheinliche Zeiträume herausarbeiten (1-Sigma-<br />
Bereich = 68,3 % bzw. 2-Sigma-Bereich = 95,4 %), in denen<br />
der Organismus abstarb.<br />
Den ersten thematischen Block bildete die Anwendung der<br />
C14-Methode im Bereich der Gräberarchäologie. In den<br />
Referaten von Dr. Stephanie Zintl, Dr. Benjamin Höke und<br />
Anja Pütz M.A. wurden Beprobungen von Skelettmaterial aus<br />
frühmittelalterlichen Gräberfeldern (Burgweinting-Villa,<br />
Neuburg a. d. Donau, unteres Maindreieck) vorgestellt, bei<br />
denen vor allem absolutchronologische Fragen zum Übergang<br />
der Völkerwanderungszeit zur Älteren Merowingerzeit<br />
(5./6. Jahrhundert) bzw. der Spätmerowingerzeit zur Karolingerzeit<br />
(8. Jahrhundert) im Vordergrund standen. Am Beispiel<br />
des völkerwanderungszeitlichen Brandgräberfeldes von<br />
Forchheim, dessen genaue zeitliche Einordnung allein durch<br />
das Fundmaterial schwierig ist, beschäftigte sich Dr. Raimund<br />
Masanz mit der Frage, ob Radiokarbon analysen auch<br />
bei Leichenbränden, d. h. verbrannte Knochen mit zerstörter<br />
Matrix, möglich sind. Den Einfluss von C14-Daten auf die<br />
Interpretation von Funden und Befunden zeigte Dr. Christian<br />
Later anhand ausgewählter bayerischer Gräber im Kontext<br />
von Kirchen des frühen und älteren Mittelalters. Einen<br />
Ausblick in benachbarte Regionen lieferte Stefan Eichert<br />
über die Anwendung der Methode am Beispiel des Ostalpen-<br />
Die Referenten des Arbeitstreffens vor der Königlichen Villa in Regensburg<br />
(Foto: Christoph Lobinger)<br />
77