Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
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Denkmalforschung<br />
Die Sperreinrichtungen im Bereich<br />
der Ost-West-Passage durch die<br />
Mittlere Frankenalb. In der Mitte<br />
die weitgehend in gestreckter<br />
Linie verlaufende B 14. Die<br />
beiden als stehende Rechtecke<br />
dargestellten Sperrmittelbunker<br />
und die sechs aus ihnen bestückten<br />
Sprengschachtanlagen sind rot<br />
eingetragen. Kartengrundlage:<br />
Topographische Karte 1 : 100 000<br />
(© Bayerische Vermessungsverwaltung,<br />
3356/09)<br />
Um zu verhindern, dass feindliche Verbände diese Strecken<br />
benutzten oder auf Nebenstraßen auswichen und so über Seitentäler<br />
das Hersbrucker Becken erreichten, riegelte man die<br />
Passage weiträumig ab. Besonders gesichert war der Raum<br />
um Hohenstadt, wo von Norden her das Pegnitztal einmündet.<br />
So gab es während des Kalten Kriegs im Bereich der Ost-<br />
West-Passage durch die Mittlere Frankenalb mit insgesamt<br />
27 Anlagen eine große Dichte von vorbereiteten Sperren.<br />
Die vorbereiteten Sperren<br />
Bei diesen Sperren handelte es sich bis auf drei Ausnahmen<br />
um Straßensprengschachtanlagen in verkehrsmäßig sensiblem<br />
Gelände wie natürlichen oder künstlichen Engstellen,<br />
Tal- oder Geländeeinschnitten und Hängen. In der Regel<br />
bestanden sie aus drei Schächten, die mit einem Kreuzdeckel,<br />
ähnlich einem Kanaldeckel, verschlossen waren und im<br />
Abstand von 20 m hintereinander lagen. Ihre Tiefe betrug<br />
je nach Bodenbeschaffenheit durchschnittlich 5–6 m, ihr<br />
Durchmesser 60 cm. Im Ernstfall wären die Schächte mit<br />
jeweils 15–25 käselaibförmigen Trichtersprengladungen à<br />
25 kg TNT durch Pioniere der Bundeswehr bestückt worden.<br />
Die Sprengungen wären aber nur in Abhängigkeit von den<br />
Kampfhandlungen vorgenommen worden. Dazu hätte man<br />
die Schächte durch eine ringförmig verlegte Zündleitung<br />
miteinander verbunden. Um ein Umfahren der Sperren<br />
zu verhindern, wäre auch ihr Umgriff zusätzlich vermint<br />
worden. Außerdem war ihre Lage artilleristisch vermessen,<br />
um den wartenden Gegner gezielt unter Beschuss nehmen<br />
zu können. Durch die bei der Sprengung in den Boden<br />
gerissenen Krater wäre die Straße für Panzer unpassierbar<br />
geworden, da sich diese beim Versuch, sie zu durchfahren,<br />
im gelockerten Erdreich eingegraben hätten.<br />
Neben den 24 Straßensprengschachtanlagen gab es noch<br />
drei Sperren in Brücken über den Etzelbach bzw. die Pegnitz.<br />
Zwei davon waren Eisenbahnbrücken auf der Strecke<br />
Nürnberg–Schwandorf. Durch ihre Sprengung sollte verhin-<br />
dert werden, dass die feindlichen Panzer die Bahntrasse als<br />
Rollbahn benutzten.<br />
Mittlerweile sind sämtliche Sperranlagen im Bereich der<br />
Ost-West-Passage durch die Mittlere Frankenalb zurückgebaut.<br />
Lediglich die beiden Sperrmittelhäuser im Staatswald/<br />
Waldort Beselberg erinnern noch heute daran. Vor Kurzem<br />
sind sie deshalb in die Denkmalliste eingetragen worden.<br />
Die Sperrmittelhäuser im Waldort Beselberg<br />
Gelagert wurden die Sprengmittel entweder in bewachten<br />
Munitionsdepots, die sich häufig auf Standortübungsplätzen<br />
befanden, oder objektnah in sog. Sperrmittelhäusern. Es handelte<br />
sich dabei um Bunkeranlagen im Staatswald, in Karten<br />
häufig als Wasserbehälter getarnt. Die Bunker waren nur<br />
mechanisch gesichert, und zwar durch vier bzw. fünf Türen<br />
mit einem ausgeklügelten Schließmechanismus. Einmal in<br />
der Woche wurden sie von einem bewaffneten Wallmeistertrupp<br />
in zivil kontrolliert. Dabei fand nur eine Sichtkontrolle<br />
statt. Viermal im Jahr erfolgte eine große In spek tion, bei<br />
der die Bunker geöffnet, ihr Zustand überprüft, die Türen<br />
geschmiert und die Schlösser geölt wurden.<br />
Die beiden 1,7 km südwestlich Bachetsfeld (Landkreis<br />
Amberg-Sulzbach) an einem Forstweg gelegenen Anlagen<br />
trugen die Objektnummern AS-9511 und AS-9512. Sie sind<br />
baugleich und wurden 1968 nach einem Einheitsplan in Ortbeton<br />
errichtet. Von außen sieht man nur die hügelförmige<br />
Erdaufschüttung, unter der sie liegen, und den trichterförmigen<br />
Eingang mit seinen charakteristischen Wangenmauern.<br />
Ohne Erdüberdeckung besitzen die Bunker eine Länge<br />
von 5,25 m und eine Breite von 4,75 m; ihre 30 cm dicken<br />
Wände bestehen aus Schutzbeton. Gesichert waren sie durch<br />
eine Gitter-, zwei Panzer- sowie zwei Gasdrucktüren. Die<br />
Erschließung der teilversenkten Bunker erfolgt über einen<br />
nach unten führenden, gewinkelten Gang. An seinem Ende<br />
liegen zwei Räume, wobei sich im größeren (9 m 2 ) die<br />
Sprengmittel, im kleineren (1,2 m 2 ) die Zündmittel befan-<br />
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