21.11.2014 Aufrufe

Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Denkmalforschung<br />

Die Sperreinrichtungen im Bereich<br />

der Ost-West-Passage durch die<br />

Mittlere Frankenalb. In der Mitte<br />

die weitgehend in gestreckter<br />

Linie verlaufende B 14. Die<br />

beiden als stehende Rechtecke<br />

dargestellten Sperrmittelbunker<br />

und die sechs aus ihnen bestückten<br />

Sprengschachtanlagen sind rot<br />

eingetragen. Kartengrundlage:<br />

Topographische Karte 1 : 100 000<br />

(© Bayerische Vermessungsverwaltung,<br />

3356/09)<br />

Um zu verhindern, dass feindliche Verbände diese Strecken<br />

benutzten oder auf Nebenstraßen auswichen und so über Seitentäler<br />

das Hersbrucker Becken erreichten, riegelte man die<br />

Passage weiträumig ab. Besonders gesichert war der Raum<br />

um Hohenstadt, wo von Norden her das Pegnitztal einmündet.<br />

So gab es während des Kalten Kriegs im Bereich der Ost-<br />

West-Passage durch die Mittlere Frankenalb mit insgesamt<br />

27 Anlagen eine große Dichte von vorbereiteten Sperren.<br />

Die vorbereiteten Sperren<br />

Bei diesen Sperren handelte es sich bis auf drei Ausnahmen<br />

um Straßensprengschachtanlagen in verkehrsmäßig sensiblem<br />

Gelände wie natürlichen oder künstlichen Engstellen,<br />

Tal- oder Geländeeinschnitten und Hängen. In der Regel<br />

bestanden sie aus drei Schächten, die mit einem Kreuzdeckel,<br />

ähnlich einem Kanaldeckel, verschlossen waren und im<br />

Abstand von 20 m hintereinander lagen. Ihre Tiefe betrug<br />

je nach Bodenbeschaffenheit durchschnittlich 5–6 m, ihr<br />

Durchmesser 60 cm. Im Ernstfall wären die Schächte mit<br />

jeweils 15–25 käselaibförmigen Trichtersprengladungen à<br />

25 kg TNT durch Pioniere der Bundeswehr bestückt worden.<br />

Die Sprengungen wären aber nur in Abhängigkeit von den<br />

Kampfhandlungen vorgenommen worden. Dazu hätte man<br />

die Schächte durch eine ringförmig verlegte Zündleitung<br />

miteinander verbunden. Um ein Umfahren der Sperren<br />

zu verhindern, wäre auch ihr Umgriff zusätzlich vermint<br />

worden. Außerdem war ihre Lage artilleristisch vermessen,<br />

um den wartenden Gegner gezielt unter Beschuss nehmen<br />

zu können. Durch die bei der Sprengung in den Boden<br />

gerissenen Krater wäre die Straße für Panzer unpassierbar<br />

geworden, da sich diese beim Versuch, sie zu durchfahren,<br />

im gelockerten Erdreich eingegraben hätten.<br />

Neben den 24 Straßensprengschachtanlagen gab es noch<br />

drei Sperren in Brücken über den Etzelbach bzw. die Pegnitz.<br />

Zwei davon waren Eisenbahnbrücken auf der Strecke<br />

Nürnberg–Schwandorf. Durch ihre Sprengung sollte verhin-<br />

dert werden, dass die feindlichen Panzer die Bahntrasse als<br />

Rollbahn benutzten.<br />

Mittlerweile sind sämtliche Sperranlagen im Bereich der<br />

Ost-West-Passage durch die Mittlere Frankenalb zurückgebaut.<br />

Lediglich die beiden Sperrmittelhäuser im Staatswald/<br />

Waldort Beselberg erinnern noch heute daran. Vor Kurzem<br />

sind sie deshalb in die Denkmalliste eingetragen worden.<br />

Die Sperrmittelhäuser im Waldort Beselberg<br />

Gelagert wurden die Sprengmittel entweder in bewachten<br />

Munitionsdepots, die sich häufig auf Standortübungsplätzen<br />

befanden, oder objektnah in sog. Sperrmittelhäusern. Es handelte<br />

sich dabei um Bunkeranlagen im Staatswald, in Karten<br />

häufig als Wasserbehälter getarnt. Die Bunker waren nur<br />

mechanisch gesichert, und zwar durch vier bzw. fünf Türen<br />

mit einem ausgeklügelten Schließmechanismus. Einmal in<br />

der Woche wurden sie von einem bewaffneten Wallmeistertrupp<br />

in zivil kontrolliert. Dabei fand nur eine Sichtkontrolle<br />

statt. Viermal im Jahr erfolgte eine große In spek tion, bei<br />

der die Bunker geöffnet, ihr Zustand überprüft, die Türen<br />

geschmiert und die Schlösser geölt wurden.<br />

Die beiden 1,7 km südwestlich Bachetsfeld (Landkreis<br />

Amberg-Sulzbach) an einem Forstweg gelegenen Anlagen<br />

trugen die Objektnummern AS-9511 und AS-9512. Sie sind<br />

baugleich und wurden 1968 nach einem Einheitsplan in Ortbeton<br />

errichtet. Von außen sieht man nur die hügelförmige<br />

Erdaufschüttung, unter der sie liegen, und den trichterförmigen<br />

Eingang mit seinen charakteristischen Wangenmauern.<br />

Ohne Erdüberdeckung besitzen die Bunker eine Länge<br />

von 5,25 m und eine Breite von 4,75 m; ihre 30 cm dicken<br />

Wände bestehen aus Schutzbeton. Gesichert waren sie durch<br />

eine Gitter-, zwei Panzer- sowie zwei Gasdrucktüren. Die<br />

Erschließung der teilversenkten Bunker erfolgt über einen<br />

nach unten führenden, gewinkelten Gang. An seinem Ende<br />

liegen zwei Räume, wobei sich im größeren (9 m 2 ) die<br />

Sprengmittel, im kleineren (1,2 m 2 ) die Zündmittel befan-<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!