21.11.2014 Aufrufe

Z12 Die Frage nach dem Fundament - Welche Werte prägen unsere Gesellschaft

Erste Probe-Version vor Drucklegung

Erste Probe-Version vor Drucklegung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

D a s U m d e n k I m p u l s Z u k u n f t s G e s t a l t u n g s M a g a z i n<br />

www.ZfürZukunft.de • ZKZ 21087 • Einzelpreis: 4,95 CH: 7,90 CHF<br />

f ü r Z u k u n f t<br />

► Gottlos glücklich?<br />

Gottesdienste ohne Gott<br />

►<br />

ARD fürchtet sich vor Christen<br />

mit <strong>Fundament</strong><br />

► Ursachen des dramatischen<br />

Identitäsverlust Europas<br />

► Indischer Philosoph über die<br />

Seele der europäischen Kultur<br />

► Erlösung ohne Erlöser –<br />

Spiritualität einer modernen<br />

<strong>Gesellschaft</strong><br />

►<br />

Abschied vom Reformations-Erbe<br />

<strong>Die</strong> EKD zum Luther-Jubiläum<br />

► Bröckelnde <strong>Fundament</strong>e<br />

vom ersten Jahrhundert an<br />

<strong>Die</strong> <strong>Frage</strong><br />

<strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />

<strong>Welche</strong> <strong>Werte</strong> <strong>prägen</strong><br />

<strong>unsere</strong> <strong>Gesellschaft</strong> und<br />

worauf sind diese gegründet?<br />

Z für Zukunft<br />

A u s g a b e # 1 2 N o v e m b e r - D e z e m b e r 2 0 1 4<br />

1


Inhalt<br />

Herausgeber: Zukunft-Europa e.V.<br />

setzt sich für die zukunftstragenden<br />

<strong>Werte</strong> der <strong>Gesellschaft</strong> ein und weist auf<br />

wertezerstörende Trends hin.<br />

Vorstand: Peter Ischka, Dr. Martin Fontanri,<br />

Hansjürg Stückelberger, Christa Meves,<br />

Sr. Dogan Hatune, Dr. Bernard Siegfried,<br />

Dr. Udo Ulfkotte<br />

Redaktion: Peter Ischka,<br />

Anschrift: Zukunft-Europa e.V.<br />

Postfach 1409 • 73014 Göppingen<br />

Tel. 0171 1200983 • www.ZwieZukunft.de<br />

info@ZwieZukunft.de<br />

Z-Kontakt in der Schweiz:<br />

Zukunft CH, Zürcherstr. 123,<br />

CH 8406 Winterthur, info@zukunft-ch.ch<br />

Z-Kontakt in Österreich:<br />

Z für Austria, Vord.Achmühle 3c,<br />

A 6850 Dornbirn, austria@ZwieZukunft.de<br />

Satz und Gestaltung:<br />

Agentur PJI UG, Adelberg<br />

Druck: Primus GmbH, 56307 Dernbach<br />

Erscheinungsweise<br />

4 x jährlich<br />

Abopreis: € 29,– für 6 Ausgaben, inkl. Versand<br />

in Deutschland. Einzelexpl.: € 4,95<br />

Copyright<br />

Wenn nichts anderes vermerkt ist, liegen<br />

alle Rechte bei Zukunft-Europa e.V.,<br />

Nachdruck und weitere Veröffentlichung<br />

nur auf Anfrage bei der Redaktion.<br />

Ihre Mithilfe:<br />

Spendenkonto-Nr. 490 155 68,<br />

BLZ 610 50000, KSK GP. SWIFT: GOPS DE 6G<br />

IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />

Auch auf der Website www.ZfürZukunft.de<br />

können Sie bequem, sicher und gebührenfrei<br />

Spenden überweisen.<br />

Titelbild:<br />

Montage, © Agentur PJI, Joe Belanger/<br />

designpics/123RF Stockfoto<br />

Leitthema<br />

<strong>Die</strong> <strong>Fundament</strong>e Europas<br />

<strong>Die</strong> <strong>Frage</strong> <strong>nach</strong> den Ursachen des dramatischen<br />

Identitätsverlusts Europas 4<br />

Aufklärung<br />

In der frühen Trennung von Kirche und Staat<br />

hat sich Europa auf einen Sonderweg begeben 7<br />

Spiritualität<br />

Erlösung ohne Erlöser<br />

DER SPIEGEL brachte einen Beitrag über den<br />

Wandlungsprozess des Spirituellen in<br />

modernen <strong>Gesellschaft</strong>en 9<br />

Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Abschied vom Reformations-Erbe<br />

Über die EKD-Schrift „Rechtfertigung und Freiheit.<br />

500 Jahre Reformation 2017“ einen Grundlagentext<br />

zum bevorstehenden Luther-Jubiläum 12<br />

Bröckelnde <strong>Fundament</strong>e<br />

von den ersten Jahrhunderten an – Was<br />

hatten die ersten Christen, das heute fehlt? 16<br />

<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />

Fünf Blinde und ein Elefant<br />

Ein indischer Philosoph findet heraus, dass die<br />

Bibel die wahre Seele der westlichen Kultur<br />

ausmacht 20<br />

Internationale Krankenversicherung<br />

auf gutem <strong>Fundament</strong> 28<br />

Das Buch, das die Welt verändert<br />

Cunningham fragt: wird China führende Nation<br />

der Erde werden? Prinzipien, die das ermöglichen<br />

hat er im Buch der Bücher entdeckt 29<br />

Testimonial<br />

Bei deinem Namen gerufen<br />

Christa Meves erinnert sich, wie sie 19-jährig, im<br />

Bombenhagel ihr Ende vor Augen hatte 33<br />

Glauben & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Zukunftswerte allgegenwärtig<br />

Vom Leben in einer zukünftigen Parallelwelt, in der<br />

Gegenwart und vom ewigen Leben – nicht nur auf<br />

Googleservern 36<br />

Medien & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Wie der Teufel das Weihwasser<br />

– so fürchtet die ARD Christen mit <strong>Fundament</strong>.<br />

Zwischen den Zeilen der viel kritisierten NDR-Doku<br />

„Mission unter falscher Flagge“ 40<br />

Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Gottesdienst – ohne Gott<br />

Weltweit werden Sonntagsveranstaltungen für Menschen<br />

ohne Religion „gefeiert“, nun startet „Sunday Assemblies“,<br />

die „Kirche“ für Atheisten auch in Deutschland 44<br />

Gottlos glücklich<br />

Im Vorfeld zu Ostern wirbt eine Initiative für den Kirchenaustritt<br />

und fordert die Eliminierung des Glaubens aus<br />

<strong>dem</strong> öffentlichen Raum 45<br />

Der Gottesbeweis<br />

<strong>Die</strong> Existenz Gottes auszuschließen ist eigentlich<br />

unwissenschaftlich, hier ein Einblick in die Geschichte 48<br />

Interview mit Paulus<br />

AUFERSTEHUNG – MUSS das denn SEIN? 51<br />

<strong>Werte</strong> & Wirschaft<br />

Unsere Beweg-Gründe<br />

Der Weg zu einem werteorientierten wirtschaftlichen<br />

Handeln <strong>nach</strong> christlichen Maßstäben ist weit –<br />

aber er lohnt sich 52<br />

2<br />

Z für Zukunft


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

über <strong>Werte</strong> zu sprechen ist chic. Vielen sind <strong>Werte</strong> wichtig! Aber<br />

nicht immer ist es klar, um welche <strong>Werte</strong> es sich handelt, und noch<br />

weniger, wo diese eigentlich ihren Ursprung haben. In dieser Ausgabe<br />

versuchen wir zu beleuchten, auf welchem <strong>Fundament</strong> die europäische Kultur gegründet<br />

ist. Jemand, der auf gutem <strong>Fundament</strong> baut, hat bekanntlich bessere Aussichten<br />

als jene, die auf Sand gebaut haben.<br />

Für den evolutionären Humanismus haben das Leben und die Natur einen hohen Wert;<br />

den Menschen sieht man aber nur als unbeabsichtigtes Produkt der natürlichen Evolution,<br />

das sich nur graduell, nicht aber prinzipiell vom Tier unterscheidet. Marxismus und<br />

Nationalsozialismus samt ihren entsetzlichen Folgen waren erst möglich, <strong>nach</strong><strong>dem</strong> der<br />

Mensch vom Ebenbild Gottes zum Tier degradiert worden war. Auch eine Gender-Ideologie<br />

kann nur unter dieser Perspektive funktionieren.<br />

Ist es nicht erstaunlich, kaum hatte man sich durch die Aufklärung vom „Ballast“ eines<br />

Gottes befreit, tat sich eine Sinnlücke auf – und gerade die „nüchternen“ Köpfe der<br />

Kämpfer gegen Kirche und Establishment begeisterten sich für fernöstliche Geister sowie<br />

für spiritistische Totenbefragungen. Politisch links und kosmisch erleuchtet, das ist<br />

bis heute kein Widerspruch. Nur wer sich auf die „gestrigen“ christlichen Eckpunkte bezieht,<br />

wird der Lächerlichkeit preisgegeben.<br />

Da muss schon ein indischer Philosoph kommen, um uns zu sagen: „<strong>Die</strong> Bibel ist die<br />

wahre Seele der abendländischen Kultur. Sie war die Kraft, die die westliche Kultur in<br />

alle Welt trug, auch zu uns <strong>nach</strong> Indien.“ Ein Prophet gilt ja im eigenen Land bekanntlich<br />

nichts.<br />

Ich wünsche eine inspirierende Lektüre, stehen Sie gut auf festem <strong>Fundament</strong>,<br />

dann wird auch etwas Gegenwind nicht gleich zum Problem.<br />

Es ist erstaunlich, welche<br />

spooky Dinge in <strong>unsere</strong>r<br />

„modernen“ Welt salonfähig<br />

sind, wenn man<br />

sich aber auf das solide<br />

christliche <strong>Fundament</strong><br />

bezieht, wird man ziemlich<br />

schief angesehen.<br />

Läuft da etwas<br />

schief?<br />

Peter Ischka<br />

Chefredakteur<br />

PS: Wenn Sie meinen, dass diese Ausgabe Licht bringt in diese <strong>Frage</strong> des <strong>Fundament</strong>es<br />

<strong>unsere</strong>r westlichen Kultur, dann geben Sie diese »Z« an Menschen weiter, die so einen<br />

Impuls auch nützen können. Bestellen Sie dazu einige Hefte <strong>nach</strong>.<br />

Z für Zukunft<br />

3


Leitthema<br />

Foto: © Montage, Agentur PJI UG<br />

<strong>Die</strong> <strong>Fundament</strong>e Europas<br />

<strong>Die</strong> <strong>Frage</strong> <strong>nach</strong> den Ursachen des dramatischen Identitätsverlusts Europas<br />

Hansjürg Stückelberger<br />

Foto: © RF123<br />

Pläne für<br />

Bildungssysteme<br />

entpuppen<br />

sich als<br />

gesellschaftszerstörend.<br />

Der<br />

Familie soll der<br />

Boden entzogen<br />

werden<br />

... Hellseher, Astrologen, Hexen<br />

und andere „Helfer“ in den<br />

Lebensnöten <strong>unsere</strong>r Zeit<br />

Grenzenlose Orientierungslosigkeit<br />

Europa verhält sich wie ein Schiff ohne Kompass.<br />

<strong>Die</strong> Passagiere vergnügen sich, es droht zwar<br />

keine Sturmflut, aber das Schiff fährt ziellos im<br />

Kreis. Wo ist die Orientierung?<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung von Ehe und Familie zerfällt. Immer<br />

wieder tauchen neue Konzepte über Kindererziehung<br />

auf, sorgen für neue Diskussion. Pläne für<br />

Bildungssysteme werden entworfen, als ob die Generationen<br />

vor uns davon nichts verstanden hätten.<br />

Vordergründig menschenfreundlich, entpuppen sie<br />

sich, erwägt man die Folgen, als gesellschaftszerstörend.<br />

Liebe, Solidarität und Verantwortungsgefühl<br />

werden ja vor allem in intakten Familien eingeübt,<br />

aber hier wird der Familie der Boden entzogen.<br />

Man beklagt die schwindende Bereitschaft der<br />

Bürger, in der Öffentlichkeit Verantwortung zu<br />

übernehmen, aber gleichzeitig fördert man die<br />

Bevormundung durch staatlich erzwungene frühkindliche<br />

Betreuung.<br />

Pausenlos wird die unantastbare Würde des<br />

Menschen beschworen, während gleichzeitig<br />

das Recht auf Tötung von Ungeborenen als Menschenrecht<br />

eingefordert wird.<br />

Wenn Kirchen klarmachen, dass es nicht nur<br />

relative, sondern auch absolute <strong>Werte</strong> gibt, wirft<br />

man ihnen Meinungsdiktatur vor, zeigt sich aber<br />

dennoch empört, wenn Chefetagen von „relativer“<br />

Ethik Gebrauch machen und der Korruption verfallen.<br />

Nach der Ablehnung göttlicher Autorität versucht<br />

man die eigene Ratlosigkeit hinter der unantastbaren<br />

Autorität der veröffentlichten Meinung<br />

zu verstecken und merkt nicht, wie dabei<br />

das eigene Denken abgeschaltet wird.<br />

In der Stadt Zürich gibt es laut Telefonbuch<br />

etwa 250 Geistliche in verschiedenen Kirchen.<br />

<strong>Die</strong> Zahl der Psychiater, Psychotherapeuten und<br />

anderer aka<strong>dem</strong>isch geprüfter Lebensberater beläuft<br />

sich auf über 1600! Hinzu kommen Hellseher,<br />

Kartenleger, Astrologen, Hexen und andere<br />

„Helfer“ in Lebensnöten. Das Bedürfnis <strong>nach</strong> Beratung<br />

und Orientierung ist gigantisch, und der<br />

finanzielle Aufwand dafür im privaten und staatlichen<br />

Bereich geht in die Milliarden.<br />

4<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

<strong>Die</strong> Schadensanalysen-Ohnmacht<br />

<strong>Die</strong> mit dieser Orientierungslosigkeit verbundene<br />

Ratlosigkeit zeigt sich in der Unfähigkeit, Bedrohungen<br />

der eigenen Freiheit und Identität überhaupt<br />

noch zu erkennen. So lässt sich beispielsweise<br />

der Islam in keiner seiner Ausprägungen<br />

auch nur ansatzweise mit Demokratie und Gedankenfreiheit<br />

vereinbaren. Das beweisen nicht<br />

nur die 1400 Jahre der meist massiv gewaltsamen<br />

Ausbreitung des Islams. <strong>Die</strong> täglichen Nachrichten<br />

zeigen das grausame Vorgehen des IS und damit das<br />

wahre Gesicht des Islams, aber das wollen <strong>unsere</strong><br />

blauäugigen westlichen Politiker eben nicht wahrhaben.<br />

In allen vom Islam dominierten Ländern werden<br />

Christen und Angehörige anderer Religionen<br />

seit jeher als Menschen zweiter Klasse behandelt<br />

und, wenn sie sich nicht der Scharia beugen, bis aufs<br />

Blut verfolgt. Dennoch findet man bei uns kaum<br />

wirksame Mittel, um die Gefahr einer Verdrängung<br />

<strong>unsere</strong>r eigenen kulturellen <strong>Fundament</strong>e<br />

durch den Islam abzuwenden.<br />

<strong>Die</strong> zweite Hauptgefahr für <strong>unsere</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

liegt in der Gender-Ideologie<br />

Hinter diesem Wortgebilde steht die Behauptung,<br />

die angeborene Sexualität müsse durch die freie<br />

Wahl des Sexualverhaltens ergänzt, ja ersetzt<br />

werden. Das geschlechtliche Verhalten sei ein reines<br />

Produkt aus Erziehung und Kultur. Es gebe<br />

kein angeborenes männliches oder weibliches<br />

Verhalten. Kinder sollten sich, so die Gender-Ideologen,<br />

daher früh entscheiden, ob sie hetero-,<br />

homo-, bi- oder transsexuell leben wollen. Schon<br />

im Kindergarten sollten sie darüber aufgeklärt<br />

und zum Ausprobieren der verschiedenen Möglichkeiten<br />

angehalten werden.<br />

Wer das propagiert, plant den größten<br />

und fatalsten gesellschaftlichen Umbau der<br />

Menschheit. <strong>Die</strong> innere Verunsicherung wird<br />

unermesslich zunehmen. Chaos und Niedergang<br />

werden zum Programm. Dennoch wird diese Ideologie<br />

auch in Deutschland staatlich gefördert und<br />

an Universitäten gelehrt.<br />

Foto: © Honestly Concerned e.V.<br />

Wann begann die <strong>Werte</strong>-Zerstörung?<br />

Oft wird die 68er-Bewegung für diesen <strong>Werte</strong>-Zerfall<br />

verantwortlich gemacht. Doch lange, bevor diese<br />

Flut kam, waren die Dämme bereits durchgeweicht.<br />

Es begann mit René Descartes (1596–1650).<br />

Damals befand sich etwa die evangelische Kirche<br />

noch auf <strong>dem</strong> Weg in die Orthodoxie, wofür u. a. Johann<br />

Sebastian Bach (1685–1750) mit seinem ganzen<br />

Werk steht. Der Katholik Descartes wollte mit<br />

seinem Satz „cogito ergo sum“ (Ich denke, also bin<br />

ich) nicht den Glauben hinterfragen, sondern die<br />

Gotteserkenntnis auf den „sicheren“ Boden des<br />

Verstandes stellen. Damit hat er aber die biblische<br />

Offenbarung als Quelle der Gotteserkenntnis abgelehnt.<br />

Nicht umsonst wurde er von seiner Kirche<br />

bekämpft. Dennoch wurde es im Cartesianismus<br />

Trend, die <strong>Frage</strong>n „Wer ist Gott?“ und „Wer ist der<br />

Mensch?“ allein mit <strong>dem</strong> Verstand zu beantworten.<br />

<strong>Die</strong> Folgen waren dramatisch. Als Darwin 1859<br />

in seinem Epoche machenden Buch „<strong>Die</strong> Entstehung<br />

der Arten“ den Menschen nicht als Gottes<br />

Ebenbild, sondern als höher entwickeltes Tier<br />

definierte, jubelten ihm viele Intellektuelle zu.<br />

Endlich wurde das Wesen des Menschen als Tier<br />

„wissenschaftlich“ durch eine Theorie bewiesen.<br />

Schließlich hatte schon Immanuel Kant (1724–<br />

1804) den Menschen als Tier bezeichnet. 1<br />

Der Marxismus und der Nationalsozialismus<br />

samt ihren entsetzlichen Folgen wurden erst möglich,<br />

<strong>nach</strong><strong>dem</strong> das Ebenbild Gottes zum Tier gemacht<br />

worden war. Auch die 68er- und die Gender-<br />

Ideologie setzen voraus, dass der Mensch nicht<br />

Gottes Ebenbild ist. Leider waren die institutionalisierten<br />

Kirchen zu schwach, um die Abkehr vom<br />

christlichen Menschenbild als Maßstab öffentlichen<br />

Handelns zu verhindern. Friedrich Nietzsche<br />

(1844–1900) hatte wohl recht, als er in seiner berühmten<br />

Geschichte vom „tollen Menschen“ sagte:<br />

Foto: © Wallarthd.com<br />

Während Christen sich<br />

hinter ihren Kirchenmauern<br />

verstecken, wird der praktizierte<br />

Islam öffentlich zur<br />

Schau gestellt<br />

Der Nationalsozialismus<br />

samt<br />

den grausamen<br />

Folgen wurden<br />

erst möglich,<br />

<strong>nach</strong><strong>dem</strong> das<br />

Ebenbild Gottes<br />

zum Tier gemacht<br />

worden war<br />

Z für Zukunft<br />

5


Leitthema<br />

Foto: © Wikipedia/Sandra Buhmann<br />

Werder sind höher<br />

gelegen und daher<br />

vor Hochwasser<br />

geschützt<br />

<strong>Die</strong>ses Heft finden Sie als<br />

Beilage in dieser Ausgabe.<br />

Weitere erhältlich bei:<br />

www.kirche-in-not.de/shop<br />

kontakt@kirche-in-not.de<br />

089-64 24 888-0<br />

„Wohin ist Gott? … Wir haben ihn getötet, ihr und<br />

ich!“ 2 Am Zerfall der <strong>Werte</strong> und der damit verbundenen<br />

Orientierungslosigkeit haben sich die Kirchen<br />

mitschuldig gemacht.<br />

<strong>Die</strong> Wiedergewinnung <strong>unsere</strong>r Identität<br />

Das Wort „Wert“ stammt vom mittelhochdeutschen<br />

Begriff „Werder“, ein Ort, der bei Hochwasser<br />

nicht überschwemmt wird. Wer auf den Werder<br />

baut, hat nicht auf Sand gebaut. Wir werden<br />

aus <strong>unsere</strong>r Orientierungslosigkeit nur herausfinden,<br />

wenn wir <strong>unsere</strong> <strong>Gesellschaft</strong> wieder auf feste<br />

<strong>Fundament</strong>e stellen.<br />

Im Buch Mose 3 wird der Mensch als Gottes<br />

Ebenbild definiert. Damit wird ihm die höchste<br />

nur denkbare Würde zugesprochen. Nur durch<br />

diese von Gott gegebene Würde lässt sich das Ver-<br />

bot von Misshandlung, Versklavung, Abtreibung<br />

und Völkermord zwingend begründen. Wenn es<br />

keinen Gott gibt und der Mensch ein Tier ist,<br />

dann findet sich immer wieder eine willkürliche<br />

Ideologie, die Misshandlungen und Massenmorde<br />

erlaubt oder sogar gebietet.<br />

Zur Schöpfungsordnung gehört die Freiheit.<br />

Weil Gott absolut frei und zugleich Liebe ist, hat<br />

er auch seinen Ebenbildern dieses große Maß an<br />

Freiheit eingeräumt, damit sich seine Liebe zu<br />

den Menschen in der <strong>Gesellschaft</strong> widerspiegelt.<br />

Jedes gesellschaftliche System, das diese<br />

Ordnung missachtet oder gar zerstört, schadet<br />

sich selbst und arbeitet langfristig am eigenen<br />

Untergang.<br />

Wir Europäer werden die Zukunft nur gewinnen,<br />

wenn wir uns auf die ewigen <strong>Werte</strong> besinnen,<br />

von denen wir herkommen, und allen Versuchen,<br />

sie zu verdrängen oder zu zerstören, entschlossen<br />

widerstehen. Von Robert Schumann, einem der<br />

Gründerväter der EU, stammt das Wort: „<strong>Die</strong> (europäische)<br />

Demokratie wird eine christliche sein<br />

oder nicht bestehen bleiben.“ 4<br />

1 Volker Gerhardt, „Immanuel Kant: Vernunft und Leben”, S. 253 ff.<br />

2 Edith Düsing, „Nietzsches Denkweg”, S. 482.<br />

3 1. Mose 1,26.<br />

4 Jörg Gutzwiller, „Das Herz, etwas zu wagen”, S. 291.<br />

Bild: © Wikipedia<br />

<strong>Die</strong> Französische<br />

Revolution brachte keine<br />

Demokratie, sondern den<br />

Terror der Guillotine<br />

Worauf gründet sich Demokratie?<br />

Man könnte die Demokratie mit einem schönen Haus vergleichen. <strong>Die</strong> <strong>Frage</strong> ist, welche Menschen<br />

es bewohnen. Demokratie kann missbraucht werden, von Links wie von Rechts. Nicht nur in Afrika<br />

halten sich Diktatoren mit „<strong>dem</strong>okratischen Wahlen“ an der Macht.<br />

<strong>Die</strong> Demokratie ist aus <strong>dem</strong> christlichen<br />

Menschenbild entstanden und funktioniert<br />

nur, wenn die Mehrheit der Bevölkerung<br />

diesem <strong>Werte</strong>verständnis verpflichtet ist.<br />

Demokratische Staatsformen wurden schon<br />

im alten Athen und in Rom ausprobiert. Aber sie<br />

galten nur für die Freien, also für etwa ein Drittel<br />

der Bevölkerung, und wurden verhältnismäßig<br />

bald wieder aufgegeben. Als Ursprung <strong>unsere</strong>r<br />

Demokratie nehmen viele die Französische Revolution<br />

an und nennen dabei Jean Jacques<br />

Rousseau, dessen 300. Geburtstag vor Kurzem<br />

groß gefeiert wurde. Dem widerspreche ich.<br />

Rousseaus Ideen schufen keine Gleichheit, keine<br />

Brüderlichkeit, keine Freiheit und keine Demokratie,<br />

sondern den Terror der Guillotine. <strong>Die</strong><br />

direkte Folge war der Diktator Napoleon; er überzog<br />

Europa mit Kriegen, die Hunderttausende<br />

das Leben kosteten.<br />

6<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

Daneben gab es die aus <strong>dem</strong> anglikanischen<br />

England geflohenen Reformierten, die „Pilgerväter“.<br />

1620 zogen sie auf der Mayflower vom englischen<br />

Plymouth aus <strong>nach</strong> Westen und brachten<br />

die Demokratie <strong>nach</strong> Amerika. Sie lebten gemäß<br />

den von Calvin eingeführten <strong>Werte</strong>n, bei der zur<br />

Wahl der Presbyter alle Gemeindeglieder stimmberechtigt<br />

waren. Das wurde zum Vorbild für den<br />

politischen Aufbau der amerikanischen <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Als 1787 – also Jahre vor der Französischen<br />

Revolution – die US-Verfassung angenommen<br />

wurde, war die Demokratie dort schon längst<br />

eine Selbstverständlichkeit. Ebenso selbstverständlich<br />

war die große Mehrheit der Bürger, ob<br />

gläubig oder liberal, <strong>dem</strong> christlichen Menschenbild<br />

und seinen <strong>Werte</strong>n verpflichtet. <strong>Die</strong> amerikanische<br />

Verfassung ist bis heute Vorbild für <strong>dem</strong>okratische<br />

Prozesse.<br />

Pfr. Hansjürg Stücklberger, Gründer der Menschenrechtsorg<br />

anisation „Christian Solidarity International“ und Präsident von<br />

„Zukunft CH“<br />

Bild: © Wikipedia<br />

<strong>Die</strong> Unterzeichnung der Verfassung der Vereinigten Staaten<br />

am 17. September 1787 mit George Washington, Benjamin<br />

Franklin und Alexander Hamilton (v.r.n.l. im Vordergrund), Gemälde<br />

von Howard Chandler Christy.<br />

AUFKLÄRUNG<br />

<strong>Die</strong> spezifisch europäische Erscheinung der Aufklärung hat ihre Wurzeln in der frühen<br />

Trennung von Kirche und Staat. Damit hat sich Europa aus der Menschheitsgeschichte<br />

herausgelöst und auf einen Sonderweg begeben.<br />

Thomas Bargatzky<br />

Immanuel Kant definierte 1784 „Aufklärung“<br />

mit <strong>dem</strong> berühmten Satz: „Aufklärung ist der<br />

Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten<br />

Unmündigkeit“. 1 Neben Industrialisierung<br />

und Säkularisierung ist die Aufklärung<br />

ein wichtiges Kennzeichen der Moderne. Wer die<br />

Aufklärung auf den Prüfstand der Kritik stellt,<br />

macht sich höchst verdächtig.<br />

<strong>Die</strong> Aufklärung ist eine spezifisch europäische<br />

Erscheinung, die ihre Wurzeln tief in der schon<br />

früh einsetzenden Trennung von Kirche und Staat<br />

in Spätantike und Mittelalter hat. Durch die Aufklärung<br />

trat Europa aus der Geschichtsgemeinschaft<br />

der Weltkulturen aus und begab sich auf<br />

einen Sonderweg, heraus aus der Ethik der konzentrischen<br />

Ordnung. Dort gilt der Vorrang der<br />

primären Beziehungen. Am meisten fühlt man<br />

sich <strong>dem</strong> ‚Nächsten’ verpflichtet: der Familie,<br />

<strong>dem</strong> Clan, <strong>dem</strong> Dorf, der ‚Ethnie’ oder <strong>dem</strong> Volk,<br />

<strong>dem</strong> man angehört.<br />

<strong>Die</strong> konzentrische Ordnung wurde in der Moderne<br />

vom Primat des Allgemeinen abgelöst. Unter<br />

diesen Bedingungen veränderte sich in Europa<br />

nicht nur das Gefüge der Beziehungen der Menschen<br />

zueinander, sondern auch die Beziehung des<br />

Menschen zu Gott. <strong>Die</strong> Forderung <strong>nach</strong> Gleichförmigkeit<br />

führt zum Verzicht auf jegliche Unterscheidung<br />

zwischen Heiligem und Profanem.<br />

Aber verdankt sich denn die moderne Wissenschaft<br />

nicht der Aufklärung – und hat sich Europa<br />

denn nicht durch seine Wissenschaft an die Spitze<br />

der kulturellen und zivilisatorischen Weltentwick-<br />

Bild: © Wikipedia<br />

„Aufklärung ist der Ausgang<br />

des Menschen aus seiner<br />

selbstverschuldeten<br />

Unmündigkeit“, meinte<br />

Immanuel Kant<br />

Z für Zukunft<br />

7


Leitthema<br />

Foto: © DigitalGraphics<br />

Den säkularen<br />

Utopien von<br />

Hitler, Stalin und<br />

Mao fielen in<br />

kurzer Zeit mehr<br />

als 100 Millionen<br />

Menschen zum<br />

Opfer<br />

Man wollte der<br />

Unterdrückung durch die<br />

Kirche entkommen, und das<br />

mit Recht, hat dabei aber<br />

das Kind mit <strong>dem</strong><br />

Bade ausgeschüttet<br />

lung gestellt? Was also sollte an der Aufklärung Massenmorde im Namen einer Rassen- oder<br />

kritikwürdig sein?<br />

Klassenvernunft sind derzeit nicht mehr in Mode,<br />

dafür wird heute im Westen im Namen einer ‚Aufklärung’,<br />

die jegliches Maß verloren hat, den<br />

Ohne die Reformation mit ihrer Wertschätzung<br />

des Individuums und seiner Eigenverantwortung<br />

Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens<br />

hätten sich moderner Individualismus, Aufklärung<br />

und Kapitalismus wohl kaum entwickeln<br />

der Boden entzogen. Im Namen der Utopie von<br />

der ‚einen Welt’ werden die natürlichen Unterschiede<br />

der Geschlechter geleugnet. <strong>Die</strong> Familien<br />

können.<br />

<strong>Die</strong> Aufklärung trat ursprünglich für die<br />

sollen zerstört, die Nationen aufgelöst, die Kulturen<br />

und Traditionen durcheinandergewürfelt<br />

Emanzipation des Denkens und Handelns von<br />

Kirche und Christentum ein, aber nicht für die<br />

werden, bis alle Unterschiede ausgelöscht sind.<br />

„Befreiung“ des Menschen von Religion an<br />

So weit wird es wohl nicht kommen, aber als Gewinner<br />

könnte am Ende der Islam dastehen, <strong>dem</strong><br />

sich. <strong>Die</strong> meisten Aufklärer strebten <strong>nach</strong> der<br />

Aufrichtung einer zukünftigen ‚Vernunftreligion’.<br />

sich Europas spirituell Entwurzelte schon heute<br />

<strong>Die</strong> Befreiung aus der ‚selbstverschuldeten Unmündigkeit’<br />

lief jedoch ‚aus <strong>dem</strong> Ruder’. Beim<br />

in die Arme werfen.<br />

Versuch, mit den Mitteln der Vernunft das Paradies<br />

auf Erden zu schaffen, wurde das Tor zur<br />

Prof. Dr. Thomas Bargatzky (geb. 1946) ist Professor für<br />

Ethnologie an der Universität Bayreuth (im Ruhestand). Er<br />

führte Forschungen in Polynesien und im nordamerikanischen<br />

Hölle aufgestoßen, denn an die Stelle der Herrschaft<br />

der Kirche trat nicht die Herrschaft der und Welthaus“ (Münster 2007).<br />

Südwesten durch. Letzte Buchveröffentlichung: „Mythos, Weg<br />

Vernunft, sondern die Herrschaft der Ideologien.<br />

1 Vgl. Dinesh D’Souza, „The Enemy at Home. The Cultural Left and Its<br />

<strong>Die</strong> Zahl der Opfer der spanischen Inquisition Responsibility for 9/11”. New York: Doubleday 2007, S. 195; Peter<br />

in ihrer 350-jährigen Geschichte wird von der Segl: „<strong>Die</strong> Inquisition – eine schwarze Legende?“ In: H. Alrichter et<br />

al. (Hrsg.), Mythen in der Geschichte. Freiburg i. Br. 2004, S. 285.<br />

seriösen Geschichtsforschung auf ungefähr<br />

2 Immanuel Kant: „Beantwortung der <strong>Frage</strong>: Was ist Aufklärung?”<br />

5000 geschätzt. Jedes Einzelne dieser Opfer ist Erstmals erschienen im Dezemberheft 1784 der Berlinischen<br />

tragisch und zu viel.<br />

Monatsschrift. Hier zitiert <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Abdruck in Immanuel Kant,<br />

Aber den säkularen Utopien von Hitler, Werke in sechs Bänden, Band 6, S. 162–170, herausgegeben von<br />

Rolf Tomann, Köln (Könemann) 1995. S. 162.<br />

Stalin und Mao fielen in kurzer Zeit mehr als<br />

100 Millionen Menschen zum Opfer. 2<br />

8 Z für Zukunft


Spiritualität<br />

Foto: © flickr/T2C, Susanne Bowling & Amanjeev Montage<br />

Erlösung ohne Erlöser<br />

DER SPIEGEL 31/2013 brachte einen Beitrag von Manfred Dworschak zu Ergebnissen des Anthropologen Peter<br />

van der Veer vom Göttinger Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer <strong>Gesellschaft</strong>en<br />

über den Wandlungsprozess des Spirituellen in modernen <strong>Gesellschaft</strong>en. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung.<br />

Roland Andergassen<br />

Massen-Yoga auf <strong>dem</strong><br />

Time Square, New York<br />

Für van der Veer gehört Spiritualität mit allen<br />

anderen säkularen Ideen von Gleichheit,<br />

Demokratie und Menschenrechten, die in<br />

der Aufklärung entstanden sind, zu den zentralen<br />

Elementen der Moderne, die sich gegen die althergebrachten<br />

<strong>Gesellschaft</strong>sordnungen und <strong>Werte</strong>vorstellungen<br />

richten. Auf der Suche <strong>nach</strong> Alternativen<br />

zu den institutionalisierten Religionen haben<br />

sich westliche Intellektuelle, Künstler oder Vordenker<br />

bald <strong>nach</strong> östlicher Spiritualität und<br />

Mystik ausgestreckt, womit sie eine Sinnlücke<br />

füllen wollten, die sich durch die Aufklärung für<br />

viele aufgetan hatten. <strong>Die</strong> Liste derer, die dieses<br />

Gedankengut in ihrer Werke einfließen ließen, liest<br />

sich wie ein Who´s who der europäischen Geisteswissenschaft:<br />

von Voltaire über Herder, Humboldt und<br />

Schlägel bis hin zu Schopenhauer oder Goethe, der in<br />

seinen „Faust“ altindische Elemente eingebaut hat.<br />

Der Göttinger Wissenschaftler befasst sich<br />

auch mit <strong>dem</strong> indischen Mönch, der die eigentlich<br />

abschreckenden okkulten Traditionen des Hinduismus<br />

für den Westen kompatibel zu machen versucht<br />

hatte, Swami Vivekananda. Ausgerechnet an<br />

einem 11. September, allerdings bereits im Jahre<br />

1893, trafen sich tausende Gefolgsleute aller möglichen<br />

Götter zum Weltparlament der Religionen<br />

in Chicago. Der Inder betrat ungebeten die Rednerbühne<br />

und erklärte, viel zu lange schon hätten<br />

Fanatiker die Welt beherrscht. Sein Glaube<br />

hingegen lehre die Menschheit allumfassende<br />

Toleranz. Für ihn seien alle Religionen gleich<br />

wahr – so wie alle Ströme ins Meer münden.<br />

Mit dieser Rede öffneten sich für den Hindu<br />

in den USA alle Türen, später auch in Europa.<br />

Was wir irrtümlich für uralte indische Spiritualität<br />

halten, ist eine Erfindung dieses Mannes –<br />

Foto: © Universität Göttingen<br />

Peter van der Veer,<br />

Anthropologe am<br />

Göttinger Max-Planck-<br />

Institut<br />

Z für Zukunft<br />

9


Spiritualität<br />

Foto: © claudiasbazar.com<br />

Foto: © Wikipedia/Thomas Harrisan, 1893<br />

Seine<br />

grausame<br />

Göttin Kali hat<br />

der Guru <strong>dem</strong><br />

Westen schön<br />

verpackt<br />

untergejubelt<br />

Was wir irrtümlich für uralte<br />

indische Spiritualität halten,<br />

ist eine Erfindung dieses<br />

Inders: Swami Vivekananda<br />

<strong>dem</strong> Westen auf den<br />

Leib geschneidert. Peter<br />

van der Veer geht<br />

der <strong>Frage</strong> <strong>nach</strong>, wie es<br />

möglich war, dass der<br />

Westen sich so von der<br />

asiatischen Spiritualität<br />

bezaubern ließ. Vivekananda<br />

wusste offensichtlich,<br />

was die<br />

Menschen hören wollten.<br />

Andererseits verschwieg<br />

er ihnen wohlweislich,<br />

was sie nicht<br />

hören sollten, nämlich<br />

wes Geistes Kind seine<br />

Spiritualität war:<br />

allen voran die Göttin<br />

Kali, die mit langgestreckter<br />

Zunge auf<br />

<strong>dem</strong> Gott Shiva herumtrampelt,<br />

um den Hals eine Kette geköpfter<br />

Schädel, in einer der vielen Hände ein frisch<br />

geköpftes bluttriefendes Haupt. Erinnert uns<br />

das nicht an Vertreter einer anderen „friedlichen“<br />

Religion, die gerade im Blutrausch köpfend durch<br />

den Nord-Irak und Syrien ziehen?<br />

<strong>Die</strong> geistigen Wurzeln Vivekanandas führen zu<br />

<strong>dem</strong> Mystiker Ramakrishna, einem Priester in einem<br />

Tempel der Göttin Kali. Ramakrishna praktizierte<br />

und lehrte eine ekstatische Form des Tantra-Yogas.<br />

Vivekananda war sein Lieblingsschüler;<br />

später entwickelte er eine moderne, überarbeitete<br />

Version der religiösen Ideen und Praktiken seines<br />

Meisters.<br />

„Was wir heute unter asiatischer Spiritualität<br />

verstehen“, fasst der Anthropologe van der Veer<br />

zusammen, „ist vor allem das Produkt von Vivekananda.“<br />

„Überall in Europa suchten Menschen<br />

<strong>nach</strong> einer Alternative zur vorherrschenden Religion.<br />

<strong>Die</strong> Christenkirchen erschienen als zu<br />

dogmatisch und unfroh. Wer aber nicht ganz<br />

ohne höheren Sinn auskommen konnte, litt<br />

unter dieser Lücke.“ Bei vielen Denkern war das<br />

indische Angebot bald große Mode.<br />

In seinen Vorträgen stellte Vivekananda seine<br />

Heimat als die Wiege der Spiritualität und religiösen<br />

Hingabe dar – im Gegensatz zur Zivilisation<br />

des Westens, die bei allem technischen Fortschritt<br />

<strong>dem</strong> Materialismus verfallen sei. Dabei passte er<br />

die Spiritualität des Hinduismus <strong>dem</strong> westlichen<br />

Materialismus, dessen Lebensstil und Zeitgeist,<br />

so hervorragend an, dass diese in Yogaübungen<br />

verpackte Religion als Weg der Selbstoptimierung<br />

für moderne Arbeitnehmer auch für Markt<br />

und Wirtschaft salonfähig wurde.<br />

Erlösung ohne Erlöser – das große Versprechen<br />

dieses Hinduismus<br />

„Du kannst ein anderer Mensch werden durch Experimente<br />

mit <strong>dem</strong> Leib“, stellte der Anthropologe<br />

fest. <strong>Die</strong> Yogis und Fakire bewiesen, was man mit<br />

seinem Körper alles anstellen konnte. Auch das<br />

Yoga machte Vivekananda für den Westen salonfähig.<br />

Denn die heiligen Nichtsnutze in Indien, die<br />

sich auf Kosten der Allgemeinheit durchbettelten,<br />

gingen selbst ihren Landsleuten auf die Nerven –<br />

das machte sie nicht gerade zu einem guten Aushängeschild<br />

für den Westen.<br />

Vivekananda versteckte die unattraktiven Götter<br />

und die umständlichen Rituale und ließ nur<br />

die Meditation übrig, die Kunst der Versenkung.<br />

<strong>Die</strong> unschönen Götter sind nicht zu zimperlich,<br />

um undercover in einer neuen verwestlichten<br />

Yoga-Variante Einzug in das Innere der Menschen<br />

zu halten. Das ursprüngliche Yoga bestand aus<br />

einem Wirrwarr erlösungsdienlicher Übungen;<br />

Vivekananda erklärte Yoga zu einer indischen<br />

Wissenschaft, die zu einem höheren Bewusstsein<br />

führe. Van der Veer bezeichnet Yoga als eine Art<br />

„Spiritualität light“.<br />

Im Westen schlug dieses „Yoga-West“-Konzept<br />

total ein – interessant: Gerade aufgeklärte Köpfe<br />

ließen sich bezaubern, unter ihnen auch Kämpfer<br />

gegen Kirche und Establishment. Man warf Gott<br />

hinaus, ließ dafür aber jede Menge Geister herein.<br />

„Politisch links“ und „kosmisch erleuchtet“<br />

war kein Widerspruch. Der sozialistische Klassenkampf<br />

hinderte nicht daran, sich gleichermaßen<br />

für fernöstliche Geister wie für „moderne“<br />

Wissenschaft zu begeistern – Spiritismus wurde<br />

kurzerhand zur „modernen Wissenschaft“ ge-<br />

10<br />

Z für Zukunft


Spiritualität<br />

zählt und schon war die Erde wieder rund. „An<br />

<strong>dem</strong> einen Abend luden sie einen Forscher zum<br />

Vortrag über die Evolutionstheorie“, so van der<br />

Veer, „und am nächsten Abend kam das Beschwören<br />

von Geistern an die Reihe.“ Auch wer radikal<br />

gegen die alte Ordnung auftrat, versuchte sich<br />

mit übersinnlichen Kräften zu verbünden. Gläserrücken<br />

galt bei linken Spiritisten als moderne<br />

Errungenschaft. <strong>Die</strong> Toten sollten ihnen sagen,<br />

was <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Tode kommt. Man erhoffte sich aus<br />

<strong>dem</strong> Jenseits die Weisheit alter Meister. Insider<br />

wissen aber, dass dabei nicht die Toten sprechen,<br />

sondern destruktive dämonische Mächte, die sich<br />

u. a. in der blutrünstigen Göttin Kali zeigen.<br />

<strong>Die</strong> Aufklärung hat nicht einfach die Welt<br />

entzaubert. Viele wollten nun selber zaubern,<br />

wollten mit den übersinnlichen Mächten ihre<br />

eigenen Erfahrungen machen. „Zwar kommt<br />

nur selten das heraus, was man sich erhofft hat“,<br />

sagt Religionsforscher van der Veer, „aber im<br />

Zweifelsfall war eben das Experiment falsch angelegt.“<br />

<strong>Die</strong>ser spirituelle Eigensinn war kennzeichnend<br />

für den Übergang in die Moderne. Esoteriker<br />

lösten sich von der kirchlichen Lehre.<br />

Freimaurer, Rosenkreuzer, Illuminaten, sie alle<br />

nahmen sich die Freiheit heraus, ihr Weltbild<br />

selbst zu basteln.<br />

Führende Aufklärer sympathisierten mit den<br />

Esoterikern – ein religiöses Grundmuster schien<br />

sie beide anzutreiben: Sie studierten uralte<br />

Schriften, versuchten sich an der Beschwörung<br />

von Toten. Dabei erhoffte man sich die Vervollkommnung<br />

des Menschen aus eigener Kraft, eben<br />

die Erlösung ohne Erlöser.<br />

Auch namhafte Wissenschaftler begeisterten<br />

sich für das Übersinnliche. Alfred Russel Wallace<br />

etwa, neben Darwin ein Mitbegründer der Evolutionstheorie,<br />

sprach mit den Geistern von Toten.<br />

Der Philosoph Peter Sloterdijk verweilte im indischen<br />

Pune, bei <strong>dem</strong> cleveren Menschenfischer<br />

Bhagwan, dessen Aschram unter gebildeten Sinnsuchenden<br />

des Westens damals als die Weltzentrale<br />

der Erleuchtung galt.<br />

Foto: © YouTube-screenshot/ kessthebest1<br />

In der Aufklärung hatte man sich <strong>nach</strong> Immanuel<br />

Kant (1784) von der „selbstverschuldeten<br />

Unmündigkeit“ befreien wollen; so bezeichnete<br />

dieser die Bevormundung durch die Kirche<br />

und letzten Endes durch Gott. Man wollte sich<br />

von der Ethik der konzentrischen Ordnung verabschieden.<br />

„Nichts mehr über mir! Der Mensch<br />

das Maß aller Dinge!“ Früher hatte man sich <strong>dem</strong><br />

Nächsten verpflichtet gefühlt: der Familie, <strong>dem</strong><br />

Dorf, <strong>dem</strong> Volk, am Ende Gott. Aber kaum hatte<br />

man sich durch die Aufklärung von <strong>dem</strong> „Ballast“<br />

eines Gottes befreit, tat sich eine Sinnlücke auf,<br />

die es nun wieder zu füllen galt. Man hatte sich<br />

Gottes entledigt, aber die Geister, die man daraufhin<br />

rief, die bekommt man nun nicht mehr<br />

los, wie es schon Goethe in seinem „Zauberlehrling”<br />

festgestellt hat.<br />

Jeder Fluss mündet in ein Meer. So weit, so gut.<br />

Doch das bedeutet noch lange nicht, dass jede Religion<br />

bringt, wo<strong>nach</strong> der Mensch so sehnlich<br />

sucht – eine Erlösung. Schon Münchhausen hat<br />

bekanntlich sich selbst samt seinem Ross am eigenen<br />

Schopf aus <strong>dem</strong> Sumpf gezogen – doch jedes<br />

Kind weiß, dass das eine Lügengeschichte ist.<br />

Möglicherweise hat die Erlösung mit Erlöser<br />

größere Chancen auf Erfolg.<br />

Dr. Roland Andergassen, Jurist, leitende Funktion in der<br />

Verwaltung einer Stadt in Österrreich, Brückenbauer zwischen<br />

Konfessionen und Religionen. Glücklich verheiratet und Vater<br />

von zwei Töchtern.<br />

Quelle: Zusammenfassung von Ausschnitten aus Spiegel 31/<br />

2013, Seite 96–101.<br />

Foto: © Bodenwerder, Tourismus<br />

„Politisch links“ und<br />

„kosmisch erleuchtet“<br />

war kein Widerspruch –<br />

Spiritismus wurde<br />

kurzerhand zur „modernen<br />

Wissenschaft“ erklärt<br />

Münchhausen –<br />

Kinder wissen,<br />

es sind Lügengeschichten<br />

Z für Zukunft<br />

11


Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © Montage Agentur PJI<br />

Abschied vom Reformations-Erbe<br />

Mit der Schrift „Rechtfertigung und Freiheit. 500 Jahre Reformation 2017“ veröffentlicht der Rat der<br />

Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einen Grundlagentext zum bevorstehenden Jubiläum.<br />

Johann Hesse hat diesen Text analysiert, hier eine Zusammenfassung seiner Schlussfolgerungen.<br />

Peter Ischka<br />

Luther bunt als<br />

Gartenzwerge?<br />

Das große Jubiläum der Reformation Martin<br />

Luthers steht vor der Tür. <strong>Die</strong> Führung<br />

der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

bereitet sich darauf vor, dieses Ereignis zu feiern,<br />

und sucht sich gleichzeitig der wesentlichen Errungenschaften<br />

der Reformation zu entledigen.<br />

Mit <strong>dem</strong> Grundlagentext will man laut Ratsvorsitzen<strong>dem</strong><br />

Nikolaus Schneider „wesentliche theologische<br />

Einsichten der Reformationszeit im<br />

aktuellen Kontext” erläutern – oder: sie <strong>dem</strong> säkularisierten<br />

Denken <strong>unsere</strong>r Zeit anpassen.<br />

Mit der Auflösung der zentralen Rolle der Bibel,<br />

der Preisgabe des Alleinstellungsmerkmals<br />

von Jesus Christus, der Unterschlagung des stellvertretenden<br />

Sühnetodes Christi und der Ver<strong>nach</strong>lässigung<br />

der Ewigkeitsdimension machen die Autoren<br />

von „Rechtfertigung und Freiheit” das Erbe<br />

der Reformation zunichte – gaben doch gerade<br />

solche Deformationen von Lehre und Leben<br />

der Kirche vor fünfhundert Jahren Anlass zu<br />

dieser Reformation, die Europa so wesentlich<br />

geprägt hat. Man gibt Grundlegendes preis, um<br />

so möglicherweise kirchenamtliche Fehlentwicklungen<br />

als zeitgemäß hinzustellen. Man erfüllt<br />

Forderungen der <strong>Gesellschaft</strong> in der Hoffnung,<br />

dadurch verlorengegangenes Publikum<br />

zurückzugewinnen. Wünscht dieses, dass zwei<br />

plus drei vier sein möge, dann kommt die EKD ihm<br />

entgegen und lässt die fünfe gerade sein, wie <strong>dem</strong><br />

„Grundlagentext” zu entnehmen ist.<br />

Reformatorisches Verständnis good-bye<br />

Das „Sola scriptura” war eine der Säulen der Reformation.<br />

<strong>Die</strong> Bibel galt als die Richtlinie für<br />

Lehre und Beurteilung schlechthin.<br />

<strong>Die</strong>ses Schriftverständnis versucht man im<br />

Grundlagentext zwar historisch zu würdigen,<br />

stellt dann aber fest: „Seit <strong>dem</strong> siebzehnten Jahrhundert<br />

werden die biblischen Texte historischkritisch<br />

erforscht. Deshalb können sie nicht mehr<br />

so wie zur Zeit der Reformatoren als Wort Gottes<br />

verstanden werden.” 1<br />

<strong>Die</strong> Reformatoren waren ja noch davon ausgegangen,<br />

dass die biblischen Texte wirklich von<br />

Gott gegeben waren. <strong>Die</strong>se Überzeugung wird<br />

von den Autoren der EKD-Schrift abgelehnt.<br />

12<br />

Z für Zukunft


Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Ihrer Meinung <strong>nach</strong> enthält die Bibel Texte, in denen<br />

„menschliche Erfahrungen mit Gott” so verdichtet<br />

wurden, „dass andere Menschen sich und<br />

ihre Erfahrungen mit Gott darin wiederentdecken<br />

können”. 2 Daher sei sie nicht mehr Gottes Wort<br />

im objektiven Sinne, sondern der menschlichen<br />

Beurteilung unterworfen; <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> humanistischen<br />

Denkansatz „Der Mensch ist das Maß aller<br />

Dinge” wird der Mensch so auch zum Maß für die<br />

Beurteilung des Wortes Gottes.<br />

Löst man subjektive Erkenntnis von der objektiven<br />

Autorität der Bibel, macht sich der Ausleger<br />

zur letzten Instanz in der <strong>Frage</strong>, was Gottes Wort<br />

ist und was nicht. Da wundert es nicht, wenn Landesbischof<br />

Ralf Meister (Hannover) auffordert,<br />

damit ernst zu machen, dass die Bibel „ein ganz<br />

normales Stück Literatur” sei.<br />

Ralf Meister meint denn auch zur Beurteilung<br />

praktizierter Homosexualität: „Natürlich<br />

findet sich in der Bibel nicht eine Stelle, die homosexuelle<br />

Praktiken positiv oder auch nur neutral<br />

werten würde. Daraus folgt aber eben nicht<br />

automatisch, dass wir <strong>dem</strong> Urteil der biblischen<br />

Schriften hier folgen müssten.” 3<br />

<strong>Die</strong> Abkehr vom Schriftverständnis der Reformatoren<br />

wird <strong>dem</strong> Leser als „segensreiches“ Endprodukt<br />

einer „offenen Lerngeschichte“ der Reformation<br />

verkauft. 4 Er erfährt dagegen nicht, dass die<br />

vermeintlichen Erben der Reformation deren Grundpfeiler<br />

„Allein die Schrift” längst zu Fall gebracht haben<br />

und somit das Erbe völlig verspielt wurde.<br />

Genügt Christus?<br />

<strong>Die</strong> Reformatoren proklamierten „Solus Christus”.<br />

Christus allein bedeutete für sie: Jesus ist der Weg<br />

zu Gott, er ist die Wahrheit und das Leben, 5 denn<br />

kein anderer hat durch sein Leiden und Sterben am<br />

Kreuz die Errettung der Welt vollbracht. So schrieb<br />

Luther: „Gott will nicht, dass man auf einem anderen<br />

Wege zu ihm gehe, ihn erkenne und liebe.” 6<br />

Foto: © screenshot/Lutherfilm<br />

Natürlich ist es legitim, dass die Verfasser die<br />

Zweifel und Bedenken <strong>unsere</strong>r Zeit zur Sprache<br />

bringen: „Ist diese Exklusivität Jesu Christi nicht anmaßend?<br />

Wie kann man so auftreten und andere religiöse<br />

Gründe für ein heilvolles Leben bestreiten?” 7<br />

Aber anstatt einer Antwort im Sinne der Reformation<br />

präsentiert man <strong>dem</strong> Leser Wege an<br />

Christus vorbei. Der Christ möge zwar weiterhin<br />

in der Vielstimmigkeit einer „multireligiösen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>” sein Bekenntnis vertreten und seine<br />

„Eigentümlichkeiten” nicht verbergen, aber er<br />

solle im interreligiösen Dialog den Glauben des<br />

anderen nicht für unwahr erklären. 8<br />

Noch deutlicher hat es Nikolaus Schneider auf<br />

<strong>dem</strong> Kirchentag in Dresden 2011 ausgedrückt:<br />

„<strong>Die</strong> Religionen müssen sich von <strong>dem</strong> Gedanken<br />

verabschieden, die Wahrheit allein zu besitzen.<br />

Gott ist immer größer als <strong>unsere</strong> Wahrheitserkenntnis.”<br />

9 Offensichtlich vertritt die EKD 500<br />

Jahre <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Thesenanschlag die Ansicht,<br />

dass es neben Christus auch andere Erlösungswege<br />

geben könne. Sie hat das „Solus Christus”<br />

aufgegeben und damit jede missionarische<br />

Stoßkraft verloren.<br />

Was ist eigentlich Sünde?<br />

Wenn man über den Tod Jesu am Kreuz spricht, muss<br />

auch geklärt werden, was Sünde ist. <strong>Die</strong> Verfasser<br />

der EKD-Schrift stellen fest, dass man heute nicht<br />

mehr gern über Sünde spricht. Das ist richtig. Heute<br />

lebt man, wie es einem gefällt, da würde es einengend<br />

wirken, etwas als „Sünde” zu bezeichnen.<br />

Aber der Knackpunkt des reformatorischen<br />

Sündenbegriffs ist, dass alle Menschen in gleicher<br />

Weise Sünder sind – die vielbeschworene<br />

Gleichstellung wäre durchaus gegeben.<br />

<strong>Die</strong> Reformatoren haben die Sündhaftigkeit aller<br />

Menschen in Folge der Erbsünde betont. Sehr<br />

viel klarer und schärfer als wir heute sahen sie,<br />

dass der Mensch „von Mutterleib an voll böser<br />

Lust und Neigung” und „ohne wahre Gottesfurcht<br />

und Glauben” ist. 10 Kann man das nicht auch heute<br />

sehen? Man schlage nur die Tageszeitung auf,<br />

um sich von der Sündhaftigkeit des Menschen zu<br />

überzeugen. Wenn die EKD-Führung nicht mehr<br />

Bild: © Wikipedia<br />

Deformationen von Lehre<br />

und Leben der Kirche war<br />

vor fünfhundert Jahren<br />

Anlass zur Reformation<br />

Über Sünde<br />

spricht man<br />

nicht gerne,<br />

das könnte<br />

einengend<br />

wirken<br />

Z für Zukunft<br />

13


Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © Montage Agantur PJI<br />

Man schlage<br />

nur die Tageszeitung<br />

auf,<br />

um sich von<br />

der Sündhaftigkeit<br />

des<br />

Menschen zu<br />

überzeugen<br />

Auf die<br />

<strong>Frage</strong>, ob Gott<br />

ein Sühnopfer<br />

brauche, geantwortet<br />

Nikolaus<br />

Schneider:<br />

„Gott braucht<br />

es tatsächlich<br />

nicht.” 15<br />

Foto: © flickr/sekfeps<br />

den Mut hat, Sünde beim Namen zu nennen, wird<br />

ihr bald jegliches Profil abhandengekommen sein.<br />

Könnten Sünden Folgen haben?<br />

Zumindest nehmen die Verfasser der Jubiläumsschrift<br />

zur Kenntnis, dass jeder Mensch sich<br />

einmal für sein „Tun und Lassen” verantworten<br />

muss. Aber: „Uns ist auch das übersteigerte spätmittelalterliche<br />

und auch in der reformatorischen<br />

Bewegung meistens beibehaltene Bild von Gott<br />

als einem Gerichtsherrn, der wie ein absolutistischer<br />

Monarch unumschränkt herrscht, tief problematisch<br />

geworden.” 11<br />

Wer sind nur diese Herren, die über Gott befinden<br />

dürfen? Man versucht offensichtlich mit<br />

viel Schlauheit, sich einen Gott zu basteln, der<br />

der eigenen Beschränktheit entspricht. Nur:<br />

Wenn Gott Gott ist, wird er sicher nicht jemanden<br />

in der EKD um Rat fragen, ob er die, die von seinem<br />

Angebot keinen Gebrauch gemacht haben,<br />

nun wohl richten dürfe. <strong>Die</strong> Reformatoren verkündigten<br />

Gott als strengen Gerichtsherrn, aber sie<br />

kannten denselben Gott auch als den liebenden<br />

Vater. Sie lehrten, dass Sünde Folgen<br />

hat – „ewige Gottesferne”, man<br />

kann es auch Selbstverdammung<br />

nennen, weil man das in Jesus<br />

Christus angebotene Errettungsgeschenk<br />

Gottes ausgeschlagen<br />

hat. Wer es<br />

hingegen im Glauben annimmt,<br />

wird errettet und<br />

vor dieser selbst zu verantwortenden<br />

Verdammnis bewahrt.<br />

<strong>Die</strong> Hölle wird ins <strong>Die</strong>sseits verlegt<br />

<strong>Die</strong> Autoren des Grundlagentextes versäumen es,<br />

mit Nachdruck zu bestätigen, dass der Sünder,<br />

der Christus ablehnt, mit den Folgen der ewigen<br />

Verdammnis zu rechnen hat. Stattdessen wird die<br />

Hölle von ihrer ewigen Dimension ins <strong>Die</strong>sseits<br />

verlegt. <strong>Die</strong> Einstellung Luthers zur Hölle und die<br />

damit verbundene Rechtfertigungsbotschaft werden<br />

bei der Übertragung auf <strong>unsere</strong> Zeit grundlegend<br />

verändert: „Was kann das für Menschen des<br />

21. Jahrhunderts bedeuten, die nicht so sehr von<br />

Ängsten vor einer Hölle <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Tod geprägt<br />

sind, sondern eher die Hölle auf Erden fürchten,<br />

die Menschen füreinander sind?” 12<br />

Man folgt Bultmanns Interpretation: „<strong>Die</strong> neutestamentlichen<br />

Aussagen sollten in einer solchen<br />

Weise interpretiert werden, dass der mythische<br />

Rahmen wegfällt und nur der existentielle<br />

Inhalt als etwas Bleibendes festgehalten wird.” 13<br />

<strong>Die</strong> Hölle wird nicht als tatsächlich existierende<br />

Konsequenz der Gottesferne verstanden, sondern<br />

existenziell als Chiffre für das Leid, das Menschen<br />

einander antun.<br />

Was wird aus <strong>dem</strong> Tod am Kreuz?<br />

Werden die Sünde und die Folgen der Sünde unterschätzt,<br />

hat dies Auswirkungen auf das Verständnis<br />

des Kreuzes. <strong>Die</strong> Verfasser der Jubiläumsschrift<br />

meinen, das Leiden und Sterben Jesu<br />

Christi dürfe nicht so verstanden werden, „als<br />

müsse Gott durch Christus erst gnädig gestimmt<br />

werden. Christi Leben und Sterben bewirken keinen<br />

Gesinnungswandel in Gott, der durch ein<br />

wie auch immer zu verstehendes Opfer milde gestimmt<br />

werden müsste.” 14<br />

<strong>Die</strong> Verfasser der Jubiläumsschrift zeigen<br />

mit ihrer Interpretation des Kreuzes,<br />

dass ihnen der zentrale Inhalt des<br />

Neuen Testaments, die Bedeutung<br />

des Sühnetods Christi, fremd ist.<br />

Gott vertritt die ganze Bibel hindurch<br />

einen klaren Standpunkt: Sünde<br />

hat Tod zur Folge. Als<br />

Jesus Christus am Kreuz<br />

starb, stellte er sich dieser<br />

Konsequenz. Er bezahlte<br />

für die Sünde der<br />

ganzen Menschheit;<br />

14<br />

Z für Zukunft


Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />

das konnte er, weil er selbst ohne Sünde war. Jesu<br />

Leiden und Sterben geschah stellvertretend für alle<br />

Menschen, die das im Glauben annehmen.<br />

<strong>Die</strong> Aussage, Gott habe sich „in Christus auf<br />

das Leben, Leiden und Sterben der Menschen<br />

eingelassen”, höhlt das, was Jesus getan hat, völlig<br />

aus und beraubt den, der diese Sinnverdrehung<br />

übernimmt, des eigentlichen Inhalts des<br />

Neuen Testaments.<br />

In einem Interview der evangelischen Monatszeitschrift<br />

Chrismon hat der EKD-Ratsvorsitzende<br />

Nikolaus Schneider auf die <strong>Frage</strong>, ob Gott ein<br />

Sühnopfer brauche, geantwortet: „Gott braucht<br />

es tatsächlich nicht.” 15 Weiterhin meinte Schneider,<br />

Jesus sei „nicht im Sinne einer stellvertretenden<br />

Übernahme von Strafe“ für uns Menschen<br />

gestorben. Er sei stattdessen der Ansicht, Jesus<br />

„teile mit seinem Leiden und Sterben menschliche<br />

Leidens- und Todeserfahrungen”. 16<br />

Ein verflachter Horizont<br />

Kann der Mensch sich durch „gute Werke” Gottes<br />

Gnade und damit den Zugang zum Himmel verdienen?<br />

<strong>Die</strong> Antwort auf diese <strong>Frage</strong> war doch<br />

das Markenzeichen der Reformatoren. Allein der<br />

Glaube an Christus und seinen stellvertretenden<br />

Tod macht uns gerecht vor Gott und öffnet so die<br />

Tür ins Himmelreich.<br />

<strong>Die</strong> Reformatoren hatten ein Verständnis von<br />

Rechtfertigung, das auf die Ewigkeit bezogen<br />

war. <strong>Die</strong> Autoren der Jubiläumsschrift sind hingegen<br />

sehr diesseitsbezogen; einen Ewigkeitshorizont<br />

gibt es kaum. Der „moderne” Mensch,<br />

durch den Materialismus und ein naturalistisches<br />

Weltverständnis im <strong>Die</strong>sseits gefangen, bräuchte<br />

aber Hinweise auf die weit geöffnete Tür zum<br />

Himmel. Rechtfertigung bringt Freiheit: Freiheit<br />

von Sünde, Freiheit vom Tod, Freiheit von ewiger<br />

Verdammnis, Freiheit in ewiger Gemeinschaft mit<br />

Gott – himmlische Freiheit.<br />

Beharrt die EKD weiterhin auf dieser Fehlentwicklung,<br />

müsste das 500. Reformationsjubiläum<br />

ehrlicherweise abgesagt werden. Grund<br />

zum Feiern gibt es erst, wenn die EKD diese<br />

fatalen Verirrungen auf allen Ebenen erkennt,<br />

als Schuld bekennt und sich wieder bedingungslos<br />

zu Christus und seinem Wort bekehrt.<br />

Foto: © nevsepic.com<br />

Wahrscheinlich braucht es neue 95 Thesen an<br />

den Kirchentüren – und statt eines Jubiläums<br />

eine umfassende neue Reformation.<br />

Der gute alte Apostel Paulus hat das schon kommen<br />

sehen. In einem Brief schrieb er: „Ich wundere<br />

mich, dass ihr euch so schnell von den Grundlagen<br />

des Glaubens abwendet zu einem anderen Evangelium,<br />

wo es doch kein anderes gibt; einige verwirren<br />

euch nur und wollen das Evangelium des Christus<br />

auf den Kopf stellen. Ich mache die Gnade Gottes<br />

nicht ungültig; denn wenn es die Gerechtigkeit Gottes<br />

auf irgendeinem anderen Wege gäbe, dann wäre<br />

Christus umsonst gestorben.” 17<br />

<strong>Die</strong> ausführliche Broschüre mit <strong>dem</strong> ungekürzten Text von<br />

Johannes Hesse erhalten Sie bei www.gemeindehilfsbund.de<br />

(eMail: info@gemeindehilffsbund.de).<br />

1 Rechtfertigung und Freiheit. 500 Jahre Reformation 2017. Ein<br />

Grundlagentext des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

(EKD), Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2014, S. 84.<br />

2 Ebd., S. 85.<br />

3 Landesbischof Ralf Meister, Vortrag bei der AMD-Delegiertenversam<br />

mlung,20. Mai 2014 im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen.<br />

4 Rechtfertigung und Freiheit, a.a.O., S. 34–37.<br />

5 Johannes 14,6.<br />

6 Martin Luther, WA Br 1,329.<br />

7 Rechtfertigung und Freiheit, a.a.O., S. 51–52.<br />

8 Ebd., S. 58.<br />

9 www.kirchentag2011.de.<br />

10 Unser Glaube. <strong>Die</strong> Bekenntnisschriften der evangelischlutherischen<br />

Kirche, 3. Auflage, Gütersloher Verlagshaus,<br />

Gütersloh 1991, S. 61.<br />

11 Rechtfertigung und Freiheit, a.a.O., S. 69.<br />

12 Ebd., S. 28.<br />

13 Bengt Hägglund, Geschichte der Theologie – Ein Abriß, 3.<br />

Auflage, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997, S. 322.<br />

14 Rechtfertigung und Freiheit, a.a.O., S. 62.<br />

15 Präses Nikolaus Schneider, Chrismon plus Rheinland, 04/<br />

2009, S. 46.<br />

16 Ebd., S. 44.<br />

17 Brief an die Galater 1,6–7; 2,21.<br />

Gibt es sie<br />

tatsächlich?<br />

Ist es dann<br />

ungünstig keine<br />

„Raus-aus-der-<br />

Hölle“-Karte<br />

zu haben?<br />

Was würde<br />

Luther heute<br />

an die Kirchentüre<br />

nageln?<br />

Z für Zukunft<br />

15


Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © Argentur PJI<br />

Ephesus war im ersten<br />

Jahrhundert eine<br />

christliche Metropole. <strong>Die</strong><br />

Christen hatten die ganze<br />

<strong>Gesellschaft</strong> geprägt<br />

Bröckelnde <strong>Fundament</strong>e<br />

von den ersten Jahrhunderten an – Was hatten die ersten Christen,<br />

das heute abhandengekommen scheint?<br />

Peter Ischka<br />

Foto: © Wikipädia/Gustave Doré<br />

Ephesus:<br />

Zauberbücher<br />

werden in<br />

verbrannt<br />

Spannend, die Erfolgsgeschichte der frühen<br />

Christenheit: „<strong>Die</strong> nun an das Wort glaubten,<br />

ließen sich durch Untertauchen taufen;<br />

an jenem Tag waren es etwa dreitausend. Sie<br />

blieben aber in der Lehre der Apostel und in der<br />

Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und im Gebet.<br />

Es kam aber über jeden eine Ehrfurcht gegenüber<br />

Gott, und es geschahen viele Wunder<br />

und Zeichen durch die Apostel.“ 1<br />

Am Ende des ersten Jahrhunderts war die damals<br />

bekannte Welt vom Christentum durchdrungen<br />

– ohne Internet, Radio oder Fernsehen. Der<br />

Einfluss der Christen in manchen Bereichen der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> war unübersehbar. Denken wir an den<br />

Aufstand der Silberschmiede in Ephesos, die Abwendung<br />

von der Götzenverehrung hatte eine ganze<br />

Branche in Existenznöte gebracht. Wie ist es heute?<br />

Es ist legitim zu fragen: Was hatten die ersten<br />

Christen, das heute abhandengekommen scheint?<br />

Keine <strong>Frage</strong>, wir sind Kinder <strong>unsere</strong>r Zeit. Wir<br />

haben aus vielen Quellen getrunken und schon<br />

mit der Muttermilch wurde uns reichlich Zeitgeist<br />

verabreicht. Wir betrachten daher alles durch<br />

eine humanistisch gefärbte Brille, allerdings ohne<br />

uns dessen wirklich bewusst zu sein.<br />

Was Jesus Christus in seinem Werk am Kreuz, in<br />

seiner Auferstehung und der Ausgießung des Heiligen<br />

Geistes vollbracht hat, wurde nicht nur vom<br />

Denkkonzept der Aufklärung überschattet („Der<br />

Mensch ist das Maß aller Dinge“), es wurde bereits<br />

vom ersten Jahrhundert an von philosophischen<br />

und heidnischen Strömungen durchzogen,<br />

was einer näheren Betrachtung wert sein dürfte.<br />

16<br />

Z für Zukunft


Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Was ist eigentlich „Kirche“ ?<br />

Wenn man zur Kirche geht, denkt man an ein bestimmtes<br />

Gebäude. <strong>Die</strong> ersten Christen hatten<br />

das anders verstanden. Für sie war „Kirche“ die<br />

Zusammenkunft von gläubigen Menschen, egal<br />

an welchem Ort und in welchem Gebäude.<br />

Das griechische Wort ekklesia, das mit „Gemeinde“<br />

oder „Kirche“ übersetzt wird, ist bereits<br />

das Ergebnis traditioneller Prägung. Ekklesia<br />

war ursprünglich kein frommer Begriff, sondern<br />

ein sozio-politischer. Ekklesia, so nannte man die<br />

säkulare Versammlung der Vertreter einer Stadt,<br />

die über die politischen und rechtlichen Angelegenheiten<br />

der Stadt zu entscheiden hatten – also<br />

die Versammlung der Volksvertreter.<br />

<strong>Die</strong> ekklesia als die Versammlung der Vertreter<br />

des Reiches Gottes entsprach <strong>dem</strong> ursprünglichen<br />

Verständnis; im Laufe der Zeit gab es aber<br />

Verschiebungen und schließlich baute man Kirchen<br />

aus Stein und Mörtel.<br />

Jesus selbst gibt zu ekklesia eine Stellungnahme<br />

ab: „Ich werde meine Ekklesia bauen, und die Pforten<br />

der Hölle werden diese Ekklesia nicht überwinden.<br />

Ich werde dir die Schlüssel des Reiches<br />

Gottes geben ...“ 2 Hier spricht Jesus von der Versammlung<br />

derer, die die Herrschaft Gottes vertreten,<br />

er bezeichnet sie sozusagen als Parlament, das<br />

in einer Stadt die geistliche Vertretung des Reiches<br />

Gottes ist. „Dein Reich komme, dein Wille geschehe,<br />

wie im Himmel so auf Erden ...“ – aus der ekklesia-Perspektive<br />

erhält das, was wir im Vaterunser<br />

<strong>nach</strong>sprechen, plötzlich eine neue Dimension.<br />

Jesus hatte auf der Erde den größten Konflikt<br />

nicht mit Huren und Halsabschneidern, sondern<br />

mit den Frommen seiner Zeit, mit den Pharisäern<br />

und Sadduzäern. <strong>Die</strong> Pharisäer waren bekannt<br />

dafür, <strong>dem</strong> Wort Gottes eine Fülle menschengemachter<br />

Gesetze hinzuzufügen. <strong>Die</strong><br />

Sadduzäer machten es genau umgekehrt: Sie<br />

entfernten Teile daraus. Geschichte wiederholt<br />

sich: Im Laufe der Kirchengeschichte wurden<br />

eine Reihe von Traditionen hinzugefügt und andererseits<br />

einige essenzielle Inhalte entfernt.<br />

„Leib“ ist naturgemäß etwas Organisches<br />

Im ersten Jahrhundert <strong>unsere</strong>r Zeitrechnung waren<br />

die Christen ein organisches Gebilde, ein vor<br />

Foto: © Wikipedia/Pricilla<br />

Leben strotzender Organismus, ganz anders als<br />

die institutionellen Kirchen heute. Es galt die<br />

allgemeine Priesterschaft aller Gläubigen und<br />

Christus war das Haupt.<br />

Nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer<br />

im Jahr 70 n. Chr. stellten die Christen mit<br />

heidnischem Hintergrund bald die Mehrzahl.<br />

Griechisch-römische Philosophien und Rituale<br />

flossen in den neuen Glauben ein. Viele Elemente<br />

wurden von den Christen übernommen, besonders<br />

unter Kaiser Konstantin.<br />

Wie war es im ersten Jahrhundert?<br />

• <strong>Die</strong> Gläubigen trafen sich in den Häusern. (Kirchen<br />

oder andere sakrale Gebäude gab es zu<br />

der Zeit noch nicht.) 3<br />

• Das Abendmahl wurde als richtige Mahlzeit gefeiert.<br />

4<br />

• <strong>Die</strong> Gottesdienste waren offen, alle waren daran<br />

aktiv beteiligt, man traf sich meistens täglich<br />

in Privathäusern. 5<br />

• Jeder kannte seine Berufung und war es gewohnt,<br />

übernatürliche Fähigkeiten auszuüben. 6<br />

• <strong>Die</strong> Christen stellten eine Einheit dar; sie teilten<br />

sich nicht in unterschiedliche Denominationen<br />

auf. 7<br />

• Sie verwendeten keine Ehrentitel ... 8<br />

• ... und waren auch nicht hierarchisch organisiert.<br />

9<br />

<strong>Die</strong> christliche Versammlung des ersten Jahrhunderts<br />

war etwas Einzigartiges. Sie unterschied<br />

sich von allen umgebenden Religionen: <strong>Die</strong> Christen<br />

hatten keinen Tempel, keine Priester und<br />

Foto: © Agentur PJI<br />

<strong>Die</strong> ersten<br />

Christen trafen sich<br />

in den Häusern,<br />

sakrale Bauten<br />

gab es nicht<br />

<strong>Die</strong> christliche Versammlung<br />

des ersten Jahrhunderts war<br />

etwas Einzigartiges. Den<br />

drei Elementen Tempel,<br />

Priester und Opfer setzte<br />

Jesus ein Ende, in<strong>dem</strong> er<br />

sie in sich erfüllte<br />

Z für Zukunft<br />

17


Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © Wikipedia<br />

Foto: © Agentur PJI<br />

<strong>Die</strong> ersten<br />

Christen hatten<br />

keinen Tempel,<br />

keine Priester<br />

und kein Opfer<br />

Nach <strong>dem</strong> fünften Jahrhundert<br />

musste im Altarraum eine<br />

Reliquie vorhanden sein, damit<br />

eine Kirche als ordnungsgemäß<br />

geweiht gelten konnte<br />

kein Opfer.<br />

<strong>Die</strong>se drei Elementen – Tempel, Priester und<br />

Opfer – hatten im Alten Testament im Vordergrund<br />

gestanden. Jesus setzte ihnen ein Ende,<br />

in<strong>dem</strong> er sie in sich erfüllte. Seit damals besteht<br />

Gottes Tempel auf Erden aus lebendigen Steinen,<br />

ohne Hände gebaut. Jesus hat eine neue, allgemeine<br />

Priesterschaft eingeführt. Er ist selbst das<br />

perfekte und endgültige Opfer.<br />

Bis die Vermischung mit <strong>dem</strong> Heidentum dies<br />

in <strong>Frage</strong> stellte. Heidnische Religionen hatten<br />

Tempel, Priester und Opfer. „Bis zu Konstantin<br />

im vierten Jahrhundert errichteten die Christen<br />

für den Gottesdienst keine speziellen Gebäude.<br />

Es sind historisch keine Gebäude bekannt, die<br />

vor <strong>dem</strong> Jahre 300 ursprünglich als Kirche gebaut<br />

wurden.“<br />

Im Römischen Reich war die Verehrung<br />

von Toten die stärkste gemeinschaftsbildende<br />

Kraft. Bereits im zweiten Jahrhundert begannen<br />

die Christen, sich dafür zu öffnen. Man<br />

wollte der Märtyrer gedenken. Aus <strong>dem</strong> Gebet für<br />

die Heiligen entwickelte sich das Gebet zu den<br />

Heiligen. In dieser Zeit kam ein neuer Versammlungsort<br />

hinzu, die Friedhöfe. So fing man an,<br />

kleine „heilige“ Grabmäler zu bauen, ebenfalls<br />

eine heidnische Praxis.<br />

Dann begann man, Reliquien zu sammeln. Reliquere<br />

bedeutet soviel wie „zurücklassen“. Man<br />

glaubte, die Heiligen hätten auf diese Weise etwas<br />

von ihrem Segen zurückgelassen.<br />

Kaiser Konstantin (285–337) wird gerne dafür<br />

gewürdigt, dass er den Christen die Glaubensfreiheit<br />

gewährte. Aber mit Konstantin<br />

beginnt auch ein dunkles Kapitel der Kirchengeschichte.<br />

Er löste einen Kirchen-Bauboom aus,<br />

um den Stand der Christen gegenüber Juden und<br />

Heiden zu stärken. Auch <strong>nach</strong> seiner Bekehrung<br />

zum Christentum wandte er sich nie vom Sonnengott<br />

Mithras ab. Konstantin führte den Sonntag<br />

als gesetzlichen Ruhetag ein. Er behielt den Titel<br />

des Pontifex Maximus bei, so nannte man bis dahin<br />

das Oberhaupt der heidnischen Priester. Wie<br />

seine heidnischen Vorgänger auf <strong>dem</strong> Kaiserthron<br />

wurde auch Konstantin <strong>nach</strong> seinem Tod vom Senat<br />

in den Stand eines heidnischen Gottes erhoben<br />

– ohne Widerspruch.<br />

<strong>Die</strong> größten Kirchengebäude entstanden meist<br />

über den Grabstätten von Märtyrern. <strong>Die</strong> bekannteste<br />

dieser Stätten ist die Peterskirche in Rom,<br />

sie wurde über <strong>dem</strong> vermeintlichen Grab des Petrus<br />

errichtet. Bei Konstantins Kirchen handelte<br />

es sich um geräumige Prachtbauten, die eines<br />

Kaisers würdig schienen. Sie waren so prunkvoll,<br />

dass sogar nichtchristliche Zeitgenossen<br />

bemerkten, diese riesigen Gebäude<strong>nach</strong>bildungen<br />

nähmen sich wie heidnische Tempel aus. Der<br />

Philosoph Porphyrios (233–301) bezeichnete die<br />

Christen als inkonsequent, da sie einerseits heidnische<br />

Gottesdienste kritisierten und andererseits<br />

Gebäude errichteten, die heidnischen Tempeln<br />

glichen.<br />

Durch die sakralen Bauten wurden die Versammlungen<br />

in den Häusern, bei denen jeder<br />

aktiv beteiligt gewesen war, abgelöst. Welch<br />

elementare Beraubung! Nach <strong>dem</strong> fünften Jahrhundert<br />

musste im Altarraum eine Reliquie vorhanden<br />

sein, damit eine Kirche als ordnungsgemäß<br />

geweiht gelten konnte.<br />

<strong>Die</strong> Christen des ersten Jahrhunderts lehnten<br />

die weltlichen Systeme ab und hielten sich vom<br />

Heidentum fern. <strong>Die</strong> Trennung von Kirche und<br />

Staat war ganz normal. Auch dies änderte sich im<br />

vierten Jahrhundert, als die Kirche als offizielle<br />

Institution in Erscheinung trat und heidnisch-religiöse<br />

Praktiken zu christianisieren begann.<br />

<strong>Die</strong> Kirche als Immobilie, als Gebäude, wurde<br />

zum enormen, riesige Ressourcen verschlingenden<br />

Kostenfaktor.<br />

18<br />

Z für Zukunft


Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Der Klerus, Hindernis für das allgemeine<br />

Priestertum aller Gläubigen<br />

Mit <strong>dem</strong> Bau von Kirchen entwickelte sich auch<br />

die Vorrangstellung des Priesters, Pfarrers oder<br />

Pastors.<br />

<strong>Die</strong> Bibel gebraucht den Begriff des Hirten<br />

für den <strong>Die</strong>nst des Pastors nur in einem einzigen<br />

Vers. 10 Der Hirtendienst steht hier in der Mehrzahl!<br />

In diesem Vers werden aber noch weitere<br />

<strong>Die</strong>nste genannt, die in einer Versammlung in<br />

Funktion sind (oder sein sollten): Apostel, Propheten,<br />

Evangelisten und Lehrer – im Zusammenspiel<br />

sollen sie den Organismus zur vollen Entfaltung<br />

bringen.<br />

Als der Mensch sich im Paradies von Gott abwandte,<br />

wuchs in ihm das Verlangen <strong>nach</strong> einem<br />

sichtbaren Leiter, der eine Art Mittler zu Gott darstellt.<br />

So traten in der Menschheitsgeschichte in<br />

verschiedenen Formen religiöse Führer hervor:<br />

Medizinmänner, Schamanen, Magier, Priester. Auch<br />

das Volk Israel verlangte <strong>nach</strong> einem König, wie die<br />

Heiden einen hatten. 11 Wieder entschied sich der<br />

Mensch gegen die direkte Königsherrschaft Gottes.<br />

<strong>Die</strong>se Fehlentscheidungen stecken der Kirche wohl<br />

immer noch in den Knochen.<br />

Ignatius von Antiochien (35–107) war der Erste,<br />

der den gefährlichen Weg in Richtung eines<br />

einzelnen Leiters einschlug. Er überhöhte die Position<br />

eines Einzelnen, <strong>dem</strong> bedingungsloser Gehorsam<br />

geleistet werden sollte.<br />

Clemens von Rom, der etwa 100 n. Chr. starb,<br />

war der Erste, der in der ekklesia einen Standesunterschied<br />

einführte zwischen christlichen<br />

Leitern und Nicht-Leitern. Er war der Ansicht,<br />

in der christlichen Gemeinde solle die alttestamentliche<br />

Priesterordnung ihre Erfüllung finden.<br />

<strong>Die</strong> Gläubigen schauten nur noch zu, was der Bischof<br />

tat.<br />

Tertullian und Clemens von Alexandrien führten<br />

den Begriff „Klerus“ ein (im Neuen Testament<br />

tauchen die Begriffe „Klerus“ und „Laie“ kein einziges<br />

Mal auf). Der Bruch mit <strong>dem</strong> allgemeinen<br />

Priestertum aller Gläubigen war vollzogen. Der<br />

Organismus wurde seiner Kraft beraubt und die<br />

Glieder lahmgelegt.<br />

Foto: © Wikipedia<br />

Gegen Ende des vierten Jahrhunderts verkehrten<br />

die Bischöfe mit den Oberen der weltlichen<br />

Herrschaft und gewannen Einfluss in der Politik.<br />

<strong>Die</strong>se zunehmende Machtdominanz wurde später,<br />

Ende des 16. Jahrhunderts, zum Auslöser der<br />

Aufklärung, die ursprünglich für die Emanzipation<br />

des Denkens und Handelns von Kirche und Christentum<br />

eintrat, aber wie ein überzogener Pendelschwung<br />

in die sogenannte „Befreiung” des Menschen<br />

von der Religion überhaupt führen sollte.<br />

<strong>Die</strong> fatale Zweiteilung in Geistliche und Laien<br />

ist bis heute tief in den Köpfen der Gläubigen<br />

verankert. <strong>Die</strong>se Fehlentwicklung hat bisher noch<br />

jede Reformation überstanden; sie ist auch in sogenannten<br />

„Freikirchen“ anzutreffen.<br />

So werden bis heute Kirchenbesucher zu passiven<br />

Konsumenten degradiert. Dass jedes Gemein<strong>dem</strong>itglied<br />

im Gottesdienst etwas zu geben<br />

hätte, kann so nicht praktiziert werden. Aber „nur<br />

wer sich gibt, empfängt auch“. Deshalb ist es für<br />

einfache Mitglieder oft schwer, aus solchen Veranstaltungen<br />

etwas mitzunehmen.<br />

„Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder etwas<br />

zu geben.“ 12<br />

Damit das möglich wird, sind neben einigen<br />

Pastoren ursprünglich auch mehrere Apostel sowie<br />

einige Propheten, Evangelisten und Lehrer in einer<br />

Versammlung vorgesehen. Auf ein so vielköpfiges<br />

Team würden sich die Lasten gut verteilen lassen.<br />

Natürlich stellt sich die <strong>Frage</strong>: Wie kommt man<br />

von „solus pastorus“ wieder zu <strong>dem</strong> Konzept, bei<br />

<strong>dem</strong> Christus selbst das Haupt sein darf?<br />

Foto: © Wikipedia/Erell<br />

Kaiser Konstatin (Mitte)<br />

trieb den Kirchenbau<br />

voran. Wer das Geld<br />

gibt, hat die Macht<br />

Kirchenmitglieder<br />

zum Zuschauen<br />

verurteilt<br />

Z für Zukunft<br />

19


Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © Wikipädia/Theodora , San Vitale<br />

Das Markenzeichen<br />

der<br />

ersten<br />

Christen war<br />

ihre Liebe<br />

<strong>Die</strong> ersten Christen wurden von der Welt als<br />

ganz besonders wahrgenommen: „Seht, wie sie<br />

einander lieben!“ <strong>Die</strong>ses Markenzeichen wiederzugewinnen<br />

könnte der Schlüssel für diese<br />

Zeit werden. In einem bis heute überlieferten<br />

Brief aus <strong>dem</strong> 1. Jahrhundert <strong>nach</strong> Christus an die<br />

ekklesia in Ephesos heißt es: „Aber ich habe gegen<br />

dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.<br />

Denke daran und tue Buße; wenn nicht, so werde<br />

Sie könnten ein Buch schreiben<br />

... ja, warum eigentlich nicht?<br />

Lektorat und Übersetzung<br />

Translation – Переводы<br />

Gabriele Pässler<br />

Lektorat & Übersetzung<br />

Manuskript-Bearbeitung<br />

Tel. 07754 – 92 94 39 • www.g-paessler.de<br />

Richtiges und gutes Deutsch für wertvolle Gedanken<br />

Das bringt Ihr Manuskript auf Hochglanz<br />

ich deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken.<br />

Es könnte finster werden! Wer hingegen überwindet,<br />

<strong>dem</strong> werde ich vom Baum des Lebens zu essen<br />

geben, der im Paradiese Gottes steht.“ 13<br />

<strong>Die</strong> Vermischung mit heidnischen und philosophischen<br />

Elementen hat diesen „Leib“ der an<br />

Christus Gläubigen von seinem Haupt Christus<br />

weitgehend abgetrennt. Man muss sich das nur<br />

bildlich vorstellen – geköpft –, und man versteht,<br />

dass ein Leib so nicht lebensfähig ist.<br />

Wo sind heute die Früchte, die die ersten<br />

Christen begleitet haben? An <strong>dem</strong> einen Tag wurden<br />

damals dreitausend neue Gläubige „hinzugetan“!<br />

In den Großkirchen erfreuen sich heute nur<br />

die Austrittszahlen steigender Tendenz.<br />

Es wäre an der Zeit, dass die ekklesia in die<br />

Pötte kommt. „Dein Reich komme, dein Wille geschehe<br />

– auf Erden genauso, wie er im Himmel<br />

geschieht.“ 14<br />

Wenn wir die Entwicklung <strong>unsere</strong>r <strong>Gesellschaft</strong><br />

aufmerksam beobachten, erkennen wir: Nur eine<br />

ekklesia, wie Jesus sie vorgesehen hat – die etwas<br />

öffnen oder schließen kann –, wird in den aktuellen<br />

Strömungen Bestand haben. „Werdet nicht gleichförmig<br />

der Welt“, empfiehlt Paulus. 15<br />

Zitate und Informationen stammen aus „Heidnisches<br />

Christentum? Über die Hintergründe mancher <strong>unsere</strong>r<br />

vermeintlich biblischen Gemeindetraditionen“ von Frank Viola<br />

und George Barna, GloryWorld Medien 2010, erhältlich bei:<br />

http://shop.agentur-pji.com/heidnisches-christentum.html<br />

(ab 19,- Bestellwert kostenloser Versand).<br />

1 Apostelgeschichte 2,41–43.<br />

2 Matthäus 16,18–19.<br />

3 Apostelgeschichte 20,20; Römer 16,3.5; 1. Korinther 16,19.<br />

4 1. Korinther 12,21–34.<br />

5 1. Korinther 14,26; Hebräer 10,24–25.<br />

6 1. Korinther 12–14.<br />

7 Apostelgeschichte 8,1; 13,1; 18,22; Römer 16,1; 1. Thessalonicher 1,1.<br />

8 Matthäus 23,8–12.<br />

9 Matthäus 20,25–28; Lukas 22,25–26.<br />

10 In Epheser 4,11.<br />

11 1. Samuel 8,19.<br />

12 1. Korinther 14,26.<br />

13 Offenbarung 2,7.<br />

14 Matthäus 6,10.<br />

15 Römer 12,2.<br />

20<br />

Z für Zukunft


<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />

Fotos: © Wikipedia/Library of Congress<br />

Fünf Blinde und ein Elefant<br />

Ein indischer Philosoph findet heraus, dass die Bibel die wahre Seele der westlichen Kultur ausmacht.<br />

Er hat ein beachtenswertes Buch geschrieben, eine eindrucksvolle Analyse des westlichen <strong>Werte</strong>gefüges.<br />

Offensichtlich muss uns jemand aus einem anderen Kulturkreis die Schätze <strong>unsere</strong>r eigenen Kultur zeigen.<br />

Vishal Mangalwadi<br />

Nach einer buddhistischen Parabel versuchten<br />

fünf Blinde, einen Elefanten zu<br />

beschreiben. Einer betastete seine Füße<br />

und verkündete: «Der Elefant ist wie eine Säule.»<br />

Der Zweite lehnte an der Flanke des Elefanten<br />

und spottete: «Das ist Unsinn. Der Elefant ist wie<br />

eine Mauer.» «Überhaupt nicht», warf der Dritte<br />

ein. «Der Elefant ist wie ein Seil», und hielt den<br />

Schwanz. Der Vierte erklärte zornig: «Keiner von<br />

euch hat die Wahrheit erfasst! Der Elefant ist wie<br />

ein Fächer», und kühlte sich mit dessen Ohr. Der<br />

Fünfte hielt alle vier für übergeschnappt. «Der<br />

Elefant ist wie ein spitzer, polierter Stein», sagte<br />

er und strich über den Stoßzahn des Elefanten.<br />

Unser begrenzter Verstand ist wie diese<br />

Blinden. Während <strong>unsere</strong>s kurzen Lebens können<br />

wir nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit<br />

kennen lernen. Dürfen wir dann noch<br />

von irgendetwas außerhalb <strong>unsere</strong>s begrenzten<br />

Erfahrungshorizonts behaupten, es sei wahr?<br />

Sind diese fünf Männer in der Lage, die eigentliche<br />

Wahrheit zu erkennen, wenn sie alle ihre gesammelten<br />

Informationen zusammenfügen? [...]<br />

Was wäre, wenn in <strong>unsere</strong>m Beispiel ein sechster<br />

Mann dabei gewesen wäre, der sehen konnte?<br />

Er hätte dann <strong>dem</strong> ersten Blinden sagen können:<br />

„Mein Herr, Sie halten gerade den Fuß des<br />

Elefanten. Aber wenn Sie sich aufrichten und an<br />

<strong>dem</strong> Bein entlang <strong>nach</strong> oben<br />

tasten, dann werden Sie den<br />

Teil an der Flanke des Elefanten<br />

spüren, der als Mauer bezeichnet<br />

wurde.“<br />

Das käme dann einer Offenbarung<br />

gleich. Der größte<br />

Teil <strong>unsere</strong>s Wissens wird<br />

Dr. Vishal Mangalwadi, 1949<br />

in Indien geboren, wurde auf<br />

Grund seiner philosophischen<br />

Vergleiche Christ<br />

Foto: © YouTube Screenshot<br />

Z für Zukunft<br />

21


<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />

Tatsächlich weist jedes Buch der Bibel die Spuren<br />

seiner menschlichen Autoren auf. [...] Jeder von uns<br />

Studenten machte sich Notizen von <strong>dem</strong> Stoff, den<br />

uns <strong>unsere</strong> Professoren in den Vorlesungen weitergaben.<br />

Meine Aufzeichnungen unterschieden sich<br />

von denen meiner Freunde [...]. Trotz<strong>dem</strong> stammten<br />

die Wörter und Gedanken von ein und <strong>dem</strong>selben<br />

Professor. Warum sollten dann die Worte, die die<br />

Handschrift verschiedener Autoren trugen, nicht<br />

die Worte des einen Gottes sein? [...]<br />

Foto: © Wikipedia/Damien Halleux Radermecker<br />

Foto: © ESO/L. Calçada<br />

Ohne Licht<br />

könnten wir<br />

überhaupt<br />

nichts<br />

sehen<br />

Ohne Offenbarung<br />

ist die Vernuft so<br />

gut wie<br />

blind<br />

uns persönlich von anderen offenbart. Sind wir<br />

doch ganz und gar nicht imstande zu beweisen,<br />

dass die Erde sich dreht und dazu noch um die<br />

Sonne kreist. Ich selbst glaubte es, weil Erwachsene<br />

mir sagten, dies sei die Ansicht der Wissenschaftler.<br />

[...]<br />

Ein Blinder kann vieles prüfen, was die sehende<br />

Person behauptet, und es für wahr oder falsch<br />

erklären. Doch wenn ihm gesagt wird, der Stoßzahn<br />

sei weiß, dann muss er das im Glauben akzeptieren.<br />

Da er als Blinder geboren wurde, ist<br />

er nicht in der Lage, die weiße Farbe wahrzunehmen,<br />

noch kann er sie verifizieren. Ist dies deshalb<br />

«blinder Glaube»? Nicht, wenn er auch die<br />

weiteren Aussagen des sechsten Mannes über<br />

den Elefant <strong>nach</strong>geprüft und seinen Informanten<br />

als vertrauenswürdig befunden hat. Daher wäre<br />

es anmaßend zu behaupten, alle seien blind und<br />

niemand könne die Wahrheit erkennen. [...]<br />

Gäbe es Augen, wenn kein Licht existierte?<br />

Meine Professoren schienen davon auszugehen,<br />

dass es nur ihnen allein möglich war zu reden,<br />

ihrem Schöpfer hingegen nicht. Während sie Bücher<br />

schreiben konnten, trauten sie es ihrem<br />

Schöpfer nicht zu, seine Gedanken auf dieselbe<br />

Weise darzulegen. Ist eine solche Einstufung<br />

nicht anmaßend? [...]<br />

Einige meiner Freunde beharrten darauf, dass<br />

die Bibel nicht Gottes Buch sein könne, da sie das<br />

Produkt einer bestimmten menschlichen Kultur sei.<br />

«Blindheit» existiert nur, weil es das<br />

Sehen gibt. Wenn niemand sehen würde,<br />

dann könnte man auch nicht von<br />

Blindheit sprechen.<br />

<strong>Die</strong> frühen Philosophen der Aufklärung wie Descartes<br />

begingen einen einfachen Denkfehler. Sie<br />

nahmen an, weil wir Augen haben, sei es uns<br />

möglich, ohne Hilfe von außerhalb zu sehen. Natürlich<br />

sind <strong>unsere</strong> Augen und unser Verstand<br />

etwas ganz Wunderbares. Aber um zu sehen,<br />

brauchen die Augen zusätzlich Licht. Gäbe es<br />

Augen, wenn kein Licht existierte? Wenn der<br />

Verstand die Wahrheit nicht erkennen kann,<br />

dann braucht er vielleicht das Licht der Offenbarung.<br />

In der Tat kann der Verstand ohne<br />

Offenbarung nichts erkennen. Mir schien, dass<br />

die Existenz des Intellekts eine bereits bestehende<br />

Existenz von Offenbarung und Kommunikation<br />

erforderte. Wenn man a priori Offenbarung in<br />

Abrede stellt, vertraut man zwar den Augen, lässt<br />

aber das Licht von außen nicht zu. [...]<br />

In einer Zeit, in der einige die Kommunikation<br />

mit außerirdischen Wesen suchten, schien es mir<br />

irgendwie arrogant, eine von Gott ausgehende<br />

Offenbarung auszuklammern. So entschloss ich<br />

mich, die bekanntesten Texte der Welt selber zu<br />

lesen, um herauszufinden, ob der Schöpfer eine<br />

Offenbarung geschenkt hatte.<br />

Mein Professor für indische Philosophie bemühte<br />

sich in <strong>unsere</strong>m Kurs verzweifelt darum,<br />

uns Studenten eine große Achtung vor den hinduistischen<br />

Schriften zu vermitteln. Dennoch bat<br />

er uns niemals, die Veden zu lesen, die ersten und<br />

heiligsten Texte des Hinduismus. Eines Tages<br />

22 Z für Zukunft


<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />

entschloss ich mich aus eigenem Antrieb zu deren<br />

Studium. [...] Zu meinem Erstaunen erhielt ich<br />

zur Antwort, ich könne zwar vedische Kommentare<br />

kaufen, aber die Veden selbst seien nie in Hindi<br />

gedruckt worden! [...]<br />

«Warum?», erkundigte ich mich [...]. «Wollen<br />

die Priester nicht, dass wir Gottes Offenbarung<br />

erfahren?» Man erklärte mir, dass die Veden niemals<br />

übersetzt werden können, sie seien einfach<br />

zu heilig und zu schwer zu verstehen. Es sei darüber<br />

hinaus überhaupt nicht notwendig, sie zu<br />

verstehen, da sie nicht geschrieben worden seien,<br />

um Wahrheit zu vermitteln. Es handele sich<br />

dabei vielmehr um Mantras, die mit sorgfältiger<br />

Aussprache, Artikulation und Intonation gechantet<br />

werden sollten. 1 Ihre Magie liege im Klang und<br />

nicht in ihrer Bedeutung. Um die Veden zu lernen,<br />

müsste ich einen Guru finden und ihm jahrelang<br />

zu Füßen sitzen.<br />

Enttäuscht wandte ich mich <strong>dem</strong> Koran zu,<br />

denn schließlich bedeutete Allahabad, der Name<br />

meiner Heimatstadt, «Stätte Allahs». Doch wiederum<br />

musste ich erstaunt zur Kenntnis nehmen,<br />

dass der Koran weder in Hindi noch in Urdu publiziert<br />

worden war; Urdu hätte ich auch verstanden,<br />

weil meine muslimischen Freunde es ständig<br />

benutzten. [...] So wandte ich mich wieder der Bibel<br />

zu, die ich bereits gelesen hatte, um zu schauen,<br />

ob man wenigstens sie als Offenbarung Gottes<br />

bezeichnen kann. [...]<br />

Als ich damals in jenem dunklen Zimmer saß,<br />

leuchtete mir durch einen kleinen Satz innerlich<br />

ein Licht auf, der hieß:<br />

«Gott sah, dass es [das Licht] gut war.»<br />

Er lieferte mir eine glaubwürdige Erklärung, warum<br />

wir moralische Urteile fällen.<br />

Moralisches Urteil: <strong>Die</strong>s ist gut, und jenes ist<br />

böse. Ästhetisches Urteil: <strong>Die</strong>s ist schön, und jenes<br />

ist hässlich. Erkenntnistheoretisches Urteil:<br />

<strong>Die</strong>s ist wahr, und jenes ist falsch.<br />

Das zweite Kapitel von 1. Mose erklärt die Schönheit,<br />

wenn davon die Rede ist, dass Gott einen Garten<br />

pflanzte: Er schuf die Bäume, und «sie sahen<br />

prachtvoll aus». Anschließend, in den Kapiteln drei<br />

bis sechs, beschreibt das 1. Buch Mose menschliche<br />

Foto: © flickr/Bala Subs<br />

Entscheidungen und Aktionen, die Gott verurteilte.<br />

Kann es sein, dass wir zu Werturteilen fähig sind,<br />

weil dies wesentlich zu <strong>unsere</strong>m Menschsein gehört<br />

[...] und weil wir eben keine Tiere sind?<br />

<strong>Die</strong> Intellektuellen in meinem Umfeld behaupteten,<br />

wir würden jedes Mal, wenn wir ein Werturteil<br />

fällen, einen Fehler begehen. Andererseits<br />

waren interessanterweise gerade diejenigen, die<br />

sagten, wir sollten nicht richten, ständig die, die<br />

richteten. Das zeigte auch, dass Werturteile untrennbar<br />

zum Menschsein gehören. Zu<strong>dem</strong> bildet<br />

es in einer Kultur die Grundlage für Kreativität<br />

und schenkt uns die Möglichkeit, Dinge zu verändern.<br />

Im Alltag reparieren wir doch nichts, wenn<br />

es nicht zerbrochen ist. Um etwas verändern zu<br />

können, müssen wir erst einmal beurteilen, was<br />

gut, richtig, wahr ist.<br />

<strong>Die</strong> ersten Kapitel der Bibel boten mir daher<br />

mehr Wirklichkeitsnähe als die intellektuellen Alternativen,<br />

die mir an der Universität oder von<br />

meinen Freunden präsentiert wurden. [...] Mit ihrer<br />

Hilfe konnte ich mich selbst viel besser verstehen<br />

– mich als Person in der Ebenbildlichkeit<br />

Gottes begreifen, mit der Fähigkeit, das Gute, die<br />

Schönheit und die Wahrheit zu erkennen [...].<br />

[... <strong>Die</strong> geschichtlichen Teile des Buches brachten<br />

mein Interesse] praktisch auf den Nullpunkt.<br />

[... Da machte ich aber] eine Entdeckung. Während<br />

<strong>unsere</strong> indische Geschichte stets die großen und<br />

gewaltigen Herrscher [...] herausstellte, berichtete<br />

Foto: © Wikipedia/Lucas-Cra<strong>nach</strong><br />

Allahabad,<br />

Mangalwadis<br />

Heimatstadt:<br />

«Stätte Allahs»<br />

«Gott sah, dass es gut war.»<br />

Das liefert eine glaubwürdige<br />

Erklärung dafür,<br />

warum wir moralische<br />

Urteile fällen<br />

Z für Zukunft<br />

23


<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © wikipedia/Montage<br />

zahl der Propheten als falsche Propheten bezeichnet<br />

wurden, die guten Propheten hingegen mächtig<br />

unter Druck standen. Sie konnten sich selbst<br />

nicht retten [...], sie mussten mit ansehen, wie ihr<br />

Volk zerfiel. [...] <strong>Die</strong> Bibel erhob den Anspruch,<br />

Gottes Erklärung dafür zu bieten, warum die ganze<br />

Nation zerschlagen und wann, warum und wie<br />

sie wieder aufgebaut wurde.<br />

Obwohl ich (neben Philosophie) auch Politikwissenschaft<br />

studiert hatte, erfuhr ich von keinem<br />

meiner Professoren, dass man die scheinbar «langweiligen»<br />

Bücher der Bibel als den eigentlichen<br />

Ursprung moderner Demokratie in Betracht<br />

ziehen muss – einschließlich der Demokratie<br />

in Indien. Nach ihrer Überzeugung kam <strong>unsere</strong><br />

Demokratie aus Athen, ein säkularer Mythos. Später<br />

in diesem Buch werde ich so manchen säkularen<br />

Mythos näher unter die Lupe nehmen. [...]<br />

Foto: © wikipedia<br />

<strong>Die</strong> Veden seien einfach<br />

zu heilig und zu schwer zu<br />

verstehen. – <strong>Die</strong> Bibel, der<br />

Ursprung moderner<br />

Demokratien<br />

Ein übergeordneter<br />

Wahrheitsmaßstab<br />

ermöglichte<br />

Selbstkritik<br />

und entlarvte<br />

die falschen<br />

Ideologien<br />

<strong>Die</strong> Sünde hatte Fluch über<br />

alle Völker der Erde gebracht<br />

dieses jüdische Buch auch von der Bosheit und den<br />

negativen Seiten ihrer Herrscher. Warum?<br />

Mein nächster Gedanke war: Vielleicht stammt<br />

die Bibel aus der Feder von Priestern? Es ist<br />

durchaus denkbar, dass die Priester (in Indien<br />

nennen wir sie Brahmanen) die Herrscher<br />

(kshatriyas) verabscheuen. Aber nein. Laut der<br />

Bibel war das ganze jüdische religiöse Establishment<br />

schließlich so korrumpiert, dass Gott seinen<br />

eigenen Tempel zerstörte und seine Priester in die<br />

Verbannung schickte.<br />

Oder war die Bibel eine «Geschichte von unten»,<br />

verfasst von Normalbürgern, die von Priestern<br />

wie von den Königen unterdrückt wurden?<br />

Nein, [...] die jüdischen Schriften (das Alte Testament)<br />

beschuldigten die Juden, 2 korrupt, habgierig,<br />

verschlagen, dumm, halsstarrig und voller Rebellion<br />

zu sein.<br />

Ich hielt es auch für möglich,<br />

dass die Bibel das Werk<br />

von Propheten sein könnte.<br />

Waren diese Männer nicht<br />

immer schnell bei der Hand,<br />

jeden zu beschuldigen? Aber<br />

dann ergab ein zweiter Blick<br />

in diese scheinbar langweiligen<br />

Bücher der Könige und<br />

Chroniken, dass die Mehr-<br />

Während wir die Literatur interpretieren, ist<br />

es bei der Offenbarung umgekehrt, da sie es<br />

ist, die uns interpretiert [...]. Offenbarung steht<br />

über uns, bewertet uns und ruft uns auf, wieder<br />

zur Vernunft zu kommen. Wiederholt haben sich<br />

die Juden in der Bibel für das Böse entschieden.<br />

Doch selbst bei einer solchen Entscheidung blieb<br />

die Offenbarung als übergeordneter Wahrheitsmaßstab<br />

bestehen und ermöglichte Selbstkritik<br />

und Veränderung. Sie entlarvte die falschen<br />

Ideologien [...]. <strong>Die</strong>se prophetische Sitte, das eigene<br />

Volk zu kritisieren und Selbstkritik zu üben,<br />

ließ die Juden zum Segen für die Welt werden. 3<br />

Aufgrund der göttlichen Offenbarung bekam die<br />

Menschheit Kenntnis von Gottes Liebe und von<br />

seinem Gericht. So begriff ich, warum es <strong>dem</strong><br />

Westen trotz vieler Phasen moralischen und intellektuellen<br />

Zerfalls immer wieder mit Hilfe der<br />

Bibel gelang, sich zu reformieren und zu verbessern.<br />

[...] Nur der Mensch, der sich einer höheren<br />

Autorität beugt, erfährt echte Veränderung. [...]<br />

Auf den ersten Blick schien die Bibel eine lose<br />

Sammlung von Büchern über Geschichte, Rituale,<br />

Philosophie zu sein, angereichert mit Biografien,<br />

Lyrik und Prophetien [... Doch ich konnte] erkennen,<br />

dass die verschiedenen, scheinbar in keinem<br />

Zusammenhang stehenden Bücher der Bibel eine<br />

klare Aussage hatten und ein roter Faden alle zu<br />

24 Z für Zukunft


Sie haben einige gute Möglichkeiten:<br />

► von den zeitlos aktuellen bisherigen<br />

Ausgaben bestellen (solange der Vorrat reicht)<br />

► Ihr persönliches Abo bestellen<br />

► einem Bekannten mit einem Geschenk-Abo<br />

eine Freude bereiten<br />

Globalisierung<br />

Auch wenn<br />

Sie selbst kaum Zeit<br />

zum Lesen haben,<br />

abonnieren Sie dieses<br />

wichtige <strong>Werte</strong>-<br />

Magazin und<br />

reichen Sie e<br />

meinungsbildend weite<br />

Mit der »Z« hinter die Kulissen schauen. Argumente für einen festen Standpunkt in einer kritischen Zeit.<br />

Gut gegründet auf der Basis christlicher <strong>Werte</strong>. Treten Sie mit »Z« in Kontakt!<br />

Wenn Sie von dieser Ausgabe eine größere Stückzahl wünschen, einfach zum reduzierten Preis anfordern!<br />

info@ZwieZukunft.de<br />

...die »Z« als ein besonderes Geschenk<br />

„<strong>Die</strong> »Z« ist eine<br />

notwendige Zeitschrift,<br />

entgegen<br />

<strong>dem</strong> Zeit-Geist.<br />

Leser, die von den etablierten<br />

Median sachliche Berichterstattung<br />

erwarten, hoffen vergeblich.<br />

In der Tat: Heute, wo<br />

Meinungsfreiheit geradezu in<br />

den Stand der Heiligkeit erhoben<br />

wird, sind eine Fülle neuer<br />

Tabus errichtet worden. Denken<br />

Sie an Eva Herman: Wer als<br />

TV-Sprecherin die einseitige Verherrlichung<br />

der erwerbstätigen<br />

Frau infragestellt und den Wert<br />

der Mutter öffentlich ausspricht,<br />

ist seinen Job schnell los.<br />

<strong>Die</strong> »Z« ist ein Tabubrecher zugunsten<br />

der Wahrheit.“<br />

Christa Meves<br />

Hier finden Sie kompetente Beiträge zu allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen aus der Perspektive christlicher<br />

<strong>Werte</strong>. Das Magazin »Z« liefert gut formulierte Argumente,<br />

die helfen, in einer erschütterten Welt selbst einen festen<br />

Standpunkt einzunehmen.<br />

Mit Ihren Abos helfen Sie, diese <strong>Werte</strong> zu vermitteln<br />

?<br />

Z für Zukunft<br />

25


Bitte in Druckbuchstaben und gut leserliche ausfüllen!<br />

Helfen Sie mit, <strong>Werte</strong> in Erinnerung zu rufen!<br />

Viele Menschen sind beunruhigt über die aktuelle Entwicklung in <strong>unsere</strong>m Lande und in Europa. Wir<br />

müssen wieder zurück zu den Wurzeln <strong>unsere</strong>r Kultur. <strong>Die</strong> »Z« gibt dazu hilfreiche Impulse.<br />

Um mit der »Z« viele Menschen zu erreichen, könnten wir sie in Arzt-Wartezimmern auslegen. Dort hat man noch Zeit zum<br />

Lesen. Mit einer Spende von € 100,- könnten etwa 50 Wartezimmer bestückt werden. Aber auch jede kleinere Spende<br />

trägt zum Gelingen bei). Helfen Sie mit Ihrer Spende, dieses größere Ziel zu verfolgen! Herzlichen Dank!<br />

Spendenkonto-Nr. 490 155 68, BLZ 610 50000, KSK GP. SWIFT: GOPS DE 6G, IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />

<br />

Z u k u n f t E u r o p a e . V .<br />

4 9 0 1 5 5 6 8 6 1 0 5 0 0 0 0<br />

K r e i s s p a r k a s s e G ö p p i n g e n<br />

Zukunft Europa e.V.<br />

<br />

Ich bestelle ein Z-ABO<br />

Ich möchte »Z« für Zukunft 6 x (unregelmäßige Erscheinung) erhalten:<br />

im Einzel-Abo für nur ¤ 29,- im Förder-Abo für ¤ 80,- od. mehr<br />

im 3er-Abo für nur ¤ 49,- im 5er-Abo für nur ¤ 69,-<br />

drei Hefte zum Test 15,- im Studenten-Abo für nur ¤ 19,-<br />

Abos <strong>nach</strong> A und CH plus 17,- für Portomehrkosten.<br />

Ich bestelle ein Geschenks-Abo<br />

Bitte senden Sie die »Z« 6 x an den Geschenksempfänger<br />

und die Rechnung an mich.<br />

Geschenk-Einzel-Abo für nur ¤ 29,-<br />

Geschenk-Förder-Abo für ¤ 80,- od. mehr<br />

Anschrift Geschenks-Empfänger:<br />

Bitte<br />

freimachen,<br />

falls Marke<br />

zur Hand<br />

Name<br />

Vorname<br />

Geburtsdatum<br />

1 9<br />

Name<br />

Vorname<br />

Straße / Nr.<br />

Straße / Nr.<br />

Antwortkarte<br />

PLZ<br />

Wohnort<br />

PLZ<br />

Wohnort<br />

Telefon<br />

Ja, ich bin einverstanden, von »Z«<br />

Meldungen per eMail zu erhalten.<br />

Das Abo umfasst 6 Ausgaben über den<br />

eMail-Adresse<br />

Zeitraum der unregelmäßigen Erscheinung. <strong>Die</strong> Bezugszeit verlängert sich um weitere 6 Ausgaben,<br />

wenn nicht 3 Wochen <strong>nach</strong> Erhalt der sechsten Ausgabe gekündigt wird.<br />

Datum<br />

x<br />

Unterschrift<br />

Ich unterstütze die<br />

»Z« zusätzlich mit<br />

einer Spende von <br />

Ich bezahle <strong>nach</strong> Erhalt der Rechnung<br />

Ich zahle bequem per Bankeinzug jährlich: ¤<br />

Kontonummer<br />

BLZ<br />

Widerrufsrecht: <strong>Die</strong> Bestellung kann ich innerhalb der folgenden zwei Wochen ohne<br />

Begründung beim Zukunft Europa e.V., Pf. 1409, 73014 Göppingen, in Textform<br />

(Brief oder eMail) widerrufen. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung.<br />

AW-Z10-10-13<br />

Zukunft Europa e.V.<br />

Postfach 1409<br />

73014 Göppingen<br />

26<br />

Z für Zukunft


<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />

einem Ganzen verband [...] Mir wurde deutlich:<br />

<strong>Die</strong> Sünde hatte Fluch über alle Völker der<br />

Erde gebracht, aber Gott hatte Abraham aufgefordert,<br />

ihm zu folgen, weil er die Völker der Welt<br />

durch seine Nachkommen segnen wollte. Ich erkannte,<br />

dass Gottes Wunsch, die Menschen zu<br />

segnen, schon im ersten Kapitel des Buchs<br />

Mose zum Ausdruck kommt und im letzten Kapitel<br />

des letzten Buches in einer gewaltigen Vision<br />

von der Heilung aller Völker seinen Höhepunkt<br />

findet.<br />

<strong>Die</strong> Schlussfolgerung lag auf der Hand: <strong>Die</strong><br />

Bibel forderte mich auf, sie zu lesen, weil sie geschrieben<br />

wurde, um mich und mein Volk zu segnen.<br />

<strong>Die</strong>se Erkenntnis, dass Gott mein indisches<br />

Volk segnen wollte, erstaunte mich. Zu<strong>dem</strong> erkannte<br />

ich, dass ich diese Verheißung überprüfen<br />

konnte. [...] Wurde mein indisches Volk von<br />

den Kindern Abrahams gesegnet? Wenn ja, dann<br />

hatte ich als Inder guten Grund, mich mit diesem<br />

Buch zu befassen.<br />

Meine Nachforschungen, ob Gott die Bibel tatsächlich<br />

gebraucht hatte, um Indien zu segnen,<br />

sollte unglaubliche Entdeckungen zutage fördern:<br />

<strong>Die</strong> Universität, an der ich studierte; die<br />

Kommunalverwaltung und die Demokratie, in der<br />

ich lebte; das hohe Gericht mit seinem Rechtssystem;<br />

die Tageszeitung, für die ich zu schreiben begonnen<br />

hatte; [...] die öffentliche Bibliothek unweit<br />

<strong>unsere</strong>s Gartens; [...] die medizinische Versorgung<br />

[...] wie auch das Landwirtschaftliche Institut auf<br />

der anderen Seite der Stadt – all dies war allein in<br />

meiner Heimatstadt entstanden, weil einige Menschen<br />

die Bibel ernst genommen hatten.<br />

Bis zu diesem Augenblick lautete meine Information,<br />

die «Indische Renaissance» des 19. Jh.<br />

hätte mit Radscha Ram Mohan Roy begonnen.<br />

Nun sollte ich jedoch mit Erstaunen feststellen,<br />

dass sie begann, als die Bibel <strong>nach</strong> Indien kam.<br />

Wir hatten immer wieder gesagt bekommen, Mahatma<br />

Gandhi habe Indien befreit, doch nun erfuhr<br />

ich zu meiner Überraschung, dass Indiens<br />

Freiheit in Wirklichkeit eine Frucht der Bibel war.<br />

Bevor die Bibel in unser Land kam, verfügte unser<br />

indisches Volk über kein modernes Konzept von<br />

Staat oder Freiheit. Vielmehr sicherten bei uns<br />

Foto: © Allahabad University<br />

hinduistische Generäle die Herrschaft der Moguln.<br />

Aber das war nur der Anfang.<br />

<strong>Die</strong> Bibel war die wahre Seele der westlichen<br />

Kultur. [...] Sie war die Kraft, die die westliche Kultur<br />

in alle Welt trug.<br />

Mit diesem kurzen Auszug des 608 Seiten umfassenden<br />

Buches des indischen Philosophen bekommen<br />

wir von „außen“ eine brillante Wertschätzung<br />

dessen, was eigentlich die Grundlage <strong>unsere</strong>r Kultur<br />

ausmacht. Das fordert heraus, <strong>nach</strong>zudenken,<br />

wie es nur sein konnte, dass sich der Westen von<br />

diesem Segen so massiv abwenden konnte.<br />

Dr. h. c. Vishal Mangalwadi, 1949 in Indien geboren, wurde auf<br />

Grund von philosophischen Vergleichen Christ. Später studierte<br />

er u. a. an indischen Universitäten Philosophie und veröffentlichte<br />

1975 seine Forschungsergebnisse unter <strong>dem</strong> Titel „A World Of<br />

Gurus” (auch in deutscher Übersetzung erschienen). Von 1976<br />

an arbeitete er in Zentralindien in verschiedenen Projekten zur<br />

Bekämpfung der Armut (landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte,<br />

medizinische Hilfsprogramme, Bildungsprojekte); gleichzeitig<br />

war er politisch und publizistisch tätig. Er ist verheiratet, Vater<br />

von zwei Töchtern und vierfacher Großvater.<br />

Buchauszug aus: Vishal Mangalwadi, „Das Buch der Mitte. Wie<br />

wir wurden, was wir sind: <strong>Die</strong> Bibel als Herzstück der westlichen<br />

Kultur“, ´fontis – Brunnen Basel, 2014. ISBN 978-3-038480-04-4<br />

Online: http://shop.agentur-pji.com/das-buch-der-mitte.html<br />

1 Chanten wird als das Lobpreisen, Singen, Rezitieren oder Murmeln<br />

von Mantras, Namen von Geistern, verstanden. – Anm. d. Red.<br />

2 Das schließt auch die Israeliten ein.<br />

3 Hervorhebungen durch Unterstreichung hinzugefügt.<br />

<strong>Die</strong>se Buch<br />

lohnt sich<br />

wirklich zu<br />

lesen<br />

<strong>Die</strong> Universität, an der<br />

Vishal Mangalwadi<br />

studierte, war in seiner<br />

Heimatstadt entstanden,<br />

weil einige Menschen die<br />

Bibel ernst genommen<br />

hatten – so Mangalwadis<br />

Überzeugung<br />

Z für Zukunft<br />

27


Public Relation<br />

• Beratung nicht nur über die Vorteile, sondern unaufgefordert<br />

auch über die wesentlichen Nachteile der<br />

Care-Concept-Produkte<br />

• schnellstmögliche Bearbeitungszeiten<br />

• <strong>Die</strong> Arbeit an Entwicklungsprojekten wie der Mikrokrankenversicherung<br />

(für die Ärmsten der Armen),<br />

als Auftrag und Berufung vor <strong>dem</strong> Hintergrund des<br />

Corporate Social Responsibility (Soziales Verantwortungsbewusstsein)<br />

des Unternehmens<br />

Auswahl der Kooperationspartner<br />

<strong>Die</strong> CCAG bietet in Kooperation mit <strong>dem</strong> an den Vatikan<br />

angegliederten Versorgungsverein für Missionare<br />

der Entraide Missionaire (Paris) für Ordensangehörige<br />

in Deutschland eine sehr kostengünstige<br />

Krankenversorgung an, die auf Gewinnanteile für den<br />

Versicherer verzichtet, weil es sich um ein Selbstversorgungswerk<br />

handelt.<br />

Internationale<br />

Krankenversicherung<br />

auf gutem <strong>Fundament</strong><br />

<strong>Die</strong> Care Concept AG (CCAG) hilft Ausländern<br />

in Deutschland, Deutschen im Ausland und<br />

Reisenden weltweit, für ihre kurz- bis langfristigen<br />

Auslandsaufenthalte die passende Krankenversicherung<br />

zu finden. So können sich z. B. deutsche<br />

Versicherungsnehmer für 1,14 € am Tag ein ganzes<br />

Jahr weltweit (ohne Nafta) im Ausland versichern;<br />

aber auch Ihre ausländischen Gäste genießen<br />

in den ersten 90 Tagen in Deutschland für nur<br />

1,03 € täglich den gesetzlich vorgeschriebenen Krankenversicherungsschutz.<br />

Krankenversicherung aus der <strong>Werte</strong>-Perspektive<br />

... bedeutet für die CCAG:<br />

• faire und stabile Produktkalkulationen aus der<br />

Überzeugung heraus, dass schon der Produktpreis<br />

an sich einen Wert darstellt<br />

CCAG-Kooperationen und wertorientierte Produkte<br />

im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen<br />

• Aufgrund gesetzlicher Vorgaben ist es leider keiner<br />

deutschen gesetzlichen Krankenkasse erlaubt, sich für<br />

das Leben Ungeborener im Mutterleib einzusetzen.<br />

<strong>Die</strong> BKK family versucht jedoch diesen Spagat, in<strong>dem</strong><br />

sie <strong>Werte</strong> wie Nächstenliebe und das christliche Menschenbild<br />

als das Leitbild für ihren auf <strong>dem</strong> Grundgesetz<br />

beruhenden Auftrag betont. <strong>Die</strong>s macht Hoffnung<br />

auf mehr. Daher ist die BKK family derzeit der bevorzugte<br />

Kooperationspartner der CCAG für Kunden, die<br />

sich in diesen Wertvorstellungen wiederfinden.<br />

• Für alle anderen Kunden bietet die CCAG durch erleichterte<br />

Online-Beantragungsverfahren und hilfreiche<br />

Übersetzungsdienste mit ihren derzeit 13 verschiedenen<br />

Fremdsprachen im Hause die DAK als<br />

leistungsstarken Kooperationspartner an. <strong>Die</strong>se Kooperation<br />

ist langjährig erprobt und findet insbesondere<br />

Zuspruch bei ausländischen Studierenden.<br />

• Für die Kunden gesetzlicher Krankenkassen haben<br />

wir mit Roland Assistance einen sogenannten<br />

Schwangerschafts-Assistance-Baustein entwickelt,<br />

der Müttern alle <strong>Frage</strong>n rund um die Schwangerschaft<br />

neutral beantwortet und werdende Mütter<br />

mutmachend berät – mit <strong>dem</strong> Ziel einer ausgeglichenen<br />

Schwangerschaft und Geburt.<br />

Weitere Informationen über die insbesondere<br />

durch christliche <strong>Werte</strong> geprägten Produkte der CCAG<br />

finden Sie unter: www.care-concept.de/ichthys. Für<br />

eine persönliche Beratung zu diesen Themen steht Ihnen<br />

der Vertriebsdirektor Herr Frank Brandenberg zur<br />

Verfügung unter f.brandenberg@care-concept.de.<br />

28<br />

Z für Zukunft


Glaube & Gesundheit<br />

Foto: © frickr/DaiLuo<br />

Das Buch, das die Welt verändert<br />

Loren Cunningham hat in den letzten 50 Jahren buchstäblich jedes Land dieser Erde besucht. Dabei kam er zu <strong>dem</strong><br />

Ergebnis, dass keine Nation zu arm, zu korrupt, zu gespalten durch Krieg, zu düster ist, um nicht zum Guten verändert<br />

werden zu können. Grundlegende Prinzipien, die Lösungen für jedes Problem in sich tragen, hat er im Buch<br />

der Bücher entdeckt. Seinen Einblick und Erfahrungen hat er in einem Buch zusammengefasst: „Das Buch, das Nationen<br />

transformiert – <strong>Die</strong> Kraft der Bibel, jede Nation zu verändern“. Gönnen Sie sich diese kleine Kostprobe.<br />

Loren Cunningham sieht China auf <strong>dem</strong> besten<br />

Weg, zur führenden Nation der Erde zu<br />

werden, während der Westen sich in einer<br />

Abwärtsspirale befindet. <strong>Die</strong>se Tatsache wurde<br />

ihm bei einem Gespräch mit einem Journalisten<br />

aus China bewusst. Es war am Vorabend des neuen<br />

Jahrtausends in Neuseeland. Viele internationale<br />

Pressevertreter hatten sich um Mitter<strong>nach</strong>t<br />

ans Meeresufer von Gisborne eingefunden, jener<br />

Stadt, die als allererste den ersten Sonnenaufgang<br />

des neuen Jahrtausends erleben würde.<br />

In diesem historischen Moment kam Cunningham<br />

mit einem Journalisten einer führenden chinesischen<br />

Zeitung ins Gespräch: „China kann in<br />

diesem neuen Jahrhundert zur führenden Weltmacht<br />

werden, wenn nur zwei Bedingungen erfüllt<br />

würden ...“ Er nannte <strong>dem</strong> Reporter die beiden<br />

Bedingungen; dieser wurde <strong>nach</strong>denklich<br />

und zugleich stimmte es ihn hoffnungsvoll. Cunningham<br />

hingegen fand sich ernüchtert bei <strong>dem</strong><br />

Gedanken an die so gefährliche Lage, in die sich<br />

sein eigenes Land, die USA, dabei hineinbewegt.<br />

Wie lauten die beiden Bedingungen?<br />

<strong>Die</strong> erste Bedingung: China wird zur führenden<br />

Weltmacht, wenn sein Volk weiterhin eine derartig<br />

starke Zunahme an Christen erlebt, die ihr Leben<br />

auf dieses Buch, auf die Bibel gründen.<br />

Um zu verstehen, was heute in China vor sich<br />

geht, müssen wir die jüngere Geschichte betrachten.<br />

In den letzten Jahrzehnten wurden durch den<br />

Kommunismus die traditionellen Religionen Chinas,<br />

der Taoismus und der Buddhismus, radikal<br />

untergraben und aufgelöst. Es entstand ein Vakuum,<br />

in dessen Folge die christliche Kirche ein<br />

erstaunliches Wachstum erlebte – denn trotz aller<br />

Bemühungen seitens der Regierung haben die<br />

Foto: © Ywam<br />

Loren Cunningham,<br />

Gründer von „Jugend mit<br />

einer Mission“, hat jedes<br />

Land dieser Erde besucht<br />

Z für Zukunft<br />

29


<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © flickr/tomscy2000<br />

Foto: © cccowe.org<br />

<strong>Die</strong> Untergrundkirchen<br />

in China sind die<br />

schnellstwachsenden<br />

christlichen Kirchen<br />

der Welt<br />

Trotz<br />

massiver<br />

Verfolgung<br />

wenden sich<br />

jedes Jahr<br />

Millionen<br />

Chinesen <strong>dem</strong><br />

Glauben an<br />

Jesus Christus<br />

zu<br />

Chinesen sich geweigert zu akzeptieren, dass es<br />

keine geistliche Dimension des Lebens gäbe. <strong>Die</strong><br />

Untergrundkirchen in China sind die schnellstwachsenden<br />

christlichen Kirchen der Welt. Experten<br />

sprechen von einem erstaunlichen drei- bis<br />

vierprozentigem Wachstum pro Jahr. Mittlerweile<br />

schätzt man die Christen auf 110 Millionen, was<br />

8,5 Prozent der Bevölkerung entspricht.<br />

Es ist schwer, sich solche Zahlen vorzustellen.<br />

Wenn man sich die chinesischen Christen als eine<br />

eigene Nation vorstellen würde, dann wären sie<br />

die elftgrößte Nation der Welt! (Alle Deutschen<br />

zusammengenommen wären deutlich weniger, sie<br />

kämen auf Platz 17.)<br />

<strong>Die</strong> Bibel, das Wort Gottes, schlägt schnell<br />

Wurzeln im Leben des chinesischen Volkes. Interessanterweise<br />

sind viele dieser neuen „Christen“<br />

junge Menschen, denen ihr ganzes Leben lang<br />

eingetrichtert wurde, es gebe keinen Gott. Trotz<br />

massiver Christenverfolgung, die von beruflicher<br />

Diskriminierung und Geldstrafen über Freiheitsverlust<br />

und Folter bis hin zu Mord und Todesstrafe<br />

reichte (und die noch nicht vollständig abgeklungen<br />

ist), wenden sich jedes Jahr Millionen<br />

Chinesen <strong>dem</strong> Glauben an Jesus Christus zu.<br />

Sie finden Gott und sein Buch. David Aikman<br />

vom Time Magazine, langjähriger Beobachter der<br />

Entwicklung in China, sagte: „China ist dabei, ein<br />

christliches Land zu werden. Ich erwarte, dass<br />

China in den nächsten 20 Jahren zwischen 20 und<br />

30 Prozent Christen haben wird.“<br />

Bei einem Treffen mit Christen in einem Hinterzimmer<br />

einer alten Fabrik am Rand einer chinesischen<br />

Großstadt wurde Loren Cunningham<br />

selbst Zeuge dieser Entwicklung. Alle Fenster<br />

waren mit schwarzer Plastikfolie verklebt. Auf allen<br />

Straßen, die zu diesem Raum führten, waren<br />

eigene Leute mit Handys platziert, die sofort warnen<br />

sollten, falls Polizei auftauchte. Trotz dieser<br />

Sicherheitsmaßnahmen war die Gefahr so groß,<br />

dass die Christen ihre Lieder nur leise und zurückhaltend<br />

sangen.<br />

Cunningham sollte vor der Abschlussklasse einer<br />

geheimen theologischen Ausbildungsstätte in<br />

China sprechen. Er fühlte sich etwas deplatziert.<br />

<strong>Die</strong> meisten dieser jungen Leute hatten bereits<br />

massive Christenverfolgung erlitten. Zwölf ihrer<br />

Studienkollegen wurden ermordet. Sie waren unerschrocken,<br />

mutig und bereit, egal was es sie kosten<br />

würde. <strong>Die</strong>se jungen Männer und Frauen dort<br />

sind nur ein winziger Teil einer großen Bewegung,<br />

die Kirchenhistoriker staunen lässt und in so mancher<br />

chinesischen Behörde Furcht auslöst. Wenn<br />

die Chinesen weiterhin ihre Hoffnung auf den Gott<br />

der Bibel setzen und sein Wort ernst nehmen, so<br />

Cunningham, würde ihre Nation an Wohlstand zunehmen<br />

und vielleicht bald die Welt anführen.<br />

<strong>Die</strong> zweite Bedingung für China, zur führenden<br />

Nation der Welt zu werden, werde erfüllt,<br />

wenn die westlichen Nationen weiterhin und<br />

mit gleichbleibender Geschwindigkeit sich von<br />

der Bibel abwenden. Amerika und andere westliche<br />

Nationen werden in ihrer Führungsrolle zunehmend<br />

schwächer.<br />

Ist Amerika heute ein unentwickeltes Land?<br />

<strong>Die</strong>se <strong>Frage</strong> stellte vor Kurzem der Ökonom<br />

Dr. Michael Schluter, Mitautor des Buches „The<br />

R Factor“ (The Relationship Faktor = Der Beziehungsfaktor)<br />

einer Gruppe von Führungspersönlichkeiten.<br />

Dr. Schluter ist einer der Gründer der<br />

Relationships Foundation (dt. Stiftung für Beziehungen).<br />

Seine Stiftung war einer der Hauptvermittler<br />

für die Schritte zur Versöhnung, die zum<br />

Ende der Apartheid in Südafrika geführt haben.<br />

Als Dr. Schluter diese überraschende <strong>Frage</strong> stellte,<br />

waren die Zuhörer etwas verwundert. Er erklärte<br />

weiter, dass Gott eine Nation vermutlich nicht<br />

<strong>nach</strong> ihrem Einkommen beurteilt, sondern auf-<br />

30<br />

Z für Zukunft


<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />

grund dessen, wie genau sie die Bibel befolgt – insbesondere<br />

das größte Gebot, Gott zu lieben und den<br />

anderen wie sich selbst. Wären gesunde Beziehungen<br />

Bewertungskriterium für ein Land und nicht<br />

das Durchschnittseinkommen der Bürger oder das<br />

Bruttosozialprodukt, dann hätten die USA im globalen<br />

Ranking einen ganz anderen Rang inne.<br />

Fakt ist, Amerika hat eine der weltweit<br />

höchsten Scheidungsraten: 43 Prozent aller<br />

Ehen enden innerhalb von 15 Jahren. Amerika<br />

hat zwei Millionen Gefängnisinsassen, das ist<br />

die höchste Pro-Kopf-Rate der Welt, und die Sucht<br />

<strong>nach</strong> Alkohol, Drogen, Glücksspiel und Pornografie<br />

nimmt immer mehr überhand.<br />

Warum ist die amerikanische <strong>Gesellschaft</strong> so<br />

zerbrochen, obwohl sich mehr als 84 % der Amerikaner<br />

als Christen bezeichnen? <strong>Die</strong> Antwort ist<br />

klar. Während fast 70 Prozent der Amerikaner<br />

jede Woche in eine Kirche gehen, hat das Wort<br />

Gottes in ihrem Alltag kaum eine Bedeutung. Laut<br />

einer Umfrage treffen nur sieben Prozent der Erwachsenen<br />

zwischen 18 und 35 Jahren ihre moralischen<br />

Entscheidungen auf der Grundlage der Bibel.<br />

Für ältere Menschen über 35 Jahren liegt der<br />

Prozentsatz etwas höher, bei 18 Prozent. Worauf<br />

stützen sich die Amerikaner, wenn sie Entscheidungen<br />

zu treffen haben? Laut dieser Umfrage<br />

entscheiden die meisten aufgrund ihrer „Gefühle“<br />

oder „<strong>dem</strong> Nutzen“, den sie sich selbst erhoffen.<br />

Foto: © Sflickr/Rupert Ganzer<br />

Europa gibt sein Erbe auf<br />

<strong>Die</strong> Nationen Westeuropas wenden sich von Gott und<br />

der Bibel sogar noch schneller ab, als dies in Amerika<br />

der Fall ist. Europäer sehen Kirche und den<br />

Glauben an Gott als altmodisch und unwichtig<br />

an, oder sie halten ihn sogar für fortschrittsfeindlich.<br />

Eine Langzeitstudie über europäische<br />

<strong>Werte</strong> zeigt, wie weit sich die Europäer mittlerweile<br />

von ihrem christlichen Erbe entfernt haben: Nur<br />

21 Prozent der Europäer sagen, Religion sei für sie<br />

„sehr wichtig“, und nur 15 Prozent nehmen an irgendeinem<br />

Gottesdienst teil. Nur für wenige haben<br />

Himmel, Hölle oder Sünde noch eine Bedeutung.<br />

Andere Studien bestätigen dieses deprimierende<br />

Bild. In England nehmen nur 11 Prozent<br />

der Bevölkerung einmal im Monat an einem Gottesdienst<br />

teil. Kein Wunder, dass die Prozentsätze<br />

für Ehescheidung, alleinerziehende Eltern,<br />

Selbstmord und Drogensucht so hoch sind und<br />

dass die Gewalt in den Städten stetig zunimmt. In<br />

Norwegen wird die Hälfte der Kinder durch unverheiratete<br />

Frauen zur Welt gebracht. Es wird<br />

immer mehr zur Normalität, dass Paare nicht<br />

mehr heiraten. In Deutschland, der Geburtsstätte<br />

der Reformation, gehen nur noch acht<br />

Prozent der Menschen regelmäßig zur Kirche.<br />

Traurigerweise herrscht in diesen einst christlichen<br />

Nationen mittlerweile Feindseligkeit gegenüber<br />

denen, die ihren auf die Bibel gegründeten<br />

Glauben ernst nehmen. Stattdessen ist es<br />

schick, die eigene Spiritualität in New Age, heidnischen<br />

Kulten und okkulten Praktiken oder anderen<br />

Philosophien auszuleben.<br />

Amerika hat<br />

zwei Millionen<br />

Gefängnisinsassen,<br />

das<br />

ist die höchste<br />

Pro-Kopf-Rate<br />

der Welt<br />

Ausbreitung des Islams in Europa<br />

Das verschärft die Situation zusätzlich. <strong>Die</strong> muslimischen<br />

Geburtenraten übersteigen die nichtmuslimischen<br />

bei Weitem. Europäer bekommen<br />

weniger Babys. Sie haben eine negative Geburtenrate,<br />

sie gebären also nicht genug Kinder, um<br />

die Sterberate auszugleichen. Andererseits hat<br />

Europa Millionen von Gastarbeitern eingeladen,<br />

die meisten aus <strong>dem</strong> Nahen Osten und Nordafrika.<br />

<strong>Die</strong>se muslimischen Immigranten haben hohe<br />

Geburtenraten. Wenn dieser Trend anhält, ist der<br />

Islam gegen Ende dieses Jahrhunderts in Europa<br />

die vorherrschende Religion.<br />

Während westliche Nationen den Zuwachs<br />

des Islams in Europa fürchten, scheinen sie für<br />

ihr eigentliches Problem blind zu sein – den Verlust<br />

ihres eigenen Glaubens. Wenn wir im Westen<br />

Foto: © Agentur PJI/Montage<br />

Wenn dieser Trend anhält,<br />

ist der Islam gegen Ende<br />

dieses Jahrhunderts in Europa<br />

die vorherrschende Religion<br />

Z für Zukunft<br />

31


<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © Wikipedia/Bernd Schwabe<br />

Spaßgesellschaft - lebe, wie<br />

es dir gefällt! Alles ist erlaubt<br />

„Wenn wir<br />

im Westen die<br />

Bedeutung<br />

Gottes herunterspielen,<br />

wird<br />

<strong>unsere</strong><br />

Führungsrolle<br />

in der Welt<br />

weiter<br />

abnehmen“<br />

Loren Cunningham &<br />

Janice Rogers,<br />

„Das Buch, das Nationen<br />

transformiert – <strong>Die</strong> Kraft<br />

der Bibel, jede Nation<br />

zu verändern“,<br />

William Carey Verlag,<br />

ISBN 978-3-944108-35-3<br />

weiterhin die Bedeutung Gottes herunterspielen<br />

oder sogar seine Existenz leugnen und uns von<br />

den absoluten Wahrheiten abwenden, die in der<br />

Bibel offenbart werden, dann wird <strong>unsere</strong> Führungsrolle<br />

in der Welt weiter deutlich abnehmen.<br />

Unsere Kulturen werden sich mehr und mehr <strong>dem</strong><br />

Streben <strong>nach</strong> Vergnügung und Materialismus zuwenden,<br />

wodurch Verantwortungslosigkeit, Unehrlichkeit,<br />

Korruption und Gewalt zunehmen.<br />

Eine neue Form von Armut zeichnet sich ab. Amerika<br />

und der Westen werden zunehmend Zerfallserscheinungen<br />

aufweisen. Und wenn China sein<br />

erstaunliches Wachstum fortsetzt, dann wird es<br />

innerhalb von drei oder vier Generationen zur<br />

führenden Nation der Welt aufsteigen.<br />

Dennoch glaubt Loren Cunningham nicht, dass<br />

Niedergang das unabänderliche Schicksal des<br />

Westens ist. „Wir können sehen und erleben,<br />

dass sowohl China und der Westen – sowie alle<br />

Nationen der Welt – sich zu <strong>dem</strong> Potenzial erheben,<br />

mit welchem Gott jedes einzelne Land<br />

gesegnet hat. Wir können erleben, dass sowohl<br />

der Westen als auch China in Frieden und Einheit<br />

zusammenleben und <strong>dem</strong>selben Gott dienen. Wir<br />

können <strong>unsere</strong> Länder transformiert und <strong>unsere</strong><br />

geistliche Grundlagen wiederhergestellt sehen.“<br />

<strong>Die</strong>se Grundlagen befinden sich in einem Buch –<br />

in Gottes Buch, der Bibel! Wagen wir es, an dieses<br />

zu glauben und entsprechend zu handeln?<br />

Können wir den Trend umkehren?<br />

Ist es möglich, eine Gemeinschaft, eine Stadt oder<br />

ein ganzes Land grundlegend umzugestalten?<br />

Wenn wir das Vaterunser beten und uns bewusst<br />

machen, was da über <strong>unsere</strong> Lippen kommt, fällt<br />

uns vielleicht etwas auf: Darin sollen wir bitten,<br />

dass sein – Gottes – Reich komme und sein Wille<br />

auf der Erde geschehe, so wie er im Himmel<br />

geschieht. Jesus Christus, der dieses Gebet empfahl,<br />

gab seinen Nachfolgern auch den Auftrag,<br />

alle Nationen zu Jüngern zu machen – das heißt,<br />

sie sollten sie anleiten, alles umzusetzen, was er<br />

ihnen vermittelt hatte.<br />

Wäre es unmöglich, Gottes Absichten auf der<br />

Erde auszuführen, könnten nicht ganze Nationen<br />

Gottes weise Anordnungen übernehmen, hätte Jesus<br />

dann diesen Auftrag erteilt? Sicher nicht. Er<br />

würde doch nicht zu etwas auffordern, was nicht<br />

umsetzbar wäre.<br />

Einige vertreten die Auffassung, das Böse auf<br />

der Erde könne man ohnehin nicht aufhalten. Obwohl<br />

Loren Cunningham durchaus auch feststellt,<br />

dass das Böse zunimmt, hält er Jesus dennoch<br />

nicht für einen Fatalisten. Er ist überzeugt, dass<br />

wir dazu beitragen können, dass <strong>unsere</strong> Länder<br />

umgestaltet, zum Guten verändert werden. Ein<br />

Zitat aus der Bibel: „Wo die Sünde zunimmt,<br />

da nimmt die Gnade umso mehr zu.“ Rückzug,<br />

Resignation – das kann nicht die Lösung sein.<br />

Der Auftrag Jesu, alle Nationen anzuleiten und<br />

zu seinen Nachfolgern zu machen, hat eine gute<br />

Grundlage: „Mir ist alle Macht (Autorität) gegeben<br />

im Himmel und auf Erden, sagt Jesus. Darum<br />

geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern<br />

und leitet sie an, alles zu bewahren, was ich euch<br />

mitgeteilt habe! Und zu guter Letzt: Ich bin bei<br />

euch alle Tage bis zum Finale.“ 1<br />

1 Matthäus 28,18–20.<br />

32<br />

Z für Zukunft


Testimonial<br />

Foto: © Agentur-PJI/Bundesarchiv_101I-656-6103-07<br />

Bei deinem Namen gerufen<br />

Christa Meves erinnert sich in ihrem langen Leben an einen Moment, in <strong>dem</strong> sie als<br />

19-jährige Studentin, auf einem Gefechtsstand <strong>dem</strong> unaufhörlichen Bombenhagel ausgesetzt,<br />

ihr Ende unmittelbar vor Augen hatte.<br />

Es konnte ja nur eine Feuerpause sein; es<br />

war auch gewiss nicht die letzte Welle der<br />

herandröhnenden Bomber. Ich wusste das;<br />

denn ich saß als Flakwaffenhelferin im Gefechtsstand<br />

einer Flakbatterie in der Nähe von Bitterfeld<br />

und hatte die Aufgabe, in der Deutschlandkarte<br />

kleine Holzflugzeuge anzubringen – die<br />

„roten Enten“ kennzeichneten die angreifenden<br />

Bomber –, je <strong>nach</strong> den mir per Funk übermittelten<br />

Positionsangaben. Draußen, gewissermaßen „auf<br />

der Brücke“, stand der Kommandant der Stellung.<br />

Mit aufmerksamen Augen schaute er durch<br />

einen Sehschlitz in den Bunker hinein und auf diese<br />

Karte, um <strong>nach</strong> diesen Angaben <strong>dem</strong> Ring der<br />

schweren Flakgeschütze seinen Schießbefehl zu<br />

geben, die hier zur Verteidigung des größten Benzinwerkes<br />

Deutschland, der Leuna- und Bunawerke,<br />

aufgestellt waren.<br />

In den Winternächten des Jahres 1945 flogen<br />

meine „roten Enten“ immer seltener irgendwo<br />

anders hin – sie nahmen wieder und wieder Kurs<br />

direkt auf <strong>unsere</strong>n Standort zu. Hölle. Das Zischen<br />

und Pfeifen der Bomben, die Feuervulkane<br />

der Explosionen, das fürchterliche Donnern der<br />

schwersten Flakkanonen – Untergang. Es war sicher:<br />

Heute oder morgen würde unweigerlich das<br />

Ende kommen, wie schon für so viele <strong>unsere</strong>r<br />

Freunde … Es gab kein Entrinnen.<br />

Ich hatte eine kleine Taschenbibel bei mir, und<br />

die schlug ich auf, mit einem Stoßgebet in die unheimliche<br />

Stille der Feuerpause hinein. In dieser<br />

Ausgabe waren die wichtigsten Stellen fettgedruckt,<br />

und meine Augen fielen auf einen Satz<br />

bei Jesaja 43:<br />

„Fürchte dich nicht; denn ich habe dich erlöst.<br />

Ich habe dich bei deinem Namen gerufen;<br />

du bist mein! Denn so du durch Wasser gehst,<br />

will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht<br />

sollen ersäufen; und so du durch Feuer gehst,<br />

sollst du nicht brennen, und die Flamme soll<br />

dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein<br />

Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland, … und ich<br />

habe dich lieb. …<br />

So fürchte dich nun nicht; denn ich bin bei dir.“<br />

Ich hatte<br />

eine kleine<br />

Bibel bei mir, in<br />

der Stille der<br />

Feuerpause<br />

schlug ich<br />

sie auf<br />

Z für Zukunft<br />

33


Testimonial<br />

Foto: © Bundesarchiv_183-57339-0012<br />

Es ging um die Verteidigung<br />

des größten Benzinwerkes<br />

Deutschlands, der Leunaund<br />

Bunawerke<br />

Christa Meves<br />

feiert <strong>dem</strong>nächst<br />

den<br />

90. Geburtstag<br />

Foto: © Agentur PJI<br />

Ich erspürte, ja, ich erlebte es, fest in Gottes<br />

Hand zu sein!<br />

Merkwürdigerweise überlebte ich das Inferno,<br />

merkwürdigerweise begann das ganze Leben<br />

noch einmal und wurde schön, immer schöner.<br />

Später nahm ich mir diese Bibelstelle ausführlich<br />

vor und erfuhr eine große Ernüchterung: Dem<br />

auserwählten Volk war diese Verheißung damals<br />

von Gott zugesprochen, keineswegs einer kleinen<br />

deutschen Studentin, die ein verzweifelter Diktator,<br />

als er mit <strong>dem</strong> Rücken zur Wand stand, unter<br />

der Androhung von Gefängnisstrafe zu den Waffen<br />

gerufen hatte. Aber es war doch mitten in der Hölle<br />

wie ein Umschlossen-Werden mit einem Schutzmantel<br />

gewesen – wie etwas ganz Unmittelbares.<br />

Glücklicherweise stellte ich bei einer genaueren<br />

Beschäftigung mit der Bibel (besonders mit<br />

den Evangelien) fest, dass dort der direkte Zuspruch<br />

an gewöhnliche Menschen gar nicht einmal<br />

so selten ist. Im Alten Testament ist z. B. Samuel<br />

so einer; in der Nacht wurde er bei seinem<br />

Namen gerufen. Zuerst dachte er, der Priester<br />

Eli hätte ihn gerufen. Er antwortete gewissermaßen<br />

in einem noch unbewussten Gehorsam: „Hier<br />

bin ich!“; denn natürlich begriff er noch nicht<br />

sofort, worum es hier ging. Er musste sich erst<br />

von seinem Lehrer, <strong>dem</strong> Priester Eli, davon überzeugen<br />

lassen, dass es sich um einen Ruf durch<br />

Gott selbst handelte. Dann allerdings antwortete<br />

er ohne Wenn und Aber mit einer klaren Entscheidung:<br />

„Rede, Herr; dein <strong>Die</strong>ner hört!“ 1<br />

Auch die Jünger waren schließlich schlichte<br />

Menschen, und die kanaanäische und die samaritische<br />

Frau erst recht. Der Ruf kann offenbar jeden<br />

treffen, von gesellschaftlichen Rängen oder<br />

höherer Schulbildung ist das nicht abhängig. Ja,<br />

ist nicht seit Golgatha jeder von uns ein Gerufener<br />

– gerufen bei seinem eigenen kleinen<br />

Menschennamen? Ist es nicht lediglich nötig,<br />

dass diese Gegebenheit in einer Schicksalsstunde<br />

ins Bewusstsein tritt? Allerdings: Bei wem diese<br />

Erkenntnis einschlägt, wer hinhorcht, der wird –<br />

wie Samuel – geradezu davon hingerissen werden,<br />

nun auch diesem Ruf zu folgen.<br />

Vermutlich wird für viele Menschen, für die<br />

Christsein zum Lebensausdruck geworden ist,<br />

eine solche Ausrichtung nicht im Mindesten spektakulär<br />

sein. Vielmehr wird das Timbre des Alltagslebens<br />

jetzt lediglich ein ganz anderes: Es<br />

wird eine viel tiefere, sinnvollere Färbung bekommen.<br />

So wird jetzt z. B. als ein Gerufen-Sein erlebt,<br />

Kinder aufzuziehen. Es dient jetzt höherer<br />

Nachfolge, sich für andere Menschen einzusetzen,<br />

und es wird jetzt zum normalen Lebensstil,<br />

menschenfreundlich und hilfsbereit zu sein – am<br />

Arbeitsplatz, als Nachbar, im Umfeld, als Ehemann,<br />

als Ehefrau. Es bedeutet, bei Gottes Namen<br />

gerufen zu sein, sich in seinen eigenen Begabungen<br />

zu üben und dann gewissermaßen mit<br />

seinen „Pfunden zu wuchern“. Das macht das Leben<br />

schön und sinnvoll, und es beschenkt mit einem<br />

Frieden, der sogar durch jede Hölle trägt,<br />

wenn wir uns dieser Verheißung nur stellen.<br />

In einer von Gott losgelösten <strong>Gesellschaft</strong><br />

scheint dieser Ruf ferne, für viele ist es, als wäre<br />

überhaupt nichts da. Aber nur weil alles lauter<br />

wurde, kann man auf keinen Fall sagen, dieser<br />

Ruf wäre nicht mehr da. Selbst aus weiter Ferne<br />

kann dieser Ruf nie ganz verstummen. Er mag leiser<br />

zu sein scheinen, man muss in dieser schnelllebigen<br />

Zeit vielleicht bewusster zur Ruhe kommen.<br />

Aber dann hört man diesen Ruf auch jetzt: „Fürchte<br />

dich nicht; denn ich habe dich erlöst. Ich habe<br />

dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“<br />

Gott kennt mich bei meinem Namen. Er sieht<br />

mich. Ich bin nicht anonym, irgendwer in einer<br />

unüberschaubar großen Masse. Ich bin gewollt,<br />

34 Z für Zukunft


Das Buch vom unerhörten Sinn d<br />

Leben zum Immer-wieder-lesen<br />

Foto: © Wikipedia/Gerhard van Honthorst<br />

<strong>Die</strong><br />

gebundene<br />

Ausgabe<br />

eine ganz<br />

besondere<br />

Geschenks-<br />

Idee<br />

Ein literarisches<br />

Meisterwerk<br />

von Martin Schleske<br />

Feinsinnig<br />

mit Tiefgang,<br />

eines der<br />

bedeutensten<br />

Bücher<br />

dieser Tage<br />

König und Liedermacher: Davids Lieder sind populär seit 4000 Jahren<br />

ich bin erkannt! So viele Einsame in <strong>unsere</strong>r modernen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> sollten davon erfahren.<br />

Der König David hat diese unfassbaren Gedanken<br />

in einem Lied zusammengefasst:<br />

„Denn du hast mich gebildet im Mutterleib.<br />

Ich preise dich darüber, dass ich auf so erstaunliche<br />

und ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar<br />

sind deine Werke, meine Seele erkennt es<br />

sehr wohl. Deine Augen sahen mich bereits, ehe<br />

ich noch bereitet war, und alle Tage waren in dein<br />

Buch geschrieben, die noch werden sollten, bevor<br />

sie waren. Wie schwer sind für mich, Gott, deine<br />

Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß!“ 2<br />

Christa Meves, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin sowie<br />

Autorin vieler Bücher, die millionenfache Auflagen erreicht<br />

haben. Über den Verein „Verantwortung für die Familie“<br />

erhalten sie weiterführende Informationen: www.vfa-ev.de<br />

1 1. Samuel 3,10.<br />

2 Psalm 139,13–17.<br />

Einer der großen Geigenbauer der Gegenwart nimmt alle<br />

Phasen seines Handwerks als Gleichnis für das Leben. Er beschreibt<br />

darin den christlichen Glauben auf so eindrucksvolle<br />

Weise, dass sich jeder „Denker“ diesen Glauben ernsthaft<br />

in Erwägung ziehen wird.<br />

<strong>Die</strong> gebundene Ausgabe ist das<br />

beste Geschenk, das Sie machen<br />

können!<br />

Gb, 325 S., 22 x 15 cm,<br />

Best.Nr.: 453.103.711<br />

21,95<br />

Als CD: Martin Schleske, liest<br />

die besten Passagen aus seinem<br />

Buch und gewährt einen akustischen<br />

Einblick in seine Künstler-Werkstatt.<br />

Der Geiger Alban<br />

Beikircher, Solist u.a. bei den<br />

Münchner Symphonikern, bringt<br />

eine Schleske-Geige auf dieser<br />

Doppel-CD zum Klingen.<br />

140 Min. Laufzeit, 12 S. Booklet,<br />

Fotos von Donata Wenders<br />

Best.Nr.: 453.103.709 19,99<br />

Der Klang als Taschenbuch<br />

Pb., 448 S., 13,5 x 20,6 cm<br />

Best.Nr.: 453.103.708 12,99<br />

Viele weitere Titel, die uns die Bedeutung der <strong>Werte</strong> vermitteln, finden<br />

Sie im Internet. Online-Bestellung ab 19,- versandkostenfrei in DE<br />

http://shop.agentur-pji.com • info@agentur-pji.com<br />

Z für Zukunft<br />

35


HDAV-Panorama-Vision auf 3 x 9 Metern<br />

Multi-Media-Vortrag in Ihrer Kirche oder Ihrem Stadtsaal<br />

Eine visuelle Reise durch die Geschichte der ersten Kirche in Kleinasien, begleitet von Ereignissen, als wäre man in die Zeit der Apostelgeschichte zurückversetzt<br />

Auf der Suche <strong>nach</strong><br />

der Kraft des Glaubens<br />

Außergewöhnliche Erfahrungen auf <strong>dem</strong> Paulusweg<br />

Buchen Sie diesen Vortrag in Ihrer Stadt<br />

Prädikat<br />

besonders<br />

ermutigend<br />

Panorama-Bilder aus <strong>dem</strong> Multi-Media-Vortrag<br />

Auf der Suche <strong>nach</strong> der Kraft des<br />

Glaubens hat sich Peter Ischka auf<br />

die Spuren des Apostel Paulus und<br />

der ersten Christen in „Kleinasien“,<br />

der heutigen Türkei, begeben. Herrliche<br />

Panoramabilder auf der<br />

Großleinwand (9 x 3 Meter) zeigen<br />

viele historische Plätze. Geschichte und<br />

Gegenwart verschmelzen, wenn wir<br />

von der Kraft der Anfänge der Kirche<br />

inspiriert werden.<br />

Orte des Christentums in der Türkei<br />

• <strong>Die</strong> Metropole Istanbul und der<br />

Niedergang Konstantinopels<br />

• Über Ankara zu den 1000 Höhlenkirchen<br />

Kappadokiens und das<br />

Gebiet der Galeter<br />

• <strong>Die</strong> 7 apokalyptischen Gemeinden<br />

• Das Naturwunder von Pamukkale gegenüber<br />

<strong>dem</strong> legendären Laodicea<br />

• An der türkischen Südküste fing<br />

die eigentliche Reise für Paulus<br />

an. Gerade dort hat Peter Ischka<br />

nahzu alles erlebt, wovon in der<br />

Apostelgeschichte berichtet wird.<br />

Wie zu Zeiten<br />

der Apostelgeschichte:<br />

• Einer wegen der Bekehrung Gefangener<br />

wird aus <strong>dem</strong> Gefängnis<br />

befreit<br />

• Daumennagelgroße Nierensteine verschwinden<br />

<strong>nach</strong> schlichtem Gebet<br />

• Jesus begegnet Muslimen in Träumen<br />

und Visionen<br />

• Ein Tauber bekommt sein Gehört<br />

zurück.<br />

• sogar ein Esel wird übernatürlich<br />

berührt – u.v.m.<br />

Das war für Peter Ischka nur der Anfang<br />

einer Reihe praktischer Antworten<br />

auf seine <strong>Frage</strong> <strong>nach</strong> der ursprünglichen<br />

Kraft des Glaubens.<br />

<strong>Die</strong>ser Vortrag richtet sich an:<br />

• Suchende Menschen<br />

• Christen, die im Glauben gestärkt<br />

werden wollen<br />

• an türkische Mitbürger<br />

Ideal für Ihre Kirche. Eine hochwertige,<br />

kulturell relevante Veranstaltung,<br />

die zugleich den Reichtum des Glaubens<br />

an Jesus vermittelt.<br />

Besucher sind von diesem Vortrag<br />

bewegt und wollen mehr über<br />

den christlichen Glauben erfahren.<br />

Für Infos & Terminplanung:<br />

Mission is possible e.V.<br />

73099 Adelberg, Grabenweg 20<br />

07166 - 91 93 0, 0171 - 12 00 983<br />

info@mission-is-possible.de<br />

www.ischka.com/mmv<br />

36<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

Foto: © fotolia/Jürgen Fälchle<br />

Zukunftswerte allgegenwärtig<br />

Vom Leben in einer zukünftigen Parallelwelt, vom Leben in der Gegenwart, vom ewigen<br />

Leben – nicht nur auf Googleservern –, vom Wert der Zukunft.<br />

Frank H. Wilhelmi<br />

Von Algorithmen, Orakeln und Offenbarung<br />

Szenario 1: Sie sitzen in einem interessanten Vortrag<br />

und hören <strong>dem</strong> Sprecher zu. Plötzlich denken<br />

Sie an die anstehende Auseinandersetzung<br />

mit Ihrer Ehefrau oder an das in Kürze fällige<br />

Personalgespräch mit Ihrem Chef. Dann wird Ihnen<br />

bewusst, dass Sie entscheidende Inhalte des<br />

Vortrags verpasst haben. Wo waren Sie mit Ihren<br />

Gedanken?<br />

Szenario 2: Sie führen <strong>nach</strong> Feierabend ein Gespräch<br />

mit einem Kollegen, der ebenfalls in Ihrem<br />

Unternehmen arbeitet. Er beklagt sich über den<br />

täglichen Stress, den auch Sie zunehmend als<br />

belastend empfinden. Wenn Sie am Abend <strong>nach</strong><br />

Hause kommen, stimmen Sie vor Ihrer Frau in<br />

die allgemeine Klage über das „Burn-out-Syndrom“<br />

ein. Verständnisvoll pflichtet sie Ihnen bei,<br />

während Ihre sechjährige Tochter seit acht Uhr<br />

früh unermüdlich und fröhlich herumspringt und<br />

Sie, den „gestressten Mann“, nun auch noch zum<br />

Spielen überreden will.<br />

Sie fragen sich, warum die Kleine, die nur<br />

ein Viertel Ihrer Körperkräfte besitzt, noch<br />

so lebendig ist, und warum Sie müde und genervt<br />

sind? Sie beschließen, der Sache <strong>nach</strong>zugehen,<br />

und rekapitulieren ihren Arbeitsalltag:<br />

7.30 Uhr aufstehen, eine Runde auf <strong>dem</strong> Heimtrainer,<br />

Dusche, ausgiebiges Frühstück, im klimatisierten<br />

Auto ins Büro gefahren, mit <strong>dem</strong><br />

Kollegen erst mal Kaffee getrunken, dann drei<br />

Meetings (Gespräche bei Kaffee, Saft und Keksen),<br />

dann Nachbereitung am Schreibtisch,<br />

mit der Sekretärin die <strong>Die</strong>nstreise geplant<br />

und dann Verträge für den Chef vorbereitet.<br />

Anschließend fuhren Sie mit <strong>dem</strong><br />

Auto <strong>nach</strong> Hause und fielen müde auf<br />

die Couch. Was war denn eigentlich<br />

so anstrengend dabei?<br />

Foto: © flickr/Simone Meier<br />

Warum<br />

bin ich so<br />

müde und<br />

genervt, die<br />

Kleine aber<br />

immer noch<br />

so quicklebendig?<br />

Z für Zukunft<br />

37


Leitthema<br />

Foto: © flickr-EladeManu<br />

Foto: © flickr/Bhernandez<br />

Wir leben in der Sorge vor<br />

der Zukunft. Zwei Drittel<br />

<strong>unsere</strong>r Kraft fließen in ein<br />

Leben in einer zukünftigen<br />

Parallelwelt<br />

Ist die<br />

Identität<br />

gefährdet,<br />

reagiert die<br />

Seele mit<br />

Kompensationszwang.<br />

Bedroht<br />

werde ich nicht<br />

vom Leben,<br />

sondern nur<br />

von meinen<br />

Erwartungen<br />

Leben wir in der Zukunft?<br />

Nach Untersuchungen von Arbeitswissenschaftlern<br />

arbeiten wir nur etwa ein Drittel <strong>unsere</strong>r<br />

Arbeitszeit, also durchschnittlich drei von neun<br />

Stunden, wirklich konzentriert an der Lösung <strong>unsere</strong>r<br />

inhaltlichen Arbeitsaufgaben. Wenn wir in<br />

einem 45-minütigen Vortrag sitzen, hören wir maximal<br />

15 Minuten wirklich aktiv zu. Was passiert<br />

in der restlichen Zeit?<br />

Wir sind nicht präsent, leben nicht in der Gegenwart.<br />

Wir leben in der Zukunft. Wie sieht diese<br />

Zukunft aus und was macht die Sache so anstrengend?<br />

Zwei Drittel <strong>unsere</strong>r Kraft fließen in ein Leben<br />

in einer zukünftigen Parallelwelt. Sie ist ein<br />

Amalgam <strong>unsere</strong>r Lernkurven, Erfahrungen und<br />

Ängste sowie der empfundenen Mängel, die sich<br />

im Gegenbild als Sehnsüchte vor <strong>unsere</strong>n inneren<br />

Augen formieren. Sie werden zu einer Projektionsfläche<br />

für imaginäre Zukunftsszenarios. Während<br />

wir uns in einem Meeting oder Vortrag befinden,<br />

denken wir darüber <strong>nach</strong>, wohin wir in Urlaub fahren,<br />

ob wir bei der Kollegin Chancen haben oder<br />

wie wir den Job des Chefs ergattern können. Wir<br />

stellen uns vor, wie wir dann bewundert werden<br />

und wie unser Selbstwertgefühl steigt, oder aber:<br />

wie wir beim Scheitern auf den Scherbenhaufen<br />

<strong>unsere</strong>s Lebens blicken und von <strong>unsere</strong>n Freunden<br />

verachtet werden. Das kostet Kraft!<br />

<strong>Die</strong> sechsjährige Tochter hat deshalb so viel Energie,<br />

weil sie ausschließlich in einer Zeit lebt, in<br />

der Gegenwart. Seine Konzentration ist ganz im<br />

Jetzt. Gefühle und Erfahrungen werden sofort<br />

verarbeitet. Zweitens hat sie Vertrauen in die Liebe,<br />

Wertschätzung und Geborgenheit der Familie.<br />

Sie trägt (noch) keine Altlasten mit sich herum und<br />

muss deshalb auch keine Befürchtungen über mögliche<br />

Zukunftsszenarien haben – sie lebt in der Gewissheit,<br />

dass sie eine gute Zukunft hat. Wo diese<br />

verlässliche Liebe und Geborgenheit in einem familiären<br />

Umfeld fehlt, zeigen auch Kinder Stress-<br />

Symptome wie Hyperaktivität, krampfhaftes Suchen<br />

<strong>nach</strong> Aufmerksamkeit oder Autismus.<br />

Je <strong>nach</strong><strong>dem</strong>, welche Deutungsmuster ich für das<br />

Leben habe und welchen Wert die erwartete Zukunft<br />

für mich hat – und welche Sehnsüchte, Befürchtungen<br />

und Wünsche mich bewegen, wird das<br />

meine Gefühle, mein Denken, Handeln und meine<br />

Entscheidungen beeinflussen; meine Identität<br />

scheint gefährdet oder aber bestätigt zu sein.<br />

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit<br />

Wenn die Identität gefährdet scheint, reagiert die<br />

Seele mit Kontroll- oder Kompensationszwang.<br />

Dabei ist lediglich eine potenzielle Bedrohung<br />

meiner Erwartungen oder Projektionen – meines<br />

selbsterzeugten <strong>Werte</strong>systems „Leben“ – aufgetreten.<br />

Bedroht werde ich nicht vom Leben an<br />

sich, sondern nur von meiner Erwartung. Sie ist<br />

Ergebnis eines unausgesprochenen Anspruchs,<br />

der sich immer wieder als nicht haltbar erweist:<br />

Ich fühle mich als Schöpfer, erlebe aber in der Realität<br />

die Nichterfüllung dieses Anspruchs.<br />

Wenn die Grundhaltung meines Lebens auf <strong>dem</strong><br />

Irr-Glauben basiert, dass das Ich (Individualismus)<br />

oder die <strong>Gesellschaft</strong> (Sozialismus) für die Geschicke<br />

meiner Existenz entscheidend sind, dann fällt<br />

die Deutung jedes Ereignisses auf das Interpretationsmuster<br />

dieses <strong>Werte</strong>-Kanons zurück. Mein<br />

Glaube an den Ursprung, die Herkunft (religio) und<br />

die Zukunft meines Lebens (das Ziel bzw. Ende =<br />

Tod) ist <strong>prägen</strong>d für die Deutung meines Erlebens.<br />

Insofern bin ich für das, was ich glaube, tatsächlich<br />

selbst verantwortlich – und mithin auch für die<br />

Zukünfte, an deren Entstehung und Aufrechterhaltung<br />

ich mich beteilige (Ur-Sünde) und in die ich<br />

auch meine Kinder führe (Erb-Sünde).<br />

Je weiter die erlebte (interpretierte, geglaubte)<br />

Realität von der Erreichung meiner Wunschwelt<br />

(Zukunft) abzuweichen scheint, umso<br />

stärker fühle ich mich überfordert. Aus dieser<br />

38<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

Überschätzung (Versuchung) erwächst ein Verhalten,<br />

das für mich und meine Mitwelt zerstörerisch<br />

wirkt. Ich nehme andere Menschen und<br />

die Natur (die Schöpfung) für die Verwirklichung<br />

meiner Ziele in Anspruch – ich benutze sie, um<br />

mein Bildnis von mir zu erzeugen, das der Skizze<br />

des Schöpfers gleicht. Als Geschöpf falle ich nun<br />

diesem Irrglauben gleichermaßen zum Opfer. Ich<br />

bin überfordert und erlebe Burn-out durch Irrtum.<br />

Weil ich die Wirklichkeit fehldeute, verbrenne<br />

ich meine Lebenskraft.<br />

Kennen Sie den Satz: „Wer bin ich –<br />

und wenn ja – wie viele?“<br />

Er ist der Ausruf einer Generation sogenannter<br />

multipler Persönlichkeiten – Menschen, die ihre<br />

Identität suchen. Ein solchermaßen in sich gespaltener<br />

Mensch ist permanent damit beschäftigt,<br />

sich zu (er-)finden. Er sucht sein Drehbuch –<br />

d. h. ein stimmiges Selbstbild als Teil im Ganzen<br />

der Welt. <strong>Die</strong> Ansprüche vieler Menschen, die nur<br />

etwas für sich erreichen wollen und keine gemeinsame<br />

Bestimmung haben, führen dazu, dass<br />

sie einander als Konkurrenten sehen (in der Jagd<br />

um Zeit und Ressourcen). Verzweifelt versucht<br />

man nun, sich in den unterschiedlichen Rollen auf<br />

den Bühnen der Welt zu inszenieren und eine illusionäre<br />

Identität auszubilden, mit der man <strong>dem</strong><br />

permanent drohenden Kontrollverlust entgegenwirken<br />

und sich möglichst lange „im Fahrersitz“<br />

wähnen kann.<br />

Foto: © flickr/Andy G<br />

Das Linsengericht der Unsterblichkeit<br />

Das Internet, die Werbung, virtual reality, video<br />

games, second life, Avatare bieten wie nie zuvor<br />

an, uns in scheinbar „berechenbaren“ Parallelwelten<br />

zu bewegen. <strong>Die</strong> Drehbücher und Bühnen<br />

dieser Parallelwelten sind Ergebnis einer wachsenden<br />

Datenmenge, die wir alle täglich, ohne es<br />

zu bemerken, ins Netz einspeisen. Wir geben Auskunft<br />

über <strong>unsere</strong> intimsten Gefühle und Einstellungen,<br />

ohne dass uns dies bewusst wird: meine<br />

persönlichen Daten, mit wem ich kommuniziere,<br />

was ich kaufe, was ich denke, wohin ich in Urlaub<br />

fahre, welche Wege ich zurücklege (GPS),<br />

welchen Partner ich suche – das ist der Stoff<br />

der Drehbücher, die die Groß-Server generieren.<br />

Sie sammeln Daten, bilden daraus Persönlichkeitsprofile<br />

(gesammelte Identitäten, Cyber-DNA)<br />

und verkaufen sie für Werbezwecke. Mithilfe von<br />

Algorithmen (Szenarien, die sich aus Annahmen,<br />

mathematischen Modellen und Datenkombinationen<br />

ergeben) berechnen sie die Deutungsmuster<br />

<strong>unsere</strong>s Verhaltens und entwerfen daraus<br />

Zukunfts-Szenarien. <strong>Die</strong>se werden uns dann als<br />

Trends, Prognosen oder Analyse-Tools zur Verfügung<br />

gestellt. Sie wirken navigatorisch, das heißt,<br />

sie lenken und steuern uns, aber sie entspringen<br />

nicht <strong>unsere</strong>r eigenen Wahrnehmung oder Erfahrung.<br />

In Ermangelung einer eigenen Bildungsinstanz<br />

für <strong>Werte</strong> richten wir unser Leben ganz<br />

<strong>nach</strong> den Maßstäben dieser virtuellen Orakel<br />

aus. <strong>Die</strong>se bilden dann die „Erfahrungswelt“<br />

der nächsten Generation.<br />

In den Parallelwelten begegnen uns die Werbebotschaften<br />

derjenigen, die uns für ein Linsengericht<br />

<strong>unsere</strong> Daten entlocken. Sie bieten uns die<br />

Attribute an, mit deren Hilfe wir uns per Flatrate<br />

scheinbar glücklich und erfolgreich durchs Leben<br />

bewegen können. Nach <strong>dem</strong> Tod verbleibt unser<br />

virtuelles Erbe als Upload auf den Servern.<br />

Unser Glaube an diese Orakel kostet uns alles(!).<br />

Auch <strong>unsere</strong> Identität als Geliebte, ohne<br />

Vorbedingung Wertgeschätzte, zum ewigen Leben<br />

Berufene. Welch ein Unterschied zu den verzweifelten<br />

Szenarien der Selbstverwirklichung, wenn<br />

wir uns im Glauben an einen liebenden Gott ohne<br />

Bedingungen angenommen wissen könnten. Wenn<br />

wir die Gewissheit haben, dass die uns bevorstehende<br />

Zukunft von Gott gecovert ist, dass alles,<br />

„Burn-out“<br />

in seiner Vollendung<br />

Z für Zukunft<br />

39


Leitthema<br />

Foto: © flickr/TheAlieness GiselaGiardino<br />

Wir geben<br />

Auskunft über<br />

<strong>unsere</strong> intimsten<br />

Gefühle und<br />

Einstellungen<br />

und werden<br />

damit „unsterblich“<br />

in den<br />

Groß-Servern<br />

dieser Welt<br />

Foto: © ARD-Screenshot<br />

Für das Buches:<br />

„Wem gehört die<br />

Zukunft?“ erhielt<br />

Jaron Lanier <strong>dem</strong><br />

Friedenspreis des<br />

Deutschen<br />

Buchhandels 2014<br />

was uns begegnet, uns zum Besseren wirkt. In<br />

den Händen eines Gottes, der seinen Sohn geopfert<br />

hat, damit wir Heilung erfahren. In einer Beziehung<br />

zu ihm ist <strong>unsere</strong> Zukunft sicher und es ist<br />

fazinierend sich bewusst zu werden, dass wir Kreationen<br />

in seinem Ebenbild sind. Unsere Namen stehen<br />

im sogenannten Buch des Lebens, einer weit<br />

höheren Datentechnologie – achten wir nur darauf,<br />

nicht aus Ignoranz die „Delete“-Taste zu drücken.<br />

Das Internet als Gottesersatz?<br />

Am 12. Oktober dieses Jahres wurde Jaron Lanier<br />

mit <strong>dem</strong> Friedenspreis des Deutschen Buchhandels<br />

ausgezeichnet. Der Titel seines Buches lautet:<br />

„Wem gehört die Zukunft?“ In seiner Rede anlässlich<br />

der Verleihung in der Frankfurter Paulskirche<br />

führte der renommierte Wissenschaftler, Erfinder<br />

der Virtual Reality, des ersten Avatars,<br />

Unternehmer, Professor in Berkeley<br />

und Berater von Microsoft und anderen<br />

prominenten Internetfirmen aus:<br />

„Es gibt eine allgemeine statistische<br />

Vorhersehbarkeit, aber sie gilt nur für<br />

begrenzte Zeitabschnitte, und ihre Beschränkungen<br />

lassen sich nicht universell<br />

vorhersagen. Cloud-basierte Statistiken<br />

funktionieren also oft am Anfang,<br />

und dann scheitern sie.<br />

Zuerst glauben wir, wir könnten mit<br />

<strong>unsere</strong>n Computern in die Zukunft sehen,<br />

doch dann plötzlich versagen <strong>unsere</strong><br />

Systeme.<br />

Wer immer eine dieser Operationen betreibt,<br />

die ich Sirenenserver nenne, kann die Normen<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> festlegen, zum Beispiel beim Datenschutz.<br />

Es ist, als wäre er König.<br />

Innerhalb der winzigen Elite der Milliardäre,<br />

die die Cloud-Computer betreiben, herrscht der<br />

laute, zuversichtliche Glaube, dass die Technologie<br />

sie eines Tages unsterblich machen wird.<br />

Google zum Beispiel finanziert eine große Organisation<br />

mit <strong>dem</strong> Ziel, ›den Tod zu überwinden‹.<br />

Eine weitere populäre Idee ist, unser Gehirn<br />

in die virtuelle Realität ›upzuloaden‹, damit wir<br />

für immer in einer Software-Form weiterleben<br />

könnten.<br />

Wir behandeln Hoffnungen und Glaube, als<br />

wären sie etablierte Wissenschaft. Wir behandeln<br />

Computer wie religiöse Objekte.<br />

Für manche Techies mag der Glaube an die Besonderheit<br />

des Menschen sentimental oder religiös<br />

klingen, und so etwas können sie nicht leiden. Aber<br />

wenn wir nicht an die menschliche Besonderheit<br />

glauben würden, wie könnten wir dann <strong>nach</strong> einer<br />

humanistischen <strong>Gesellschaft</strong> streben?“ 1<br />

Frank H. Wilhelmi (52), Unternehmer und Vorstand einer mittelständischen<br />

Beteiligungsgesellschaft. Gründete 1990 „Unternehmen<br />

Wirtschaft und Kunst – erweitert gGmbH“, das Gestaltungsansätze eines<br />

zukünftigen Arbeits- und Kapitalbegriffes erforscht. Publikationen zum<br />

Thema Begabungsentdeckung und Personalentwicklung.<br />

1 Jaron Lanier, Ausschnitt aus der Rede zur Verleihung des<br />

Friedenspreises des Deutschen Buchhandels am 12. Oktober<br />

2014, veröffentlicht auf http://www.friedenspreis-des-deutschenbuchhandels.de/819312/.<br />

Foto: © ARD-Screenshot<br />

40<br />

Z für Zukunft


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © ARD-Schreenshot<br />

Wie der Teufel das Weihwasser<br />

– so fürchtet die ARD Christen mit <strong>Fundament</strong>. Zwischen den Zeilen der viel<br />

kritisierten NDR-Doku „Mission unter falscher Flagge“<br />

Peter Ischka<br />

Frau Mareike Fuchs und Sinje Stadtlich haben<br />

in ihrem Film genau das gemacht, was<br />

sie den Vertretern einiger „extrem konservativer<br />

Kirchen“ – wie sie sie bezeichnen – angelastet<br />

haben. Sie arbeiten stark mit Emotionen<br />

und setzen subtile Betonungen.<br />

<strong>Die</strong>se Doku vermittelt <strong>dem</strong> Fernsehzuschauer:<br />

Der christliche Glaube, der sich auf die Bibel<br />

beruft, darf lächerlich gemacht werden. Auch<br />

Pfarrer der Landeskirche unterstützen das, wie<br />

in dieser Sendung der Krankenhaus-Seelsorger Pfarrer<br />

Joachim Schlecht. Von Sünde und Teufel will niemand<br />

etwas hören. Das wäre nicht tolerant und entspricht<br />

auch nicht einem „aufgeklärten“ Weltbild.<br />

<strong>Die</strong> Moderation setzt Betonungen, die man in<br />

gedruckter Form nur schwer vermitteln kann:<br />

„Viele Emotionen und immer wieder eine Botschaft.<br />

Für sie ist Jesus (hier klingt in der Betonung<br />

dieses Namens etwas Verächtliches mit)<br />

ein Retter, ein Vorbild – davon wollen sie andere<br />

überzeugen.“ Auch bei „überzeugen“ dieser abfällige<br />

Seitenhieb.<br />

<strong>Die</strong> Bilder zeigen Ausschnitte von Veranstaltungen<br />

des Gospel-Forums in Stuttgart, einer der größten<br />

charismatischen Freikirchen in Deutschland.<br />

Moderation: „Das Gospel-Forum, eine extrem<br />

konservative christliche Gemeinde. Mit herkömmlichen<br />

Gottesdiensten hat das hier nichts<br />

zu tun.“ Das zumindest ist korrekt beobachtet.<br />

Bei herkömmlichen Gottesdiensten ist die Besucherzahl<br />

aufgrund sinkender Mitgliederzahlen<br />

gut überschaubar. In diesem Gospel-Forum treffen<br />

sich an Sonntagen etwa 4000 Menschen zu<br />

Gottesdiensten.<br />

Wir wollen hier nicht über Formen und theologische<br />

Unterschiede sprechen. Da gäbe es<br />

bei jeder Konfession und Denomination reichlich<br />

Kritikpunkte, aber auch viel Gutes. Man<br />

soll ja alles prüfen und das Gute behalten – wobei<br />

die Betonung auf „das Gute behalten“ liegt.<br />

In diesem Artikel wollen wir uns die spezielle<br />

Betonung in der Doku näher ansehen: „Eine extrem<br />

konservative christliche Kirche“. Der Untertitel<br />

der Doku lautete „Radikale Christen in<br />

Z für Zukunft<br />

41


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Herr Pfarrer Schlecht<br />

erklärt im Laufe der<br />

Sendung, was er alles<br />

nicht glaubt und wozu<br />

er sich nicht von Gott<br />

berufen fühlt<br />

Man preise Jesus wie bei<br />

einer TV-Werbung an: „Mit<br />

dieser Flasche Wein wirst<br />

du glücklich!“ – meint<br />

Pfarrer Schlecht<br />

Deutschland“. <strong>Die</strong> <strong>nach</strong>folgende Sendung brachte<br />

„Sterben für Allah – deutsche Gotteskrieger“.<br />

Was wollte der öffentlich-rechtliche Sender den<br />

Zuschauern damit wohl sagen? Auf die vielen aufgebrachten<br />

Protestschreiben wurde nur lapidar<br />

geantwortet, davon habe man nichts gewusst, es<br />

sei nur ein ungünstiger Zufall gewesen.<br />

Wer heute an die Bibel als das Wort Gottes<br />

glaubt, ist extrem konservativ. <strong>Die</strong> Doku signalisiert,<br />

das sei gefährlich und deshalb abzulehnen.<br />

Das ist nicht der erste Versuch, den uneingeschränkten<br />

Glauben an die Bibel als radikal<br />

abzustempeln und in der Nähe islamistischer Gotteskrieger<br />

anzusiedeln. Warum das? <strong>Die</strong> Autorinnen<br />

haben sich wahrscheinlich noch nicht mit den<br />

Unterschieden der Inhalte von Bibel und Koran<br />

auseinandergesetzt.<br />

Moderation: „Jesus, angepriesen wie ein Allheilmittel.<br />

<strong>Die</strong> dabei sind, glauben das – andere<br />

sehen das kritisch.“ Wieder diese Unterstreichungen<br />

in der Betonung. Das war durchaus keine neutrale<br />

Feststellung. <strong>Die</strong>, die das glauben, werden<br />

durch den gesetzten Akzent ins Abseits gestellt, zu<br />

Sonderlingen gemacht. <strong>Die</strong> das kritisch sehen, die<br />

sind die Guten. Zumindest gut für das, was die Autorinnen<br />

mit der Sendung vermitteln wollen.<br />

„Sie glauben an die Unfehlbarkeit der Bibel. Viele<br />

sehen Jesus als Retter, der heute noch Wunder,<br />

wie Heilungen, vollbringt. <strong>Die</strong>, die Jesus ablehnen,<br />

seien verdammt und sollten errettet, also missioniert<br />

werden.“<br />

Foto: © ARD-Schreenshot<br />

Dass Errettung notwendig sein könnte, ist ein<br />

Anstoß. Das passt nicht eine Welt, in der alles<br />

gleich gültig – also gleichgültig – sein sollte. So<br />

eine Aussage konfrontiert den Pluralismus, der<br />

so leben will, wie es einem gerade gefällt. Ist diese<br />

Doku nicht auch ein subtiler Aufschrei einer<br />

verlorenen <strong>Gesellschaft</strong>: Ich will nicht verdammt<br />

sein! Aber so ein Schrei wäre uncool, also würgt<br />

man ihn lieber gleich ab.<br />

„An die Bibel als Wort Gottes zu glauben –<br />

das tut man nicht, nicht mehr heute in einer<br />

aufgeklärten Welt.“ Unausgesprochen wird das<br />

in <strong>dem</strong> Beitrag immer wieder unterstrichen. Das<br />

trifft die breite Stimmung in einer weitgehend<br />

von Gott losgelösten <strong>Gesellschaft</strong>. So eine Doku<br />

will im Kontrast zu <strong>dem</strong> unterdrückten Aufschrei<br />

beruhigen und beteuern, dass man an <strong>dem</strong> Zustand<br />

der Menschen nichts ändern müsse – Gottlosigkeit<br />

sei schließlich Mainstream. Könnte<br />

man nur die paar Stimmen, die noch von Verdammnis<br />

und Errettung reden, zum Schweigen<br />

bringen, wäre doch alles in bester Ordnung.<br />

Der Krankenhausseelsorger Pfarrer Joachim<br />

Schlecht kommt immer wieder zu Wort. Vermutlich<br />

halten die Autorinnen ihn deshalb für kompetent,<br />

weil er sich im Klinikum Bad Cannstatt seelisch<br />

kranker Menschen annimmt. Darunter seien auch<br />

solche, die mit <strong>dem</strong> „Produkt“ Jesus, wie man sich<br />

hier ausdrückt, nicht glücklich geworden seien.<br />

„Das erinnert mich an Manager-Seminare,<br />

eher an die schlechteren. Wie man eingeschworen<br />

wird, wie man sein Produkt am besten an den<br />

Mann bringt. Wie alle mit diesem Produkt glücklich<br />

sein werden und nur mit diesem. Wie bei einer<br />

TV-Werbung: ›Mit dieser Flasche Wein wirst<br />

du glücklich sein‹,“ so Schlecht.<br />

Später sagt er: „Da haben die Charismatiker<br />

so richtig die Nase vorne. <strong>Die</strong> sind laut, die sind<br />

auffällig und sie berichten jedenfalls von ihren Erfolgserlebnissen,<br />

von Heilungen. <strong>Die</strong> verstehen<br />

es, am Markt präsent zu sein, von uns allen am<br />

besten. Wenn ich mich da auch als Marktplayer<br />

sehe ...“ Also Herr Pfarrer, sind das nun die<br />

schlechten Manager-Seminare oder sind die die<br />

Besseren am Markt? Was jetzt?<br />

42<br />

Z für Zukunft


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © ARD-Schreenshot<br />

An der Organisation „Zukunft für dich“ wird<br />

bemängelt: „<strong>Die</strong> ganze Struktur ist missionarisch,<br />

es geht um die Bibel und deren Inhalt.“ Das ist<br />

ein „schwerwiegender“ Anklagepunkt. „Über die<br />

›harmlosen‹ Spiele transportiert man Glaubensinhalte.<br />

<strong>Die</strong> Hinwendung zu Jesus inszeniert der<br />

Verein mit simplen Methoden.“<br />

„Missionarisch“ gilt in <strong>unsere</strong>r <strong>Gesellschaft</strong><br />

inzwischen als unanständig. Was man selber als<br />

besonders gut erfahren hat, soll man keinem anderen<br />

mitteilen dürfen? Ja, denn es könnte seine<br />

Freiheit einschränken und ihn diskriminieren.<br />

Den Pfarrer irritiert, dass in diesen extrem<br />

konservativen Kirchen Menschen sich mit Sünden<br />

befassen. Sünde, igittigitt!<br />

Da suchte man sich für diese Doku natürlich<br />

die plakativen Sünden heraus, um die Verächtlichkeit<br />

und Lächerlichkeit so richtig hervorzuheben.<br />

„Vorehelichen Geschlechtsverkehr“ – der<br />

ist doch ganz normal, gang und gäbe. Der neue<br />

Bildungsplan sieht doch vor, so früh wie möglich<br />

alle sexuellen Formen auszuprobieren. Vorehelicher<br />

Geschlechtsverkehr unnormal? Da kann sich<br />

die breite Masse vor Lachen sicher nicht mehr<br />

einkriegen. Nur die bibeltreuen Christen können<br />

so rückwärtsgewandt sein! – Wusch, das hat gesessen.<br />

– Damit ist der Doku die breite Sympathie<br />

der Zuschauer sicher. Da bleibt kein Raum,<br />

Sünde, dieses Geschwür <strong>unsere</strong>r Zeit, ernsthaft<br />

zu behandeln.<br />

Natürlich darf auch Homosexualität nicht<br />

fehlen. Wer dazu eine kritische Haltung hat, ist<br />

schon mal triple-out und steht am Pranger <strong>unsere</strong>r<br />

Zeit. Auch der schwule Reporter durfte noch<br />

mal auftreten, der unter Vortäuschung falscher<br />

Auch der schwule NDR-Reporter, Christian Deker, kam zu Wort, er hat unter Vortäuschung<br />

falscher Tatsachen einige gutgläubige Christen bei einer Panorama-Sendung aufs<br />

Glatteis geführt<br />

Foto: © ARD-Screenshot<br />

Tatsachen einige gutgläubige Christen aufs Glatteis<br />

geführt hat. Sünde ist so gut wie getilgt aus<br />

<strong>dem</strong> Sprachgebrauch der „zeitgemäßen“ <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Bloß die Früchte der Sünde sind noch da –<br />

dafür heftiger denn je.<br />

Nur in der Bibel wird Sünde immer noch als<br />

Sünde bezeichnet. Daran ändert auch eine liberalste<br />

Theologie nichts.<br />

Aber dann kommt es noch dicker. <strong>Die</strong> Recherche<br />

hat festgestellt: „Hinter der Fassade gibt es strenge<br />

Vorschriften – auch zu Dingen, die als okkult<br />

gelten, also angeblich aus der Hölle stammen.“<br />

Pfarrer Schlecht: „Das entspricht auch den Lebensgefühlen<br />

psychisch Kranker, dass viel Böses<br />

und Dämonen um einen herum sind. Auch der Teufel<br />

gar, oder Engel, die miteinander kämpfen.“<br />

Jobst Bittner aus Tübingen war der Einzige der<br />

„Angeklagten“ in dieser Sendung, der den Mut<br />

hatte, vor die Kamera zu treten. Was bei anderen<br />

nur durch emotional überzogene Film-Ausschnitte<br />

einfloss, konnte er in ruhigen klaren Statements<br />

zusammenfassen. So unterstrich er, dass<br />

die Bibel Auskunft über Sünde, Hölle und Teufel<br />

gibt – wäre das keine Realität, hätte Jesus nicht<br />

sterben müssen.<br />

Moderation, zuspitzend: „Vom Teufel geschaffene<br />

Krankheiten heilen. Betroffene hören solche<br />

Dinge allzu gerne und klammern sich an die Botschaft<br />

der Gemeinde in Tübingen. Es gibt eine Berührung<br />

Gottes. Viele, die diese Berührung nicht<br />

Jobst Bittner aus<br />

Tübingen war der<br />

Einzige der „Angeklagten“<br />

in dieser<br />

Sendung, der den<br />

Mut hatte, vor die<br />

Kamera zu treten<br />

<strong>Die</strong> Bibel gibt<br />

Auskunft über<br />

Sünde, Hölle und<br />

Teufel – wäre das<br />

keine Realität, hätte<br />

Jesus nicht sterben<br />

müssen<br />

– sagt Jobst Bittner<br />

Z für Zukunft<br />

43


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto © ARD Screenshot<br />

So spooky zeigte man<br />

einzelne anonyme<br />

Austeiger. Wer sucht, der<br />

findet ... Geschädigte bei<br />

jeder Organisation, sicher<br />

auch bei der ARD<br />

Bei der Organisation<br />

„Zukunft für dich“ geht<br />

es um die Bibel und<br />

deren Inhalt. <strong>Die</strong> ganze<br />

Struktur ist „missionarisch“<br />

Ein „schwerwiegender“<br />

Anklagepunkt<br />

empfinden, fühlen sich schuldig und glauben,<br />

dass ihre Seele vom Teufel besessen sei“, vermuten<br />

die Autorinnen. Dazu zeigte man ausgewählt<br />

„ungünstige“ Ausschnitte von Gottesdiensten, die<br />

die gewünschte Tendenz visuell unterstreichen.<br />

Pfarrer Schlecht dazu: „<strong>Die</strong>se Erfahrung mache<br />

ich auch. Manche wünschen sich dann, dass<br />

dieser Teufel ausgetrieben wird, und wünschen<br />

das sogar von mir als Seelsorger. Ich kann dann<br />

nur sagen, ich mach das nicht.“<br />

In diesem Abschnitt machte man sich über die<br />

„Weltfremdheit“ der Christen lustig, weil man die<br />

Existenz von Teufel und Dämonen ins Mittelalter<br />

datiert. Aber da sind die Autorinnen nicht ganz<br />

up-to-date. Teufelsanbetungskirchen haben auch<br />

hierzulande Konjunktur. Für deren Mitglieder, die<br />

sich auch in gehobenen Elitekreisen bewegen, ist<br />

Satan eine Realität. Sie weihen ihm ihr Leben, um<br />

im Gegenzug Macht zu erhalten. Auch die Fans<br />

von Horrorfilm-Angeboten in TV und Kino siedeln<br />

deren Inhalte nicht im Mittelalter an.<br />

Aber in dieser Doku attestiert man den Menschen,<br />

die sich gegen diese Kräfte des Bösen<br />

stellen, ein „schlichtes“<br />

Weltbild für ihre christliche<br />

Mission. <strong>Die</strong> Verantwortlichen<br />

werden, wieder<br />

mit der anfangs erwähnten<br />

verächtlichen Betonung,<br />

als „selbsternannte“ Pastoren<br />

bezeichnet, die sich von<br />

Gott berufen fühlten.<br />

Wer hat Herrn Pfarrer Schlecht ernannt, der<br />

im Laufe der Sendung erklärt hat, was er alles<br />

Foto © ARD Screenshot<br />

nicht glaubt und wozu er sich nicht von Gott berufen<br />

fühlt? Sollte in Zukunft der NDR Pastoren<br />

ernennen?<br />

Das Resümee dieser Sendung:<br />

Es ist zeitgemäß, sich über Christen, die heute<br />

noch an die Bibel glauben, lustig zu machen. In<br />

Verbindung mit <strong>dem</strong> darauf folgenden Beitrag<br />

über deutsche Islamisten-Gotteskrieger soll die<br />

Angst vor „radikalen“ Christen weiter geschürt<br />

werden – die allerdings, wenn sie ernsthaft das<br />

tun würden, wozu die Bibel auffordert, ihren Mitmenschen<br />

mit radikaler Liebe und Selbstlosigkeit<br />

Achtung! Laut ARD<br />

sehen so sie gefährlichen<br />

radikalen Chrsten aus<br />

begegnen würden. Für eine selbstzentrierte, vereinsamende<br />

und lieblose Welt wahrlich eine ernst<br />

zu nehmende Gefahr.<br />

Aber noch geht es uns in Deutschland ja gut.<br />

Während im Irak und anderswo Christen, die an<br />

die Bibel glauben, auf grausamste Weise hingemetzelt<br />

werden, werden hierzulande Menschen<br />

mit solch „schlichtem“ Weltbild „nur“ diffamiert<br />

und der Lächerlichkeit preisgegeben.<br />

44<br />

Z für Zukunft


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Gottesdienst – ohne Gott<br />

Nach<strong>dem</strong> von London ausgehend inzwischen weltweit Sonntagsveranstaltungen für<br />

Menschen ohne Religion „gefeiert“ werden, startet „Sunday Assemblies“, die „Kirche“<br />

für Atheisten, nun auch in Deutschland. <strong>Die</strong> Nachfrage sei groß.<br />

Martin Fontanari<br />

Foto: © sundayassembly.com<br />

Im Januar 2013 hatten der Komiker Sanderson<br />

Jones und Pippa Evans die erste „Sonntagsversammlung“<br />

veranstaltet. Mittlerweile gibt<br />

es weltweit mehr als 30 Versammlungen, darunter<br />

in Belgien, Frankreich, den Niederlanden, den<br />

USA und Deutschland. Ab Anfang 2015 sollen<br />

weitere 15 Assemblys dazukommen.<br />

<strong>Die</strong> Sonntagsversammlungen folgen weltweit<br />

<strong>dem</strong>selben Konzept. Der Ablauf ist immer<br />

gleich – mit Liedern bekannter Interpreten, philosophischen<br />

Texten, Reflexionen und einer Kollekte;<br />

man möchte soziale Projekte unterstützen und<br />

Gemeinschaft fördern. Es gebe hier keine Religion<br />

und keinen Gott, es gehe nur um ein gemeinsames<br />

<strong>Werte</strong>system – „ein guter Mensch zu sein“.<br />

<strong>Die</strong>se „atheistischen Gottesdienste“ stehen<br />

weltweit unter <strong>dem</strong> Motto „Lebe besser, hilf<br />

oft, staune mehr” („Live better. Help often. Wonder<br />

more“).<br />

Gesang, Philosophie, Stille & Gemeinschaft<br />

<strong>Die</strong> Versammlungen ähneln durchaus bewusst<br />

einem Gottesdienst, gibt es doch immer gemeinsamen<br />

Gesang von Popsongs wie „Über den Wolken“<br />

von Reinhard Mey, Bill Withers‘ „Lean on<br />

me“, „Imagine“ von John Lennon oder „Geboren“<br />

(<strong>Die</strong> Fantastischen Vier); hier darf kräftig mitgesungen<br />

und geklatscht werden. Vorträge aus<br />

<strong>dem</strong> Bereich der Philosophie oder der Naturwissenschaft<br />

und Lesungen philosophischer<br />

oder literarischer Texte sorgen für den besinnlichen<br />

Teil. In solchen Versammlungen werden<br />

Themen wie „Jenseits von Gut und Böse“ (Philosoph<br />

Michael Schmidt-Salomon) oder „Gut sein<br />

ohne Gott – Ethik und Weltanschauung für Kinder<br />

und andere aufgeklärte Menschen“ behandelt.<br />

Auch persönliche Berichte, „Zeugnisse“, sollen<br />

nicht fehlen. Gemeinsames Schweigen ist so etwas<br />

wie Meditation.<br />

Rituale sind erwünscht, nur keine religiösen.<br />

Im Zentrum stehen humanistische <strong>Werte</strong>. Am<br />

Ende geht ein Sektkübel für die Kollekte herum.<br />

„Sunday Assembly ist eine Gemeinde ohne<br />

Gott, die sich trifft, um das Leben zu feiern und<br />

gemeinsam aus der verbleibenden Zeit bis zum<br />

Tod das Beste zu machen.” Bei der Berliner Ver-<br />

Foto: © sundayassembly.com<br />

„Lebe besser,<br />

hilf oft,<br />

staune mehr“<br />

Sanderson Jones und<br />

Pippa Evans haben<br />

die erste atheistische<br />

Sonntagsversammlung<br />

veranstaltet<br />

Z für Zukunft<br />

45


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

sammlung will man <strong>dem</strong> internationalen Modell<br />

folgen. In einem Flyer wird das Vorhaben so beschrieben:<br />

„<strong>Die</strong> positive Energie, die von der Sunday<br />

Assembly ausgeht, die ansteckende Lebensfreude<br />

in den Versammlungen – das ist genau das,<br />

was uns hier in Berlin fehlt. Hier in der Hauptstadt<br />

der Konfessionslosen gibt es zwar viele einzelne<br />

Veranstaltungen für Atheisten, Agnostiker,<br />

‚Nones’ und Skeptiker, aber keinen Ort, an <strong>dem</strong><br />

Christliche Gottesdienste fand Jones durchaus<br />

positiv, nur von Gott hat er sich ein für alle Mal<br />

verabschiedet. „Wenn ich in meinen Schuhen<br />

einen Stein finde, schmeiß ich ja auch nicht<br />

die Schuhe weg, sondern den Stein“, erklärt<br />

er. „Also flog bei <strong>unsere</strong>r Versammlung einfach<br />

Gott raus.“<br />

Traditioneller Atheismus – Wenn Religion<br />

einfach nicht mehr interessiert<br />

Foto: © sundayassembly.com<br />

Wie ein ganz „normaler“<br />

Gottesdienst, eben nur<br />

eben ohne Gott.<br />

Berlin<br />

wird als die<br />

Hauptstadt der<br />

Konfessionslosen<br />

gesehen<br />

gemeinsam dieses eine Leben gefeiert wird, das<br />

wir haben. Deshalb starten wir hier in Berlin <strong>unsere</strong><br />

Sunday Assembly.”<br />

Sanderson Jones, erklärt seine Motivation so:<br />

„Wir sind eine gottlose Versammlung. Wir wollen<br />

besser leben und wollen öfter über das Wunder<br />

des Lebens staunen.”<br />

Andere, die über die Wunder der Natur und<br />

des Lebens staunen, finden dabei Gott – so unterschiedlich<br />

können Wege verlaufen.<br />

Bei einem Weih<strong>nach</strong>tskonzert hatte er den<br />

zündenden Funken für eine Gottlosen-Gemeinschaft<br />

erhalten: „Da gab es so viel, was ich gern<br />

mochte. Aber leider war der Kern etwas, an das<br />

ich nicht glaube. Wenn ich an Kirchen denke, gibt<br />

es wenig, das schlecht ist. Man singt dort schöne<br />

Lieder, hört Interessantes, denkt darüber <strong>nach</strong>,<br />

wie man selbst besser werden und anderen Menschen<br />

helfen kann – und das in Gemeinschaft mit<br />

wunderbaren Menschen. Was sollte man daran<br />

nicht mögen?”<br />

<strong>Die</strong>se gottlosen Versammlungen sollen Menschen<br />

ansprechen, die nicht religiös sein wollen, aber<br />

doch Gemeinschaft suchen, um sich gemeinsam<br />

für humanistische <strong>Werte</strong> zu engagieren. Man<br />

geht von einem Bedürfnis aus. <strong>Die</strong> „Sunday Assemblys“<br />

expantieren weltweit. Traditionelle Kirchen<br />

hingegen verlieren Mitglieder, gerade in<br />

Deutschland.<br />

<strong>Die</strong> Anhänger dieser Atheisten-Kirchen wollen<br />

keine Lebenszeit mit der Beschäftigung<br />

mit Religion vergeuden. Für die Zielgruppe dieser<br />

Sonntagsveranstaltungen ist Religion bedeutungslos.<br />

Den Initiatoren der Sunday Assembly<br />

geht es, wie sie es ausdrücken, um Wesentlicheres<br />

– um das Leben, um Mitmenschlichkeit, um<br />

humanistische <strong>Werte</strong>. Ihr Leben ist kurz, denn ein<br />

Leben <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Tod ist in ihrem Konzept nicht<br />

vorgesehen. Man bemüht sich um <strong>Werte</strong>, <strong>nach</strong> deren<br />

Ursprung und Wurzeln man dort aber lieber<br />

nicht fragt, könnte man sich doch plötzlich dort<br />

wiederfinden, von wo man sich so mühsam losgelöst<br />

hat – bei Gott.<br />

46<br />

Z für Zukunft


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Gottlos glücklich<br />

Eine Initiative will Kirche aus der Öffentlichkeit beseitigen. Ostern ist bekanntlich das<br />

bedeutendste Fest der Christen. Im Vorfeld dazu wirbt diese Initiative für den Kirchenaustritt<br />

und fordert die Eliminierung des Glaubens aus <strong>dem</strong> öffentlichen Raum.<br />

Martin Fontanari<br />

Foto: © Deutscher Freidenker e.V.<br />

„Hasenfest“ statt Osterfest<br />

<strong>Die</strong>ses von der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützte<br />

Angebot unterschiedlicher atheistischer<br />

und linksorientierter Gruppierungen, vereinigt in<br />

einem „Aktionsbündnis Kirchenaustritt“, gibt es<br />

nun schon seit einigen Jahren. Je mehr Menschen<br />

sich von Kirche und Glauben abwenden, desto<br />

lautstärker werden die Hasen-Jünger.<br />

<strong>Die</strong> Initiatoren rufen dazu auf, sich in ethischen<br />

<strong>Frage</strong>n nicht an „heiligen Büchern“ wie<br />

z. B. der Bibel zu orientieren, die in weiten Teilen<br />

reaktionär, anti<strong>dem</strong>okratisch und inhuman seien,<br />

sondern an universellen menschlichen Fähigkeiten:<br />

der Vernunft, Liebe, Toleranz und der Verantwortung<br />

gegenüber sich selbst und anderen. Man<br />

ruft sich gegenseitig zu: „Gut ohne Gott!“<br />

<strong>Die</strong>sen Angriff auf die Kirche könnten praktizierende<br />

Christen als Provokation empfinden, zumindest<br />

aber als ziemlich intolerant. Müsste man doch<br />

davon ausgehen können, dass wir in einer multikulturellen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> mit Menschen unterschiedlicher<br />

Glaubensrichtungen friedlich zusammenzuleben<br />

wollen – und zu guter Letzt ist auch der<br />

Atheismus eine Glaubensrichtung, eine von vielen,<br />

eben der Glaube an die Nichtexistenz Gottes.<br />

<strong>Die</strong> Diskussion über die gesetzlich bestimmte<br />

Ruhe an den „stillen“ Feiertagen wie Karfreitag<br />

wird in diesem Zusammenhang immer wieder angefacht.<br />

„Ich lass Dich beten, lass Du mich tanzen”,<br />

so lautet einer der einprägsamen Sprüche<br />

zum „Hasenfest”. Wähnt man doch die Freiheit in<br />

Gefahr, wenn man ausgerechnet an diesem Tag<br />

nicht tanzen darf, wo man an den anderen 364<br />

Tagen im Jahr dazu doch keine Zeit fand. <strong>Die</strong>se<br />

Regelung im Zusammenhang mit den christlichen<br />

Feiertagen passe nicht<br />

mehr in diese Zeit,<br />

gibt man sich kämpferisch.<br />

Allerdings genießen<br />

auch die tanzenden<br />

Atheisten die freien<br />

Tage an Weih<strong>nach</strong>ten<br />

und zu Pfingsten und<br />

denken nicht im Geringsten daran, konsequenterweise<br />

ihre Abscheu gegen Religion durch einen<br />

Verzicht darauf umzusetzen.<br />

<strong>Die</strong> Initiatoren<br />

rufen auf, sich in<br />

ethischen <strong>Frage</strong>n<br />

nicht an „heiligen<br />

Büchern“ wie z. B.<br />

der Bibel zu orientieren,<br />

die wäre<br />

reaktionär, anti<strong>dem</strong>okratisch<br />

und<br />

inhuman<br />

Wer sich beim<br />

„Hasenfest“ zu einem<br />

Kirchenaustritt bewegen<br />

lässt, bekommt die<br />

Gebühr erstattet<br />

Z für Zukunft<br />

47


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>Die</strong> Initiative ist in mehreren Landeshauptstädten<br />

aktiv. So leuchtet es zum Beispiel an der<br />

Düsseldorfer Friedrichstraße in großen Lettern<br />

von der Auslagenscheibe: „Gottlos glücklich“.<br />

Dort proklamiert der „Düsseldorfer Aufklärungsdienst“<br />

eine religionsfreie <strong>Gesellschaft</strong>, in<br />

der der Glaube aus <strong>dem</strong> öffentlichen Raum verschwinden<br />

müsse.<br />

Austrittswillige nicht mehr weit zum Standesamt.<br />

Wer es wünschte, <strong>dem</strong> wurde Begleitung zum<br />

Austritt angeboten. Für die professionelle Öffentlichkeitsarbeit<br />

wurden Personen gesucht, die sich<br />

bei ihrem Austritt filmen lassen, angekündigt hatte<br />

sich das Bayerische Fernsehen.<br />

In Frankfurt zeichnete der Internationale<br />

Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA)<br />

für das Hasenfest verantwortlich. Ihr Ziel war es<br />

zu zeigen, dass ethisches Verhalten kein religiöses<br />

<strong>Fundament</strong> benötigt.<br />

Foto: © swww.hasenfest.org<br />

An Infoständen klärt<br />

man Passanten über<br />

die Kirchenaustritts-<br />

Förderung auf<br />

Das Hasenfest an Ostern soll mit „feierlichen“<br />

Kirchenaustritten begangen werden. In den jeweiligen<br />

Städten werden am Gründonnerstag die Austrittsgebühren<br />

(30 Euro) von der Giordano-Bruno-<br />

Stiftung erstattet. Finale des „säkularen Frühlings“<br />

am Karfreitag dieses Jahres war die Vorführung des<br />

Films „Das Leben des Brian“.<br />

Im Herzen von Augsburg hat man für das Hasenfest<br />

den Moritzplatz gewählt. So haben es<br />

Mit<br />

<strong>Die</strong> Giordano-Bruno-Stiftung, die die Hasenfeste<br />

unterstützt, orientiert sich am Leitbild des<br />

evolutionären Humanismus. „Wir sind nicht die<br />

Krone der Schöpfung, sondern die Neandertaler<br />

von morgen.“ Man sieht den Menschen als ein unbeabsichtigtes<br />

Produkt der natürlichen Evolution,<br />

das sich nur graduell und nicht prinzipiell von<br />

den anderen Lebensformen unterscheidet. „Der<br />

evolutionär denkende Mensch kann nicht mehr<br />

Schutz vor der Einsamkeit suchen, in<strong>dem</strong> er sich<br />

in die Arme einer zum Gott erhobenen – von ihm<br />

selbst geschaffenen – Vatergestalt flüchtet”, wie<br />

der Evolutionsbiologe Julian Huxley auf der Website<br />

der Stiftung zitiert wird.<br />

Prof. Dr. Martin Fontanari ist Geschäftsführer der Stiftung für<br />

Familienwerte und Professor für Unternehmensführung an einer an<br />

einer internationalen Universität. Studien in Innsbruck, Trier, New<br />

Orleans, Philadelphia und Bangkok. Er ist Vater von fünf Kindern.<br />

Umdenken anstoßen<br />

<strong>Die</strong> »Z« liefert fundierte Argumente für christliche<br />

<strong>Werte</strong>. Impulse für eine positive europäische Zukunft.<br />

etwas auslösen<br />

Helfen Sie mit, dass dieses <strong>Werte</strong>-Magazin in die Hände<br />

vieler Menschen kommt. Wir schwimmen gegen den<br />

Mainstream, schwimmen wir gemeinsam“<br />

48<br />

Werden Sie Partner der »Z«<br />

Kontaktpartner • Inserent • Beteiligter • Autor • Administrationspartner<br />

Z Zukunft für Zukunft Europa e.V. Spenden-Konto: Konto-Nr. 490 155 68, KSK-Göppingen, BLZ 610 50000


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Der Gottesbeweis<br />

Im Zeitalter des Evolutionären Humanismus schließt man die Existenz Gottes aus.<br />

So zu denken ist allerdings völlig unwissenschaftlich, obwohl man dabei die eigene<br />

Wissenschaftlichkeit immer besonders betont.<br />

<strong>Die</strong>ses Denkmodell hat historische Gründe;<br />

im Zuge der Aufklärung hat man die<br />

Möglichkeit einer Existenz Gottes eben<br />

weitgehend aus allen Betrachtungen gestrichen.<br />

Nach Immanuel Kant hat man sich von aller<br />

„selbstverschuldeten Unmündigkeit“ befreit –<br />

und dabei versäumt, zwischen der Dominanz der<br />

Kirche und der Dimension Gottes zu differenzieren.<br />

Ein fataler Fehler.<br />

Der Evolutionäre Humanismus, der weitgehend<br />

das westliche Denkmodell prägt, sieht sich als konsequente<br />

Umsetzung der Aufklärung durch kritische<br />

Rationalität und Selbstbestimmung – im Gegensatz<br />

zu einer möglichen „Fremdbestimmung“<br />

durch einen Gott. Dabei sieht man den Menschen<br />

nicht als „Krone der Schöpfung“, sondern als unbeabsichtigtes,<br />

zufälliges Produkt der natürlichen<br />

Evolution, das sich nur graduell und nicht prinzipiell<br />

von den anderen Lebensformen unterscheidet.<br />

Dabei nimmt man an, in der Evolution sei rein<br />

zufällig aus einem Einzeller schlussendlich der<br />

Mensch hervorgekommen. Dabei lässt man den<br />

„Reibungsverlust“ des Universums außer Acht,<br />

den das Gesetz der Entropie festschreibt. Dem<strong>nach</strong><br />

hat das Wasser eines Stausees, <strong>nach</strong><strong>dem</strong> es<br />

durch die Turbine geflossen und im Tal angekommen<br />

ist, weniger Energie als zuvor. Würde man das<br />

Wasser mit <strong>dem</strong> eben erzeugten Strom zurückpumpen,<br />

würden nur etwa sechzig Prozent des Wassers<br />

wieder im oberen Becken ankommen; die übrigen<br />

vierzig Prozent sind der Wirkungsgradverlust.<br />

Nach der Evolutionsidee müssten aber 100,2 %<br />

ankommen, weil sich das System inzwischen höherentwickelt<br />

hat. Weil das so leider nicht läuft,<br />

sterben jährlich auf <strong>unsere</strong>m Planeten über 50 000<br />

Arten unwiederbringlich aus. Laut Evolutions-Theorie<br />

müssten vielmehr ständig neue, besser angepasste,<br />

höher entwickelte Arten hinzukommen.<br />

Es wäre also durchaus nicht unwissenschaftlich<br />

und nur all zu vernünftig, die Existenz Gottes<br />

in Betracht zu ziehen.<br />

In der vorchristlichen Antike und im christlichen<br />

Mittelalter Europas spielten Gottesbeweise eine andere<br />

Rolle als heute. <strong>Die</strong> Existenz von Göttern oder<br />

eines Gottes stand damals meist nicht infrage.<br />

Später war man der Auffassung, der Vernunft<br />

sei die Existenz Gottes einsichtig – in diesem Sinne<br />

hatten sich arabische und insbesondere jüdische<br />

Denker darum gemüht, Gottesbeweise zu<br />

entwickeln.<br />

Denker der<br />

Aufklärung glauben<br />

an Selbstbestimmung<br />

–<br />

im Gegensatz<br />

zu einer „Fremdbestimmung“<br />

durch einen<br />

Gott<br />

Z für Zukunft<br />

49


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © Wikipedia<br />

Foto: © Wikipedia<br />

Anselm von Canterbury<br />

(1033–1109) formuliert<br />

einen sogenannten<br />

ontologischen<br />

Gottesbeweis<br />

Worüber<br />

hinaus nichts<br />

Größeres und<br />

Vollkommeneres<br />

gedacht<br />

werden kann,<br />

das muss<br />

Gott sein<br />

Anselm von Canterbury<br />

Kurt Gödel entwickelte<br />

die Gottesbeweisformel.<br />

Unter Wissenschaftler war<br />

er angesehen wie Einstein<br />

In der Epoche der Aufklärung kam es verstärkt<br />

zu der <strong>Frage</strong> <strong>nach</strong> einem Gottesbeweis.<br />

Deistische Aufklärer versuchten, damit eine auf<br />

Vernunft gegründete Religion durchsetzen und<br />

ohne „Offenbarung“ auszukommen. Mit Kants<br />

einflussreicher Kritik an den Gottesbeweisen verloren<br />

diese in den philosophischen Diskussionen<br />

an Bedeutung.<br />

<strong>Die</strong> Gottesbeweise bezogen sich auf einen<br />

Schöpfergott <strong>nach</strong> abrahamitischer Definition.<br />

Damit sind sie für Religionen wie u. a. den Buddhismus<br />

– die zwar Götter, aber nicht unbedingt<br />

einen Schöpfer kennen –, nicht anwendbar.<br />

Ein erster bekannter Versuch eines sogenannten<br />

ontologischen Gottesbeweises wurde<br />

von Anselm von Canterbury (1033–1109) formuliert.<br />

<strong>Die</strong> Ontologie befasst sich mit einer Einteilung<br />

des Seienden <strong>nach</strong> Wirklichkeit und Möglichkeit;<br />

man könnte es auch Metaphysik nennen.<br />

Ausgangspunkt des Beweises bei Anselm ist der<br />

(durch einen das Verstehen suchenden Glauben)<br />

gefundene Begriff Gottes als desjenigen, „worüber<br />

hinaus nichts Größeres (Vollkommeneres) gedacht<br />

werden kann“. <strong>Die</strong>ser „Begriff“ ist <strong>nach</strong> Anselm<br />

gedanklich nur <strong>nach</strong>zuvollziehen, wenn Gott<br />

auch tatsächlich existiert.<br />

Kurt Gödel entwickelte 1941 eine Rekonstruktion<br />

des ontologischen Gottesbeweises in der<br />

mathematischen Sprache der Modallogik, die auf<br />

drei Definitionen und fünf Annahmen beruht. Gödel<br />

wollte zeigen, dass ein Gottesbeweis auch so<br />

geführt werden könne, dass er modernen logischen<br />

Maßstäben gerecht wird.<br />

Im September 2013 veröffentlichte SpiegelOnline<br />

einen Artikel von Tobias Hürter; dort heißt<br />

es: „Ein Wesen existiert, das alle positiven Eigenschaften<br />

in sich vereint. Das bewies der legendäre<br />

Mathematiker Kurt Gödel mit einem komplizierten<br />

Formelgebilde. Zwei Wissenschaftler<br />

haben diesen Gottesbeweis nun überprüft. Das<br />

MacBook des Computerwissenschaftlers Christoph<br />

Benzmüller von der Freien Universität Berlin<br />

hat jetzt die letzten Zweifel ausgeräumt: Ein<br />

Computer hat es mit kalter Logik bewiesen – Gott<br />

existiert tatsächlich.“ 1 In der breiten Öffentlichkeit<br />

ist Kurt Gödel kaum bekannt; unter Wissenschaftlern<br />

hingegen genießt er ähnlich hohes Ansehen<br />

wie Albert Einstein. Den „größten Logiker<br />

seit Aristoteles“ nannte ihn die Philosophin Rebecca<br />

Goldstein.<br />

Der ethnologische Gottesbeweis von Markus<br />

Tullius Cicero (45 v. Chr.) geht davon aus, dass<br />

es so etwas wie ein religionsloses Volk nicht gibt.<br />

<strong>Die</strong> gemeinsame Gotteserfahrung aller Völker<br />

lässt auf die reale Existenz von Göttlichem schließen:<br />

„Es gibt kein Volk, das so wild, so roh wäre,<br />

dass es in seinem Geiste nicht einen Gedanken<br />

an Göttliches trüge. Viele meinen über die Götter<br />

Verkehrtes (das aber pflegt aus einem schlechten<br />

Lebenswandel zu rühren); dennoch glauben alle,<br />

dass es eine göttliche Kraft und Natur gibt, ohne<br />

Verabredung oder einen Konsens unter den Menschen.<br />

Auch wird die Annahme nicht durch Gesetze<br />

zur Geltung gebracht; die Übereinstimmung<br />

aller Völker in der ganzen Sache muss daher als<br />

ein Naturgesetz angenommen werden.“ 2<br />

Der Versuch, für die Existenz Gottes tragfähige<br />

Argumente zu finden, hat bereits eine lange<br />

Geschichte. Aristoteles führte vor über 2300<br />

Jahren einen Gottesbeweis, später folgten Anselm<br />

von Canterbury, Thomas von Aquin, René Descartes,<br />

Baruch de Spinoza und Gottfried Wilhelm<br />

Leibniz. Eines haben alle gemeinsam: <strong>Die</strong> Überzeugungskraft<br />

reichte bei keinem aus. Auch wenn<br />

die Existenz Gottes tausendmal bewiesen wäre –<br />

50<br />

Z für Zukunft


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

am Ende bleibt Gott immer noch eine <strong>Frage</strong> des<br />

Glaubens.<br />

Wobei zu bedenken wäre: Wenn Gott Gott ist,<br />

müsste Glauben eine höhere Form des Wissens<br />

sein: „Der Glaube ist wie ein Vertrag, mit dessen Erfüllung<br />

man fest rechnen kann, ein Beweis von Dingen,<br />

die man noch nicht sieht. Durch Glauben verstehen<br />

wir, dass die Welten durch Gottes Logos bereitet<br />

worden sind [Gott sprach und es wurde – das könnte<br />

so laut gewesen sein, dass die Wissenschaft deshalb<br />

heute von einem Urknall spricht. <strong>Die</strong>ses Echo klingt<br />

bis heute <strong>nach</strong>; es kann mit hochpräzisen Geräten<br />

gemessen werden], sodass das Sichtbare aus Unsichtbarem<br />

geworden ist.“ 3 So hat es der Autor des<br />

Briefes an die Hebräer erklärt.<br />

Gemälde: © Blaise Pascal von Philippe de Champaigne<br />

Es wäre also vernünftig, anzunehmen, dass<br />

es Gott gibt. Schon alleine aufgrund der Kosten-<br />

Nutzen-Analyse des französischen Mathematikers<br />

und Philosophen Blaise Pascal. <strong>Die</strong>ser argumentierte,<br />

dass es besser sei, an Gott zu glauben;<br />

wenn er nicht existierte, verlöre man nichts,<br />

aber falls es ihn doch gäbe, sei man auf der<br />

sicheren Seite: „Setzen Sie also ohne zu zögern<br />

darauf, dass es Gott gibt“, empfiehlt Pascal.<br />

Wenn Gott Gott ist, müssen wir davon ausgehen,<br />

dass er sich auf einer deutlich höheren Dimension<br />

bewegt als wir Menschen. Daher ist es<br />

vermessen zu erwarten, dass wir aus <strong>unsere</strong>r Perspektive<br />

Gott irgendwie erklären oder ihm seine<br />

Existenz absprechen könnten. Man kann höchstens<br />

feststellen: „Ich habe keine Ahnung“.<br />

Oder man versucht herauszufinden, ob Gott nicht<br />

über sich etwas mitgeteilt hat. <strong>Die</strong> Gedanken des<br />

indischen Philosophen Vishal Mangalwadi in<br />

<strong>dem</strong> Artikel „Fünf Blinde und ein Elefant“ („Das<br />

Buch der Mitte“) in dieser Ausgabe schlagen eine<br />

vernünftige Brücke in diese Richtung:<br />

„Meine Professoren schienen davon auszugehen,<br />

dass es nur ihnen zu reden möglich wäre, ihrem<br />

Schöpfer hingegen nicht. Während sie Bücher<br />

schreiben konnten, trauten sie es ihrem Schöpfer<br />

nicht zu, seine Gedanken auf dieselbe Weise darzulegen.<br />

[...] Vielleicht konnten sie ja nur deshalb<br />

Bücher schreiben, weil sie [...] von jeman<strong>dem</strong> geschaffen<br />

worden waren, der höchstselbst Gedanken<br />

und Kommunikation erfunden hatte?“<br />

Nach <strong>dem</strong> Vergleich einiger heiliger Bücher<br />

kam Vishal Mangalwadi zum Schluss, dass die Bibel<br />

Gottes Buch sein müsse. – Um einen persönlichen<br />

Gottesbeweis zu erhalten, wäre hier ein<br />

Selbsttest empfohlen: Lesen Sie die Bibel versuchsweise<br />

einmal so, als würde der möglicherweise<br />

existierende Gott Ihnen einen sehr liebevollen<br />

Brief geschrieben haben. Bei der Fülle des<br />

Textes ist es vielleicht ratsam, sich zunächst z. B.<br />

das Evangelium des Johannes zu Gemüte zu führen.<br />

Lesen Sie einen kurzen Abschnitt, dann halten<br />

Sie inne und beobachten Sie, was das mit Ihnen<br />

macht. Versuchen Sie, es ganz persönlich zu<br />

nehmen, so als würde Gott diese Worte, die Sie<br />

lesen, direkt zu Ihnen sprechen. Wer weiß, ob Sie<br />

nicht so Ihren Gottesbeweis bekommen.<br />

1 Tobias Hürter, Formel von Kurt Gödel: Mathematiker<br />

bestätigen Gottesbeweis, Spiegel Online Wissenschaft,<br />

09.09.2013.<br />

2 Cicero, Markus Tullius: Gespräche in Tusculum. I, 30., in:<br />

Gigon, Olof: Gespräche in Tusculum. München, 1992.<br />

3 Hebräer 11,1.<br />

Machen Sie einen Selbsttest, lesen Sie das<br />

Neuen Testament wie einen persönlichen Brief<br />

von Gott an Sie. Mal sehen, was passiert!<br />

„Das lebendige Buch“ in der leicht verständlichen<br />

Übersetzung „Hoffnung für alle“ Gb., 512 S.,<br />

5,95<br />

http://shop.agentur-pji.com<br />

Wenn Gott Gott<br />

ist, bewegt er sich<br />

auf deutlich höherer<br />

Dimension als<br />

wir Menschen.<br />

Ihm die Existenz<br />

absprechen zu wollen,<br />

wäre einfach<br />

nur vermessen.<br />

Man kann nur feststellen:<br />

„Ich habe<br />

keine Ahnung“<br />

Z für Zukunft<br />

51


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

Interview mit Paulus<br />

Foto: © Christustag/Agentur PJI Montage<br />

Der Gedanke<br />

an eine „leibliche<br />

Auferstehung“<br />

erregt Anstoß<br />

in einer<br />

aufgeklärten<br />

<strong>Gesellschaft</strong><br />

Foto: © Wikipedia<br />

Eckstein: Herr Paulus, seit Ihren beiden Schreiben<br />

an die Korinther sind nunmehr fast zweitausend<br />

Jahre vergangen, und es fällt vielen von uns<br />

heute sehr schwer, gerade Ihre engagierte Argumentation<br />

zur „Auferstehung von den Toten”<br />

<strong>nach</strong>zuvollziehen.<br />

Paulus: Das wundert mich freilich nicht, da es<br />

zur Zeit der Abfassung meiner Briefe an die junge<br />

korinthische Gemeinde dort nicht anders war.<br />

So sehr mir selbst – als pharisäisch geprägtem<br />

Juden – die Hoffnung auf die Auferstehung der<br />

Toten grundsätzlich schon vor meinem Damaskus-Erlebnis<br />

vertraut war, so wenig entsprach<br />

sie doch <strong>dem</strong> hellenistischen Denkkonzept. Ja,<br />

selbst meine sadduzäisch orientierten jüdischen<br />

Freunde teilten die Auferstehungshoffnung nicht,<br />

weil sie nicht schon in der „Thora”, 1 sondern erst<br />

in den Schriften der Propheten ausdrücklich belegt<br />

ist.<br />

Eckstein: Um uns die Anstößigkeit dieser – dann<br />

wohl schon immer – umstrittenen Hoffnung auf<br />

eine „leibliche Auferstehung” zu ersparen, reden<br />

wir heute gerne davon, dass die Verstorbenen<br />

„im Gedächtnis Gottes” weiterleben und insofern<br />

nicht ganz tot sind.<br />

Paulus: Damit beschreiben Sie gewiss eine entscheidende<br />

Voraussetzung für, aber noch nicht<br />

die Wirklichkeit der Auferstehung! Würde Gott der<br />

„Entschlafenen” nicht gedenken, dann blieben sie<br />

gewiss für immer tot! Wenn er als der Schöpfer des<br />

Lebens sich aber in seiner Liebe seiner verstorbenen<br />

Geschöpfe „erinnert”, „an sie denkt”, dann erschafft<br />

er sie auch neu und erweckt sie zu ewigem<br />

Leben. Denn er will, dass sie für immer mit ihm erfüllt<br />

leben können.<br />

Eckstein: Ließe sich diese Form des Weiterlebens<br />

dann nicht auch mit einem unvergänglichen Bestandteil<br />

des Menschen – z. B. seiner „unsterblichen<br />

Seele” – oder mit einem „göttlichen Funken”<br />

im Menschen erklären? Dann kehrte der göttliche<br />

Funken beim Ableben in das große göttliche Feuer,<br />

das ewige Licht zurück, oder das „Weiterleben”<br />

wäre als Fortbestehen des Geistes, der Energie<br />

oder auch der Materie zu denken.<br />

Paulus: Gibt es solche Vorstellungen etwa heute<br />

immer noch? Damit wurde und wird <strong>dem</strong> Men-<br />

52<br />

Z für Zukunft


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

schen einerseits viel zu viel zugeschrieben und andererseits<br />

viel zu wenig zugesagt. Nein, wenn wir<br />

als Geschöpfe in der Geschichte Adams sterben,<br />

dann sind wir – was <strong>unsere</strong> eigenen Voraussetzungen<br />

anbelangt – ganz und gar gestorben und<br />

tot. Ich kenne keine unvergänglichen, göttlichen<br />

Anteile im natürlichen Menschen! Das Geheimnis<br />

der Auferstehung gründet allein in Gottes Treue<br />

und in seiner Zusage, dass er seine Menschen der<br />

Vergänglichkeit und <strong>dem</strong> Vergessen nicht endgültig<br />

preisgeben will. Das „Göttliche” und die „Unvergänglichkeit”<br />

sind also nicht in uns selbst begründet,<br />

sondern ausschließlich in Gott.<br />

Eckstein: Und warum sollen das Fortleben in Gottes<br />

Gedanken oder das Fortbestehen von Energie<br />

oder Geist „viel zu wenig” aussagen?<br />

Paulus: Weil es unaufgebbar um eine „leibliche”<br />

– d. h. persönliche, umfassende und wirkliche<br />

– Auferstehung geht. So wie Christus nicht<br />

bei den Toten blieb, sondern von Gott, seinem Vater,<br />

in ein neues, unvergängliches und herrliches<br />

Leben auferweckt wurde, so sollen auch die, die<br />

an Christus glauben, mit ihm zusammen ewig vor<br />

Gott leben. Auch zwischen Menschen macht es<br />

doch einen wesentlichen Unterschied, ob die Beziehung<br />

nur noch in der Erinnerung besteht oder<br />

in der lebendigen Gegenwart erfahren wird!<br />

Eckstein: Es fällt uns aber schwer zu glauben,<br />

dass „Fleisch und Blut” über das Sterben hinaus<br />

Bestand haben können. Wie sollen wir uns denn<br />

eine Auferstehung der längst verwesten Körper<br />

vorstellen?<br />

Foto: © Urantiansojourn<br />

Paulus: Jetzt argumentieren Sie aber schon wie<br />

meine Skeptiker in Korinth! Weder bei mir noch<br />

bei irgendeinem anderen Apostel war doch je davon<br />

die Rede, dass der Mensch in seine alte, natürliche<br />

Existenz zurückkehren soll oder dass das<br />

„alte Fleisch” – mit all seiner Vergänglichkeit, seiner<br />

Unzulänglichkeit und seinem Leiden – wiederhergestellt<br />

wird. Es geht uns um die Auferstehung<br />

und Verwandlung aus <strong>dem</strong> alten Leib, nicht<br />

in den alten Leib! <strong>Die</strong> erste Schöpfung und damit<br />

unser erster Leib sind und bleiben als solche<br />

vergänglich! Bei der Auferstehung von den Toten<br />

handelt es sich vielmehr um Gottes Neuschöpfung,<br />

die er in der Auferweckung seines Sohnes<br />

bereits verwirklicht hat. Allerdings schafft Gott<br />

nicht völlig andere Geschöpfe – was ja theoretisch<br />

auch denkbar gewesen wäre –, sondern seine<br />

sterblichen, doch von ihm geliebten Geschöpfe<br />

als solche völlig neu und anders.<br />

Eckstein: Aber warum reden Sie dann von einer<br />

„leiblichen” Auferstehung? Wäre Ihr Anliegen<br />

nicht doch viel treffender und unmissverständlicher<br />

mit <strong>dem</strong> Gedanken der Fortexistenz des<br />

„Geistes” oder der „Seele” erfasst?<br />

Paulus: Nun, ich spreche ja in der Tat vom<br />

„geistlichen” Leib – im Unterschied zum natürlichen.<br />

Aber ich bezeichne hier mit „geistlich”<br />

bzw. „pneumatisch” nicht einen unsterblichen<br />

Bestandteil im Menschen, sondern die Herkunft<br />

aus und die Wirkung durch Gottes Geist. Der unvergängliche,<br />

himmlische Leib verdankt sich ganz<br />

<strong>dem</strong> Geist und der Kraft Gottes. Er ist nicht<br />

mehr wie der erste, der irdische Leib durch<br />

die Vergänglichkeit und Schwachheit bestimmt,<br />

sondern durch die Herrlichkeit und<br />

das himmlische Leben des auferstandenen<br />

Christus.<br />

War das<br />

Grab Jesu<br />

nun leer<br />

oder nicht?<br />

Z für Zukunft<br />

53


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

meint – und nicht nur etwas an uns! Mit Christus<br />

macht uns Gott, der Vater, in der Auferstehung<br />

ganz neu.<br />

Eckstein: Unter den Theologen, die die Auferstehung<br />

Jesu bestreiten, ist man sich einig: Es gab<br />

kein leeres Grab Jesu. <strong>Die</strong> biblischen Auferstehungsberichte<br />

könne man nur als Zeugnisse persönlicher<br />

religiöser Erfahrungen sehen, also als<br />

Gleichnisse und Metaphern. Man dürfe sie nicht<br />

zu wörtlich nehmen.<br />

Gemälde: © Caravaggio<br />

Paulus, der vehemente<br />

Bekämpfer der ersten<br />

Christen, wird <strong>nach</strong><br />

seinem Damuskus-<br />

Erlebnis zum starken<br />

Vertreter des christlichen<br />

Glaubens<br />

Für uns als Judenchristen, die mit der Schrift<br />

groß geworden sind, ist „Leiblichkeit” an sich<br />

nichts Negatives oder Minderwertiges. Wir wissen,<br />

dass wir als Menschen nicht nur äußerlich<br />

einen Leib haben, sondern grundsätzlich Leib,<br />

d. h. „leibhaftig” sind – oder gar nicht sind! Den<br />

„Leib”-Gedanken und das ganzheitliche Verständnis<br />

vom Menschen kann und will ich keineswegs<br />

aufgeben, weil sonst ein ganz entscheidender Aspekt<br />

des Evangeliums aus <strong>dem</strong> Blick gerät.<br />

Es geht uns doch bei der Beschreibung des<br />

ewigen Lebens und des Glaubens nicht nur um<br />

die menschliche Sehnsucht, in irgendeiner Weise<br />

unsterblich zu sein! Im Mittelpunkt <strong>unsere</strong>r Hoffnung<br />

steht vielmehr die bleibende Zugehörigkeit<br />

zu Gott und die ewige und persönliche Gemeinschaft<br />

mit <strong>unsere</strong>m Herrn, mit Jesus Christus.<br />

Nur wenn wir „leibhaftig” leben, können wir Gott<br />

lieben und erkennen, ihn sehen und verehren.<br />

Wenn Christus uns bei <strong>unsere</strong>m Namen ruft<br />

und wir den einzigartigen Namen Jesu Christi<br />

anrufen, dann wissen wir, dass Gott uns selbst<br />

Paulus: Wenn es keine Auferstehung der Toten<br />

gäbe, dann müsste man davon ausgehen, dass<br />

auch Christus nicht auferweckt worden ist; wenn<br />

aber Christus nicht auferweckt wurde, so ist alles,<br />

was christliche Kirchen von sich geben, völlig inhaltslos,<br />

und inhaltslos wäre dann auch der Glaube.<br />

Ist aber der christliche Glaube zunichte gemacht,<br />

so wären selbst gläubige Christen immer<br />

noch Gefangene ihrer Sünden und von einer Beziehung<br />

mit Gott weiterhin getrennt – sie wären<br />

die elendesten von allen Menschen. Nun ist aber<br />

Christus aus den Toten auferweckt; ich bezeuge<br />

das, denn ich selbst bin ihm mehrfach begegnet.<br />

Wenn Tote nicht auferweckt werden, bleibt nur<br />

eine sehr bescheidene Perspektive: „Lasst uns essen<br />

und trinken, denn morgen sterben wir!” <strong>Die</strong>sen<br />

Theologen kann ich nur sagen: Werdet in entsprechender<br />

Weise nüchtern und sündigt nicht! Denn<br />

manche formulieren ihre Gedanken in Unwissenheit<br />

über Gott; das ist zutiefst bedauerlich.<br />

Herr Paulus, ich danke für das Gespräch. 2<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein ist evangelischer Theologe<br />

und Neutestamentler an der Universität Tübingen mit<br />

Schwerpunkt auf Theologie des Paulus, Christologie sowie<br />

<strong>Frage</strong>n rund um die Auferstehung Jesu Christi. Einem breiteren<br />

Publikum wurde er durch seine allgemeinverständlichen<br />

Veröffentlichungen bekannt.<br />

1 Thora: die fünf ersten Bücher der Bibel, d. h. Genesis, Exodus,<br />

Leviticus, Numeri und Deuteronomium bzw. die fünf Bücher Mose.<br />

2 Nach 1. Korinther 15,13–18.32–34.<br />

54<br />

Z für Zukunft


Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />

»GLAUBE« – die große Unbekannte<br />

Umgangssprachlich versteht man unter Glauben „Nicht-Wissen“, aber das ist eines der<br />

größten Missverständnise, weil Glaube weitgehend verloren gegangen ist. Wenn man ihn<br />

hingegen wiederfindet, ist Glauben eine der höchsten Dimensionen des Wissens.<br />

Worte werden missbraucht und erleiden Inflation,<br />

so auch »Glaube«. Hier ein Plädoyer<br />

auf den Glauben: Der Glaube ist wie ein<br />

Kaufvertrag auf das man ein freudige Erwartung hat,<br />

es ist ein Beweis für Dinge die man noch nicht sieht.<br />

Durch Glauben verstehen wir wie die Welten durch<br />

Gottes Logos hervorgerufen wurden, so dass das Sichtbare<br />

aus Unsichtbarem geworden ist. So wie ein Erfinder<br />

zuerst sein Objekt in der Vorstellung sieht und ein<br />

Komponist sein Werk im Geist hört.<br />

So entsteht Glaube durch hören, durch hören jeden<br />

Wortes, dass auf <strong>dem</strong> Munde Gottes kommt.<br />

Durch Glauben ist jemand errettet! Das geschieht<br />

nicht aus eigener Anstrengung, es ist ein bedingungsloses<br />

Geschenk Gottes, damit sich niemand darauf etwas<br />

einbilden kann und für jeden die Chancen gleich sind.<br />

Denn ohne Glauben ist es unmöglich bei Gott „anzukommen“,<br />

denn wer sich Gott nähern will muss<br />

glauben dass er „ist“ und jenen, die <strong>nach</strong> ihm suchen<br />

ein gigantischer Belohner sein wird.<br />

Dem gegenüber ist alles, was nicht durch Glauben<br />

motiviert ist, Sünde! … wie z.B. Mord.<br />

Auf der anderen Seite ist ein Glaube, der nichts<br />

übernatürliches bewirkt, nicht mehr als eine Illusion.<br />

Viele sagen: „Ich glaube dass es einen Gott gibt.“<br />

Das ist nichts besonderes, das glauben auch die<br />

Teufel und zittern vor Gott.<br />

„Nichts ist unmöglich, für den der glaubt“, das hat Jesus<br />

lange vor Toyota gesagt. Deshalb konnte er Blinden<br />

auffordern: „Sei sehend, dein Glaube hat dich geheilt!“<br />

Es ist von Vorteil, sehend zu sein, denn dann erkennt<br />

man, dass das Unsichtbare die höhere Form der<br />

Wirklichkeit ist und das Sichtbares nur daraus hervorgegangen<br />

ist, weil Gott sprach, es werde.<br />

Ein Potpourris aus der Bibel: Hebräer 11,1-3; Römer 10,17; Epheser 2,8;<br />

Hebräer 11,6; Römer 14,22-23; Jakobus 2,17-19; Markus 9,23 und Lukas 18,42<br />

Nichts ist<br />

unmöglich, für<br />

den der glaubt,<br />

das hat Jesus<br />

lange vor<br />

Toyota<br />

gesagt<br />

Tagungsräume für<br />

250 Personen<br />

nur 20 Min. <strong>nach</strong><br />

Salzburg<br />

Hotel Inspiration • der Name ist Programm • Bayern von seiner schönsten Seite<br />

Mayerhofen 2 • D-84529 Tittmoning • +49-(0)8683-89122-0 • www.hotel-insiration.eu<br />

Z für Zukunft<br />

55


<strong>Werte</strong> & Wirtschaft<br />

Unsere<br />

Beweg-<br />

Gründe<br />

Der Weg zu einem gemeinsamen<br />

werteorientierten wirtschaftlichen<br />

Handeln <strong>nach</strong> christlichen Maßstäben<br />

ist weit – aber er lohnt sich<br />

Andreas Mankel<br />

Es gibt drei<br />

Kategorien von<br />

Menschen: die<br />

einen, die unbeweglich<br />

sind,<br />

andere, die bewegbar<br />

sind, und jene,<br />

die sich tatsächlich<br />

bewegen.<br />

Benjamin Franklin (1706–1790),<br />

US-amerikanischer Politiker,<br />

Naturwissenschaftler, Erfinder<br />

und Schriftsteller<br />

Ende 2009 – also ein Jahr <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Beginn<br />

der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

– gründete ich das Unternehmen<br />

7x7invest AG, eine „kleine“, nicht börsennotierte<br />

Aktiengesellschaft. Sie war der Kern dessen,<br />

was sich heute zur 7x7 Unternehmensgruppe<br />

entwickelt hat. Deren Entstehung ist untrennbar<br />

verbunden mit der <strong>Frage</strong>: Was motiviert<br />

Menschen zu handeln – was sind ihre Beweg-<br />

Gründe? Konkret, in <strong>unsere</strong>m Fall: Was hat die<br />

Gründer der 7x7invest AG 2009 motiviert, ihr<br />

Verhalten zu Geld und Reichtum grundlegend zu<br />

überdenken?<br />

Foto: © Wikipedia/David Shankone<br />

Äußere und innere Krise<br />

Nach über 30 Jahren als Finanz- und Vermögensberater<br />

hatte mich die Pleite der drittgrößten<br />

Bank der USA am 15.09.2008 und deren unmittelbare<br />

Auswirkungen auf den Kapitalmarkt aller<br />

Illusionen über die Seriosität und Stabilität der<br />

Finanzprodukte beraubt, mit denen ich täglich<br />

umging. Wenige Tage <strong>nach</strong> diesem 15.09. waren<br />

in den Investmentfonds tatsächlich Kursverluste<br />

von 40–60 % zu verzeichnen, vor allem auch in<br />

denen mit niedriger Risiko-Einstufung. Der Vertrauensverlust<br />

der Banken untereinander hatte<br />

dazu geführt, dass keine Kurse mehr gebildet<br />

wurden. Das war verheerend.<br />

In dieser bewegten Zeit hatte ich einen<br />

Traum, der sich mehrere Nächte lang wiederholte:<br />

Ich war als Schreiner tätig. Nach getaner<br />

Arbeit schloss ich abends die Werkstatt ab mit der<br />

Genugtuung, fleißig gewesen zu sein – die Werkstücke<br />

waren ihrer Fertigstellung deutlich näher<br />

gekommen. Ein Tisch aus Eichenholz, eine Truhe<br />

56<br />

Z für Zukunft


<strong>Werte</strong> & Wirtschaft<br />

aus Buche und ein Schrank aus Fichtenholz waren<br />

in Arbeit. Am nächsten Morgen schloss ich<br />

voller Tatendrang wieder auf. Aber was war passiert?<br />

<strong>Die</strong> Eiche war nicht mehr hart, die Buche<br />

nicht mehr rot und das Fichtenholz zu einem Haufen<br />

Sägespäne zusammengefallen. <strong>Die</strong> Werkstoffe,<br />

mit denen ich täglich umging, hatten ihre Eigenschaften<br />

verloren, auf die ich mich bisher verlassen<br />

konnte.<br />

Bewegende <strong>Frage</strong>n und Neuausrichtung<br />

War meine Beratungstätigkeit in den über 30 Jahren<br />

vergeblich gewesen? Habe ich letztlich dazu<br />

beigetragen, dass meine Kunden ihre finanziellen<br />

Lebensziele nicht erreichen konnten? War ich mit<br />

verantwortlich dafür, dass das Vermögen nun verloren<br />

war?<br />

Denn noch schmerzlicher als die verheerenden<br />

Auswirkungen der Krise waren die Anrufe von<br />

Kunden, die ihre Existenzangst äußerten und mir<br />

die Schuld für ihren Verlust gaben. Das rüttelte<br />

an mir und warf die <strong>Frage</strong> auf, ob wir in <strong>unsere</strong>m<br />

Leben die richtigen Prioritäten haben und<br />

worauf wir uns eigentlich verlassen, wenn es<br />

um das uns anvertraute Vermögen geht.<br />

In dieser Zeit stieß ich auf einen Text von Phil<br />

Bosmans, der meine Situation treffend beschrieb:<br />

„Als ich mich ›für Gott allein‹ entschieden hatte,<br />

verloren viele Dinge ihre Wichtigkeit, die als notwendig<br />

angepriesen wurden. Eine Umwertung<br />

der <strong>Werte</strong> kam in Gang. Alles geriet durcheinander,<br />

bis es die richtige Stelle einnahm. Ich begann<br />

die Scheinwerte loszulassen. <strong>Die</strong>ses Loslassen<br />

war täglich ein neuer Anfang.“ 1<br />

Habe ich Geld gehortet, bis es „von Motten<br />

und Rost gefressen“ wurde? Ich machte mich<br />

daran, meine Einstellung als aktiver Christ zu<br />

überprüfen und meinen beruflichen Weg neu auszurichten;<br />

dabei wurde mir ein Bibelzitat wichtig:<br />

„Euer Vater im Himmel weiß ganz genau, dass ihr<br />

das alles braucht. Gebt nur Gott und seiner Sache<br />

den ersten Platz in eurem Leben, so wird er euch<br />

auch alles geben, was ihr nötig habt. Deshalb<br />

habt keine Angst vor der Zukunft.“ 2<br />

Foto : © Caritasverband Steinfurt<br />

Morgens auf der Bettkante<br />

Konnte ich das glauben? Konnte ich darauf vertrauen:<br />

dass, wenn ich Gott alles anvertraue –<br />

mein Leben, meine Frau, meine Kinder, meinen<br />

Beruf, mein Vermögen – ich dann genug zurückbekomme,<br />

um leben zu können? Ich habe es gewagt<br />

und dabei den Rat einer alten Dame beherzigt:<br />

„Wenn Sie morgens aus <strong>dem</strong> Bett aufstehen,<br />

bleiben Sie noch einen Moment auf der Bettkante<br />

sitzen und richten Sie Ihren ersten Gedanken an<br />

Gott.“ Seit<strong>dem</strong> halte ich (fast) jeden Morgen inne,<br />

halte Gott meine leeren Hände hin und bete die<br />

beiden Sätze aus <strong>dem</strong> Vaterunser: „Dein Reich<br />

komme, dein Wille geschehe!“<br />

<strong>Werte</strong> teilen und gemeinsam handeln<br />

Nach<strong>dem</strong> ich mich dazu entschieden hatte, merkte<br />

ich: Ich bin nicht allein damit. In Gesprächen<br />

mit Kunden über meine Schlussfolgerungen entdeckte<br />

ich ein Netzwerk von Menschen, die sich<br />

an denselben <strong>Werte</strong>n orientieren. Ich lernte die<br />

„Zehn Gebote für Unternehmer“ des Bundes Katholischer<br />

Unternehmer kennen, ich fand Geschäftspartner<br />

wie das Maklernetzwerk „Mensch<br />

und Mehr“. Kontakte zu gleichgesinnten Unternehmern<br />

erweitern mein eigenes Netzwerk.<br />

Aus gutem Grund bewegt<br />

Heute, mehr als fünf Jahre <strong>nach</strong> der Krise und der<br />

Neuausrichtung, staune ich, was daraus geworden<br />

ist: ein Unternehmen mit 35 Mitarbeitern, das<br />

unter <strong>dem</strong> Motto „Sinn+Zinsen“ über 600 Kunden<br />

<strong>Die</strong> Eiche<br />

war nicht<br />

mehr hart, die<br />

Buche nicht<br />

mehr rot und<br />

die Fichte ein<br />

Haufen<br />

Sägespäne<br />

Z für Zukunft<br />

57


<strong>Werte</strong> & Wirtschaft<br />

Foto : © wavebreakmediamicro/123RF Stockfoto<br />

Der Rat einer älteren Dame: „Wenn Sie morgens aus <strong>dem</strong><br />

Bett aufstehen, bleiben Sie noch einen Moment auf der Bettkante<br />

sitzen und richten Sie Ihren ersten Gedanken an Gott.“<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

betreut. Gemeinsam mit ihnen erwirtschaften<br />

wir eine 7-fache Rendite und ermöglichen eine<br />

verantwortungsvolle Vorsorge und Vermögensbildung<br />

<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Vorbild des biblischen Josefs.<br />

<strong>Die</strong>ser legte seinerzeit <strong>dem</strong> Pharao den Traum von<br />

den sieben fetten und sieben mageren Ähren und<br />

Kühen aus und wurde dafür zum obersten Kämmerer<br />

Ägyptens berufen. Das wurde zum Impuls für<br />

7x7, <strong>unsere</strong>n Unternehmensnamen.<br />

Wir können gemeinsam anders handeln, damit<br />

Gutes entsteht: das anvertraute Vermögen einsetzen<br />

– eben mit Sinn und Zinsen für produktive<br />

Sachwerte wie Immobilien, erneuerbare Energien<br />

u. a. m.<br />

<strong>Die</strong> aktuelle Situation bestätigt dieses Konzept<br />

der alternativen Geldanlage jeden Tag neu.<br />

Denn „die nächste Finanzkrise ist vorprogrammiert“,<br />

schrieb jüngst der Kommentator der Wochenzeitschrift<br />

„Christ in der Gegenwart“. 3 „<strong>Welche</strong>s<br />

Druckmittel aber haben Kleinanleger in der<br />

Hand, um sich gegen ungerecht niedrige Zinsen<br />

zu wehren? Als Einzelne gar keins. Als Viele aber<br />

sind es nicht unerhebliche Mengen, die sie zu den<br />

Banken getragen haben – in der Hoffnung auf<br />

Vermehrung durch Investitionen und Gewinne.“<br />

Wir setzen der Ohnmacht des Einzelnen die<br />

Maxime Friedrich Wilhelm Raiffeisens entgegen:<br />

„Was <strong>dem</strong> Einzelnen nicht möglich ist, das<br />

vermögen viele.“ Wie damals Josef in Ägypten<br />

wollen wir vorbereitet sein, wenn es turbulent<br />

wird und die Grundlagen für Pläne und Investitionen<br />

nicht mehr gegeben sind. Handlungsfähig<br />

bleiben, also sich tatsächlich bewegen, um die<br />

Früchte zu ernten und zu verteilen, die produktive<br />

Sachwerte abwerfen. <strong>Die</strong>sen Weg gehen wir<br />

gemeinsam konsequent – und vertrauen dabei<br />

auf Gottes Führung.<br />

Andreas Mankel ist Gründer und Geschäftsführer der 7x7<br />

Unternehmensgruppe mit 35 Mitarbeitern und Sitz in Bonn. Er<br />

ist verheiratet und Vater von drei Kindern.<br />

1 Phil Bosmans: Vergiss die Liebe nicht.<br />

2 Matthäus 6,33-34.<br />

3 Christ in der Gegenwart, Ausgabe 42 vom 19. Oktober 2014, Seite 1.<br />

58<br />

Z für Zukunft


<strong>Werte</strong> in Anwendung<br />

Was praktisch tun?<br />

Der Einzelne kann sehr wohl etwas erreichen. Durchbrechen Sie die Resignation.<br />

Hier fassen wir einige einfache Möglichkeiten zusammen, die vor Ihren Füßen liegen.<br />

Es gilt, sie aufzugreifen und zu handeln – einfach dort, wo Sie gerade sind.<br />

Informieren Sie sich zusätzlich<br />

Leider informieren Mainstream-Medien nicht immer<br />

umfassend und geben kaum Hintergründe<br />

preis. Nicht selten werden Medien instrumentalisiert<br />

und dienen einer strategischen Meinungsbildung.<br />

Glauben Sie nicht alles, was Ihnen<br />

eine lächelnde Nachrichten-Moderatorin als<br />

Tagesthemen serviert. Es ist daher notwendig,<br />

dass Sie sich aus mehreren unabhängigen Informations-Quellen<br />

selbst ein Bild machen. <strong>Die</strong> »Z«<br />

hilft Ihnen dabei.<br />

Sprechen Sie mit Gleichgesinnten<br />

Bei dieser Informationsflut ist es sehr hilfreich,<br />

wenn Sie sich mit zwei bis drei Menschen austauschen<br />

können, die sich auch um die Entwicklung<br />

<strong>unsere</strong>r <strong>Gesellschaft</strong> Gedanken machen<br />

und aktuelle Strömungen nicht einfach<br />

so hinnehmen. Das wird Ihnen helfen, den eigenen<br />

Standpunkt zu festigen, Tendenzen bestätigt<br />

zu bekommen und vor allem sich im Mainstream<br />

nicht so alleine zu fühlen.<br />

Reagieren Sie,<br />

Ihre Stimme ist etwas wert!<br />

Behalten Sie das, was Sie erkannt haben, nicht<br />

nur für sich allein. Reagieren Sie mit Leserbriefen<br />

und schreiben Sie an Politiker. Wenn Sie mit<br />

einer TV-Sendung nicht einverstanden sind, dann<br />

schreiben Sie das gut begründet an den Sender.<br />

Eine Stimme wird wie tausend gezählt. Wenn<br />

Sie sehen, dass politische Richtungen eingeschlagen<br />

werden, die mit <strong>unsere</strong>n <strong>Werte</strong>n nichts mehr<br />

zu tun haben, dann schreiben Sie das Politikern,<br />

die mit diesem Ressort zu tun haben. Im Internet<br />

finden Sie alle Daten der Mitglieder des Bundestages<br />

und der Landtage.<br />

Stecken Sie sich ein <strong>Werte</strong>-Ziel<br />

Wollen Sie Ihre persönlichen <strong>Werte</strong> für sich behalten<br />

– oder anderen vermitteln?<br />

• Schenken Sie fünf Menschen (oder mehr)<br />

regelmäßig die »Z« und kommen Sie mit ihnen<br />

darüber ins Gespräch. Damit geben Sie<br />

ganz unkompliziert gute Impulse zum Umdenken.<br />

• Daraus können in Ihrer Stadt ein „Stammtisch“<br />

oder ein Gesprächs-Forum entstehen.<br />

Wenn Sie daran interessiert sind, geben Sie uns<br />

das bekannt und wir stellen den Kontakt zu anderen<br />

her, so vorhanden.<br />

Vernetzung ist angesagt<br />

Es gibt viele gute Initiativen in <strong>unsere</strong>m Land,<br />

aber die meisten erreichen nicht die nötige<br />

Durchdringung, um in der Öffentlichkeit ernst genommen<br />

zu werden. Wenn Sie mit einer solchen<br />

werteorientierten Initiative zu tun haben oder<br />

eine kennen, von der Sie meinen, dass eine<br />

Vernetzung hilfreich und zielführend wäre,<br />

dann schlagen Sie uns diese Organisation vor.<br />

Wirken Sie am größeren Ganzen mit<br />

In Vernetzung mit mehreren Organisationen wollen<br />

wir die »Z« zu einer besser wahrgenommenen<br />

Großauflage führen. Es sollen die Magazine multiplikativ<br />

zu Entscheidungsträgern <strong>unsere</strong>s Landes<br />

gelangen. Wenn viele einen kleinen Beitrag<br />

leisten, werden wir gemeinsam ein deutlich<br />

größeres Ziel erreichen. Mit einer<br />

Spende von € 100,- können wir bis<br />

zu 5000 Leser erreichen. Wenn Sie<br />

so ein Unterstützer sein können, ist das<br />

ein wichtiger Beitrag für die Zukunft<br />

<strong>unsere</strong>s Landes. Weiter Infos dazu unter<br />

www.ZfürZukunft.de/familie<br />

Spendenkonto-Nr. 490 155 68,<br />

BLZ 610 50000, KSK GP<br />

SWIFT: GOPS DE 6G<br />

IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />

Helfen Sie uns, mit<br />

Ihrer Spende auf<br />

größeren Füßen zu<br />

stehen zu kommen.<br />

Z für Zukunft<br />

59


S u c h e n a c h d e n W u r z e l n e i n e r v e r l o r e n e n K u l t u r<br />

Ihr seid!<br />

wenn Ihr es seid<br />

Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll denn<br />

gesalzen werden? Es würde zu nichts weiter taugen, als hinausgeworfen und auf<br />

<strong>dem</strong> Weg zertreten zu werden. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht<br />

von neuem geboren ist, kann er nicht Salz sein. Ja, es gibt verschiedene Formen<br />

von Gottes-<strong>Die</strong>nsten, wo aber Gottes Kraft verleugnet wird, da suche das Weite!<br />

Zusammengefasst aus der Bibel: Matthäus 5,13; Johannes 3,3 und 2. Timotheus 3,5<br />

Verkrustung und Verhärtung<br />

<strong>nach</strong> längerem Nicht-Gebrauch durchbrechen Sie gut mit einem<br />

dieser Zahnstocher – kommen Sie zum Kreuz<br />

Machen Sie reichlich davon Gebrauch, denn es ist dringe nötig, damit wieder etwas Salz in die Suppe kommt!<br />

60<br />

Z für Zukunft<br />

Z u k u n f t E u r o p a e . V .<br />

w w w . Z f ü r Z u k u n f t . d e

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!