Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
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Über den Zaun<br />
Links: Grabungen im<br />
obertägigen Bereich der<br />
Watergrove Mine im Peak<br />
District<br />
Rechts: Roman Level<br />
von Alderley Edge<br />
(Fotos: BLfD,<br />
Martin Straßburger)<br />
andere Reviere in Europa ist, wie z. B. das Trentino, wo die<br />
Befundsituation sehr ähnlich ist.<br />
John Barnatt ist daneben auch in der Erforschung des Kupfererzbergbaus<br />
von Ecton tätig, unter anderem zusammen<br />
mit Simon Timberlake. Nach Funden von Geröllschlägeln im<br />
19. Jahrhundert gab 1945 der Fund eines Hirschhorngezähes<br />
unter Tage einen zusätzlichen Hinweis auf bronzezeitlichen<br />
Bergbau. Es folgte die Entdeckung weiterer Steinschlägel<br />
in den 1990er Jahren, und inzwischen konnten durch Grabungen<br />
auch Abbauspuren nachgewiesen werden. Daneben<br />
haben sich Befunde der ersten Anwendungen des Bohrens<br />
und Schießens (Sprengen) unter Tage in den 1660er Jahren<br />
im sogenannten „Dutchman Level“ erhalten. Der Name geht<br />
nicht auf einen Niederländer zurück, sondern ist ein Hinweis<br />
darauf, dass ein Bergmann aus Deutschland die Technik<br />
dort eingeführt hat. Der Bergbau von Ecton stellt insgesamt<br />
ein bedeutendes Denkmalensemble dar: Über Tage haben<br />
sich die Reste einer frühen Dampfmaschine erhalten, unter<br />
Tage finden sich ein Pferdegöpel sowie Dampfmaschinen<br />
aus dem 19. Jahrhundert und Hinweise auf einen frühen<br />
Einsatz von Elektrizität in Bergwerken.<br />
Die archäologische Begleitung von Sicherungsmaßnahmen<br />
in den untertägigen Steinbrüchen des 18. und 19. Jahrhunderts<br />
von Combe Down bei Bath durch Lynn Willies ist vor<br />
allem im Hinblick auf die Arbeiten von Jacquo Silvertant,<br />
Kevin Amendt und John van Schaik in der niederländischen<br />
Provinz Limburg interessant. Gleichzeitig ist das Projekt<br />
aber auch ein gutes Beispiel dafür, dass eine facharchäologische<br />
Begleitung von Sicherungen möglich ist, wie sie<br />
derzeit auch bei Neukirchen am Teisenberg läuft.<br />
Das Montanwesen des 18. und 19. Jahrhunderts bildet insgesamt<br />
ein spannendes Kapitel. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen,<br />
dass der Ingenieur der Soleleitungen von Reichenhall<br />
und Berchtesgaden nach Traunstein, Georg von Reichenbach,<br />
einen Teil seiner Ausbildung in England absolvierte.<br />
Organisation<br />
Bereits kurz angesprochen wurden die Vereine, mit denen<br />
das Montanwesen grundlegend anders organisiert ist als in<br />
Deutschland. Die „National Association of Mining History<br />
Organisations“ (NAMHO) fungiert als Dachverband, der<br />
seine Mitglieder zu jährlichen Konferenzen zusammenbringt,<br />
aber auch Regeln für die Arbeiten in sowie Nutzung<br />
von alten Bergwerken erarbeitet und herausgibt. Er bemüht<br />
sich zudem um Öffentlichkeitsarbeit, um in der Bevölkerung<br />
ein Bewusstsein für die Bedeutung des ehemaligen Montanwesens<br />
aufzubauen.<br />
Im Peak District werden neben Befahrungen auch Grabungen<br />
mit einem archäologischen Verein durchgeführt, die auch<br />
Denkmäler des Montanwesens betreffen, z. B. Maschinenhäuser<br />
des 19. Jahrhunderts. Somit ist eine sich ständig vergrößernde<br />
Datenbasis garantiert, die für weitere Projekte im<br />
Rahmen denkmalpflegerischer Belange zur Verfügung steht.<br />
Die <strong>Denkmalpflege</strong>organisationen profitieren erheblich von<br />
den angesprochenen Strukturen. Als erstes Beispiel ist die<br />
„Lead Legacy“ von John Barnatt zu nennen, ein detailliertes<br />
Inventar von Spuren des Bleierzbergbaus und deren Bewertung,<br />
das mit einer ökologischen Untersuchung der alten<br />
Bergbaustandorte kombiniert ist. Weitere regionale Projekte,<br />
die auch den Tourismus einbeziehen, sind das Tamar Valley<br />
Mining Heritage Project oder das Weltkulturerbeprojekt für<br />
den Zinnerzbergbau in Cornwall.<br />
Aktuell läuft ein NAMHO-Projekt zur Archäologie der<br />
rohstofffördernden Betriebe in England, das auf zwei Jahre<br />
ausgelegt ist und durch English Heritage finanziell unterstützt<br />
wird. Grundlegend ist dabei die Unterstützung der<br />
NAMHO-Mitglieder, d. h. Vereine und Einzelpersonen.<br />
Als Ergebnis soll das Projekt nach seinem Abschluss Orientierungs-<br />
und Entscheidungshilfe für <strong>Denkmalpflege</strong><br />
und -schutz, Forschung und Vermittlungsstrategien liefern<br />
sowie dazu beitragen, ein Bewusstsein dafür zu bilden, dass<br />
Befunde des Montanwesens Teil einer umfassenden denkmalpflegerischen<br />
Agenda sind.<br />
Insgesamt bietet der Blick nach England zahlreiche Anregungen<br />
in Bezug auf den Umgang mit den Denkmälern<br />
des Montanwesens. Dabei ist jedoch zu beachten, dass ein<br />
anderes Verhältnis zu diesem Thema besteht sowie andere<br />
rechtliche Grundlagen vorliegen, sowohl im Denkmal- wie<br />
auch im Berg- und Ordnungsrecht.<br />
Abschließend ist es dem Autor ein Anliegen, John Wilmot,<br />
John Barnatt, Terry Worthington, Paul Deakin, Lynn Willies,<br />
Simon Timberlake, Peter Claughton, Nigel Dibben,<br />
Jonathan und Ray Wright sowie John Hine und vielen<br />
anderen für die zahlreichen Befahrungen, Exkursionen und<br />
Gespräche zu danken.<br />
Martin Straßburger<br />
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