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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Aktuell<br />

aufführungen zur Musik von Richard Wagner notwendige<br />

Ambiente.<br />

Nicht genug: Künstliche Wasserfälle und Bächlein sprudelten<br />

aus den Grottenwänden. Heutzutage ist diese ursprüngliche<br />

Installation undenkbar, die fast hundertprozentige<br />

Luftfeuchte ist ja verantwortlich für die Schäden an der statischen<br />

Unterkonstruktion der künstlichen Raumschale. Die<br />

Raumluft würde durch die Wasserfälle noch weiter befeuchtet<br />

werden, aber dazu später. Jedenfalls benötigten diese<br />

Installationen der Erbauungszeit klugen Ingenieurgeist und<br />

feinsinniges Verlegen komplexer Leitungssysteme. Vieles<br />

davon ist heute noch existent, fast gar nichts aber ist davon<br />

noch zu sehen oder zu spüren. Das historische Kraftwerk<br />

gibt es schon längst nicht mehr, die Bäche sind versiegt<br />

und das farbige Licht der elektrischen Bogenlampen wurde<br />

Schloss Linderhof, Gde. Ettal, Lkr. Garmisch-Partenkirchen. Der<br />

Hauptraum der Venusgrotte wird von 22 kuppeligen Ziegelgewölben<br />

über jeweils dreieckigem Grundriss überspannt (nach Barthel & Maus,<br />

Gutachten 2009)<br />

Gips und künstliche Pflanzen wurden ins Depot transferiert.<br />

Die „Traumwelt Ludwigs“ ist heute nur noch ein Schatten<br />

ihrer selbst, der Zahn der Zeit nagte unerbittlich an diesem<br />

feinsinnigen Kunstbauwerk.<br />

Schnitt durch die Venusgrotte mit See und Kraftwerk<br />

(Foto: Archiv der Bayerischen Schlösserverwaltung)<br />

längst aus dem Betrieb genommen und durch flach anmutendes<br />

Licht aus einfachen Strahlern ersetzt. Bauzeitliche<br />

Ausschmückungen durch Girlanden aus farbig gefasstem<br />

Schäden an der Venusgrotte<br />

Das feuchtkalte Klima im Graswangtal sowie die sich tagtäglich<br />

seit dem Tode des Königs im Jahr 1886 durch die<br />

Grotte wälzenden Besuchermassen forderten ihren Tribut<br />

an diesem nur für einen Besucher und nur für kurze Lebenszeit<br />

gedachten „fliegende(n) Bau“. Nach mehr als 130 Jahren<br />

ist er an seinen statischen, gestalterischen und klimatischen<br />

Grenzen angekommen.<br />

Aber kann man einen solchen, für seine Zeit und vor allem<br />

die „Kunstfigur Ludwig II.“ so typischen Bau verfallen<br />

lassen? Sicher nicht, zumal die Schlösserverwaltung einen<br />

UNESCO-Weltkulturerbeantrag „Königsschlösser“ vorbereitet,<br />

der die drei Bauten Neuschwanstein, Herrenchiemsee<br />

und Linderhof unter besonderen Schutz stellen soll. Die<br />

Venusgrotte stellt unter diesen Bauten ein einzigartiges<br />

„Kunstprodukt“ dar, das zwischen hochkomplexem Bau,<br />

Bühnenbild und illusionistischer Scheinwelt einzuordnen<br />

ist und die „Kunstfigur“ des Märchenkönigs besonders<br />

anschaulich nachempfinden lässt.<br />

Schloss Linderhof. Venusgrotte um 1910, Wandmalerei von August Heckel – Szenenbild für die Münchner Inszenierung des „Thannhäuser“ von Richard<br />

Wagner (Fotos: Archiv der Bayerischen Schlösserverwaltung)<br />

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