Gutachten zur Versalzung der Gerstunger ... - Runder Tisch
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Grenzbereich Unterer/Mittlerer Buntsandstein durch eine teildurchlässige Tonstein-Sandstein-<br />
Wechselfolge hydraulisch unterglie<strong>der</strong>t ist. Die hydraulische Leitfähigkeit des Buntsandsteins<br />
wird weniger durch seine Porosität als durch seine Klüftigkeit bewirk. Die Quartären (und<br />
lokal Tertiären) Auflagerungen auf dem Buntsandstein sind Grundwasserleiter, die mit dem<br />
Buntsandstein hydraulisch eine Einheit bilden. Buntsandstein und Quartär bilden einen nach<br />
oben durch den Grundwasserspiegel begrenzten, ungespannten Aquifer.<br />
In Subrosionsgebieten hingegen muss <strong>der</strong> gesamte von <strong>der</strong> Zerrüttung erfasste<br />
Gesteinskomplex vom teilweise o<strong>der</strong> vollständig aufgelösten Zechstein-Salinar bis hinauf zu<br />
den jüngsten Ablagerungen als durchgehen<strong>der</strong> Grundwasserspeicher mit guter hydraulischer<br />
Leitfähigkeit angesehen werden.<br />
Störungen können die vertikale Leitfähigkeit lokal stark vergrößern und stellen dann wichtige<br />
Aufstiegswege dar. An<strong>der</strong>erseits können Störungen Grundwasserkörper lateral auch<br />
abdichten, wenn durch die Versetzung nichtleitende an grundwasserleitende Schichten<br />
angrenzen.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Schüsselform <strong>der</strong> <strong>Gerstunger</strong> Mulde bewegt sich das an <strong>der</strong> Oberfläche neu<br />
gebildete Grundwasser in den grundwasserleitenden Schichten zunächst zum Muldenzentrum<br />
hin und auf die Entlastungsgebiete zu. Dies sind Areale in denen Grundwasser aufgrund dort<br />
vorhandener vertikaler Wegsamkeiten (Störungen, Zerrüttungszonen) nach oben strömt und<br />
als Grundwasserspende den Vorflutern zufließt. Grundwasserneubildung und<br />
Grundwasserspende halten sich dabei innerhalb eines Einzugsgebietes die Waage. Bei dem<br />
gespannten Grundwasser des Plattendolomits, dessen Neubildungsgebiete zumeist höher<br />
liegen als die Entlastungsgebiete in den Talauen, kann es zu artesischen Überläufen kommen,<br />
dort wo die hangenden grundwasserstauenden Schichten fehlen. Dies ist beson<strong>der</strong>s beim<br />
Übergang in die Subrosionsgebiete <strong>der</strong> Fall.<br />
Wo die zunächst gering mineralisierten Plattendolomitwässer im Salzhangbereich und in<br />
Subrosionssenken auf natürliche, salzgesättigte Subrosionslaugen treffen, findet eine teilweise<br />
Vermischung statt, wodurch Salze aufgenommen und advektiv <strong>zur</strong> Oberfläche transportiert<br />
werden können, wo sie als natürliche Salzquellen austreten, o<strong>der</strong> auch von unten, über die<br />
Quartären Talfüllungen direkt in den Vorfluter einspeisen. Die aufgenommenen Salze<br />
entsprechen in ihrer Zusammensetzung und in ihren Elementverhältnissen in etwa <strong>der</strong><br />
Zusammensetzung des Salinars.<br />
Störungen des Wasserhaushalts durch Wasser-Entnahmen und Laugen-Verpressung.<br />
Durch die Entnahmen und Umleitungen von Flusswasser und Grundwasser, sowie durch die<br />
Verpressung von Abwässern in geologische Formationen, werden die oben geschil<strong>der</strong>ten<br />
natürlichen Abläufe gestört. Die von <strong>der</strong> Gemeinde Gerstungen und von benachbarten<br />
Gemeinden entnommenen Grundwassermengen bewegen sich in <strong>der</strong> Größenordnung weniger<br />
Hun<strong>der</strong>dtausend Kubikmeter pro Jahr. Nach Nutzung werden die geklärten Abwässer ortsnah<br />
<strong>zur</strong> Entnahmestelle wie<strong>der</strong> in die Vorfluter eingeleitet. Die Wasserentnahmen <strong>der</strong> Kaliwerke<br />
(nur Brauchwasser, kein Kühlwasser) belaufen sich dagegen auf mindestens 15 Mio. m³/a.<br />
Die Menge verdampften Kühlwassers ist momentan nicht verfügbar. Die 15 Mio. m³/a werden<br />
nach Nutzung als Abwasser etwa <strong>zur</strong> Hälfte in die Werra eingeleitet, die an<strong>der</strong>e Hälfte wird<br />
im Untergrund verpresst. Entnahmeorte und Versenkorte liegen teilweise viele Kilometer<br />
auseinan<strong>der</strong> und in unterschiedlichen Einzugsgebieten. Die Eingriffe kommunaler<br />
Wasserwerke in den Wasserhaushalt sind gegenüber den Eingriffen durch die Kaliindustrie<br />
fast vernachlässigbar, abgesehen von möglichen lokalen Effekten.<br />
Dr.habil. Ralf E. Krupp – Diplom-Geologe, Geochemiker 10