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Gutachten zur Versalzung der Gerstunger ... - Runder Tisch

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Durch die umfangreichen industriellen Wasserentnahmen und die regionale Inanspruchnahme<br />

des „Plattendolomits“ als Versenkraum für Kaliabwässer, die künstlichen, regionalen<br />

Verlagerungen großer Wassermengen, die Anwendung hoher Verpressungsdrücke bis 30 bar,<br />

die Störung natürlicher Dichteverteilungen und die künstliche Erzeugung ständig wechseln<strong>der</strong><br />

Grundwasserströmungen und die dadurch ausgelösten Verschiebungen von<br />

Grundwasserkörpern, werden die natürlichen hydrologischen Verhältnisse in profun<strong>der</strong> Weise<br />

gestört, und zwar nicht nur im Plattendolomit, son<strong>der</strong>n auch und gerade in höheren<br />

Grundwasserstockwerken im Bereich von Subrosionsgebieten. Dies kann für Wasserwerke<br />

neben Einbußen bei <strong>der</strong> Wasserqualität auch Verluste am nutzbaren Grundwasserdargebot<br />

bedeuten.<br />

Versuch einer Prognose<br />

Die gestörten hydrologischen Verhältnisse und die Salzbelastungen können sich erst dann<br />

wie<strong>der</strong> normalisieren, wenn die Versenktätigkeiten und Abwassereinleitungen eingestellt<br />

werden, entwe<strong>der</strong> durch alternative Verwertungs- und Entsorgungsstrategien für die<br />

Kaliabwässer, o<strong>der</strong> Beendigung <strong>der</strong> Kalisalzherstellung und des Bergbaus. Letzterer Fall wird<br />

aller Voraussicht nach in 30 bis 40 Jahren durch Erschöpfung <strong>der</strong> Lagerstätte eintreten, sofern<br />

nicht durch an<strong>der</strong>e Abbauverfahren eine weitergehende Ausbeutung möglich sein wird,<br />

beispielsweise durch Gewinnung <strong>der</strong> Stützpfeiler. (Die Abwässer <strong>der</strong> Kalihalden sind ein<br />

geson<strong>der</strong>t zu lösendes Problem, das hier ausgeklammert bleiben soll.)<br />

Mit Einstellung <strong>der</strong> Laugenversenkung entfällt das wichtigste treibende Moment für die<br />

Verdrängung von Salzwässern aus den tieferen Grundwasserkörpern (Plattendolomit, untere<br />

Bereiche des Einsturzgebirges). Dies wird einen spontanen Rückgang <strong>der</strong> diffusen<br />

Salzwasseraustritte an <strong>der</strong> Oberfläche und ein „Einfrieren“ <strong>der</strong> Salz-/Süßwassergrenzen in den<br />

Grundwasserkörpern <strong>zur</strong> Folge haben. Damit ist gemeint, dass nur noch die vergleichsweise<br />

sehr viel langsameren, natürlichen Grundwasserbewegungen ablaufen werden. Ebenso entfällt<br />

die anthropogene Zufuhr von Salzen, wodurch sich infolge natürlicher<br />

Grundwasserneubildung nach und nach wie<strong>der</strong> natürliche (naturnahe) Verhältnisse einstellen<br />

können. Dies erfolgt einerseits durch Verdünnungsvorgänge, an<strong>der</strong>erseits durch ein langsames<br />

„Herausschieben“ <strong>der</strong> versalzenen Grundwässer in die Vorfluter durch die nachrückenden,<br />

neu gebildeten Grundwassermassen.<br />

Für den Plattendolomit (gespannter Grundwasserleiter) werden diese Aussüßungsprozesse<br />

sehr lange dauern, weil seine Ausbiss-Gebiete und damit die Grundwasserneubildung klein<br />

im Verhältnis zu seiner Flächenausdehnung in <strong>der</strong> <strong>Gerstunger</strong> Mulde sind (geschätzt etwa 5<br />

Prozent). Geht man von einem gespeicherten Salzwasservolumen im Plattendolomit von 2 m³<br />

pro 1m² Flächenausdehnung des Speichergesteins aus (20 m Mächtigkeit, 10 Prozent<br />

Porosität), und nimmt eine Grundwasserneubildung von grob geschätzt 20 Prozent des<br />

Nie<strong>der</strong>schlags an (also ca. 140 mm/a entsprechend 0,14 m³/m²/a), so lässt sich die Zeitdauer<br />

für einen vollständigen Wasseraustausch größenordnungsmäßig abschätzen: 2 m³/m² :<br />

0,05*0,14 m³/m²/a = 286 a. Es wird also Jahrhun<strong>der</strong>te dauern, bis die anthropogenen<br />

Salzeinträge durch natürliche Selbstreinigung aus dem Plattendolomit wie<strong>der</strong> ausgewaschen<br />

sind. Natürliche, durch Subrosionsprozesse zugeführte Salzgehalte werden auch weiterhin in<br />

die Plattendolomitwässer gelangen.<br />

Für das Deckgebirge (ungespannter Grundwasserleiter) und große Teile des Einsturzgebirges<br />

wird <strong>der</strong> Wasseraustausch und die natürliche Entsalzung zumindest in oberflächennahen<br />

Bereichen schneller ablaufen, weil hier die Grundwasserneubildung über die gesamte Fläche<br />

Dr.habil. Ralf E. Krupp – Diplom-Geologe, Geochemiker 11

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