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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Denkmalgeschützte Theater<br />

Regensburg. Stadttheater am Bismarckplatz, Mittelrisalit<br />

(Foto: Lala Aufsberg 1955 – BLfD, Bildarchiv)<br />

eine gebührende Wahrnehmung der herausgehobenen Stellung<br />

des Kaisers als souveränes Oberhaupt des Reiches zu<br />

sorgen und offizielle Akte, Huldigungen und öffentliche<br />

Auftritte unter gebotener Prachtentfaltung zu absolvieren.<br />

Daneben oblag dem Prinzipalkommissär auch die Aufgabe,<br />

für eine angemessene Unterhaltung der in der Stadt weilenden<br />

Gesandten aller Reichsstände sowie von teilweise im<br />

Reich begüterten Vertretern ausländischer Mächte wie etwa<br />

Frankreich, Dänemark, Schweden und Russland Sorge zu<br />

tragen. 1748 wurde das Amt des Prinzipalkommissärs an<br />

den kaiserlichen Generalerbpostmeister, Fürst Alexander<br />

Ferdinand von Thurn und Taxis, verliehen, der daraufhin<br />

seine Residenz von Frankfurt nach Regensburg verlegte und<br />

hierfür zunächst den Freisinger Hof am Emmeramsplatz<br />

anmietete.<br />

Bereits 1760 richtete der Fürst im angemieteten früheren<br />

Ballhaus der Reichsstadt ein fürstliches Hoftheater ein, das<br />

im Wesentlichen der Unterhaltung der Reichstagsgesandten<br />

dienen sollte, aber zumindest in beschränktem Umfang<br />

auch angesehenen Bürgern Regensburgs offen stand. Der<br />

äußerlich eher schlichte Bau ist in einer Ansicht um 1760<br />

überliefert, die zugleich auch einen Maskenaufzug des Erbprinzen<br />

Carl Anselm in fremdländischen Kostümen zeigt.<br />

Dem Zeitgeschmack entsprechend und wohl auch persönlicher<br />

Neigung des Fürsten folgend wurde neben Sprechtheater<br />

überwiegend die französische Tradition der opéra<br />

comique und der comédie française gepflegt. Mit dieser<br />

Ausrichtung wurde sie als „Französische Hofbühne“<br />

bezeichnet und bot wöchentlich drei Aufführungen an. Oft<br />

wurden dabei kurze Sprechtheaterstücke mit Singspielen<br />

oder Ballettaufführungen kombiniert, um die Publikumserwartungen<br />

möglichst umfassend und vielfältig erfüllen zu<br />

können. In einem 1772 angelegten Verzeichnis der vom<br />

Hoftheater gespielten Opern tauchen zwei Werke Christoph<br />

Willibald Glucks auf: „Le Cadi dupé“ und „Le Diable<br />

à quatre“. Im Jahre 1773 starb Fürst Alexander Ferdinand<br />

und ihm folgte sowohl als Oberhaupt des fürstlichen Hauses<br />

wie auch im Amt des kaiserlichen Prinzipalkommissärs<br />

sein Sohn, der bisherige Erbprinz Carl Anselm. Mit diesem<br />

Regierungswechsel war auch eine Neuausrichtung im Programm<br />

des fürstlichen Hoftheaters im ehemaligen Ballhaus<br />

am Ägidienplatz verbunden. Das Französische Hoftheater<br />

wurde aufgegeben und entsprechend dem Vorbild am Hof in<br />

Wien für 1774 eine „Italienische Oper“ angekündigt. Unzuverlässigkeit<br />

des Personals und die allein von ihm getragenen<br />

hohen Kosten veranlassten Fürst Carl Anselm bereits<br />

1777, die italienische Oper aufzugeben. Stattdessen plante<br />

er nun mit seinem geheimen Rat Franz Ludwig von Berberich<br />

die Einrichtung einer deutschen Nationalbühne und<br />

folgte damit auch dem Geschmack und den Erwartungen<br />

der zunehmend selbstbewusster werdenden Bürgerschaft<br />

wie auch eines Großteils der Gesandten am Reichstag.<br />

Die „Deutsche Schaubühne“ am fürstlichen Hoftheater in<br />

Regensburg fand auch in überregionalen Berichten, etwa in<br />

der „Berliner Litteratur- und Theaterzeitung“ oder im „Theater-Journal<br />

für Deutschland“ Beachtung. 1781 fragte der<br />

damalige Verleger Friedrich von Schillers, Christian Friedrich<br />

Schwan, in Regensburg an, ob man nicht anhand der<br />

anonym erschienenen Buchfassung der Räuber eine Bearbeitung<br />

auf der Hofbühne zur Uraufführung bringen wolle.<br />

Das Projekt wurde leider nicht realisiert, und so gebührt es<br />

der Stadt Mannheim, mit der Uraufführung der „Räuber“<br />

am 13. Januar 1782 Geschichte für den Deutschen Sturm<br />

und Drang geschrieben zu haben. Mit dem Rückzug des<br />

Freiherrn von Berberich als Geschäftsführer der Hofbühne<br />

wurde die Zukunft der deutschen Schauspielergesellschaft<br />

unsicher. Und nachdem Fürst Carl Anselm wiederum mit<br />

der Einrichtung eines italienischen Opernensembles liebäugelte,<br />

fand Ende Februar 1784 die letzte Aufführung der<br />

Deutschen Schaubühne am Ägidienplatz statt.<br />

Die geplante Neuauflage einer italienischen Opernbühne<br />

ging mit einer grundlegenden Instandsetzung des Gebäudes<br />

am Ägidienplatz einher, in dem neben den Theater- und<br />

Opernaufführungen aber weiterhin die Nutzung als Tanzund<br />

Ballhaus möglich sein sollte. Das mit nur einem Rang<br />

bzw. einer Galerie ausgestattete Haus war ansonsten mit Einzelstühlen<br />

und etlichen Sitzbänken bestückt. Mehrere Kristalllüster<br />

und Wandleuchten sowie eine Anzahl von Spiegeln<br />

sollten für festliche Atmosphäre sorgen. Das fürstliche Haus<br />

bemühte sich, durch gezielte Festlegung der Rangfolge für<br />

das Publikum auch in den eher bescheidenen Verhältnissen<br />

der Räumlichkeiten den Ansprüchen einer immer noch ständisch<br />

geprägten Gesellschaft zu genügen. Die zweite Italienische<br />

Oper seit 1784 stand jedoch insgesamt unter keinem<br />

guten Stern. Fürst Carl Anselm sah sich vermehrt mit der<br />

Abneigung der Gesandten gegen die italienische Oper an<br />

sich konfrontiert und musste zusehen, wie ein Großteil des<br />

adeligen und auch des reichsstädtischen Publikums zu Theateraufführungen<br />

auf anderen Bühnen, etwa im Gasthaus<br />

zum Roten Hahn, abwanderte. So kam 1786 bereits das endgültige<br />

Ende für das fürstliche Hoftheater am Ägidienplatz.<br />

Fürst Carl Anselm beendete das Engagement der Künstler an<br />

der italienischen Oper und verkündete zugleich, künftig kein<br />

Theater mehr zu leiten.<br />

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