Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
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Denkmalforschung<br />
Evangelische Versöhnungskirche (links) und Katholische Todesangst-Christi-Kapelle (Fotos: BLfD, Ina Hofmann)<br />
Eine Gruppe von Gefangenen war hier ständig untergebracht,<br />
ohne Kontakt zu lebenden Mithäftlingen – sie haben<br />
diesen Ort nie wieder verlassen. In dem später errichteten<br />
Krematoriumsbau befand sich auch eine Gaskammer, das<br />
sogenannte „Brausebad“. Dieser Raum war streng geheim<br />
und wie das Lagerbordell seinerzeit von offiziellen Besichtigungen<br />
ausgenommen. Ab Herbst 1944 konnten die Toten<br />
wegen Kohlemangels nicht mehr verbrannt werden. Daraufhin<br />
entstanden die Massengräber auf der Etzenhausener<br />
Leiten. Später häufte man die Leichen im Krematoriumsbereich<br />
und im Umfeld des Krankenreviers auf.<br />
Wieder zurück auf dem Appellplatz durchschreiten wir<br />
das internationale Mahnmal. Reliefs mit den Winkelfarben<br />
und -zeichen der Häftlingsmarkierungen, eine Skulptur des<br />
Künstlers Nandor Glid mit der Darstellung von in Stacheldraht<br />
verfangenen Menschen, sind zu sehen. Am Ausgang<br />
des Mahnmals steht das Urnengrab eines unbekannten<br />
Häftlings, und die Worte „Nie wieder“ sind zu lesen.<br />
Solche Gedenkstationen konnten mit dem „Weg des Erinnerns“<br />
auch außerhalb des Lagers realisiert werden: Seit 2005<br />
erinnern sechs Stolpersteine an die vertriebenen jüdischen<br />
Einwohner Dachaus. Eine Tafel gegenüber dem Rathaus weist<br />
zudem auf den Dachauer Aufstand vom 28. April 1945 hin.<br />
Der Besuch des Konzentrationslagers macht deutlich, wie<br />
wichtig die Arbeit der <strong>Denkmalpflege</strong> ist. Wie stark die<br />
Instru mente Denkmalerfassung und Denkmalerhaltung<br />
genutzt werden, zeigt auch, wie ein Volk mit seiner Geschichte<br />
umgeht. Ohne diese „sichtbaren“ Mauern in Dachau: Wie<br />
schnell würde die Vergangenheit verblassen! Das Bayerische<br />
Landesamt für <strong>Denkmalpflege</strong> setzt sich dafür ein, die Erinnerung<br />
wach zu halten, gegen jedes Vergessen anzugehen<br />
und so eine Wiederholung zu verhindern.<br />
Ina Hofmann<br />
Ort: KZ-Gedenkstätte Dachau, Alte Römerstraße 75, 85221 Dachau<br />
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag/Feiertage: 9:00–17:00 Uhr<br />
Literatur in Auswahl:<br />
Ma u r i c e Cl i n g: Zweimal auf dem Todesmarsch. Ein Kind überlebt Auschwitz<br />
und Dachau, in: Öffentlichkeit und KZ – Was wusste die Bevölkerung?,<br />
in: Dachauer Hefte 17 (2001), S. 94–123. – St e fa n i e En d l i c h: Die äußere<br />
Gestalt des Terrors. Zu Städtebau und Architektur der Konzentrationslager,<br />
in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte<br />
der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 1 (München 2006),<br />
S. 210–229. – Lu d w i g Ei b e r: KZ Außenlager in München, in: Dachauer Hefte<br />
12 (1996), S. 58–80. – Lu d w i g Ei b e r: Außenlager des Konzentrationslagers<br />
Dachau. Bestandsaufnahme – Perspektive, in: Wolfgang Benz u. a.: Spuren<br />
des Nationalsozialismus. Gedenkstättenarbeit in Bayern (München 2000)<br />
S. 11–121. – Na t h a l i e Ge y e r u. a.: KZ-Gedenkstätte Dachau. Rundgänge<br />
auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau (Dachau 2010). – Ke r st e n<br />
Le e: „The Times“ und das KZ Dachau, in: Dachauer Hefte 12 (1996), S. 104–<br />
122. – Ha r o l d Ma r c u s: Das ehemalige Konzentrationslager Dachau. Der<br />
mühevolle Weg zur Gedenkstätte 1945–1968, in: Erinnern oder Verweigern,<br />
Dachauer Hefte 6 (1994), S. 182–205. – Sa b i n e Sc h a l m: München (Bombensuchkommando),<br />
in: Benz/Distel, w. o., Bd. 2 (München 2005), S. 398–450.<br />
– Jü r g e n Zar u s k y: Von Dachau nach nirgendwo. Der Todesmarsch der KZ-<br />
Häftlinge im April 1945, in: Wolfgang Benz u. a., w. o., S. 42–63<br />
Internationales<br />
Mahnmal mit<br />
Skulptur von<br />
Nandor Glid vor<br />
dem ehemaligen<br />
Wirtschaftsbau<br />
(Foto: BLfD,<br />
Ina Hofmann)<br />
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