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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Aktuell<br />

Vom zentralen Gefach über dem Eingang des Großen Ratssaales prangt<br />

eine große runde Zwiebel, flankiert von je zwei Möhren (Foto: BLfD,<br />

Eberhard Lantz, 2012)<br />

An der Wand zwischen dem Großen und dem Geheimen Ratssaal sind<br />

unter der datierenden Jahreszahl 1599 ein schwarzer Hahn und ein Tonkrug<br />

aufgemalt (Foto: BLfD, Eberhard Lantz, 2012)<br />

Bemalung der Stützen, Sattelhölzer und Unterzüge sowie<br />

der Bohlenbalkendecke. Alle massiven Holzbauteile waren<br />

in einem dunklen Rotton gefasst, volkstümlich auch Ochsenblutrot<br />

genannt. Die Schiffskehlen und die Deckenbohlen<br />

waren weiß gestrichen, die Perlschnüre im Wechsel weiß<br />

und schwarz, die Flechtbänder weiß und dunkelrot. Für die<br />

Kanneluren und Rundstäbe ist ein Grauton nachgewiesen.<br />

Als farblich-lebhafte Höhepunkte erhielten die Blüten, Diamantierungen<br />

und Perlstäbe der Stützen Akzente in leuchtend<br />

orangeroter Bleimennige.<br />

Da die dichte Befundlage in weiten Teilen eine schlüssige<br />

und vollständige Raumfassung für das späte 16. Jahrhundert<br />

belegte, entschlossen sich alle Beteiligten, diese Zeitschicht<br />

zu präsentieren. Die Einbauten und Wandverkleidungen<br />

des 20. Jahrhunderts wurden entfernt, um die ursprüngliche,<br />

großzügige Raumaufteilung wieder zu erlangen. Die<br />

Restauratoren ergänzten die erhaltenen Malereifragmente in<br />

Strichretusche, sodass ein vollständiges Bildprogramm entstand.<br />

Die Nachstellung der bauzeitlichen Befunde auf den<br />

Holzoberflächen führte schließlich zu einem geschlossenen<br />

Erscheinungsbild der beiden Säle. Seitdem lässt die für<br />

moderne Sehgewohnheiten erstaunlich farbenfrohe Renaissancefassung<br />

den Geschmack der Gochsheimer Gesellschaft<br />

an der Wende zum 17. Jahrhundert lebendig werden.<br />

Hans-Christof Haas<br />

Die Venusgrotte Linderhof<br />

Schwierige Sanierung eines „illusionistischen Gebäudes“<br />

Ludwig II. war ein Technikfan<br />

Dass König Ludwig II. ein Technikfan war, ist allgemein<br />

bekannt. Seine drei Königsschlösser Linderhof, Herrenchiemsee<br />

und Neuschwanstein sind bei aller historisierenden<br />

Grundhaltung dennoch hochmoderne Bauten ihrer Zeit und<br />

wurden unter Verwendung neuester technischer Erkenntnisse<br />

errichtet. Kaum bekannt ist, dass Schloss Neuschwanstein,<br />

weltweit berühmt als das Paradebeispiel einer „Ritterburg“,<br />

als eines der ersten Gebäude in Europa teilweise in hochmoderner<br />

„Stahl-Mauerwerk-Verbundbauweise“ errichtet<br />

worden ist. Besonders anschaulich wird dies, wenn der interessierte<br />

Beobachter einen Blick hoch zur Deckenuntersicht<br />

in der Cafeteria wirft. Hier, direkt unter dem zweigeschossigen<br />

Thronsaal, lässt sich die beeindruckende Konstruktion<br />

der stählernen Deckenträger sehr gut erkennen.<br />

Auch in Schloss Linderhof wurden modernste Materialien<br />

verwendet. Vor allem die Venusgrotte hat es „in sich“.<br />

Beginnend mit der Grottenschale, die von der Decke eines<br />

Backsteingebäudes abgehängt und aus feinstem Roman-<br />

Zement modelliert wurde, mit ihrer filigranen, gleichsam<br />

spinnennetzartigen Unterkonstruktion aus schmalen Eisenträgern<br />

und Hasendraht sowie hochmoderner Technik,<br />

die es erst möglich machte, dass es in dieser künstlichen<br />

Grotte im kalten Graswangtal auch „warm wurde“. Ein<br />

eigenes Kraftwerk schuf dazu die Voraussetzungen. Der<br />

See in der Grotte musste allerdings schon mehrere Stunden<br />

vorgeheizt werden, bevor der König darin baden konnte.<br />

Besonders beeindruckend: In der Venusgrotte wurde weltweit<br />

zum ersten Mal farbiges elektrisches Licht eingesetzt,<br />

konstruiert von der Fa. Siemens-Schuckert. Zwölf wassergekühlte<br />

Kohlebogenlampen mit vorgeschalteten farbigen<br />

Glasfiltern sowie vier mit Gaslampen erhellte Beleuchtungsbecken<br />

schufen im Verbund mit einigen Oberlichtern<br />

das für die differenzierten Lichtstimmungen der Bühnen-<br />

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