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Gutachten zur Versalzung der Gerstunger ... - Runder Tisch

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Als Folge <strong>der</strong> Zerrüttung breiten sich die bei <strong>der</strong> Versenkung aus dem Plattendolomit (den<br />

Zerrüttungszonen) verdrängten Formationswässer, aber auch die versenkten Endlaugen selbst,<br />

ungehin<strong>der</strong>t in das Deckgebirge, also den Buntsandstein und das Quartär aus, wo sie die<br />

natürlich vorhandenen Süßwasser-Reserven (Grundwasser-Körper) nach und nach versalzen.<br />

Auch ein weiterer Aufstieg <strong>der</strong> Salzwässer durch das Deckgebirge hindurch bis <strong>zur</strong><br />

Oberfläche ist unbestreitbar vorhanden (HLUG, 2004). Dieser manifestiert sich in diffusen<br />

Salzeinträgen in die Fließgewässer, beson<strong>der</strong>s in die Werra, aber auch in Salzzuflüssen in<br />

verschiedenen Kiesgruben und in Quellaustritten. Zusätzlich zu den Zerrüttungszonen setzen<br />

auch noch eine ganze Anzahl von Störungen (Verwerfungen) und Kluftzonen durch den<br />

Plattendolomit und die Hangendschichten hindurch, die für zusätzliche Wegsamkeiten aus<br />

dem Plattendolomit in und durch das Deckgebirge sorgen. Bis zu 40 Prozent <strong>der</strong> versenkten<br />

Chlorid-Frachten erreichen so als diffuse Salzwasser-Austritte die Oberfläche und damit die<br />

Werra (HLUG 2004).<br />

Die immer noch von <strong>der</strong> Kaliindustrie herangezogene Überlegung, dass sich die verpressten<br />

Laugen aufgrund ihrer höheren Dichte unterhalb <strong>der</strong> geringer dichten Plattendolomit-<br />

Formationswässer und salzarmen Grundwässer ausbreiten und zu einer Dichte-Schichtung<br />

führen, gilt nur für freie, strömungsarme Wasserkörper. Für durchströmte Kluft- und<br />

Porenwasserspeicher muss mit einer wesentlich schnelleren Vermischung gerechnet werden,<br />

die durch die vielfach verzweigten Wegsamkeiten im Speichergestein (Dispersivität)<br />

begünstigt wird. Im Übrigen kann diese, auf Professor Franz Beyschlag und den Bergrat<br />

Ernst Fulda zu Beginn des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>zur</strong>ückgehende Vorstellung seit Deubel (1942)<br />

als wi<strong>der</strong>legt gelten. Heute weis man, dass in gespannten und halbgespannten<br />

Grundwasserleitern die Strömung entlang hydrostatischer Druckgradienten verläuft. Wenn<br />

man aber mit Verpressungsdrücken von bis 30 bar arbeitet, spielen die Dichteunterschiede<br />

kaum noch eine Rolle. Vielmehr werden sich die Laugen nach oben und <strong>zur</strong> Seite hin durch<br />

Verdrängung von Formations- und Grundwasser Platz verschaffen.<br />

Die Vorstellung, dass sich im „Plattendolomit“ eine glatte Verdrängungsfront mit einer<br />

schmalen Vermischungszone zwischen Lauge und Formationswasser ausbilden würde<br />

(Anträge von K+S; Skorownek et al., 1999; HLUG 2004 …..), ist allenfalls bei sehr<br />

großräumigen Betrachtungen zulässig. Bei lokalen Betrachtungen ist eine Ausbreitung <strong>der</strong><br />

verpressten Laugen und verdrängten Wässer eher entlang größerer und kleinerer Störungsund<br />

Kluftzonen, sowie durch stark fragmentierte Gesteinskörper (Brekzien) hindurch<br />

anzunehmen. Es ist dann realistischer von einer fingerförmigen Ausbreitung <strong>der</strong><br />

Versenklaugen entlang von Zonen hoher Permeabilität auszugehen.<br />

Hydrogeologische Stockwerke und Strömungsregime<br />

Der Vollständigkeit halber, und für ein besseres Verständnis, soll hier kurz auf die<br />

hydrogeologischen Verhältnisse eingegangen werden, die ausführlicher z.B. bei Käbel (2006)<br />

o<strong>der</strong> Rösing (1992) nachzulesen sind.<br />

Natürliche, anthropogen ungestörte Verhältnisse<br />

In Gebieten mit intaktem Schichtverband und ungestörter Schichtenfolge (Abbildung 3, links)<br />

stellt <strong>der</strong> Plattendolomit einen ergiebigen Grundwasserleiter dar, <strong>der</strong> nach oben und unten<br />

durch geringleitende Schichten abgedichtet ist und als „gespannter Aquifer“ anzusehen ist.<br />

Zum Hangenden hin folgen <strong>der</strong> Untere und Mittlere Buntsandstein, die zusammen im<br />

<strong>Gerstunger</strong> Raum eine Mächtigkeit (Schichtdicke) von fast 500 Metern erreichen (Rösing,<br />

1992) und den wichtigsten Grundwasserspeicher des Gebietes repräsentieren, <strong>der</strong> nur im<br />

Dr.habil. Ralf E. Krupp – Diplom-Geologe, Geochemiker 9

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