Auf zu neuen Ufern - Abendgymnasium Hannover

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Ich seh ihr fragend hinterher Wo will sie hin? Sie rennt davon Ich sehe sie schon gar nicht mehr Dann auf einmal bleibt sie stehn Sieht sich um Grinst vor sich hin Nur um wieder weiter zu gehn Der Moment ist verstrichen Zu kurz Und doch lang Die Erinnerung ist fast verblichen Ich denk an sie so oft ich kann Sie gibt mir Nimmt mir Und doch vergeht sie für jedermann Ich kann sie nicht halten Sie verrinnt Die Zeit Denn sie muss sich entfalten Von Sandra Böttcher Kreativer Unterricht Vorne die Lehrkraft, hinter den Tischen die Schüler – lesend, schreibend, rechnend, konzentriert folgen sie dem Unterrichtsgeschehen. Denkt der Lehrer. Wie ihr in diesem Heft seht, finden während der Stunden kreative Prozesse statt, von denen manch einer nichts ahnt. Wir veröffentlichen hier einige Resultate; die Zeichnungen stammen von verschiedenen Schülerinnen und Schülern und sind bei verschiedenen Lehrkräften entstanden, sie spiegeln recht repräsentativ einen Teil des heimlichen Unterrichts wider. 2
Inhalt§Editorial In diesem Heft Between Roos, Bananas and the Ozzy Lifestyle Seite Couchsurfing 5 Ehrenamt 6 Wortwolke 7 Ohayo Gozaimasu! 8 Psychotest 8 Meine Reise über den Jakobsweg 4 10 Vom Junkie zum Ironman 11 Comic 12 Klaustrophobie 14 Parteitalk für gelebte Toleranz und Fairness 15 Zeit zu wachsen 16 Freizeit – Freie Zeit – Zeit? 16 Quick Nackenworkout 17 Tour de Lyon 18 Fußball in Hambergen 20 Anderthalb Jahre im Robinson-Club 21 Psychotest – Auflösung 22 Auf in neue Länder! 22 Vorstellung: Anke Schmidt 23 In eigener Sache 24 Ein Wort vorweg… Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag. (Johann Wolfgang Goethe: Faust I) Mit diesen optimistischen Worten sieht der Gelehrte Heinrich Faust seinem Tod entgegen, den er mit Hilfe von Gift herbeiführen will, um im Jenseits zu neuen Welterkenntnissen zu kommen, die er im Diesseits trotz aller Studien und Forschungen nicht erlangen konnte. So konsequent wäre wohl sonst niemand auf der Suche nach neuen Dingen, heute schon gar nicht. Im Gegenteil: Beim eigentlich im übertragenen Sinn gemeinten Ausruf „Zu neuen Ufern!“ strebten heute vermutlich die meisten Menschen allenfalls nach Erkenntnis darüber, an welchem Meer sie ihren nächsten Strandurlaub verbringen könnten (vgl. den Psychotest in diesem Heft). Das war aber einmal anders! „Neue Ufer“ bedeuteten Aufbruch, Entdeckung, Bereicherung (in jeder Hinsicht), Abenteuer, Freiheit, Flucht vor Elend – also eine Veränderung des eigenen Lebens und Denkens (und dies nicht nur für drei Wochen im Sommer). Ein paar Beispiele: - Das Volk Israel, so berichtet das Alte Testament, durchquerte auf der Flucht aus ägyptischer Gefangenschaft das Rote Meer, weil sich am anderen Ufer das von Gott versprochene Land befand. Das neue Ufer bedeutete also Freiheit und religiöse Heimat zugleich. - Seit dem Altertum hatte der Aufbruch zu neuen Ufern oft wirtschaftliche Gründe: Neue Handelswege sollten neue Märkte erschließen und neue Produkte verfügbar machen. - Jahrhundertelang waren die USA geradezu der Inbegriff eines neuen Ufers, zu dem Millionen aus religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Gründen aufbrachen. Häufig führte der Aufbruch zu neuen Ufern aber auch zur Unterwerfung und Ausbeutung der hinter den Ufern liegenden Länder (womit eine Parallele zum heutigen Tourismus hergestellt werden kann). Was hatten nun diese unterschiedlichen Formen, zu neuen Ufern aufzubrechen, gemeinsam? Es war das Ungewisse, das damit verbunden war. Man hatte ein Ziel, war aber nicht sicher, ob man es überhaupt erreichte, und wenn ja, was einen dort erwartete. Hier ist die eben erwähnte Parallele zum Tourismus allerdings gleich wieder zerstört, denn in diesem Bereich herrscht volle Gewissheit: An jedem Ufer dieser Welt (Nord- oder Südsee, Atlantik oder Pazifik, Watt oder Lagune, Kiefernoder Mangrovenwald) wartet ein klima- tisiertes Hotelzimmer und bietet eine Strandbar Cola und kühles Bier an. Wo also sind heute in unserer modernen Welt die „neuen Ufer“, an denen das Ungewisse lauert? Reisen scheiden eigentlich aus (s.o), auch wenn unter bestimmten Umständen der Einzelne daraus neue Erkenntnisse ziehen kann (siehe die Berichte in diesem Heft). Ein wirklicher Aufbruch ist vielleicht nur noch im Sport möglich. Bei den Profis sind neue Ufer, d.h. neue Höchstleistungen, durch die Symbiose von Pharmazie und Training erreichbar, das Ungewisse sind hier die Nebenwirkungen auf die Gesundheit für den Rest des Lebens. Aber wie die Beispiele in diesem Heft zeigen, kann auch der Laie auf sportliche Weise zu neuen Ufern aufbrechen. Für jemanden, der Sport bisher nur auf dem Sofa vor dem Fernseher erlebte oder schon bei der Autofahrt zur Sky- Kneipe um die Ecke ins Schwitzen kam, ist der Gang in eine Sporthalle, auf einen Sportplatz oder in ein Fitnessstudio sicher vergleichbar mit Columbus’ Aufbruch nach Indien. Denn über solchem sportlichen Tun schwebt bedrohlich die Ungewissheit: Überstehe ich die Anstrengung? Wie schaffe ich es, mich auch nach dem ersten Mal noch aufzuraffen? Geht Sport auch ohne Bier? Muss ich eines Tages von XXL zu M oder gar S wechseln? Ganz sicher erfüllt aber auch der Zweite Bildungsweg alle Kriterien eines „neuen Ufers“: - neues Denken: neue Berufs- und Lebensperspektiven und ein neues Niveau beim Party-Smalltalk - Veränderung des Lebens: heraus aus dem prallen Leben und hinein in die einsam-karge Studierstube bei Wasser und BAföG, und das für drei lange Jahre; doch mit Bildung bin ich wie Berlin: arm, aber sexy (oder, falls ich weiter berufstätig bin: nur sexy); - Ungewissheit: Werden Motivation und Ausdauer reichen? Werde ich mit dem neuen Abschluss meine beruflichen Ziele erreichen können? Werden die attraktiven Frauen/Männer das mit der Bildung bemerken (s.o.)? Dies sind nur Andeutungen der breiten Palette von Aspekten, die in diesem Heft entwickelt werden; natürlich in bewährter Qualität: große Themen tiefgehend und doch formvollendet lebensnah dargestellt! … versichert Mr. Editorial 3
Seite 1: K OLL AGE Hannover-Kolleg und Abend

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