baff 1-2007.indd - Bayerisches Jugendrotkreuz
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REGINA RUSCH<br />
REGINA RUSCH<br />
DIE PAAR KRÖTEN!<br />
Was bisher geschah...<br />
Seit Vivis Vater arbeitslos ist, musste die Familie<br />
nicht nur umziehen, auch das Leben ändert sich.<br />
Besonders belastend sind für die Familie die finanziellen<br />
Sorgen. Und jetzt ist die Arbeit von Vivis<br />
Mutter auch nicht mehr sicher...<br />
9. Folge<br />
Anna, die eine griechische Hirtentasche<br />
mitgebracht hatte, aber ebenfalls nicht mehr<br />
drangekommen war, nutzte das Ende des Unterrichts,<br />
um draufl os zu quasseln wie ein Wasserfall.<br />
Nach Teneriffa sollte ihre Urlaubsreise gehen oder<br />
nach Mallorca, ihre Eltern hätten sich noch nicht<br />
endgültig entschieden. Jedenfalls hätte sie jetzt<br />
schon ein Paar wahnsinnig süße Strandschuhe<br />
und einen irre teuren Bikini bekommen. Anna fand<br />
kein Ende und alles war natürlich das Beste, Modernste,<br />
Teuerste.<br />
Wer konnte da schon mithalten? Wenn Vivi<br />
von ihren Sommerferienplänen erzählt hätte, von<br />
Besuchen im Kinderhaus und ein paar Ausflügen,<br />
hätte Anna sich bestimmt wieder über sie lustig<br />
gemacht. Und auch Nicole, die immer so tat, als<br />
sei sie etwas Besseres und ihre Eltern sowieso.<br />
Vivi hatte sich möglichst unauffällig aus der Klasse<br />
gestohlen und war schnell nach Hause gelaufen.<br />
Vivi stellte ihre und Nikos Müslischale in die<br />
Spüle. Sie öffnete ihren Schulrucksack und nahm<br />
die Bastelschere aus dem Mäppchen, um den<br />
Teilnahme-Coupon auf der Cornflakes-Packung<br />
auszuschneiden. Aber vorher wollte sie noch ihre<br />
Muschel in Sicherheit bringen. Sie lief ins Kinderzimmer,<br />
kletterte aufs Bett und wickelte sie aus<br />
der schützenden Stoffhülle. Dann legte sie die<br />
vorsichtig in den Holzkasten zu ihren Schätzen.<br />
Den roten Samt breitete sie auf ihrem Kopfkissen<br />
aus. Sie strich ihn glatt, fast liebevoll.<br />
Als Vivi in die Küche zurückkam, war Nikos<br />
Platz leer. Er hatte sich samt Roman ins Bad<br />
verogen. Vivi zerrte den inneren, fast leeren Beutel<br />
aus der Cornfl akespackung und begann alles,<br />
was zum Preisausschreiben gehörte, sorgfältig<br />
auszuschneiden.<br />
Und plötzlich wusste Vivi: Sie würde diese<br />
Reise gewinnen. Ganz sicher. Es gab überhaupt<br />
keinen Zweifel. Sie, Vivi, war dazu bestimmt, den<br />
Hauptpreis einzuheimsen.<br />
Vivi spürte, wie eine eigenartige Aufregung in<br />
ihr hochkroch, so ein Gefühl, als würde gleich etwas<br />
Großartiges, etwas ganz Außergewöhnliches<br />
passieren. Es musste in dieser Welt eine Zahlentabelle<br />
oder ein dickes Buch geben, irgendwo, bei<br />
irgendwem. Darin wurde alles vermerkt, was jemandem<br />
widerfuhr: wer wann und wie oft Glück<br />
oder Pech hatte, wer Schlimmes oder Schönes<br />
erlebte, wer Grund zum traurig sein oder zur<br />
Freude hatte. Zu irgendeinem Zeitpunkt gab es<br />
dann eine Prüfung, ob alles gerecht verteilt war,<br />
das Gute und das Schlechte. Und dann ...! Vivi<br />
fühlte die felsenfeste Gewissheit: Nach so einer<br />
Überprüfung würde das Glück kommen. Zu ihr und<br />
zu Papa, Mama und Niko. Die Erste-Preis-Reise<br />
war zwar nur für zwei Personen ausgeschrieben,<br />
aber wenn die Reiseveranstalter oder die Cornflakesleute<br />
erfuhren, dass Vivis Familie aus vier<br />
Personen bestand, dürften sicher alle vier teilnehmen.<br />
Denn es war natürlich völlig unmöglich,<br />
20 | bäffchen