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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Denkmalgeschützte Theater<br />

Viele Kämpfe – Das Festspielhaus zu Bayreuth<br />

Vom Kampf Richard Wagners<br />

Man mag von Richard Wagner halten was man will, eines<br />

ist unbestritten: Seine Schaffenskraft entsprach eher derjenigen<br />

des göttergleichen Personals seiner Opern als der<br />

eines Normalsterblichen. Wie war es möglich, als Abenteurer,<br />

Revolutionär und Flüchtling, als Ehemann, Liebhaber<br />

und Familienvater, als Schriftsteller und Kulturkritiker,<br />

Kapellmeister und Dirigent, Unternehmer und Intendant<br />

zugleich noch vielschreibender Komponist und Librettist zu<br />

sein? Trotz seiner Begeisterung für die Musik Richard Wagners<br />

beschreibt Thomas Mann, wie dies möglich war, wenn<br />

er den Meister als Pumpgenie, luxusbedürftigen Revolutionär,<br />

namenlos unbescheidenen, nur von sich erfüllten,<br />

ewig monologisierenden, rodomontierenden – prahlenden<br />

–, die Welt über alles belehrenden Propagandisten und<br />

Schauspieler seiner selbst charakterisiert. Nimmt man noch<br />

den Geltungsdrang eines „short man“ hinzu, ist ein Leben<br />

ohne Selbstzweifel als Sonne im eigenen Kosmos nahezu<br />

zwangsläufig.<br />

Aber eine Sonne ist eine Sonne: Sie strahlt nicht nur für sich<br />

selbst, sondern ist lebenspendend für zahlreiche Lebensformen,<br />

als hier wären Musikliebhaber, Musiker, Dirigenten,<br />

Regisseure, Sänger, Intendanten, Schriftsteller, Historiker,<br />

Produzenten etc. etc. – und nicht zuletzt auch <strong>Denkmalpflege</strong>r.<br />

Als Meister der darstellenden Künste war Richard<br />

Wagner auch ein Künstler der Selbstdarstellung. Wie anders<br />

ist es zu erklären, ein speziell und ausschließlich den eigenen<br />

Opern vorbehaltenes Haus, ein Festspielhaus, zu bauen?<br />

Und so galt es für Richard Wagner, den Kampf gegen den<br />

herrschenden Kulturbetrieb aufzunehmen. Schon 1850/51<br />

wurden erste Gedanken hierzu vorgetragen. Spätestens nach<br />

den nicht autorisierten Uraufführungen des „Rheingold“<br />

Bayreuth, Festspielhaus; Grundriss (nach: Festschrift „Das Bühnenfestspielhaus<br />

zu Bayreuth“, Leipzig 1973, Abb. 1)<br />

Bayreuth, Festspielhaus. Ansicht von Süden (Foto: BLfD, Robert Pick)<br />

1869 und der „Walküre“ 1870 auf Veranlassung seines größten<br />

Gönners, Ludwig II., in München nahm das Unternehmen<br />

volle Fahrt auf. Träumte der eine davon „Beherrscher<br />

der musikalischen Welt“ zu werden, so eiferte der andere<br />

danach, es seinem Idol, König Ludwig XIV. von Frankreich,<br />

an Pracht und Prunk gleichzutun. Beiden war gemeinsam,<br />

dass sie die hierfür erforderlichen Kosten als „lächerliche<br />

Schulden“ empfanden, denen später einmal ungleich größere<br />

Aktiva gegenüberstehen würden. Beide haben hierin<br />

wohl Recht behalten, auch wenn der Kampf ums Geld bei<br />

der Planungs- und Baugeschichte des Festspielhauses für<br />

Komponist und König alles andere als lächerlich war.<br />

Mögen erste Überlegungen für München als Festspielort mit<br />

Gottfried Semper als Architekten auch noch so verlockend<br />

gewesen sein, so führte die Furcht Richard Wagners vor<br />

einer Vereinnahmung durch den pathologisch romantischen<br />

König zur Wahl von Bayreuth, das denkbar weit von der<br />

Hauptstadt entfernt, aber noch auf bayerischem Territorium<br />

gelegen ist. Begünstigend hierfür war gewiss, dass dort die<br />

„werthen“ und „hochgeehrten Männer“ der Stadtverwaltung<br />

dem Meister ein „unvergleichlich schönes und ausgiebiges<br />

Grundstück … zum Zweck der Errichtung des Theaters“<br />

schenkten und auch den noblen Kriterien für die Lage eines<br />

Bauplatzes für das eigene Wohnhaus am Schlosspark – dem<br />

Haus Wahnfried – voll entsprochen wurde. Die Festschrift<br />

zur Grundsteinlegung des Theaters von 1873 schließt mit folgenden<br />

Sätzen: „Somit rage unser provisorischer, wohl nur<br />

sehr allmählich sich monumentalisierender Bau, für jetzt als<br />

ein Mahnzeichen in die deutsche Welt hinein … Dort stehe<br />

es, auf dem lieblichen Hügel bei Bayreuth.“ 1876 war das<br />

„Provisorium“ fertig, und zum erheblichen Verdruss Ludwigs<br />

II. begannen unter Anwesenheit des preußischen Kaisers<br />

Wilhelm I. am 13. August mit „Rheingold“ die ersten<br />

Bayreuther Festspiele. Erst sechs Jahre später – dann mit<br />

Königsbau – wurden am 27. <strong>Juli</strong> 1882 die zweiten Festspiele<br />

mit „Parsifal“ eröffnet. Nur wenig später, am 13. Februar<br />

1883, verstarb Richard Wagner in Venedig. Beerdigt wurde<br />

er am 18. Februar im Garten von Haus Wahnfried, sodass<br />

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