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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Denkmalgeschützte Theater<br />

Regensburg, Fürstliches Beamtenwohnhaus am Ägidienplatz (Foto: Gertrud Herbrich 1975 – BLfD, Bildarchiv) und Gedenktafel an das frühere Ballund<br />

Theaterhaus (Foto: BLfD, Harald Gieß)<br />

Er bot das Ballhaus und bisherige Hoftheater stattdessen<br />

freien Theatergruppen zur Miete an und sicherte eine fürstliche<br />

Unterstützung durch Übernahme von Abonnements zu.<br />

Die Theatergarderobe sowie Teile der Bühneneinrichtungen<br />

ließ Carl Anselm in den Ostflügel der Abtei St. Emmeram<br />

bringen, wo im sogenannten „inneren Palais“ neben der<br />

Wohnung für den Erbprinzen auch ein kleiner Theatersaal<br />

für höfische Aufführungen zur Verfügung stand. Neben<br />

Regensburg etablierte sich aber auch im Schloss Trugenhofen<br />

– vorwiegend wenn sich der fürstliche Hof zur Sommerfrische<br />

dort aufhielt – ein zweiter Schwerpunkt für<br />

fürstliches Gesellschaftstheater.<br />

Emanuel Schikaneder als Prinzipal am Ägidienplatz<br />

Nachdem die Theaterära am Ägidienplatz unter fürstlicher<br />

Verantwortung 1786 zu Ende gegangen war, leuchtete für zwei<br />

Jahre der Stern des leidenschaftlich dem Theater verpflichteten<br />

Emanuel Schikaneder über Regensburg. Schikane der<br />

war 1751 in Straubing zur Welt gekommen und hatte seine<br />

Kindheit nach dem Tod des Vaters in Regensburg als Domkapellknabe<br />

verbracht. Auf die damals erfahrene humanistische<br />

Bildung war Schikaneder zeitlebens stolz. Mit 23<br />

Jahren schloss er sich in Augsburg einer Schauspielertruppe<br />

an und sammelte Theatererfahrung. 1778 gründete er seine<br />

eigene Schauspieltruppe und trat damit unter anderem in<br />

Stuttgart, Innsbruck und Salzburg auf, wo er 1780 Wolfgang<br />

Amadeus Mozart kennenlernte, bevor dieser zu den Proben<br />

für die im Januar 1781 in München geplante Uraufführung<br />

seines Idomeneo (siehe <strong>Denkmalpflege</strong> <strong>Informationen</strong> 154,<br />

S. 40) in die bayerische Residenzstadt abreiste. Schikaneder<br />

selbst hatte sich bereits Ende 1785 bei Fürst Carl Anselm um<br />

die Anmietung des Theaters am Ägidienplatz beworben,<br />

damals allerdings eine Absage erhalten. Erst sein zweites<br />

Gesuch fand positive Aufnahme, und am 25. Februar 1787<br />

unterzeichnete er den Vertrag zur unentgeltlichen Nutzung<br />

des früheren Ballhauses und fürstlichen Hoftheaters. Er<br />

war damit eigenständiger Unternehmer eines Schauspielbetriebs,<br />

auch wenn der Fürst ihn durch ein festes Abonnement<br />

sowohl für das fürstliche Haus selbst wie auch für den Hofstaat<br />

finanziell ein Stück weit absicherte. Schikaneder hatte<br />

bereits in seiner ersten Bewerbung 1785 darauf Wert gelegt,<br />

dass seine Schauspieltruppe nicht nur Sprechtheater, sondern<br />

auch gute deutsche Opern aufführen könne. So begann<br />

mit seiner Ankunft in Regensburg eine Zeit abwechslungsreicher<br />

Spielpläne für die Reichstagsgesandten und das<br />

städtische Publikum. Die damals viel gespielten Klassiker,<br />

etwa Friedrich von Schillers „Kabale und Liebe“ oder „Don<br />

Carlos“ sowie Lessings bürgerliches Trauerspiel „Emilia<br />

Galotti“, waren neben Bearbeitungen von Stücken Shakespeares<br />

ebenso auf dem Spielplan zu finden wie Wolfgang<br />

Amadeus Mozarts deutsches Singspiel „Die Entführung aus<br />

dem Serail“. Daneben wurden die damals bejubelten bürgerlichen<br />

Familienstücke und die vaterländisch-patriotischen<br />

Schauspiele, die heute weitgehend vergessen sind, aufgeführt.<br />

Schikaneder trat auch selbst als Autor in Erscheinung<br />

und brachte eine Singspielkasperliade „Die drei Ringe“,<br />

das Drama „Der Grandprofoß“ sowie als großartiges Freilichtspektakel<br />

auf einer Holzbühne auf dem Unteren Wöhrd<br />

– nach einem ersten Erfolg 1787 mit Möllers „Graf Waltron“<br />

– das den Regensburger Sagenstoff vom Kampf Hans Dollingers<br />

gegen den Heiden Crako verarbeitende Schauspiel<br />

„Hans Dollinger oder das heimliche Blutgericht“ zur Aufführung.<br />

Diese am 20. <strong>Juli</strong> 1788 nur einmal veranstaltete<br />

Aufführung wurde von 3000 Zuschauern in dem halbkreisförmig<br />

angeordneten hölzernen Freilichttheater besucht und<br />

brachte etwa 1500 Gulden ein. Emanuel Schikaneder selbst<br />

spielte in dem Stück Hans Dollinger und war in der aufwendig<br />

inszenierten Schlussszene des Stücks, dem legendären<br />

Zweikampf mit dem Heiden Crako, der unangefochtene Held<br />

der Aufführung. Es scheint sich damals wieder bewahrheitet<br />

zu haben, was Abraham Peiba schon 1783 in einer Publikation<br />

über deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler<br />

zu Emanuel Schikaneder zu berichten wusste: „Er ist gros,<br />

sehr wohlgewachsen, und hat eine ausgebildete, schöne Stellung.<br />

Er spielt alle ersten Rollen; Liebhaber, komische Väter,<br />

Tirannen und Helden. Sein Anstand, seine männlich reine<br />

Sprache, sein Gebärdenspiel, das er so sehr in seiner Gewalt<br />

hat, alles zeigt in ihm den guten Schauspieler …“ Dieses<br />

Ethos auf der Bühne hinderte Schikaneder jedoch nicht,<br />

im realen Leben auch Schwierigkeiten gegenüberzustehen,<br />

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