Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
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Denkmalforschung<br />
Relikte des Kalten Kriegs<br />
Vorbereitete Sperren im Bereich der Ost-West-Passage durch die Mittlere Frankenalb<br />
Der Eingangsbereich des Sperrmittelhauses AS-9511 mit den charakteristischen<br />
Wangenmauern nach der Bewuchsentfernung; rechts hinten der<br />
Lüfter (Foto: Günter Moser)<br />
Politischer Hintergrund<br />
Der Kalte Krieg war das Ringen um die Dominanz in der<br />
Weltpolitik zwischen den USA und der UdSSR bzw. ihrer<br />
Allianzen, der NATO und dem Warschauer Pakt. So waren<br />
die Fünfziger- bis Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts<br />
geprägt von einem Rüstungswettlauf ungeahnten Ausmaßes<br />
zwischen den beiden Blöcken. Um einen etwaigen Einmarsch<br />
von Truppen des Warschauer Pakts in die Bundesrepublik<br />
Deutschland zu verzögern, errichtete man im ganzen Land<br />
vorbereitete Sperren. Die Anlagen, die sich in Straßen, Brücken,<br />
Unterführungen oder Bahntrassen befanden, sind<br />
heute weitgehend zurückgebaut und vergessen. Als Zeugen<br />
der latenten militärischen Bedrohung während dieser Epoche<br />
der deutschen Nachkriegsgeschichte haben 13 Sperren mittlerweile<br />
Denkmaleigenschaft erlangt (vgl. <strong>Denkmalpflege</strong><br />
<strong>Informationen</strong> <strong>Nr</strong>. 153, November 2012, S. 37 f.).<br />
Die verkehrsgeografische Situation<br />
Für die Anlage von Sperren war die verkehrsgeografische<br />
Situation eines Raums von Bedeutung. In Nord-Süd-<br />
Richtung und damit quer zur erwarteten Stoßrichtung der<br />
feindlichen Panzerverbände verlaufenden Höhenzüge sowie<br />
natürliche oder künstliche Wasserstraßen begünstigten die<br />
Sperrwirkung. In der mittleren Oberpfalz sind dies der Böhmerwald,<br />
die Naab und die Fränkische Alb sowie weiter<br />
westwärts der Main-Donau-Kanal. Besonders gesichert<br />
waren Passagen, die eine Überwindung der verkehrsfeindlichen<br />
Zonen erleichterten.<br />
Die Fränkische Alb ist ein Mittelgebirgszug, der von Lichtenfels<br />
bis zum Ries bzw. zur Donau reicht. Zwischen Sulzbach<br />
und Pommelsbrunn hat dieser seine engste Stelle, da<br />
hier von Westen her die Hersbrucker Bucht tief in die Alb<br />
hineinreicht. Ohne Überwindung größerer Höhenunterschiede<br />
ist in diesem Bereich eine relativ geradlinige Durchquerung<br />
der verkehrsfeindlichen Mittelgebirgsschwelle auf<br />
einer Distanz von nur 18 km möglich, während die Strecke<br />
ansonsten mindestens doppelt so lang und bergiger ist. Die<br />
Verkehrspforte hatte deshalb strategische Bedeutung. Man<br />
ging davon aus, dass im Falle eines Angriffs durch Truppen<br />
des Warschauer Pakts die feindlichen Panzerverbände<br />
versuchen würden, hier die Fränkische Alb zu überwinden,<br />
um dann über die Hersbrucker Bucht in Richtung Nürnberg<br />
vorzustoßen.<br />
Sie konnten dafür von Sulzbach aus drei Routen benutzen.<br />
Die kürzeste ist die B 14, die in nahezu gerader Linie nach<br />
Pommelsbrunn führt. Die zweite Route läuft südlich davon<br />
nach Bachetsfeld und dann im Högenbachtal nach Hartmannshof,<br />
wo sie auf die B 14 trifft. Die dritte und längste<br />
Trasse, die auch die Bahnlinie Nürnberg–Schwandorf<br />
benutzt, führt über Neukirchen und das Etzelbachtal nach<br />
Weigendorf und trifft dort auf die B 14.<br />
Blick in einen geöffneten Straßensprengschacht der Sperranlage AS-0048.<br />
In der Mitte die Traverse, an der der Deckel verschraubt ist. An ihr hängen<br />
die Ladestangen zum Einführen der Sprengkörper in den Schacht. Rechts<br />
davon die Attrappe einer Sprengladung mit Seilgriff (Foto: Armin Binder<br />
Blick in das geöffnete Sperrmittelhaus AS-9512. Die 15 cm dicke Panzertüre<br />
links vermittelt einen Eindruck von der Massivität der mechanischen<br />
Sicherung. Unten ist die zweite Panzertür zu erkennen, zu der acht Stufen<br />
hinabführen (Foto: Mathias Conrad)<br />
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