Z12 Die Frage nach dem Fundament - Welche Werte prägen unsere Gesellschaft
Erste Probe-Version vor Drucklegung
Erste Probe-Version vor Drucklegung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
D a s U m d e n k I m p u l s Z u k u n f t s G e s t a l t u n g s M a g a z i n<br />
www.ZfürZukunft.de • ZKZ 21087 • Einzelpreis: 4,95 CH: 7,90 CHF<br />
f ü r Z u k u n f t<br />
► Gottlos glücklich?<br />
Gottesdienste ohne Gott<br />
►<br />
ARD fürchtet sich vor Christen<br />
mit <strong>Fundament</strong><br />
► Ursachen des dramatischen<br />
Identitäsverlust Europas<br />
► Indischer Philosoph über die<br />
Seele der europäischen Kultur<br />
► Erlösung ohne Erlöser –<br />
Spiritualität einer modernen<br />
<strong>Gesellschaft</strong><br />
►<br />
Abschied vom Reformations-Erbe<br />
<strong>Die</strong> EKD zum Luther-Jubiläum<br />
► Bröckelnde <strong>Fundament</strong>e<br />
vom ersten Jahrhundert an<br />
<strong>Die</strong> <strong>Frage</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Welche</strong> <strong>Werte</strong> <strong>prägen</strong><br />
<strong>unsere</strong> <strong>Gesellschaft</strong> und<br />
worauf sind diese gegründet?<br />
Z für Zukunft<br />
A u s g a b e # 1 2 N o v e m b e r - D e z e m b e r 2 0 1 4<br />
1
Inhalt<br />
Herausgeber: Zukunft-Europa e.V.<br />
setzt sich für die zukunftstragenden<br />
<strong>Werte</strong> der <strong>Gesellschaft</strong> ein und weist auf<br />
wertezerstörende Trends hin.<br />
Vorstand: Peter Ischka, Dr. Martin Fontanri,<br />
Hansjürg Stückelberger, Christa Meves,<br />
Sr. Dogan Hatune, Dr. Bernard Siegfried,<br />
Dr. Udo Ulfkotte<br />
Redaktion: Peter Ischka,<br />
Anschrift: Zukunft-Europa e.V.<br />
Postfach 1409 • 73014 Göppingen<br />
Tel. 0171 1200983 • www.ZwieZukunft.de<br />
info@ZwieZukunft.de<br />
Z-Kontakt in der Schweiz:<br />
Zukunft CH, Zürcherstr. 123,<br />
CH 8406 Winterthur, info@zukunft-ch.ch<br />
Z-Kontakt in Österreich:<br />
Z für Austria, Vord.Achmühle 3c,<br />
A 6850 Dornbirn, austria@ZwieZukunft.de<br />
Satz und Gestaltung:<br />
Agentur PJI UG, Adelberg<br />
Druck: Primus GmbH, 56307 Dernbach<br />
Erscheinungsweise<br />
4 x jährlich<br />
Abopreis: € 29,– für 6 Ausgaben, inkl. Versand<br />
in Deutschland. Einzelexpl.: € 4,95<br />
Copyright<br />
Wenn nichts anderes vermerkt ist, liegen<br />
alle Rechte bei Zukunft-Europa e.V.,<br />
Nachdruck und weitere Veröffentlichung<br />
nur auf Anfrage bei der Redaktion.<br />
Ihre Mithilfe:<br />
Spendenkonto-Nr. 490 155 68,<br />
BLZ 610 50000, KSK GP. SWIFT: GOPS DE 6G<br />
IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />
Auch auf der Website www.ZfürZukunft.de<br />
können Sie bequem, sicher und gebührenfrei<br />
Spenden überweisen.<br />
Titelbild:<br />
Montage, © Agentur PJI, Joe Belanger/<br />
designpics/123RF Stockfoto<br />
Leitthema<br />
<strong>Die</strong> <strong>Fundament</strong>e Europas<br />
<strong>Die</strong> <strong>Frage</strong> <strong>nach</strong> den Ursachen des dramatischen<br />
Identitätsverlusts Europas 4<br />
Aufklärung<br />
In der frühen Trennung von Kirche und Staat<br />
hat sich Europa auf einen Sonderweg begeben 7<br />
Spiritualität<br />
Erlösung ohne Erlöser<br />
DER SPIEGEL brachte einen Beitrag über den<br />
Wandlungsprozess des Spirituellen in<br />
modernen <strong>Gesellschaft</strong>en 9<br />
Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Abschied vom Reformations-Erbe<br />
Über die EKD-Schrift „Rechtfertigung und Freiheit.<br />
500 Jahre Reformation 2017“ einen Grundlagentext<br />
zum bevorstehenden Luther-Jubiläum 12<br />
Bröckelnde <strong>Fundament</strong>e<br />
von den ersten Jahrhunderten an – Was<br />
hatten die ersten Christen, das heute fehlt? 16<br />
<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />
Fünf Blinde und ein Elefant<br />
Ein indischer Philosoph findet heraus, dass die<br />
Bibel die wahre Seele der westlichen Kultur<br />
ausmacht 20<br />
Internationale Krankenversicherung<br />
auf gutem <strong>Fundament</strong> 28<br />
Das Buch, das die Welt verändert<br />
Cunningham fragt: wird China führende Nation<br />
der Erde werden? Prinzipien, die das ermöglichen<br />
hat er im Buch der Bücher entdeckt 29<br />
Testimonial<br />
Bei deinem Namen gerufen<br />
Christa Meves erinnert sich, wie sie 19-jährig, im<br />
Bombenhagel ihr Ende vor Augen hatte 33<br />
Glauben & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Zukunftswerte allgegenwärtig<br />
Vom Leben in einer zukünftigen Parallelwelt, in der<br />
Gegenwart und vom ewigen Leben – nicht nur auf<br />
Googleservern 36<br />
Medien & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Wie der Teufel das Weihwasser<br />
– so fürchtet die ARD Christen mit <strong>Fundament</strong>.<br />
Zwischen den Zeilen der viel kritisierten NDR-Doku<br />
„Mission unter falscher Flagge“ 40<br />
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Gottesdienst – ohne Gott<br />
Weltweit werden Sonntagsveranstaltungen für Menschen<br />
ohne Religion „gefeiert“, nun startet „Sunday Assemblies“,<br />
die „Kirche“ für Atheisten auch in Deutschland 44<br />
Gottlos glücklich<br />
Im Vorfeld zu Ostern wirbt eine Initiative für den Kirchenaustritt<br />
und fordert die Eliminierung des Glaubens aus<br />
<strong>dem</strong> öffentlichen Raum 45<br />
Der Gottesbeweis<br />
<strong>Die</strong> Existenz Gottes auszuschließen ist eigentlich<br />
unwissenschaftlich, hier ein Einblick in die Geschichte 48<br />
Interview mit Paulus<br />
AUFERSTEHUNG – MUSS das denn SEIN? 51<br />
<strong>Werte</strong> & Wirschaft<br />
Unsere Beweg-Gründe<br />
Der Weg zu einem werteorientierten wirtschaftlichen<br />
Handeln <strong>nach</strong> christlichen Maßstäben ist weit –<br />
aber er lohnt sich 52<br />
2<br />
Z für Zukunft
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
über <strong>Werte</strong> zu sprechen ist chic. Vielen sind <strong>Werte</strong> wichtig! Aber<br />
nicht immer ist es klar, um welche <strong>Werte</strong> es sich handelt, und noch<br />
weniger, wo diese eigentlich ihren Ursprung haben. In dieser Ausgabe<br />
versuchen wir zu beleuchten, auf welchem <strong>Fundament</strong> die europäische Kultur gegründet<br />
ist. Jemand, der auf gutem <strong>Fundament</strong> baut, hat bekanntlich bessere Aussichten<br />
als jene, die auf Sand gebaut haben.<br />
Für den evolutionären Humanismus haben das Leben und die Natur einen hohen Wert;<br />
den Menschen sieht man aber nur als unbeabsichtigtes Produkt der natürlichen Evolution,<br />
das sich nur graduell, nicht aber prinzipiell vom Tier unterscheidet. Marxismus und<br />
Nationalsozialismus samt ihren entsetzlichen Folgen waren erst möglich, <strong>nach</strong><strong>dem</strong> der<br />
Mensch vom Ebenbild Gottes zum Tier degradiert worden war. Auch eine Gender-Ideologie<br />
kann nur unter dieser Perspektive funktionieren.<br />
Ist es nicht erstaunlich, kaum hatte man sich durch die Aufklärung vom „Ballast“ eines<br />
Gottes befreit, tat sich eine Sinnlücke auf – und gerade die „nüchternen“ Köpfe der<br />
Kämpfer gegen Kirche und Establishment begeisterten sich für fernöstliche Geister sowie<br />
für spiritistische Totenbefragungen. Politisch links und kosmisch erleuchtet, das ist<br />
bis heute kein Widerspruch. Nur wer sich auf die „gestrigen“ christlichen Eckpunkte bezieht,<br />
wird der Lächerlichkeit preisgegeben.<br />
Da muss schon ein indischer Philosoph kommen, um uns zu sagen: „<strong>Die</strong> Bibel ist die<br />
wahre Seele der abendländischen Kultur. Sie war die Kraft, die die westliche Kultur in<br />
alle Welt trug, auch zu uns <strong>nach</strong> Indien.“ Ein Prophet gilt ja im eigenen Land bekanntlich<br />
nichts.<br />
Ich wünsche eine inspirierende Lektüre, stehen Sie gut auf festem <strong>Fundament</strong>,<br />
dann wird auch etwas Gegenwind nicht gleich zum Problem.<br />
Es ist erstaunlich, welche<br />
spooky Dinge in <strong>unsere</strong>r<br />
„modernen“ Welt salonfähig<br />
sind, wenn man<br />
sich aber auf das solide<br />
christliche <strong>Fundament</strong><br />
bezieht, wird man ziemlich<br />
schief angesehen.<br />
Läuft da etwas<br />
schief?<br />
Peter Ischka<br />
Chefredakteur<br />
PS: Wenn Sie meinen, dass diese Ausgabe Licht bringt in diese <strong>Frage</strong> des <strong>Fundament</strong>es<br />
<strong>unsere</strong>r westlichen Kultur, dann geben Sie diese »Z« an Menschen weiter, die so einen<br />
Impuls auch nützen können. Bestellen Sie dazu einige Hefte <strong>nach</strong>.<br />
Z für Zukunft<br />
3
Leitthema<br />
Foto: © Montage, Agentur PJI UG<br />
<strong>Die</strong> <strong>Fundament</strong>e Europas<br />
<strong>Die</strong> <strong>Frage</strong> <strong>nach</strong> den Ursachen des dramatischen Identitätsverlusts Europas<br />
Hansjürg Stückelberger<br />
Foto: © RF123<br />
Pläne für<br />
Bildungssysteme<br />
entpuppen<br />
sich als<br />
gesellschaftszerstörend.<br />
Der<br />
Familie soll der<br />
Boden entzogen<br />
werden<br />
... Hellseher, Astrologen, Hexen<br />
und andere „Helfer“ in den<br />
Lebensnöten <strong>unsere</strong>r Zeit<br />
Grenzenlose Orientierungslosigkeit<br />
Europa verhält sich wie ein Schiff ohne Kompass.<br />
<strong>Die</strong> Passagiere vergnügen sich, es droht zwar<br />
keine Sturmflut, aber das Schiff fährt ziellos im<br />
Kreis. Wo ist die Orientierung?<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung von Ehe und Familie zerfällt. Immer<br />
wieder tauchen neue Konzepte über Kindererziehung<br />
auf, sorgen für neue Diskussion. Pläne für<br />
Bildungssysteme werden entworfen, als ob die Generationen<br />
vor uns davon nichts verstanden hätten.<br />
Vordergründig menschenfreundlich, entpuppen sie<br />
sich, erwägt man die Folgen, als gesellschaftszerstörend.<br />
Liebe, Solidarität und Verantwortungsgefühl<br />
werden ja vor allem in intakten Familien eingeübt,<br />
aber hier wird der Familie der Boden entzogen.<br />
Man beklagt die schwindende Bereitschaft der<br />
Bürger, in der Öffentlichkeit Verantwortung zu<br />
übernehmen, aber gleichzeitig fördert man die<br />
Bevormundung durch staatlich erzwungene frühkindliche<br />
Betreuung.<br />
Pausenlos wird die unantastbare Würde des<br />
Menschen beschworen, während gleichzeitig<br />
das Recht auf Tötung von Ungeborenen als Menschenrecht<br />
eingefordert wird.<br />
Wenn Kirchen klarmachen, dass es nicht nur<br />
relative, sondern auch absolute <strong>Werte</strong> gibt, wirft<br />
man ihnen Meinungsdiktatur vor, zeigt sich aber<br />
dennoch empört, wenn Chefetagen von „relativer“<br />
Ethik Gebrauch machen und der Korruption verfallen.<br />
Nach der Ablehnung göttlicher Autorität versucht<br />
man die eigene Ratlosigkeit hinter der unantastbaren<br />
Autorität der veröffentlichten Meinung<br />
zu verstecken und merkt nicht, wie dabei<br />
das eigene Denken abgeschaltet wird.<br />
In der Stadt Zürich gibt es laut Telefonbuch<br />
etwa 250 Geistliche in verschiedenen Kirchen.<br />
<strong>Die</strong> Zahl der Psychiater, Psychotherapeuten und<br />
anderer aka<strong>dem</strong>isch geprüfter Lebensberater beläuft<br />
sich auf über 1600! Hinzu kommen Hellseher,<br />
Kartenleger, Astrologen, Hexen und andere<br />
„Helfer“ in Lebensnöten. Das Bedürfnis <strong>nach</strong> Beratung<br />
und Orientierung ist gigantisch, und der<br />
finanzielle Aufwand dafür im privaten und staatlichen<br />
Bereich geht in die Milliarden.<br />
4<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
<strong>Die</strong> Schadensanalysen-Ohnmacht<br />
<strong>Die</strong> mit dieser Orientierungslosigkeit verbundene<br />
Ratlosigkeit zeigt sich in der Unfähigkeit, Bedrohungen<br />
der eigenen Freiheit und Identität überhaupt<br />
noch zu erkennen. So lässt sich beispielsweise<br />
der Islam in keiner seiner Ausprägungen<br />
auch nur ansatzweise mit Demokratie und Gedankenfreiheit<br />
vereinbaren. Das beweisen nicht<br />
nur die 1400 Jahre der meist massiv gewaltsamen<br />
Ausbreitung des Islams. <strong>Die</strong> täglichen Nachrichten<br />
zeigen das grausame Vorgehen des IS und damit das<br />
wahre Gesicht des Islams, aber das wollen <strong>unsere</strong><br />
blauäugigen westlichen Politiker eben nicht wahrhaben.<br />
In allen vom Islam dominierten Ländern werden<br />
Christen und Angehörige anderer Religionen<br />
seit jeher als Menschen zweiter Klasse behandelt<br />
und, wenn sie sich nicht der Scharia beugen, bis aufs<br />
Blut verfolgt. Dennoch findet man bei uns kaum<br />
wirksame Mittel, um die Gefahr einer Verdrängung<br />
<strong>unsere</strong>r eigenen kulturellen <strong>Fundament</strong>e<br />
durch den Islam abzuwenden.<br />
<strong>Die</strong> zweite Hauptgefahr für <strong>unsere</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
liegt in der Gender-Ideologie<br />
Hinter diesem Wortgebilde steht die Behauptung,<br />
die angeborene Sexualität müsse durch die freie<br />
Wahl des Sexualverhaltens ergänzt, ja ersetzt<br />
werden. Das geschlechtliche Verhalten sei ein reines<br />
Produkt aus Erziehung und Kultur. Es gebe<br />
kein angeborenes männliches oder weibliches<br />
Verhalten. Kinder sollten sich, so die Gender-Ideologen,<br />
daher früh entscheiden, ob sie hetero-,<br />
homo-, bi- oder transsexuell leben wollen. Schon<br />
im Kindergarten sollten sie darüber aufgeklärt<br />
und zum Ausprobieren der verschiedenen Möglichkeiten<br />
angehalten werden.<br />
Wer das propagiert, plant den größten<br />
und fatalsten gesellschaftlichen Umbau der<br />
Menschheit. <strong>Die</strong> innere Verunsicherung wird<br />
unermesslich zunehmen. Chaos und Niedergang<br />
werden zum Programm. Dennoch wird diese Ideologie<br />
auch in Deutschland staatlich gefördert und<br />
an Universitäten gelehrt.<br />
Foto: © Honestly Concerned e.V.<br />
Wann begann die <strong>Werte</strong>-Zerstörung?<br />
Oft wird die 68er-Bewegung für diesen <strong>Werte</strong>-Zerfall<br />
verantwortlich gemacht. Doch lange, bevor diese<br />
Flut kam, waren die Dämme bereits durchgeweicht.<br />
Es begann mit René Descartes (1596–1650).<br />
Damals befand sich etwa die evangelische Kirche<br />
noch auf <strong>dem</strong> Weg in die Orthodoxie, wofür u. a. Johann<br />
Sebastian Bach (1685–1750) mit seinem ganzen<br />
Werk steht. Der Katholik Descartes wollte mit<br />
seinem Satz „cogito ergo sum“ (Ich denke, also bin<br />
ich) nicht den Glauben hinterfragen, sondern die<br />
Gotteserkenntnis auf den „sicheren“ Boden des<br />
Verstandes stellen. Damit hat er aber die biblische<br />
Offenbarung als Quelle der Gotteserkenntnis abgelehnt.<br />
Nicht umsonst wurde er von seiner Kirche<br />
bekämpft. Dennoch wurde es im Cartesianismus<br />
Trend, die <strong>Frage</strong>n „Wer ist Gott?“ und „Wer ist der<br />
Mensch?“ allein mit <strong>dem</strong> Verstand zu beantworten.<br />
<strong>Die</strong> Folgen waren dramatisch. Als Darwin 1859<br />
in seinem Epoche machenden Buch „<strong>Die</strong> Entstehung<br />
der Arten“ den Menschen nicht als Gottes<br />
Ebenbild, sondern als höher entwickeltes Tier<br />
definierte, jubelten ihm viele Intellektuelle zu.<br />
Endlich wurde das Wesen des Menschen als Tier<br />
„wissenschaftlich“ durch eine Theorie bewiesen.<br />
Schließlich hatte schon Immanuel Kant (1724–<br />
1804) den Menschen als Tier bezeichnet. 1<br />
Der Marxismus und der Nationalsozialismus<br />
samt ihren entsetzlichen Folgen wurden erst möglich,<br />
<strong>nach</strong><strong>dem</strong> das Ebenbild Gottes zum Tier gemacht<br />
worden war. Auch die 68er- und die Gender-<br />
Ideologie setzen voraus, dass der Mensch nicht<br />
Gottes Ebenbild ist. Leider waren die institutionalisierten<br />
Kirchen zu schwach, um die Abkehr vom<br />
christlichen Menschenbild als Maßstab öffentlichen<br />
Handelns zu verhindern. Friedrich Nietzsche<br />
(1844–1900) hatte wohl recht, als er in seiner berühmten<br />
Geschichte vom „tollen Menschen“ sagte:<br />
Foto: © Wallarthd.com<br />
Während Christen sich<br />
hinter ihren Kirchenmauern<br />
verstecken, wird der praktizierte<br />
Islam öffentlich zur<br />
Schau gestellt<br />
Der Nationalsozialismus<br />
samt<br />
den grausamen<br />
Folgen wurden<br />
erst möglich,<br />
<strong>nach</strong><strong>dem</strong> das<br />
Ebenbild Gottes<br />
zum Tier gemacht<br />
worden war<br />
Z für Zukunft<br />
5
Leitthema<br />
Foto: © Wikipedia/Sandra Buhmann<br />
Werder sind höher<br />
gelegen und daher<br />
vor Hochwasser<br />
geschützt<br />
<strong>Die</strong>ses Heft finden Sie als<br />
Beilage in dieser Ausgabe.<br />
Weitere erhältlich bei:<br />
www.kirche-in-not.de/shop<br />
kontakt@kirche-in-not.de<br />
089-64 24 888-0<br />
„Wohin ist Gott? … Wir haben ihn getötet, ihr und<br />
ich!“ 2 Am Zerfall der <strong>Werte</strong> und der damit verbundenen<br />
Orientierungslosigkeit haben sich die Kirchen<br />
mitschuldig gemacht.<br />
<strong>Die</strong> Wiedergewinnung <strong>unsere</strong>r Identität<br />
Das Wort „Wert“ stammt vom mittelhochdeutschen<br />
Begriff „Werder“, ein Ort, der bei Hochwasser<br />
nicht überschwemmt wird. Wer auf den Werder<br />
baut, hat nicht auf Sand gebaut. Wir werden<br />
aus <strong>unsere</strong>r Orientierungslosigkeit nur herausfinden,<br />
wenn wir <strong>unsere</strong> <strong>Gesellschaft</strong> wieder auf feste<br />
<strong>Fundament</strong>e stellen.<br />
Im Buch Mose 3 wird der Mensch als Gottes<br />
Ebenbild definiert. Damit wird ihm die höchste<br />
nur denkbare Würde zugesprochen. Nur durch<br />
diese von Gott gegebene Würde lässt sich das Ver-<br />
bot von Misshandlung, Versklavung, Abtreibung<br />
und Völkermord zwingend begründen. Wenn es<br />
keinen Gott gibt und der Mensch ein Tier ist,<br />
dann findet sich immer wieder eine willkürliche<br />
Ideologie, die Misshandlungen und Massenmorde<br />
erlaubt oder sogar gebietet.<br />
Zur Schöpfungsordnung gehört die Freiheit.<br />
Weil Gott absolut frei und zugleich Liebe ist, hat<br />
er auch seinen Ebenbildern dieses große Maß an<br />
Freiheit eingeräumt, damit sich seine Liebe zu<br />
den Menschen in der <strong>Gesellschaft</strong> widerspiegelt.<br />
Jedes gesellschaftliche System, das diese<br />
Ordnung missachtet oder gar zerstört, schadet<br />
sich selbst und arbeitet langfristig am eigenen<br />
Untergang.<br />
Wir Europäer werden die Zukunft nur gewinnen,<br />
wenn wir uns auf die ewigen <strong>Werte</strong> besinnen,<br />
von denen wir herkommen, und allen Versuchen,<br />
sie zu verdrängen oder zu zerstören, entschlossen<br />
widerstehen. Von Robert Schumann, einem der<br />
Gründerväter der EU, stammt das Wort: „<strong>Die</strong> (europäische)<br />
Demokratie wird eine christliche sein<br />
oder nicht bestehen bleiben.“ 4<br />
1 Volker Gerhardt, „Immanuel Kant: Vernunft und Leben”, S. 253 ff.<br />
2 Edith Düsing, „Nietzsches Denkweg”, S. 482.<br />
3 1. Mose 1,26.<br />
4 Jörg Gutzwiller, „Das Herz, etwas zu wagen”, S. 291.<br />
Bild: © Wikipedia<br />
<strong>Die</strong> Französische<br />
Revolution brachte keine<br />
Demokratie, sondern den<br />
Terror der Guillotine<br />
Worauf gründet sich Demokratie?<br />
Man könnte die Demokratie mit einem schönen Haus vergleichen. <strong>Die</strong> <strong>Frage</strong> ist, welche Menschen<br />
es bewohnen. Demokratie kann missbraucht werden, von Links wie von Rechts. Nicht nur in Afrika<br />
halten sich Diktatoren mit „<strong>dem</strong>okratischen Wahlen“ an der Macht.<br />
<strong>Die</strong> Demokratie ist aus <strong>dem</strong> christlichen<br />
Menschenbild entstanden und funktioniert<br />
nur, wenn die Mehrheit der Bevölkerung<br />
diesem <strong>Werte</strong>verständnis verpflichtet ist.<br />
Demokratische Staatsformen wurden schon<br />
im alten Athen und in Rom ausprobiert. Aber sie<br />
galten nur für die Freien, also für etwa ein Drittel<br />
der Bevölkerung, und wurden verhältnismäßig<br />
bald wieder aufgegeben. Als Ursprung <strong>unsere</strong>r<br />
Demokratie nehmen viele die Französische Revolution<br />
an und nennen dabei Jean Jacques<br />
Rousseau, dessen 300. Geburtstag vor Kurzem<br />
groß gefeiert wurde. Dem widerspreche ich.<br />
Rousseaus Ideen schufen keine Gleichheit, keine<br />
Brüderlichkeit, keine Freiheit und keine Demokratie,<br />
sondern den Terror der Guillotine. <strong>Die</strong><br />
direkte Folge war der Diktator Napoleon; er überzog<br />
Europa mit Kriegen, die Hunderttausende<br />
das Leben kosteten.<br />
6<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
Daneben gab es die aus <strong>dem</strong> anglikanischen<br />
England geflohenen Reformierten, die „Pilgerväter“.<br />
1620 zogen sie auf der Mayflower vom englischen<br />
Plymouth aus <strong>nach</strong> Westen und brachten<br />
die Demokratie <strong>nach</strong> Amerika. Sie lebten gemäß<br />
den von Calvin eingeführten <strong>Werte</strong>n, bei der zur<br />
Wahl der Presbyter alle Gemeindeglieder stimmberechtigt<br />
waren. Das wurde zum Vorbild für den<br />
politischen Aufbau der amerikanischen <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Als 1787 – also Jahre vor der Französischen<br />
Revolution – die US-Verfassung angenommen<br />
wurde, war die Demokratie dort schon längst<br />
eine Selbstverständlichkeit. Ebenso selbstverständlich<br />
war die große Mehrheit der Bürger, ob<br />
gläubig oder liberal, <strong>dem</strong> christlichen Menschenbild<br />
und seinen <strong>Werte</strong>n verpflichtet. <strong>Die</strong> amerikanische<br />
Verfassung ist bis heute Vorbild für <strong>dem</strong>okratische<br />
Prozesse.<br />
Pfr. Hansjürg Stücklberger, Gründer der Menschenrechtsorg<br />
anisation „Christian Solidarity International“ und Präsident von<br />
„Zukunft CH“<br />
Bild: © Wikipedia<br />
<strong>Die</strong> Unterzeichnung der Verfassung der Vereinigten Staaten<br />
am 17. September 1787 mit George Washington, Benjamin<br />
Franklin und Alexander Hamilton (v.r.n.l. im Vordergrund), Gemälde<br />
von Howard Chandler Christy.<br />
AUFKLÄRUNG<br />
<strong>Die</strong> spezifisch europäische Erscheinung der Aufklärung hat ihre Wurzeln in der frühen<br />
Trennung von Kirche und Staat. Damit hat sich Europa aus der Menschheitsgeschichte<br />
herausgelöst und auf einen Sonderweg begeben.<br />
Thomas Bargatzky<br />
Immanuel Kant definierte 1784 „Aufklärung“<br />
mit <strong>dem</strong> berühmten Satz: „Aufklärung ist der<br />
Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten<br />
Unmündigkeit“. 1 Neben Industrialisierung<br />
und Säkularisierung ist die Aufklärung<br />
ein wichtiges Kennzeichen der Moderne. Wer die<br />
Aufklärung auf den Prüfstand der Kritik stellt,<br />
macht sich höchst verdächtig.<br />
<strong>Die</strong> Aufklärung ist eine spezifisch europäische<br />
Erscheinung, die ihre Wurzeln tief in der schon<br />
früh einsetzenden Trennung von Kirche und Staat<br />
in Spätantike und Mittelalter hat. Durch die Aufklärung<br />
trat Europa aus der Geschichtsgemeinschaft<br />
der Weltkulturen aus und begab sich auf<br />
einen Sonderweg, heraus aus der Ethik der konzentrischen<br />
Ordnung. Dort gilt der Vorrang der<br />
primären Beziehungen. Am meisten fühlt man<br />
sich <strong>dem</strong> ‚Nächsten’ verpflichtet: der Familie,<br />
<strong>dem</strong> Clan, <strong>dem</strong> Dorf, der ‚Ethnie’ oder <strong>dem</strong> Volk,<br />
<strong>dem</strong> man angehört.<br />
<strong>Die</strong> konzentrische Ordnung wurde in der Moderne<br />
vom Primat des Allgemeinen abgelöst. Unter<br />
diesen Bedingungen veränderte sich in Europa<br />
nicht nur das Gefüge der Beziehungen der Menschen<br />
zueinander, sondern auch die Beziehung des<br />
Menschen zu Gott. <strong>Die</strong> Forderung <strong>nach</strong> Gleichförmigkeit<br />
führt zum Verzicht auf jegliche Unterscheidung<br />
zwischen Heiligem und Profanem.<br />
Aber verdankt sich denn die moderne Wissenschaft<br />
nicht der Aufklärung – und hat sich Europa<br />
denn nicht durch seine Wissenschaft an die Spitze<br />
der kulturellen und zivilisatorischen Weltentwick-<br />
Bild: © Wikipedia<br />
„Aufklärung ist der Ausgang<br />
des Menschen aus seiner<br />
selbstverschuldeten<br />
Unmündigkeit“, meinte<br />
Immanuel Kant<br />
Z für Zukunft<br />
7
Leitthema<br />
Foto: © DigitalGraphics<br />
Den säkularen<br />
Utopien von<br />
Hitler, Stalin und<br />
Mao fielen in<br />
kurzer Zeit mehr<br />
als 100 Millionen<br />
Menschen zum<br />
Opfer<br />
Man wollte der<br />
Unterdrückung durch die<br />
Kirche entkommen, und das<br />
mit Recht, hat dabei aber<br />
das Kind mit <strong>dem</strong><br />
Bade ausgeschüttet<br />
lung gestellt? Was also sollte an der Aufklärung Massenmorde im Namen einer Rassen- oder<br />
kritikwürdig sein?<br />
Klassenvernunft sind derzeit nicht mehr in Mode,<br />
dafür wird heute im Westen im Namen einer ‚Aufklärung’,<br />
die jegliches Maß verloren hat, den<br />
Ohne die Reformation mit ihrer Wertschätzung<br />
des Individuums und seiner Eigenverantwortung<br />
Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens<br />
hätten sich moderner Individualismus, Aufklärung<br />
und Kapitalismus wohl kaum entwickeln<br />
der Boden entzogen. Im Namen der Utopie von<br />
der ‚einen Welt’ werden die natürlichen Unterschiede<br />
der Geschlechter geleugnet. <strong>Die</strong> Familien<br />
können.<br />
<strong>Die</strong> Aufklärung trat ursprünglich für die<br />
sollen zerstört, die Nationen aufgelöst, die Kulturen<br />
und Traditionen durcheinandergewürfelt<br />
Emanzipation des Denkens und Handelns von<br />
Kirche und Christentum ein, aber nicht für die<br />
werden, bis alle Unterschiede ausgelöscht sind.<br />
„Befreiung“ des Menschen von Religion an<br />
So weit wird es wohl nicht kommen, aber als Gewinner<br />
könnte am Ende der Islam dastehen, <strong>dem</strong><br />
sich. <strong>Die</strong> meisten Aufklärer strebten <strong>nach</strong> der<br />
Aufrichtung einer zukünftigen ‚Vernunftreligion’.<br />
sich Europas spirituell Entwurzelte schon heute<br />
<strong>Die</strong> Befreiung aus der ‚selbstverschuldeten Unmündigkeit’<br />
lief jedoch ‚aus <strong>dem</strong> Ruder’. Beim<br />
in die Arme werfen.<br />
Versuch, mit den Mitteln der Vernunft das Paradies<br />
auf Erden zu schaffen, wurde das Tor zur<br />
Prof. Dr. Thomas Bargatzky (geb. 1946) ist Professor für<br />
Ethnologie an der Universität Bayreuth (im Ruhestand). Er<br />
führte Forschungen in Polynesien und im nordamerikanischen<br />
Hölle aufgestoßen, denn an die Stelle der Herrschaft<br />
der Kirche trat nicht die Herrschaft der und Welthaus“ (Münster 2007).<br />
Südwesten durch. Letzte Buchveröffentlichung: „Mythos, Weg<br />
Vernunft, sondern die Herrschaft der Ideologien.<br />
1 Vgl. Dinesh D’Souza, „The Enemy at Home. The Cultural Left and Its<br />
<strong>Die</strong> Zahl der Opfer der spanischen Inquisition Responsibility for 9/11”. New York: Doubleday 2007, S. 195; Peter<br />
in ihrer 350-jährigen Geschichte wird von der Segl: „<strong>Die</strong> Inquisition – eine schwarze Legende?“ In: H. Alrichter et<br />
al. (Hrsg.), Mythen in der Geschichte. Freiburg i. Br. 2004, S. 285.<br />
seriösen Geschichtsforschung auf ungefähr<br />
2 Immanuel Kant: „Beantwortung der <strong>Frage</strong>: Was ist Aufklärung?”<br />
5000 geschätzt. Jedes Einzelne dieser Opfer ist Erstmals erschienen im Dezemberheft 1784 der Berlinischen<br />
tragisch und zu viel.<br />
Monatsschrift. Hier zitiert <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Abdruck in Immanuel Kant,<br />
Aber den säkularen Utopien von Hitler, Werke in sechs Bänden, Band 6, S. 162–170, herausgegeben von<br />
Rolf Tomann, Köln (Könemann) 1995. S. 162.<br />
Stalin und Mao fielen in kurzer Zeit mehr als<br />
100 Millionen Menschen zum Opfer. 2<br />
8 Z für Zukunft
Spiritualität<br />
Foto: © flickr/T2C, Susanne Bowling & Amanjeev Montage<br />
Erlösung ohne Erlöser<br />
DER SPIEGEL 31/2013 brachte einen Beitrag von Manfred Dworschak zu Ergebnissen des Anthropologen Peter<br />
van der Veer vom Göttinger Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer <strong>Gesellschaft</strong>en<br />
über den Wandlungsprozess des Spirituellen in modernen <strong>Gesellschaft</strong>en. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung.<br />
Roland Andergassen<br />
Massen-Yoga auf <strong>dem</strong><br />
Time Square, New York<br />
Für van der Veer gehört Spiritualität mit allen<br />
anderen säkularen Ideen von Gleichheit,<br />
Demokratie und Menschenrechten, die in<br />
der Aufklärung entstanden sind, zu den zentralen<br />
Elementen der Moderne, die sich gegen die althergebrachten<br />
<strong>Gesellschaft</strong>sordnungen und <strong>Werte</strong>vorstellungen<br />
richten. Auf der Suche <strong>nach</strong> Alternativen<br />
zu den institutionalisierten Religionen haben<br />
sich westliche Intellektuelle, Künstler oder Vordenker<br />
bald <strong>nach</strong> östlicher Spiritualität und<br />
Mystik ausgestreckt, womit sie eine Sinnlücke<br />
füllen wollten, die sich durch die Aufklärung für<br />
viele aufgetan hatten. <strong>Die</strong> Liste derer, die dieses<br />
Gedankengut in ihrer Werke einfließen ließen, liest<br />
sich wie ein Who´s who der europäischen Geisteswissenschaft:<br />
von Voltaire über Herder, Humboldt und<br />
Schlägel bis hin zu Schopenhauer oder Goethe, der in<br />
seinen „Faust“ altindische Elemente eingebaut hat.<br />
Der Göttinger Wissenschaftler befasst sich<br />
auch mit <strong>dem</strong> indischen Mönch, der die eigentlich<br />
abschreckenden okkulten Traditionen des Hinduismus<br />
für den Westen kompatibel zu machen versucht<br />
hatte, Swami Vivekananda. Ausgerechnet an<br />
einem 11. September, allerdings bereits im Jahre<br />
1893, trafen sich tausende Gefolgsleute aller möglichen<br />
Götter zum Weltparlament der Religionen<br />
in Chicago. Der Inder betrat ungebeten die Rednerbühne<br />
und erklärte, viel zu lange schon hätten<br />
Fanatiker die Welt beherrscht. Sein Glaube<br />
hingegen lehre die Menschheit allumfassende<br />
Toleranz. Für ihn seien alle Religionen gleich<br />
wahr – so wie alle Ströme ins Meer münden.<br />
Mit dieser Rede öffneten sich für den Hindu<br />
in den USA alle Türen, später auch in Europa.<br />
Was wir irrtümlich für uralte indische Spiritualität<br />
halten, ist eine Erfindung dieses Mannes –<br />
Foto: © Universität Göttingen<br />
Peter van der Veer,<br />
Anthropologe am<br />
Göttinger Max-Planck-<br />
Institut<br />
Z für Zukunft<br />
9
Spiritualität<br />
Foto: © claudiasbazar.com<br />
Foto: © Wikipedia/Thomas Harrisan, 1893<br />
Seine<br />
grausame<br />
Göttin Kali hat<br />
der Guru <strong>dem</strong><br />
Westen schön<br />
verpackt<br />
untergejubelt<br />
Was wir irrtümlich für uralte<br />
indische Spiritualität halten,<br />
ist eine Erfindung dieses<br />
Inders: Swami Vivekananda<br />
<strong>dem</strong> Westen auf den<br />
Leib geschneidert. Peter<br />
van der Veer geht<br />
der <strong>Frage</strong> <strong>nach</strong>, wie es<br />
möglich war, dass der<br />
Westen sich so von der<br />
asiatischen Spiritualität<br />
bezaubern ließ. Vivekananda<br />
wusste offensichtlich,<br />
was die<br />
Menschen hören wollten.<br />
Andererseits verschwieg<br />
er ihnen wohlweislich,<br />
was sie nicht<br />
hören sollten, nämlich<br />
wes Geistes Kind seine<br />
Spiritualität war:<br />
allen voran die Göttin<br />
Kali, die mit langgestreckter<br />
Zunge auf<br />
<strong>dem</strong> Gott Shiva herumtrampelt,<br />
um den Hals eine Kette geköpfter<br />
Schädel, in einer der vielen Hände ein frisch<br />
geköpftes bluttriefendes Haupt. Erinnert uns<br />
das nicht an Vertreter einer anderen „friedlichen“<br />
Religion, die gerade im Blutrausch köpfend durch<br />
den Nord-Irak und Syrien ziehen?<br />
<strong>Die</strong> geistigen Wurzeln Vivekanandas führen zu<br />
<strong>dem</strong> Mystiker Ramakrishna, einem Priester in einem<br />
Tempel der Göttin Kali. Ramakrishna praktizierte<br />
und lehrte eine ekstatische Form des Tantra-Yogas.<br />
Vivekananda war sein Lieblingsschüler;<br />
später entwickelte er eine moderne, überarbeitete<br />
Version der religiösen Ideen und Praktiken seines<br />
Meisters.<br />
„Was wir heute unter asiatischer Spiritualität<br />
verstehen“, fasst der Anthropologe van der Veer<br />
zusammen, „ist vor allem das Produkt von Vivekananda.“<br />
„Überall in Europa suchten Menschen<br />
<strong>nach</strong> einer Alternative zur vorherrschenden Religion.<br />
<strong>Die</strong> Christenkirchen erschienen als zu<br />
dogmatisch und unfroh. Wer aber nicht ganz<br />
ohne höheren Sinn auskommen konnte, litt<br />
unter dieser Lücke.“ Bei vielen Denkern war das<br />
indische Angebot bald große Mode.<br />
In seinen Vorträgen stellte Vivekananda seine<br />
Heimat als die Wiege der Spiritualität und religiösen<br />
Hingabe dar – im Gegensatz zur Zivilisation<br />
des Westens, die bei allem technischen Fortschritt<br />
<strong>dem</strong> Materialismus verfallen sei. Dabei passte er<br />
die Spiritualität des Hinduismus <strong>dem</strong> westlichen<br />
Materialismus, dessen Lebensstil und Zeitgeist,<br />
so hervorragend an, dass diese in Yogaübungen<br />
verpackte Religion als Weg der Selbstoptimierung<br />
für moderne Arbeitnehmer auch für Markt<br />
und Wirtschaft salonfähig wurde.<br />
Erlösung ohne Erlöser – das große Versprechen<br />
dieses Hinduismus<br />
„Du kannst ein anderer Mensch werden durch Experimente<br />
mit <strong>dem</strong> Leib“, stellte der Anthropologe<br />
fest. <strong>Die</strong> Yogis und Fakire bewiesen, was man mit<br />
seinem Körper alles anstellen konnte. Auch das<br />
Yoga machte Vivekananda für den Westen salonfähig.<br />
Denn die heiligen Nichtsnutze in Indien, die<br />
sich auf Kosten der Allgemeinheit durchbettelten,<br />
gingen selbst ihren Landsleuten auf die Nerven –<br />
das machte sie nicht gerade zu einem guten Aushängeschild<br />
für den Westen.<br />
Vivekananda versteckte die unattraktiven Götter<br />
und die umständlichen Rituale und ließ nur<br />
die Meditation übrig, die Kunst der Versenkung.<br />
<strong>Die</strong> unschönen Götter sind nicht zu zimperlich,<br />
um undercover in einer neuen verwestlichten<br />
Yoga-Variante Einzug in das Innere der Menschen<br />
zu halten. Das ursprüngliche Yoga bestand aus<br />
einem Wirrwarr erlösungsdienlicher Übungen;<br />
Vivekananda erklärte Yoga zu einer indischen<br />
Wissenschaft, die zu einem höheren Bewusstsein<br />
führe. Van der Veer bezeichnet Yoga als eine Art<br />
„Spiritualität light“.<br />
Im Westen schlug dieses „Yoga-West“-Konzept<br />
total ein – interessant: Gerade aufgeklärte Köpfe<br />
ließen sich bezaubern, unter ihnen auch Kämpfer<br />
gegen Kirche und Establishment. Man warf Gott<br />
hinaus, ließ dafür aber jede Menge Geister herein.<br />
„Politisch links“ und „kosmisch erleuchtet“<br />
war kein Widerspruch. Der sozialistische Klassenkampf<br />
hinderte nicht daran, sich gleichermaßen<br />
für fernöstliche Geister wie für „moderne“<br />
Wissenschaft zu begeistern – Spiritismus wurde<br />
kurzerhand zur „modernen Wissenschaft“ ge-<br />
10<br />
Z für Zukunft
Spiritualität<br />
zählt und schon war die Erde wieder rund. „An<br />
<strong>dem</strong> einen Abend luden sie einen Forscher zum<br />
Vortrag über die Evolutionstheorie“, so van der<br />
Veer, „und am nächsten Abend kam das Beschwören<br />
von Geistern an die Reihe.“ Auch wer radikal<br />
gegen die alte Ordnung auftrat, versuchte sich<br />
mit übersinnlichen Kräften zu verbünden. Gläserrücken<br />
galt bei linken Spiritisten als moderne<br />
Errungenschaft. <strong>Die</strong> Toten sollten ihnen sagen,<br />
was <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Tode kommt. Man erhoffte sich aus<br />
<strong>dem</strong> Jenseits die Weisheit alter Meister. Insider<br />
wissen aber, dass dabei nicht die Toten sprechen,<br />
sondern destruktive dämonische Mächte, die sich<br />
u. a. in der blutrünstigen Göttin Kali zeigen.<br />
<strong>Die</strong> Aufklärung hat nicht einfach die Welt<br />
entzaubert. Viele wollten nun selber zaubern,<br />
wollten mit den übersinnlichen Mächten ihre<br />
eigenen Erfahrungen machen. „Zwar kommt<br />
nur selten das heraus, was man sich erhofft hat“,<br />
sagt Religionsforscher van der Veer, „aber im<br />
Zweifelsfall war eben das Experiment falsch angelegt.“<br />
<strong>Die</strong>ser spirituelle Eigensinn war kennzeichnend<br />
für den Übergang in die Moderne. Esoteriker<br />
lösten sich von der kirchlichen Lehre.<br />
Freimaurer, Rosenkreuzer, Illuminaten, sie alle<br />
nahmen sich die Freiheit heraus, ihr Weltbild<br />
selbst zu basteln.<br />
Führende Aufklärer sympathisierten mit den<br />
Esoterikern – ein religiöses Grundmuster schien<br />
sie beide anzutreiben: Sie studierten uralte<br />
Schriften, versuchten sich an der Beschwörung<br />
von Toten. Dabei erhoffte man sich die Vervollkommnung<br />
des Menschen aus eigener Kraft, eben<br />
die Erlösung ohne Erlöser.<br />
Auch namhafte Wissenschaftler begeisterten<br />
sich für das Übersinnliche. Alfred Russel Wallace<br />
etwa, neben Darwin ein Mitbegründer der Evolutionstheorie,<br />
sprach mit den Geistern von Toten.<br />
Der Philosoph Peter Sloterdijk verweilte im indischen<br />
Pune, bei <strong>dem</strong> cleveren Menschenfischer<br />
Bhagwan, dessen Aschram unter gebildeten Sinnsuchenden<br />
des Westens damals als die Weltzentrale<br />
der Erleuchtung galt.<br />
Foto: © YouTube-screenshot/ kessthebest1<br />
In der Aufklärung hatte man sich <strong>nach</strong> Immanuel<br />
Kant (1784) von der „selbstverschuldeten<br />
Unmündigkeit“ befreien wollen; so bezeichnete<br />
dieser die Bevormundung durch die Kirche<br />
und letzten Endes durch Gott. Man wollte sich<br />
von der Ethik der konzentrischen Ordnung verabschieden.<br />
„Nichts mehr über mir! Der Mensch<br />
das Maß aller Dinge!“ Früher hatte man sich <strong>dem</strong><br />
Nächsten verpflichtet gefühlt: der Familie, <strong>dem</strong><br />
Dorf, <strong>dem</strong> Volk, am Ende Gott. Aber kaum hatte<br />
man sich durch die Aufklärung von <strong>dem</strong> „Ballast“<br />
eines Gottes befreit, tat sich eine Sinnlücke auf,<br />
die es nun wieder zu füllen galt. Man hatte sich<br />
Gottes entledigt, aber die Geister, die man daraufhin<br />
rief, die bekommt man nun nicht mehr<br />
los, wie es schon Goethe in seinem „Zauberlehrling”<br />
festgestellt hat.<br />
Jeder Fluss mündet in ein Meer. So weit, so gut.<br />
Doch das bedeutet noch lange nicht, dass jede Religion<br />
bringt, wo<strong>nach</strong> der Mensch so sehnlich<br />
sucht – eine Erlösung. Schon Münchhausen hat<br />
bekanntlich sich selbst samt seinem Ross am eigenen<br />
Schopf aus <strong>dem</strong> Sumpf gezogen – doch jedes<br />
Kind weiß, dass das eine Lügengeschichte ist.<br />
Möglicherweise hat die Erlösung mit Erlöser<br />
größere Chancen auf Erfolg.<br />
Dr. Roland Andergassen, Jurist, leitende Funktion in der<br />
Verwaltung einer Stadt in Österrreich, Brückenbauer zwischen<br />
Konfessionen und Religionen. Glücklich verheiratet und Vater<br />
von zwei Töchtern.<br />
Quelle: Zusammenfassung von Ausschnitten aus Spiegel 31/<br />
2013, Seite 96–101.<br />
Foto: © Bodenwerder, Tourismus<br />
„Politisch links“ und<br />
„kosmisch erleuchtet“<br />
war kein Widerspruch –<br />
Spiritismus wurde<br />
kurzerhand zur „modernen<br />
Wissenschaft“ erklärt<br />
Münchhausen –<br />
Kinder wissen,<br />
es sind Lügengeschichten<br />
Z für Zukunft<br />
11
Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © Montage Agentur PJI<br />
Abschied vom Reformations-Erbe<br />
Mit der Schrift „Rechtfertigung und Freiheit. 500 Jahre Reformation 2017“ veröffentlicht der Rat der<br />
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einen Grundlagentext zum bevorstehenden Jubiläum.<br />
Johann Hesse hat diesen Text analysiert, hier eine Zusammenfassung seiner Schlussfolgerungen.<br />
Peter Ischka<br />
Luther bunt als<br />
Gartenzwerge?<br />
Das große Jubiläum der Reformation Martin<br />
Luthers steht vor der Tür. <strong>Die</strong> Führung<br />
der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
bereitet sich darauf vor, dieses Ereignis zu feiern,<br />
und sucht sich gleichzeitig der wesentlichen Errungenschaften<br />
der Reformation zu entledigen.<br />
Mit <strong>dem</strong> Grundlagentext will man laut Ratsvorsitzen<strong>dem</strong><br />
Nikolaus Schneider „wesentliche theologische<br />
Einsichten der Reformationszeit im<br />
aktuellen Kontext” erläutern – oder: sie <strong>dem</strong> säkularisierten<br />
Denken <strong>unsere</strong>r Zeit anpassen.<br />
Mit der Auflösung der zentralen Rolle der Bibel,<br />
der Preisgabe des Alleinstellungsmerkmals<br />
von Jesus Christus, der Unterschlagung des stellvertretenden<br />
Sühnetodes Christi und der Ver<strong>nach</strong>lässigung<br />
der Ewigkeitsdimension machen die Autoren<br />
von „Rechtfertigung und Freiheit” das Erbe<br />
der Reformation zunichte – gaben doch gerade<br />
solche Deformationen von Lehre und Leben<br />
der Kirche vor fünfhundert Jahren Anlass zu<br />
dieser Reformation, die Europa so wesentlich<br />
geprägt hat. Man gibt Grundlegendes preis, um<br />
so möglicherweise kirchenamtliche Fehlentwicklungen<br />
als zeitgemäß hinzustellen. Man erfüllt<br />
Forderungen der <strong>Gesellschaft</strong> in der Hoffnung,<br />
dadurch verlorengegangenes Publikum<br />
zurückzugewinnen. Wünscht dieses, dass zwei<br />
plus drei vier sein möge, dann kommt die EKD ihm<br />
entgegen und lässt die fünfe gerade sein, wie <strong>dem</strong><br />
„Grundlagentext” zu entnehmen ist.<br />
Reformatorisches Verständnis good-bye<br />
Das „Sola scriptura” war eine der Säulen der Reformation.<br />
<strong>Die</strong> Bibel galt als die Richtlinie für<br />
Lehre und Beurteilung schlechthin.<br />
<strong>Die</strong>ses Schriftverständnis versucht man im<br />
Grundlagentext zwar historisch zu würdigen,<br />
stellt dann aber fest: „Seit <strong>dem</strong> siebzehnten Jahrhundert<br />
werden die biblischen Texte historischkritisch<br />
erforscht. Deshalb können sie nicht mehr<br />
so wie zur Zeit der Reformatoren als Wort Gottes<br />
verstanden werden.” 1<br />
<strong>Die</strong> Reformatoren waren ja noch davon ausgegangen,<br />
dass die biblischen Texte wirklich von<br />
Gott gegeben waren. <strong>Die</strong>se Überzeugung wird<br />
von den Autoren der EKD-Schrift abgelehnt.<br />
12<br />
Z für Zukunft
Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Ihrer Meinung <strong>nach</strong> enthält die Bibel Texte, in denen<br />
„menschliche Erfahrungen mit Gott” so verdichtet<br />
wurden, „dass andere Menschen sich und<br />
ihre Erfahrungen mit Gott darin wiederentdecken<br />
können”. 2 Daher sei sie nicht mehr Gottes Wort<br />
im objektiven Sinne, sondern der menschlichen<br />
Beurteilung unterworfen; <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> humanistischen<br />
Denkansatz „Der Mensch ist das Maß aller<br />
Dinge” wird der Mensch so auch zum Maß für die<br />
Beurteilung des Wortes Gottes.<br />
Löst man subjektive Erkenntnis von der objektiven<br />
Autorität der Bibel, macht sich der Ausleger<br />
zur letzten Instanz in der <strong>Frage</strong>, was Gottes Wort<br />
ist und was nicht. Da wundert es nicht, wenn Landesbischof<br />
Ralf Meister (Hannover) auffordert,<br />
damit ernst zu machen, dass die Bibel „ein ganz<br />
normales Stück Literatur” sei.<br />
Ralf Meister meint denn auch zur Beurteilung<br />
praktizierter Homosexualität: „Natürlich<br />
findet sich in der Bibel nicht eine Stelle, die homosexuelle<br />
Praktiken positiv oder auch nur neutral<br />
werten würde. Daraus folgt aber eben nicht<br />
automatisch, dass wir <strong>dem</strong> Urteil der biblischen<br />
Schriften hier folgen müssten.” 3<br />
<strong>Die</strong> Abkehr vom Schriftverständnis der Reformatoren<br />
wird <strong>dem</strong> Leser als „segensreiches“ Endprodukt<br />
einer „offenen Lerngeschichte“ der Reformation<br />
verkauft. 4 Er erfährt dagegen nicht, dass die<br />
vermeintlichen Erben der Reformation deren Grundpfeiler<br />
„Allein die Schrift” längst zu Fall gebracht haben<br />
und somit das Erbe völlig verspielt wurde.<br />
Genügt Christus?<br />
<strong>Die</strong> Reformatoren proklamierten „Solus Christus”.<br />
Christus allein bedeutete für sie: Jesus ist der Weg<br />
zu Gott, er ist die Wahrheit und das Leben, 5 denn<br />
kein anderer hat durch sein Leiden und Sterben am<br />
Kreuz die Errettung der Welt vollbracht. So schrieb<br />
Luther: „Gott will nicht, dass man auf einem anderen<br />
Wege zu ihm gehe, ihn erkenne und liebe.” 6<br />
Foto: © screenshot/Lutherfilm<br />
Natürlich ist es legitim, dass die Verfasser die<br />
Zweifel und Bedenken <strong>unsere</strong>r Zeit zur Sprache<br />
bringen: „Ist diese Exklusivität Jesu Christi nicht anmaßend?<br />
Wie kann man so auftreten und andere religiöse<br />
Gründe für ein heilvolles Leben bestreiten?” 7<br />
Aber anstatt einer Antwort im Sinne der Reformation<br />
präsentiert man <strong>dem</strong> Leser Wege an<br />
Christus vorbei. Der Christ möge zwar weiterhin<br />
in der Vielstimmigkeit einer „multireligiösen<br />
<strong>Gesellschaft</strong>” sein Bekenntnis vertreten und seine<br />
„Eigentümlichkeiten” nicht verbergen, aber er<br />
solle im interreligiösen Dialog den Glauben des<br />
anderen nicht für unwahr erklären. 8<br />
Noch deutlicher hat es Nikolaus Schneider auf<br />
<strong>dem</strong> Kirchentag in Dresden 2011 ausgedrückt:<br />
„<strong>Die</strong> Religionen müssen sich von <strong>dem</strong> Gedanken<br />
verabschieden, die Wahrheit allein zu besitzen.<br />
Gott ist immer größer als <strong>unsere</strong> Wahrheitserkenntnis.”<br />
9 Offensichtlich vertritt die EKD 500<br />
Jahre <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Thesenanschlag die Ansicht,<br />
dass es neben Christus auch andere Erlösungswege<br />
geben könne. Sie hat das „Solus Christus”<br />
aufgegeben und damit jede missionarische<br />
Stoßkraft verloren.<br />
Was ist eigentlich Sünde?<br />
Wenn man über den Tod Jesu am Kreuz spricht, muss<br />
auch geklärt werden, was Sünde ist. <strong>Die</strong> Verfasser<br />
der EKD-Schrift stellen fest, dass man heute nicht<br />
mehr gern über Sünde spricht. Das ist richtig. Heute<br />
lebt man, wie es einem gefällt, da würde es einengend<br />
wirken, etwas als „Sünde” zu bezeichnen.<br />
Aber der Knackpunkt des reformatorischen<br />
Sündenbegriffs ist, dass alle Menschen in gleicher<br />
Weise Sünder sind – die vielbeschworene<br />
Gleichstellung wäre durchaus gegeben.<br />
<strong>Die</strong> Reformatoren haben die Sündhaftigkeit aller<br />
Menschen in Folge der Erbsünde betont. Sehr<br />
viel klarer und schärfer als wir heute sahen sie,<br />
dass der Mensch „von Mutterleib an voll böser<br />
Lust und Neigung” und „ohne wahre Gottesfurcht<br />
und Glauben” ist. 10 Kann man das nicht auch heute<br />
sehen? Man schlage nur die Tageszeitung auf,<br />
um sich von der Sündhaftigkeit des Menschen zu<br />
überzeugen. Wenn die EKD-Führung nicht mehr<br />
Bild: © Wikipedia<br />
Deformationen von Lehre<br />
und Leben der Kirche war<br />
vor fünfhundert Jahren<br />
Anlass zur Reformation<br />
Über Sünde<br />
spricht man<br />
nicht gerne,<br />
das könnte<br />
einengend<br />
wirken<br />
Z für Zukunft<br />
13
Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © Montage Agantur PJI<br />
Man schlage<br />
nur die Tageszeitung<br />
auf,<br />
um sich von<br />
der Sündhaftigkeit<br />
des<br />
Menschen zu<br />
überzeugen<br />
Auf die<br />
<strong>Frage</strong>, ob Gott<br />
ein Sühnopfer<br />
brauche, geantwortet<br />
Nikolaus<br />
Schneider:<br />
„Gott braucht<br />
es tatsächlich<br />
nicht.” 15<br />
Foto: © flickr/sekfeps<br />
den Mut hat, Sünde beim Namen zu nennen, wird<br />
ihr bald jegliches Profil abhandengekommen sein.<br />
Könnten Sünden Folgen haben?<br />
Zumindest nehmen die Verfasser der Jubiläumsschrift<br />
zur Kenntnis, dass jeder Mensch sich<br />
einmal für sein „Tun und Lassen” verantworten<br />
muss. Aber: „Uns ist auch das übersteigerte spätmittelalterliche<br />
und auch in der reformatorischen<br />
Bewegung meistens beibehaltene Bild von Gott<br />
als einem Gerichtsherrn, der wie ein absolutistischer<br />
Monarch unumschränkt herrscht, tief problematisch<br />
geworden.” 11<br />
Wer sind nur diese Herren, die über Gott befinden<br />
dürfen? Man versucht offensichtlich mit<br />
viel Schlauheit, sich einen Gott zu basteln, der<br />
der eigenen Beschränktheit entspricht. Nur:<br />
Wenn Gott Gott ist, wird er sicher nicht jemanden<br />
in der EKD um Rat fragen, ob er die, die von seinem<br />
Angebot keinen Gebrauch gemacht haben,<br />
nun wohl richten dürfe. <strong>Die</strong> Reformatoren verkündigten<br />
Gott als strengen Gerichtsherrn, aber sie<br />
kannten denselben Gott auch als den liebenden<br />
Vater. Sie lehrten, dass Sünde Folgen<br />
hat – „ewige Gottesferne”, man<br />
kann es auch Selbstverdammung<br />
nennen, weil man das in Jesus<br />
Christus angebotene Errettungsgeschenk<br />
Gottes ausgeschlagen<br />
hat. Wer es<br />
hingegen im Glauben annimmt,<br />
wird errettet und<br />
vor dieser selbst zu verantwortenden<br />
Verdammnis bewahrt.<br />
<strong>Die</strong> Hölle wird ins <strong>Die</strong>sseits verlegt<br />
<strong>Die</strong> Autoren des Grundlagentextes versäumen es,<br />
mit Nachdruck zu bestätigen, dass der Sünder,<br />
der Christus ablehnt, mit den Folgen der ewigen<br />
Verdammnis zu rechnen hat. Stattdessen wird die<br />
Hölle von ihrer ewigen Dimension ins <strong>Die</strong>sseits<br />
verlegt. <strong>Die</strong> Einstellung Luthers zur Hölle und die<br />
damit verbundene Rechtfertigungsbotschaft werden<br />
bei der Übertragung auf <strong>unsere</strong> Zeit grundlegend<br />
verändert: „Was kann das für Menschen des<br />
21. Jahrhunderts bedeuten, die nicht so sehr von<br />
Ängsten vor einer Hölle <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Tod geprägt<br />
sind, sondern eher die Hölle auf Erden fürchten,<br />
die Menschen füreinander sind?” 12<br />
Man folgt Bultmanns Interpretation: „<strong>Die</strong> neutestamentlichen<br />
Aussagen sollten in einer solchen<br />
Weise interpretiert werden, dass der mythische<br />
Rahmen wegfällt und nur der existentielle<br />
Inhalt als etwas Bleibendes festgehalten wird.” 13<br />
<strong>Die</strong> Hölle wird nicht als tatsächlich existierende<br />
Konsequenz der Gottesferne verstanden, sondern<br />
existenziell als Chiffre für das Leid, das Menschen<br />
einander antun.<br />
Was wird aus <strong>dem</strong> Tod am Kreuz?<br />
Werden die Sünde und die Folgen der Sünde unterschätzt,<br />
hat dies Auswirkungen auf das Verständnis<br />
des Kreuzes. <strong>Die</strong> Verfasser der Jubiläumsschrift<br />
meinen, das Leiden und Sterben Jesu<br />
Christi dürfe nicht so verstanden werden, „als<br />
müsse Gott durch Christus erst gnädig gestimmt<br />
werden. Christi Leben und Sterben bewirken keinen<br />
Gesinnungswandel in Gott, der durch ein<br />
wie auch immer zu verstehendes Opfer milde gestimmt<br />
werden müsste.” 14<br />
<strong>Die</strong> Verfasser der Jubiläumsschrift zeigen<br />
mit ihrer Interpretation des Kreuzes,<br />
dass ihnen der zentrale Inhalt des<br />
Neuen Testaments, die Bedeutung<br />
des Sühnetods Christi, fremd ist.<br />
Gott vertritt die ganze Bibel hindurch<br />
einen klaren Standpunkt: Sünde<br />
hat Tod zur Folge. Als<br />
Jesus Christus am Kreuz<br />
starb, stellte er sich dieser<br />
Konsequenz. Er bezahlte<br />
für die Sünde der<br />
ganzen Menschheit;<br />
14<br />
Z für Zukunft
Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />
das konnte er, weil er selbst ohne Sünde war. Jesu<br />
Leiden und Sterben geschah stellvertretend für alle<br />
Menschen, die das im Glauben annehmen.<br />
<strong>Die</strong> Aussage, Gott habe sich „in Christus auf<br />
das Leben, Leiden und Sterben der Menschen<br />
eingelassen”, höhlt das, was Jesus getan hat, völlig<br />
aus und beraubt den, der diese Sinnverdrehung<br />
übernimmt, des eigentlichen Inhalts des<br />
Neuen Testaments.<br />
In einem Interview der evangelischen Monatszeitschrift<br />
Chrismon hat der EKD-Ratsvorsitzende<br />
Nikolaus Schneider auf die <strong>Frage</strong>, ob Gott ein<br />
Sühnopfer brauche, geantwortet: „Gott braucht<br />
es tatsächlich nicht.” 15 Weiterhin meinte Schneider,<br />
Jesus sei „nicht im Sinne einer stellvertretenden<br />
Übernahme von Strafe“ für uns Menschen<br />
gestorben. Er sei stattdessen der Ansicht, Jesus<br />
„teile mit seinem Leiden und Sterben menschliche<br />
Leidens- und Todeserfahrungen”. 16<br />
Ein verflachter Horizont<br />
Kann der Mensch sich durch „gute Werke” Gottes<br />
Gnade und damit den Zugang zum Himmel verdienen?<br />
<strong>Die</strong> Antwort auf diese <strong>Frage</strong> war doch<br />
das Markenzeichen der Reformatoren. Allein der<br />
Glaube an Christus und seinen stellvertretenden<br />
Tod macht uns gerecht vor Gott und öffnet so die<br />
Tür ins Himmelreich.<br />
<strong>Die</strong> Reformatoren hatten ein Verständnis von<br />
Rechtfertigung, das auf die Ewigkeit bezogen<br />
war. <strong>Die</strong> Autoren der Jubiläumsschrift sind hingegen<br />
sehr diesseitsbezogen; einen Ewigkeitshorizont<br />
gibt es kaum. Der „moderne” Mensch,<br />
durch den Materialismus und ein naturalistisches<br />
Weltverständnis im <strong>Die</strong>sseits gefangen, bräuchte<br />
aber Hinweise auf die weit geöffnete Tür zum<br />
Himmel. Rechtfertigung bringt Freiheit: Freiheit<br />
von Sünde, Freiheit vom Tod, Freiheit von ewiger<br />
Verdammnis, Freiheit in ewiger Gemeinschaft mit<br />
Gott – himmlische Freiheit.<br />
Beharrt die EKD weiterhin auf dieser Fehlentwicklung,<br />
müsste das 500. Reformationsjubiläum<br />
ehrlicherweise abgesagt werden. Grund<br />
zum Feiern gibt es erst, wenn die EKD diese<br />
fatalen Verirrungen auf allen Ebenen erkennt,<br />
als Schuld bekennt und sich wieder bedingungslos<br />
zu Christus und seinem Wort bekehrt.<br />
Foto: © nevsepic.com<br />
Wahrscheinlich braucht es neue 95 Thesen an<br />
den Kirchentüren – und statt eines Jubiläums<br />
eine umfassende neue Reformation.<br />
Der gute alte Apostel Paulus hat das schon kommen<br />
sehen. In einem Brief schrieb er: „Ich wundere<br />
mich, dass ihr euch so schnell von den Grundlagen<br />
des Glaubens abwendet zu einem anderen Evangelium,<br />
wo es doch kein anderes gibt; einige verwirren<br />
euch nur und wollen das Evangelium des Christus<br />
auf den Kopf stellen. Ich mache die Gnade Gottes<br />
nicht ungültig; denn wenn es die Gerechtigkeit Gottes<br />
auf irgendeinem anderen Wege gäbe, dann wäre<br />
Christus umsonst gestorben.” 17<br />
<strong>Die</strong> ausführliche Broschüre mit <strong>dem</strong> ungekürzten Text von<br />
Johannes Hesse erhalten Sie bei www.gemeindehilfsbund.de<br />
(eMail: info@gemeindehilffsbund.de).<br />
1 Rechtfertigung und Freiheit. 500 Jahre Reformation 2017. Ein<br />
Grundlagentext des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
(EKD), Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2014, S. 84.<br />
2 Ebd., S. 85.<br />
3 Landesbischof Ralf Meister, Vortrag bei der AMD-Delegiertenversam<br />
mlung,20. Mai 2014 im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen.<br />
4 Rechtfertigung und Freiheit, a.a.O., S. 34–37.<br />
5 Johannes 14,6.<br />
6 Martin Luther, WA Br 1,329.<br />
7 Rechtfertigung und Freiheit, a.a.O., S. 51–52.<br />
8 Ebd., S. 58.<br />
9 www.kirchentag2011.de.<br />
10 Unser Glaube. <strong>Die</strong> Bekenntnisschriften der evangelischlutherischen<br />
Kirche, 3. Auflage, Gütersloher Verlagshaus,<br />
Gütersloh 1991, S. 61.<br />
11 Rechtfertigung und Freiheit, a.a.O., S. 69.<br />
12 Ebd., S. 28.<br />
13 Bengt Hägglund, Geschichte der Theologie – Ein Abriß, 3.<br />
Auflage, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997, S. 322.<br />
14 Rechtfertigung und Freiheit, a.a.O., S. 62.<br />
15 Präses Nikolaus Schneider, Chrismon plus Rheinland, 04/<br />
2009, S. 46.<br />
16 Ebd., S. 44.<br />
17 Brief an die Galater 1,6–7; 2,21.<br />
Gibt es sie<br />
tatsächlich?<br />
Ist es dann<br />
ungünstig keine<br />
„Raus-aus-der-<br />
Hölle“-Karte<br />
zu haben?<br />
Was würde<br />
Luther heute<br />
an die Kirchentüre<br />
nageln?<br />
Z für Zukunft<br />
15
Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © Argentur PJI<br />
Ephesus war im ersten<br />
Jahrhundert eine<br />
christliche Metropole. <strong>Die</strong><br />
Christen hatten die ganze<br />
<strong>Gesellschaft</strong> geprägt<br />
Bröckelnde <strong>Fundament</strong>e<br />
von den ersten Jahrhunderten an – Was hatten die ersten Christen,<br />
das heute abhandengekommen scheint?<br />
Peter Ischka<br />
Foto: © Wikipädia/Gustave Doré<br />
Ephesus:<br />
Zauberbücher<br />
werden in<br />
verbrannt<br />
Spannend, die Erfolgsgeschichte der frühen<br />
Christenheit: „<strong>Die</strong> nun an das Wort glaubten,<br />
ließen sich durch Untertauchen taufen;<br />
an jenem Tag waren es etwa dreitausend. Sie<br />
blieben aber in der Lehre der Apostel und in der<br />
Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und im Gebet.<br />
Es kam aber über jeden eine Ehrfurcht gegenüber<br />
Gott, und es geschahen viele Wunder<br />
und Zeichen durch die Apostel.“ 1<br />
Am Ende des ersten Jahrhunderts war die damals<br />
bekannte Welt vom Christentum durchdrungen<br />
– ohne Internet, Radio oder Fernsehen. Der<br />
Einfluss der Christen in manchen Bereichen der<br />
<strong>Gesellschaft</strong> war unübersehbar. Denken wir an den<br />
Aufstand der Silberschmiede in Ephesos, die Abwendung<br />
von der Götzenverehrung hatte eine ganze<br />
Branche in Existenznöte gebracht. Wie ist es heute?<br />
Es ist legitim zu fragen: Was hatten die ersten<br />
Christen, das heute abhandengekommen scheint?<br />
Keine <strong>Frage</strong>, wir sind Kinder <strong>unsere</strong>r Zeit. Wir<br />
haben aus vielen Quellen getrunken und schon<br />
mit der Muttermilch wurde uns reichlich Zeitgeist<br />
verabreicht. Wir betrachten daher alles durch<br />
eine humanistisch gefärbte Brille, allerdings ohne<br />
uns dessen wirklich bewusst zu sein.<br />
Was Jesus Christus in seinem Werk am Kreuz, in<br />
seiner Auferstehung und der Ausgießung des Heiligen<br />
Geistes vollbracht hat, wurde nicht nur vom<br />
Denkkonzept der Aufklärung überschattet („Der<br />
Mensch ist das Maß aller Dinge“), es wurde bereits<br />
vom ersten Jahrhundert an von philosophischen<br />
und heidnischen Strömungen durchzogen,<br />
was einer näheren Betrachtung wert sein dürfte.<br />
16<br />
Z für Zukunft
Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Was ist eigentlich „Kirche“ ?<br />
Wenn man zur Kirche geht, denkt man an ein bestimmtes<br />
Gebäude. <strong>Die</strong> ersten Christen hatten<br />
das anders verstanden. Für sie war „Kirche“ die<br />
Zusammenkunft von gläubigen Menschen, egal<br />
an welchem Ort und in welchem Gebäude.<br />
Das griechische Wort ekklesia, das mit „Gemeinde“<br />
oder „Kirche“ übersetzt wird, ist bereits<br />
das Ergebnis traditioneller Prägung. Ekklesia<br />
war ursprünglich kein frommer Begriff, sondern<br />
ein sozio-politischer. Ekklesia, so nannte man die<br />
säkulare Versammlung der Vertreter einer Stadt,<br />
die über die politischen und rechtlichen Angelegenheiten<br />
der Stadt zu entscheiden hatten – also<br />
die Versammlung der Volksvertreter.<br />
<strong>Die</strong> ekklesia als die Versammlung der Vertreter<br />
des Reiches Gottes entsprach <strong>dem</strong> ursprünglichen<br />
Verständnis; im Laufe der Zeit gab es aber<br />
Verschiebungen und schließlich baute man Kirchen<br />
aus Stein und Mörtel.<br />
Jesus selbst gibt zu ekklesia eine Stellungnahme<br />
ab: „Ich werde meine Ekklesia bauen, und die Pforten<br />
der Hölle werden diese Ekklesia nicht überwinden.<br />
Ich werde dir die Schlüssel des Reiches<br />
Gottes geben ...“ 2 Hier spricht Jesus von der Versammlung<br />
derer, die die Herrschaft Gottes vertreten,<br />
er bezeichnet sie sozusagen als Parlament, das<br />
in einer Stadt die geistliche Vertretung des Reiches<br />
Gottes ist. „Dein Reich komme, dein Wille geschehe,<br />
wie im Himmel so auf Erden ...“ – aus der ekklesia-Perspektive<br />
erhält das, was wir im Vaterunser<br />
<strong>nach</strong>sprechen, plötzlich eine neue Dimension.<br />
Jesus hatte auf der Erde den größten Konflikt<br />
nicht mit Huren und Halsabschneidern, sondern<br />
mit den Frommen seiner Zeit, mit den Pharisäern<br />
und Sadduzäern. <strong>Die</strong> Pharisäer waren bekannt<br />
dafür, <strong>dem</strong> Wort Gottes eine Fülle menschengemachter<br />
Gesetze hinzuzufügen. <strong>Die</strong><br />
Sadduzäer machten es genau umgekehrt: Sie<br />
entfernten Teile daraus. Geschichte wiederholt<br />
sich: Im Laufe der Kirchengeschichte wurden<br />
eine Reihe von Traditionen hinzugefügt und andererseits<br />
einige essenzielle Inhalte entfernt.<br />
„Leib“ ist naturgemäß etwas Organisches<br />
Im ersten Jahrhundert <strong>unsere</strong>r Zeitrechnung waren<br />
die Christen ein organisches Gebilde, ein vor<br />
Foto: © Wikipedia/Pricilla<br />
Leben strotzender Organismus, ganz anders als<br />
die institutionellen Kirchen heute. Es galt die<br />
allgemeine Priesterschaft aller Gläubigen und<br />
Christus war das Haupt.<br />
Nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer<br />
im Jahr 70 n. Chr. stellten die Christen mit<br />
heidnischem Hintergrund bald die Mehrzahl.<br />
Griechisch-römische Philosophien und Rituale<br />
flossen in den neuen Glauben ein. Viele Elemente<br />
wurden von den Christen übernommen, besonders<br />
unter Kaiser Konstantin.<br />
Wie war es im ersten Jahrhundert?<br />
• <strong>Die</strong> Gläubigen trafen sich in den Häusern. (Kirchen<br />
oder andere sakrale Gebäude gab es zu<br />
der Zeit noch nicht.) 3<br />
• Das Abendmahl wurde als richtige Mahlzeit gefeiert.<br />
4<br />
• <strong>Die</strong> Gottesdienste waren offen, alle waren daran<br />
aktiv beteiligt, man traf sich meistens täglich<br />
in Privathäusern. 5<br />
• Jeder kannte seine Berufung und war es gewohnt,<br />
übernatürliche Fähigkeiten auszuüben. 6<br />
• <strong>Die</strong> Christen stellten eine Einheit dar; sie teilten<br />
sich nicht in unterschiedliche Denominationen<br />
auf. 7<br />
• Sie verwendeten keine Ehrentitel ... 8<br />
• ... und waren auch nicht hierarchisch organisiert.<br />
9<br />
<strong>Die</strong> christliche Versammlung des ersten Jahrhunderts<br />
war etwas Einzigartiges. Sie unterschied<br />
sich von allen umgebenden Religionen: <strong>Die</strong> Christen<br />
hatten keinen Tempel, keine Priester und<br />
Foto: © Agentur PJI<br />
<strong>Die</strong> ersten<br />
Christen trafen sich<br />
in den Häusern,<br />
sakrale Bauten<br />
gab es nicht<br />
<strong>Die</strong> christliche Versammlung<br />
des ersten Jahrhunderts war<br />
etwas Einzigartiges. Den<br />
drei Elementen Tempel,<br />
Priester und Opfer setzte<br />
Jesus ein Ende, in<strong>dem</strong> er<br />
sie in sich erfüllte<br />
Z für Zukunft<br />
17
Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © Wikipedia<br />
Foto: © Agentur PJI<br />
<strong>Die</strong> ersten<br />
Christen hatten<br />
keinen Tempel,<br />
keine Priester<br />
und kein Opfer<br />
Nach <strong>dem</strong> fünften Jahrhundert<br />
musste im Altarraum eine<br />
Reliquie vorhanden sein, damit<br />
eine Kirche als ordnungsgemäß<br />
geweiht gelten konnte<br />
kein Opfer.<br />
<strong>Die</strong>se drei Elementen – Tempel, Priester und<br />
Opfer – hatten im Alten Testament im Vordergrund<br />
gestanden. Jesus setzte ihnen ein Ende,<br />
in<strong>dem</strong> er sie in sich erfüllte. Seit damals besteht<br />
Gottes Tempel auf Erden aus lebendigen Steinen,<br />
ohne Hände gebaut. Jesus hat eine neue, allgemeine<br />
Priesterschaft eingeführt. Er ist selbst das<br />
perfekte und endgültige Opfer.<br />
Bis die Vermischung mit <strong>dem</strong> Heidentum dies<br />
in <strong>Frage</strong> stellte. Heidnische Religionen hatten<br />
Tempel, Priester und Opfer. „Bis zu Konstantin<br />
im vierten Jahrhundert errichteten die Christen<br />
für den Gottesdienst keine speziellen Gebäude.<br />
Es sind historisch keine Gebäude bekannt, die<br />
vor <strong>dem</strong> Jahre 300 ursprünglich als Kirche gebaut<br />
wurden.“<br />
Im Römischen Reich war die Verehrung<br />
von Toten die stärkste gemeinschaftsbildende<br />
Kraft. Bereits im zweiten Jahrhundert begannen<br />
die Christen, sich dafür zu öffnen. Man<br />
wollte der Märtyrer gedenken. Aus <strong>dem</strong> Gebet für<br />
die Heiligen entwickelte sich das Gebet zu den<br />
Heiligen. In dieser Zeit kam ein neuer Versammlungsort<br />
hinzu, die Friedhöfe. So fing man an,<br />
kleine „heilige“ Grabmäler zu bauen, ebenfalls<br />
eine heidnische Praxis.<br />
Dann begann man, Reliquien zu sammeln. Reliquere<br />
bedeutet soviel wie „zurücklassen“. Man<br />
glaubte, die Heiligen hätten auf diese Weise etwas<br />
von ihrem Segen zurückgelassen.<br />
Kaiser Konstantin (285–337) wird gerne dafür<br />
gewürdigt, dass er den Christen die Glaubensfreiheit<br />
gewährte. Aber mit Konstantin<br />
beginnt auch ein dunkles Kapitel der Kirchengeschichte.<br />
Er löste einen Kirchen-Bauboom aus,<br />
um den Stand der Christen gegenüber Juden und<br />
Heiden zu stärken. Auch <strong>nach</strong> seiner Bekehrung<br />
zum Christentum wandte er sich nie vom Sonnengott<br />
Mithras ab. Konstantin führte den Sonntag<br />
als gesetzlichen Ruhetag ein. Er behielt den Titel<br />
des Pontifex Maximus bei, so nannte man bis dahin<br />
das Oberhaupt der heidnischen Priester. Wie<br />
seine heidnischen Vorgänger auf <strong>dem</strong> Kaiserthron<br />
wurde auch Konstantin <strong>nach</strong> seinem Tod vom Senat<br />
in den Stand eines heidnischen Gottes erhoben<br />
– ohne Widerspruch.<br />
<strong>Die</strong> größten Kirchengebäude entstanden meist<br />
über den Grabstätten von Märtyrern. <strong>Die</strong> bekannteste<br />
dieser Stätten ist die Peterskirche in Rom,<br />
sie wurde über <strong>dem</strong> vermeintlichen Grab des Petrus<br />
errichtet. Bei Konstantins Kirchen handelte<br />
es sich um geräumige Prachtbauten, die eines<br />
Kaisers würdig schienen. Sie waren so prunkvoll,<br />
dass sogar nichtchristliche Zeitgenossen<br />
bemerkten, diese riesigen Gebäude<strong>nach</strong>bildungen<br />
nähmen sich wie heidnische Tempel aus. Der<br />
Philosoph Porphyrios (233–301) bezeichnete die<br />
Christen als inkonsequent, da sie einerseits heidnische<br />
Gottesdienste kritisierten und andererseits<br />
Gebäude errichteten, die heidnischen Tempeln<br />
glichen.<br />
Durch die sakralen Bauten wurden die Versammlungen<br />
in den Häusern, bei denen jeder<br />
aktiv beteiligt gewesen war, abgelöst. Welch<br />
elementare Beraubung! Nach <strong>dem</strong> fünften Jahrhundert<br />
musste im Altarraum eine Reliquie vorhanden<br />
sein, damit eine Kirche als ordnungsgemäß<br />
geweiht gelten konnte.<br />
<strong>Die</strong> Christen des ersten Jahrhunderts lehnten<br />
die weltlichen Systeme ab und hielten sich vom<br />
Heidentum fern. <strong>Die</strong> Trennung von Kirche und<br />
Staat war ganz normal. Auch dies änderte sich im<br />
vierten Jahrhundert, als die Kirche als offizielle<br />
Institution in Erscheinung trat und heidnisch-religiöse<br />
Praktiken zu christianisieren begann.<br />
<strong>Die</strong> Kirche als Immobilie, als Gebäude, wurde<br />
zum enormen, riesige Ressourcen verschlingenden<br />
Kostenfaktor.<br />
18<br />
Z für Zukunft
Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Der Klerus, Hindernis für das allgemeine<br />
Priestertum aller Gläubigen<br />
Mit <strong>dem</strong> Bau von Kirchen entwickelte sich auch<br />
die Vorrangstellung des Priesters, Pfarrers oder<br />
Pastors.<br />
<strong>Die</strong> Bibel gebraucht den Begriff des Hirten<br />
für den <strong>Die</strong>nst des Pastors nur in einem einzigen<br />
Vers. 10 Der Hirtendienst steht hier in der Mehrzahl!<br />
In diesem Vers werden aber noch weitere<br />
<strong>Die</strong>nste genannt, die in einer Versammlung in<br />
Funktion sind (oder sein sollten): Apostel, Propheten,<br />
Evangelisten und Lehrer – im Zusammenspiel<br />
sollen sie den Organismus zur vollen Entfaltung<br />
bringen.<br />
Als der Mensch sich im Paradies von Gott abwandte,<br />
wuchs in ihm das Verlangen <strong>nach</strong> einem<br />
sichtbaren Leiter, der eine Art Mittler zu Gott darstellt.<br />
So traten in der Menschheitsgeschichte in<br />
verschiedenen Formen religiöse Führer hervor:<br />
Medizinmänner, Schamanen, Magier, Priester. Auch<br />
das Volk Israel verlangte <strong>nach</strong> einem König, wie die<br />
Heiden einen hatten. 11 Wieder entschied sich der<br />
Mensch gegen die direkte Königsherrschaft Gottes.<br />
<strong>Die</strong>se Fehlentscheidungen stecken der Kirche wohl<br />
immer noch in den Knochen.<br />
Ignatius von Antiochien (35–107) war der Erste,<br />
der den gefährlichen Weg in Richtung eines<br />
einzelnen Leiters einschlug. Er überhöhte die Position<br />
eines Einzelnen, <strong>dem</strong> bedingungsloser Gehorsam<br />
geleistet werden sollte.<br />
Clemens von Rom, der etwa 100 n. Chr. starb,<br />
war der Erste, der in der ekklesia einen Standesunterschied<br />
einführte zwischen christlichen<br />
Leitern und Nicht-Leitern. Er war der Ansicht,<br />
in der christlichen Gemeinde solle die alttestamentliche<br />
Priesterordnung ihre Erfüllung finden.<br />
<strong>Die</strong> Gläubigen schauten nur noch zu, was der Bischof<br />
tat.<br />
Tertullian und Clemens von Alexandrien führten<br />
den Begriff „Klerus“ ein (im Neuen Testament<br />
tauchen die Begriffe „Klerus“ und „Laie“ kein einziges<br />
Mal auf). Der Bruch mit <strong>dem</strong> allgemeinen<br />
Priestertum aller Gläubigen war vollzogen. Der<br />
Organismus wurde seiner Kraft beraubt und die<br />
Glieder lahmgelegt.<br />
Foto: © Wikipedia<br />
Gegen Ende des vierten Jahrhunderts verkehrten<br />
die Bischöfe mit den Oberen der weltlichen<br />
Herrschaft und gewannen Einfluss in der Politik.<br />
<strong>Die</strong>se zunehmende Machtdominanz wurde später,<br />
Ende des 16. Jahrhunderts, zum Auslöser der<br />
Aufklärung, die ursprünglich für die Emanzipation<br />
des Denkens und Handelns von Kirche und Christentum<br />
eintrat, aber wie ein überzogener Pendelschwung<br />
in die sogenannte „Befreiung” des Menschen<br />
von der Religion überhaupt führen sollte.<br />
<strong>Die</strong> fatale Zweiteilung in Geistliche und Laien<br />
ist bis heute tief in den Köpfen der Gläubigen<br />
verankert. <strong>Die</strong>se Fehlentwicklung hat bisher noch<br />
jede Reformation überstanden; sie ist auch in sogenannten<br />
„Freikirchen“ anzutreffen.<br />
So werden bis heute Kirchenbesucher zu passiven<br />
Konsumenten degradiert. Dass jedes Gemein<strong>dem</strong>itglied<br />
im Gottesdienst etwas zu geben<br />
hätte, kann so nicht praktiziert werden. Aber „nur<br />
wer sich gibt, empfängt auch“. Deshalb ist es für<br />
einfache Mitglieder oft schwer, aus solchen Veranstaltungen<br />
etwas mitzunehmen.<br />
„Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder etwas<br />
zu geben.“ 12<br />
Damit das möglich wird, sind neben einigen<br />
Pastoren ursprünglich auch mehrere Apostel sowie<br />
einige Propheten, Evangelisten und Lehrer in einer<br />
Versammlung vorgesehen. Auf ein so vielköpfiges<br />
Team würden sich die Lasten gut verteilen lassen.<br />
Natürlich stellt sich die <strong>Frage</strong>: Wie kommt man<br />
von „solus pastorus“ wieder zu <strong>dem</strong> Konzept, bei<br />
<strong>dem</strong> Christus selbst das Haupt sein darf?<br />
Foto: © Wikipedia/Erell<br />
Kaiser Konstatin (Mitte)<br />
trieb den Kirchenbau<br />
voran. Wer das Geld<br />
gibt, hat die Macht<br />
Kirchenmitglieder<br />
zum Zuschauen<br />
verurteilt<br />
Z für Zukunft<br />
19
Kirche & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © Wikipädia/Theodora , San Vitale<br />
Das Markenzeichen<br />
der<br />
ersten<br />
Christen war<br />
ihre Liebe<br />
<strong>Die</strong> ersten Christen wurden von der Welt als<br />
ganz besonders wahrgenommen: „Seht, wie sie<br />
einander lieben!“ <strong>Die</strong>ses Markenzeichen wiederzugewinnen<br />
könnte der Schlüssel für diese<br />
Zeit werden. In einem bis heute überlieferten<br />
Brief aus <strong>dem</strong> 1. Jahrhundert <strong>nach</strong> Christus an die<br />
ekklesia in Ephesos heißt es: „Aber ich habe gegen<br />
dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.<br />
Denke daran und tue Buße; wenn nicht, so werde<br />
Sie könnten ein Buch schreiben<br />
... ja, warum eigentlich nicht?<br />
Lektorat und Übersetzung<br />
Translation – Переводы<br />
Gabriele Pässler<br />
Lektorat & Übersetzung<br />
Manuskript-Bearbeitung<br />
Tel. 07754 – 92 94 39 • www.g-paessler.de<br />
Richtiges und gutes Deutsch für wertvolle Gedanken<br />
Das bringt Ihr Manuskript auf Hochglanz<br />
ich deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken.<br />
Es könnte finster werden! Wer hingegen überwindet,<br />
<strong>dem</strong> werde ich vom Baum des Lebens zu essen<br />
geben, der im Paradiese Gottes steht.“ 13<br />
<strong>Die</strong> Vermischung mit heidnischen und philosophischen<br />
Elementen hat diesen „Leib“ der an<br />
Christus Gläubigen von seinem Haupt Christus<br />
weitgehend abgetrennt. Man muss sich das nur<br />
bildlich vorstellen – geköpft –, und man versteht,<br />
dass ein Leib so nicht lebensfähig ist.<br />
Wo sind heute die Früchte, die die ersten<br />
Christen begleitet haben? An <strong>dem</strong> einen Tag wurden<br />
damals dreitausend neue Gläubige „hinzugetan“!<br />
In den Großkirchen erfreuen sich heute nur<br />
die Austrittszahlen steigender Tendenz.<br />
Es wäre an der Zeit, dass die ekklesia in die<br />
Pötte kommt. „Dein Reich komme, dein Wille geschehe<br />
– auf Erden genauso, wie er im Himmel<br />
geschieht.“ 14<br />
Wenn wir die Entwicklung <strong>unsere</strong>r <strong>Gesellschaft</strong><br />
aufmerksam beobachten, erkennen wir: Nur eine<br />
ekklesia, wie Jesus sie vorgesehen hat – die etwas<br />
öffnen oder schließen kann –, wird in den aktuellen<br />
Strömungen Bestand haben. „Werdet nicht gleichförmig<br />
der Welt“, empfiehlt Paulus. 15<br />
Zitate und Informationen stammen aus „Heidnisches<br />
Christentum? Über die Hintergründe mancher <strong>unsere</strong>r<br />
vermeintlich biblischen Gemeindetraditionen“ von Frank Viola<br />
und George Barna, GloryWorld Medien 2010, erhältlich bei:<br />
http://shop.agentur-pji.com/heidnisches-christentum.html<br />
(ab 19,- Bestellwert kostenloser Versand).<br />
1 Apostelgeschichte 2,41–43.<br />
2 Matthäus 16,18–19.<br />
3 Apostelgeschichte 20,20; Römer 16,3.5; 1. Korinther 16,19.<br />
4 1. Korinther 12,21–34.<br />
5 1. Korinther 14,26; Hebräer 10,24–25.<br />
6 1. Korinther 12–14.<br />
7 Apostelgeschichte 8,1; 13,1; 18,22; Römer 16,1; 1. Thessalonicher 1,1.<br />
8 Matthäus 23,8–12.<br />
9 Matthäus 20,25–28; Lukas 22,25–26.<br />
10 In Epheser 4,11.<br />
11 1. Samuel 8,19.<br />
12 1. Korinther 14,26.<br />
13 Offenbarung 2,7.<br />
14 Matthäus 6,10.<br />
15 Römer 12,2.<br />
20<br />
Z für Zukunft
<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />
Fotos: © Wikipedia/Library of Congress<br />
Fünf Blinde und ein Elefant<br />
Ein indischer Philosoph findet heraus, dass die Bibel die wahre Seele der westlichen Kultur ausmacht.<br />
Er hat ein beachtenswertes Buch geschrieben, eine eindrucksvolle Analyse des westlichen <strong>Werte</strong>gefüges.<br />
Offensichtlich muss uns jemand aus einem anderen Kulturkreis die Schätze <strong>unsere</strong>r eigenen Kultur zeigen.<br />
Vishal Mangalwadi<br />
Nach einer buddhistischen Parabel versuchten<br />
fünf Blinde, einen Elefanten zu<br />
beschreiben. Einer betastete seine Füße<br />
und verkündete: «Der Elefant ist wie eine Säule.»<br />
Der Zweite lehnte an der Flanke des Elefanten<br />
und spottete: «Das ist Unsinn. Der Elefant ist wie<br />
eine Mauer.» «Überhaupt nicht», warf der Dritte<br />
ein. «Der Elefant ist wie ein Seil», und hielt den<br />
Schwanz. Der Vierte erklärte zornig: «Keiner von<br />
euch hat die Wahrheit erfasst! Der Elefant ist wie<br />
ein Fächer», und kühlte sich mit dessen Ohr. Der<br />
Fünfte hielt alle vier für übergeschnappt. «Der<br />
Elefant ist wie ein spitzer, polierter Stein», sagte<br />
er und strich über den Stoßzahn des Elefanten.<br />
Unser begrenzter Verstand ist wie diese<br />
Blinden. Während <strong>unsere</strong>s kurzen Lebens können<br />
wir nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit<br />
kennen lernen. Dürfen wir dann noch<br />
von irgendetwas außerhalb <strong>unsere</strong>s begrenzten<br />
Erfahrungshorizonts behaupten, es sei wahr?<br />
Sind diese fünf Männer in der Lage, die eigentliche<br />
Wahrheit zu erkennen, wenn sie alle ihre gesammelten<br />
Informationen zusammenfügen? [...]<br />
Was wäre, wenn in <strong>unsere</strong>m Beispiel ein sechster<br />
Mann dabei gewesen wäre, der sehen konnte?<br />
Er hätte dann <strong>dem</strong> ersten Blinden sagen können:<br />
„Mein Herr, Sie halten gerade den Fuß des<br />
Elefanten. Aber wenn Sie sich aufrichten und an<br />
<strong>dem</strong> Bein entlang <strong>nach</strong> oben<br />
tasten, dann werden Sie den<br />
Teil an der Flanke des Elefanten<br />
spüren, der als Mauer bezeichnet<br />
wurde.“<br />
Das käme dann einer Offenbarung<br />
gleich. Der größte<br />
Teil <strong>unsere</strong>s Wissens wird<br />
Dr. Vishal Mangalwadi, 1949<br />
in Indien geboren, wurde auf<br />
Grund seiner philosophischen<br />
Vergleiche Christ<br />
Foto: © YouTube Screenshot<br />
Z für Zukunft<br />
21
<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />
Tatsächlich weist jedes Buch der Bibel die Spuren<br />
seiner menschlichen Autoren auf. [...] Jeder von uns<br />
Studenten machte sich Notizen von <strong>dem</strong> Stoff, den<br />
uns <strong>unsere</strong> Professoren in den Vorlesungen weitergaben.<br />
Meine Aufzeichnungen unterschieden sich<br />
von denen meiner Freunde [...]. Trotz<strong>dem</strong> stammten<br />
die Wörter und Gedanken von ein und <strong>dem</strong>selben<br />
Professor. Warum sollten dann die Worte, die die<br />
Handschrift verschiedener Autoren trugen, nicht<br />
die Worte des einen Gottes sein? [...]<br />
Foto: © Wikipedia/Damien Halleux Radermecker<br />
Foto: © ESO/L. Calçada<br />
Ohne Licht<br />
könnten wir<br />
überhaupt<br />
nichts<br />
sehen<br />
Ohne Offenbarung<br />
ist die Vernuft so<br />
gut wie<br />
blind<br />
uns persönlich von anderen offenbart. Sind wir<br />
doch ganz und gar nicht imstande zu beweisen,<br />
dass die Erde sich dreht und dazu noch um die<br />
Sonne kreist. Ich selbst glaubte es, weil Erwachsene<br />
mir sagten, dies sei die Ansicht der Wissenschaftler.<br />
[...]<br />
Ein Blinder kann vieles prüfen, was die sehende<br />
Person behauptet, und es für wahr oder falsch<br />
erklären. Doch wenn ihm gesagt wird, der Stoßzahn<br />
sei weiß, dann muss er das im Glauben akzeptieren.<br />
Da er als Blinder geboren wurde, ist<br />
er nicht in der Lage, die weiße Farbe wahrzunehmen,<br />
noch kann er sie verifizieren. Ist dies deshalb<br />
«blinder Glaube»? Nicht, wenn er auch die<br />
weiteren Aussagen des sechsten Mannes über<br />
den Elefant <strong>nach</strong>geprüft und seinen Informanten<br />
als vertrauenswürdig befunden hat. Daher wäre<br />
es anmaßend zu behaupten, alle seien blind und<br />
niemand könne die Wahrheit erkennen. [...]<br />
Gäbe es Augen, wenn kein Licht existierte?<br />
Meine Professoren schienen davon auszugehen,<br />
dass es nur ihnen allein möglich war zu reden,<br />
ihrem Schöpfer hingegen nicht. Während sie Bücher<br />
schreiben konnten, trauten sie es ihrem<br />
Schöpfer nicht zu, seine Gedanken auf dieselbe<br />
Weise darzulegen. Ist eine solche Einstufung<br />
nicht anmaßend? [...]<br />
Einige meiner Freunde beharrten darauf, dass<br />
die Bibel nicht Gottes Buch sein könne, da sie das<br />
Produkt einer bestimmten menschlichen Kultur sei.<br />
«Blindheit» existiert nur, weil es das<br />
Sehen gibt. Wenn niemand sehen würde,<br />
dann könnte man auch nicht von<br />
Blindheit sprechen.<br />
<strong>Die</strong> frühen Philosophen der Aufklärung wie Descartes<br />
begingen einen einfachen Denkfehler. Sie<br />
nahmen an, weil wir Augen haben, sei es uns<br />
möglich, ohne Hilfe von außerhalb zu sehen. Natürlich<br />
sind <strong>unsere</strong> Augen und unser Verstand<br />
etwas ganz Wunderbares. Aber um zu sehen,<br />
brauchen die Augen zusätzlich Licht. Gäbe es<br />
Augen, wenn kein Licht existierte? Wenn der<br />
Verstand die Wahrheit nicht erkennen kann,<br />
dann braucht er vielleicht das Licht der Offenbarung.<br />
In der Tat kann der Verstand ohne<br />
Offenbarung nichts erkennen. Mir schien, dass<br />
die Existenz des Intellekts eine bereits bestehende<br />
Existenz von Offenbarung und Kommunikation<br />
erforderte. Wenn man a priori Offenbarung in<br />
Abrede stellt, vertraut man zwar den Augen, lässt<br />
aber das Licht von außen nicht zu. [...]<br />
In einer Zeit, in der einige die Kommunikation<br />
mit außerirdischen Wesen suchten, schien es mir<br />
irgendwie arrogant, eine von Gott ausgehende<br />
Offenbarung auszuklammern. So entschloss ich<br />
mich, die bekanntesten Texte der Welt selber zu<br />
lesen, um herauszufinden, ob der Schöpfer eine<br />
Offenbarung geschenkt hatte.<br />
Mein Professor für indische Philosophie bemühte<br />
sich in <strong>unsere</strong>m Kurs verzweifelt darum,<br />
uns Studenten eine große Achtung vor den hinduistischen<br />
Schriften zu vermitteln. Dennoch bat<br />
er uns niemals, die Veden zu lesen, die ersten und<br />
heiligsten Texte des Hinduismus. Eines Tages<br />
22 Z für Zukunft
<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />
entschloss ich mich aus eigenem Antrieb zu deren<br />
Studium. [...] Zu meinem Erstaunen erhielt ich<br />
zur Antwort, ich könne zwar vedische Kommentare<br />
kaufen, aber die Veden selbst seien nie in Hindi<br />
gedruckt worden! [...]<br />
«Warum?», erkundigte ich mich [...]. «Wollen<br />
die Priester nicht, dass wir Gottes Offenbarung<br />
erfahren?» Man erklärte mir, dass die Veden niemals<br />
übersetzt werden können, sie seien einfach<br />
zu heilig und zu schwer zu verstehen. Es sei darüber<br />
hinaus überhaupt nicht notwendig, sie zu<br />
verstehen, da sie nicht geschrieben worden seien,<br />
um Wahrheit zu vermitteln. Es handele sich<br />
dabei vielmehr um Mantras, die mit sorgfältiger<br />
Aussprache, Artikulation und Intonation gechantet<br />
werden sollten. 1 Ihre Magie liege im Klang und<br />
nicht in ihrer Bedeutung. Um die Veden zu lernen,<br />
müsste ich einen Guru finden und ihm jahrelang<br />
zu Füßen sitzen.<br />
Enttäuscht wandte ich mich <strong>dem</strong> Koran zu,<br />
denn schließlich bedeutete Allahabad, der Name<br />
meiner Heimatstadt, «Stätte Allahs». Doch wiederum<br />
musste ich erstaunt zur Kenntnis nehmen,<br />
dass der Koran weder in Hindi noch in Urdu publiziert<br />
worden war; Urdu hätte ich auch verstanden,<br />
weil meine muslimischen Freunde es ständig<br />
benutzten. [...] So wandte ich mich wieder der Bibel<br />
zu, die ich bereits gelesen hatte, um zu schauen,<br />
ob man wenigstens sie als Offenbarung Gottes<br />
bezeichnen kann. [...]<br />
Als ich damals in jenem dunklen Zimmer saß,<br />
leuchtete mir durch einen kleinen Satz innerlich<br />
ein Licht auf, der hieß:<br />
«Gott sah, dass es [das Licht] gut war.»<br />
Er lieferte mir eine glaubwürdige Erklärung, warum<br />
wir moralische Urteile fällen.<br />
Moralisches Urteil: <strong>Die</strong>s ist gut, und jenes ist<br />
böse. Ästhetisches Urteil: <strong>Die</strong>s ist schön, und jenes<br />
ist hässlich. Erkenntnistheoretisches Urteil:<br />
<strong>Die</strong>s ist wahr, und jenes ist falsch.<br />
Das zweite Kapitel von 1. Mose erklärt die Schönheit,<br />
wenn davon die Rede ist, dass Gott einen Garten<br />
pflanzte: Er schuf die Bäume, und «sie sahen<br />
prachtvoll aus». Anschließend, in den Kapiteln drei<br />
bis sechs, beschreibt das 1. Buch Mose menschliche<br />
Foto: © flickr/Bala Subs<br />
Entscheidungen und Aktionen, die Gott verurteilte.<br />
Kann es sein, dass wir zu Werturteilen fähig sind,<br />
weil dies wesentlich zu <strong>unsere</strong>m Menschsein gehört<br />
[...] und weil wir eben keine Tiere sind?<br />
<strong>Die</strong> Intellektuellen in meinem Umfeld behaupteten,<br />
wir würden jedes Mal, wenn wir ein Werturteil<br />
fällen, einen Fehler begehen. Andererseits<br />
waren interessanterweise gerade diejenigen, die<br />
sagten, wir sollten nicht richten, ständig die, die<br />
richteten. Das zeigte auch, dass Werturteile untrennbar<br />
zum Menschsein gehören. Zu<strong>dem</strong> bildet<br />
es in einer Kultur die Grundlage für Kreativität<br />
und schenkt uns die Möglichkeit, Dinge zu verändern.<br />
Im Alltag reparieren wir doch nichts, wenn<br />
es nicht zerbrochen ist. Um etwas verändern zu<br />
können, müssen wir erst einmal beurteilen, was<br />
gut, richtig, wahr ist.<br />
<strong>Die</strong> ersten Kapitel der Bibel boten mir daher<br />
mehr Wirklichkeitsnähe als die intellektuellen Alternativen,<br />
die mir an der Universität oder von<br />
meinen Freunden präsentiert wurden. [...] Mit ihrer<br />
Hilfe konnte ich mich selbst viel besser verstehen<br />
– mich als Person in der Ebenbildlichkeit<br />
Gottes begreifen, mit der Fähigkeit, das Gute, die<br />
Schönheit und die Wahrheit zu erkennen [...].<br />
[... <strong>Die</strong> geschichtlichen Teile des Buches brachten<br />
mein Interesse] praktisch auf den Nullpunkt.<br />
[... Da machte ich aber] eine Entdeckung. Während<br />
<strong>unsere</strong> indische Geschichte stets die großen und<br />
gewaltigen Herrscher [...] herausstellte, berichtete<br />
Foto: © Wikipedia/Lucas-Cra<strong>nach</strong><br />
Allahabad,<br />
Mangalwadis<br />
Heimatstadt:<br />
«Stätte Allahs»<br />
«Gott sah, dass es gut war.»<br />
Das liefert eine glaubwürdige<br />
Erklärung dafür,<br />
warum wir moralische<br />
Urteile fällen<br />
Z für Zukunft<br />
23
<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © wikipedia/Montage<br />
zahl der Propheten als falsche Propheten bezeichnet<br />
wurden, die guten Propheten hingegen mächtig<br />
unter Druck standen. Sie konnten sich selbst<br />
nicht retten [...], sie mussten mit ansehen, wie ihr<br />
Volk zerfiel. [...] <strong>Die</strong> Bibel erhob den Anspruch,<br />
Gottes Erklärung dafür zu bieten, warum die ganze<br />
Nation zerschlagen und wann, warum und wie<br />
sie wieder aufgebaut wurde.<br />
Obwohl ich (neben Philosophie) auch Politikwissenschaft<br />
studiert hatte, erfuhr ich von keinem<br />
meiner Professoren, dass man die scheinbar «langweiligen»<br />
Bücher der Bibel als den eigentlichen<br />
Ursprung moderner Demokratie in Betracht<br />
ziehen muss – einschließlich der Demokratie<br />
in Indien. Nach ihrer Überzeugung kam <strong>unsere</strong><br />
Demokratie aus Athen, ein säkularer Mythos. Später<br />
in diesem Buch werde ich so manchen säkularen<br />
Mythos näher unter die Lupe nehmen. [...]<br />
Foto: © wikipedia<br />
<strong>Die</strong> Veden seien einfach<br />
zu heilig und zu schwer zu<br />
verstehen. – <strong>Die</strong> Bibel, der<br />
Ursprung moderner<br />
Demokratien<br />
Ein übergeordneter<br />
Wahrheitsmaßstab<br />
ermöglichte<br />
Selbstkritik<br />
und entlarvte<br />
die falschen<br />
Ideologien<br />
<strong>Die</strong> Sünde hatte Fluch über<br />
alle Völker der Erde gebracht<br />
dieses jüdische Buch auch von der Bosheit und den<br />
negativen Seiten ihrer Herrscher. Warum?<br />
Mein nächster Gedanke war: Vielleicht stammt<br />
die Bibel aus der Feder von Priestern? Es ist<br />
durchaus denkbar, dass die Priester (in Indien<br />
nennen wir sie Brahmanen) die Herrscher<br />
(kshatriyas) verabscheuen. Aber nein. Laut der<br />
Bibel war das ganze jüdische religiöse Establishment<br />
schließlich so korrumpiert, dass Gott seinen<br />
eigenen Tempel zerstörte und seine Priester in die<br />
Verbannung schickte.<br />
Oder war die Bibel eine «Geschichte von unten»,<br />
verfasst von Normalbürgern, die von Priestern<br />
wie von den Königen unterdrückt wurden?<br />
Nein, [...] die jüdischen Schriften (das Alte Testament)<br />
beschuldigten die Juden, 2 korrupt, habgierig,<br />
verschlagen, dumm, halsstarrig und voller Rebellion<br />
zu sein.<br />
Ich hielt es auch für möglich,<br />
dass die Bibel das Werk<br />
von Propheten sein könnte.<br />
Waren diese Männer nicht<br />
immer schnell bei der Hand,<br />
jeden zu beschuldigen? Aber<br />
dann ergab ein zweiter Blick<br />
in diese scheinbar langweiligen<br />
Bücher der Könige und<br />
Chroniken, dass die Mehr-<br />
Während wir die Literatur interpretieren, ist<br />
es bei der Offenbarung umgekehrt, da sie es<br />
ist, die uns interpretiert [...]. Offenbarung steht<br />
über uns, bewertet uns und ruft uns auf, wieder<br />
zur Vernunft zu kommen. Wiederholt haben sich<br />
die Juden in der Bibel für das Böse entschieden.<br />
Doch selbst bei einer solchen Entscheidung blieb<br />
die Offenbarung als übergeordneter Wahrheitsmaßstab<br />
bestehen und ermöglichte Selbstkritik<br />
und Veränderung. Sie entlarvte die falschen<br />
Ideologien [...]. <strong>Die</strong>se prophetische Sitte, das eigene<br />
Volk zu kritisieren und Selbstkritik zu üben,<br />
ließ die Juden zum Segen für die Welt werden. 3<br />
Aufgrund der göttlichen Offenbarung bekam die<br />
Menschheit Kenntnis von Gottes Liebe und von<br />
seinem Gericht. So begriff ich, warum es <strong>dem</strong><br />
Westen trotz vieler Phasen moralischen und intellektuellen<br />
Zerfalls immer wieder mit Hilfe der<br />
Bibel gelang, sich zu reformieren und zu verbessern.<br />
[...] Nur der Mensch, der sich einer höheren<br />
Autorität beugt, erfährt echte Veränderung. [...]<br />
Auf den ersten Blick schien die Bibel eine lose<br />
Sammlung von Büchern über Geschichte, Rituale,<br />
Philosophie zu sein, angereichert mit Biografien,<br />
Lyrik und Prophetien [... Doch ich konnte] erkennen,<br />
dass die verschiedenen, scheinbar in keinem<br />
Zusammenhang stehenden Bücher der Bibel eine<br />
klare Aussage hatten und ein roter Faden alle zu<br />
24 Z für Zukunft
Sie haben einige gute Möglichkeiten:<br />
► von den zeitlos aktuellen bisherigen<br />
Ausgaben bestellen (solange der Vorrat reicht)<br />
► Ihr persönliches Abo bestellen<br />
► einem Bekannten mit einem Geschenk-Abo<br />
eine Freude bereiten<br />
Globalisierung<br />
Auch wenn<br />
Sie selbst kaum Zeit<br />
zum Lesen haben,<br />
abonnieren Sie dieses<br />
wichtige <strong>Werte</strong>-<br />
Magazin und<br />
reichen Sie e<br />
meinungsbildend weite<br />
Mit der »Z« hinter die Kulissen schauen. Argumente für einen festen Standpunkt in einer kritischen Zeit.<br />
Gut gegründet auf der Basis christlicher <strong>Werte</strong>. Treten Sie mit »Z« in Kontakt!<br />
Wenn Sie von dieser Ausgabe eine größere Stückzahl wünschen, einfach zum reduzierten Preis anfordern!<br />
info@ZwieZukunft.de<br />
...die »Z« als ein besonderes Geschenk<br />
„<strong>Die</strong> »Z« ist eine<br />
notwendige Zeitschrift,<br />
entgegen<br />
<strong>dem</strong> Zeit-Geist.<br />
Leser, die von den etablierten<br />
Median sachliche Berichterstattung<br />
erwarten, hoffen vergeblich.<br />
In der Tat: Heute, wo<br />
Meinungsfreiheit geradezu in<br />
den Stand der Heiligkeit erhoben<br />
wird, sind eine Fülle neuer<br />
Tabus errichtet worden. Denken<br />
Sie an Eva Herman: Wer als<br />
TV-Sprecherin die einseitige Verherrlichung<br />
der erwerbstätigen<br />
Frau infragestellt und den Wert<br />
der Mutter öffentlich ausspricht,<br />
ist seinen Job schnell los.<br />
<strong>Die</strong> »Z« ist ein Tabubrecher zugunsten<br />
der Wahrheit.“<br />
Christa Meves<br />
Hier finden Sie kompetente Beiträge zu allen gesellschaftlichen<br />
Bereichen aus der Perspektive christlicher<br />
<strong>Werte</strong>. Das Magazin »Z« liefert gut formulierte Argumente,<br />
die helfen, in einer erschütterten Welt selbst einen festen<br />
Standpunkt einzunehmen.<br />
Mit Ihren Abos helfen Sie, diese <strong>Werte</strong> zu vermitteln<br />
?<br />
Z für Zukunft<br />
25
Bitte in Druckbuchstaben und gut leserliche ausfüllen!<br />
Helfen Sie mit, <strong>Werte</strong> in Erinnerung zu rufen!<br />
Viele Menschen sind beunruhigt über die aktuelle Entwicklung in <strong>unsere</strong>m Lande und in Europa. Wir<br />
müssen wieder zurück zu den Wurzeln <strong>unsere</strong>r Kultur. <strong>Die</strong> »Z« gibt dazu hilfreiche Impulse.<br />
Um mit der »Z« viele Menschen zu erreichen, könnten wir sie in Arzt-Wartezimmern auslegen. Dort hat man noch Zeit zum<br />
Lesen. Mit einer Spende von € 100,- könnten etwa 50 Wartezimmer bestückt werden. Aber auch jede kleinere Spende<br />
trägt zum Gelingen bei). Helfen Sie mit Ihrer Spende, dieses größere Ziel zu verfolgen! Herzlichen Dank!<br />
Spendenkonto-Nr. 490 155 68, BLZ 610 50000, KSK GP. SWIFT: GOPS DE 6G, IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />
<br />
Z u k u n f t E u r o p a e . V .<br />
4 9 0 1 5 5 6 8 6 1 0 5 0 0 0 0<br />
K r e i s s p a r k a s s e G ö p p i n g e n<br />
Zukunft Europa e.V.<br />
<br />
Ich bestelle ein Z-ABO<br />
Ich möchte »Z« für Zukunft 6 x (unregelmäßige Erscheinung) erhalten:<br />
im Einzel-Abo für nur ¤ 29,- im Förder-Abo für ¤ 80,- od. mehr<br />
im 3er-Abo für nur ¤ 49,- im 5er-Abo für nur ¤ 69,-<br />
drei Hefte zum Test 15,- im Studenten-Abo für nur ¤ 19,-<br />
Abos <strong>nach</strong> A und CH plus 17,- für Portomehrkosten.<br />
Ich bestelle ein Geschenks-Abo<br />
Bitte senden Sie die »Z« 6 x an den Geschenksempfänger<br />
und die Rechnung an mich.<br />
Geschenk-Einzel-Abo für nur ¤ 29,-<br />
Geschenk-Förder-Abo für ¤ 80,- od. mehr<br />
Anschrift Geschenks-Empfänger:<br />
Bitte<br />
freimachen,<br />
falls Marke<br />
zur Hand<br />
Name<br />
Vorname<br />
Geburtsdatum<br />
1 9<br />
Name<br />
Vorname<br />
Straße / Nr.<br />
Straße / Nr.<br />
Antwortkarte<br />
PLZ<br />
Wohnort<br />
PLZ<br />
Wohnort<br />
Telefon<br />
Ja, ich bin einverstanden, von »Z«<br />
Meldungen per eMail zu erhalten.<br />
Das Abo umfasst 6 Ausgaben über den<br />
eMail-Adresse<br />
Zeitraum der unregelmäßigen Erscheinung. <strong>Die</strong> Bezugszeit verlängert sich um weitere 6 Ausgaben,<br />
wenn nicht 3 Wochen <strong>nach</strong> Erhalt der sechsten Ausgabe gekündigt wird.<br />
Datum<br />
x<br />
Unterschrift<br />
Ich unterstütze die<br />
»Z« zusätzlich mit<br />
einer Spende von <br />
Ich bezahle <strong>nach</strong> Erhalt der Rechnung<br />
Ich zahle bequem per Bankeinzug jährlich: ¤<br />
Kontonummer<br />
BLZ<br />
Widerrufsrecht: <strong>Die</strong> Bestellung kann ich innerhalb der folgenden zwei Wochen ohne<br />
Begründung beim Zukunft Europa e.V., Pf. 1409, 73014 Göppingen, in Textform<br />
(Brief oder eMail) widerrufen. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung.<br />
AW-Z10-10-13<br />
Zukunft Europa e.V.<br />
Postfach 1409<br />
73014 Göppingen<br />
26<br />
Z für Zukunft
<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />
einem Ganzen verband [...] Mir wurde deutlich:<br />
<strong>Die</strong> Sünde hatte Fluch über alle Völker der<br />
Erde gebracht, aber Gott hatte Abraham aufgefordert,<br />
ihm zu folgen, weil er die Völker der Welt<br />
durch seine Nachkommen segnen wollte. Ich erkannte,<br />
dass Gottes Wunsch, die Menschen zu<br />
segnen, schon im ersten Kapitel des Buchs<br />
Mose zum Ausdruck kommt und im letzten Kapitel<br />
des letzten Buches in einer gewaltigen Vision<br />
von der Heilung aller Völker seinen Höhepunkt<br />
findet.<br />
<strong>Die</strong> Schlussfolgerung lag auf der Hand: <strong>Die</strong><br />
Bibel forderte mich auf, sie zu lesen, weil sie geschrieben<br />
wurde, um mich und mein Volk zu segnen.<br />
<strong>Die</strong>se Erkenntnis, dass Gott mein indisches<br />
Volk segnen wollte, erstaunte mich. Zu<strong>dem</strong> erkannte<br />
ich, dass ich diese Verheißung überprüfen<br />
konnte. [...] Wurde mein indisches Volk von<br />
den Kindern Abrahams gesegnet? Wenn ja, dann<br />
hatte ich als Inder guten Grund, mich mit diesem<br />
Buch zu befassen.<br />
Meine Nachforschungen, ob Gott die Bibel tatsächlich<br />
gebraucht hatte, um Indien zu segnen,<br />
sollte unglaubliche Entdeckungen zutage fördern:<br />
<strong>Die</strong> Universität, an der ich studierte; die<br />
Kommunalverwaltung und die Demokratie, in der<br />
ich lebte; das hohe Gericht mit seinem Rechtssystem;<br />
die Tageszeitung, für die ich zu schreiben begonnen<br />
hatte; [...] die öffentliche Bibliothek unweit<br />
<strong>unsere</strong>s Gartens; [...] die medizinische Versorgung<br />
[...] wie auch das Landwirtschaftliche Institut auf<br />
der anderen Seite der Stadt – all dies war allein in<br />
meiner Heimatstadt entstanden, weil einige Menschen<br />
die Bibel ernst genommen hatten.<br />
Bis zu diesem Augenblick lautete meine Information,<br />
die «Indische Renaissance» des 19. Jh.<br />
hätte mit Radscha Ram Mohan Roy begonnen.<br />
Nun sollte ich jedoch mit Erstaunen feststellen,<br />
dass sie begann, als die Bibel <strong>nach</strong> Indien kam.<br />
Wir hatten immer wieder gesagt bekommen, Mahatma<br />
Gandhi habe Indien befreit, doch nun erfuhr<br />
ich zu meiner Überraschung, dass Indiens<br />
Freiheit in Wirklichkeit eine Frucht der Bibel war.<br />
Bevor die Bibel in unser Land kam, verfügte unser<br />
indisches Volk über kein modernes Konzept von<br />
Staat oder Freiheit. Vielmehr sicherten bei uns<br />
Foto: © Allahabad University<br />
hinduistische Generäle die Herrschaft der Moguln.<br />
Aber das war nur der Anfang.<br />
<strong>Die</strong> Bibel war die wahre Seele der westlichen<br />
Kultur. [...] Sie war die Kraft, die die westliche Kultur<br />
in alle Welt trug.<br />
Mit diesem kurzen Auszug des 608 Seiten umfassenden<br />
Buches des indischen Philosophen bekommen<br />
wir von „außen“ eine brillante Wertschätzung<br />
dessen, was eigentlich die Grundlage <strong>unsere</strong>r Kultur<br />
ausmacht. Das fordert heraus, <strong>nach</strong>zudenken,<br />
wie es nur sein konnte, dass sich der Westen von<br />
diesem Segen so massiv abwenden konnte.<br />
Dr. h. c. Vishal Mangalwadi, 1949 in Indien geboren, wurde auf<br />
Grund von philosophischen Vergleichen Christ. Später studierte<br />
er u. a. an indischen Universitäten Philosophie und veröffentlichte<br />
1975 seine Forschungsergebnisse unter <strong>dem</strong> Titel „A World Of<br />
Gurus” (auch in deutscher Übersetzung erschienen). Von 1976<br />
an arbeitete er in Zentralindien in verschiedenen Projekten zur<br />
Bekämpfung der Armut (landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte,<br />
medizinische Hilfsprogramme, Bildungsprojekte); gleichzeitig<br />
war er politisch und publizistisch tätig. Er ist verheiratet, Vater<br />
von zwei Töchtern und vierfacher Großvater.<br />
Buchauszug aus: Vishal Mangalwadi, „Das Buch der Mitte. Wie<br />
wir wurden, was wir sind: <strong>Die</strong> Bibel als Herzstück der westlichen<br />
Kultur“, ´fontis – Brunnen Basel, 2014. ISBN 978-3-038480-04-4<br />
Online: http://shop.agentur-pji.com/das-buch-der-mitte.html<br />
1 Chanten wird als das Lobpreisen, Singen, Rezitieren oder Murmeln<br />
von Mantras, Namen von Geistern, verstanden. – Anm. d. Red.<br />
2 Das schließt auch die Israeliten ein.<br />
3 Hervorhebungen durch Unterstreichung hinzugefügt.<br />
<strong>Die</strong>se Buch<br />
lohnt sich<br />
wirklich zu<br />
lesen<br />
<strong>Die</strong> Universität, an der<br />
Vishal Mangalwadi<br />
studierte, war in seiner<br />
Heimatstadt entstanden,<br />
weil einige Menschen die<br />
Bibel ernst genommen<br />
hatten – so Mangalwadis<br />
Überzeugung<br />
Z für Zukunft<br />
27
Public Relation<br />
• Beratung nicht nur über die Vorteile, sondern unaufgefordert<br />
auch über die wesentlichen Nachteile der<br />
Care-Concept-Produkte<br />
• schnellstmögliche Bearbeitungszeiten<br />
• <strong>Die</strong> Arbeit an Entwicklungsprojekten wie der Mikrokrankenversicherung<br />
(für die Ärmsten der Armen),<br />
als Auftrag und Berufung vor <strong>dem</strong> Hintergrund des<br />
Corporate Social Responsibility (Soziales Verantwortungsbewusstsein)<br />
des Unternehmens<br />
Auswahl der Kooperationspartner<br />
<strong>Die</strong> CCAG bietet in Kooperation mit <strong>dem</strong> an den Vatikan<br />
angegliederten Versorgungsverein für Missionare<br />
der Entraide Missionaire (Paris) für Ordensangehörige<br />
in Deutschland eine sehr kostengünstige<br />
Krankenversorgung an, die auf Gewinnanteile für den<br />
Versicherer verzichtet, weil es sich um ein Selbstversorgungswerk<br />
handelt.<br />
Internationale<br />
Krankenversicherung<br />
auf gutem <strong>Fundament</strong><br />
<strong>Die</strong> Care Concept AG (CCAG) hilft Ausländern<br />
in Deutschland, Deutschen im Ausland und<br />
Reisenden weltweit, für ihre kurz- bis langfristigen<br />
Auslandsaufenthalte die passende Krankenversicherung<br />
zu finden. So können sich z. B. deutsche<br />
Versicherungsnehmer für 1,14 € am Tag ein ganzes<br />
Jahr weltweit (ohne Nafta) im Ausland versichern;<br />
aber auch Ihre ausländischen Gäste genießen<br />
in den ersten 90 Tagen in Deutschland für nur<br />
1,03 € täglich den gesetzlich vorgeschriebenen Krankenversicherungsschutz.<br />
Krankenversicherung aus der <strong>Werte</strong>-Perspektive<br />
... bedeutet für die CCAG:<br />
• faire und stabile Produktkalkulationen aus der<br />
Überzeugung heraus, dass schon der Produktpreis<br />
an sich einen Wert darstellt<br />
CCAG-Kooperationen und wertorientierte Produkte<br />
im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen<br />
• Aufgrund gesetzlicher Vorgaben ist es leider keiner<br />
deutschen gesetzlichen Krankenkasse erlaubt, sich für<br />
das Leben Ungeborener im Mutterleib einzusetzen.<br />
<strong>Die</strong> BKK family versucht jedoch diesen Spagat, in<strong>dem</strong><br />
sie <strong>Werte</strong> wie Nächstenliebe und das christliche Menschenbild<br />
als das Leitbild für ihren auf <strong>dem</strong> Grundgesetz<br />
beruhenden Auftrag betont. <strong>Die</strong>s macht Hoffnung<br />
auf mehr. Daher ist die BKK family derzeit der bevorzugte<br />
Kooperationspartner der CCAG für Kunden, die<br />
sich in diesen Wertvorstellungen wiederfinden.<br />
• Für alle anderen Kunden bietet die CCAG durch erleichterte<br />
Online-Beantragungsverfahren und hilfreiche<br />
Übersetzungsdienste mit ihren derzeit 13 verschiedenen<br />
Fremdsprachen im Hause die DAK als<br />
leistungsstarken Kooperationspartner an. <strong>Die</strong>se Kooperation<br />
ist langjährig erprobt und findet insbesondere<br />
Zuspruch bei ausländischen Studierenden.<br />
• Für die Kunden gesetzlicher Krankenkassen haben<br />
wir mit Roland Assistance einen sogenannten<br />
Schwangerschafts-Assistance-Baustein entwickelt,<br />
der Müttern alle <strong>Frage</strong>n rund um die Schwangerschaft<br />
neutral beantwortet und werdende Mütter<br />
mutmachend berät – mit <strong>dem</strong> Ziel einer ausgeglichenen<br />
Schwangerschaft und Geburt.<br />
Weitere Informationen über die insbesondere<br />
durch christliche <strong>Werte</strong> geprägten Produkte der CCAG<br />
finden Sie unter: www.care-concept.de/ichthys. Für<br />
eine persönliche Beratung zu diesen Themen steht Ihnen<br />
der Vertriebsdirektor Herr Frank Brandenberg zur<br />
Verfügung unter f.brandenberg@care-concept.de.<br />
28<br />
Z für Zukunft
Glaube & Gesundheit<br />
Foto: © frickr/DaiLuo<br />
Das Buch, das die Welt verändert<br />
Loren Cunningham hat in den letzten 50 Jahren buchstäblich jedes Land dieser Erde besucht. Dabei kam er zu <strong>dem</strong><br />
Ergebnis, dass keine Nation zu arm, zu korrupt, zu gespalten durch Krieg, zu düster ist, um nicht zum Guten verändert<br />
werden zu können. Grundlegende Prinzipien, die Lösungen für jedes Problem in sich tragen, hat er im Buch<br />
der Bücher entdeckt. Seinen Einblick und Erfahrungen hat er in einem Buch zusammengefasst: „Das Buch, das Nationen<br />
transformiert – <strong>Die</strong> Kraft der Bibel, jede Nation zu verändern“. Gönnen Sie sich diese kleine Kostprobe.<br />
Loren Cunningham sieht China auf <strong>dem</strong> besten<br />
Weg, zur führenden Nation der Erde zu<br />
werden, während der Westen sich in einer<br />
Abwärtsspirale befindet. <strong>Die</strong>se Tatsache wurde<br />
ihm bei einem Gespräch mit einem Journalisten<br />
aus China bewusst. Es war am Vorabend des neuen<br />
Jahrtausends in Neuseeland. Viele internationale<br />
Pressevertreter hatten sich um Mitter<strong>nach</strong>t<br />
ans Meeresufer von Gisborne eingefunden, jener<br />
Stadt, die als allererste den ersten Sonnenaufgang<br />
des neuen Jahrtausends erleben würde.<br />
In diesem historischen Moment kam Cunningham<br />
mit einem Journalisten einer führenden chinesischen<br />
Zeitung ins Gespräch: „China kann in<br />
diesem neuen Jahrhundert zur führenden Weltmacht<br />
werden, wenn nur zwei Bedingungen erfüllt<br />
würden ...“ Er nannte <strong>dem</strong> Reporter die beiden<br />
Bedingungen; dieser wurde <strong>nach</strong>denklich<br />
und zugleich stimmte es ihn hoffnungsvoll. Cunningham<br />
hingegen fand sich ernüchtert bei <strong>dem</strong><br />
Gedanken an die so gefährliche Lage, in die sich<br />
sein eigenes Land, die USA, dabei hineinbewegt.<br />
Wie lauten die beiden Bedingungen?<br />
<strong>Die</strong> erste Bedingung: China wird zur führenden<br />
Weltmacht, wenn sein Volk weiterhin eine derartig<br />
starke Zunahme an Christen erlebt, die ihr Leben<br />
auf dieses Buch, auf die Bibel gründen.<br />
Um zu verstehen, was heute in China vor sich<br />
geht, müssen wir die jüngere Geschichte betrachten.<br />
In den letzten Jahrzehnten wurden durch den<br />
Kommunismus die traditionellen Religionen Chinas,<br />
der Taoismus und der Buddhismus, radikal<br />
untergraben und aufgelöst. Es entstand ein Vakuum,<br />
in dessen Folge die christliche Kirche ein<br />
erstaunliches Wachstum erlebte – denn trotz aller<br />
Bemühungen seitens der Regierung haben die<br />
Foto: © Ywam<br />
Loren Cunningham,<br />
Gründer von „Jugend mit<br />
einer Mission“, hat jedes<br />
Land dieser Erde besucht<br />
Z für Zukunft<br />
29
<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © flickr/tomscy2000<br />
Foto: © cccowe.org<br />
<strong>Die</strong> Untergrundkirchen<br />
in China sind die<br />
schnellstwachsenden<br />
christlichen Kirchen<br />
der Welt<br />
Trotz<br />
massiver<br />
Verfolgung<br />
wenden sich<br />
jedes Jahr<br />
Millionen<br />
Chinesen <strong>dem</strong><br />
Glauben an<br />
Jesus Christus<br />
zu<br />
Chinesen sich geweigert zu akzeptieren, dass es<br />
keine geistliche Dimension des Lebens gäbe. <strong>Die</strong><br />
Untergrundkirchen in China sind die schnellstwachsenden<br />
christlichen Kirchen der Welt. Experten<br />
sprechen von einem erstaunlichen drei- bis<br />
vierprozentigem Wachstum pro Jahr. Mittlerweile<br />
schätzt man die Christen auf 110 Millionen, was<br />
8,5 Prozent der Bevölkerung entspricht.<br />
Es ist schwer, sich solche Zahlen vorzustellen.<br />
Wenn man sich die chinesischen Christen als eine<br />
eigene Nation vorstellen würde, dann wären sie<br />
die elftgrößte Nation der Welt! (Alle Deutschen<br />
zusammengenommen wären deutlich weniger, sie<br />
kämen auf Platz 17.)<br />
<strong>Die</strong> Bibel, das Wort Gottes, schlägt schnell<br />
Wurzeln im Leben des chinesischen Volkes. Interessanterweise<br />
sind viele dieser neuen „Christen“<br />
junge Menschen, denen ihr ganzes Leben lang<br />
eingetrichtert wurde, es gebe keinen Gott. Trotz<br />
massiver Christenverfolgung, die von beruflicher<br />
Diskriminierung und Geldstrafen über Freiheitsverlust<br />
und Folter bis hin zu Mord und Todesstrafe<br />
reichte (und die noch nicht vollständig abgeklungen<br />
ist), wenden sich jedes Jahr Millionen<br />
Chinesen <strong>dem</strong> Glauben an Jesus Christus zu.<br />
Sie finden Gott und sein Buch. David Aikman<br />
vom Time Magazine, langjähriger Beobachter der<br />
Entwicklung in China, sagte: „China ist dabei, ein<br />
christliches Land zu werden. Ich erwarte, dass<br />
China in den nächsten 20 Jahren zwischen 20 und<br />
30 Prozent Christen haben wird.“<br />
Bei einem Treffen mit Christen in einem Hinterzimmer<br />
einer alten Fabrik am Rand einer chinesischen<br />
Großstadt wurde Loren Cunningham<br />
selbst Zeuge dieser Entwicklung. Alle Fenster<br />
waren mit schwarzer Plastikfolie verklebt. Auf allen<br />
Straßen, die zu diesem Raum führten, waren<br />
eigene Leute mit Handys platziert, die sofort warnen<br />
sollten, falls Polizei auftauchte. Trotz dieser<br />
Sicherheitsmaßnahmen war die Gefahr so groß,<br />
dass die Christen ihre Lieder nur leise und zurückhaltend<br />
sangen.<br />
Cunningham sollte vor der Abschlussklasse einer<br />
geheimen theologischen Ausbildungsstätte in<br />
China sprechen. Er fühlte sich etwas deplatziert.<br />
<strong>Die</strong> meisten dieser jungen Leute hatten bereits<br />
massive Christenverfolgung erlitten. Zwölf ihrer<br />
Studienkollegen wurden ermordet. Sie waren unerschrocken,<br />
mutig und bereit, egal was es sie kosten<br />
würde. <strong>Die</strong>se jungen Männer und Frauen dort<br />
sind nur ein winziger Teil einer großen Bewegung,<br />
die Kirchenhistoriker staunen lässt und in so mancher<br />
chinesischen Behörde Furcht auslöst. Wenn<br />
die Chinesen weiterhin ihre Hoffnung auf den Gott<br />
der Bibel setzen und sein Wort ernst nehmen, so<br />
Cunningham, würde ihre Nation an Wohlstand zunehmen<br />
und vielleicht bald die Welt anführen.<br />
<strong>Die</strong> zweite Bedingung für China, zur führenden<br />
Nation der Welt zu werden, werde erfüllt,<br />
wenn die westlichen Nationen weiterhin und<br />
mit gleichbleibender Geschwindigkeit sich von<br />
der Bibel abwenden. Amerika und andere westliche<br />
Nationen werden in ihrer Führungsrolle zunehmend<br />
schwächer.<br />
Ist Amerika heute ein unentwickeltes Land?<br />
<strong>Die</strong>se <strong>Frage</strong> stellte vor Kurzem der Ökonom<br />
Dr. Michael Schluter, Mitautor des Buches „The<br />
R Factor“ (The Relationship Faktor = Der Beziehungsfaktor)<br />
einer Gruppe von Führungspersönlichkeiten.<br />
Dr. Schluter ist einer der Gründer der<br />
Relationships Foundation (dt. Stiftung für Beziehungen).<br />
Seine Stiftung war einer der Hauptvermittler<br />
für die Schritte zur Versöhnung, die zum<br />
Ende der Apartheid in Südafrika geführt haben.<br />
Als Dr. Schluter diese überraschende <strong>Frage</strong> stellte,<br />
waren die Zuhörer etwas verwundert. Er erklärte<br />
weiter, dass Gott eine Nation vermutlich nicht<br />
<strong>nach</strong> ihrem Einkommen beurteilt, sondern auf-<br />
30<br />
Z für Zukunft
<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />
grund dessen, wie genau sie die Bibel befolgt – insbesondere<br />
das größte Gebot, Gott zu lieben und den<br />
anderen wie sich selbst. Wären gesunde Beziehungen<br />
Bewertungskriterium für ein Land und nicht<br />
das Durchschnittseinkommen der Bürger oder das<br />
Bruttosozialprodukt, dann hätten die USA im globalen<br />
Ranking einen ganz anderen Rang inne.<br />
Fakt ist, Amerika hat eine der weltweit<br />
höchsten Scheidungsraten: 43 Prozent aller<br />
Ehen enden innerhalb von 15 Jahren. Amerika<br />
hat zwei Millionen Gefängnisinsassen, das ist<br />
die höchste Pro-Kopf-Rate der Welt, und die Sucht<br />
<strong>nach</strong> Alkohol, Drogen, Glücksspiel und Pornografie<br />
nimmt immer mehr überhand.<br />
Warum ist die amerikanische <strong>Gesellschaft</strong> so<br />
zerbrochen, obwohl sich mehr als 84 % der Amerikaner<br />
als Christen bezeichnen? <strong>Die</strong> Antwort ist<br />
klar. Während fast 70 Prozent der Amerikaner<br />
jede Woche in eine Kirche gehen, hat das Wort<br />
Gottes in ihrem Alltag kaum eine Bedeutung. Laut<br />
einer Umfrage treffen nur sieben Prozent der Erwachsenen<br />
zwischen 18 und 35 Jahren ihre moralischen<br />
Entscheidungen auf der Grundlage der Bibel.<br />
Für ältere Menschen über 35 Jahren liegt der<br />
Prozentsatz etwas höher, bei 18 Prozent. Worauf<br />
stützen sich die Amerikaner, wenn sie Entscheidungen<br />
zu treffen haben? Laut dieser Umfrage<br />
entscheiden die meisten aufgrund ihrer „Gefühle“<br />
oder „<strong>dem</strong> Nutzen“, den sie sich selbst erhoffen.<br />
Foto: © Sflickr/Rupert Ganzer<br />
Europa gibt sein Erbe auf<br />
<strong>Die</strong> Nationen Westeuropas wenden sich von Gott und<br />
der Bibel sogar noch schneller ab, als dies in Amerika<br />
der Fall ist. Europäer sehen Kirche und den<br />
Glauben an Gott als altmodisch und unwichtig<br />
an, oder sie halten ihn sogar für fortschrittsfeindlich.<br />
Eine Langzeitstudie über europäische<br />
<strong>Werte</strong> zeigt, wie weit sich die Europäer mittlerweile<br />
von ihrem christlichen Erbe entfernt haben: Nur<br />
21 Prozent der Europäer sagen, Religion sei für sie<br />
„sehr wichtig“, und nur 15 Prozent nehmen an irgendeinem<br />
Gottesdienst teil. Nur für wenige haben<br />
Himmel, Hölle oder Sünde noch eine Bedeutung.<br />
Andere Studien bestätigen dieses deprimierende<br />
Bild. In England nehmen nur 11 Prozent<br />
der Bevölkerung einmal im Monat an einem Gottesdienst<br />
teil. Kein Wunder, dass die Prozentsätze<br />
für Ehescheidung, alleinerziehende Eltern,<br />
Selbstmord und Drogensucht so hoch sind und<br />
dass die Gewalt in den Städten stetig zunimmt. In<br />
Norwegen wird die Hälfte der Kinder durch unverheiratete<br />
Frauen zur Welt gebracht. Es wird<br />
immer mehr zur Normalität, dass Paare nicht<br />
mehr heiraten. In Deutschland, der Geburtsstätte<br />
der Reformation, gehen nur noch acht<br />
Prozent der Menschen regelmäßig zur Kirche.<br />
Traurigerweise herrscht in diesen einst christlichen<br />
Nationen mittlerweile Feindseligkeit gegenüber<br />
denen, die ihren auf die Bibel gegründeten<br />
Glauben ernst nehmen. Stattdessen ist es<br />
schick, die eigene Spiritualität in New Age, heidnischen<br />
Kulten und okkulten Praktiken oder anderen<br />
Philosophien auszuleben.<br />
Amerika hat<br />
zwei Millionen<br />
Gefängnisinsassen,<br />
das<br />
ist die höchste<br />
Pro-Kopf-Rate<br />
der Welt<br />
Ausbreitung des Islams in Europa<br />
Das verschärft die Situation zusätzlich. <strong>Die</strong> muslimischen<br />
Geburtenraten übersteigen die nichtmuslimischen<br />
bei Weitem. Europäer bekommen<br />
weniger Babys. Sie haben eine negative Geburtenrate,<br />
sie gebären also nicht genug Kinder, um<br />
die Sterberate auszugleichen. Andererseits hat<br />
Europa Millionen von Gastarbeitern eingeladen,<br />
die meisten aus <strong>dem</strong> Nahen Osten und Nordafrika.<br />
<strong>Die</strong>se muslimischen Immigranten haben hohe<br />
Geburtenraten. Wenn dieser Trend anhält, ist der<br />
Islam gegen Ende dieses Jahrhunderts in Europa<br />
die vorherrschende Religion.<br />
Während westliche Nationen den Zuwachs<br />
des Islams in Europa fürchten, scheinen sie für<br />
ihr eigentliches Problem blind zu sein – den Verlust<br />
ihres eigenen Glaubens. Wenn wir im Westen<br />
Foto: © Agentur PJI/Montage<br />
Wenn dieser Trend anhält,<br />
ist der Islam gegen Ende<br />
dieses Jahrhunderts in Europa<br />
die vorherrschende Religion<br />
Z für Zukunft<br />
31
<strong>Fundament</strong> der <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © Wikipedia/Bernd Schwabe<br />
Spaßgesellschaft - lebe, wie<br />
es dir gefällt! Alles ist erlaubt<br />
„Wenn wir<br />
im Westen die<br />
Bedeutung<br />
Gottes herunterspielen,<br />
wird<br />
<strong>unsere</strong><br />
Führungsrolle<br />
in der Welt<br />
weiter<br />
abnehmen“<br />
Loren Cunningham &<br />
Janice Rogers,<br />
„Das Buch, das Nationen<br />
transformiert – <strong>Die</strong> Kraft<br />
der Bibel, jede Nation<br />
zu verändern“,<br />
William Carey Verlag,<br />
ISBN 978-3-944108-35-3<br />
weiterhin die Bedeutung Gottes herunterspielen<br />
oder sogar seine Existenz leugnen und uns von<br />
den absoluten Wahrheiten abwenden, die in der<br />
Bibel offenbart werden, dann wird <strong>unsere</strong> Führungsrolle<br />
in der Welt weiter deutlich abnehmen.<br />
Unsere Kulturen werden sich mehr und mehr <strong>dem</strong><br />
Streben <strong>nach</strong> Vergnügung und Materialismus zuwenden,<br />
wodurch Verantwortungslosigkeit, Unehrlichkeit,<br />
Korruption und Gewalt zunehmen.<br />
Eine neue Form von Armut zeichnet sich ab. Amerika<br />
und der Westen werden zunehmend Zerfallserscheinungen<br />
aufweisen. Und wenn China sein<br />
erstaunliches Wachstum fortsetzt, dann wird es<br />
innerhalb von drei oder vier Generationen zur<br />
führenden Nation der Welt aufsteigen.<br />
Dennoch glaubt Loren Cunningham nicht, dass<br />
Niedergang das unabänderliche Schicksal des<br />
Westens ist. „Wir können sehen und erleben,<br />
dass sowohl China und der Westen – sowie alle<br />
Nationen der Welt – sich zu <strong>dem</strong> Potenzial erheben,<br />
mit welchem Gott jedes einzelne Land<br />
gesegnet hat. Wir können erleben, dass sowohl<br />
der Westen als auch China in Frieden und Einheit<br />
zusammenleben und <strong>dem</strong>selben Gott dienen. Wir<br />
können <strong>unsere</strong> Länder transformiert und <strong>unsere</strong><br />
geistliche Grundlagen wiederhergestellt sehen.“<br />
<strong>Die</strong>se Grundlagen befinden sich in einem Buch –<br />
in Gottes Buch, der Bibel! Wagen wir es, an dieses<br />
zu glauben und entsprechend zu handeln?<br />
Können wir den Trend umkehren?<br />
Ist es möglich, eine Gemeinschaft, eine Stadt oder<br />
ein ganzes Land grundlegend umzugestalten?<br />
Wenn wir das Vaterunser beten und uns bewusst<br />
machen, was da über <strong>unsere</strong> Lippen kommt, fällt<br />
uns vielleicht etwas auf: Darin sollen wir bitten,<br />
dass sein – Gottes – Reich komme und sein Wille<br />
auf der Erde geschehe, so wie er im Himmel<br />
geschieht. Jesus Christus, der dieses Gebet empfahl,<br />
gab seinen Nachfolgern auch den Auftrag,<br />
alle Nationen zu Jüngern zu machen – das heißt,<br />
sie sollten sie anleiten, alles umzusetzen, was er<br />
ihnen vermittelt hatte.<br />
Wäre es unmöglich, Gottes Absichten auf der<br />
Erde auszuführen, könnten nicht ganze Nationen<br />
Gottes weise Anordnungen übernehmen, hätte Jesus<br />
dann diesen Auftrag erteilt? Sicher nicht. Er<br />
würde doch nicht zu etwas auffordern, was nicht<br />
umsetzbar wäre.<br />
Einige vertreten die Auffassung, das Böse auf<br />
der Erde könne man ohnehin nicht aufhalten. Obwohl<br />
Loren Cunningham durchaus auch feststellt,<br />
dass das Böse zunimmt, hält er Jesus dennoch<br />
nicht für einen Fatalisten. Er ist überzeugt, dass<br />
wir dazu beitragen können, dass <strong>unsere</strong> Länder<br />
umgestaltet, zum Guten verändert werden. Ein<br />
Zitat aus der Bibel: „Wo die Sünde zunimmt,<br />
da nimmt die Gnade umso mehr zu.“ Rückzug,<br />
Resignation – das kann nicht die Lösung sein.<br />
Der Auftrag Jesu, alle Nationen anzuleiten und<br />
zu seinen Nachfolgern zu machen, hat eine gute<br />
Grundlage: „Mir ist alle Macht (Autorität) gegeben<br />
im Himmel und auf Erden, sagt Jesus. Darum<br />
geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern<br />
und leitet sie an, alles zu bewahren, was ich euch<br />
mitgeteilt habe! Und zu guter Letzt: Ich bin bei<br />
euch alle Tage bis zum Finale.“ 1<br />
1 Matthäus 28,18–20.<br />
32<br />
Z für Zukunft
Testimonial<br />
Foto: © Agentur-PJI/Bundesarchiv_101I-656-6103-07<br />
Bei deinem Namen gerufen<br />
Christa Meves erinnert sich in ihrem langen Leben an einen Moment, in <strong>dem</strong> sie als<br />
19-jährige Studentin, auf einem Gefechtsstand <strong>dem</strong> unaufhörlichen Bombenhagel ausgesetzt,<br />
ihr Ende unmittelbar vor Augen hatte.<br />
Es konnte ja nur eine Feuerpause sein; es<br />
war auch gewiss nicht die letzte Welle der<br />
herandröhnenden Bomber. Ich wusste das;<br />
denn ich saß als Flakwaffenhelferin im Gefechtsstand<br />
einer Flakbatterie in der Nähe von Bitterfeld<br />
und hatte die Aufgabe, in der Deutschlandkarte<br />
kleine Holzflugzeuge anzubringen – die<br />
„roten Enten“ kennzeichneten die angreifenden<br />
Bomber –, je <strong>nach</strong> den mir per Funk übermittelten<br />
Positionsangaben. Draußen, gewissermaßen „auf<br />
der Brücke“, stand der Kommandant der Stellung.<br />
Mit aufmerksamen Augen schaute er durch<br />
einen Sehschlitz in den Bunker hinein und auf diese<br />
Karte, um <strong>nach</strong> diesen Angaben <strong>dem</strong> Ring der<br />
schweren Flakgeschütze seinen Schießbefehl zu<br />
geben, die hier zur Verteidigung des größten Benzinwerkes<br />
Deutschland, der Leuna- und Bunawerke,<br />
aufgestellt waren.<br />
In den Winternächten des Jahres 1945 flogen<br />
meine „roten Enten“ immer seltener irgendwo<br />
anders hin – sie nahmen wieder und wieder Kurs<br />
direkt auf <strong>unsere</strong>n Standort zu. Hölle. Das Zischen<br />
und Pfeifen der Bomben, die Feuervulkane<br />
der Explosionen, das fürchterliche Donnern der<br />
schwersten Flakkanonen – Untergang. Es war sicher:<br />
Heute oder morgen würde unweigerlich das<br />
Ende kommen, wie schon für so viele <strong>unsere</strong>r<br />
Freunde … Es gab kein Entrinnen.<br />
Ich hatte eine kleine Taschenbibel bei mir, und<br />
die schlug ich auf, mit einem Stoßgebet in die unheimliche<br />
Stille der Feuerpause hinein. In dieser<br />
Ausgabe waren die wichtigsten Stellen fettgedruckt,<br />
und meine Augen fielen auf einen Satz<br />
bei Jesaja 43:<br />
„Fürchte dich nicht; denn ich habe dich erlöst.<br />
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen;<br />
du bist mein! Denn so du durch Wasser gehst,<br />
will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht<br />
sollen ersäufen; und so du durch Feuer gehst,<br />
sollst du nicht brennen, und die Flamme soll<br />
dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein<br />
Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland, … und ich<br />
habe dich lieb. …<br />
So fürchte dich nun nicht; denn ich bin bei dir.“<br />
Ich hatte<br />
eine kleine<br />
Bibel bei mir, in<br />
der Stille der<br />
Feuerpause<br />
schlug ich<br />
sie auf<br />
Z für Zukunft<br />
33
Testimonial<br />
Foto: © Bundesarchiv_183-57339-0012<br />
Es ging um die Verteidigung<br />
des größten Benzinwerkes<br />
Deutschlands, der Leunaund<br />
Bunawerke<br />
Christa Meves<br />
feiert <strong>dem</strong>nächst<br />
den<br />
90. Geburtstag<br />
Foto: © Agentur PJI<br />
Ich erspürte, ja, ich erlebte es, fest in Gottes<br />
Hand zu sein!<br />
Merkwürdigerweise überlebte ich das Inferno,<br />
merkwürdigerweise begann das ganze Leben<br />
noch einmal und wurde schön, immer schöner.<br />
Später nahm ich mir diese Bibelstelle ausführlich<br />
vor und erfuhr eine große Ernüchterung: Dem<br />
auserwählten Volk war diese Verheißung damals<br />
von Gott zugesprochen, keineswegs einer kleinen<br />
deutschen Studentin, die ein verzweifelter Diktator,<br />
als er mit <strong>dem</strong> Rücken zur Wand stand, unter<br />
der Androhung von Gefängnisstrafe zu den Waffen<br />
gerufen hatte. Aber es war doch mitten in der Hölle<br />
wie ein Umschlossen-Werden mit einem Schutzmantel<br />
gewesen – wie etwas ganz Unmittelbares.<br />
Glücklicherweise stellte ich bei einer genaueren<br />
Beschäftigung mit der Bibel (besonders mit<br />
den Evangelien) fest, dass dort der direkte Zuspruch<br />
an gewöhnliche Menschen gar nicht einmal<br />
so selten ist. Im Alten Testament ist z. B. Samuel<br />
so einer; in der Nacht wurde er bei seinem<br />
Namen gerufen. Zuerst dachte er, der Priester<br />
Eli hätte ihn gerufen. Er antwortete gewissermaßen<br />
in einem noch unbewussten Gehorsam: „Hier<br />
bin ich!“; denn natürlich begriff er noch nicht<br />
sofort, worum es hier ging. Er musste sich erst<br />
von seinem Lehrer, <strong>dem</strong> Priester Eli, davon überzeugen<br />
lassen, dass es sich um einen Ruf durch<br />
Gott selbst handelte. Dann allerdings antwortete<br />
er ohne Wenn und Aber mit einer klaren Entscheidung:<br />
„Rede, Herr; dein <strong>Die</strong>ner hört!“ 1<br />
Auch die Jünger waren schließlich schlichte<br />
Menschen, und die kanaanäische und die samaritische<br />
Frau erst recht. Der Ruf kann offenbar jeden<br />
treffen, von gesellschaftlichen Rängen oder<br />
höherer Schulbildung ist das nicht abhängig. Ja,<br />
ist nicht seit Golgatha jeder von uns ein Gerufener<br />
– gerufen bei seinem eigenen kleinen<br />
Menschennamen? Ist es nicht lediglich nötig,<br />
dass diese Gegebenheit in einer Schicksalsstunde<br />
ins Bewusstsein tritt? Allerdings: Bei wem diese<br />
Erkenntnis einschlägt, wer hinhorcht, der wird –<br />
wie Samuel – geradezu davon hingerissen werden,<br />
nun auch diesem Ruf zu folgen.<br />
Vermutlich wird für viele Menschen, für die<br />
Christsein zum Lebensausdruck geworden ist,<br />
eine solche Ausrichtung nicht im Mindesten spektakulär<br />
sein. Vielmehr wird das Timbre des Alltagslebens<br />
jetzt lediglich ein ganz anderes: Es<br />
wird eine viel tiefere, sinnvollere Färbung bekommen.<br />
So wird jetzt z. B. als ein Gerufen-Sein erlebt,<br />
Kinder aufzuziehen. Es dient jetzt höherer<br />
Nachfolge, sich für andere Menschen einzusetzen,<br />
und es wird jetzt zum normalen Lebensstil,<br />
menschenfreundlich und hilfsbereit zu sein – am<br />
Arbeitsplatz, als Nachbar, im Umfeld, als Ehemann,<br />
als Ehefrau. Es bedeutet, bei Gottes Namen<br />
gerufen zu sein, sich in seinen eigenen Begabungen<br />
zu üben und dann gewissermaßen mit<br />
seinen „Pfunden zu wuchern“. Das macht das Leben<br />
schön und sinnvoll, und es beschenkt mit einem<br />
Frieden, der sogar durch jede Hölle trägt,<br />
wenn wir uns dieser Verheißung nur stellen.<br />
In einer von Gott losgelösten <strong>Gesellschaft</strong><br />
scheint dieser Ruf ferne, für viele ist es, als wäre<br />
überhaupt nichts da. Aber nur weil alles lauter<br />
wurde, kann man auf keinen Fall sagen, dieser<br />
Ruf wäre nicht mehr da. Selbst aus weiter Ferne<br />
kann dieser Ruf nie ganz verstummen. Er mag leiser<br />
zu sein scheinen, man muss in dieser schnelllebigen<br />
Zeit vielleicht bewusster zur Ruhe kommen.<br />
Aber dann hört man diesen Ruf auch jetzt: „Fürchte<br />
dich nicht; denn ich habe dich erlöst. Ich habe<br />
dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“<br />
Gott kennt mich bei meinem Namen. Er sieht<br />
mich. Ich bin nicht anonym, irgendwer in einer<br />
unüberschaubar großen Masse. Ich bin gewollt,<br />
34 Z für Zukunft
Das Buch vom unerhörten Sinn d<br />
Leben zum Immer-wieder-lesen<br />
Foto: © Wikipedia/Gerhard van Honthorst<br />
<strong>Die</strong><br />
gebundene<br />
Ausgabe<br />
eine ganz<br />
besondere<br />
Geschenks-<br />
Idee<br />
Ein literarisches<br />
Meisterwerk<br />
von Martin Schleske<br />
Feinsinnig<br />
mit Tiefgang,<br />
eines der<br />
bedeutensten<br />
Bücher<br />
dieser Tage<br />
König und Liedermacher: Davids Lieder sind populär seit 4000 Jahren<br />
ich bin erkannt! So viele Einsame in <strong>unsere</strong>r modernen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> sollten davon erfahren.<br />
Der König David hat diese unfassbaren Gedanken<br />
in einem Lied zusammengefasst:<br />
„Denn du hast mich gebildet im Mutterleib.<br />
Ich preise dich darüber, dass ich auf so erstaunliche<br />
und ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar<br />
sind deine Werke, meine Seele erkennt es<br />
sehr wohl. Deine Augen sahen mich bereits, ehe<br />
ich noch bereitet war, und alle Tage waren in dein<br />
Buch geschrieben, die noch werden sollten, bevor<br />
sie waren. Wie schwer sind für mich, Gott, deine<br />
Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß!“ 2<br />
Christa Meves, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin sowie<br />
Autorin vieler Bücher, die millionenfache Auflagen erreicht<br />
haben. Über den Verein „Verantwortung für die Familie“<br />
erhalten sie weiterführende Informationen: www.vfa-ev.de<br />
1 1. Samuel 3,10.<br />
2 Psalm 139,13–17.<br />
Einer der großen Geigenbauer der Gegenwart nimmt alle<br />
Phasen seines Handwerks als Gleichnis für das Leben. Er beschreibt<br />
darin den christlichen Glauben auf so eindrucksvolle<br />
Weise, dass sich jeder „Denker“ diesen Glauben ernsthaft<br />
in Erwägung ziehen wird.<br />
<strong>Die</strong> gebundene Ausgabe ist das<br />
beste Geschenk, das Sie machen<br />
können!<br />
Gb, 325 S., 22 x 15 cm,<br />
Best.Nr.: 453.103.711<br />
21,95<br />
Als CD: Martin Schleske, liest<br />
die besten Passagen aus seinem<br />
Buch und gewährt einen akustischen<br />
Einblick in seine Künstler-Werkstatt.<br />
Der Geiger Alban<br />
Beikircher, Solist u.a. bei den<br />
Münchner Symphonikern, bringt<br />
eine Schleske-Geige auf dieser<br />
Doppel-CD zum Klingen.<br />
140 Min. Laufzeit, 12 S. Booklet,<br />
Fotos von Donata Wenders<br />
Best.Nr.: 453.103.709 19,99<br />
Der Klang als Taschenbuch<br />
Pb., 448 S., 13,5 x 20,6 cm<br />
Best.Nr.: 453.103.708 12,99<br />
Viele weitere Titel, die uns die Bedeutung der <strong>Werte</strong> vermitteln, finden<br />
Sie im Internet. Online-Bestellung ab 19,- versandkostenfrei in DE<br />
http://shop.agentur-pji.com • info@agentur-pji.com<br />
Z für Zukunft<br />
35
HDAV-Panorama-Vision auf 3 x 9 Metern<br />
Multi-Media-Vortrag in Ihrer Kirche oder Ihrem Stadtsaal<br />
Eine visuelle Reise durch die Geschichte der ersten Kirche in Kleinasien, begleitet von Ereignissen, als wäre man in die Zeit der Apostelgeschichte zurückversetzt<br />
Auf der Suche <strong>nach</strong><br />
der Kraft des Glaubens<br />
Außergewöhnliche Erfahrungen auf <strong>dem</strong> Paulusweg<br />
Buchen Sie diesen Vortrag in Ihrer Stadt<br />
Prädikat<br />
besonders<br />
ermutigend<br />
Panorama-Bilder aus <strong>dem</strong> Multi-Media-Vortrag<br />
Auf der Suche <strong>nach</strong> der Kraft des<br />
Glaubens hat sich Peter Ischka auf<br />
die Spuren des Apostel Paulus und<br />
der ersten Christen in „Kleinasien“,<br />
der heutigen Türkei, begeben. Herrliche<br />
Panoramabilder auf der<br />
Großleinwand (9 x 3 Meter) zeigen<br />
viele historische Plätze. Geschichte und<br />
Gegenwart verschmelzen, wenn wir<br />
von der Kraft der Anfänge der Kirche<br />
inspiriert werden.<br />
Orte des Christentums in der Türkei<br />
• <strong>Die</strong> Metropole Istanbul und der<br />
Niedergang Konstantinopels<br />
• Über Ankara zu den 1000 Höhlenkirchen<br />
Kappadokiens und das<br />
Gebiet der Galeter<br />
• <strong>Die</strong> 7 apokalyptischen Gemeinden<br />
• Das Naturwunder von Pamukkale gegenüber<br />
<strong>dem</strong> legendären Laodicea<br />
• An der türkischen Südküste fing<br />
die eigentliche Reise für Paulus<br />
an. Gerade dort hat Peter Ischka<br />
nahzu alles erlebt, wovon in der<br />
Apostelgeschichte berichtet wird.<br />
Wie zu Zeiten<br />
der Apostelgeschichte:<br />
• Einer wegen der Bekehrung Gefangener<br />
wird aus <strong>dem</strong> Gefängnis<br />
befreit<br />
• Daumennagelgroße Nierensteine verschwinden<br />
<strong>nach</strong> schlichtem Gebet<br />
• Jesus begegnet Muslimen in Träumen<br />
und Visionen<br />
• Ein Tauber bekommt sein Gehört<br />
zurück.<br />
• sogar ein Esel wird übernatürlich<br />
berührt – u.v.m.<br />
Das war für Peter Ischka nur der Anfang<br />
einer Reihe praktischer Antworten<br />
auf seine <strong>Frage</strong> <strong>nach</strong> der ursprünglichen<br />
Kraft des Glaubens.<br />
<strong>Die</strong>ser Vortrag richtet sich an:<br />
• Suchende Menschen<br />
• Christen, die im Glauben gestärkt<br />
werden wollen<br />
• an türkische Mitbürger<br />
Ideal für Ihre Kirche. Eine hochwertige,<br />
kulturell relevante Veranstaltung,<br />
die zugleich den Reichtum des Glaubens<br />
an Jesus vermittelt.<br />
Besucher sind von diesem Vortrag<br />
bewegt und wollen mehr über<br />
den christlichen Glauben erfahren.<br />
Für Infos & Terminplanung:<br />
Mission is possible e.V.<br />
73099 Adelberg, Grabenweg 20<br />
07166 - 91 93 0, 0171 - 12 00 983<br />
info@mission-is-possible.de<br />
www.ischka.com/mmv<br />
36<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
Foto: © fotolia/Jürgen Fälchle<br />
Zukunftswerte allgegenwärtig<br />
Vom Leben in einer zukünftigen Parallelwelt, vom Leben in der Gegenwart, vom ewigen<br />
Leben – nicht nur auf Googleservern –, vom Wert der Zukunft.<br />
Frank H. Wilhelmi<br />
Von Algorithmen, Orakeln und Offenbarung<br />
Szenario 1: Sie sitzen in einem interessanten Vortrag<br />
und hören <strong>dem</strong> Sprecher zu. Plötzlich denken<br />
Sie an die anstehende Auseinandersetzung<br />
mit Ihrer Ehefrau oder an das in Kürze fällige<br />
Personalgespräch mit Ihrem Chef. Dann wird Ihnen<br />
bewusst, dass Sie entscheidende Inhalte des<br />
Vortrags verpasst haben. Wo waren Sie mit Ihren<br />
Gedanken?<br />
Szenario 2: Sie führen <strong>nach</strong> Feierabend ein Gespräch<br />
mit einem Kollegen, der ebenfalls in Ihrem<br />
Unternehmen arbeitet. Er beklagt sich über den<br />
täglichen Stress, den auch Sie zunehmend als<br />
belastend empfinden. Wenn Sie am Abend <strong>nach</strong><br />
Hause kommen, stimmen Sie vor Ihrer Frau in<br />
die allgemeine Klage über das „Burn-out-Syndrom“<br />
ein. Verständnisvoll pflichtet sie Ihnen bei,<br />
während Ihre sechjährige Tochter seit acht Uhr<br />
früh unermüdlich und fröhlich herumspringt und<br />
Sie, den „gestressten Mann“, nun auch noch zum<br />
Spielen überreden will.<br />
Sie fragen sich, warum die Kleine, die nur<br />
ein Viertel Ihrer Körperkräfte besitzt, noch<br />
so lebendig ist, und warum Sie müde und genervt<br />
sind? Sie beschließen, der Sache <strong>nach</strong>zugehen,<br />
und rekapitulieren ihren Arbeitsalltag:<br />
7.30 Uhr aufstehen, eine Runde auf <strong>dem</strong> Heimtrainer,<br />
Dusche, ausgiebiges Frühstück, im klimatisierten<br />
Auto ins Büro gefahren, mit <strong>dem</strong><br />
Kollegen erst mal Kaffee getrunken, dann drei<br />
Meetings (Gespräche bei Kaffee, Saft und Keksen),<br />
dann Nachbereitung am Schreibtisch,<br />
mit der Sekretärin die <strong>Die</strong>nstreise geplant<br />
und dann Verträge für den Chef vorbereitet.<br />
Anschließend fuhren Sie mit <strong>dem</strong><br />
Auto <strong>nach</strong> Hause und fielen müde auf<br />
die Couch. Was war denn eigentlich<br />
so anstrengend dabei?<br />
Foto: © flickr/Simone Meier<br />
Warum<br />
bin ich so<br />
müde und<br />
genervt, die<br />
Kleine aber<br />
immer noch<br />
so quicklebendig?<br />
Z für Zukunft<br />
37
Leitthema<br />
Foto: © flickr-EladeManu<br />
Foto: © flickr/Bhernandez<br />
Wir leben in der Sorge vor<br />
der Zukunft. Zwei Drittel<br />
<strong>unsere</strong>r Kraft fließen in ein<br />
Leben in einer zukünftigen<br />
Parallelwelt<br />
Ist die<br />
Identität<br />
gefährdet,<br />
reagiert die<br />
Seele mit<br />
Kompensationszwang.<br />
Bedroht<br />
werde ich nicht<br />
vom Leben,<br />
sondern nur<br />
von meinen<br />
Erwartungen<br />
Leben wir in der Zukunft?<br />
Nach Untersuchungen von Arbeitswissenschaftlern<br />
arbeiten wir nur etwa ein Drittel <strong>unsere</strong>r<br />
Arbeitszeit, also durchschnittlich drei von neun<br />
Stunden, wirklich konzentriert an der Lösung <strong>unsere</strong>r<br />
inhaltlichen Arbeitsaufgaben. Wenn wir in<br />
einem 45-minütigen Vortrag sitzen, hören wir maximal<br />
15 Minuten wirklich aktiv zu. Was passiert<br />
in der restlichen Zeit?<br />
Wir sind nicht präsent, leben nicht in der Gegenwart.<br />
Wir leben in der Zukunft. Wie sieht diese<br />
Zukunft aus und was macht die Sache so anstrengend?<br />
Zwei Drittel <strong>unsere</strong>r Kraft fließen in ein Leben<br />
in einer zukünftigen Parallelwelt. Sie ist ein<br />
Amalgam <strong>unsere</strong>r Lernkurven, Erfahrungen und<br />
Ängste sowie der empfundenen Mängel, die sich<br />
im Gegenbild als Sehnsüchte vor <strong>unsere</strong>n inneren<br />
Augen formieren. Sie werden zu einer Projektionsfläche<br />
für imaginäre Zukunftsszenarios. Während<br />
wir uns in einem Meeting oder Vortrag befinden,<br />
denken wir darüber <strong>nach</strong>, wohin wir in Urlaub fahren,<br />
ob wir bei der Kollegin Chancen haben oder<br />
wie wir den Job des Chefs ergattern können. Wir<br />
stellen uns vor, wie wir dann bewundert werden<br />
und wie unser Selbstwertgefühl steigt, oder aber:<br />
wie wir beim Scheitern auf den Scherbenhaufen<br />
<strong>unsere</strong>s Lebens blicken und von <strong>unsere</strong>n Freunden<br />
verachtet werden. Das kostet Kraft!<br />
<strong>Die</strong> sechsjährige Tochter hat deshalb so viel Energie,<br />
weil sie ausschließlich in einer Zeit lebt, in<br />
der Gegenwart. Seine Konzentration ist ganz im<br />
Jetzt. Gefühle und Erfahrungen werden sofort<br />
verarbeitet. Zweitens hat sie Vertrauen in die Liebe,<br />
Wertschätzung und Geborgenheit der Familie.<br />
Sie trägt (noch) keine Altlasten mit sich herum und<br />
muss deshalb auch keine Befürchtungen über mögliche<br />
Zukunftsszenarien haben – sie lebt in der Gewissheit,<br />
dass sie eine gute Zukunft hat. Wo diese<br />
verlässliche Liebe und Geborgenheit in einem familiären<br />
Umfeld fehlt, zeigen auch Kinder Stress-<br />
Symptome wie Hyperaktivität, krampfhaftes Suchen<br />
<strong>nach</strong> Aufmerksamkeit oder Autismus.<br />
Je <strong>nach</strong><strong>dem</strong>, welche Deutungsmuster ich für das<br />
Leben habe und welchen Wert die erwartete Zukunft<br />
für mich hat – und welche Sehnsüchte, Befürchtungen<br />
und Wünsche mich bewegen, wird das<br />
meine Gefühle, mein Denken, Handeln und meine<br />
Entscheidungen beeinflussen; meine Identität<br />
scheint gefährdet oder aber bestätigt zu sein.<br />
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit<br />
Wenn die Identität gefährdet scheint, reagiert die<br />
Seele mit Kontroll- oder Kompensationszwang.<br />
Dabei ist lediglich eine potenzielle Bedrohung<br />
meiner Erwartungen oder Projektionen – meines<br />
selbsterzeugten <strong>Werte</strong>systems „Leben“ – aufgetreten.<br />
Bedroht werde ich nicht vom Leben an<br />
sich, sondern nur von meiner Erwartung. Sie ist<br />
Ergebnis eines unausgesprochenen Anspruchs,<br />
der sich immer wieder als nicht haltbar erweist:<br />
Ich fühle mich als Schöpfer, erlebe aber in der Realität<br />
die Nichterfüllung dieses Anspruchs.<br />
Wenn die Grundhaltung meines Lebens auf <strong>dem</strong><br />
Irr-Glauben basiert, dass das Ich (Individualismus)<br />
oder die <strong>Gesellschaft</strong> (Sozialismus) für die Geschicke<br />
meiner Existenz entscheidend sind, dann fällt<br />
die Deutung jedes Ereignisses auf das Interpretationsmuster<br />
dieses <strong>Werte</strong>-Kanons zurück. Mein<br />
Glaube an den Ursprung, die Herkunft (religio) und<br />
die Zukunft meines Lebens (das Ziel bzw. Ende =<br />
Tod) ist <strong>prägen</strong>d für die Deutung meines Erlebens.<br />
Insofern bin ich für das, was ich glaube, tatsächlich<br />
selbst verantwortlich – und mithin auch für die<br />
Zukünfte, an deren Entstehung und Aufrechterhaltung<br />
ich mich beteilige (Ur-Sünde) und in die ich<br />
auch meine Kinder führe (Erb-Sünde).<br />
Je weiter die erlebte (interpretierte, geglaubte)<br />
Realität von der Erreichung meiner Wunschwelt<br />
(Zukunft) abzuweichen scheint, umso<br />
stärker fühle ich mich überfordert. Aus dieser<br />
38<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
Überschätzung (Versuchung) erwächst ein Verhalten,<br />
das für mich und meine Mitwelt zerstörerisch<br />
wirkt. Ich nehme andere Menschen und<br />
die Natur (die Schöpfung) für die Verwirklichung<br />
meiner Ziele in Anspruch – ich benutze sie, um<br />
mein Bildnis von mir zu erzeugen, das der Skizze<br />
des Schöpfers gleicht. Als Geschöpf falle ich nun<br />
diesem Irrglauben gleichermaßen zum Opfer. Ich<br />
bin überfordert und erlebe Burn-out durch Irrtum.<br />
Weil ich die Wirklichkeit fehldeute, verbrenne<br />
ich meine Lebenskraft.<br />
Kennen Sie den Satz: „Wer bin ich –<br />
und wenn ja – wie viele?“<br />
Er ist der Ausruf einer Generation sogenannter<br />
multipler Persönlichkeiten – Menschen, die ihre<br />
Identität suchen. Ein solchermaßen in sich gespaltener<br />
Mensch ist permanent damit beschäftigt,<br />
sich zu (er-)finden. Er sucht sein Drehbuch –<br />
d. h. ein stimmiges Selbstbild als Teil im Ganzen<br />
der Welt. <strong>Die</strong> Ansprüche vieler Menschen, die nur<br />
etwas für sich erreichen wollen und keine gemeinsame<br />
Bestimmung haben, führen dazu, dass<br />
sie einander als Konkurrenten sehen (in der Jagd<br />
um Zeit und Ressourcen). Verzweifelt versucht<br />
man nun, sich in den unterschiedlichen Rollen auf<br />
den Bühnen der Welt zu inszenieren und eine illusionäre<br />
Identität auszubilden, mit der man <strong>dem</strong><br />
permanent drohenden Kontrollverlust entgegenwirken<br />
und sich möglichst lange „im Fahrersitz“<br />
wähnen kann.<br />
Foto: © flickr/Andy G<br />
Das Linsengericht der Unsterblichkeit<br />
Das Internet, die Werbung, virtual reality, video<br />
games, second life, Avatare bieten wie nie zuvor<br />
an, uns in scheinbar „berechenbaren“ Parallelwelten<br />
zu bewegen. <strong>Die</strong> Drehbücher und Bühnen<br />
dieser Parallelwelten sind Ergebnis einer wachsenden<br />
Datenmenge, die wir alle täglich, ohne es<br />
zu bemerken, ins Netz einspeisen. Wir geben Auskunft<br />
über <strong>unsere</strong> intimsten Gefühle und Einstellungen,<br />
ohne dass uns dies bewusst wird: meine<br />
persönlichen Daten, mit wem ich kommuniziere,<br />
was ich kaufe, was ich denke, wohin ich in Urlaub<br />
fahre, welche Wege ich zurücklege (GPS),<br />
welchen Partner ich suche – das ist der Stoff<br />
der Drehbücher, die die Groß-Server generieren.<br />
Sie sammeln Daten, bilden daraus Persönlichkeitsprofile<br />
(gesammelte Identitäten, Cyber-DNA)<br />
und verkaufen sie für Werbezwecke. Mithilfe von<br />
Algorithmen (Szenarien, die sich aus Annahmen,<br />
mathematischen Modellen und Datenkombinationen<br />
ergeben) berechnen sie die Deutungsmuster<br />
<strong>unsere</strong>s Verhaltens und entwerfen daraus<br />
Zukunfts-Szenarien. <strong>Die</strong>se werden uns dann als<br />
Trends, Prognosen oder Analyse-Tools zur Verfügung<br />
gestellt. Sie wirken navigatorisch, das heißt,<br />
sie lenken und steuern uns, aber sie entspringen<br />
nicht <strong>unsere</strong>r eigenen Wahrnehmung oder Erfahrung.<br />
In Ermangelung einer eigenen Bildungsinstanz<br />
für <strong>Werte</strong> richten wir unser Leben ganz<br />
<strong>nach</strong> den Maßstäben dieser virtuellen Orakel<br />
aus. <strong>Die</strong>se bilden dann die „Erfahrungswelt“<br />
der nächsten Generation.<br />
In den Parallelwelten begegnen uns die Werbebotschaften<br />
derjenigen, die uns für ein Linsengericht<br />
<strong>unsere</strong> Daten entlocken. Sie bieten uns die<br />
Attribute an, mit deren Hilfe wir uns per Flatrate<br />
scheinbar glücklich und erfolgreich durchs Leben<br />
bewegen können. Nach <strong>dem</strong> Tod verbleibt unser<br />
virtuelles Erbe als Upload auf den Servern.<br />
Unser Glaube an diese Orakel kostet uns alles(!).<br />
Auch <strong>unsere</strong> Identität als Geliebte, ohne<br />
Vorbedingung Wertgeschätzte, zum ewigen Leben<br />
Berufene. Welch ein Unterschied zu den verzweifelten<br />
Szenarien der Selbstverwirklichung, wenn<br />
wir uns im Glauben an einen liebenden Gott ohne<br />
Bedingungen angenommen wissen könnten. Wenn<br />
wir die Gewissheit haben, dass die uns bevorstehende<br />
Zukunft von Gott gecovert ist, dass alles,<br />
„Burn-out“<br />
in seiner Vollendung<br />
Z für Zukunft<br />
39
Leitthema<br />
Foto: © flickr/TheAlieness GiselaGiardino<br />
Wir geben<br />
Auskunft über<br />
<strong>unsere</strong> intimsten<br />
Gefühle und<br />
Einstellungen<br />
und werden<br />
damit „unsterblich“<br />
in den<br />
Groß-Servern<br />
dieser Welt<br />
Foto: © ARD-Screenshot<br />
Für das Buches:<br />
„Wem gehört die<br />
Zukunft?“ erhielt<br />
Jaron Lanier <strong>dem</strong><br />
Friedenspreis des<br />
Deutschen<br />
Buchhandels 2014<br />
was uns begegnet, uns zum Besseren wirkt. In<br />
den Händen eines Gottes, der seinen Sohn geopfert<br />
hat, damit wir Heilung erfahren. In einer Beziehung<br />
zu ihm ist <strong>unsere</strong> Zukunft sicher und es ist<br />
fazinierend sich bewusst zu werden, dass wir Kreationen<br />
in seinem Ebenbild sind. Unsere Namen stehen<br />
im sogenannten Buch des Lebens, einer weit<br />
höheren Datentechnologie – achten wir nur darauf,<br />
nicht aus Ignoranz die „Delete“-Taste zu drücken.<br />
Das Internet als Gottesersatz?<br />
Am 12. Oktober dieses Jahres wurde Jaron Lanier<br />
mit <strong>dem</strong> Friedenspreis des Deutschen Buchhandels<br />
ausgezeichnet. Der Titel seines Buches lautet:<br />
„Wem gehört die Zukunft?“ In seiner Rede anlässlich<br />
der Verleihung in der Frankfurter Paulskirche<br />
führte der renommierte Wissenschaftler, Erfinder<br />
der Virtual Reality, des ersten Avatars,<br />
Unternehmer, Professor in Berkeley<br />
und Berater von Microsoft und anderen<br />
prominenten Internetfirmen aus:<br />
„Es gibt eine allgemeine statistische<br />
Vorhersehbarkeit, aber sie gilt nur für<br />
begrenzte Zeitabschnitte, und ihre Beschränkungen<br />
lassen sich nicht universell<br />
vorhersagen. Cloud-basierte Statistiken<br />
funktionieren also oft am Anfang,<br />
und dann scheitern sie.<br />
Zuerst glauben wir, wir könnten mit<br />
<strong>unsere</strong>n Computern in die Zukunft sehen,<br />
doch dann plötzlich versagen <strong>unsere</strong><br />
Systeme.<br />
Wer immer eine dieser Operationen betreibt,<br />
die ich Sirenenserver nenne, kann die Normen<br />
der <strong>Gesellschaft</strong> festlegen, zum Beispiel beim Datenschutz.<br />
Es ist, als wäre er König.<br />
Innerhalb der winzigen Elite der Milliardäre,<br />
die die Cloud-Computer betreiben, herrscht der<br />
laute, zuversichtliche Glaube, dass die Technologie<br />
sie eines Tages unsterblich machen wird.<br />
Google zum Beispiel finanziert eine große Organisation<br />
mit <strong>dem</strong> Ziel, ›den Tod zu überwinden‹.<br />
Eine weitere populäre Idee ist, unser Gehirn<br />
in die virtuelle Realität ›upzuloaden‹, damit wir<br />
für immer in einer Software-Form weiterleben<br />
könnten.<br />
Wir behandeln Hoffnungen und Glaube, als<br />
wären sie etablierte Wissenschaft. Wir behandeln<br />
Computer wie religiöse Objekte.<br />
Für manche Techies mag der Glaube an die Besonderheit<br />
des Menschen sentimental oder religiös<br />
klingen, und so etwas können sie nicht leiden. Aber<br />
wenn wir nicht an die menschliche Besonderheit<br />
glauben würden, wie könnten wir dann <strong>nach</strong> einer<br />
humanistischen <strong>Gesellschaft</strong> streben?“ 1<br />
Frank H. Wilhelmi (52), Unternehmer und Vorstand einer mittelständischen<br />
Beteiligungsgesellschaft. Gründete 1990 „Unternehmen<br />
Wirtschaft und Kunst – erweitert gGmbH“, das Gestaltungsansätze eines<br />
zukünftigen Arbeits- und Kapitalbegriffes erforscht. Publikationen zum<br />
Thema Begabungsentdeckung und Personalentwicklung.<br />
1 Jaron Lanier, Ausschnitt aus der Rede zur Verleihung des<br />
Friedenspreises des Deutschen Buchhandels am 12. Oktober<br />
2014, veröffentlicht auf http://www.friedenspreis-des-deutschenbuchhandels.de/819312/.<br />
Foto: © ARD-Screenshot<br />
40<br />
Z für Zukunft
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © ARD-Schreenshot<br />
Wie der Teufel das Weihwasser<br />
– so fürchtet die ARD Christen mit <strong>Fundament</strong>. Zwischen den Zeilen der viel<br />
kritisierten NDR-Doku „Mission unter falscher Flagge“<br />
Peter Ischka<br />
Frau Mareike Fuchs und Sinje Stadtlich haben<br />
in ihrem Film genau das gemacht, was<br />
sie den Vertretern einiger „extrem konservativer<br />
Kirchen“ – wie sie sie bezeichnen – angelastet<br />
haben. Sie arbeiten stark mit Emotionen<br />
und setzen subtile Betonungen.<br />
<strong>Die</strong>se Doku vermittelt <strong>dem</strong> Fernsehzuschauer:<br />
Der christliche Glaube, der sich auf die Bibel<br />
beruft, darf lächerlich gemacht werden. Auch<br />
Pfarrer der Landeskirche unterstützen das, wie<br />
in dieser Sendung der Krankenhaus-Seelsorger Pfarrer<br />
Joachim Schlecht. Von Sünde und Teufel will niemand<br />
etwas hören. Das wäre nicht tolerant und entspricht<br />
auch nicht einem „aufgeklärten“ Weltbild.<br />
<strong>Die</strong> Moderation setzt Betonungen, die man in<br />
gedruckter Form nur schwer vermitteln kann:<br />
„Viele Emotionen und immer wieder eine Botschaft.<br />
Für sie ist Jesus (hier klingt in der Betonung<br />
dieses Namens etwas Verächtliches mit)<br />
ein Retter, ein Vorbild – davon wollen sie andere<br />
überzeugen.“ Auch bei „überzeugen“ dieser abfällige<br />
Seitenhieb.<br />
<strong>Die</strong> Bilder zeigen Ausschnitte von Veranstaltungen<br />
des Gospel-Forums in Stuttgart, einer der größten<br />
charismatischen Freikirchen in Deutschland.<br />
Moderation: „Das Gospel-Forum, eine extrem<br />
konservative christliche Gemeinde. Mit herkömmlichen<br />
Gottesdiensten hat das hier nichts<br />
zu tun.“ Das zumindest ist korrekt beobachtet.<br />
Bei herkömmlichen Gottesdiensten ist die Besucherzahl<br />
aufgrund sinkender Mitgliederzahlen<br />
gut überschaubar. In diesem Gospel-Forum treffen<br />
sich an Sonntagen etwa 4000 Menschen zu<br />
Gottesdiensten.<br />
Wir wollen hier nicht über Formen und theologische<br />
Unterschiede sprechen. Da gäbe es<br />
bei jeder Konfession und Denomination reichlich<br />
Kritikpunkte, aber auch viel Gutes. Man<br />
soll ja alles prüfen und das Gute behalten – wobei<br />
die Betonung auf „das Gute behalten“ liegt.<br />
In diesem Artikel wollen wir uns die spezielle<br />
Betonung in der Doku näher ansehen: „Eine extrem<br />
konservative christliche Kirche“. Der Untertitel<br />
der Doku lautete „Radikale Christen in<br />
Z für Zukunft<br />
41
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Herr Pfarrer Schlecht<br />
erklärt im Laufe der<br />
Sendung, was er alles<br />
nicht glaubt und wozu<br />
er sich nicht von Gott<br />
berufen fühlt<br />
Man preise Jesus wie bei<br />
einer TV-Werbung an: „Mit<br />
dieser Flasche Wein wirst<br />
du glücklich!“ – meint<br />
Pfarrer Schlecht<br />
Deutschland“. <strong>Die</strong> <strong>nach</strong>folgende Sendung brachte<br />
„Sterben für Allah – deutsche Gotteskrieger“.<br />
Was wollte der öffentlich-rechtliche Sender den<br />
Zuschauern damit wohl sagen? Auf die vielen aufgebrachten<br />
Protestschreiben wurde nur lapidar<br />
geantwortet, davon habe man nichts gewusst, es<br />
sei nur ein ungünstiger Zufall gewesen.<br />
Wer heute an die Bibel als das Wort Gottes<br />
glaubt, ist extrem konservativ. <strong>Die</strong> Doku signalisiert,<br />
das sei gefährlich und deshalb abzulehnen.<br />
Das ist nicht der erste Versuch, den uneingeschränkten<br />
Glauben an die Bibel als radikal<br />
abzustempeln und in der Nähe islamistischer Gotteskrieger<br />
anzusiedeln. Warum das? <strong>Die</strong> Autorinnen<br />
haben sich wahrscheinlich noch nicht mit den<br />
Unterschieden der Inhalte von Bibel und Koran<br />
auseinandergesetzt.<br />
Moderation: „Jesus, angepriesen wie ein Allheilmittel.<br />
<strong>Die</strong> dabei sind, glauben das – andere<br />
sehen das kritisch.“ Wieder diese Unterstreichungen<br />
in der Betonung. Das war durchaus keine neutrale<br />
Feststellung. <strong>Die</strong>, die das glauben, werden<br />
durch den gesetzten Akzent ins Abseits gestellt, zu<br />
Sonderlingen gemacht. <strong>Die</strong> das kritisch sehen, die<br />
sind die Guten. Zumindest gut für das, was die Autorinnen<br />
mit der Sendung vermitteln wollen.<br />
„Sie glauben an die Unfehlbarkeit der Bibel. Viele<br />
sehen Jesus als Retter, der heute noch Wunder,<br />
wie Heilungen, vollbringt. <strong>Die</strong>, die Jesus ablehnen,<br />
seien verdammt und sollten errettet, also missioniert<br />
werden.“<br />
Foto: © ARD-Schreenshot<br />
Dass Errettung notwendig sein könnte, ist ein<br />
Anstoß. Das passt nicht eine Welt, in der alles<br />
gleich gültig – also gleichgültig – sein sollte. So<br />
eine Aussage konfrontiert den Pluralismus, der<br />
so leben will, wie es einem gerade gefällt. Ist diese<br />
Doku nicht auch ein subtiler Aufschrei einer<br />
verlorenen <strong>Gesellschaft</strong>: Ich will nicht verdammt<br />
sein! Aber so ein Schrei wäre uncool, also würgt<br />
man ihn lieber gleich ab.<br />
„An die Bibel als Wort Gottes zu glauben –<br />
das tut man nicht, nicht mehr heute in einer<br />
aufgeklärten Welt.“ Unausgesprochen wird das<br />
in <strong>dem</strong> Beitrag immer wieder unterstrichen. Das<br />
trifft die breite Stimmung in einer weitgehend<br />
von Gott losgelösten <strong>Gesellschaft</strong>. So eine Doku<br />
will im Kontrast zu <strong>dem</strong> unterdrückten Aufschrei<br />
beruhigen und beteuern, dass man an <strong>dem</strong> Zustand<br />
der Menschen nichts ändern müsse – Gottlosigkeit<br />
sei schließlich Mainstream. Könnte<br />
man nur die paar Stimmen, die noch von Verdammnis<br />
und Errettung reden, zum Schweigen<br />
bringen, wäre doch alles in bester Ordnung.<br />
Der Krankenhausseelsorger Pfarrer Joachim<br />
Schlecht kommt immer wieder zu Wort. Vermutlich<br />
halten die Autorinnen ihn deshalb für kompetent,<br />
weil er sich im Klinikum Bad Cannstatt seelisch<br />
kranker Menschen annimmt. Darunter seien auch<br />
solche, die mit <strong>dem</strong> „Produkt“ Jesus, wie man sich<br />
hier ausdrückt, nicht glücklich geworden seien.<br />
„Das erinnert mich an Manager-Seminare,<br />
eher an die schlechteren. Wie man eingeschworen<br />
wird, wie man sein Produkt am besten an den<br />
Mann bringt. Wie alle mit diesem Produkt glücklich<br />
sein werden und nur mit diesem. Wie bei einer<br />
TV-Werbung: ›Mit dieser Flasche Wein wirst<br />
du glücklich sein‹,“ so Schlecht.<br />
Später sagt er: „Da haben die Charismatiker<br />
so richtig die Nase vorne. <strong>Die</strong> sind laut, die sind<br />
auffällig und sie berichten jedenfalls von ihren Erfolgserlebnissen,<br />
von Heilungen. <strong>Die</strong> verstehen<br />
es, am Markt präsent zu sein, von uns allen am<br />
besten. Wenn ich mich da auch als Marktplayer<br />
sehe ...“ Also Herr Pfarrer, sind das nun die<br />
schlechten Manager-Seminare oder sind die die<br />
Besseren am Markt? Was jetzt?<br />
42<br />
Z für Zukunft
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © ARD-Schreenshot<br />
An der Organisation „Zukunft für dich“ wird<br />
bemängelt: „<strong>Die</strong> ganze Struktur ist missionarisch,<br />
es geht um die Bibel und deren Inhalt.“ Das ist<br />
ein „schwerwiegender“ Anklagepunkt. „Über die<br />
›harmlosen‹ Spiele transportiert man Glaubensinhalte.<br />
<strong>Die</strong> Hinwendung zu Jesus inszeniert der<br />
Verein mit simplen Methoden.“<br />
„Missionarisch“ gilt in <strong>unsere</strong>r <strong>Gesellschaft</strong><br />
inzwischen als unanständig. Was man selber als<br />
besonders gut erfahren hat, soll man keinem anderen<br />
mitteilen dürfen? Ja, denn es könnte seine<br />
Freiheit einschränken und ihn diskriminieren.<br />
Den Pfarrer irritiert, dass in diesen extrem<br />
konservativen Kirchen Menschen sich mit Sünden<br />
befassen. Sünde, igittigitt!<br />
Da suchte man sich für diese Doku natürlich<br />
die plakativen Sünden heraus, um die Verächtlichkeit<br />
und Lächerlichkeit so richtig hervorzuheben.<br />
„Vorehelichen Geschlechtsverkehr“ – der<br />
ist doch ganz normal, gang und gäbe. Der neue<br />
Bildungsplan sieht doch vor, so früh wie möglich<br />
alle sexuellen Formen auszuprobieren. Vorehelicher<br />
Geschlechtsverkehr unnormal? Da kann sich<br />
die breite Masse vor Lachen sicher nicht mehr<br />
einkriegen. Nur die bibeltreuen Christen können<br />
so rückwärtsgewandt sein! – Wusch, das hat gesessen.<br />
– Damit ist der Doku die breite Sympathie<br />
der Zuschauer sicher. Da bleibt kein Raum,<br />
Sünde, dieses Geschwür <strong>unsere</strong>r Zeit, ernsthaft<br />
zu behandeln.<br />
Natürlich darf auch Homosexualität nicht<br />
fehlen. Wer dazu eine kritische Haltung hat, ist<br />
schon mal triple-out und steht am Pranger <strong>unsere</strong>r<br />
Zeit. Auch der schwule Reporter durfte noch<br />
mal auftreten, der unter Vortäuschung falscher<br />
Auch der schwule NDR-Reporter, Christian Deker, kam zu Wort, er hat unter Vortäuschung<br />
falscher Tatsachen einige gutgläubige Christen bei einer Panorama-Sendung aufs<br />
Glatteis geführt<br />
Foto: © ARD-Screenshot<br />
Tatsachen einige gutgläubige Christen aufs Glatteis<br />
geführt hat. Sünde ist so gut wie getilgt aus<br />
<strong>dem</strong> Sprachgebrauch der „zeitgemäßen“ <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Bloß die Früchte der Sünde sind noch da –<br />
dafür heftiger denn je.<br />
Nur in der Bibel wird Sünde immer noch als<br />
Sünde bezeichnet. Daran ändert auch eine liberalste<br />
Theologie nichts.<br />
Aber dann kommt es noch dicker. <strong>Die</strong> Recherche<br />
hat festgestellt: „Hinter der Fassade gibt es strenge<br />
Vorschriften – auch zu Dingen, die als okkult<br />
gelten, also angeblich aus der Hölle stammen.“<br />
Pfarrer Schlecht: „Das entspricht auch den Lebensgefühlen<br />
psychisch Kranker, dass viel Böses<br />
und Dämonen um einen herum sind. Auch der Teufel<br />
gar, oder Engel, die miteinander kämpfen.“<br />
Jobst Bittner aus Tübingen war der Einzige der<br />
„Angeklagten“ in dieser Sendung, der den Mut<br />
hatte, vor die Kamera zu treten. Was bei anderen<br />
nur durch emotional überzogene Film-Ausschnitte<br />
einfloss, konnte er in ruhigen klaren Statements<br />
zusammenfassen. So unterstrich er, dass<br />
die Bibel Auskunft über Sünde, Hölle und Teufel<br />
gibt – wäre das keine Realität, hätte Jesus nicht<br />
sterben müssen.<br />
Moderation, zuspitzend: „Vom Teufel geschaffene<br />
Krankheiten heilen. Betroffene hören solche<br />
Dinge allzu gerne und klammern sich an die Botschaft<br />
der Gemeinde in Tübingen. Es gibt eine Berührung<br />
Gottes. Viele, die diese Berührung nicht<br />
Jobst Bittner aus<br />
Tübingen war der<br />
Einzige der „Angeklagten“<br />
in dieser<br />
Sendung, der den<br />
Mut hatte, vor die<br />
Kamera zu treten<br />
<strong>Die</strong> Bibel gibt<br />
Auskunft über<br />
Sünde, Hölle und<br />
Teufel – wäre das<br />
keine Realität, hätte<br />
Jesus nicht sterben<br />
müssen<br />
– sagt Jobst Bittner<br />
Z für Zukunft<br />
43
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto © ARD Screenshot<br />
So spooky zeigte man<br />
einzelne anonyme<br />
Austeiger. Wer sucht, der<br />
findet ... Geschädigte bei<br />
jeder Organisation, sicher<br />
auch bei der ARD<br />
Bei der Organisation<br />
„Zukunft für dich“ geht<br />
es um die Bibel und<br />
deren Inhalt. <strong>Die</strong> ganze<br />
Struktur ist „missionarisch“<br />
Ein „schwerwiegender“<br />
Anklagepunkt<br />
empfinden, fühlen sich schuldig und glauben,<br />
dass ihre Seele vom Teufel besessen sei“, vermuten<br />
die Autorinnen. Dazu zeigte man ausgewählt<br />
„ungünstige“ Ausschnitte von Gottesdiensten, die<br />
die gewünschte Tendenz visuell unterstreichen.<br />
Pfarrer Schlecht dazu: „<strong>Die</strong>se Erfahrung mache<br />
ich auch. Manche wünschen sich dann, dass<br />
dieser Teufel ausgetrieben wird, und wünschen<br />
das sogar von mir als Seelsorger. Ich kann dann<br />
nur sagen, ich mach das nicht.“<br />
In diesem Abschnitt machte man sich über die<br />
„Weltfremdheit“ der Christen lustig, weil man die<br />
Existenz von Teufel und Dämonen ins Mittelalter<br />
datiert. Aber da sind die Autorinnen nicht ganz<br />
up-to-date. Teufelsanbetungskirchen haben auch<br />
hierzulande Konjunktur. Für deren Mitglieder, die<br />
sich auch in gehobenen Elitekreisen bewegen, ist<br />
Satan eine Realität. Sie weihen ihm ihr Leben, um<br />
im Gegenzug Macht zu erhalten. Auch die Fans<br />
von Horrorfilm-Angeboten in TV und Kino siedeln<br />
deren Inhalte nicht im Mittelalter an.<br />
Aber in dieser Doku attestiert man den Menschen,<br />
die sich gegen diese Kräfte des Bösen<br />
stellen, ein „schlichtes“<br />
Weltbild für ihre christliche<br />
Mission. <strong>Die</strong> Verantwortlichen<br />
werden, wieder<br />
mit der anfangs erwähnten<br />
verächtlichen Betonung,<br />
als „selbsternannte“ Pastoren<br />
bezeichnet, die sich von<br />
Gott berufen fühlten.<br />
Wer hat Herrn Pfarrer Schlecht ernannt, der<br />
im Laufe der Sendung erklärt hat, was er alles<br />
Foto © ARD Screenshot<br />
nicht glaubt und wozu er sich nicht von Gott berufen<br />
fühlt? Sollte in Zukunft der NDR Pastoren<br />
ernennen?<br />
Das Resümee dieser Sendung:<br />
Es ist zeitgemäß, sich über Christen, die heute<br />
noch an die Bibel glauben, lustig zu machen. In<br />
Verbindung mit <strong>dem</strong> darauf folgenden Beitrag<br />
über deutsche Islamisten-Gotteskrieger soll die<br />
Angst vor „radikalen“ Christen weiter geschürt<br />
werden – die allerdings, wenn sie ernsthaft das<br />
tun würden, wozu die Bibel auffordert, ihren Mitmenschen<br />
mit radikaler Liebe und Selbstlosigkeit<br />
Achtung! Laut ARD<br />
sehen so sie gefährlichen<br />
radikalen Chrsten aus<br />
begegnen würden. Für eine selbstzentrierte, vereinsamende<br />
und lieblose Welt wahrlich eine ernst<br />
zu nehmende Gefahr.<br />
Aber noch geht es uns in Deutschland ja gut.<br />
Während im Irak und anderswo Christen, die an<br />
die Bibel glauben, auf grausamste Weise hingemetzelt<br />
werden, werden hierzulande Menschen<br />
mit solch „schlichtem“ Weltbild „nur“ diffamiert<br />
und der Lächerlichkeit preisgegeben.<br />
44<br />
Z für Zukunft
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Gottesdienst – ohne Gott<br />
Nach<strong>dem</strong> von London ausgehend inzwischen weltweit Sonntagsveranstaltungen für<br />
Menschen ohne Religion „gefeiert“ werden, startet „Sunday Assemblies“, die „Kirche“<br />
für Atheisten, nun auch in Deutschland. <strong>Die</strong> Nachfrage sei groß.<br />
Martin Fontanari<br />
Foto: © sundayassembly.com<br />
Im Januar 2013 hatten der Komiker Sanderson<br />
Jones und Pippa Evans die erste „Sonntagsversammlung“<br />
veranstaltet. Mittlerweile gibt<br />
es weltweit mehr als 30 Versammlungen, darunter<br />
in Belgien, Frankreich, den Niederlanden, den<br />
USA und Deutschland. Ab Anfang 2015 sollen<br />
weitere 15 Assemblys dazukommen.<br />
<strong>Die</strong> Sonntagsversammlungen folgen weltweit<br />
<strong>dem</strong>selben Konzept. Der Ablauf ist immer<br />
gleich – mit Liedern bekannter Interpreten, philosophischen<br />
Texten, Reflexionen und einer Kollekte;<br />
man möchte soziale Projekte unterstützen und<br />
Gemeinschaft fördern. Es gebe hier keine Religion<br />
und keinen Gott, es gehe nur um ein gemeinsames<br />
<strong>Werte</strong>system – „ein guter Mensch zu sein“.<br />
<strong>Die</strong>se „atheistischen Gottesdienste“ stehen<br />
weltweit unter <strong>dem</strong> Motto „Lebe besser, hilf<br />
oft, staune mehr” („Live better. Help often. Wonder<br />
more“).<br />
Gesang, Philosophie, Stille & Gemeinschaft<br />
<strong>Die</strong> Versammlungen ähneln durchaus bewusst<br />
einem Gottesdienst, gibt es doch immer gemeinsamen<br />
Gesang von Popsongs wie „Über den Wolken“<br />
von Reinhard Mey, Bill Withers‘ „Lean on<br />
me“, „Imagine“ von John Lennon oder „Geboren“<br />
(<strong>Die</strong> Fantastischen Vier); hier darf kräftig mitgesungen<br />
und geklatscht werden. Vorträge aus<br />
<strong>dem</strong> Bereich der Philosophie oder der Naturwissenschaft<br />
und Lesungen philosophischer<br />
oder literarischer Texte sorgen für den besinnlichen<br />
Teil. In solchen Versammlungen werden<br />
Themen wie „Jenseits von Gut und Böse“ (Philosoph<br />
Michael Schmidt-Salomon) oder „Gut sein<br />
ohne Gott – Ethik und Weltanschauung für Kinder<br />
und andere aufgeklärte Menschen“ behandelt.<br />
Auch persönliche Berichte, „Zeugnisse“, sollen<br />
nicht fehlen. Gemeinsames Schweigen ist so etwas<br />
wie Meditation.<br />
Rituale sind erwünscht, nur keine religiösen.<br />
Im Zentrum stehen humanistische <strong>Werte</strong>. Am<br />
Ende geht ein Sektkübel für die Kollekte herum.<br />
„Sunday Assembly ist eine Gemeinde ohne<br />
Gott, die sich trifft, um das Leben zu feiern und<br />
gemeinsam aus der verbleibenden Zeit bis zum<br />
Tod das Beste zu machen.” Bei der Berliner Ver-<br />
Foto: © sundayassembly.com<br />
„Lebe besser,<br />
hilf oft,<br />
staune mehr“<br />
Sanderson Jones und<br />
Pippa Evans haben<br />
die erste atheistische<br />
Sonntagsversammlung<br />
veranstaltet<br />
Z für Zukunft<br />
45
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
sammlung will man <strong>dem</strong> internationalen Modell<br />
folgen. In einem Flyer wird das Vorhaben so beschrieben:<br />
„<strong>Die</strong> positive Energie, die von der Sunday<br />
Assembly ausgeht, die ansteckende Lebensfreude<br />
in den Versammlungen – das ist genau das,<br />
was uns hier in Berlin fehlt. Hier in der Hauptstadt<br />
der Konfessionslosen gibt es zwar viele einzelne<br />
Veranstaltungen für Atheisten, Agnostiker,<br />
‚Nones’ und Skeptiker, aber keinen Ort, an <strong>dem</strong><br />
Christliche Gottesdienste fand Jones durchaus<br />
positiv, nur von Gott hat er sich ein für alle Mal<br />
verabschiedet. „Wenn ich in meinen Schuhen<br />
einen Stein finde, schmeiß ich ja auch nicht<br />
die Schuhe weg, sondern den Stein“, erklärt<br />
er. „Also flog bei <strong>unsere</strong>r Versammlung einfach<br />
Gott raus.“<br />
Traditioneller Atheismus – Wenn Religion<br />
einfach nicht mehr interessiert<br />
Foto: © sundayassembly.com<br />
Wie ein ganz „normaler“<br />
Gottesdienst, eben nur<br />
eben ohne Gott.<br />
Berlin<br />
wird als die<br />
Hauptstadt der<br />
Konfessionslosen<br />
gesehen<br />
gemeinsam dieses eine Leben gefeiert wird, das<br />
wir haben. Deshalb starten wir hier in Berlin <strong>unsere</strong><br />
Sunday Assembly.”<br />
Sanderson Jones, erklärt seine Motivation so:<br />
„Wir sind eine gottlose Versammlung. Wir wollen<br />
besser leben und wollen öfter über das Wunder<br />
des Lebens staunen.”<br />
Andere, die über die Wunder der Natur und<br />
des Lebens staunen, finden dabei Gott – so unterschiedlich<br />
können Wege verlaufen.<br />
Bei einem Weih<strong>nach</strong>tskonzert hatte er den<br />
zündenden Funken für eine Gottlosen-Gemeinschaft<br />
erhalten: „Da gab es so viel, was ich gern<br />
mochte. Aber leider war der Kern etwas, an das<br />
ich nicht glaube. Wenn ich an Kirchen denke, gibt<br />
es wenig, das schlecht ist. Man singt dort schöne<br />
Lieder, hört Interessantes, denkt darüber <strong>nach</strong>,<br />
wie man selbst besser werden und anderen Menschen<br />
helfen kann – und das in Gemeinschaft mit<br />
wunderbaren Menschen. Was sollte man daran<br />
nicht mögen?”<br />
<strong>Die</strong>se gottlosen Versammlungen sollen Menschen<br />
ansprechen, die nicht religiös sein wollen, aber<br />
doch Gemeinschaft suchen, um sich gemeinsam<br />
für humanistische <strong>Werte</strong> zu engagieren. Man<br />
geht von einem Bedürfnis aus. <strong>Die</strong> „Sunday Assemblys“<br />
expantieren weltweit. Traditionelle Kirchen<br />
hingegen verlieren Mitglieder, gerade in<br />
Deutschland.<br />
<strong>Die</strong> Anhänger dieser Atheisten-Kirchen wollen<br />
keine Lebenszeit mit der Beschäftigung<br />
mit Religion vergeuden. Für die Zielgruppe dieser<br />
Sonntagsveranstaltungen ist Religion bedeutungslos.<br />
Den Initiatoren der Sunday Assembly<br />
geht es, wie sie es ausdrücken, um Wesentlicheres<br />
– um das Leben, um Mitmenschlichkeit, um<br />
humanistische <strong>Werte</strong>. Ihr Leben ist kurz, denn ein<br />
Leben <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Tod ist in ihrem Konzept nicht<br />
vorgesehen. Man bemüht sich um <strong>Werte</strong>, <strong>nach</strong> deren<br />
Ursprung und Wurzeln man dort aber lieber<br />
nicht fragt, könnte man sich doch plötzlich dort<br />
wiederfinden, von wo man sich so mühsam losgelöst<br />
hat – bei Gott.<br />
46<br />
Z für Zukunft
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Gottlos glücklich<br />
Eine Initiative will Kirche aus der Öffentlichkeit beseitigen. Ostern ist bekanntlich das<br />
bedeutendste Fest der Christen. Im Vorfeld dazu wirbt diese Initiative für den Kirchenaustritt<br />
und fordert die Eliminierung des Glaubens aus <strong>dem</strong> öffentlichen Raum.<br />
Martin Fontanari<br />
Foto: © Deutscher Freidenker e.V.<br />
„Hasenfest“ statt Osterfest<br />
<strong>Die</strong>ses von der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützte<br />
Angebot unterschiedlicher atheistischer<br />
und linksorientierter Gruppierungen, vereinigt in<br />
einem „Aktionsbündnis Kirchenaustritt“, gibt es<br />
nun schon seit einigen Jahren. Je mehr Menschen<br />
sich von Kirche und Glauben abwenden, desto<br />
lautstärker werden die Hasen-Jünger.<br />
<strong>Die</strong> Initiatoren rufen dazu auf, sich in ethischen<br />
<strong>Frage</strong>n nicht an „heiligen Büchern“ wie<br />
z. B. der Bibel zu orientieren, die in weiten Teilen<br />
reaktionär, anti<strong>dem</strong>okratisch und inhuman seien,<br />
sondern an universellen menschlichen Fähigkeiten:<br />
der Vernunft, Liebe, Toleranz und der Verantwortung<br />
gegenüber sich selbst und anderen. Man<br />
ruft sich gegenseitig zu: „Gut ohne Gott!“<br />
<strong>Die</strong>sen Angriff auf die Kirche könnten praktizierende<br />
Christen als Provokation empfinden, zumindest<br />
aber als ziemlich intolerant. Müsste man doch<br />
davon ausgehen können, dass wir in einer multikulturellen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> mit Menschen unterschiedlicher<br />
Glaubensrichtungen friedlich zusammenzuleben<br />
wollen – und zu guter Letzt ist auch der<br />
Atheismus eine Glaubensrichtung, eine von vielen,<br />
eben der Glaube an die Nichtexistenz Gottes.<br />
<strong>Die</strong> Diskussion über die gesetzlich bestimmte<br />
Ruhe an den „stillen“ Feiertagen wie Karfreitag<br />
wird in diesem Zusammenhang immer wieder angefacht.<br />
„Ich lass Dich beten, lass Du mich tanzen”,<br />
so lautet einer der einprägsamen Sprüche<br />
zum „Hasenfest”. Wähnt man doch die Freiheit in<br />
Gefahr, wenn man ausgerechnet an diesem Tag<br />
nicht tanzen darf, wo man an den anderen 364<br />
Tagen im Jahr dazu doch keine Zeit fand. <strong>Die</strong>se<br />
Regelung im Zusammenhang mit den christlichen<br />
Feiertagen passe nicht<br />
mehr in diese Zeit,<br />
gibt man sich kämpferisch.<br />
Allerdings genießen<br />
auch die tanzenden<br />
Atheisten die freien<br />
Tage an Weih<strong>nach</strong>ten<br />
und zu Pfingsten und<br />
denken nicht im Geringsten daran, konsequenterweise<br />
ihre Abscheu gegen Religion durch einen<br />
Verzicht darauf umzusetzen.<br />
<strong>Die</strong> Initiatoren<br />
rufen auf, sich in<br />
ethischen <strong>Frage</strong>n<br />
nicht an „heiligen<br />
Büchern“ wie z. B.<br />
der Bibel zu orientieren,<br />
die wäre<br />
reaktionär, anti<strong>dem</strong>okratisch<br />
und<br />
inhuman<br />
Wer sich beim<br />
„Hasenfest“ zu einem<br />
Kirchenaustritt bewegen<br />
lässt, bekommt die<br />
Gebühr erstattet<br />
Z für Zukunft<br />
47
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>Die</strong> Initiative ist in mehreren Landeshauptstädten<br />
aktiv. So leuchtet es zum Beispiel an der<br />
Düsseldorfer Friedrichstraße in großen Lettern<br />
von der Auslagenscheibe: „Gottlos glücklich“.<br />
Dort proklamiert der „Düsseldorfer Aufklärungsdienst“<br />
eine religionsfreie <strong>Gesellschaft</strong>, in<br />
der der Glaube aus <strong>dem</strong> öffentlichen Raum verschwinden<br />
müsse.<br />
Austrittswillige nicht mehr weit zum Standesamt.<br />
Wer es wünschte, <strong>dem</strong> wurde Begleitung zum<br />
Austritt angeboten. Für die professionelle Öffentlichkeitsarbeit<br />
wurden Personen gesucht, die sich<br />
bei ihrem Austritt filmen lassen, angekündigt hatte<br />
sich das Bayerische Fernsehen.<br />
In Frankfurt zeichnete der Internationale<br />
Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA)<br />
für das Hasenfest verantwortlich. Ihr Ziel war es<br />
zu zeigen, dass ethisches Verhalten kein religiöses<br />
<strong>Fundament</strong> benötigt.<br />
Foto: © swww.hasenfest.org<br />
An Infoständen klärt<br />
man Passanten über<br />
die Kirchenaustritts-<br />
Förderung auf<br />
Das Hasenfest an Ostern soll mit „feierlichen“<br />
Kirchenaustritten begangen werden. In den jeweiligen<br />
Städten werden am Gründonnerstag die Austrittsgebühren<br />
(30 Euro) von der Giordano-Bruno-<br />
Stiftung erstattet. Finale des „säkularen Frühlings“<br />
am Karfreitag dieses Jahres war die Vorführung des<br />
Films „Das Leben des Brian“.<br />
Im Herzen von Augsburg hat man für das Hasenfest<br />
den Moritzplatz gewählt. So haben es<br />
Mit<br />
<strong>Die</strong> Giordano-Bruno-Stiftung, die die Hasenfeste<br />
unterstützt, orientiert sich am Leitbild des<br />
evolutionären Humanismus. „Wir sind nicht die<br />
Krone der Schöpfung, sondern die Neandertaler<br />
von morgen.“ Man sieht den Menschen als ein unbeabsichtigtes<br />
Produkt der natürlichen Evolution,<br />
das sich nur graduell und nicht prinzipiell von<br />
den anderen Lebensformen unterscheidet. „Der<br />
evolutionär denkende Mensch kann nicht mehr<br />
Schutz vor der Einsamkeit suchen, in<strong>dem</strong> er sich<br />
in die Arme einer zum Gott erhobenen – von ihm<br />
selbst geschaffenen – Vatergestalt flüchtet”, wie<br />
der Evolutionsbiologe Julian Huxley auf der Website<br />
der Stiftung zitiert wird.<br />
Prof. Dr. Martin Fontanari ist Geschäftsführer der Stiftung für<br />
Familienwerte und Professor für Unternehmensführung an einer an<br />
einer internationalen Universität. Studien in Innsbruck, Trier, New<br />
Orleans, Philadelphia und Bangkok. Er ist Vater von fünf Kindern.<br />
Umdenken anstoßen<br />
<strong>Die</strong> »Z« liefert fundierte Argumente für christliche<br />
<strong>Werte</strong>. Impulse für eine positive europäische Zukunft.<br />
etwas auslösen<br />
Helfen Sie mit, dass dieses <strong>Werte</strong>-Magazin in die Hände<br />
vieler Menschen kommt. Wir schwimmen gegen den<br />
Mainstream, schwimmen wir gemeinsam“<br />
48<br />
Werden Sie Partner der »Z«<br />
Kontaktpartner • Inserent • Beteiligter • Autor • Administrationspartner<br />
Z Zukunft für Zukunft Europa e.V. Spenden-Konto: Konto-Nr. 490 155 68, KSK-Göppingen, BLZ 610 50000
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Der Gottesbeweis<br />
Im Zeitalter des Evolutionären Humanismus schließt man die Existenz Gottes aus.<br />
So zu denken ist allerdings völlig unwissenschaftlich, obwohl man dabei die eigene<br />
Wissenschaftlichkeit immer besonders betont.<br />
<strong>Die</strong>ses Denkmodell hat historische Gründe;<br />
im Zuge der Aufklärung hat man die<br />
Möglichkeit einer Existenz Gottes eben<br />
weitgehend aus allen Betrachtungen gestrichen.<br />
Nach Immanuel Kant hat man sich von aller<br />
„selbstverschuldeten Unmündigkeit“ befreit –<br />
und dabei versäumt, zwischen der Dominanz der<br />
Kirche und der Dimension Gottes zu differenzieren.<br />
Ein fataler Fehler.<br />
Der Evolutionäre Humanismus, der weitgehend<br />
das westliche Denkmodell prägt, sieht sich als konsequente<br />
Umsetzung der Aufklärung durch kritische<br />
Rationalität und Selbstbestimmung – im Gegensatz<br />
zu einer möglichen „Fremdbestimmung“<br />
durch einen Gott. Dabei sieht man den Menschen<br />
nicht als „Krone der Schöpfung“, sondern als unbeabsichtigtes,<br />
zufälliges Produkt der natürlichen<br />
Evolution, das sich nur graduell und nicht prinzipiell<br />
von den anderen Lebensformen unterscheidet.<br />
Dabei nimmt man an, in der Evolution sei rein<br />
zufällig aus einem Einzeller schlussendlich der<br />
Mensch hervorgekommen. Dabei lässt man den<br />
„Reibungsverlust“ des Universums außer Acht,<br />
den das Gesetz der Entropie festschreibt. Dem<strong>nach</strong><br />
hat das Wasser eines Stausees, <strong>nach</strong><strong>dem</strong> es<br />
durch die Turbine geflossen und im Tal angekommen<br />
ist, weniger Energie als zuvor. Würde man das<br />
Wasser mit <strong>dem</strong> eben erzeugten Strom zurückpumpen,<br />
würden nur etwa sechzig Prozent des Wassers<br />
wieder im oberen Becken ankommen; die übrigen<br />
vierzig Prozent sind der Wirkungsgradverlust.<br />
Nach der Evolutionsidee müssten aber 100,2 %<br />
ankommen, weil sich das System inzwischen höherentwickelt<br />
hat. Weil das so leider nicht läuft,<br />
sterben jährlich auf <strong>unsere</strong>m Planeten über 50 000<br />
Arten unwiederbringlich aus. Laut Evolutions-Theorie<br />
müssten vielmehr ständig neue, besser angepasste,<br />
höher entwickelte Arten hinzukommen.<br />
Es wäre also durchaus nicht unwissenschaftlich<br />
und nur all zu vernünftig, die Existenz Gottes<br />
in Betracht zu ziehen.<br />
In der vorchristlichen Antike und im christlichen<br />
Mittelalter Europas spielten Gottesbeweise eine andere<br />
Rolle als heute. <strong>Die</strong> Existenz von Göttern oder<br />
eines Gottes stand damals meist nicht infrage.<br />
Später war man der Auffassung, der Vernunft<br />
sei die Existenz Gottes einsichtig – in diesem Sinne<br />
hatten sich arabische und insbesondere jüdische<br />
Denker darum gemüht, Gottesbeweise zu<br />
entwickeln.<br />
Denker der<br />
Aufklärung glauben<br />
an Selbstbestimmung<br />
–<br />
im Gegensatz<br />
zu einer „Fremdbestimmung“<br />
durch einen<br />
Gott<br />
Z für Zukunft<br />
49
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © Wikipedia<br />
Foto: © Wikipedia<br />
Anselm von Canterbury<br />
(1033–1109) formuliert<br />
einen sogenannten<br />
ontologischen<br />
Gottesbeweis<br />
Worüber<br />
hinaus nichts<br />
Größeres und<br />
Vollkommeneres<br />
gedacht<br />
werden kann,<br />
das muss<br />
Gott sein<br />
Anselm von Canterbury<br />
Kurt Gödel entwickelte<br />
die Gottesbeweisformel.<br />
Unter Wissenschaftler war<br />
er angesehen wie Einstein<br />
In der Epoche der Aufklärung kam es verstärkt<br />
zu der <strong>Frage</strong> <strong>nach</strong> einem Gottesbeweis.<br />
Deistische Aufklärer versuchten, damit eine auf<br />
Vernunft gegründete Religion durchsetzen und<br />
ohne „Offenbarung“ auszukommen. Mit Kants<br />
einflussreicher Kritik an den Gottesbeweisen verloren<br />
diese in den philosophischen Diskussionen<br />
an Bedeutung.<br />
<strong>Die</strong> Gottesbeweise bezogen sich auf einen<br />
Schöpfergott <strong>nach</strong> abrahamitischer Definition.<br />
Damit sind sie für Religionen wie u. a. den Buddhismus<br />
– die zwar Götter, aber nicht unbedingt<br />
einen Schöpfer kennen –, nicht anwendbar.<br />
Ein erster bekannter Versuch eines sogenannten<br />
ontologischen Gottesbeweises wurde<br />
von Anselm von Canterbury (1033–1109) formuliert.<br />
<strong>Die</strong> Ontologie befasst sich mit einer Einteilung<br />
des Seienden <strong>nach</strong> Wirklichkeit und Möglichkeit;<br />
man könnte es auch Metaphysik nennen.<br />
Ausgangspunkt des Beweises bei Anselm ist der<br />
(durch einen das Verstehen suchenden Glauben)<br />
gefundene Begriff Gottes als desjenigen, „worüber<br />
hinaus nichts Größeres (Vollkommeneres) gedacht<br />
werden kann“. <strong>Die</strong>ser „Begriff“ ist <strong>nach</strong> Anselm<br />
gedanklich nur <strong>nach</strong>zuvollziehen, wenn Gott<br />
auch tatsächlich existiert.<br />
Kurt Gödel entwickelte 1941 eine Rekonstruktion<br />
des ontologischen Gottesbeweises in der<br />
mathematischen Sprache der Modallogik, die auf<br />
drei Definitionen und fünf Annahmen beruht. Gödel<br />
wollte zeigen, dass ein Gottesbeweis auch so<br />
geführt werden könne, dass er modernen logischen<br />
Maßstäben gerecht wird.<br />
Im September 2013 veröffentlichte SpiegelOnline<br />
einen Artikel von Tobias Hürter; dort heißt<br />
es: „Ein Wesen existiert, das alle positiven Eigenschaften<br />
in sich vereint. Das bewies der legendäre<br />
Mathematiker Kurt Gödel mit einem komplizierten<br />
Formelgebilde. Zwei Wissenschaftler<br />
haben diesen Gottesbeweis nun überprüft. Das<br />
MacBook des Computerwissenschaftlers Christoph<br />
Benzmüller von der Freien Universität Berlin<br />
hat jetzt die letzten Zweifel ausgeräumt: Ein<br />
Computer hat es mit kalter Logik bewiesen – Gott<br />
existiert tatsächlich.“ 1 In der breiten Öffentlichkeit<br />
ist Kurt Gödel kaum bekannt; unter Wissenschaftlern<br />
hingegen genießt er ähnlich hohes Ansehen<br />
wie Albert Einstein. Den „größten Logiker<br />
seit Aristoteles“ nannte ihn die Philosophin Rebecca<br />
Goldstein.<br />
Der ethnologische Gottesbeweis von Markus<br />
Tullius Cicero (45 v. Chr.) geht davon aus, dass<br />
es so etwas wie ein religionsloses Volk nicht gibt.<br />
<strong>Die</strong> gemeinsame Gotteserfahrung aller Völker<br />
lässt auf die reale Existenz von Göttlichem schließen:<br />
„Es gibt kein Volk, das so wild, so roh wäre,<br />
dass es in seinem Geiste nicht einen Gedanken<br />
an Göttliches trüge. Viele meinen über die Götter<br />
Verkehrtes (das aber pflegt aus einem schlechten<br />
Lebenswandel zu rühren); dennoch glauben alle,<br />
dass es eine göttliche Kraft und Natur gibt, ohne<br />
Verabredung oder einen Konsens unter den Menschen.<br />
Auch wird die Annahme nicht durch Gesetze<br />
zur Geltung gebracht; die Übereinstimmung<br />
aller Völker in der ganzen Sache muss daher als<br />
ein Naturgesetz angenommen werden.“ 2<br />
Der Versuch, für die Existenz Gottes tragfähige<br />
Argumente zu finden, hat bereits eine lange<br />
Geschichte. Aristoteles führte vor über 2300<br />
Jahren einen Gottesbeweis, später folgten Anselm<br />
von Canterbury, Thomas von Aquin, René Descartes,<br />
Baruch de Spinoza und Gottfried Wilhelm<br />
Leibniz. Eines haben alle gemeinsam: <strong>Die</strong> Überzeugungskraft<br />
reichte bei keinem aus. Auch wenn<br />
die Existenz Gottes tausendmal bewiesen wäre –<br />
50<br />
Z für Zukunft
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
am Ende bleibt Gott immer noch eine <strong>Frage</strong> des<br />
Glaubens.<br />
Wobei zu bedenken wäre: Wenn Gott Gott ist,<br />
müsste Glauben eine höhere Form des Wissens<br />
sein: „Der Glaube ist wie ein Vertrag, mit dessen Erfüllung<br />
man fest rechnen kann, ein Beweis von Dingen,<br />
die man noch nicht sieht. Durch Glauben verstehen<br />
wir, dass die Welten durch Gottes Logos bereitet<br />
worden sind [Gott sprach und es wurde – das könnte<br />
so laut gewesen sein, dass die Wissenschaft deshalb<br />
heute von einem Urknall spricht. <strong>Die</strong>ses Echo klingt<br />
bis heute <strong>nach</strong>; es kann mit hochpräzisen Geräten<br />
gemessen werden], sodass das Sichtbare aus Unsichtbarem<br />
geworden ist.“ 3 So hat es der Autor des<br />
Briefes an die Hebräer erklärt.<br />
Gemälde: © Blaise Pascal von Philippe de Champaigne<br />
Es wäre also vernünftig, anzunehmen, dass<br />
es Gott gibt. Schon alleine aufgrund der Kosten-<br />
Nutzen-Analyse des französischen Mathematikers<br />
und Philosophen Blaise Pascal. <strong>Die</strong>ser argumentierte,<br />
dass es besser sei, an Gott zu glauben;<br />
wenn er nicht existierte, verlöre man nichts,<br />
aber falls es ihn doch gäbe, sei man auf der<br />
sicheren Seite: „Setzen Sie also ohne zu zögern<br />
darauf, dass es Gott gibt“, empfiehlt Pascal.<br />
Wenn Gott Gott ist, müssen wir davon ausgehen,<br />
dass er sich auf einer deutlich höheren Dimension<br />
bewegt als wir Menschen. Daher ist es<br />
vermessen zu erwarten, dass wir aus <strong>unsere</strong>r Perspektive<br />
Gott irgendwie erklären oder ihm seine<br />
Existenz absprechen könnten. Man kann höchstens<br />
feststellen: „Ich habe keine Ahnung“.<br />
Oder man versucht herauszufinden, ob Gott nicht<br />
über sich etwas mitgeteilt hat. <strong>Die</strong> Gedanken des<br />
indischen Philosophen Vishal Mangalwadi in<br />
<strong>dem</strong> Artikel „Fünf Blinde und ein Elefant“ („Das<br />
Buch der Mitte“) in dieser Ausgabe schlagen eine<br />
vernünftige Brücke in diese Richtung:<br />
„Meine Professoren schienen davon auszugehen,<br />
dass es nur ihnen zu reden möglich wäre, ihrem<br />
Schöpfer hingegen nicht. Während sie Bücher<br />
schreiben konnten, trauten sie es ihrem Schöpfer<br />
nicht zu, seine Gedanken auf dieselbe Weise darzulegen.<br />
[...] Vielleicht konnten sie ja nur deshalb<br />
Bücher schreiben, weil sie [...] von jeman<strong>dem</strong> geschaffen<br />
worden waren, der höchstselbst Gedanken<br />
und Kommunikation erfunden hatte?“<br />
Nach <strong>dem</strong> Vergleich einiger heiliger Bücher<br />
kam Vishal Mangalwadi zum Schluss, dass die Bibel<br />
Gottes Buch sein müsse. – Um einen persönlichen<br />
Gottesbeweis zu erhalten, wäre hier ein<br />
Selbsttest empfohlen: Lesen Sie die Bibel versuchsweise<br />
einmal so, als würde der möglicherweise<br />
existierende Gott Ihnen einen sehr liebevollen<br />
Brief geschrieben haben. Bei der Fülle des<br />
Textes ist es vielleicht ratsam, sich zunächst z. B.<br />
das Evangelium des Johannes zu Gemüte zu führen.<br />
Lesen Sie einen kurzen Abschnitt, dann halten<br />
Sie inne und beobachten Sie, was das mit Ihnen<br />
macht. Versuchen Sie, es ganz persönlich zu<br />
nehmen, so als würde Gott diese Worte, die Sie<br />
lesen, direkt zu Ihnen sprechen. Wer weiß, ob Sie<br />
nicht so Ihren Gottesbeweis bekommen.<br />
1 Tobias Hürter, Formel von Kurt Gödel: Mathematiker<br />
bestätigen Gottesbeweis, Spiegel Online Wissenschaft,<br />
09.09.2013.<br />
2 Cicero, Markus Tullius: Gespräche in Tusculum. I, 30., in:<br />
Gigon, Olof: Gespräche in Tusculum. München, 1992.<br />
3 Hebräer 11,1.<br />
Machen Sie einen Selbsttest, lesen Sie das<br />
Neuen Testament wie einen persönlichen Brief<br />
von Gott an Sie. Mal sehen, was passiert!<br />
„Das lebendige Buch“ in der leicht verständlichen<br />
Übersetzung „Hoffnung für alle“ Gb., 512 S.,<br />
5,95<br />
http://shop.agentur-pji.com<br />
Wenn Gott Gott<br />
ist, bewegt er sich<br />
auf deutlich höherer<br />
Dimension als<br />
wir Menschen.<br />
Ihm die Existenz<br />
absprechen zu wollen,<br />
wäre einfach<br />
nur vermessen.<br />
Man kann nur feststellen:<br />
„Ich habe<br />
keine Ahnung“<br />
Z für Zukunft<br />
51
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
Interview mit Paulus<br />
Foto: © Christustag/Agentur PJI Montage<br />
Der Gedanke<br />
an eine „leibliche<br />
Auferstehung“<br />
erregt Anstoß<br />
in einer<br />
aufgeklärten<br />
<strong>Gesellschaft</strong><br />
Foto: © Wikipedia<br />
Eckstein: Herr Paulus, seit Ihren beiden Schreiben<br />
an die Korinther sind nunmehr fast zweitausend<br />
Jahre vergangen, und es fällt vielen von uns<br />
heute sehr schwer, gerade Ihre engagierte Argumentation<br />
zur „Auferstehung von den Toten”<br />
<strong>nach</strong>zuvollziehen.<br />
Paulus: Das wundert mich freilich nicht, da es<br />
zur Zeit der Abfassung meiner Briefe an die junge<br />
korinthische Gemeinde dort nicht anders war.<br />
So sehr mir selbst – als pharisäisch geprägtem<br />
Juden – die Hoffnung auf die Auferstehung der<br />
Toten grundsätzlich schon vor meinem Damaskus-Erlebnis<br />
vertraut war, so wenig entsprach<br />
sie doch <strong>dem</strong> hellenistischen Denkkonzept. Ja,<br />
selbst meine sadduzäisch orientierten jüdischen<br />
Freunde teilten die Auferstehungshoffnung nicht,<br />
weil sie nicht schon in der „Thora”, 1 sondern erst<br />
in den Schriften der Propheten ausdrücklich belegt<br />
ist.<br />
Eckstein: Um uns die Anstößigkeit dieser – dann<br />
wohl schon immer – umstrittenen Hoffnung auf<br />
eine „leibliche Auferstehung” zu ersparen, reden<br />
wir heute gerne davon, dass die Verstorbenen<br />
„im Gedächtnis Gottes” weiterleben und insofern<br />
nicht ganz tot sind.<br />
Paulus: Damit beschreiben Sie gewiss eine entscheidende<br />
Voraussetzung für, aber noch nicht<br />
die Wirklichkeit der Auferstehung! Würde Gott der<br />
„Entschlafenen” nicht gedenken, dann blieben sie<br />
gewiss für immer tot! Wenn er als der Schöpfer des<br />
Lebens sich aber in seiner Liebe seiner verstorbenen<br />
Geschöpfe „erinnert”, „an sie denkt”, dann erschafft<br />
er sie auch neu und erweckt sie zu ewigem<br />
Leben. Denn er will, dass sie für immer mit ihm erfüllt<br />
leben können.<br />
Eckstein: Ließe sich diese Form des Weiterlebens<br />
dann nicht auch mit einem unvergänglichen Bestandteil<br />
des Menschen – z. B. seiner „unsterblichen<br />
Seele” – oder mit einem „göttlichen Funken”<br />
im Menschen erklären? Dann kehrte der göttliche<br />
Funken beim Ableben in das große göttliche Feuer,<br />
das ewige Licht zurück, oder das „Weiterleben”<br />
wäre als Fortbestehen des Geistes, der Energie<br />
oder auch der Materie zu denken.<br />
Paulus: Gibt es solche Vorstellungen etwa heute<br />
immer noch? Damit wurde und wird <strong>dem</strong> Men-<br />
52<br />
Z für Zukunft
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
schen einerseits viel zu viel zugeschrieben und andererseits<br />
viel zu wenig zugesagt. Nein, wenn wir<br />
als Geschöpfe in der Geschichte Adams sterben,<br />
dann sind wir – was <strong>unsere</strong> eigenen Voraussetzungen<br />
anbelangt – ganz und gar gestorben und<br />
tot. Ich kenne keine unvergänglichen, göttlichen<br />
Anteile im natürlichen Menschen! Das Geheimnis<br />
der Auferstehung gründet allein in Gottes Treue<br />
und in seiner Zusage, dass er seine Menschen der<br />
Vergänglichkeit und <strong>dem</strong> Vergessen nicht endgültig<br />
preisgeben will. Das „Göttliche” und die „Unvergänglichkeit”<br />
sind also nicht in uns selbst begründet,<br />
sondern ausschließlich in Gott.<br />
Eckstein: Und warum sollen das Fortleben in Gottes<br />
Gedanken oder das Fortbestehen von Energie<br />
oder Geist „viel zu wenig” aussagen?<br />
Paulus: Weil es unaufgebbar um eine „leibliche”<br />
– d. h. persönliche, umfassende und wirkliche<br />
– Auferstehung geht. So wie Christus nicht<br />
bei den Toten blieb, sondern von Gott, seinem Vater,<br />
in ein neues, unvergängliches und herrliches<br />
Leben auferweckt wurde, so sollen auch die, die<br />
an Christus glauben, mit ihm zusammen ewig vor<br />
Gott leben. Auch zwischen Menschen macht es<br />
doch einen wesentlichen Unterschied, ob die Beziehung<br />
nur noch in der Erinnerung besteht oder<br />
in der lebendigen Gegenwart erfahren wird!<br />
Eckstein: Es fällt uns aber schwer zu glauben,<br />
dass „Fleisch und Blut” über das Sterben hinaus<br />
Bestand haben können. Wie sollen wir uns denn<br />
eine Auferstehung der längst verwesten Körper<br />
vorstellen?<br />
Foto: © Urantiansojourn<br />
Paulus: Jetzt argumentieren Sie aber schon wie<br />
meine Skeptiker in Korinth! Weder bei mir noch<br />
bei irgendeinem anderen Apostel war doch je davon<br />
die Rede, dass der Mensch in seine alte, natürliche<br />
Existenz zurückkehren soll oder dass das<br />
„alte Fleisch” – mit all seiner Vergänglichkeit, seiner<br />
Unzulänglichkeit und seinem Leiden – wiederhergestellt<br />
wird. Es geht uns um die Auferstehung<br />
und Verwandlung aus <strong>dem</strong> alten Leib, nicht<br />
in den alten Leib! <strong>Die</strong> erste Schöpfung und damit<br />
unser erster Leib sind und bleiben als solche<br />
vergänglich! Bei der Auferstehung von den Toten<br />
handelt es sich vielmehr um Gottes Neuschöpfung,<br />
die er in der Auferweckung seines Sohnes<br />
bereits verwirklicht hat. Allerdings schafft Gott<br />
nicht völlig andere Geschöpfe – was ja theoretisch<br />
auch denkbar gewesen wäre –, sondern seine<br />
sterblichen, doch von ihm geliebten Geschöpfe<br />
als solche völlig neu und anders.<br />
Eckstein: Aber warum reden Sie dann von einer<br />
„leiblichen” Auferstehung? Wäre Ihr Anliegen<br />
nicht doch viel treffender und unmissverständlicher<br />
mit <strong>dem</strong> Gedanken der Fortexistenz des<br />
„Geistes” oder der „Seele” erfasst?<br />
Paulus: Nun, ich spreche ja in der Tat vom<br />
„geistlichen” Leib – im Unterschied zum natürlichen.<br />
Aber ich bezeichne hier mit „geistlich”<br />
bzw. „pneumatisch” nicht einen unsterblichen<br />
Bestandteil im Menschen, sondern die Herkunft<br />
aus und die Wirkung durch Gottes Geist. Der unvergängliche,<br />
himmlische Leib verdankt sich ganz<br />
<strong>dem</strong> Geist und der Kraft Gottes. Er ist nicht<br />
mehr wie der erste, der irdische Leib durch<br />
die Vergänglichkeit und Schwachheit bestimmt,<br />
sondern durch die Herrlichkeit und<br />
das himmlische Leben des auferstandenen<br />
Christus.<br />
War das<br />
Grab Jesu<br />
nun leer<br />
oder nicht?<br />
Z für Zukunft<br />
53
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
meint – und nicht nur etwas an uns! Mit Christus<br />
macht uns Gott, der Vater, in der Auferstehung<br />
ganz neu.<br />
Eckstein: Unter den Theologen, die die Auferstehung<br />
Jesu bestreiten, ist man sich einig: Es gab<br />
kein leeres Grab Jesu. <strong>Die</strong> biblischen Auferstehungsberichte<br />
könne man nur als Zeugnisse persönlicher<br />
religiöser Erfahrungen sehen, also als<br />
Gleichnisse und Metaphern. Man dürfe sie nicht<br />
zu wörtlich nehmen.<br />
Gemälde: © Caravaggio<br />
Paulus, der vehemente<br />
Bekämpfer der ersten<br />
Christen, wird <strong>nach</strong><br />
seinem Damuskus-<br />
Erlebnis zum starken<br />
Vertreter des christlichen<br />
Glaubens<br />
Für uns als Judenchristen, die mit der Schrift<br />
groß geworden sind, ist „Leiblichkeit” an sich<br />
nichts Negatives oder Minderwertiges. Wir wissen,<br />
dass wir als Menschen nicht nur äußerlich<br />
einen Leib haben, sondern grundsätzlich Leib,<br />
d. h. „leibhaftig” sind – oder gar nicht sind! Den<br />
„Leib”-Gedanken und das ganzheitliche Verständnis<br />
vom Menschen kann und will ich keineswegs<br />
aufgeben, weil sonst ein ganz entscheidender Aspekt<br />
des Evangeliums aus <strong>dem</strong> Blick gerät.<br />
Es geht uns doch bei der Beschreibung des<br />
ewigen Lebens und des Glaubens nicht nur um<br />
die menschliche Sehnsucht, in irgendeiner Weise<br />
unsterblich zu sein! Im Mittelpunkt <strong>unsere</strong>r Hoffnung<br />
steht vielmehr die bleibende Zugehörigkeit<br />
zu Gott und die ewige und persönliche Gemeinschaft<br />
mit <strong>unsere</strong>m Herrn, mit Jesus Christus.<br />
Nur wenn wir „leibhaftig” leben, können wir Gott<br />
lieben und erkennen, ihn sehen und verehren.<br />
Wenn Christus uns bei <strong>unsere</strong>m Namen ruft<br />
und wir den einzigartigen Namen Jesu Christi<br />
anrufen, dann wissen wir, dass Gott uns selbst<br />
Paulus: Wenn es keine Auferstehung der Toten<br />
gäbe, dann müsste man davon ausgehen, dass<br />
auch Christus nicht auferweckt worden ist; wenn<br />
aber Christus nicht auferweckt wurde, so ist alles,<br />
was christliche Kirchen von sich geben, völlig inhaltslos,<br />
und inhaltslos wäre dann auch der Glaube.<br />
Ist aber der christliche Glaube zunichte gemacht,<br />
so wären selbst gläubige Christen immer<br />
noch Gefangene ihrer Sünden und von einer Beziehung<br />
mit Gott weiterhin getrennt – sie wären<br />
die elendesten von allen Menschen. Nun ist aber<br />
Christus aus den Toten auferweckt; ich bezeuge<br />
das, denn ich selbst bin ihm mehrfach begegnet.<br />
Wenn Tote nicht auferweckt werden, bleibt nur<br />
eine sehr bescheidene Perspektive: „Lasst uns essen<br />
und trinken, denn morgen sterben wir!” <strong>Die</strong>sen<br />
Theologen kann ich nur sagen: Werdet in entsprechender<br />
Weise nüchtern und sündigt nicht! Denn<br />
manche formulieren ihre Gedanken in Unwissenheit<br />
über Gott; das ist zutiefst bedauerlich.<br />
Herr Paulus, ich danke für das Gespräch. 2<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein ist evangelischer Theologe<br />
und Neutestamentler an der Universität Tübingen mit<br />
Schwerpunkt auf Theologie des Paulus, Christologie sowie<br />
<strong>Frage</strong>n rund um die Auferstehung Jesu Christi. Einem breiteren<br />
Publikum wurde er durch seine allgemeinverständlichen<br />
Veröffentlichungen bekannt.<br />
1 Thora: die fünf ersten Bücher der Bibel, d. h. Genesis, Exodus,<br />
Leviticus, Numeri und Deuteronomium bzw. die fünf Bücher Mose.<br />
2 Nach 1. Korinther 15,13–18.32–34.<br />
54<br />
Z für Zukunft
Glaube & <strong>Gesellschaft</strong><br />
»GLAUBE« – die große Unbekannte<br />
Umgangssprachlich versteht man unter Glauben „Nicht-Wissen“, aber das ist eines der<br />
größten Missverständnise, weil Glaube weitgehend verloren gegangen ist. Wenn man ihn<br />
hingegen wiederfindet, ist Glauben eine der höchsten Dimensionen des Wissens.<br />
Worte werden missbraucht und erleiden Inflation,<br />
so auch »Glaube«. Hier ein Plädoyer<br />
auf den Glauben: Der Glaube ist wie ein<br />
Kaufvertrag auf das man ein freudige Erwartung hat,<br />
es ist ein Beweis für Dinge die man noch nicht sieht.<br />
Durch Glauben verstehen wir wie die Welten durch<br />
Gottes Logos hervorgerufen wurden, so dass das Sichtbare<br />
aus Unsichtbarem geworden ist. So wie ein Erfinder<br />
zuerst sein Objekt in der Vorstellung sieht und ein<br />
Komponist sein Werk im Geist hört.<br />
So entsteht Glaube durch hören, durch hören jeden<br />
Wortes, dass auf <strong>dem</strong> Munde Gottes kommt.<br />
Durch Glauben ist jemand errettet! Das geschieht<br />
nicht aus eigener Anstrengung, es ist ein bedingungsloses<br />
Geschenk Gottes, damit sich niemand darauf etwas<br />
einbilden kann und für jeden die Chancen gleich sind.<br />
Denn ohne Glauben ist es unmöglich bei Gott „anzukommen“,<br />
denn wer sich Gott nähern will muss<br />
glauben dass er „ist“ und jenen, die <strong>nach</strong> ihm suchen<br />
ein gigantischer Belohner sein wird.<br />
Dem gegenüber ist alles, was nicht durch Glauben<br />
motiviert ist, Sünde! … wie z.B. Mord.<br />
Auf der anderen Seite ist ein Glaube, der nichts<br />
übernatürliches bewirkt, nicht mehr als eine Illusion.<br />
Viele sagen: „Ich glaube dass es einen Gott gibt.“<br />
Das ist nichts besonderes, das glauben auch die<br />
Teufel und zittern vor Gott.<br />
„Nichts ist unmöglich, für den der glaubt“, das hat Jesus<br />
lange vor Toyota gesagt. Deshalb konnte er Blinden<br />
auffordern: „Sei sehend, dein Glaube hat dich geheilt!“<br />
Es ist von Vorteil, sehend zu sein, denn dann erkennt<br />
man, dass das Unsichtbare die höhere Form der<br />
Wirklichkeit ist und das Sichtbares nur daraus hervorgegangen<br />
ist, weil Gott sprach, es werde.<br />
Ein Potpourris aus der Bibel: Hebräer 11,1-3; Römer 10,17; Epheser 2,8;<br />
Hebräer 11,6; Römer 14,22-23; Jakobus 2,17-19; Markus 9,23 und Lukas 18,42<br />
Nichts ist<br />
unmöglich, für<br />
den der glaubt,<br />
das hat Jesus<br />
lange vor<br />
Toyota<br />
gesagt<br />
Tagungsräume für<br />
250 Personen<br />
nur 20 Min. <strong>nach</strong><br />
Salzburg<br />
Hotel Inspiration • der Name ist Programm • Bayern von seiner schönsten Seite<br />
Mayerhofen 2 • D-84529 Tittmoning • +49-(0)8683-89122-0 • www.hotel-insiration.eu<br />
Z für Zukunft<br />
55
<strong>Werte</strong> & Wirtschaft<br />
Unsere<br />
Beweg-<br />
Gründe<br />
Der Weg zu einem gemeinsamen<br />
werteorientierten wirtschaftlichen<br />
Handeln <strong>nach</strong> christlichen Maßstäben<br />
ist weit – aber er lohnt sich<br />
Andreas Mankel<br />
Es gibt drei<br />
Kategorien von<br />
Menschen: die<br />
einen, die unbeweglich<br />
sind,<br />
andere, die bewegbar<br />
sind, und jene,<br />
die sich tatsächlich<br />
bewegen.<br />
Benjamin Franklin (1706–1790),<br />
US-amerikanischer Politiker,<br />
Naturwissenschaftler, Erfinder<br />
und Schriftsteller<br />
Ende 2009 – also ein Jahr <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Beginn<br />
der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
– gründete ich das Unternehmen<br />
7x7invest AG, eine „kleine“, nicht börsennotierte<br />
Aktiengesellschaft. Sie war der Kern dessen,<br />
was sich heute zur 7x7 Unternehmensgruppe<br />
entwickelt hat. Deren Entstehung ist untrennbar<br />
verbunden mit der <strong>Frage</strong>: Was motiviert<br />
Menschen zu handeln – was sind ihre Beweg-<br />
Gründe? Konkret, in <strong>unsere</strong>m Fall: Was hat die<br />
Gründer der 7x7invest AG 2009 motiviert, ihr<br />
Verhalten zu Geld und Reichtum grundlegend zu<br />
überdenken?<br />
Foto: © Wikipedia/David Shankone<br />
Äußere und innere Krise<br />
Nach über 30 Jahren als Finanz- und Vermögensberater<br />
hatte mich die Pleite der drittgrößten<br />
Bank der USA am 15.09.2008 und deren unmittelbare<br />
Auswirkungen auf den Kapitalmarkt aller<br />
Illusionen über die Seriosität und Stabilität der<br />
Finanzprodukte beraubt, mit denen ich täglich<br />
umging. Wenige Tage <strong>nach</strong> diesem 15.09. waren<br />
in den Investmentfonds tatsächlich Kursverluste<br />
von 40–60 % zu verzeichnen, vor allem auch in<br />
denen mit niedriger Risiko-Einstufung. Der Vertrauensverlust<br />
der Banken untereinander hatte<br />
dazu geführt, dass keine Kurse mehr gebildet<br />
wurden. Das war verheerend.<br />
In dieser bewegten Zeit hatte ich einen<br />
Traum, der sich mehrere Nächte lang wiederholte:<br />
Ich war als Schreiner tätig. Nach getaner<br />
Arbeit schloss ich abends die Werkstatt ab mit der<br />
Genugtuung, fleißig gewesen zu sein – die Werkstücke<br />
waren ihrer Fertigstellung deutlich näher<br />
gekommen. Ein Tisch aus Eichenholz, eine Truhe<br />
56<br />
Z für Zukunft
<strong>Werte</strong> & Wirtschaft<br />
aus Buche und ein Schrank aus Fichtenholz waren<br />
in Arbeit. Am nächsten Morgen schloss ich<br />
voller Tatendrang wieder auf. Aber was war passiert?<br />
<strong>Die</strong> Eiche war nicht mehr hart, die Buche<br />
nicht mehr rot und das Fichtenholz zu einem Haufen<br />
Sägespäne zusammengefallen. <strong>Die</strong> Werkstoffe,<br />
mit denen ich täglich umging, hatten ihre Eigenschaften<br />
verloren, auf die ich mich bisher verlassen<br />
konnte.<br />
Bewegende <strong>Frage</strong>n und Neuausrichtung<br />
War meine Beratungstätigkeit in den über 30 Jahren<br />
vergeblich gewesen? Habe ich letztlich dazu<br />
beigetragen, dass meine Kunden ihre finanziellen<br />
Lebensziele nicht erreichen konnten? War ich mit<br />
verantwortlich dafür, dass das Vermögen nun verloren<br />
war?<br />
Denn noch schmerzlicher als die verheerenden<br />
Auswirkungen der Krise waren die Anrufe von<br />
Kunden, die ihre Existenzangst äußerten und mir<br />
die Schuld für ihren Verlust gaben. Das rüttelte<br />
an mir und warf die <strong>Frage</strong> auf, ob wir in <strong>unsere</strong>m<br />
Leben die richtigen Prioritäten haben und<br />
worauf wir uns eigentlich verlassen, wenn es<br />
um das uns anvertraute Vermögen geht.<br />
In dieser Zeit stieß ich auf einen Text von Phil<br />
Bosmans, der meine Situation treffend beschrieb:<br />
„Als ich mich ›für Gott allein‹ entschieden hatte,<br />
verloren viele Dinge ihre Wichtigkeit, die als notwendig<br />
angepriesen wurden. Eine Umwertung<br />
der <strong>Werte</strong> kam in Gang. Alles geriet durcheinander,<br />
bis es die richtige Stelle einnahm. Ich begann<br />
die Scheinwerte loszulassen. <strong>Die</strong>ses Loslassen<br />
war täglich ein neuer Anfang.“ 1<br />
Habe ich Geld gehortet, bis es „von Motten<br />
und Rost gefressen“ wurde? Ich machte mich<br />
daran, meine Einstellung als aktiver Christ zu<br />
überprüfen und meinen beruflichen Weg neu auszurichten;<br />
dabei wurde mir ein Bibelzitat wichtig:<br />
„Euer Vater im Himmel weiß ganz genau, dass ihr<br />
das alles braucht. Gebt nur Gott und seiner Sache<br />
den ersten Platz in eurem Leben, so wird er euch<br />
auch alles geben, was ihr nötig habt. Deshalb<br />
habt keine Angst vor der Zukunft.“ 2<br />
Foto : © Caritasverband Steinfurt<br />
Morgens auf der Bettkante<br />
Konnte ich das glauben? Konnte ich darauf vertrauen:<br />
dass, wenn ich Gott alles anvertraue –<br />
mein Leben, meine Frau, meine Kinder, meinen<br />
Beruf, mein Vermögen – ich dann genug zurückbekomme,<br />
um leben zu können? Ich habe es gewagt<br />
und dabei den Rat einer alten Dame beherzigt:<br />
„Wenn Sie morgens aus <strong>dem</strong> Bett aufstehen,<br />
bleiben Sie noch einen Moment auf der Bettkante<br />
sitzen und richten Sie Ihren ersten Gedanken an<br />
Gott.“ Seit<strong>dem</strong> halte ich (fast) jeden Morgen inne,<br />
halte Gott meine leeren Hände hin und bete die<br />
beiden Sätze aus <strong>dem</strong> Vaterunser: „Dein Reich<br />
komme, dein Wille geschehe!“<br />
<strong>Werte</strong> teilen und gemeinsam handeln<br />
Nach<strong>dem</strong> ich mich dazu entschieden hatte, merkte<br />
ich: Ich bin nicht allein damit. In Gesprächen<br />
mit Kunden über meine Schlussfolgerungen entdeckte<br />
ich ein Netzwerk von Menschen, die sich<br />
an denselben <strong>Werte</strong>n orientieren. Ich lernte die<br />
„Zehn Gebote für Unternehmer“ des Bundes Katholischer<br />
Unternehmer kennen, ich fand Geschäftspartner<br />
wie das Maklernetzwerk „Mensch<br />
und Mehr“. Kontakte zu gleichgesinnten Unternehmern<br />
erweitern mein eigenes Netzwerk.<br />
Aus gutem Grund bewegt<br />
Heute, mehr als fünf Jahre <strong>nach</strong> der Krise und der<br />
Neuausrichtung, staune ich, was daraus geworden<br />
ist: ein Unternehmen mit 35 Mitarbeitern, das<br />
unter <strong>dem</strong> Motto „Sinn+Zinsen“ über 600 Kunden<br />
<strong>Die</strong> Eiche<br />
war nicht<br />
mehr hart, die<br />
Buche nicht<br />
mehr rot und<br />
die Fichte ein<br />
Haufen<br />
Sägespäne<br />
Z für Zukunft<br />
57
<strong>Werte</strong> & Wirtschaft<br />
Foto : © wavebreakmediamicro/123RF Stockfoto<br />
Der Rat einer älteren Dame: „Wenn Sie morgens aus <strong>dem</strong><br />
Bett aufstehen, bleiben Sie noch einen Moment auf der Bettkante<br />
sitzen und richten Sie Ihren ersten Gedanken an Gott.“<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
betreut. Gemeinsam mit ihnen erwirtschaften<br />
wir eine 7-fache Rendite und ermöglichen eine<br />
verantwortungsvolle Vorsorge und Vermögensbildung<br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Vorbild des biblischen Josefs.<br />
<strong>Die</strong>ser legte seinerzeit <strong>dem</strong> Pharao den Traum von<br />
den sieben fetten und sieben mageren Ähren und<br />
Kühen aus und wurde dafür zum obersten Kämmerer<br />
Ägyptens berufen. Das wurde zum Impuls für<br />
7x7, <strong>unsere</strong>n Unternehmensnamen.<br />
Wir können gemeinsam anders handeln, damit<br />
Gutes entsteht: das anvertraute Vermögen einsetzen<br />
– eben mit Sinn und Zinsen für produktive<br />
Sachwerte wie Immobilien, erneuerbare Energien<br />
u. a. m.<br />
<strong>Die</strong> aktuelle Situation bestätigt dieses Konzept<br />
der alternativen Geldanlage jeden Tag neu.<br />
Denn „die nächste Finanzkrise ist vorprogrammiert“,<br />
schrieb jüngst der Kommentator der Wochenzeitschrift<br />
„Christ in der Gegenwart“. 3 „<strong>Welche</strong>s<br />
Druckmittel aber haben Kleinanleger in der<br />
Hand, um sich gegen ungerecht niedrige Zinsen<br />
zu wehren? Als Einzelne gar keins. Als Viele aber<br />
sind es nicht unerhebliche Mengen, die sie zu den<br />
Banken getragen haben – in der Hoffnung auf<br />
Vermehrung durch Investitionen und Gewinne.“<br />
Wir setzen der Ohnmacht des Einzelnen die<br />
Maxime Friedrich Wilhelm Raiffeisens entgegen:<br />
„Was <strong>dem</strong> Einzelnen nicht möglich ist, das<br />
vermögen viele.“ Wie damals Josef in Ägypten<br />
wollen wir vorbereitet sein, wenn es turbulent<br />
wird und die Grundlagen für Pläne und Investitionen<br />
nicht mehr gegeben sind. Handlungsfähig<br />
bleiben, also sich tatsächlich bewegen, um die<br />
Früchte zu ernten und zu verteilen, die produktive<br />
Sachwerte abwerfen. <strong>Die</strong>sen Weg gehen wir<br />
gemeinsam konsequent – und vertrauen dabei<br />
auf Gottes Führung.<br />
Andreas Mankel ist Gründer und Geschäftsführer der 7x7<br />
Unternehmensgruppe mit 35 Mitarbeitern und Sitz in Bonn. Er<br />
ist verheiratet und Vater von drei Kindern.<br />
1 Phil Bosmans: Vergiss die Liebe nicht.<br />
2 Matthäus 6,33-34.<br />
3 Christ in der Gegenwart, Ausgabe 42 vom 19. Oktober 2014, Seite 1.<br />
58<br />
Z für Zukunft
<strong>Werte</strong> in Anwendung<br />
Was praktisch tun?<br />
Der Einzelne kann sehr wohl etwas erreichen. Durchbrechen Sie die Resignation.<br />
Hier fassen wir einige einfache Möglichkeiten zusammen, die vor Ihren Füßen liegen.<br />
Es gilt, sie aufzugreifen und zu handeln – einfach dort, wo Sie gerade sind.<br />
Informieren Sie sich zusätzlich<br />
Leider informieren Mainstream-Medien nicht immer<br />
umfassend und geben kaum Hintergründe<br />
preis. Nicht selten werden Medien instrumentalisiert<br />
und dienen einer strategischen Meinungsbildung.<br />
Glauben Sie nicht alles, was Ihnen<br />
eine lächelnde Nachrichten-Moderatorin als<br />
Tagesthemen serviert. Es ist daher notwendig,<br />
dass Sie sich aus mehreren unabhängigen Informations-Quellen<br />
selbst ein Bild machen. <strong>Die</strong> »Z«<br />
hilft Ihnen dabei.<br />
Sprechen Sie mit Gleichgesinnten<br />
Bei dieser Informationsflut ist es sehr hilfreich,<br />
wenn Sie sich mit zwei bis drei Menschen austauschen<br />
können, die sich auch um die Entwicklung<br />
<strong>unsere</strong>r <strong>Gesellschaft</strong> Gedanken machen<br />
und aktuelle Strömungen nicht einfach<br />
so hinnehmen. Das wird Ihnen helfen, den eigenen<br />
Standpunkt zu festigen, Tendenzen bestätigt<br />
zu bekommen und vor allem sich im Mainstream<br />
nicht so alleine zu fühlen.<br />
Reagieren Sie,<br />
Ihre Stimme ist etwas wert!<br />
Behalten Sie das, was Sie erkannt haben, nicht<br />
nur für sich allein. Reagieren Sie mit Leserbriefen<br />
und schreiben Sie an Politiker. Wenn Sie mit<br />
einer TV-Sendung nicht einverstanden sind, dann<br />
schreiben Sie das gut begründet an den Sender.<br />
Eine Stimme wird wie tausend gezählt. Wenn<br />
Sie sehen, dass politische Richtungen eingeschlagen<br />
werden, die mit <strong>unsere</strong>n <strong>Werte</strong>n nichts mehr<br />
zu tun haben, dann schreiben Sie das Politikern,<br />
die mit diesem Ressort zu tun haben. Im Internet<br />
finden Sie alle Daten der Mitglieder des Bundestages<br />
und der Landtage.<br />
Stecken Sie sich ein <strong>Werte</strong>-Ziel<br />
Wollen Sie Ihre persönlichen <strong>Werte</strong> für sich behalten<br />
– oder anderen vermitteln?<br />
• Schenken Sie fünf Menschen (oder mehr)<br />
regelmäßig die »Z« und kommen Sie mit ihnen<br />
darüber ins Gespräch. Damit geben Sie<br />
ganz unkompliziert gute Impulse zum Umdenken.<br />
• Daraus können in Ihrer Stadt ein „Stammtisch“<br />
oder ein Gesprächs-Forum entstehen.<br />
Wenn Sie daran interessiert sind, geben Sie uns<br />
das bekannt und wir stellen den Kontakt zu anderen<br />
her, so vorhanden.<br />
Vernetzung ist angesagt<br />
Es gibt viele gute Initiativen in <strong>unsere</strong>m Land,<br />
aber die meisten erreichen nicht die nötige<br />
Durchdringung, um in der Öffentlichkeit ernst genommen<br />
zu werden. Wenn Sie mit einer solchen<br />
werteorientierten Initiative zu tun haben oder<br />
eine kennen, von der Sie meinen, dass eine<br />
Vernetzung hilfreich und zielführend wäre,<br />
dann schlagen Sie uns diese Organisation vor.<br />
Wirken Sie am größeren Ganzen mit<br />
In Vernetzung mit mehreren Organisationen wollen<br />
wir die »Z« zu einer besser wahrgenommenen<br />
Großauflage führen. Es sollen die Magazine multiplikativ<br />
zu Entscheidungsträgern <strong>unsere</strong>s Landes<br />
gelangen. Wenn viele einen kleinen Beitrag<br />
leisten, werden wir gemeinsam ein deutlich<br />
größeres Ziel erreichen. Mit einer<br />
Spende von € 100,- können wir bis<br />
zu 5000 Leser erreichen. Wenn Sie<br />
so ein Unterstützer sein können, ist das<br />
ein wichtiger Beitrag für die Zukunft<br />
<strong>unsere</strong>s Landes. Weiter Infos dazu unter<br />
www.ZfürZukunft.de/familie<br />
Spendenkonto-Nr. 490 155 68,<br />
BLZ 610 50000, KSK GP<br />
SWIFT: GOPS DE 6G<br />
IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />
Helfen Sie uns, mit<br />
Ihrer Spende auf<br />
größeren Füßen zu<br />
stehen zu kommen.<br />
Z für Zukunft<br />
59
S u c h e n a c h d e n W u r z e l n e i n e r v e r l o r e n e n K u l t u r<br />
Ihr seid!<br />
wenn Ihr es seid<br />
Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll denn<br />
gesalzen werden? Es würde zu nichts weiter taugen, als hinausgeworfen und auf<br />
<strong>dem</strong> Weg zertreten zu werden. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht<br />
von neuem geboren ist, kann er nicht Salz sein. Ja, es gibt verschiedene Formen<br />
von Gottes-<strong>Die</strong>nsten, wo aber Gottes Kraft verleugnet wird, da suche das Weite!<br />
Zusammengefasst aus der Bibel: Matthäus 5,13; Johannes 3,3 und 2. Timotheus 3,5<br />
Verkrustung und Verhärtung<br />
<strong>nach</strong> längerem Nicht-Gebrauch durchbrechen Sie gut mit einem<br />
dieser Zahnstocher – kommen Sie zum Kreuz<br />
Machen Sie reichlich davon Gebrauch, denn es ist dringe nötig, damit wieder etwas Salz in die Suppe kommt!<br />
60<br />
Z für Zukunft<br />
Z u k u n f t E u r o p a e . V .<br />
w w w . Z f ü r Z u k u n f t . d e