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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Über den Zaun<br />

Montanarchäologie in England<br />

Das laufende Modellprojekt des BLfD zum Umgang mit<br />

Denkmälern des Montanwesens (vgl. DI <strong>Nr</strong>. 154, März<br />

<strong>2013</strong>, S. 22 f.) erfordert immer wieder einen Blick über die<br />

Grenzen, nicht nur für Anregungen, sondern vor allem auch<br />

im Hinblick auf fachliche Diskussionen und Austausch. In<br />

der Archäologie erfolgt fast schon traditionell häufig eine<br />

Orientierung an Arbeiten und Methoden in Großbritannien.<br />

Daher soll hier ein kleiner Einblick in die Montanarchäologie<br />

in England gegeben werden.<br />

Forschungsgeschichte und Grundlagen<br />

Dort sind bisher nur wenige archäologische Forschungen<br />

unter Tage durchgeführt worden, was zum einen mit dem<br />

schwierigen Zugang und Arbeiten in Bergwerken zusammenhängt,<br />

aber auch mit rechtlichen Einschränkungen. Zum<br />

anderen wird von den englischen Kollegen aber auch allgemein<br />

das fehlende Wissen um das Potenzial der Archäologie<br />

unter Tage bemängelt.<br />

Bis 1980 sind kaum Arbeiten zum Bergbau vor 1700 zu<br />

verzeichnen. In dieser Zeit begannen Phil Andrews, Paul<br />

T. Craddock und Brenda Craddock, Simon Timberlake und<br />

Lynn Willies ihre Forschungen, teilweise in Kooperation.<br />

Nach 1990 nahmen Peter Claughton, John Barnatt, Terry<br />

Worthington und Martin Roe ihre Tätigkeiten auf. Davor<br />

wurde das Feld des Montanwesens von der Industriearchäologie<br />

dominiert, eine Bezeichnung, die relativ ungern verwendet<br />

und kontrovers diskutiert wird.<br />

Die Zahl der montanarchäologischen Projekte in England<br />

ist insgesamt gering. Zu nennen sind die Erforschung des<br />

neolithischen Silexbergbaus von Grimes Grave (Yorkshire),<br />

die Untersuchungen des bronzezeitlichen und römischen<br />

Kupfererzbergbaus von Alderley Edge (Cheshire), des Bleierzbergbaus<br />

im Peak District (Derbyshire), der Steinbrüche<br />

in Yorkshire und bei Combe Down nahe Bath. Einige weiträumigere<br />

Forschungen haben auch die Archäologie unter<br />

Tage einbezogen, wie im Fall des Silber-Bleierzbergbaus von<br />

Combe Martin und anderen Bergwerken im Tal des Tamar<br />

sowie der Bergwerke in Yorkshire und Cumbria. Dies bedeutet<br />

aber nicht, dass nur geringe Datengrundlagen vorhanden<br />

wären. Geologen und Bergbauingenieure der letzten 300<br />

Jahre haben einen großen Corpus an Beschreibungen von<br />

Befunden und Funden im Altbergbau sowie zeitgenössischer<br />

Technologie hinterlassen, die es auszuwerten gilt.<br />

Vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lässt<br />

sich ein starker Anstieg des Interesses an Höhlen und<br />

Altbergbau beobachten, teilweise in Verbindung mit historischen<br />

Gesellschaften. Diese Entwicklung führte zu Vermessungen,<br />

die zunächst vor allem weiteren Explorationen<br />

dienen sollten, in der Folge aber immer mehr archäologische<br />

<strong>Informationen</strong> berücksichtigten. Der Themenbereich<br />

Archäometallurgie wurde ebenfalls intensiver behandelt.<br />

Daneben sind umfangreiche Fotoarchive und -dokumentationen<br />

des Altbergbaus sowie noch laufender Betriebe angelegt<br />

worden. Hervorzuheben sind dabei die hochwertigen<br />

Fotografien von Paul Deakin, die in zahlreichen Fachpublikationen<br />

verwendet werden.<br />

Haldenareal bei Keswick (Fotos: BLfD, Martin Straßburger)<br />

Auch der Einsatz von terrestrischen Laserscannern unter Tage<br />

wurde erprobt, zunächst in einem umfangreichen Projekt für<br />

den neolithischen Silexbergbau von Grimes Grave, dann auch<br />

begleitend zu Sicherungsmaßnahmen in Combe Down.<br />

Einige Beispiele<br />

In den Bergbaugebieten wurden bzw. werden teilweise über<br />

Jahrzehnte hinweg immer wieder Forschungsprojekte von<br />

Einzelpersonen und Vereinen getragen. Im Rahmen dieses<br />

Beitrags ist nur Platz für einige wenige Beispiele, die lediglich<br />

kurz angerissen werden können.<br />

Der Bergbau im Gebiet von Bere Ferrers Combe Martin<br />

wurde im Rahmen eines Projektes der Universität Exeter<br />

unter Leitung von Peter Claughton untersucht. Herausragender<br />

Befund ist ein 16 km langer Kunstgraben aus dem Spätmittelalter,<br />

der für den Antrieb der Wasserhaltungsmaschinen<br />

angelegt worden war. Dabei ist ein Kontakt zu Spezialisten<br />

aus Deutschland wahrscheinlich, wo solche Anlagen seit dem<br />

Ende des 13. Jahrhunderts gebaut wurden.<br />

Die Montanarchäologie im Lake District ist besonders interessant,<br />

da, nachdem bereits für das Spätmittelalter Kontakte<br />

zum Köln-Siegburger Raum belegt sind, im 16. Jahrhundert<br />

Bergleute aus den Tiroler Revieren nach Keswick und<br />

Umgebung abgeworben wurden (zwischen 1564 und 1600).<br />

Federführend in der Unternehmung war die Augsburger<br />

Kaufmannsfamilie Hoechstetter. Die Bergleute nahmen ihre<br />

Technologie mit, sodass die dortigen Befunde für die Chronologie<br />

des frühneuzeitlichen Montanwesens auf dem Kontinent<br />

einen besonderen Stellenwert besitzen, da sie im Lake District<br />

räumlich eng begrenzt und für relativ kurze Zeit belegt sind.<br />

Eine Bearbeitung erfolgte bisher allerdings fast ausschließlich<br />

von historischer Seite, zuletzt vor allem von Ian Tyler, der in<br />

Keswick bis 2012 auch ein Bergbaumuseum leitete.<br />

Der Bleierzbergbau im Peak District ist schon länger<br />

Gegenstand von Forschungen, mit denen unter anderem die<br />

Namen Jim H. Rieuwerts, Trevor Ford und Lynn Willies<br />

verbunden sind. In den letzten Jahren haben vor allem John<br />

Barnatt und Terry Worthington umfangreichere Dokumentationen<br />

durchgeführt. Intensiv erforscht wurde von ihnen<br />

das Feuersetzen unter Tage, eine Arbeit, die wegweisend für<br />

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