Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
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Aktuell<br />
München, Ev.-Luth. Paul-Gerhardt-Kirche. Die Flachziegeltechnik wurde<br />
auch bei Neubauten eindrucksvoll angewendet (Foto: Gebr. Rank, Archiv)<br />
seinen Aufenthalten in Spanien, wo es von 1911 bis 1970<br />
die spanische Tochterfirma Rank Hermanos und Luis Rank<br />
gab, die traditionelle Technik der Flachziegelgewölbe. Dabei<br />
arbeitet man mit sehr flachen Ziegelsteinen, die es erlauben,<br />
die Gewölbe nahezu frei vorzutreiben. Es genügen die für<br />
die Formeinhaltung notwendigen Lehren zur Abstützung.<br />
Gegenüber dem herkömmlichen Gewölbebau bedeutete dies<br />
eine enorme Zeit- und damit Kostenersparnis, ohne jedoch<br />
Ansprüche an Belastung und Zugfestigkeit aufgeben zu<br />
müssen, da bei Bedarf zusätzliche, sperrholzartig angeordnete<br />
Steinschichten aufgebracht werden können. Wie schon<br />
bei der Einführung des armierten Eisenbetons knapp fünfzig<br />
Jahre zuvor gelang es der Firma Gebr. Rank wiederum<br />
durch solides Spezialwissen und hervorragend ausgebildete<br />
Fachleute die Bedürfnisse der Zeit zu treffen.<br />
Die Firma hat Anteil am verdienstvollen Wiederaufbau<br />
zahlreicher Münchner Wahrzeichen. Vorrangig zu nennen<br />
sind die Gewölbe der Feldherrnhalle, der Reichen Kapelle<br />
in der Residenz (1957) sowie in der ehem. Damenstiftskirche<br />
St. Anna (bis 1958). Aber auch die Wiedererstehung<br />
des Weißen Saals in der ehem. Augustinerkirche (1961), der<br />
Innenausbau der Glyptothek (1967/72), der Turm des Alten<br />
Rathauses (1973/74 nach Plänen von Erwin Schleich) sowie<br />
das Münchner Stadtmuseum (1975/78) sind ohne die Gebr.<br />
Rank nicht denkbar. Die Flachziegelbauweise fand aber<br />
auch Anwendung im Kirchenbau der Nachkriegszeit wie<br />
z. B. der evangelischen Paul Gerhardt-Kirche in München-<br />
Laim (1953/56, nach Plänen von Johannes Ludwig).<br />
Von 1973 bis 2003 lag die Firmenleitung in den Händen von<br />
Paul Basiner, der es verstand, das Unternehmen erfolgreich<br />
durch die erste große Rezessionsphase der Nachkriegszeit<br />
zu steuern. Wie schon seit Kriegsende konzentrierte sich die<br />
Firma nach wie vor auf Ausführung und statisch-ingenieurmässige<br />
Konstruktionen. Hervorzuheben ist das Ateliergebäude<br />
für den Künstler Rupprecht Geiger, den Schöpfer des<br />
ersten abstrakten Kunstwerks im öffentlichen Raum Münchens<br />
(beleuchtbares Aluminiumplattenmosaik in der Glaswand<br />
der Schalterhalle des Hauptbahnhofs). 1976 wurde das<br />
villenähnliche Gebäude nach Plänen von Detlef Schreiber<br />
in München-Solln erbaut. Der schlichte Sichtziegelbau mit<br />
wandhohen Fensterstreifen besitzt auf der Mauerkrone ein<br />
umlaufendes Lichtband, auf dem das auskragende, mächtige<br />
Flachdach ruht. Der Bau des Kaufhauses Konen (1984/85),<br />
der Magazinbau des Stadtarchivs an der Winzererstraße<br />
(1986/88) sowie das Verwaltungsgebäude der Bayerischen<br />
Raiffeisen Zentralbank nach Plänen von Alexander Freiherr<br />
von Branca (1987/88) sind weitere Beispiele für die Mitwirkung<br />
an stadtbildprägenden Bauwerken. 1994 errichtete<br />
Paul Basiner mit seiner Frau die Paul Basiner-Stiftung, die<br />
sich der Förderung und Entwicklung neuer Bautechniken<br />
des humanen und umweltgerechten Bauens sowie der <strong>Denkmalpflege</strong><br />
verpflichtet hat.<br />
Seit 2003 liegen die Geschicke der Firma Gebr. Rank erstmals<br />
nicht mehr in der Hand von Familienmitgliedern. Die<br />
beiden Geschäftsführer Johann Eder und Peter Draba führen<br />
seither die Firma, die mit rund 150 Mitarbeitern ihren Tätigkeitsschwerpunkt<br />
nach wie vor in München und Oberbayern<br />
hat. Aus dem Feld der <strong>Denkmalpflege</strong> sei aktuell das Erzbischöfliche<br />
Palais an der Kardinal-Faulhaber-Straße genannt,<br />
errichtet von 1733 bis 1737 durch François Cuvillés. Von<br />
2009 bis 2011 erfolgte eine grundlegende Instandsetzung,<br />
vor allem hinsichtlich der Baukonstruktion und notwendiger<br />
Umstrukturierungen des Inneren. Mit der Beteiligung<br />
an der von 2004 bis 2008 laufenden Generalsanierung der<br />
Akademie der Bildenden Künste, errichtet durch Gottfried<br />
von Neureuther in den Jahren von 1876 bis 1885, ist die<br />
Firma Gebr. Rank in mehrfacher Hinsicht wieder an ihren<br />
Ausgangspunkt zurückgekehrt. Es war Schwabing, wo der<br />
Firmengründer Josef Rank einst sein erstes Baugeschäft im<br />
Jahr 1862 eröffnet hatte, und es war insbesondere der Historismus<br />
in seiner ganz eigenen, münchnerischen Ausfaltung,<br />
der eine ganze Generation von Brüdern Rank so nachhaltig<br />
und fruchtbar prägen sollte. Die künstlerische Begabung zum<br />
eigenen Architekturentwurf, die Hingabe an bautechnische<br />
Innovationen und nicht zuletzt die handwerkliche Solidität:<br />
Das waren die Triebfedern und Erfolgsgaranten, die über<br />
die Zeiten in durchaus unterschiedlicher Gewichtung, aber<br />
immer präsent, den Erfolg der Firma Gebr. Rank maßgeblich<br />
bestimmt haben und hoffentlich in Firma und Stiftung fortleben<br />
werden. In diesem Sinne: Ad multos annos!<br />
Martin Brandl<br />
Die Ausführungen stützen sich auf den ausführlichen, zum Firmenjubiläum<br />
publizierten Band: 150 Jahre Rank. Fünf Generationen 1862 – 2012.<br />
Eine Dokumentation zur Geschichte der Baufirma Rank, München 2012<br />
(mit Textbeiträgen von Paul und Katrin Basiner, Johann Eder und Peter<br />
Draba, Thomas Raff, Elisabeth Rank Aramburu, Florian Zimmermann,<br />
Franz Wimmer).<br />
Weitere Literatur:<br />
Martin Brandl: Münchner Historismus in Mainfranken. Franz Rank und<br />
die Innenausstattung von Schloss Mainberg (1916-1918), in: Thomas Horling,<br />
Uwe Müller (Hg.), Fürsten & Industrielle. Schloss Mainberg in acht<br />
Jahrhunderten (= Veröffentlichungen des Historischen Vereins Schweinfurt<br />
e.V. N.F. Band 8, Mainfränkische Studien Band 80), Schweinfurt<br />
2011, S. 451 – 510<br />
Raimund Karl: Die Pfreimd-Brücke in Kaltenthal: ein Nachruf, in: Brücken<br />
in Bayern. Geschichte, Technik, <strong>Denkmalpflege</strong> (= <strong>Denkmalpflege</strong><br />
Themen, <strong>Nr</strong>. 2), München 2011, S. 80 – 81<br />
Dieter Klein: Die Gebrüder Rank. Architektur zwischen Historismus und<br />
Heimatstil, in: Schönere Heimat, 77. Jg., Heft 3, 1988, S. 443 – 448<br />
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