Gutachten zur Versalzung der Gerstunger ... - Runder Tisch
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1. Geologische Betrachtungen<br />
Einführung und Problemstellung<br />
Kalibergbau und Abwässer<br />
Die Kaliwerke an <strong>der</strong> Werra bauen seit Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts in großem Umfang<br />
Kalisalze <strong>der</strong> Flöze „Thüringen“ und „Hessen“ <strong>der</strong> Zechstein-Formation ab und verarbeiten<br />
diese zu verkaufsfähigen Produkten, vornehmlich Kali- und Magnesium-Dünger. Bei den<br />
geför<strong>der</strong>ten Rohsalzen handelt es sich überwiegend um kieseritische Hartsalze, aber auch um<br />
Carnallitit und Sylvinit.<br />
Durch die Aufbereitung und chemische Weiterverarbeitung <strong>der</strong> Salze in den Kalifabriken<br />
fallen einerseits feste Rückstände an, die in den Untertage-Versatz gehen sowie über Tage zu<br />
Rückstandshalden aufgeschüttet werden. Außerdem fallen bei den industriellen<br />
Lösungsprozessen große Mengen hoch konzentrierter Salzabwässer an, so genante Endlaugen<br />
(Die Bergleute verstehen unter Laugen hochkonzentrierte wässrige Salz-Lösungen, die außer<br />
NaCl (Solen) noch weitere Salze enthalten), die ebenso wie die nie<strong>der</strong>schlagsbedingten<br />
Haldenabwässer bisher beseitigt werden, indem sie in die Werra eingeleitet und im<br />
geologischen Untergrund versenkt, bzw. verpresst werden.<br />
Seit Beginn <strong>der</strong> Laugenversenkung im Jahr 1925 bis heute (2007) ist von den thüringischen<br />
und hessischen Kaliwerken zusammen das gigantische Volumen von fast einer Milliarde<br />
Kubikmeter (= 1 Kubik-Kilometer) Lauge in das Niveau des Zechstein-Plattendolomits<br />
(z3Ca) versenkt worden. Noch zu DDR-Zeiten stellten die thüringischen Kaliwerke im Jahr<br />
1968, nach Verpressung von insgesamt 233 Mio. m³ seit 1925 (HLUG, 2004), die<br />
Laugenversenkung wegen Überbeanspruchung <strong>der</strong> Versenkräume ein. Auf hessischer Seite<br />
wurden von 1928 bis 2003 von den Werken Hattorf und Wintershall 707 Mio. m³ versenkt<br />
(HLUG, 2004). Die <strong>der</strong>zeit (2007) von den drei noch aktiven Kali-Fabriken Hattorf,<br />
Wintershall und Unterbreizbach <strong>der</strong> K+S Kali GmbH (nachfolgend K+S) verpresste<br />
Laugenmenge liegt bei ca. 7,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr, während die<br />
Laugenversenkung des K+S-Werkes Neuhof-Ellers bei Fulda kürzlich wegen Erschöpfung<br />
des dortigen Versenkraumes vorzeitig beendet werden musste. Die Erschöpfung o<strong>der</strong><br />
Überbeanspruchung <strong>der</strong> Versenkräume manifestiert sich beson<strong>der</strong>s durch <strong>Versalzung</strong>en in<br />
höheren Grundwasser-Stockwerken des Buntsandsteins und des Quartärs, sowie durch diffuse<br />
Salzwasseraustritte an o<strong>der</strong> nahe <strong>der</strong> Erdoberfläche.<br />
Veranlassung<br />
Anlass für dieses <strong>Gutachten</strong> ist ein aktueller Antrag <strong>der</strong> Kaliindustrie für die Inbetriebnahme<br />
eines weiteren Versenkraumes in <strong>der</strong> Umgebung von Gerstungen, dem so genannten<br />
„Pufferspeicher <strong>Gerstunger</strong> Mulde“ (PGM). Nach einer Phase <strong>der</strong> Bergerprobung, in <strong>der</strong><br />
bereits ca. 9 Millionen Kubikmeter Lauge versuchsweise versenkt worden sind, sollte nun <strong>der</strong><br />
Regelbetrieb, bzw. die Verlängerung des Probebetriebes genehmigt werden, um das von <strong>der</strong><br />
Kali-Industrie auf 25 bis 40 Millionen Kubikmeter geschätzte „Nutzvolumen“ des<br />
Pufferspeichers in Anspruch nehmen zu können. Hiergegen bestehen von verschiedener Seite<br />
erhebliche Bedenken.<br />
Die Gemeinde Gerstungen wäre speziell durch die <strong>Versalzung</strong> des Buntsandstein-<br />
Grundwasserleiters und <strong>der</strong> Quartären Deckschichten betroffen, aus denen sie das<br />
Dr.habil. Ralf E. Krupp – Diplom-Geologe, Geochemiker 4