Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...
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Aktuell<br />
Brücke über die Pfreimd in Kaltenthal, Gde. Trausnitz<br />
(Foto: BLfD, Eberhard Lantz)<br />
dung eines neuen Baukörpers mit traditionellen Materialien<br />
in eine landschaftlich sensible Umgebung.<br />
Der künstlerisch vielfältig begabte Franz Rank entwarf darüber<br />
hinaus nicht nur zahlreiche Villen und Wohnhäuser,<br />
sondern schuf auch äußerst qualitätvolle Inneneinrichtungen.<br />
Erhalten blieb das Empfangszimmer des Regierungspräsidenten<br />
von Oberfranken in Bayreuth aus dem Jahr<br />
1903, das mit seinen noblen und zurückhaltenden Formen<br />
Bezüge zum Werk Bruno Pauls erkennen lässt. Hinzuweisen<br />
ist auch auf die komplett wandfeste Innenausstattung von<br />
Schloss Mainberg in der Nähe von Schweinfurt (Unterfranken).<br />
Hier schuf Franz Rank im Auftrag des Großindustriellen<br />
Ernst Sachs von 1916 bis 1918 komplette Raumfluchten<br />
im abwechslungsreichen Stil des malerischen Münchner<br />
Späthistorismus. Dieser Ausstattung kommt wegen der<br />
Qualität und des Erhaltungszustands in hohem Maße kunsthistorische<br />
und geschichtliche Bedeutung zu.<br />
Josef Rank, den man zu den Pionieren des Eisenbetonbaus<br />
in Süddeutschland zählen darf, wendete als erster armierten<br />
Beton des Systems Hennebique an. Diese monolithische<br />
Eisenbetonkonstruktion ist heute im Bauwesen selbstverständlich.<br />
Die frühzeitige Beschäftigung mit der neuen<br />
Technik ermöglichte einen weiteren Schwerpunkt der Gebr.<br />
Rank. Es entstanden Wassertürme, Brücken, aber auch<br />
Geschäftshäuser aller Art, die in ihrer Gestaltung nach<br />
wie vor modern anmuten und zeigen, dass man dem neuen<br />
Material durchaus angemessene Erscheinungsformen abgewinnen<br />
konnte.<br />
Gaswerk Augsburg, Vogelperspektive, Zeichnung wohl von Franz Rank,<br />
1912 (Foto: Gebr. Rank, Archiv)<br />
Kath. Filialkirche Mariä Himmelfahrt in Au, Gde. Berchtesgaden<br />
(Foto: BLfD, Martin Brandl)<br />
Die Pfreimd-Brücke in Kaltenthal (Oberpfalz), die bedauerlicherweise<br />
am 17.12.2011 im Auftrag des Staatlichen<br />
Bauamtes Amberg gesprengt wurde, war Bayerns älteste<br />
Betonbogenbrücke gewesen und 1909 in nur vier Monaten<br />
Bauzeit errichtet worden. Die Spannweite von 42 Metern, das<br />
Verhältnis von Fahrbahn und Bogenstellung, die Abschrägung<br />
der Bogenoberkanten sowie die ummantelten Hängesäulen<br />
verliehen dieser Brücke bis zuletzt große Eleganz. Um<br />
so mehr ist der Verlust zu bedauern, zumal die Ursache u. a.<br />
im nur unzureichend durchgeführten Bauunterhalt lag.<br />
In München ist der Lindwurmhof bis heute stadtbildprägend<br />
geblieben. Dieses von 1909 bis 1911 errichtete Bürogebäude<br />
wurde konsequent aus Eisenbeton errichtet. Die Fassaden<br />
gestaltete man teilweise aus vorgefertigten Betonteilen in<br />
Steck- und Gusstechnik, was die Herstellung äußerst feiner<br />
Oberflächen erlaubte. In Verbindung mit den gestalterischen<br />
Möglichkeiten des Materials entwickelten die Ranks ein<br />
vielfältiges Fassadenprofil mit z. B. geschossweise stärker<br />
vorkragenden Flacherkern. Der Bezug zu norddeutschen<br />
Fachwerkhäusern der Hansestädte sollte das Thema Kontorhaus<br />
auch im Eisenbetonbau anschaulich machen.<br />
Die Verbindung modernster Technikbauten mit landschaftsund<br />
traditionsbezogener Gestaltung ist sicher das Merkmal der<br />
Gebr. Rank schlechthin geworden und zeichnet ihre Bauten<br />
bis heute aus. Besonders anschaulich wird diese Haltung beim<br />
ehemaligen Gaswerk der Stadt Augsburg, das vor allem in<br />
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