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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Aktuell<br />

AKTUELL<br />

Schweinsdorf: Vital in die Zukunft<br />

Ein Zukunftsplan weist den Weg für die Entwicklung der fränkischen Gemeinde<br />

Flächen sparen, leerstehende Gebäude nutzen, freie Grundstücke<br />

im Dorfkern bebauen – und dabei den Ortskern wiederbeleben:<br />

Das sind die Zutaten, mit denen Schweinsdorf,<br />

Ortsteil der Gemeinde Neusitz im Landkreis Ansbach, an<br />

seiner Zukunft arbeitet. Im Juni 2002 begann die Gemeinde<br />

damit, für ihren Ortsteil Schweinsdorf ein zukunftsfähiges<br />

Konzept zur Entwicklung des Ortskerns zu planen. Die<br />

Ziele dieses Konzepts waren neben den oben angesprochenen<br />

wie u. a. den Flächenverbrauch für Neubaugebiete zu<br />

reduzieren insbesondere auch, alte Gebäude und Baudenkmäler<br />

schonend instandzusetzen und dabei den Ortskern<br />

neu zu beleben.<br />

Wiederbevölkerung – entscheidend für die Belebung<br />

des Altortes<br />

Dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft zu einer<br />

Konzentration von Leerstand und Verwahrlosung mancher<br />

Gebäude sowie ungenutzter Flächen im Ortskern geführt<br />

hatte, war einer der Auslöser für die Entwicklung des<br />

Zukunftsplans. Das Ingenieurbüro Prof. Dr. Klärle – Gesellschaft<br />

für Landmanagement und Umwelt nahm die Aufgabe<br />

in Angriff und steckte erstmal ab, welche Potenziale zur<br />

Belebung des Schweinsdorfer Ortskerns bestanden.<br />

Entscheidend für das Projekt ist jedoch auch die intensive<br />

Einbindung der Bevölkerung, die großes Interesse an der<br />

Nutzung der innerörtlichen Potenziale hat. Die Schweinsdorfer<br />

Bürger haben im Rahmen der Dorferneuerung einen<br />

Brunnen errichtet, der ein Symbol für den Gemeinschaftsgeist,<br />

für den Willen zur Verschönerung des Ortes und das<br />

Interesse an der Erhaltung historischer Werte ist. Anfang<br />

der 2000er Jahre wuchs die Bevölkerung Schweinsdorfs<br />

nach Jahren der Stagnation wieder an. Die Bevölkerungszuwächse<br />

will die Gemeinde in den Ortskern lenken und<br />

damit den Altort wiederbeleben.<br />

Planung & Umsetzung als Gemeinschaftsprojekt<br />

Schon 2005, zu Beginn der städtebaulichen Untersuchung,<br />

konnten die Einwohner von Schweinsdorf über einen Fragebogen<br />

ihre Vorstellungen an die Verantwortlichen weitergeben.<br />

In drei Arbeitskreisen – „Öffentliche Maßnahmen“,<br />

„Nachverdichtung und Neuordnung“ sowie „Innerörtliche<br />

Gebäudepotenziale“ – trugen die Bürger die Möglichkeiten<br />

zur Entwicklung zusammen. Im Bereich der „Öffentlichen<br />

Maßnahmen“ wurde u. a. ein Jugendraum gefordert. Man<br />

wählte das Obergeschoss des Feuerwehrhauses aus, das<br />

lange Jahre ungenutzt war. Alle notwendigen Arbeiten für<br />

die Realisierung übernahm die Dorfjugend selbst.<br />

Sämtliche Flurstücke innerhalb Schweinsdorfs sind erschlossen<br />

– insofern sah der Arbeitskreis „Nachverdichtung und<br />

Neuordnung“ große Potenziale für die Ausweisung von<br />

Bauflächen im Kernbereich des Ortes. Die Arbeitsgruppe<br />

„Handlungsbedarf bei Gebäuden“ überlegte auf der Basis<br />

eines durch das Büro Prof. Dr. Klärle erstellten Leerstandskatasters,<br />

wie Gebäude im Dorfkern eine neue, auch denkmalgerechte<br />

Nutzung und gegebenenfalls Instandsetzung<br />

erfahren könnten.<br />

Denkmäler schützen, Flächen schonen<br />

Die Erfolgsbilanz ist gut: Für mehr als zwanzig Gebäude<br />

ist bereits eine sichere Zukunft gefunden. Ein junger Handwerker<br />

hat ein denkmalgeschütztes Anwesen erworben und<br />

richtet es unter Einbeziehung des ehemaligen Stalls derzeit<br />

zu Wohnzwecken her. Das benachbarte Baudenkmal dient<br />

heute einer jungen Familie als neues Zuhause. Für ein anderes<br />

denkmalgeschütztes Gebäude, das sogenannte Pfarrer-<br />

Mayer-Haus, ist bereits ein verformungsgerechtes Aufmaß<br />

erstellt. Darauf aufbauend können ein Nutzungskonzept und<br />

Kostenschätzungen erarbeitet werden, um die Instandsetzung<br />

vorzubereiten. Noch sucht das Haus nach einem denkmalbegeisterten<br />

Eigentümer. Der Neusitzer Bürgermeister Rudolf<br />

Glas freut sich: „Für das Landesamt für <strong>Denkmalpflege</strong> gibt es<br />

in Schweinsdorf dank des Zukunftsprogramms viel zu tun.“<br />

Zugleich gelingt es, eine Flächenversiegelung zu vermeiden:<br />

Über vier Hektar Grund bleiben unberührt, weil keine neuen<br />

Bauflächen ausgewiesen werden müssen. Für das Handwerk<br />

in der Region werden spürbare Impulse prognostiziert.<br />

Nachhaltige Zukunftsplanung<br />

Gerade in Zeiten der „Energiewende“ ist das Schweinsdorfer<br />

Programm vorbildlich: Statt Neues zu bauen oder neue<br />

Flächen zu versiegeln, wird das Vorhandene genutzt. Dieser<br />

Ansatz ist nachhaltig – und er schont, ganz im Sinne der<br />

<strong>Denkmalpflege</strong>, den Bestand. Historische Bausubstanz<br />

wird hier instandgesetzt und erhalten, statt sie zugunsten<br />

eines Neubaus dem Verfall anheimzustellen. Der Leerstand<br />

von Denkmälern und historischen Bauten ist bayernweit ein<br />

großes Problem – in den nächsten Jahren drohen gewaltige<br />

Verluste. Zukunftsprogramme wie dasjenige der Schweinsdorfer<br />

Bürger, die vorhandene Potenziale nutzen, sind eine<br />

hervorragende Möglichkeit, Denkmäler und die Hauslandschaft<br />

zu bewahren. Doch nicht nur das: In Schweinsdorf<br />

trägt das Projekt auch dazu bei, die Dorfgemeinschaft und<br />

die Identifikation mit der Heimat zu stärken.<br />

Dorothee Ott<br />

Die Gemeinde Neusitz informiert auf ihrer Homepage ausführlich<br />

über das Projekt „Schweinsdorf Vital“:<br />

http://www.neusitz.de – wählen Sie im Menü zunächst den<br />

Punkt „Gemeinde“ aus, anschließend „Schweinsdorf“.<br />

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