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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Denkmalgeschützte Theater<br />

Während Amphitheater auf dem territorium legionis aus<br />

archäologischen Befunden hinreichend bekannt sind, sind<br />

die kleineren Anlagen bei Auxiliarkastellen wie Dambach-<br />

Hammerschmiede weniger gut erforscht. Man geht im Allgemeinen<br />

davon aus, dass auch diese kleinen Arenen der<br />

Truppenbetreuung (Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen etc.)<br />

dienten. Zudem ist eine Nutzung als Exerzierplatz für<br />

bestimmte militärische Übungen denkbar.<br />

3D-Modell des<br />

Amphitheaters,<br />

abgeleitet aus den<br />

Daten der Laserscanning-Aufnahme<br />

des Jahres 2006.<br />

Ansicht von Süden.<br />

Ohne Maßstab<br />

(Ingenieurbüro E.<br />

Christofori, Roßtal)<br />

die Haupteingänge porta triumphalis und porta libitinensis.<br />

Die dritte Walllücke im Süden wurde bisher meist als jüngerer<br />

Durchstich angesehen. Auffällig ist allerdings, dass auch<br />

im nördlichen Wallabschnitt eine unscheinbare Anomalie<br />

im Höhenlinienbild erkennbar ist, und zwar, kon struiert<br />

man ein rechtwinkeliges Achsenkreuz in die Anlage, exakt<br />

der südlichen Wallunterbrechung gegenüberliegend (Abb.<br />

links unten, Pfeil). Eine Unterbrechung der Tribünenränge<br />

an dieser Stelle oder aber der Einbau eines jetzt verstürzten<br />

Hohlraums sind nicht ganz auszuschließen.<br />

Zur Konstruktion der Holzgerüste für die Tribünenränge<br />

lässt sich bei der nicht ausgegrabenen Dambacher Anlage<br />

naturgemäß wenig sagen. Sie dürften, ähnlich wie beim neu<br />

entdeckten und archäologisch untersuchten Amphitheater<br />

von Künzing, auf drei Reihen von Stützpfosten aufgebaut<br />

haben, wobei die innere Reihe als eine Art Schranke den<br />

Kampfplatz umgab. Die Abbildung oben zeigt den Dambacher<br />

Geländebefund überlagert mit dem in Künzing ergrabenen<br />

Theatergrundriss. Beide Anlagen waren demnach<br />

von exakt gleicher Größe, auch wenn es sich in Dambach,<br />

anders als in Künzing, nicht um eine reine Holzkonstruk-<br />

Die erste großmaßstäbliche Vermessung (Maßstab 1 : 1000)<br />

der Dambacher Arena erfolgte im Jahr 1952 durch den<br />

Topografen H. Holzheimer. Die Aufnahme ist unvollständig<br />

und hat zudem einen grob fehlerhaften Höhenbezug. Das<br />

Objekt wurde von Holzheimer als „Römerkastell, auch Dianatempel<br />

genannt“ angesprochen.<br />

Bei der Neuaufnahme im Jahr 2004 wurde versucht, das<br />

Amphitheater und sein Umfeld etwas differenzierter zu<br />

betrachten. Tatsächlich hat man es nämlich in Dambach mit<br />

einem ganzen Ensemble von obertägigen Bodendenkmälern<br />

zu tun (von den zu vermutenden untertägigen – man<br />

befindet sich im oder am Rande des Lagervicus – ganz zu<br />

schweigen).<br />

Das Objekt liegt, eingezwängt zwischen zwei Bündeln von<br />

aufgegebenen Alt-/Hohlwegtrassen, im Wald Hammerschmiedschlag<br />

Nur knapp fünfzig Meter nördlich verläuft<br />

als an der Basis ca. zehn Meter breiter Wall in westöstlicher<br />

Richtung der Limes, also die ehemalige römische Reichsgrenze.<br />

Das Wegesystem ist jünger als Amphitheater und<br />

Limes, also wohl mittelalterlicher Zeitstellung. Zu erkennen<br />

ist dies daran, dass das westliche Wegebündel den<br />

Limes an zwei Stellen durchstößt und folglich später entstanden<br />

sein muss.<br />

Rund um das Amphitheater, vor allem aber nördlich davon,<br />

finden sich Spuren von Kohlenmeilerplätzen. Hier wurde bis<br />

in die Neuzeit die Holzkohle produziert, die für den Betrieb<br />

der etwa 250 Meter westlich, im ehemaligen Kastell areal<br />

liegenden Hammerschmiede benötigt wurde.<br />

Das Amphitheater selbst besteht aus einer ebenen, ovalen,<br />

nur ganz leicht von Ost nach West geneigten Innenfläche, die<br />

von einem bis zu zwei Meter hohen angeschütteten Erdwall<br />

umgeben ist. Bei diesem Erdwall handelt es sich mit größter<br />

Wahrscheinlichkeit um die Reste der cavea, d. h. der Substruktion<br />

der ehemaligen Tribünenränge. Der Wall weist drei<br />

Unterbrechungen auf. Nach Lage der Dinge markieren die<br />

beiden gegenüberliegenden Lücken im Westen und im Osten<br />

Überlagerung des obertägigen Geländebefundes mit dem rekonstruierten<br />

Grundriss des ergrabenen Amphitheaters von Künzing. Norden ist oben.<br />

BLfD, Top. Archivnr. 2127 c. Abstand der waagrechten Gitterkreuze<br />

100 Meter (BLfD, Topografisches Planarchiv; Bearbeitung Hermann<br />

Kerscher)<br />

tion, sondern sehr wahrscheinlich um eine Holz-Erde-Konstruktion<br />

gehandelt haben dürfte. Die Absteckmaße betrugen<br />

danach für die längere Achse 24 passus oder 1 actus (= 35,5<br />

Meter oder 120 römische Fuß) und für die kürzere Achse 20<br />

passus (= 29,6 m oder 100 römische Fuß). Daraus errechnet<br />

sich ein Längenverhältnis der Hauptachsen von 6 : 5.<br />

Es ist denkbar, dass wir mit den beiden Arenen in Dambach<br />

und Künzing, zusammen mit Birten/Vetera, eine Art<br />

Standardbautyp für kleine Amphitheater bei Auxiliarkastellen<br />

fassen können. Um dies zu verifizieren, müssten in<br />

Zukunft aber noch weitere Anlagen lokalisiert, identifiziert<br />

und archäologisch untersucht werden.<br />

Hermann Kerscher<br />

Literatur: Hermann Kerscher, Zur Neuvermessung des römischen Amphitheaters<br />

im Hammerschmiedschlag bei Dambach, Lkr. Ansbach, in: Jahrbuch<br />

der Bayerischen <strong>Denkmalpflege</strong>, Bd. 58/59 für die Jahre 2004/2005,<br />

München/Berlin 2007, S. 177–178. – Erwin Christofori/Wolfgang Czysz,<br />

Arch. Jahr Bayern 2007, 81–83<br />

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