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Denkmalpflege Informationen Nr. 155 (Juli 2013) - Bayerisches ...

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Aktuell<br />

Donaustauf, Lkr.<br />

Regensburg. Die Marktmauer<br />

2011: Durch ein<br />

Spezialprogramm der<br />

Firma ArcTron lassen<br />

sich dreidimensionale<br />

Darstellungen (Abb.<br />

unten) bzw. Gesamtdarstellungen<br />

(Abb. rechts)<br />

der Mauer erzeugen<br />

(Grafiken: Fa. ArcTron)<br />

Datierung der Mauer<br />

Die Datierung der Marktmauer war eine der wichtigen<br />

Fragen, die im Laufe der Ausgra bungen beantwortet werden<br />

sollten. Eine zeitliche Einordnung der Bauphase ist anhand<br />

der wenigen Keramikfunde aber nicht genau möglich. Keramikfunde<br />

aus den Verfüllungen am Mauerfuß, die erst dort<br />

gelandet sind, als die Mauer bereits stand, datieren frühestens<br />

in das 15. Jahrhundert. An dessen Ende steht die<br />

Verleihung der Marktrechte durch Herzog Albrecht. Die<br />

Marktmauer von Donaustauf kann somit in ihrer erhaltenen,<br />

sehr massiven Form sicher in das 15. Jahrhundert und frühestens<br />

noch vor die herzogliche Rechtezusprechung datieren.<br />

Eine vorherige „schwächere“ Befestigung ist denkbar,<br />

war aber an dieser Stelle nicht nachzuweisen.<br />

Eine genauere Datierung erhoffte man sich mit Hilfe eines<br />

Eichenstammes, der unterhalb eines ehemaligen Abwasserkanals<br />

an der Außenseite der Marktmauer geborgen<br />

wurde. Handelte es sich dabei um eine Fundamentierung<br />

aus der Zeit des Mauerbaus oder aus späteren Zeiten? Die<br />

obere Seite des Stammes war flach abgearbeitet und diente<br />

wahrscheinlich als Träger für Mauerwerk. Dass der Stamm<br />

ansonsten nicht weiter bearbeitet war, spricht für seine<br />

Verbauung bald nach dem Fällen. Im Rahmen einer dendrochronologischen<br />

Untersuchung im BLfD konnte Franz<br />

Herzig die bei dem Stamm vermessene Serie von 168 Jahresringen<br />

mit der bayerischen Eichenchronologie eindeutig<br />

in Übereinstimmung bringen. Das Fälljahr 1773 war jedoch<br />

kein Datum, das für den Bau der Markmauer relevant war,<br />

sondern es datiert die Umbauten des Abwasserkanals.<br />

3D-Technik als Grabungshilfe<br />

Als aktuelle Besonderheit der Grabungstechnik ist der Einsatz<br />

neuartiger 3D-Technik bei der Weiterverarbeitung von<br />

Digitalfotos zu nennen. Damit gelingt es, maßgenaue drei-<br />

dimensionale Modelle zu generieren. Punktwolken werden<br />

erzeugt, bei denen gleiche Bildpunkte der verschiedenen<br />

Aufnahmen verrechnet werden. Am Ende entsteht ein<br />

Modell mit fotorealistischer Oberfläche, bei dem zusätzlich<br />

vielfältige Schnittdarstellungen möglich sind, die auf<br />

der Grabung nicht angelegt wurden (bzw. überhaupt nicht<br />

angelegt werden konnten). Die Vorteile sind unter anderem<br />

eine schnelle Bearbeitung vor Ort, die Erfassung schwierigster<br />

Grabungssituationen und die Nachvollziehbarkeit<br />

von Besonderheiten der Befundlage. So lässt sich etwa<br />

erkennen, wo und wie jeder einzelne Stein der Marktmauer<br />

verbaut worden ist. Es liegt damit ein ergänzendes bzw. die<br />

baubegleitenden Untersuchungen erweiterndes Verfahren<br />

vor, welches das Verständnis für die Befunde vertieft.<br />

Die wichtigste Erkenntnis der Grabung war, dass die Marktmauer<br />

in Donaustauf großteils als Fundament bestehender<br />

Bebauung immer noch erhalten sein dürfte. Sie ist tiefgründig<br />

in neuzeitliche Auffüllungen eingebettet. Als wichtige<br />

Erkenntnis zur historischen Entwicklung ist festzuhalten,<br />

dass es auch in Donaustauf, wie an anderen Orten vermutet<br />

bzw. nachgewiesen, eine zeitliche Lücke von einem Jahrhundert<br />

oder mehr zwischen den Ersterwähnungen bzw.<br />

Zusprechungen von Rechten und den baulichen Tatsachen<br />

geben dürfte. Das kann bedeuten, dass kein Ort zum Markt<br />

erhoben wurde, der sich nicht bereits angemessen verteidigen<br />

konnte. In bestimmten Fällen schrieben die Urkunden<br />

also fest bzw. bestätigten, was schon längst Realität war.<br />

Das für die ablesbare Geschichte des Ortes schönste Ergebnis<br />

der Zusammenarbeit der Familie Forster mit dem BLfD<br />

steht nun im Lichthof des Wellnessbereichs des Hotels: ein<br />

Abschnitt der Marktmauer von Donaustauf, der wieder<br />

sichtbar und zugänglich ist.<br />

Christoph Steinmann<br />

Donaustauf, Lkr. Regensburg. Ein Stück der erhaltenen Marktmauer<br />

ist im extra angelegten Lichthof des Hotels fachgerecht restauriert und<br />

zugänglich (Foto: BLfD, Christoph Steinmann)<br />

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