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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Denkmalgeschützte Theater<br />

Stadttheater Augsburg, Außenansicht. Oben um 1890; unten 1956<br />

(Fotos: Architekturmuseum Schwaben, Nachlass Walther Schmidt)<br />

Stadttheater Augsburg, Zuschauerraum, 1956 (Foto: Architekturmuseum<br />

Schwaben, Nachlass Walther Schmidt)<br />

dreiachsigen Arkadenfront den nördlichen Endpunkt der<br />

durch Aufschüttung des Stadtgrabens entstandenen Fuggerstraße<br />

bildete. Das äußere Erscheinungsbild des Prachtbaus<br />

wurde durch üppige Baudekoration im Stil der Renaissance<br />

bestimmt. Das Augsburger Stadttheater stand in der Bautradition<br />

des vom Architekten Gottfried Semper (1803−1879)<br />

für die Semperoper in Dresden entwickelten dreistufigen<br />

Raumschemas, das aus der Abfolge von Eingangsfront,<br />

hufeisenförmigem Zuschauerraum und einem durch ein<br />

Proszenium abgetrennten Bühnenhaus bestand. Das am 26.<br />

November 1877 feierlich eröffnete Augsburger Stadttheater<br />

bot mit seiner Kapazität von ca. 1400 Zuschauern und einer<br />

für damalige Verhältnisse modernen technischen Ausstattung<br />

völlig neue Möglichkeiten für das Musiktheater und<br />

die Schauspielkunst.<br />

Zum 50. Jubiläum des Hauses erfolgte 1927 eine teilweise<br />

Modernisierung der technischen Einrichtungen des Bühnenhauses.<br />

Zehn Jahre später begannen auf persönliche<br />

Anordnung von Adolf Hitler hin umfassende Umbaumaßnahmen.<br />

In der Spielzeit 1938/1939 wurde unter der<br />

Leitung des Berliner Architekten Prof. Paul Baumgarten<br />

(1873−1946) ein Ausbau der Hauptbühne und eine Vergrößerung<br />

des Orchestergrabens vorgenommen. Ferner<br />

erfolgte eine Anbindung des Bühnenhauses an das Kulissenhaus<br />

an der Kasernstraße durch einen Brückenbau mit<br />

Werkstätten und Malersaal. Die gründerzeitliche Pracht der<br />

Räumlichkeiten des Zuschauerbereichs musste einer neoklassizistischen<br />

Ausstattung weichen. Die Eingangsfront<br />

wurde auf insgesamt fünf Achsen mit durchgehender Freitreppe<br />

erweitert. Die Hauptfassade war als neuer Abschluss<br />

für die im Zuge der Planung für ein NS-Gauforum als Aufmarschallee<br />

verbreiterte Fuggerstraße gedacht.<br />

In den frühen Morgenstunden des 26. Februar 1944 brannte<br />

das von Brand- und Sprengbomben getroffene Augsburger<br />

Stadttheater fast vollständig aus. Nach zweijähriger Planungsphase<br />

begannen im November 1954 die Arbeiten<br />

zu seinem Wiederaufbau. Das von Stadtbaurat Walther<br />

Schmidt (1899−1993) und der städtischen Bauverwaltung<br />

konzipierte Projekt orientierte sich an den vorgegebenen<br />

baulichen Strukturen der Brandruine und entwickelte auf<br />

dieser Basis das Raumprogramm für ein modernes Mehrspartentheater.<br />

Der den Mittelpunkt der Raumfolge darstellende<br />

Zuschauerraum war nicht mehr als Logensaal,<br />

sondern als Rangtheater mit 1030 Sitzplätzen ausgebildet.<br />

Dessen als weit geschwungene Muschel ausgeformte<br />

Stuckdecke, die ovalen Rangtreppen und die geschwungene<br />

Decke des Hauptfoyers offenbaren beispielhaft die in<br />

den 1950er Jahren vorherrschende Vorliebe für gekurvte<br />

Formen.<br />

Die Wiederherstellung des äußeren Erscheinungsbildes<br />

erfolgte unter weitestgehendem Verzicht auf die gründerzeitliche<br />

Baudekoration. Das 26 m hohe Bühnenhaus setzte<br />

mit seinen scharrierten Betonlisenen einen neuen städtebaulichen<br />

Akzent.<br />

Das am 10. November 1956 mit einem Festakt und der<br />

anschließenden Aufführung der Mozartoper „Figaros<br />

Hochzeit“ wiedereröffnete Augsburger Stadttheater versinnbildlicht<br />

bis zum heutigen Tag als denkmalgeschütztes<br />

Raumkunstwerk durch seine gediegene Eleganz die Epoche<br />

des Wiederaufbaus in eindrucksvoller Weise.<br />

Weitere Spielstätten für den Theaterbetrieb<br />

Freilichtbühne für Operette und Schauspiel<br />

Seit 1929 sind Freilichtaufführungen in den Sommermonaten<br />

ein fester Bestandteil der Augsburger Theatersaison.<br />

Ein vor der Bastion des Roten Tores liegender Abschnitt<br />

des ehemaligen wassergefüllten Stadtgrabens wurde als<br />

„Amphitheater“ hergerichtet (Foto S. 4). Insgesamt 2236<br />

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