Begegnung Zoo - VZP
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<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13 Mai 2002<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13 Mai 2002<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong><br />
ISSN 0948 8362<br />
VERBAND DEUTSCHSPRACHIGER ZOOPÄDAGOGEN
Impressum<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong><br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell<br />
Nr. 13, Mai 2002<br />
Herausgeber:<br />
Verband deutschsprachiger<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogen e. V.<br />
Redaktion:<br />
Katrin Matthieu, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />
Ruth Dieckmann, <strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln<br />
Anke Krull, Krefeld<br />
Lothar Philips, <strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Katrin Matthieu, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />
Zittauer Str. 43<br />
02826 Görlitz<br />
Erscheinungsweise:<br />
2 mal pro Jahr, Sonderheft<br />
Gestaltung / Satz<br />
Katrin Matthieu, Görlitz<br />
Lothar Philips, Köln<br />
© bei den Herausgebern.<br />
Die Artikel geben nicht<br />
notwendigerweise<br />
die Meinung der Herausgeber<br />
und der Redaktion wieder.<br />
ISSN 0948 8362<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>,<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 14<br />
erscheint im November 2002<br />
Redaktionsschluss<br />
ist der 1.10.2002<br />
Artikel und Zuschriften bitte, soweit<br />
möglich unformatiert, auf Diskette<br />
mit einem Ausdruck einsenden.<br />
Wir freuen uns über Leserbriefe und Manuskripte,<br />
behalten uns allerdings Abdruck, Kürzungen und<br />
Änderungen vor.
Vorwort<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />
Die 13. Ausgabe unserer Verbandszeitung reflektiert auch die Eindrücke der 16. Tagung deutschsprachiger<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogen in Basel.<br />
Wir haben uns über die Anwesenheit von Sylvia Buchen gefreut und ihren derzeitigen Gesundheitszustand<br />
wahrgenommen. Dass sie dennoch unter uns war, ist hauptsächlich der intensiven, aufopferungsvollen<br />
Betreuungsarbeit von Beate Pelzer zu danken. Ihr gebührt höchste Anerkennung!<br />
Auch wenn wir wahrscheinlich unsere Sylvia von früher nicht wiederbekommen werden, wollen wir sie<br />
dennoch nicht „offiziell“ mit Blumen aus der Vorstandsarbeit verabschieden. Sylvia hat eine riesige Lücke<br />
hinterlassen, die bis heute nicht geschlossen ist.<br />
Wenn sie auch nicht mehr im Vorstand des Verbandes mitarbeiten kann, gehört sie doch immer noch zu<br />
uns. Wir werden ihr unsere Wertschätzung und unseren Dank ausdrücken, wenn wir merken, dass sie<br />
das wieder wahrnehmen kann.<br />
Die Übergabe der „Amtsgeschäfte“ und eine Erkrankung des „Sätzers“ haben zur Verzögerung der Fertigstellung<br />
der Zeitung geführt. Wir bitten um Verständnis.<br />
Katrin Matthieu, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />
Inhalt:<br />
Impressum 2<br />
Vorwort 3<br />
Inhalt 3<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik und Gehegegestaltung, Hans Post und Robert van Herk, Übersetzung, Lothar Philips 4<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogische Standards in Mitgliedzoos und -aquarien der EAZA 8<br />
Fachtagung der <strong>Zoo</strong>pädagogen in Nordrhein-Westfalen, Lothar Philips 10<br />
Die Facharbeit in Bayern, Hans Lichei, Tiergarten Nürnberg 14<br />
EAZA-Ausstellung: RETTET die „LÖWEN“ des REGENWALDES!, von Gaby V. Schwammer 16<br />
Aus dem Elefanten eine Mücke machen, Elke Zach-Heuer 18<br />
Neues aus den EAZA-News 36 und 37 20<br />
1976 – 2001: 25 Jahre <strong>Zoo</strong>schule Osnabrück , Birgit Strunk 21<br />
Der Aquazoo ohne Sylvia Buchen, Jörg Allenstein, Beate Pelzer 22<br />
Gemeinsam durch das Reich von Bär, Wolf und Luchs, Leopold Slotta-Bachmayr 23<br />
Das Leben an der Küste, Ulrike Lamp 27<br />
Der Aquazoo ohne Sylvia Buchen, Jörg Allenstein, Beate Pelzer 29<br />
Rückblick <strong>VZP</strong>-Tagung in Basel, Katrin Matthieu 30<br />
Der Vorstand stellt sich vor 32<br />
Neues aus dem Vorstand 33<br />
Empfehlungen Internetseiten, Tobias Kamer,Stephen McKeown, Lothar Philips 34<br />
Kontakte 35<br />
Abkürzungen 36<br />
Naturheilverfahren – Hochwirksam, Sabine Wieczorek 38<br />
Anekdoten und Dönekes, Lynn Hughes, Gerd Stadie 41<br />
Termine 42<br />
Buchbesprechungen 43<br />
Autoren 47
<strong>Zoo</strong>pädagogik und Gehegegestaltung<br />
Hans Post und Robert van Herk, Übersetzung: Lothar Philips<br />
Das Verfahren des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s und Gehegegestaltung in Holland aus historischer Sicht<br />
Dieser Artikel handelt von der Rolle, die <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />
bei der Gestaltung neuer Gehege<br />
spielen kann und zunehmend spielt. Zuerst<br />
werden wir einen kurzen Rückblick auf den Einfluss<br />
der <strong>Zoo</strong>pädagogik auf die <strong>Zoo</strong>gestaltung<br />
geben. Dieser Rückblick basiert auf der holländischen<br />
– besonders der Rotterdamer – Entwicklung,<br />
aber wir sind überzeugt, dass der<br />
gleiche Prozess in anderen <strong>Zoo</strong>s ähnlich abgelaufen<br />
ist. Dann werden wir das derzeitige Verfahren<br />
des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s beschreiben und<br />
Ihnen zoopädagogische Gestaltungsformen<br />
vorstellen, um adäquate Gehegegestaltung zu<br />
erleichtern.<br />
Wir können vier historische Phasen zoopädagogischen<br />
Einflusses ausmachen.<br />
Phase 1<br />
Wir wollen diese Phase als prähistorische Phase<br />
bezeichnen: eine Periode, die vor 200 Jahren<br />
begann und mindestens bis in die 1960er<br />
Jahre andauerte. Das war die Zeit, als <strong>Zoo</strong>s<br />
ohne zoopädagogische Abteilung auskamen.<br />
Eine Zeit, in der <strong>Zoo</strong>pädagogik häufig nur bedeutete,<br />
dass der Kurator ein erforderliches<br />
Schild neben einer neuen Anlage aufstellte.<br />
Weitere Anstrengungen waren überflüssig, da<br />
zu der Zeit Schilder das Hauptmedium der Information<br />
waren. Den Gehegeplanungs-Prozess<br />
zu der Zeit kann man sich leicht ausmalen: eine<br />
Konstruktionszeichnung eines einfachen Käfigs<br />
für das Tier. Kurz vor der offiziellen Eröffnung<br />
bemerkt jemand, dass noch ein Schild fehlt.<br />
Das war der Moment, an dem der Kurator aus<br />
seiner oder ihrer laufenden Arbeit gerissen wurde<br />
und in die Rolle eines <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />
schlüpfen musste. Zu diesen prähistorischen<br />
Zeiten gab es keinen organisierten pädagogischen<br />
Einfluss. Die Qualität der Pädagogik hing<br />
davon ab, wie aufgeklärt der Direktor oder Kurator<br />
war und wo ihre Interessen lagen. <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />
war vorwiegend Nebensache und<br />
wurde selten <strong>Zoo</strong>pädagogik genannt.<br />
Phase 2: Der Insel-Pädagoge 1970-1980<br />
Glücklicherweise verbesserten sich die Zustände.<br />
Dies geschah in den frühen 1970er Jahren<br />
als schließlich einige zoopädagogische Abteilungen<br />
gegründet wurden, sie waren mit Lehrern<br />
ausgestattet, die Schulklassen unterrichteten.<br />
Das war eine wichtige Verbesserung. Den<br />
Lehrern wurde bald auch die Aufgabe übertragen,<br />
Gehegeschilder zu produzieren; eine Aufgabe,<br />
der sie sich mit Begeisterung annahmen,<br />
allerdings ohne die geringste Ahnung von<br />
Präsentationstechniken zu haben. Diese neuen<br />
<strong>Zoo</strong>mitarbeiter wurden oft als Parias betrachtet,<br />
sie wurden von den Kollegen toleriert, waren<br />
aber wie auf einer Insel isoliert und waren nicht<br />
wirklich Teil der <strong>Zoo</strong>familie. Mehr und mehr ähnelten<br />
europäische Gehege Landschaften und<br />
Käfige kamen aus der Mode.<br />
Dennoch war Gehegegestaltung immer noch<br />
ein unsteter Prozess, dem ein vereinheitlichendes<br />
Gesamtkonzept fehlte. Jedes neue<br />
Gehege war eine eigene Entität und die Rolle<br />
des <strong>Zoo</strong>pädagogen war bescheiden: er entwarf<br />
bloß Schilder.<br />
Phase 3: Der anerkannte <strong>Zoo</strong>pädagoge<br />
in den1980er Jahren<br />
Die dritte Phase begann in den 1980er Jahren<br />
und noch nahm der <strong>Zoo</strong>pädagoge keine bedeutende<br />
Rolle im Planungsprozess ein. Dennoch,<br />
der <strong>Zoo</strong>schullehrer hatte sich zum hochgradig<br />
professionellen <strong>Zoo</strong>pädagogen gewandelt. Kleine<br />
pädagogische Ausstellungen wurden nun<br />
organisiert. Präsentationstechniken wurden entwickelt<br />
unter Zuhilfenahme einer breiten Basis<br />
praktischer Erfahrung, und Präsentationen wurden<br />
manchmal von Profis mit unterschiedlichem<br />
Background erstellt, wie zum Beispiel<br />
Werbefachleuten, Fachleuten für Massenkommunikation<br />
oder Designern. <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />
wurde verstärkt als ein wichtiger Aspekt der Aufgaben<br />
eines <strong>Zoo</strong>s wahrgenommen. Die Rolle<br />
der <strong>Zoo</strong>s hatte sich dramatisch verändert. Naturschutz<br />
wurde ein wichtiges Thema, während<br />
Zuchtprogramme, Wiedereinbürgerungsprogramme<br />
und ein neuer ethischer Standard für<br />
die Entscheidung, neue Arten zu halten wichtig,<br />
wurden. <strong>Zoo</strong>pädagogen hatten eine anerkannte<br />
4<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Rolle bei der Verbreitung der Naturschutzbotschaft,<br />
aber noch blieben sie außen vor,<br />
wenn es um <strong>Zoo</strong>gestaltung ging. Nichtsdestoweniger<br />
wurden sie zunehmend in die Präsentation<br />
von Gehegen eingebunden und es wurde<br />
mehr Geld für pädagogische Beschilderung<br />
ausgegeben. Diese dritte Phase ist in vielen<br />
<strong>Zoo</strong>s noch gängige Praxis.<br />
Phase 4: Der nutzbar gemachte Pädagoge<br />
1990 bis ?<br />
In der vierten Phase ist die Rolle eine <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />
sehr viel wichtiger.<br />
Vertreter der <strong>Zoo</strong>pädagogischen Abteilung<br />
sind Mitglieder von Projekt-Teams, die mit<br />
dem Bau neuer Anlagen betraut sind. Mitarbeiter<br />
der zoopädagogischen Abteilung<br />
des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s sind sogar Teil eines<br />
ständigen Teams, das sich um alle<br />
Fragen der <strong>Zoo</strong>gestaltung kümmert. Der<br />
<strong>Zoo</strong>pädagoge mischt sich in jeder Phase<br />
des Gestaltungsprozesses ein. Eine notwendige<br />
Störung wie wir zeigen werden.<br />
Das bedeutet, dass alles, was ein <strong>Zoo</strong> tut, nicht<br />
tut, kommuniziert oder nicht kommuniziert die<br />
pädagogische Botschaft beeinflusst; oder<br />
zumindest die <strong>Zoo</strong>pädagogik beeinflusst. Das<br />
stimmt für den ausgestellten Tierbestand, die<br />
Gestaltung der Gehege und die Geisteshaltung,<br />
mit der die Botschaft vermittelt wird. Wir nennen<br />
das in unserem <strong>Zoo</strong> primäre, sekundäre<br />
und tertiäre Pädagogik. Denn auch die Haltung<br />
des Mitarbeiters am Eingang beeinflusst die Effektivität<br />
der <strong>Zoo</strong>pädagogik – „warum sollte ich<br />
all die Naturschutzbotschaften glauben, wenn<br />
sie von einer Horde von Blödmännern vorgebracht<br />
werden“, genauso tut das die Art, wie wir<br />
mit unserem Müll umgehen – die Naturschutzbotschaft<br />
ist glaubhafter, wenn die Richtlinien<br />
und die Praxis des <strong>Zoo</strong>s umweltverträglich sind<br />
– wie es die Haltung des Tierpflegers tut „Sie<br />
sind unser Gast“ oder ... „geh mir aus dem<br />
Weg, ich bin am arbeiten“. Kurz, <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />
ist viel mehr, als noch ein attraktives Schild aufzustellen,<br />
eine hübsche Anlage zu planen oder<br />
ein „pädagogisches“ Tier auszusuchen; der<br />
ganze <strong>Zoo</strong> trägt zur pädagogischen Botschaft<br />
bei.<br />
Das ganzheitliche Verfahren<br />
Eine bekannte Prämisse der Kommunikationstheorie<br />
besagt:<br />
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“<br />
Das bedeutet, dass man sogar dann kommuniziert,<br />
wenn man kein Wort sagt oder schreibt.<br />
Wir erzählen etwas über uns selbst durch unsere<br />
Kleidung, unsere Körpersprache und unseren<br />
Gesichtsausdruck, einfach wenn wir nicht reagieren,<br />
wo es erwartet wird, etc. Diese Formen<br />
der Kommunikation werden als non-verbale<br />
Kommunikation bezeichnet. Pädagogik ist eine<br />
besondere Form der Kommunikation. Wir könnten<br />
sogar feststellen:<br />
“Es ist nicht möglich, nicht pädagogisch zu<br />
handeln.”<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
Wenn wir eine Botschaft wie “die Bedeutung des<br />
Naturschutzes” ‘rüberbringen wollen, müssen<br />
wir sicherstellen, dass jede Facette des <strong>Zoo</strong>s<br />
diese Botschaft unterstützt. Wir könnten einfach<br />
feststellen, dass ein <strong>Zoo</strong>pädagoge sich in alle<br />
Bereiche von <strong>Zoo</strong>aktivitäten einmischen sollte,<br />
einschließlich der Aktivitäten, die traditioneller<br />
Weise zur Publicrelation- oder Marketingabteilung<br />
gehören. Wir könnten tatsächlich sagen,<br />
dass zoopädagogische sowie PR und<br />
Marketingabteilung gemeinsame Interessen haben:<br />
was <strong>Zoo</strong>pädagogen erreichen, kann durch<br />
PR zerstört werden und umgekehrt. Kurz, die<br />
vierte Phase zeigt einen bedeutenderen zoopädagogischen<br />
Einfluss, sogar zu einem frühen<br />
Planungsstadium spürbar. Der anerkannte <strong>Zoo</strong>pädagoge<br />
ist nun vollständig nutzbar.<br />
5
<strong>Zoo</strong>pädagogik und Gehegegestaltung<br />
Planungs- Team<br />
Im Rotterdamer <strong>Zoo</strong> haben wir diesen zoopädagogischen<br />
Einfluss durch die Zusammensetzung<br />
unseres Planungs-Teams strukturiert. Alle neuen<br />
Projekte des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s sind Teil eines<br />
umfassenden, konzeptionellen Plans: des Masterplans.<br />
Dieser Plan teilt den <strong>Zoo</strong> in Kontinente<br />
ein, in denen die Tiere in ihren Ersatzlebensräumen<br />
vorgestellt werden. Jedes neue Projekt<br />
durchläuft den selben Planungsprozess. Die<br />
Ideen, die von vielen verschiedenen Mitarbeitern<br />
kommen, werden in der Initiationsphase weiterentwickelt.<br />
Wenn eine Idee zur Verwirklichung<br />
des Masterplans passt, macht sich eine Arbeitsgruppe<br />
daran, eine Liste mit Bedingungen für<br />
das Projekt aufzustellen. Die Arbeitsgruppe setzt<br />
sich aus Mitarbeitern verschiedener Disziplinen<br />
zusammen. Wir halten es für wichtig, dass die<br />
Endnutzer von Anfang an beteiligt sind.<br />
Rohentwurf<br />
Wenn die Liste mit den Bedingungen für ein Projekt<br />
abgeschlossen ist, bekommt das Planungs-<br />
Team des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s den Auftrag, einen<br />
Rohentwurf anzufertigen. Dieses Planungsteam,<br />
betraut mit der Umsetzung des Masterplans und<br />
anderer Projekte, ist eine Gruppe von Beratern<br />
innerhalb des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s. Einer unserer<br />
Kuratoren fungiert als Koordinator des Planungs-<br />
Teams. Zusätzlich zu großem praktischem zoologischen<br />
und zootechnischem Wissen hat er<br />
solide Planungs- und Organisationsqualitäten.<br />
Zudem ist der Leiter unserer botanischen Abteilung<br />
Mitglied des Teams. Er ist verantwortlich für<br />
die landschaftsgärtnerische Gestaltung und botanische<br />
Ausgestaltung des Projekts. Schließlich<br />
ist der Leiter der zoopädagogischen Abteilung<br />
Mitglied des Teams. Er ist für das pädagogische<br />
Erlebnis des Besuchers und die Gestaltung der<br />
zoopädagogischen Medien verantwortlich. Zusätzlich<br />
sind ein Architekt und ein Projektmanager<br />
Mitglieder des Teams. Der Projektleiter hat<br />
keinen Einfluss auf die Gestaltung, sondern ist<br />
wegen seines finanziellen und technischen<br />
Knowhows da. Darüber hinaus wird das Team<br />
von verschiedenen freien Mitarbeitern unterstützt.<br />
Das Planungsteam entwickelt und überwacht die<br />
komplette Gestaltung des <strong>Zoo</strong>s. Das bedeutet<br />
Anfertigung von Entwurfsskizzen von Gehegen<br />
innerhalb eines Biotops und dann die Integration<br />
des Entwurfs in die Gestaltung des Gesamtteils<br />
des in Frage stehenden Kontinents und der Teile,<br />
die noch gebaut werden müssen. Innenanlagen,<br />
Außenanlagen, Besucherwege, Details der Zäune,<br />
Seen, Aussichtspunkte, Schilder, Schilderständer,<br />
Sponsorentafeln und Sitzgelegenheiten<br />
gehören zu diesem Prozess.<br />
Projekt Vorbereitung<br />
Nachdem der Rohentwurf angenommen ist, beginnt<br />
die nächste Phase in der Projektvorbereitung:<br />
der Entwurf der vorläufigen Gestaltung.<br />
Das Planungs-Team entwirft auch diese. Jeder<br />
trägt seine oder ihre besondere Fachkenntnis zur<br />
Vorbereitung dieser vorläufigen Gestaltung bei.<br />
Auf wöchentlichen (manchmal häufigeren) Treffen<br />
wird eine ergänzte, vorzeigbare Gestaltung<br />
entwickelt mit Skizzen, um besondere Details,<br />
die abgesprochen werden müssen, zu klären.<br />
Wenn die vorläufige Planung abgeschlossen ist,<br />
kann die nächste Phase, das Zeichnen der endgültigen<br />
Gestaltung beginnen. Elemente der Gestaltung<br />
konnten in der vorherigen Projektphase<br />
noch relativ einfach verändert werden, doch das<br />
wird in dieser Phase schwieriger. Und die Uhr der<br />
Finanzierung tickt...<br />
Ständige Überprüfung<br />
Große Veränderungen an der Planung werden an<br />
die Verfasser der Liste der Bedingungen für das<br />
Projekt zurückgegeben. Es ist wichtig nachzufragen,<br />
ob die Veränderungen zu weit gehen und<br />
ob<br />
6<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
die Liste der Bedingungen wirklich realistisch ist.<br />
Kontakt mit den Verfassern der Liste der Bedingungen<br />
während dieser Phase und die Beteiligung<br />
der „Endbenutzer“ garantieren eine breite<br />
Unterstützung des Projekts. Die endgültige Planung<br />
besteht in unserem <strong>Zoo</strong> aus verschiedenen<br />
Teilen. Sie beinhaltet eine Landschaftsgestaltung,<br />
in der die Grenzen existierender Strukturen eingezeichnet<br />
sind. Sie umfasst auch Pläne der Gebäude,<br />
Grundrisse und eine künstlerische Zeichnung<br />
des Architekten, um den Mitarbeitern den<br />
Entwurf verständlicher zu machen. Die erforderlichen<br />
pädagogischen Medien werden von Mitarbeitern<br />
der zoopädagogischen Abteilung entworfen<br />
und skizziert, ebenso die Dekorationen der<br />
Innen- und Außenanlagen. Dies geschieht aufgrund<br />
der Erkenntnis, dass der Biotop selbst<br />
eine sehr klare pädagogische Botschaft vermittelt<br />
- oft sogar stärker als ein aufgestelltes pädagogisches<br />
Element. Das Planungs-Team bemüht<br />
sich, alle Teile des Projekts zu betreuen. Große<br />
Aufmerksamkeit auf Details schließt die Auswahl<br />
vorgeschlagener Materialien ein. Wir haben in<br />
früheren Projekten wiederholt festgestellt, dass in<br />
den vorgelegten Skizzen so wenig Unklarheiten<br />
wie möglich sein<br />
dürfen.<br />
Sparen<br />
Das Team erlebt<br />
während der Entwicklungsphase<br />
ständig<br />
Herausforderungen.<br />
Gewöhnlich sind diese<br />
Herausforderungen<br />
Kosten oder Zeitbegrenzungen.<br />
Manchmal haben wir<br />
in der Vergangenheit<br />
die falschen Entscheidungen<br />
getroffen,<br />
wenn wir mit<br />
solchen Herausforderungen<br />
konfrontiert<br />
waren, manchmal<br />
haben wir am Design gespart und an der äußerlichen<br />
Qualität von Objekten, die der <strong>Zoo</strong>besucher<br />
sieht. Das tun wir nicht mehr. Wenn Einsparungen<br />
erfolgen müssen, ist es besser auf ganze<br />
Teile zu verzichten als die Qualität des<br />
gesamten Projekts zu vermindern. Es ist besser<br />
einen Teil nicht oder später zu bauen, als die<br />
Qualität des Gesamtbereichs zu opfern.<br />
Kontrolle<br />
Nachdem der endgültige Plan genehmigt ist, ist<br />
der Umfang der Arbeit klar und der Bauunternehmer<br />
beginnt zu arbeiten. Dann ändert sich die<br />
Rolle des Planungs-Teams. Das Team überwacht<br />
die Qualität der Arbeiten und ist regelmäßig auf<br />
der Baustelle anzutreffen. Das Team kümmert<br />
sich nicht um technische Fragen des Baus -<br />
das ist Aufgabe anderer Leute - sondern mit<br />
der endgültigen Gestaltung; der äußeren Oberfläche,<br />
die die <strong>Zoo</strong>besucher sehen werden.<br />
Natürlich gibt es verschiedene Wege, <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />
in Ihrem <strong>Zoo</strong> einzubinden, aber der<br />
Rotterdamer <strong>Zoo</strong> ist mit seiner Methode sehr<br />
glücklich. Das Planungs-Team garantiert,<br />
dass unsere pädagogische Botschaft in unsere<br />
Planungen eingebettet ist und wir halten<br />
das für sehr wichtig:<br />
Ist <strong>Zoo</strong>pädagogik nicht der Beginn von Naturschutz?<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
7
<strong>Zoo</strong>pädagogische Standards in Mitgliedzoos und<br />
-aquarien der EAZA The Exhibit Design and Education Committee, September 2001<br />
Verabschiedet vom EAZA-Council, 22.9.2001 in Prag<br />
Das Wort <strong>Zoo</strong> bezeichnet hier jede Institution, die Mitglied der EAZA ist oder<br />
werden möchte.<br />
Die Hauptziele moderner <strong>Zoo</strong>s beinhalten Naturschutz und <strong>Zoo</strong>pädagogik. Wenn Naturschutz erfolgreich<br />
sein soll, müssen die Menschen Sorge für Tiere tragen und Kenntnisse über Wildtiere und die Bedrohungen,<br />
denen sie in der Wildnis unterliegen, erwerben wollen. Jeder sollte die Gelegenheit haben, die Tierwelt aus<br />
erster Hand kennen zu lernen und etwas über sie zu erfahren. Ein Ziel der EAZA ist die Kenntnis und das<br />
Verständnis der natürlichen Umwelt durch das Medium <strong>Zoo</strong> zu fördern. <strong>Zoo</strong>s sind wertvolle pädagogische<br />
und kulturelle Einrichtungen, wie Museen und Botanische Gärten. Jedes Jahr besuchen 125 Millionen<br />
Menschen die <strong>Zoo</strong>s in Europa. Die Welt<strong>Zoo</strong>Naturschutzstrategie (1993 veröffentlicht von der IUDZG jetzt<br />
WAZA) stellt fest, dass zoopädagogische Programme erfolgreich das Bewusstsein der Menschen für den<br />
unersetzlichen Wert der Natur steigern können, wenn eine professionelle Vorgehensweise, eine Kenntnis der<br />
Interessen der <strong>Zoo</strong>besucher und ein klar definiertes zoopädagogisches Konzept gegeben sind. Pädagogik ist<br />
deshalb eine grundlegende Naturschutzaufgabe der <strong>Zoo</strong>s.<br />
A.<br />
Die pädagogische Rolle des <strong>Zoo</strong>s muss klar aus der schriftlichen Manifestation seiner Ziele hervorgehen.<br />
B.<br />
Der <strong>Zoo</strong> muss eine schriftlich fixierte pädagogische Leitlinie haben, die die pädagogischen Programme<br />
beschreibt und darlegt, durch welche Methoden diese Programme eigens auf die unterschiedlichen Gruppen<br />
von <strong>Zoo</strong>besuchern abgestimmt sind. Das zoopädagogische Konzept umfasst mehr als ein Programm für<br />
Schulen und sollte zum Ziel haben, alle Besuchergruppen zu erreichen. Es sollte in Übereinstimmung mit<br />
der Welt<strong>Zoo</strong>Naturschutzstrategie stehen.<br />
Erläuterung:<br />
Pädagogische Programme können solche Themen beinhalten wie: Tierverhalten, das Management von<br />
<strong>Zoo</strong>tieren, Vielfalt des Lebendigen, vielfältige Themen, die sich mit Tieren beschäftigen, Fragen des globalen<br />
oder lokalen in situ und ex situ Naturschutzes, wodurch Arten bedroht sind, die Rolle der <strong>Zoo</strong>s im Naturschutz,<br />
Nachhaltigkeit und Respekt vor und Wertschätzung der Tierwelt.<br />
Jeder <strong>Zoo</strong> sollte einige Kenntnisse über die Zusammensetzung der Besucherschaft haben, um seine pädagogischen<br />
Ziele zu erreichen. So gibt es beispielsweise: "normale" Besucher, Ortsansässige, Touristen,<br />
Familien, altersgemischte Gruppen, Freunde, Schulklassen, Gruppen Gleichaltriger, Teenager, Ältere, Behinderte,<br />
Leute, die lesen und schreiben können sowie solche, die das nicht können.<br />
Methoden, die das pädagogische Programm vermitteln sollen, können eine Kombination der folgenden<br />
Komponenten sein: die Gehege selbst, Gehegebeschilderungen, Grafiken, audio/visuelle Installationen,<br />
interaktive Elemente, computergestützte Informationen, <strong>Zoo</strong>führer, zoopädagogisches Personal, Tierpfleger,<br />
<strong>Zoo</strong>-Volunteers, ständige oder zeitweilige Ausstellungen, Veröffentlichungen des <strong>Zoo</strong>s und anderen Medien.<br />
C.<br />
Der <strong>Zoo</strong> muss nachweisen, dass er seine zoopädagogischen Leitlinien umsetzt, durch Vorhandensein<br />
bestimmter Projekte, Zahlen über die Beteiligung, EvaluationsVerfahren und Forschung.<br />
D.<br />
Zumindest ein Mitglied des Personals der Institution sollte für die professionelle Umsetzung der pädagogischen<br />
Leitlinien verantwortlich sein.<br />
Erläuterung: Mittelgroße <strong>Zoo</strong>s sollten zumindest einen Mitarbeiter mit Hauptaufgabe Pädagogik beschäft-<br />
8<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
gen. Größere <strong>Zoo</strong>s sollten zusätzliche pädagogische Mitarbeiter haben. Das Team muss eine gewisse Ausbildung<br />
in Pädagogik haben, vorzugsweise Universitätsabschluss und / oder Lehrbefähigung. In kleineren <strong>Zoo</strong>s<br />
können die pädagogischen Aufgaben mit anderen Funktionen kombiniert sein und von Personen wie: dem<br />
Direktor, Kurator, Reviertierpfleger und Wissenschaftler wahrgenommen werden. Die beteiligten Mitarbeiter<br />
müssen mit der pädagogischen Praxis vertraut sein und idealer Weise eine formale oder informelle Ausbildung<br />
in Pädagogik haben (durch Teilnahme an pädagogischen Konferenzen und regionalen Workshops).<br />
E.<br />
Tiere müssen in ihren Gehegen eindeutig und richtig bezeichnet sein. Gefährdete Arten und Arten in regional,<br />
national und international koordinierten Zuchtprogrammen sollten hervorgehoben werden.<br />
F.<br />
Wenn Tierdressuren Teil des Programms sind, müssen sie eine pädagogische oder naturschützerische Botschaft<br />
vermitteln.<br />
Erläuterung: Vorführungen sollten die natürlichen Fähigkeiten der Tiere demonstrieren oder erweitern und<br />
Verhaltensweisen zeigen, die für eine Art per se von Wert sind. Es sollte ihnen kein Schaden zugefügt werden,<br />
indem unnatürliche Verhaltensweisen vorgeführt werden oder das Tier vermenschlicht wird. Es sollte darauf<br />
geachtet werden, dass nicht der Eindruck entsteht, Wildtiere seien wundervolle, exotische Schmusetiere. Es<br />
sollte möglich sein, die Aufmerksamkeit auf gefährdete Arten zu lenken und zu erklären, warum sie im <strong>Zoo</strong><br />
sind. Fragen des Naturschutzes wie Verlust des Lebensraumes und Handel mit tierischen Produkten können<br />
behandelt werden. Erfolgreiche Zuchtprogramme in den <strong>Zoo</strong>s und jede Wiedereinbürgerung in der Wildnis<br />
sollten erwähnt werden.<br />
G.<br />
Es sollte betont werden, dass die <strong>Zoo</strong>tiere unter besten Bedingungen gehalten werden müssen, wenn pädagogische<br />
Programme erfolgreich sein sollen, also in Gehegen, die ihnen erlauben, so natürlich wie möglich<br />
zu leben und ihnen, so weit es geht, das Ausleben natürlicher Verhaltensweisen ermöglichen.<br />
Erläuterung: Tiere, die an physischen und / oder psychischen Mängeln bzw. Störungen zu leiden scheinen,<br />
sind für die Pädagogik kontraproduktiv und verderben die Naturschutz Botschaft.<br />
H.<br />
Aufklärung / Pädagogik sollte integraler Bestandteil jedes Geheges sein und der Pädagoge sollte am Gehegeund<br />
Bestandsplanungsprozess beteiligt sein.<br />
I.<br />
Eine Präsenzbibliothek entsprechend der Größe und Komplexität des <strong>Zoo</strong>s sollte unterhalten und allen Mitarbeitern<br />
zugänglich gemacht werden und, wo das praktikabel ist, möglicherweise auch der Öffentlichkeit.<br />
Erläuterung: Bücher, Zeitschriften und andere Medien befähigen die Mitarbeiter, ihr Wissen zu vertiefen und<br />
auf dem aktuellen Stand der Tiergartenbiologie und des Naturschutzes zu bleiben. Zum anderen befähigt es<br />
sie, die <strong>Zoo</strong>besucher mit genauen Informationen zu versorgen.<br />
Basismaterial / pädagogische Information sollte der breiten Öffentlichkeit und der <strong>Zoo</strong>besucherschaft zugänglich<br />
gemacht werden. Dies beinhaltet: Flugblätter, <strong>Zoo</strong>führer, Unterrichtsmaterialien, Materialsammlungen<br />
und Arbeitsblätter sollten zur Ansicht, zum Kauf oder kostenfrei zur Verfügung stehen.<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
9
Fachtagung der <strong>Zoo</strong>pädagogen in Nordrhein-Westfalen<br />
Lothar Philips<br />
Am 2. und 3. November 2001 fand in Köln eine<br />
Fachtagung der nordrhein-westfälischen <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />
zum Thema „<strong>Zoo</strong>s als Lernorte für<br />
Agenda 21 Themen“ statt.<br />
Mit der Veranstaltung betraten wir in dreifacher<br />
Hinsicht Neuland.<br />
Neu war, dass die Fortbildung gemeinsam vom<br />
Ministerium für Schule, Wissenschaft und<br />
Forschung des Landes NRW, der Bezirksregierung<br />
Köln, dem <strong>Zoo</strong>logischen Garten Köln<br />
und dem Verband deutschsprachiger <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />
ausgerichtet wurde, ebenfalls neu,<br />
dass alle <strong>Zoo</strong>pädagogen ungeachtet ihres<br />
Beschäftigungsverhältnisses eingeladen waren,<br />
neu die Komplexität des Themas:<br />
„ <strong>Zoo</strong>s als Lernorte für Agenda 21 Themen.“<br />
Zur Vorgeschichte: Der <strong>Zoo</strong>logische Garten Köln<br />
hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft<br />
Regenwald-Artenschutz (ARA), gefördert<br />
von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt“<br />
(DBU), das Pilotprojekt „Globale Umweltbildung<br />
im <strong>Zoo</strong>“ durchgeführt, das darauf abzielt, Ziele<br />
und Umsetzungsmöglichkeiten der Agenda 21<br />
der Bevölkerung zu verdeutlichen.<br />
Im Zuge des Projekts wurde unter anderem auch<br />
die <strong>Zoo</strong>beschilderung erneuert und auf<br />
Agenda-Thematiken abgestimmt. Die Ergebnisse<br />
sind nunmehr erkennbar und sollen auch für<br />
unterrichtliche Zwecke nutzbar gemacht werden.<br />
Die teilnehmenden <strong>Zoo</strong>pädagogen sollten einen<br />
Einblick in die Möglichkeiten der <strong>Zoo</strong>s als<br />
Fortbildungsstätten für Agenda 21 Ziele und<br />
deren Umsetzungsmöglichkeiten erhalten.<br />
Der Freitag stand im Zeichen der Theorie und der<br />
Vorstellung des bisher in Köln Erarbeiteten.<br />
Herr Schwarz von der Bezirksregierung Köln wies<br />
in seiner Einführung auf die Notwendigkeit einer<br />
engen Verzahnung von außerschulischen Lernorten<br />
und Regelschulen hin. Herr Philips konstatierte<br />
das Scheitern der „klassischen“ Umwelterziehung,<br />
die bei vielen Schülern zu einer resignativen<br />
Haltung und „No future“ Einstellung<br />
geführt habe. Das Konzept der Nachhaltigkeit<br />
bietet, indem es über die klassischen Umweltthemen<br />
hinausgeht, Handlungs- und Einflussmöglichkeiten,<br />
die Jugendliche motivieren können.<br />
Für die <strong>Zoo</strong>pädagogik bedeutet dies einen<br />
Paradigmenwechsel, weg von der „reinen“<br />
Biologie, hin zur Umweltpädagogik.<br />
Jürgen Wolters von der Arbeitsgemeinschaft<br />
Regenwald-Artenschutz (ARA) gab einen Überblick<br />
über Entstehungsgeschichte und Ziele der<br />
Agenda 21. Er beleuchtete die politischen<br />
Vorbedingungen der Entstehung, die Absichten<br />
und was bisher erreicht werden konnte.<br />
Insbesondere betonte er die Zusammenarbeit mit<br />
anderen Institutionen, NGOs (Nicht-Regierungs<br />
Organisationen) etc., zum einen um eine breite<br />
Informationsbasis zu schaffen, zum anderen um<br />
im Sinne der Agenda 21 zu handeln, die eben<br />
keine Umweltschutzverordnung ist, sondern<br />
soziale, ökonomische, Bildungs- und Gerechtigkeitsaspekte<br />
umfasst.<br />
Der <strong>Zoo</strong> auf dem Weg zum Naturschutzzentrum<br />
war Thema des Vortrags von Theo Pagel, <strong>Zoo</strong>logischer<br />
Garten Köln. Herr Pagel stellte das<br />
Konzept des neuen Tropenhauses „Der Regenwald“<br />
des <strong>Zoo</strong>s Köln vor und berichtete über die<br />
Arbeit des <strong>Zoo</strong>s und seiner vietnamesischen<br />
Partner im Projekt „Phong Na – Ke Bang“.<br />
Deutlich wurde, dass es heute nicht mehr<br />
ausreicht, klassischen Naturschutz zu betreiben.<br />
Ökologische, ökonomische, soziale sowie<br />
Fragen der gerechten Verteilung müssen berücksichtigt<br />
werden, wenn Projekte erfolgreich sein<br />
sollen. Auch hier verspricht das Konzept der<br />
Nachhaltigkeit mehr Erfolg als der klassische<br />
Naturschutz.<br />
Den Nachmittag eröffnete Herr Dr. Reichel mit<br />
einem Grußwort. Er stellte das „Fremde, Exotische“<br />
in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen<br />
und regte an, den ungewöhnlichen Ort <strong>Zoo</strong> auch<br />
zu ungewöhnlichen Gedanken zu nutzen, über<br />
den Tellerrand hinauszublicken und scheinbar<br />
Unvereinbares zusammenzuführen. Er schlug<br />
vor, die Agenda-Thematiken so zu bearbeiten,<br />
dass sie Teil einer Friedenserziehung werden<br />
können.<br />
Ruth Dieckmann und Lothar Philips stellten im<br />
Weiteren den Kolleginnen und Kollegen drei der<br />
in Köln erarbeiteten Informationsmodule vor: Das<br />
Wattenmeer, die Bärenanlagen und das neue<br />
Tropenhaus, „Der Regenwald“. Das Konzept,<br />
bestehende Anlagen mit Agenda 21 Thematiken<br />
zu verknüpfen, bzw. Neubauten unter Agenda 21<br />
Perspektive zu planen, wurde verdeutlicht. Betont<br />
wurde der Mosaik-Charakter der Informationsübermittlung,<br />
auch wer nicht alles liest, stößt<br />
immer wieder auf Agenda 21 Themen.<br />
Dieses Konzept wurde kontrovers diskutiert,<br />
einige Kollegen fanden diese Vorgehensweise für<br />
Unterricht mit Schulklassen zu zeitintensiv und<br />
verglichen mit schulischer Instruktion ineffektiv.<br />
Die Befürworter führten an, dass dieser Ansatz<br />
nicht nur auf Schulklassen, sondern auf alle<br />
10<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
<strong>Zoo</strong>besucher ziele und somit wichtige Informationen<br />
in die Breite trage. Auch erfordere die Thematik<br />
fächerübergreifendes Arbeiten, das projektorientiert<br />
zu organisieren sei und passe somit<br />
hervorragend in die derzeit angestrebte Lernlandschaft.<br />
Am folgenden Tag stellte Christina Obermayr im<br />
Plenum das von den Kölner Gymnasial-Kollegen<br />
in Zusammenarbeit mit Lehrern von Regelschulen<br />
entwickelte Unterrichtskonzept „Madagaskar“<br />
vor.<br />
Regenwälder als Klimaregulatoren und Pharmakaressource<br />
kennen. Sie überprüften die speziellen<br />
Anpassungen und ökologischen Einnischungen<br />
der Lebewesen sowie die Ursachen für das<br />
Artensterben.<br />
Im Kunstunterricht stellten sie überlebensgroße<br />
Insektenmodelle, verfremdete Lemurenmasken,<br />
dreidimensionale Modelle von Ökohotels aus<br />
Natur- und Kunstmaterialien her. Schwerpunktmäßig<br />
befassten sie sich in den Fächern Sozialwissenschaften<br />
und Deutsch mit einer Lösungsstrategie,<br />
dem sanften bzw. Öko-Tourismus.<br />
Welche Ideen wurden umgesetzt?<br />
Erprobt wurde das MadagaskarProjekt in der<br />
Jahrgangsstufe 8 am HeinrichHeine-Gymnasium<br />
und am Gymnasium Rodenkirchen in Köln.<br />
Beteiligt waren schwerpunktmäßig die Fächer<br />
Biologie, Kunst, Deutsch und Sozialwissenschaften.<br />
In Biologie setzten sich die Schüler intensiv mit<br />
der Entwicklung der einzigartigen Fauna und<br />
Flora auseinander und lernten die Bedeutung der<br />
Der Massentourismus ist wegen der Umweltbelastungen,<br />
soziokultureller Konflikte und der<br />
ökonomischen Risiken für Madagaskar nicht<br />
geeignet und auch von der Regierung nicht<br />
gewollt.<br />
Sanfter Tourismus hingegen ist ein umwelt- und<br />
sozialverträglicher Fremdenverkehr, der Rücksicht<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
11
Fachtagung der <strong>Zoo</strong>pädagogen in Nordrhein-Westfalen<br />
auf die einheimische Kultur und Lebensweise<br />
nimmt und den Bewohnern ein Höchstmaß an<br />
Eigenständigkeit bei Entscheidungen über die<br />
zukünftige Entwicklung ihres Lebensraums<br />
gewährt. Dies entspricht dem Ziel: „Biologische<br />
Vielfalt nutzen ohne sie zu zerstören".<br />
Inzwischen wurde das Projekt auch im Rahmen<br />
von Projektwochen oder in Differenzierungskursen<br />
Naturwissenschaften an anderen Schulen<br />
erfolgreich durchgeführt.<br />
Hier wurde zudem die Frage nach der Verantwortung<br />
der ehemaligen Kolonialmächte und der<br />
Weltbank gestellt (Wirtschaftsökologie: Regenwaldschutz<br />
durch Bekämpfung der Armut).<br />
Das Modell soll Anregungen geben, Möglichkeiten<br />
eines Transfers auf andere <strong>Zoo</strong>s zu prüfen<br />
und zu diskutieren.<br />
Im Anschluss bildeten sich drei Arbeitsgruppen.<br />
Eine Arbeitsgruppe erstellte ein Mindmap zum<br />
Thema Nutztier:<br />
Die Grafik verdeutlicht die Komplexität des Themas und macht deutlich, dass hier Kollegen der verschiedensten<br />
Fachrichtungen zusammenarbeiten müssen.<br />
12<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Eine Arbeitsgruppe versuchte eine Abklärung der<br />
notwendigen Rahmenbedingungen, um Agenda<br />
21 Themen im <strong>Zoo</strong>schulunterricht behandeln zu<br />
können.<br />
* Die Übernahme einer nachhaltigen Wirtschaftsweise<br />
ist die einzige Chance der Menschheit zu<br />
überleben.<br />
* <strong>Zoo</strong>s sind auf dem Weg zum „Naturschutzzentrum“,<br />
das macht eine neue Botschaft nötig und<br />
möglich.<br />
* Der <strong>Zoo</strong>besucher ist für Informationen offen,<br />
eine Chance, die es zu nutzen gilt.<br />
* Nachhaltigkeit ist kein Unterrichtsfach und<br />
muss den Schülern (Menschen) ständig vor<br />
Augen geführt werden.<br />
* <strong>Zoo</strong>schulen können Anstöße zu fächerübergreifendem<br />
Arbeiten geben, da sie nicht nur von<br />
Biologielehrern aufgesucht werden.<br />
Die Diskussion über die Aufgaben der eintägig<br />
abgeordneten Lehrer verdeutlichte einige Schwierigkeiten.<br />
Der Schwerpunkt der Arbeit der eintägig abgeordneten<br />
Lehrer liegt in ihren Schulen und in ihrem<br />
Fachunterricht.<br />
Die eintägig abgeordneten Lehrer stehen unter<br />
hohem Druck: die Nachfrage nach direktem,<br />
klassischem <strong>Zoo</strong>schul-Unterricht ist so groß,<br />
dass sie ihn nicht befriedigen können. Die<br />
Erstellung von Unterrichtsmaterialien und die<br />
Beratung von Fachkollegen zu eigenem Unterricht<br />
sind weitere Aufgaben. Mit der Erfüllung<br />
dieser Aufgaben sind sie voll ausgelastet.<br />
Die Organisation von Lehrerfortbildungen ist<br />
aufwendig und kann während des einen Abordnungstages<br />
nicht geleistet werden, erfordert also<br />
freiwillige, unbezahlte Mehrarbeit.<br />
Direkten <strong>Zoo</strong>schulunterricht zu Agenda 21<br />
Themen für Schulklassen sahen vor allem die<br />
„Praktiker“ als problematisch, fächerübergreifender<br />
Unterricht kann nicht von den <strong>Zoo</strong>schulen<br />
allein organisiert werden, sondern erfordert die<br />
Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Schulen,<br />
ist also sehr zeitaufwendig.<br />
Fortbildungsveranstaltungen durch die <strong>Zoo</strong>schulen<br />
für Fachkollegen als „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />
erschien allen als der gangbarere Weg. Eine<br />
solche Arbeitsweise ist jedoch ebenfalls zeitintensiv<br />
und schwierig zu organisieren.<br />
Da alle <strong>Zoo</strong>schulkollegen an unterschiedlichen<br />
Tagen im <strong>Zoo</strong> sind, ist schon eine Absprache<br />
zwischen ihnen ein organisatorisches Problem.<br />
Die langfristige Zusammenarbeit mit den Schul-<br />
Kollegen scheitert oft an deren Nachmittagsunterricht.<br />
Wünschenswert für solche Aktivitäten ist<br />
eine gemeinsame „blockweise“ Freistellung der<br />
beteiligten Kollegen.<br />
Zu bedenken ist auch, dass eine Verstärkung der<br />
Fortbildungsaktivitäten der <strong>Zoo</strong>schulen zu einem<br />
Rückgang des direkten Unterrichts für Schulklassen<br />
führt.<br />
Aber auch in den <strong>Zoo</strong>s sind Veränderungen<br />
wünschenswert:<br />
Die abgeordneten Lehrer sind oft nicht umfassend<br />
über die Entwicklungen im <strong>Zoo</strong> informiert,<br />
geschweige denn an Entscheidungen beteiligt.<br />
Wenn von <strong>Zoo</strong>leitungen und Ministerium eine<br />
stärkere Ausrichtung der Arbeit der <strong>Zoo</strong>schulen<br />
auf Agenda 21 Themen gewünscht wird, muss<br />
über die Aufgaben der abgeordneten Lehrer, die<br />
Art ihrer Abordnung (Modell Mecklenburg-<br />
Vorpommern) sowie die Schaffung einer zoopädagogischen<br />
Abteilung und ihrer Einbindung in<br />
den jeweiligen <strong>Zoo</strong> nachgedacht werden.<br />
Begrüßenswert wäre ein gemeinsames Gespräch<br />
zwischen Ministerium, <strong>Zoo</strong>direktoren und <strong>Zoo</strong>pädagogen,<br />
um Zukunftsperspektiven zu entwickeln.<br />
Eine weitere Gruppe arbeite zum Thema Tourismus:<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
13
Die Facharbeit in Bayern<br />
Hans Lichei, Tiergarten Nürnberg<br />
Anlässlich einer Ausstellung über Facharbeiten<br />
im Naturkundehaus Nürnberg sandte uns Hans<br />
Lichei das letzte Exemplar einer Sammlung kurz<br />
gefasster Facharbeiten. Schon aus Einleitung<br />
und Gliederung geht die Intention der in Bayern<br />
geforderten Facharbeiten hervor. Da die Fülle der<br />
Facharbeiten den Raum dieser Zeitschrift sprengen<br />
würde, haben wir uns entschlossen, nur die<br />
im Jahre 2000 angefertigten Facharbeiten<br />
aufzulisten.<br />
Wer genauer informiert werden möchte, wende<br />
sich bitte an: Hans Lichei, Tiergarten Nürnberg,<br />
Am Tiergarten 30, 90480 Nürnberg.<br />
Die Facharbeit<br />
1. Bestimmungen § 45 der GSO<br />
(2) In der Kursphase der Kollegstufe wird in<br />
einem der beiden Leistungskursfächer eine<br />
Facharbeit von klar abgegrenzter Themenstellung<br />
sowie angemessenem Schwierigkeitsgrad und<br />
Umfang verlangt. Das Thema der Facharbeit<br />
wählt der Schüler zu Beginn des Ausbildungsabschnittes<br />
12/2 im Einvernehmen mit dem<br />
Kursleiter; dieser begleitet den Fortgang der<br />
Facharbeit durch Beobachtung und Beratung und<br />
achtet auf die selbständige Anfertigung. Die<br />
Facharbeit muss spätestens zum Ende des<br />
Ausbildungsabschnittes 13/1 abgeliefert werden<br />
.... .<br />
(3) Über die Facharbeit findet eine zwanzigminütige<br />
mündliche Prüfung durch den Kursleiter<br />
statt. In dieser Prüfung stellt der Schüler Verfahren<br />
und Ergebnisse seiner Facharbeit dar,<br />
erläutert sie und antwortet auf Fragen.<br />
Vom Sinn einer Facharbeit<br />
Die Facharbeit soll dem Kollegiaten die Gelegenheit<br />
geben, in einem begrenzten Sachgebiet<br />
Methoden des Beobachtens und naturwissenschaftlichen<br />
Experimentierens sowie Techniken<br />
der geistigen Arbeit anzuwenden, um eine ihm<br />
gestellte Aufgabe unter Anleitung des Kursleiters<br />
zu bearbeiten und zu eigenen Ergebnissen zu<br />
kommen.<br />
Der Kollegiat soll zeigen, dass er in der Lage ist<br />
die Problemstellung des Themas zu erfassen,<br />
die zur Bearbeitung notwendige Literatur zu<br />
beschaffen und auszuwerten,<br />
Beobachtungen und Experimente sinnvoll zu<br />
planen und sorgfältig auszuführen,<br />
Sachverhalte gedanklich zu ordnen,<br />
Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden,<br />
sachlich und folgerichtig zu argumentieren,<br />
Ergebnisse übersichtlich, anschaulich, sprachlich<br />
einwandfrei und für den Leser verständlich<br />
darzustellen,<br />
benutzte Quellen vollständig anzugeben,<br />
richtig zu zitieren,<br />
ein konsequentes Literaturverzeichnis anzulegen,<br />
der Arbeit eine ansprechende äußere Form zu<br />
geben.<br />
Bei der schulischen Facharbeit geht es in der<br />
Regel nicht darum, die Wissenschaft mit neuen<br />
Ergebnissen zu bereichern. Vielmehr sollen<br />
wissenschaftliche Fachmethoden bei einer<br />
überschaubaren Fragestellung angewendet und<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Blickwinkel<br />
der Themenstellung geordnet und verständlich<br />
dargestellt werden.<br />
Die Facharbeit leistet somit einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Entwicklung der Studierfähigkeit.<br />
Von Kollegiaten 2000 verfasste Facharbeiten<br />
im Tiergarten Nürnberg<br />
1.) "Beobachtungen im Delfinarium"<br />
Kathrin Blank/ AlbertusMagnusGymnasium<br />
Lauingen<br />
2.) "Aspekte der Delfinhaltung"<br />
Yilmaz Kutluer / E.T.A. HoffmannGymnasium<br />
Bamberg<br />
3.) "Problematik der Delfinhaltung"<br />
Susanne Stäblein / Gymnasium Herzogenaurach<br />
4.) "Das Delfinarium zeitgemäß?"<br />
Nicole Müller / SigmundSchuckertGymnasium<br />
Nürnberg<br />
5.) "Die Arbeit im Delfinarium"<br />
Anja Kölbel 1 Gymnasium Moosburg an der Isar<br />
6.) "Seelöwen"<br />
Sina Pfrang / JohannesScharrerGymnasium<br />
Nürnberg<br />
7.) "Haltungsaspekte beim Kalifornischen<br />
Seelöwen"<br />
Melanie Bussinger / Martin BehaimGymnasium<br />
Nürnberg<br />
8.) "Spielverhalten der Seelöwen"<br />
Corinna Lang / Gymnasium Röthenbach a.d.<br />
Pegnitz<br />
14<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
9.) "Die Entwicklung der Seelöwenjungen"<br />
Nicole Hofmann /<br />
SigmundSchuckertGymnasium Nürnberg<br />
10) "Die Elefanten im Nürnberger Tiergarten"<br />
Julia Golüke / Gymnasium Herzogenaurach<br />
11) "Elefanten"<br />
Kathrin Altmann / MaxRegerGymnasium<br />
Amberg<br />
12) "Die Haltung von Elefanten im <strong>Zoo</strong>"<br />
Petra Seibold I EuropaGymnasium Wörth<br />
(BadenWürttemberg)<br />
13) "Die Problematik der Haltung von Großkatzen"<br />
Timo Vitzthum / SigmundSchuckertGymnasium<br />
Nürnberg<br />
14) "Verhalten und Haltung von Löwen in<br />
Menschenobhut"<br />
Marina Munker / Gymnasium Röthenbach a.d.<br />
Pegnitz<br />
15) "Beobachtungen beiden SomaliWildeseln"<br />
Tina Baroti / ChristophJacobTreuGymnasium<br />
Lauf<br />
16) "Artenschutz im <strong>Zoo</strong> aufgezeigt am Beispiel<br />
SomaliWildesel"<br />
Melanie Mühlfelder /<br />
RegiomontanusGymnasium Haßfurt<br />
17) "Die Gibbonfamilie im Tiergarten Nürnberg"<br />
Margit Reichert / Gymnasium Fridericianum<br />
Erlangen<br />
18) "Beobachtungen beiden Sphinxpavianen"<br />
Maria Teufel / Gymnasium Fränkische Schweiz<br />
Ebermannstadt<br />
19) "Wölfe Beobachtungen im Tiergarten<br />
Nürnberg"<br />
Matthias Geyer / Gymnasium Neustadt aal. Aisch<br />
20) "Wölfe"<br />
Elisa Schleider / SigmundSchuckertGymnasium<br />
Nürnberg<br />
21) "Probleme bei der Haltung von <strong>Zoo</strong>tieren –<br />
aufgezeigt an ausgewählten Beispielen"<br />
Swantje Titschack / Gymnasium Röthenbach aal.<br />
Pegnitz<br />
22) "Beobachtungen am AfrikaGehege des<br />
Tiergartens Nürnberg"<br />
Katharina Leinweber / Gymnasium Neumarkt<br />
23) "Die Arche NoahFunktion der <strong>Zoo</strong>s"<br />
Nadine Kuhmann / Gymnasium Fränkische<br />
Schweiz Ebermannstadt<br />
24) "Das EEP am Beispiel des<br />
Schabraekentapirs"<br />
Katrin Streitberger /<br />
WolframvonEschenbachGymnasium Schwabach<br />
25) "Die Auswilderung des Bartgeiers"<br />
Kathrin Kneitz /<br />
WolframvonEschenbachGymnasium Schwabach<br />
26) "Das Panzernashorn im Tiergarten<br />
Nürnberg"<br />
Tajana Buckel / Gymnasium Dinkeisbühl<br />
27) "Die Tierwelt Australiens aufgezeigt an<br />
Seespielen aus dem Tiergarten Nürnberg"<br />
Nora Omar Mahmoud / Gymnasium Fridericianum<br />
Erlangen<br />
Von Lehramtsstudentinnen 2000 verfasste<br />
Seminararbeiten mit TiergartenThemen:<br />
"Die Entwicklung der Pferde mit Infomobil<br />
Urwildpferd"<br />
Zulassungsarbeit für das Lehramt an Realschulen<br />
(B/C)<br />
Alexandra Müller / Universität ErlangenNürnberg:<br />
/ PD Dr. K. Herrmann<br />
"Delfine dargestellt irr den Medien und die<br />
Erfahrung mit Grundschülern vor Ort im Delfinarium"<br />
Wissenschaftliche Hausarbeit zur 1.Staatsprüfung<br />
für das Lehramt an Grund und Hauptschulen<br />
Kirsten Stengl, Päd. Hochschule Schwäbisch<br />
Gmünd / Prof. Dr. Bay<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
15
EAZA-Ausstellung: RETTET die „LÖWEN“ des REGENWALDES!<br />
von Gaby V. Schwammer, Leiterin der zoopädagogischen Abteilung, Tiergarten Schönbrunn-Wien<br />
Eine Sonderausstellung der Österreichischen<br />
EAZA-<strong>Zoo</strong>s (Tier- und Naturpark Schloß Herberstein,<br />
Salzburger Tiergarten Hellbrunn, Haus des<br />
Meeres - Vivarium Wien und des Schönbrunner<br />
Tiergarten, Wien) soll die Öffentlichkeit über die<br />
Situation im Atlantischen Regenwald informieren<br />
und aufklären. Umfassend wird über die Weitläufigkeit<br />
der Urwaldrodung und die Lebensraum-<br />
Zerstörung der Löwenäffchen berichtet.<br />
Was soll im Regenwald zur Rettung der Äffchen<br />
passieren?<br />
*<br />
Schutz des verbliebenen Lebensraumes<br />
*<br />
Aufforstungen (Schaffung von Pufferzonen und<br />
Korridoren)<br />
*<br />
Umsiedelungen von Äffchen<br />
*<br />
Umweltbildung für die Bevölkerung<br />
Der Europäische <strong>Zoo</strong>verband EAZA (European<br />
Association of <strong>Zoo</strong>s and Aquarium) hat europaweit<br />
zu einer „Regenwald-Kampagne“ aufgerufen.<br />
Die österreichischen Institutionen reagierten<br />
umgehend und erarbeiteten in einem Gemeinschaftsprojekt<br />
eine umfassende Sonderausstellung.<br />
Kernstück der Ausstellung sind insgesamt<br />
9 große Poster DIN A0 mit den Themen:<br />
Rettet die „Löwen“ des Regenwaldes,<br />
Ziele der Kampagne,<br />
die Löwenäffchen,<br />
Bedrohungsfaktoren für Löwenäffchen,<br />
der Atlantische Regenwald,<br />
Regenwald in Gefahr,<br />
was passiert im Regenwald zur Rettung der<br />
Äffchen,<br />
Zusammenarbeit der <strong>Zoo</strong>s und was können Sie<br />
tun.<br />
Die in deutscher Sprache gestalteten Poster sind<br />
vollständig designed und verwendungsfertig.<br />
Interessierten EAZA-<strong>Zoo</strong>s werden diese Daten auf<br />
CD-ROM zur Verfügung gestellt.<br />
Darüber hinaus wird in einer groß angelegten<br />
Aktion unter dem Kennwort „Regenwald“ zu einer<br />
Spendenaktion aufgerufen. Das gespendete Geld<br />
kommt dem LTBF (Lion Tamarin of Brazil Fund)<br />
zu Gute. Konkret soll es dazu verwendet werden,<br />
die Pflanzung von einer 200.000 m² großen<br />
Pufferzone mitzufinanzieren.<br />
Ausstellungsdauer:<br />
April - 17. September 2002<br />
Tier- und Naturpark Schloß HERBERSTEIN<br />
Ende März - 17. September 2002 Salzburger<br />
Tiergarten HELLABRUNN, S-Amerikaareal<br />
April - 17. September 2002<br />
HAUS des MEERES - Vivarium Wien<br />
01- März - 17. September 2002<br />
Tiergarten SCHÖNBRUNN, Wien - Großkatzenhaus<br />
Bei der Ausstellung in Schönbrunn beteiligen<br />
sich auch internationale Organisationen, wie der<br />
WWF, Greenpeace aber auch das Projekt Regenwald<br />
der Österreicher. Spezifische Information<br />
zum Thema Regenwald wird auch allen Schulen<br />
geboten (Führungen, Workshops, Aktionstage).<br />
Im Rahmen des Ferienspieles begeistert ein<br />
erlebnisreicher Dschungelpfad mit Spiel-, Duftund<br />
Taststationen die großen und kleinen Tiergartengäste.<br />
Weitere Informationen zur Regenwaldausstellung<br />
in Österreich:<br />
Dr. Harald SCHWAMMER, National Koordinator:<br />
hschwammer@zoovienna.at<br />
www.zoovienna.at<br />
T<br />
16<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
17
Aus dem Elefanten eine Mücke machen<br />
Elke Zach-Heuer<br />
Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist groß und Ennepetal<br />
liegt am südlichen Rand. Also kommt die Umweltpädagogik<br />
zum Kunden, zum Schüler und<br />
Lehrer. Seit Sommer 2001 bin ich als abgeordnete<br />
Lehrerin für Umweltbildung in der Biologischen<br />
Station für den Ennepe-Ruhr-Kreis<br />
unterwegs in Bach und Busch. Jetzt sind es<br />
kleine Tiere, die das Interesse von Kindern und<br />
Jugendlichen wecken, Mücke statt Elefant. Im<br />
Moment ist die Station noch in einem optisch<br />
wenig ansprechenden Jugend- und Kulturzentrum<br />
untergebracht, sehr beengt, ohne Abstellund<br />
Seminarräume, dazu mitten im Stadtgebiet<br />
von Ennepetal.<br />
Meine Kollegin und ich arbeiten mobil, erkunden<br />
vor Ort die Unterrichtsmöglichkeiten und bieten<br />
entsprechende Themen an, z.B. biologische<br />
Gewässergütebestimmung, Verbreitung von<br />
Samen und Früchten, Überwinterung. So erreichen<br />
wir auch Gruppen, für die die Fahrt sehr<br />
aufwändig wäre und noch viel wichtiger: Lehrer<br />
erleben ihr Schulumfeld als außerschulischen<br />
Lernort.<br />
Als eine der ersten Aufgaben liegt die Erarbeitung<br />
von Lehrpfadinformationen an: Schüler verschiedener<br />
Schulstufen und Schulformen sollen<br />
fächerübergreifend daran beteiligt sein. Angeregt<br />
durch die Agenda-Fortbildung im Kölner <strong>Zoo</strong><br />
(Nov. 01) möchte ich in dieses Projekt auch<br />
globales Lernen mit einbeziehen.<br />
Es geht um die historische Entwicklung eines<br />
Waldgebietes, in dem noch heute Meilerplätze,<br />
Pinge (oberflächliche Gruben, in denen Erz<br />
geschürft wurde) und Überreste von Rennfeueröfen<br />
zu sehen sind. In den Meilern wurde aus<br />
dem Holz der umliegenden Wälder Holzkohle für<br />
die Metallschmelze hergestellt. Die Wasserkraft<br />
des Tales diente dem Antrieb von Schmiedehämmern.<br />
Vergleiche zwischen Nutzung von Wald<br />
und Wasser in der heimatlichen Region und in<br />
Dritt-Welt-Ländern bieten sich an. Unterstützt<br />
wird die schulische Arbeit durch Mitglieder des<br />
Heimatvereins, Stadtarchiv, Förster, untere<br />
Wasserbehörde und natürlich den Mitarbeitern<br />
der Station.<br />
Zu den verschiedenen Themenbereichen erhalten<br />
die Klassen Unterricht im Wald, die Fachlehrer<br />
leisten die Vor- und Nachbereitung in der Schule.<br />
Ich unterstütze die Kollegen außerdem bei der<br />
Materialbeschaffung und bei der Präsentation der<br />
Ergebnisse. Schülertexte und Zeichnungen<br />
könnten in einem Heft veröffentlicht und als<br />
Lehrpfadinformationen herausgegeben werden.<br />
Für Grundschulen gibt es das Angebot, einen<br />
maßgeschneiderten Themenkatalog für Umweltunterricht<br />
zu bekommen. Eine unserer Aufgaben<br />
ist die Kartierung des Schulumfeldes und die<br />
Erarbeitung einer Kartei von Unterrichtsmöglichkeiten.<br />
Der Unterricht im Wald und am Teich soll<br />
keine einmalige Veranstaltung bleiben, sondern<br />
nach entsprechender Schulung (SchiLF) von den<br />
Kollegen selbstständig ausgeführt werden. Hilfe<br />
zur Selbsthilfe steht in unserem Programm, das<br />
wir gemeinsam mit dem Schulamt entwickelt<br />
haben.<br />
Unsere Aufgaben gehen jedoch über die Ausbildung<br />
von Schülern und Lehrern in der freien<br />
Natur hinaus. Ein ebenso wichtiger Punkt ist die<br />
Betreuung der Kampagne „Umweltschule in<br />
Europa“, die die schulische Agenda-Arbeit<br />
fördert. Wir beraten und unterstützen Kollegen,<br />
die in zwei der ausgewählten Themengruppen<br />
der Kampagne aktiv sind. Umweltschulen<br />
senken z.B. ihren Energieverbrauch, legen einen<br />
Schulgarten an, schaffen Nistmöglichkeiten für<br />
verschiedene Tiere.<br />
Im Netzwerk Umweltschule, das von uns betreut<br />
wird, sind Schulen mit speziellen Erfahrungen<br />
und Kenntnissen auf diesem Gebiet erfasst. Mit<br />
Hilfe der Netzwerkschulen sollen Fortbildungen<br />
stattfinden und Modellprojekte vorgestellt werden.<br />
Weitere Aufgaben sind Planung und Durchführung<br />
von Umweltaktionstagen wie Waldspiele<br />
oder Wassertage, außerdem die Herstellung und<br />
Verbreitung von Unterrichtsmaterialien, sowie der<br />
Aufbau der Umweltbildungsausstattung, wie<br />
Tastkästen, Bibliothek, Binoculare etc..<br />
Ab diesem Frühjahr bieten die Mitarbeiter der<br />
Station Führungen an, nicht nur für Lehrer und<br />
Schüler, sondern auch für interessierte Bürger<br />
und Gruppen anderer Institutionen.<br />
18<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Die Biologische Station für den Ennepe-Ruhr-Kreis wurde am 1.1.<br />
2000 gegründet. Trägerverein ist der Verein zur Förderung des Naturschutzes<br />
im Ennepe-Ruhr-Kreis e.V., bestehend aus: Landwirtschaftsverband,<br />
Waldbauernverband, Fischereiverband, Jagdverband, LNU,<br />
NABU (Naturschutzbund), BUND, Ennepe-Ruhr-Kreis und KVR<br />
(Kommunalverband Ruhr).<br />
Aufgaben der Biologischen Station für den Ennepe-Ruhr-Kreis:<br />
Praktische Landschaftspflege<br />
Betreuung der Naturschutzgebiete<br />
Umweltbildung<br />
Das Mitarbeiterteam:<br />
* Biologin<br />
* Geographen<br />
* Landschaftsplaner<br />
* Agraringenieur<br />
* Sekretärin,<br />
* Praktikant (Freiwilliges ökologisches Jahr)<br />
* zwei Lehrerinnen (Primarstufe, Sekundarstufe I) mit 14 Stunden<br />
Abordnungen<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
19
Neues aus den EAZA-News 36 und 37<br />
In seiner Rubrik „From the Chairman´s Desk”<br />
setzt sich der Präsident der EAZA, Dr. Miklos<br />
Persanyi, mit der Rolle der <strong>Zoo</strong>s im Naturschutz<br />
auseinander. Er stellt fest, dass es immer noch<br />
zwei Arten von <strong>Zoo</strong>s gibt, solche, die zum<br />
Naturschutz beitragen und solche, die immer<br />
noch Naturverbraucher sind. Naturverbrauch ist<br />
mit den Prinzipien der EAZA unvereinbar und Dr.<br />
Persanyi fordert den Unterschied zwischen<br />
„Denen“ und „Uns“ deutlich zu machen.<br />
Der Erfolg der Bushmeat-Kampagne zeige,<br />
welches Potential die europäischen <strong>Zoo</strong>s haben,<br />
ihre Besucher nicht nur zu unterhalten und über<br />
Naturschutz zu unterrichten, sondern auch,<br />
ihnen zu helfen, ihre Unterstützung für den Erhalt<br />
der Biodiversität auszudrücken.<br />
Abschließend äußert er einen sehr interessanten<br />
Gedanken: „Wenn wir eine anerkannte Organisation<br />
in der Naturschutzgemeinde werden wollen,<br />
müssen wir früher oder später Kampagnen<br />
veranstalten, die sich auf Europa beziehen, zum<br />
Wohle der gefährdeten einheimischen Tiere und<br />
Habitate...“<br />
Inhalt Nr. 36<br />
Goldenheaded lion tamarin (Leontopithecus<br />
chrysomelas)<br />
EAZA in situ Conservation Database<br />
Update EAZA Bushmeat Campaign<br />
European zoos' commitment to conservation of<br />
the Atlantic rainforest<br />
EEP Committee<br />
Renewed ISIS website much more than just an<br />
updated look<br />
Working for hornbills in Thailand<br />
Hilvarenbeek • Romagne • Wuppertal<br />
Les Mathes • Harderwijk • Emmen<br />
Successful artificial insemination in an African<br />
elephant<br />
Management of Trachyphonus barbets in captivity<br />
In Nr. 37 setzt sich “From the chairman´s desk”<br />
mit der neuen EU-Richtlinie zur Tierhaltung<br />
auseinander. Früher oder später werden die<br />
neuen Richtlinien Auswirkungen auf jeden EAZA-<br />
<strong>Zoo</strong> haben, egal ob in der EU oder nicht. Auch<br />
wenn in der Anfangszeit die Richtlinien von Land<br />
zu Land sehr unterschiedlich sein können, wird<br />
es spätestens in 10 Jahren doch zu einer Harmonisierung<br />
kommen. Tierschutzorganisationen<br />
werden in naher Zukunft in diese Richtung Druck<br />
ausüben. Deshalb sollten wir erst einmal alle<br />
neuen nationalen Gesetzgebungen bezüglich<br />
<strong>Zoo</strong>s sammeln, analysieren und vergleichen.<br />
Dann müssen wir über jede Kritik erhabene hohe<br />
professionelle Standards für Tierhaltung in <strong>Zoo</strong>s<br />
setzen... Wir müssen das tun, um die zukünftige<br />
Gesetzgebung zu beeinflussen und akzeptable<br />
Modelle für zukünftige Richtlinien vorzubereiten...<br />
Und wir sollten darauf achten und sicherstellen,<br />
dass alle EAZA Mitglieder diese Standards voll<br />
erfüllen.<br />
Aus dem Inhalt Nr.37<br />
Asian small clawedotter (Aonyx cinerea)<br />
Progress update European <strong>Zoo</strong> Nutrition Bushmeat<br />
and Brussels the EAZA Bushmeat<br />
Campaign<br />
EAZA Bushmeat Campaign Total number of<br />
signatures: 1.854.166<br />
EAZA zoos and aquaria commit to conservation<br />
of the Atlantic rainforest<br />
Education and exhibit design, the Rotterdam <strong>Zoo</strong><br />
approach and Dutch zoo design in historical<br />
perspective<br />
Forbidden gifts<br />
The white stork in Jerez<br />
A special evening at the Dutch zoos for chronically<br />
ill and disabled children<br />
EAZA <strong>Zoo</strong>horticulture Group (EZG)<br />
Der Artikel “Education and exhibit design, the<br />
Rotterdam <strong>Zoo</strong> approach and Dutch zoo design<br />
in historical perspective” findet sich in Übersetzung<br />
in dieser Ausgabe.<br />
20<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
1976 – 2001: 25 Jahre <strong>Zoo</strong>schule Osnabrück<br />
Birgit Strunk, <strong>Zoo</strong>schule Osnabrück<br />
Im vergangenen Jahr feierte die <strong>Zoo</strong>schule<br />
Osnabrück ihr 25jähriges Bestehen. Genauso<br />
lange ist <strong>Zoo</strong>pädagogin Helga Rademacher<br />
(unser „Urgestein“ und „Dinosaurier“) im Amt.<br />
Damit ist sie nach Frau Dr. Rosl Kirchshofer, die<br />
1960 als erste deutsche <strong>Zoo</strong>pädagogin im <strong>Zoo</strong><br />
Frankfurt in Dienst gestellt wurde, die am längsten<br />
amtierende <strong>Zoo</strong>lehrerin.<br />
Die <strong>Zoo</strong>schule Osnabrück zählt zu den ältesten<br />
<strong>Zoo</strong>schulen Deutschlands. Nach ihrer Gründung<br />
1976 unter dem damaligen <strong>Zoo</strong>präsidenten<br />
Herbert Sprado und <strong>Zoo</strong>direktor Paul Andreae<br />
erarbeitete sie sich mit Unterstützung der Universität<br />
Osnabrück – und hier speziell Herrn Klaus<br />
Hinrichs – schnell einen guten Ruf.<br />
Mit Schülerzahlen, die heute jährlich bei 16.000<br />
bis 17.000 liegen, ist die Osnabrücker <strong>Zoo</strong>schule<br />
nach wie vor „die größte Schule Niedersachsens“.<br />
Drei Pädagogen sind, unterstützt von<br />
einem guten Dutzend studentischer Hilfskräfte,<br />
als freie Mitarbeiter unermüdlich im Einsatz,<br />
nicht nur im <strong>Zoo</strong>schulunterricht, sondern auch<br />
bei Großveranstaltungen und Sonntag für Sonntag<br />
im „Sprechenden <strong>Zoo</strong>“.<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogen<br />
* Unterrichtsmaterialien: Arbeitsblätter, Vor- und<br />
Nachbereitung, Rallyebögen<br />
* Praktischer Naturschutz und Umweltbildung –<br />
Perspektiven für die <strong>Zoo</strong>pädagogik?<br />
auseinandergesetzt.<br />
In einem praktischen Teil haben wir Osnabrücker<br />
Pädagogen unseren Kollegen das Konzept<br />
„Sprechender <strong>Zoo</strong>“ Vorort und „live“ präsentiert.<br />
Eine Posterausstellung im Affenhaus dokumentierte<br />
außerdem die Vielfältigkeit unserer Arbeit im<br />
Laufe der Zeit.<br />
Die Tagung war wieder einmal Anlass für einen<br />
fruchtbaren Gedankenaustausch unter deutschsprachigen<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogen. Sie lebte von einem<br />
guten, offenen Miteinander, es waren viele neue<br />
und junge Kollegen vertreten, aber auch genug<br />
„alte Hasen“ und „Urgesteine“, so dass beiden<br />
Seiten eine Vielzahl neuer Möglichkeiten aufgezeigt<br />
wurde.<br />
Der Dank der Osnabrücker <strong>Zoo</strong>pädagogen gilt<br />
allen teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen,<br />
die durch ihre Anwesenheit und ihre Mitarbeit<br />
unser Jubiläum zu einer runden Sache werden<br />
ließen. Viele aufmunternde Worte haben wir zu<br />
hören bekommen, viele Tipps und Anregungen<br />
gerne entgegen genommen.<br />
Allen Teilnehmern gemeinsam ist der Dank an<br />
die hervorragende Bewirtung während der<br />
Tagung an Herrn Lemoine und die <strong>Zoo</strong>gaststätte,<br />
vor allem aber an Familie Coppenrath, die uns<br />
mit soviel Gebäck und süßen Leckereien verwöhnte,<br />
dass es manchmal schwer fiel, zur<br />
Tagesordnung zurückzukehren.<br />
Zur Feier des Jubiläums fand im September<br />
2001 eine Tagung der deutschsprachigen<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogen im <strong>Zoo</strong> Osnabrück statt. Alle<br />
<strong>Zoo</strong>schulen waren eingeladen und über 30<br />
Kollegen folgten der recht kurzfristigen Einladung.<br />
Unter dem Titel „Möglichkeiten und Grenzen<br />
der <strong>Zoo</strong>pädagogik“ wurden verschiedene<br />
Vorträge gehört, aber sich in unterschiedlichen<br />
Workshops auch intensiv mit verschiedenen<br />
Aspekten wie<br />
* Schlangen, wie sie wirklich sind; Möglichkeiten<br />
für den Reptilienunterricht in der <strong>Zoo</strong>schule<br />
* Sprechender <strong>Zoo</strong> und Großveranstaltungen im<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
21
Der Aquazoo ohne Sylvia Buchen<br />
Jörg Allenstein, Beate Pelzer, Löbbeckemuseum+Aquazoo<br />
Am 7.7.2000 erlitt Sylvia Buchen, hauptamtliche<br />
Pädagogin des Aquazoo + Löbbecke Museum<br />
Düsseldorf und Redakteurin dieser Zeitung mit<br />
48 Jahren einen leichten Herzanfall mit<br />
allerdings schwerwiegenden Folgen. Denn bevor<br />
sie ärztlich versorgt werden konnte, hatten sich<br />
die Atemwege blockiert und in der Folge das<br />
Gehirn starken Sauerstoffmangel erlitten. Sie lag<br />
daraufhin einige Wochen im Wachkoma. Daraus<br />
ist sie inzwischen erwacht und wurde in verschiedenen<br />
Reha-Einrichtungen bis dato betreut.<br />
Nicht nur für Sylvia Buchens Familie und ihre<br />
Freunde, auch für die <strong>Zoo</strong>schule des Düsseldorfer<br />
Aquazoo war dies ein schwerer Schlag. Das<br />
umfangreiche Aufgabenfeld von Sylvia Buchen<br />
musste umverteilt werden.<br />
In Düsseldorf arbeiten außer einer hauptamtlichen<br />
Pädagogin zwei abgeordnete Lehrer sowie<br />
zehn Honorarkräfte für die verschiedensten<br />
Tätigkeiten innerhalb der Pädagogik. Neben dem<br />
täglichen Schulunterricht nehmen die Kindergeburtstage<br />
und Führungen für die unterschiedlichsten<br />
Gruppen viel Raum und Zeit in Anspruch.<br />
In den Oster- und Sommerferien wird für<br />
die daheim gebliebenen Kinder ein vielfältiges<br />
Programm angeboten. Weiterhin gehören Lehrerfortbildungen<br />
und andere Sonderveranstaltungen<br />
zum Aufgabenbereich der <strong>Zoo</strong>schule.<br />
Durch eine Vielzahl zusätzlich geleisteter Stunden<br />
und die Übernahme weiterer Arbeitsbereiche<br />
gelang es den Mitarbeitern einen Teil des in jeder<br />
Hinsicht durch Sylvia Buchens Ausfall entstandenen<br />
großen “Loches” zu stopfen. Denn anders<br />
kann man den Verlust einer Vollzeitkraft nicht<br />
beschreiben. Die menschliche Seite brauche ich<br />
hier nicht besonders hervorzuheben, denn Sylvia<br />
Buchen war nicht nur Leiterin und Mitarbeiterin<br />
unserer <strong>Zoo</strong>schule, sie war die <strong>Zoo</strong>schule.<br />
Um die Organisation und Koordination der vielen<br />
Mitarbeiter zu gewährleisten, übernahm einer der<br />
Honorarkräfte den Großteil dieser Arbeit. Damit<br />
blieben die Fäden einigermaßen in einer Hand.<br />
Untereinander waren wir ständig in Kontakt und<br />
trafen uns regelmäßig im privaten Rahmen, um<br />
uns auszutauschen.<br />
Durch die vielen zusätzlich geleisteten Stunden<br />
und viel Engagement gelang es uns, den Betrieb<br />
im Schuljahr 2000/2001 bis zu den Sommerferien<br />
2002 ohne nennenswerte Einbußen aufrecht<br />
zu erhalten. Nur etwa 8 Prozent der Schulklassen<br />
mussten wir absagen. In anderen Bereichen<br />
hatten wir sogar Zuwächse im Vergleich mit den<br />
Vorjahren. Lehrerfortbildungen und andere<br />
Sonderaktionen sowie die Ferienprogramme<br />
liefen in gewohnter Weise ab.<br />
Es erwies sich als großer Vorteil, dass sowohl<br />
die Unterrichtsthemen und -abläufe als auch die<br />
sonstigen organisatorischen Arbeiten in eine<br />
feste Struktur eingefügt waren. Man konnte von<br />
eingespielten und erprobten Konzepten profitieren.<br />
Es war uns aber auch von Anfang an klar,<br />
dass von dem Rumpfteam keine strukturellen<br />
und konzeptionellen Neuerungen erwartet werden<br />
konnten.<br />
Auch andere inhaltliche Aufgaben der <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />
wie die Konzeption und Bearbeitung von<br />
Sonderausstellungen, die Redaktion verschiedener<br />
Veröffentlichungen wurden auf Eis gelegt.<br />
Die Redaktion der “<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>” wechselte<br />
von Düsseldorf zu den Kölner Kollegen.<br />
Eineinhalb Jahre nach Sylvia Buchens Unglück<br />
und nach einem langwierigen Ausschreibungsund<br />
Auswahlverfahren haben wir wieder einen<br />
hauptamtlichen <strong>Zoo</strong>pädagogen. Zum 1. November<br />
2001 trat Dr. Elmar Finke die Stelle der<br />
pädagogischen Abteilung in Düsseldorfer an.<br />
Sylvia Buchen hat mittlerweile das Wachkoma<br />
hinter sich gelassen. Seit dem 28.01.2002 lebt<br />
sie in Essen Frohnhausen im Haus Grotehof. Die<br />
meiste Zeit des Tages verbringt sie im Rollstuhl<br />
sitzend. Mit Hilfe kann sie eine zeitlang stehen.<br />
Sie ist immer ansprechbar, verfolgt Unterhaltungen<br />
(wer in Basel war, kann das bestätigen),<br />
lacht gerne mit uns und hat einen erstaunlichen<br />
Appetit. Flüssigkeit kann sie leider noch nicht<br />
ausreichend aufnehmen und so ist sie immer<br />
noch auf eine Magensonde angewiesen.<br />
Wer Sylvia helfen will, der geht sie einfach mal<br />
besuchen, unterbricht die Tristesse des Heimalltags<br />
und hilft ihr, die verlorenen Fäden wieder<br />
aufzunehmen.<br />
22<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Gemeinsam durch das Reich von Bär, Wolf und Luchs<br />
Leopold Slotta-Bachmayr, <strong>Zoo</strong> Salzburg<br />
Blutrünstige, reißende Bestien – diese Ausdrücke verknüpfen viele Menschen mit Bär, Wolf und Luchs. Die Ängste vor<br />
diesen Tieren sitzen tief in unserem Inneren, sind aber völlig unbegründet. Nach der Ausrottung von Bär, Wolf und Luchs<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich in den letzten 10 Jahren die Bestände der großen Beutegreifer in Mitteleuropa<br />
erholt. Heute leben Bär und Luchs wieder in Österreich und auch der Wolf versucht von Westen her die Alpen zurück zu<br />
erobern. Die drei Arten finden im Moment so gute Lebensbedingungen vor, wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Dies und<br />
der verstärkte Schutz sind der Hauptgrund für die Zunahme der großen Beutegreifer. Das größte Hindernis für die neuerlichen<br />
Ausbreitung von Bär, Wolf und Luchs stellen jedoch die Vorurteile der Menschen dar. Wir alle wachsen mit dem<br />
Märchen von Rotkäppchen auf und kennen Wölfe nur aus Filmen, in denen sie Menschen von Schlitten zerren oder im<br />
Schein des Lagerfeuers töten. Auch Bär und Luchs gelten bei vielen Menschen als wilde Bestien, die ganze Schafherden<br />
nur zum Spaß reißen. Um diese Vorurteile zu widerlegen, haben wir im <strong>Zoo</strong> Salzburg ein Brettspiel entwickelt, in dem man<br />
erleben kann, wie die Menschen mit Bär, Wolf und Luchs zusammen leben könnten. Durch dieses Erlebnis sollen die<br />
Mitspieler die drei Arten besser kennen lernen und ihre Vorurteile gegenüber den Tieren abbauen.<br />
Ziel des Spiels<br />
Am Ende des Spieles sollen alle Tiere (Bär, Wolf. Luchs und die Schafe) satt sein und der Schäfer soll seine Herde<br />
vollständig nach Hause bringen.<br />
Material<br />
1 Spielplan<br />
5 Spielfiguren (Bär, Wolf, Luchs, Schaf und Schäfer)<br />
6 Mauskärtchen<br />
3 Hasenkärtchen<br />
2 Rehkärtchen<br />
2 Honigkärtchen<br />
1 Baumkärtchen (morsches Holz mit leckeren Insekten)<br />
10 Grassymbole als Nahrung für die Schafe<br />
1 Würfel<br />
Mitspieler<br />
Das Spiel wurde für 4 bis 5 Kinder von 8 bis 99 Jahre gestaltet. Bei 4 Spielern muss einer Schafe und Schäfer gleichzeitig<br />
übernehmen.<br />
Spielbeginn<br />
Schneidet vor dem Spiel die Kärtchen und die Spielfiguren aus. Die Spielfiguren werden in der Mitte gefaltet und am Falz<br />
unten verklebt. Faltet den Spielplan auf und legt die Kärtchen auf die dafür vorgesehenen Plätze. Die mitspielenden Tiere<br />
starten auf den dafür vorgesehen Ecken. Der jüngste Spieler beginnt mit dem Würfeln.<br />
Der Spielverlauf<br />
Bär, Luchs und Wolf sind Tiere des Waldes und dürfen sich nur dort (grüne Felder) bewegen. Sie können die Wege (weiße<br />
Felder) jedoch mit einem Zug überwinden. Die Schafe halten sich natürlich aus dem Wald heraus. Der Schäfer kann sich<br />
überall bewegen.<br />
Um Futter aufzunehmen bzw. um Beute zu reißen, muss man einfach mit seiner Spielfigur auf ein Feld mit einer Beutekarte<br />
ziehen. Das geht aber nur von den Punkten aus, an denen ein Pfeil auf die Karte weist. Die Schafe haben es da etwas<br />
leichter. Alle Tiere müssen 10 Punkte sammeln um satt zu werden. Aber nicht alle fressen das Gleiche: So ernährt sich der<br />
Bär von Honig, Insekten und Mäusen. Luchs und Wolf fangen Mäuse, Hasen oder Rehe. Alle drei Tiere vergreifen sich aber<br />
ab und zu auch einmal an einem Schaf. Dazu müssen sie allerdings mit dem Schaf und der richtigen Augenzahl des<br />
Würfels auf dasselbe Feld kommen. Hat jemand Beute gemacht, dann darf er die Beutekarte an sich nehmen. Wird ein<br />
Schaf gerissen, werden die Grassymbole wieder aufgelegt und die Schafe beginnen wieder am Start.<br />
Der Schäfer macht keine Beute, er muss die Schafe schützen. Das kann er, indem er sich den Beutegreifern in den Weg<br />
stellt. Die können nämlich nicht an ihm vorbei. Er kann sie aber auch vertreiben, in dem er auf das selbe Feld wie Bär,<br />
Wolf oder Luchs zieht. Dann heißt es für den betroffenen Spieler, alle Beutekarten zurück legen, ab an den Start und wieder<br />
von vorne beginnen.<br />
Gewonnen hat der Spieler, der als erstes 10 Punkte gesammelt hat und wieder heil in seinen Bau zurückgekehrt ist.<br />
Kommen die Schafe satt und vollständig nach Hause, hat mit ihnen auch der Schäfer gewonnen.<br />
Nachbereitung<br />
Wenn ihr mit dem Spiel fertig seid, dann könnt ihr noch über ein paar Fragen diskutieren:<br />
1) Wenn ihr euch die Beutekarten anseht, müssen dann Bär, Wolf oder Luchs unbedingt Schafe reißen?<br />
2) Muss eigentlich einer der drei Beutegreifer hungern, damit die anderen satt werden?<br />
3) Nehmen sich die Beutegreifer gegenseitig die Beute weg oder können sie gut nebeneinander leben?<br />
4) Glaubt ihr, dass es im wirklichen Leben auch so abläuft, wie in diesem Spiel oder funktioniert das<br />
Zusammenleben zwischen Bär, Wolf, Luchs, Schafen und Schäfer ganz anders?<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
23
24<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
25
Kopiert die Kärtchen und die Spielfiguren. Schneidet die Kärtchen und die Spielfiguren<br />
aus. Die Spielfiguren werden in der Mitte gefaltet und am Falz unten<br />
verklebt.<br />
26<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Das Leben an der Küste<br />
Ulrike Lamp, Umweltstudienplatz Nordseeküste<br />
Von der Arbeit als Umweltpädagogin am Umweltstudienplatz Nordseeküste<br />
„Cool“, „voll krass“ oder „echt abgefahrn“ sei<br />
das Watt und alles, was darin so „kreucht“ und<br />
(darüber) „fleucht“, sagen mir die Kinder, wenn<br />
ich sie nach ihren Eindrücken von ihrem Aufenthalt<br />
bei uns am Umweltstudienplatz frage. Was<br />
ihnen von unseren gemeinsamen Unternehmungen<br />
denn am besten gefallen hat, möchte ich<br />
wissen: „Der Gang durchs Schlickwatt“, meinen<br />
einige, „das Fischen im Priel“ oder das “Forschen<br />
im Wasserlabor“ nennen andere als<br />
besonderes Highlight und manche können sich<br />
partout nicht entscheiden: „einfach alles“ sagen<br />
sie und gucken mich mit glänzenden Augen<br />
an.Die meisten Kinder kommen im Rahmen<br />
einer Klassenfahrt zu uns an den Umweltstudienplatz<br />
Nordseeküste, in die Jugendherberge<br />
Tönning, und bleiben für drei bis zehn Tage.<br />
„Umweltstudienplatz Nordseeküste“, das klingt<br />
zunächst einmal recht akademisch. Was verbirgt<br />
sich eigentlich dahinter?<br />
Bereits seit den frühesten Anfängen, zu Beginn<br />
des vorigen Jahrhunderts, hatten die Gründerväter<br />
der Jugendherbergsbewegung eine auch aus<br />
heutiger Sicht sehr moderne Idee: Einerseits<br />
wollten sie günstige Übernachtungsgelegenheiten<br />
für Schulklassen auf Wanderfahrt schaffen, doch<br />
außerdem war es auch schon damals ihr<br />
Bestreben, insbesondere Stadtkindern aus<br />
industriell<br />
geprägten Großstädten die Natur näherzubringen.<br />
Schon bald wurde dieser Gedanke als<br />
Satzungsziel des Deutschen Jugendherbergswerks<br />
formuliert. So heißt es noch heute in § 2<br />
im Hinblick auf die Zweckbestimmung unseres<br />
Vereins, das Deutsche Jugendherbergswerk<br />
fördert: „das Reisen und Wandern von jungen<br />
Menschen und Familien, ihre Verbindung zur<br />
Natur und Heimat, ihr Umweltbewusstsein, die<br />
Erholung im Rahmen der Jugendhilfe und der<br />
Gesundheitserziehung, ...“.<br />
Im Zuge der fortschreitenden Umweltzerstörung<br />
und eines gleichzeitig wachsenden Umweltbewusstseins<br />
in der Gesellschaft entstand in den<br />
80er Jahren schließlich das Konzept der Umweltstudienplätze.<br />
Hierbei handelt es sich um<br />
sowohl räumlich als auch personell besonders<br />
ausgestattete Jugendherbergen an ausgewählten<br />
Standorten, die sich nicht nur verpflichten,<br />
besonders umweltverträglich zu wirtschaften,<br />
sondern die ihren Gästen auch mittels eines<br />
Foto: Graf-Engelbert-Schule<br />
umweltpädagogischen Programmangebots eine<br />
Naturlandschaft oder einen bestimmten Lebensraum<br />
nahebringen wollen.<br />
Alle drei Jahre stellen sich diese Jugendherbergen<br />
einem verbandsinternen Qualitätscheck.<br />
Dabei müssen sie glaubhaft machen, dass sie<br />
die strengen Vorgaben, in denen angefangen von<br />
einer sparsamen Energienutzung über den<br />
Nahrungsmitteleinkauf bis zum umweltpädagischen<br />
Programmangebot alles geregelt ist, zum<br />
gegenwärtigen Zeitpunkt und auch in Zukunft<br />
erfüllen können.<br />
1988 wurde im bayrischen Prien mit der<br />
Einrichtung des ersten Umweltstudienplatzes<br />
begonnen. Heute gibt es 18 dieser Einrichtungen,<br />
bei insgesamt über 600 deutschen Jugendherbergen.<br />
Jeder Umweltstudienplatz hat einen<br />
anderen thematischen Schwerpunkt. Die Palette<br />
reicht von der Nordseeküste über Seen und<br />
Flüsse, Wald, den Boden bis zum Gebirge. Zu<br />
den ersten Umweltstudienplätzen gehört auch die<br />
Jugendherberge Tönning, ein mittelgroßes Haus<br />
mit 209 Betten. Unser thematischer Schwerpunkt<br />
ist das Meer und die Küste, eine amphibische<br />
Landschaft, die vom Wechselspiel der Gezeiten<br />
geprägt wird. Für Klassenfahrten ist der „Umweltstudienplatz<br />
Nordseeküste“ in dem kleinen, nur<br />
wenige tausend Einwohnen zählenden Städtchen<br />
Tönning nahe der Eidermündung, ganz offenbar<br />
ein echter „Knüller“. In der Regel ist unser Haus<br />
schon ein Jahr und länger im Voraus ausgebucht.<br />
Von Anfang März bis Ende Oktober ist<br />
Saison. Bis zu 8 Klassen wohnen gleichzeitig in<br />
unserem Haus. Und fast alle nehmen das<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
27
Das Leben an der Küste<br />
umweltpädagogische Programmangebot in<br />
Anspruch. So hat die Umweltpädagogin mit der<br />
Unterstützung einer FÖJ-Teilnehmerin im vergangenen<br />
Jahr 6425 Teilnehmer in 260 Veranstaltungen<br />
betreut, das sind über 3000 Kinder und<br />
Jugendliche aus 120 Schulklassen, beginnend<br />
mit der 3. Grundschulklasse bis zum 13. Jahrgang<br />
Leistungskurs Biologie. Hinzu kommen<br />
noch die Freizeit- und Behindertengruppen.<br />
Der Montag ist ein Anreisetag. Manche Schulklassen<br />
kommen aus der näheren Umgebung,<br />
das heißt aus Schleswig-Holstein oder Hamburg.<br />
Andere reisen aus „Süddeutschland“ an, also<br />
von jenseits der Elbe, einige sogar aus Bayern<br />
und Baden-Württemberg.<br />
Kaum sind die Kinder angekommen, haben sie<br />
meist auch schon unser Aquarium entdeckt. Die<br />
Unterwasserwelt der Nordsee im 600 l-Format.<br />
Manche drücken sich an dem kalten Glas ihre<br />
Nase platt: “Der geht ja seitwärts“ ruft ein Junge<br />
und meint damit eine Strandkrabbe. „Guck mal,<br />
der Sand hat Augen“ wundert sich ein anderer<br />
und hat eine kleine Scholle entdeckt.<br />
Sobald die Gezeiten es erlauben, günstigsten<br />
Falls am Tag nach der Ankunft, geht es hinaus<br />
ins Watt. Für solch eine Watterkundung haben<br />
die Lehrer aufgrund der großen Nachfrage in der<br />
Regel bereits 9 Monate bis 1 Jahr zuvor einen<br />
Termin mit mir vereinbart. Nachdem am Deich<br />
die Sicherheitsregeln erklärt und (wenn die<br />
Temperaturen es erlauben) die Schuhe zurückgelassen<br />
wurden, geht es barfuß auf den Meeresboden.<br />
Aus fast jedem Schüler wird nun ein<br />
aufmerksamer Spurensucher und Fährtenleser.<br />
„Iiih, hier sind ja überall Wattwurm-Häufchen“<br />
stellt ein dreizehnjähriges Mädchen fest, „Das ist<br />
doch nur Sand“ beruhigt sie jemand anderes.<br />
“Da sind ja ganz winzige Krebse“ ruft ein Junge<br />
begeistert und hat den Nachwuchs der Strandkrabben<br />
auf der Hand. Und so geht es weiter.<br />
Zum Abschluß der Veranstaltung wird mit Keschern<br />
und einer Gliep, dem traditionellen<br />
„Krabben“-Fanggerät der einheimischen Bevölkerung,<br />
in einem Priel gefischt. Je nach Jahreszeit<br />
gibt es hier Nordseegarnelen, Strandgrundeln<br />
und junge Plattfische zu bestaunen, die bis auf<br />
wenige Exemplare nach kurzer, eingehender<br />
Begutachtung wieder in den Priel zurückgesetzt<br />
werden.<br />
Einige Exemplare nehmen wir zusammen mit<br />
den eingesammelten Wattproben jedoch mit in<br />
die Jugendherberge, denn im Anschluss an die<br />
Watterkundung wollen wir noch ins „Wasserlabor“,<br />
unseren hauseigenen Kursraum. Hier<br />
können sich die Schüler als „Jungforscher“<br />
betätigen und die Sandlückenfauna des Sandwatts<br />
ebenso wie das Scklickwatt oder Mischwatt<br />
mit einem Schülerbinokular buchstäblich unter<br />
die Lupe nehmen. Auch Seeringelwürmer und<br />
Wattschnecken werden ganz genau betrachtet.<br />
Neben dem „Watterlebnis“, die bei weitem am<br />
häufigsten nachgefragte Veranstaltungskombination,<br />
bietet der Umweltstudienplatz noch eine<br />
ganze Reihe weiterer betreuter Programmbausteine<br />
an. Das Spektrum reicht von verschiedenen<br />
interaktiven Vorträgen über die Vogelbeobachtungsexkursion<br />
bis hin zum „Tümpeln“ oder<br />
Basteln mit Naturmaterialien. Besonders oft<br />
gewünscht wird auch unser Programmangebot<br />
im Multimar Wattforum, dem 1999 in Tönning<br />
eröffneten Informationszentrum des Nationalparks<br />
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer mit<br />
integriertem Nordseeaquarium.<br />
Mit den Kollegen dort hat sich von Beginn an<br />
eine sehr harmonische und kollegiale Zusammenarbeit<br />
entwickelt, so dass ich auf der Basis<br />
meiner „aquarienpädagogischen“ Erfahrungen<br />
aus dem Sea Life Centre Timmendorfer Strand<br />
meine eigenen umweltpädagogischen Programme<br />
im Multimar Wattforum durchführen kann.<br />
Ende September diesen Jahres geht mein Gastspiel<br />
am Umweltstudienplatz dem bisherigen<br />
Kenntnisstand nach zu Ende. Die Zeit der Erziehungsurlaubsvertretung<br />
ist dann abgelaufen und<br />
ich werde für neue Aufgaben zur Verfügung<br />
stehen. Doch meine Kollegin, Anja Gehringer,<br />
wird unsere erfolgreiche Arbeit mit den Schulklassen<br />
nach ihrer Babypause sicher mit dem<br />
alten/ neuen Elan fortsetzen.<br />
An Ideen und Plänen für die Zukunft mangelt es<br />
jedenfalls nicht. Erst im November des vergangenen<br />
Jahres sind wir für weitere drei Jahre als<br />
Umweltstudienplatz anerkannt worden. Und<br />
wenn das Interesse der Schulklassen auf ihrer<br />
Klassenfahrt zu uns nach Tönning zu kommen -<br />
wie es den Anschein hat - weiter bestehen bleibt<br />
und sogar noch wächst, dann wird die Umweltpädagogin<br />
des Umweltstudienplatzes alles daran<br />
setzen, noch viele Kinder und Jugendliche für die<br />
Nordseeküste und das Wattenmeer als eine der<br />
letzten großräumigen Naturlandschaften bei uns<br />
in Europa zu begeistern.<br />
28<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Impressum:<br />
Herausgeber:Deutsches Jugendherbergswerk<br />
Landesverband Nordmark<br />
Text und Layout:Ulrike Lamp<br />
Zeichnungen:Anja Gehringer<br />
Ulrike Lamp<br />
Druck:Eigendruck<br />
1. Auflage 1994<br />
9. Auflage 2002<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
29
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Kattrin Matthieu<br />
16. Tagung deutschsprachiger <strong>Zoo</strong>pädagogen im <strong>Zoo</strong> Basel vom 7. bis 10. März 2002<br />
Der zweite Teil der Tagung stand unter dem<br />
Thema: „<strong>Zoo</strong>pädagogik – Gratisbildung oder darf<br />
es was kosten?“ Wie immer gab es zum Thema,<br />
aber auch zu anderen Fragen der <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />
viele interessante Vorträge und damit Anregungen<br />
und Diskussionsstoff. Der dritte Teil „Arbeitskreise“<br />
schaffte uns die Möglichkeit zu verschiedenen<br />
Themen im Kreise von Interessierten<br />
Gedanken auszutauschen und ganz konkrete<br />
Hinweise für die eigene Arbeit im heimatlichen<br />
<strong>Zoo</strong> zu sammeln. Im Nachhinein gab es die<br />
Anregung, das Arbeitskreisthema „Action und<br />
Fun“ einmal zum Tagungsthema zu machen.<br />
Jede Tagung bietet etwas Neues und spiegelt die<br />
Bedingungen und Möglichkeiten eines <strong>Zoo</strong>s<br />
wider. Inhaltlich hatte die Tagung drei Schwerpunkte:<br />
Themen der Tagung<br />
Den ersten Teil bestritt Prof. Dr. Siegfried Scherer<br />
zu Fragen der Evolution.<br />
Als christlicher Fundamentalist stellte er die<br />
Ergebnisse der Forschung aus dieser Sicht vor.<br />
Einen Vertreter dieser Richtung einmal leibhaftig<br />
zu erleben, war ein Erlebnis. Inwiefern diese<br />
„Weiterbildung“ fruchtbar war, wird die weitere<br />
Diskussion zeigen. Artikel zu Fragen der Evolution<br />
sind für die nächsten Ausgaben von „<strong>Begegnung</strong><br />
<strong>Zoo</strong>“ angekündigt. Wir hoffen auf eine<br />
fruchtbare Diskussion.(L.Ph.)<br />
Mitgliederversammlung<br />
Gekoppelt an die Verbandstagung war die<br />
Mitgliederversammlung des Verbandes. Da es im<br />
ureigenen Interesse des Verbandes ist, dass viele<br />
Mitglieder an dieser Versammlung und der Wahl<br />
des neuen Vorstandes teilnehmen, wurde sie<br />
zeitlich in die Mitte der Tagung gelegt. Die<br />
Mitgliederversammlung verlief harmonisch und<br />
sehr zügig. Das Protokoll ist allen Mitgliedern<br />
zugegangen.<br />
Der <strong>Zoo</strong><br />
Der <strong>Zoo</strong> Basel selbst hat uns alle sehr beeindruckt.<br />
Die Vorstellung des Etoscha Hauses war<br />
außerordentlich interessant, weil der Neugestaltung<br />
dieses Hauses (ehemals Raubtierhaus) ein<br />
pädagogisches Konzept zu Grunde liegt, in das<br />
sich tierhalterische, bauliche und gestalterische<br />
Belange einordnen. Eine solche konsequente<br />
Umsetzung ist nicht so häufig in <strong>Zoo</strong>s im<br />
deutschsprachigen Raum, zeigt aber, dass es<br />
machbar und durchaus reizvoll ist, dem Besucher<br />
eine Geschichte über „Wachsen – Fressen –<br />
Zerfallen“ zu erzählen und nicht „nur“ verschiedene<br />
Tierarten zu präsentieren. Es zeigt auch,<br />
dass ein Terrarium mit tausenden Wanderheuschrecken<br />
mindestens genauso interessant sein<br />
kann wie ein Gehege mit Fuchsmangusten.<br />
Besonders angetan haben es mir die frei lebenden<br />
Störche. Es ist schon imposant, wenn einem<br />
ein Weißstorch direkt über den Weg läuft oder<br />
genau vor einem landet.<br />
30<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Nachahmenswert ist die Arbeit mit Kindern im<br />
Haustierbereich des Basler <strong>Zoo</strong>s. Es gibt keine<br />
feste Arbeitsgemeinschaft. Die Kinder, die den<br />
<strong>Zoo</strong> gerade besuchen und mitarbeiten wollen,<br />
können das unter Anleitung der Kinder tun, die<br />
das schon häufig mit den Tierpflegern dieses<br />
Bereiches gemacht haben. Nur die Kinder, die<br />
pflegerische Leistungen erbracht haben, dürfen<br />
danach auch reiten.<br />
An dieser Stelle seien nur diese Beispiele genannt.<br />
Jeder wir für seine Arbeit Anregungen aus<br />
dem <strong>Zoo</strong> Basel mit nach Hause genommen<br />
haben.<br />
Versorgung<br />
Der <strong>Zoo</strong>–Tag wurde abgerundet von der Einladung<br />
des <strong>Zoo</strong>s zum Abendessen in das <strong>Zoo</strong>restaurant<br />
und was uns da kredenzt wurde, ließ<br />
keine Wünsche offen! An dieser Stelle sei allen<br />
Mitarbeitern des <strong>Zoo</strong>s und des <strong>Zoo</strong>restaurant<br />
herzlich für die überaus freundliche Aufnahme<br />
und Betreuung gedankt!<br />
Das Wetter<br />
Nach der Görlitzer Tagung, bei der wir „wettermäßig“<br />
nicht verwöhnt wurden (ich erinnere<br />
mich an Schneeschauer und dicke Anoraks), bot<br />
Basel Sonne satt und frühlingshafte Temperaturen.<br />
Es war einfach genial und machte den <strong>Zoo</strong><br />
und alle Unternehmungen noch einmal so<br />
schön.<br />
Fazit<br />
Die Tagung in Basel ist von Dr. Andreas Heldstab<br />
und seinen Kollegen professionell vorbereitet und<br />
durchgeführt worden. Ihm, seinen Mitarbeitern<br />
und allen Schweizer Kollegen, die die anschließenden<br />
Exkursionen leiteten, sei hier nochmals<br />
herzlich gedankt.<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
31
Der Vorstand stellt sich vor<br />
Lothar Philips<br />
Jahrgang 1952. Nach dem Abitur<br />
1972 studierte er an der Pädagogischen<br />
Hochschule Köln die Fächer<br />
Deutsch, Chemie und Biologie. Seit<br />
1986 ist er im <strong>Zoo</strong>logischen Garten<br />
Köln als <strong>Zoo</strong>pädagoge tätig. Bei<br />
den Vorstandswahlen 2002 wurde<br />
Lothar Philips zum ersten Vorsitzenden<br />
wieder gewählt.<br />
Eva Oberauer Jahrgang 1964. Nach<br />
Beendigung der Schulzeit in Innsbruck<br />
studierte sie dort von 1982<br />
bis 1991 Biologie mit dem Wahlfach<br />
Ethologie. Bereits während<br />
ihres Studiums wurde sie zur<br />
graphischen Gestaltung der <strong>Zoo</strong>beschilderung<br />
des Alpenzoos herangezogen.<br />
Zu ihren Aufgaben gehören<br />
neben der Betreuung von Schulklassen<br />
und Gruppen der Erwachsenenbildung<br />
die Beschilderung sowie die<br />
Öffentlichkeitsarbeit, die Betreuung der<br />
Lehrmittelsammlung, der Bibliothek und<br />
des Archivs (Fotos und Dias). Auch die<br />
theoretische Ausbildung der Tierpflegerinnen<br />
und Tierpfleger wird von der <strong>Zoo</strong>schule<br />
geleistet. Eva Oberauer ist zweite Vorsitzende<br />
des Verbands.<br />
Martina Schürer Jahrgang 1957,<br />
studierte von 1977 bis 1981 Biologie<br />
für das Lehramt der SI und der Sonderschule<br />
für Geistig- und Körperbehinderte.1981<br />
- 1985 Aufbau einer pädagogischen<br />
Einrichtung im Wuppertaler <strong>Zoo</strong>,<br />
seit 1985 offizielle Abordnung als<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogin in die <strong>Zoo</strong>schule Wuppertal.<br />
Seit 1994 Lehraufträge an der<br />
Uni Essen im Bereich der Biologie zum<br />
Thema Ziele und Aufgaben der <strong>Zoo</strong>pädagogik.<br />
Martina Schürer wurde zur Schriftführerin<br />
gewählt.<br />
Jan Osterloh Jahrgang<br />
1946. Nach dem Abitur<br />
1966 und dem Wehrdienst<br />
studierte er ab<br />
1967 an der Universität<br />
Düsseldorf das Fach Biologie,1974<br />
Diplom. Seit<br />
1991 ist er mit 5 Wochenstunden<br />
in der <strong>Zoo</strong>schule<br />
des Krefelder <strong>Zoo</strong>s<br />
als <strong>Zoo</strong>pädagoge tätig.<br />
Seit 2000 ist er Schatzmeister<br />
des <strong>VZP</strong> (und<br />
bleibt das dankenswerter<br />
Weise auch).<br />
Katrin Matthieu Jahrgang<br />
1962,studierte von 1980<br />
bis 1984 Biologie und<br />
Chemie fürs Lehramt an<br />
der Pädagogischen Hochschule<br />
in Köthen. Seit Juli<br />
1993 arbeitet sie im Naturschutz-Tierpark<br />
Görlitz. Zu<br />
ihren Aufgaben gehören<br />
neben dem Unterricht auch<br />
die Freizeitangebote, die Öffentlichkeitsarbeit, die<br />
Vorbereitung von Tierpark- Festen, die Entwicklung<br />
von Arbeitsmaterialien, Kinderheften und<br />
Faltblättern, die Gehegebeschilderung, die Besucherbetreuung<br />
und die Entwicklung von interaktiven<br />
Medien. Kathrin Matthieu ist Referentin für<br />
Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Der Vorstand ist zu erreichen:<br />
Katrin Matthieu Naturschutz-Tierpark- Görlitz k.matthieu@tierpark-goerlitz.de 03581/406616<br />
Während der Pause der MVS in Basel<br />
Eva Oberauer Alpenzoo Innsbruck alpenzoo.zooschule@tirol.com 0043/512/292506<br />
Jan Osterloh <strong>Zoo</strong>logischer Garten Krefeld janosterloh@aol.com 0211/420702<br />
Lothar Philips <strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln lphilips@t-online.de 0221/7785116/7<br />
Martina Schürer <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal zooschule@zoo-wuppertal.de 0202/2747146<br />
32<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Neues aus dem Vorstand<br />
Neues aus dem Vorstand<br />
Auf der Mitgliederversammlung in Basel wurde<br />
ein neuer Vorstand (wieder)gewählt. Für das uns<br />
entgegengebrachte Vertrauen möchte ich mich<br />
im Namen des Vorstandes noch einmal bedanken.<br />
Wir werden unser Bestes tun, es nicht zu<br />
enttäuschen.<br />
Wir planen, eine Übersicht über die zoopädagogischen<br />
Einrichtungen, in denen Mitglieder<br />
des <strong>VZP</strong> arbeiten, herauszugeben. Die Maske<br />
für die Darstellung der jeweiligen Einrichtung<br />
erhalten die Mitglieder des <strong>VZP</strong> mit dieser Ausgabe<br />
von <strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>.<br />
Bitte senden Sie die ausgefüllten Bögen bis zum<br />
30.5.02 an:<br />
Martina Schürer, <strong>Zoo</strong>schule Wuppertal,<br />
Hubertusallee 30, 42117 Wuppertal.<br />
Als neue Referentin für Öffentlichkeitsarbeit hat<br />
nun Katrin Matthieu federführend die Redaktion<br />
der Zeitschrift übernommen, Ruth Dieckmann<br />
arbeitet weiter mit und auch ich werde das<br />
meinige tun.<br />
An dieser Stelle noch einmal die Bitte: scheuen<br />
Sie sich nicht, mit Artikeln und Vorschlägen an<br />
die Redaktion heranzutreten.<br />
Die Finanzierung von„<strong>Zoo</strong>s zwischen den Fronten“<br />
übernahm zum größten Teil der VDZ (Verband<br />
Deutscher <strong>Zoo</strong>direktoren). Die Mitgliederversammlung<br />
hat beschlossen, für die durch den<br />
Verkauf zurückfließenden Gelder ein Sonderkonto<br />
einzurichten. Dieses Sonderkonto soll der Finanzierung<br />
weiterer Sonderdrucke dienen.<br />
Die Weiterentwicklung und Pflege unserer<br />
Homepage wurde übereinstimmend als notwendig<br />
erachtet, eine Aufgabe, die ich in der Osterferien<br />
angehen wollte, aber dann kam die<br />
Bronchitis und streckte mich drei Wochen in die<br />
Kissen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Für<br />
Anregungen und Vorschläge bin ich weiterhin<br />
dankbar.<br />
Ein Termin und Ort für die nächste Vorstandssitzung<br />
stehen noch nicht fest, ich hoffe, dass es<br />
Anfang September passt.<br />
Der Wahlvorstand<br />
Mitgliederversammlung<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
33
Empfehlungen Internetseiten<br />
Tobias Kamer,Stephen McKeown, Lothar Philips<br />
Da kommt man einfach nicht mehr ´dran vorbei!<br />
www.pictures-and-graphics.de<br />
Seit 1994 lebe und arbeite ich als Tierpfleger in Köln. Dort habe ich das Fotografieren zu meinem Hobby<br />
gemacht. Schon bald hatte ich mir eine professionelle Kameraausrüstung zugelegt, in der Hoffnung, bessere<br />
Bilder machen zu können. Neben einigen Bildern sind auch ein paar Grafiken, sowie Banner und Logos, die<br />
ich erstellt habe, auf meiner Website zu sehen. Einen Fotoworkshop, der nach und nach bearbeitet wird,<br />
findet man ebenfalls auf den Seiten. Und noch einiges mehr...<br />
Pictures and Graphics by Gunnar Wöbse, mailto: Webmaster@pictures-and-graphics.de<br />
www.woodworld.ch<br />
Willkommen bei Woodworld.ch! Du bist auf der Site der WWFWaldkampagne gelandet! Hier erwarten dich<br />
Informationen zu Wald und Holz, Spiele, Wettbewerbe und vieles mehr.<br />
www.tierpark.ch\schule<br />
Was gibt es schöneres als ein 40 Hektar grosses Schulzimmer, wo Ihre Schüler die Natur und ihre Tiere<br />
entdecken können? Die TierparkSchule Goldau bietet Ihnen eine breite Palette an Programmen, Materialien<br />
und Ideen für eine unvergessliche Exkursion in die Welt der Tiere. Bei uns machen Lernen und Lehren<br />
Spass!<br />
Auf den Internetseiten der TierparkSchule finden Sie alles für die Vorbereitung Ihres Besuches im Tierpark<br />
und unserem Schulpavillon:<br />
Downioads der erprobten Arbeitsvorschläge der TierparkSchule sind bei uns frei verfügbar. Nutzen Sie diese<br />
Quelle an Materialien zum Thema Natur und Tiere.<br />
www.green.org (Global Rivers Environmental Education Network)<br />
This website can help you make lasting improvements to your watershed by offering an online monitoring<br />
database and community action tool. Designed for monitoring groups and interested browsers alike, the site<br />
contains: .<br />
•a national database of locallygenerated data for biological, chemical, physical, and Land use information<br />
•special project pages for registered users to create customized records of their watershed monitoring and<br />
action projects detailed Action Steps and Checklist system to lead users through a stepbystep monitoring<br />
and problemsolving process<br />
•extensive Resources to support monitoring and action taking ability for large watershed monitoring organizations<br />
to review and coordinate monitoring data from affiliated monitoting groups concise summaries and<br />
curricular resources for educators<br />
www.kids-for-the-alps.net<br />
Hier dreht sich alles um die Alpen! In allen Alpenländern macht der WWF einen grossen Zeichnungswettbewerb,<br />
an dem Kinder aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein, aus<br />
Frankreich, Italien und Slovenien mitmachen können. Zu jeder Zeichnung gibt es einen Wunsch an die<br />
Zukunft. Zusammen geben die Zeichnungen und Wünsche einen AlpenBilderbogen, der zeigt, wie ihr euch<br />
eure Zukunft in den Alpen vorstellt.<br />
34<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
www.pandAction.ch<br />
PandAction.ch, die Jugendwebsite vom WWF: Die vier Bewohner des virtuellen Dorfplatzes, Nina, Tom,<br />
Frank und Caroline erleben spannende Abenteuer in Beruf, Freizeit und in der Liebe. Das quasselnde Blumenbeet<br />
verbreitet laufend den neuesten Klatsch und Tratsch über die Dorfplatzbewohner und bewohnerinnen.<br />
Ein hilfsbereiter Marder hilft allen, sich auf der Seite zu orientieren und die Brieftaube bringt Kritik und<br />
auch das Lob an die Macher von PandAction. Im roten Zeitungsautomaten werden Umweltnews aus der<br />
ganzen Welt verbreitet und in der Aktionenkiste kann man sich direkt für einen Anlass oder ein Projekt im<br />
Umweltbereich anmelden. Auch Tierstimmen zum downloaden, ein SMS-Info-Abo und viele weitere Angebote<br />
finden sich auf PandAction.<br />
www.salzburg-zoo.at<br />
Der Tiergarten Anif ist nun der <strong>Zoo</strong> Salzburg und stellt sich und sein neues Programm vor.<br />
The homepage of WAZA is online! Check it out!<br />
http://www.waza.org/<br />
Looking for animal sounds? www.Findsounds.com is a searchable database of<br />
all kinds of sounds in many different file formats. All of them are downloadable...<br />
Hat doch gar nicht weh getan!<br />
Kontakte<br />
Sie suchen eine Praktikumsstelle im zoopädagogischen Bereich?<br />
Sie suchen Kontakt zu erfahrenen Kolleginnen und Kollegen?<br />
Unsere <strong>Zoo</strong>pädagoginnen und <strong>Zoo</strong>pädagogen helfen Ihnen weiter.<br />
Kontakte für Berufsanfänger und Praktikanten vermitteln:<br />
Martin Becker Opel-<strong>Zoo</strong><br />
06173/78670<br />
MITTE (tgl. 13.00-14.00)<br />
Keike Johannsen Tierpark Hagenbeck<br />
040/5405323<br />
NORD<br />
(Di. 14.00-16.00, Do.<br />
13.00-15.00)<br />
Katrin Matthieu Naturschutz-Tierpark-Görlitz 03581/406616<br />
OST<br />
(während der<br />
Kernarbeitszeit)<br />
Eva Oberauer Alpenzoo Innsbruck<br />
0043/512/292323<br />
SÜD (Mo.-Do.13.-14. /16.-<br />
17.)<br />
Martina Schürer <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal 0202/2747146<br />
WEST (Mo.-Fr. 13.00-14.00)<br />
johannsen.ifl@hh.schule.de<br />
k.matthieu@tierpark-goerlitz.de<br />
alpenzoo.zooschule@tirol.com<br />
zooschule@zoo-wuppertal.de<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
35
Abkürzungen<br />
Das Rätseln hat ein Ende! Der Führer durch den Dschungel der Abk.<br />
Häufig gebrauchte Abkürzungen:<br />
AMAZOO<br />
APP<br />
ARKS<br />
ASMP<br />
CAMP<br />
CAZG<br />
CBSG<br />
CITES<br />
GASP<br />
GCAP<br />
IATA<br />
IESBP<br />
ISIS<br />
IUDZG<br />
IUCN<br />
IZE<br />
IZY<br />
JMSP<br />
EAZA<br />
ESB<br />
EEP<br />
ERNIZE<br />
PHVA<br />
RCP<br />
REGASP<br />
SEAZA<br />
SSC<br />
SSCJ<br />
SSP<br />
SZB<br />
TAG<br />
UNEP<br />
WAZA<br />
WCMC<br />
WRI<br />
WWF<br />
Regionale Erhaltungszuchtprogramme, initiiert vom Verband Mittelamerikanischer <strong>Zoo</strong>s (AMA-<br />
ZOO)<br />
African Propagation Programmes, initiiert vom Pan-Afrikanischen Verband<br />
<strong>Zoo</strong>logischer Gärten, Aquarien und Botanischer Gärten (PAAZAB)<br />
Animal Records Keeping System<br />
Australasian Species Management Programme, durchgeführt vom Verband<br />
<strong>Zoo</strong>logischer Parks und Aquarien der Australasiatischen Region (ARAZPA)<br />
Conservation Assessment and Management Plan<br />
Erhaltungszuchtprogramme, initiiert vom Chinesischen Verband <strong>Zoo</strong>logischer Gärten<br />
Captive Breeding Specialist Group der IUCN/SSC (jetzt: Conservation<br />
Breeding Specialist Group)<br />
Convention on International Trade in Endangered Species of Flora and<br />
Fauna (= Washingtoner Artenschutzübereinkommen)<br />
Global Animal Survival Plan<br />
Global Captive Action Plan<br />
International Air Transport Association<br />
Indian Endangered Species Breeding Programmes, durchgeführt von der<br />
zentralen <strong>Zoo</strong>-Behörde Indiens<br />
International Species Information System<br />
The World <strong>Zoo</strong> Organization (Internationale Union der Direktoren <strong>Zoo</strong>logischer Gärten) später<br />
WZO (World <strong>Zoo</strong> Organisation) heute: WAZA<br />
The World Conservation Union (International Union for the Conservation of<br />
Nature and Natural Resources)<br />
International Union of <strong>Zoo</strong>-Educators<br />
International <strong>Zoo</strong> Yearbook<br />
Joint Management of Species Programme, durchgeführt von der Föderation der <strong>Zoo</strong>logischen<br />
Gärten Großbritanniens und Irlands (diese Länder beteiligen sich auch am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm,<br />
EEP)<br />
European Association of <strong>Zoo</strong>s and Aquaria<br />
European Studbook<br />
Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, durchgeführt vom Europäischen<br />
Verband von <strong>Zoo</strong>s und Aquarien (EAZA)<br />
European Regional Network of IZE (Emailkontakte)<br />
Population and Habitat Viability Analysis<br />
Regional Collection Plan<br />
Regionale Erhaltungszuchtprogramme, initiiert vom Südostasiatischen Verband für <strong>Zoo</strong>s (SEA-<br />
ZA)<br />
Species Survival Commission of IUCN<br />
Komitee für Artenschutz Japan, geführt vom Japanischen Verband <strong>Zoo</strong>logischer<br />
Gärten und Aquarien (JAZGA)<br />
Species Survival Plan, durchgeführt vom Amerikanischen<br />
Verband für <strong>Zoo</strong>s und Aquarien (AAZPA) [heute AZA]<br />
Erhaltungszuchtprogramme, initiiert vom Brasilianischen <strong>Zoo</strong>-Verband (SZB)<br />
Taxon Advisory Group<br />
United Nations Environment Programme<br />
World Association of <strong>Zoo</strong>s and Aquaria<br />
World Conservation Monitoring Centre<br />
World Resources Institute<br />
World Wide Fund for Nature (früher World Wildlife Fund)<br />
36<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Nordamerika<br />
AAZPA (American Association of <strong>Zoo</strong>logical Parks and Aquariums) [heute: AZA American <strong>Zoo</strong><br />
Association]Regionaler Verband für den Subkontinent:<br />
Lateinamerika<br />
AMAZOO (Association of Meso American <strong>Zoo</strong>s, Regionaler Verband für Mittelamerika)<br />
Europa<br />
EAZA (European Association of <strong>Zoo</strong>s and Aquaria)Regionaler Verband für ganz Europa<br />
Afrika<br />
PAAZAB (Pan African Association of <strong>Zoo</strong>logical Gardens, Aquariums and Botanic Gardens)<br />
Asien<br />
SEAZA (South East Asian <strong>Zoo</strong> Association)Regionaler Verband für Südostasien<br />
Australasiatische Region<br />
ARAZPA (Australasian Regional Association of <strong>Zoo</strong>logical Parks and Aquaria)Regionalverband für Australien<br />
und Neuseeland<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
37
Naturheilverfahren – Hochwirksam<br />
Sabine Wieczorek, Initiatorin der Reptilienhilfe Süd und (unter anderem) Tierheilpraktikerin<br />
Auch im Wildtierbereich<br />
Immer beliebter: Naturheilverfahren in der Tier-Therapie<br />
Therapien aus der Naturheilkunde werden von<br />
Haustierbesitzern immer häufiger für ihre erkrankten<br />
Lieblinge gewählt.<br />
Meist nebenwirkungsfrei bieten sie eine wirksame<br />
Möglichkeit, auch teilweise hartnäckige Krankheiten<br />
günstig zu beeinflussen oder gar zu<br />
heilen.<br />
Allein durch die Akupunktur sind in der Tiermedizin<br />
ca. 100 verschiedene Krankheitsbilder zu<br />
therapieren.<br />
Auch Verhaltensauffälligkeiten können in Verbindung<br />
mit einem professionellen Tiertraining<br />
durch Naturheilverfahren gestützt werden.<br />
Allmählich zieht die Naturheilkunde auch in den<br />
Wildtierbereich ein und hinterlässt dort ihre<br />
wirksamen Spuren.<br />
Wenn die Heilmethoden aus der Natur nicht<br />
wirksam sind, so liegt das nicht am Verfahren,<br />
sondern daran, dass aus Unkenntnis entweder<br />
zum falschen Mittel gegriffen wird oder gar das<br />
ganze Verfahren sich als ungeeignet für das<br />
vorliegende Krankheitsbild erweist.<br />
Das Gelingen ist somit also vor allem in der<br />
Sachkenntnis des Behandelnden begründet, die<br />
dem Tierbesitzer als Laien meist in erforderlichem<br />
Umfang fehlt .<br />
Als ernst zu nehmende Therapieformen gehören<br />
die Naturheilverfahren also immer in die Hände<br />
von kundigen Ärzten oder Heilpraktikern.<br />
Selbstversuche zögern das Krankheitsgeschehen<br />
meist unnötig heraus. Das Tier leidet und es ist<br />
auch kein Geld gespart.<br />
Bekannte Verfahren und noch nie Gehörtes<br />
Neben den hauptsächlich angewandten und den<br />
meisten Menschen bekannten Therapieformen<br />
wie Homöopathie, Akupunktur oder Bachblütentherapie<br />
gibt es noch viele andere weniger<br />
bekannte und dennoch hochwirksame Methoden<br />
der natürlichen Heilverfahren.<br />
In der Reintoxintherapie wird mit einem Spitzenprodukt<br />
der Natur, den Schlangengiften, sogar<br />
Krebs erfolgreich therapiert.<br />
In den verschieden Giften wurden bis zu 50<br />
Stoffe nachgewiesen. Niemals sind sie jedoch in<br />
nur einem Schlangengift enthalten, sondern bei<br />
der Vielzahl der Schlangengifte kommen in<br />
einem diese und im anderen jene Stoffe vor.<br />
Die Gifte der Colubriden (Giftnattern) zeichnen<br />
sich durch einen besonderen Gehalt an Neurotoxinen<br />
aus. Die Gifte der Vipern enthalten einen<br />
geringen Neurotoxingehalt, sind aber dafür<br />
reicher an lokalreizenden, gerinnungsfördernden<br />
und hämolytischen Substanzen.<br />
So teilt man die Gifte in drei Gruppen ein:<br />
Gifte mit curareähnlichen Eigenschaften, mit<br />
kreislaufwirksamen Toxinen und mit vorwiegend<br />
lokal wirkenden Toxinen.<br />
In einem komplizierten Verfahren werden die<br />
Schlangengifte für den therapeutischen Einsatz<br />
aufbereitet.<br />
Mit spagyrischer Therapie sind z.B. Stoffwechselvorgänge<br />
zu normalisieren und Hautkrankheiten<br />
zu behandeln.<br />
Das Wort Spagyrik stammt aus dem Griechischen<br />
und meint „spao“ trenne und „gyrein“<br />
vereine.<br />
In komplizierten Operationen werden die Wirkstoffe<br />
und Wirkkräfte der Arznei in möglichst<br />
reiner Form dargestellt.<br />
Die Operationen im Labor sind der Natur abgeschaut<br />
und werden vom Menschen katalysiert.<br />
So erhält man eine Arznei, die mehr als nur die<br />
chemisch nachweisbare Information erhält. Dass<br />
das eine gravierende, wenn auch nicht messbare,<br />
Rolle zu spielen scheint, zeigt uns die Tatsache,<br />
dass z.B. künstlich hergestellte Vitamine<br />
trotz gleicher chemischer Zusammensetzung im<br />
Körper nicht dieselben Reaktionen hervorrufen<br />
wie ihre natürlichen Verwandten in Obst und<br />
Gemüse.<br />
Dies konnte durch wissenschaftliche Untersuchungen<br />
belegt werden.<br />
Die isopathische Therapie beruht auf der Erkenntnis<br />
der Wandelbarkeit der Formen und auf der<br />
Tatsache der biologisch lebensnotwendigen<br />
Symbiose zwischen dem Säugetierorganismus<br />
und dem Endobionten, (symbiotischer, pflanzlicher<br />
Urkeim im Erythrozyten).<br />
Es wird mit immunbiologischen Präparaten aus<br />
der Bakterienphase oder aus der Pilzphase<br />
therapiert.<br />
Es gibt noch weitere hier nicht aufgeführte<br />
naturheilkundliche Therapien, die oft schon eine<br />
sehr lange und erfolgreiche Tradition haben.<br />
Die Naturheilkunde bietet also sehr umfangreiche<br />
Möglichkeiten der Heilung.<br />
Für welche Möglichkeit sich der Therapeut auch<br />
entscheidet, er wird mit jeder Behandlungsform<br />
immer die Ganzheitlichkeit des Wesens erfassen<br />
und therapieren wollen, denn das ist der Grund-<br />
38<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
gedanke der Naturheilkunde. Nie werden nur<br />
Symptome beseitigt, sondern es soll wieder die<br />
gesamte Lebensenergie (Dynamis) in den Fluss<br />
gebracht werden.<br />
Naturheilkunde im Wildtierbereich am Beispiel<br />
einer Boa constrictor<br />
Die Reptilienhilfe Süd, eine privat organisierte<br />
Auffangstation für „gestrandete“ Reptilien, nahm<br />
im Februar eine Boa constrictor imperator Hogg<br />
Island auf. Diese Riesenschlangenart von den<br />
Pig Islands vor der Küste Honduras erfreut sich<br />
bei privaten Terrarianern wegen ihres umgänglichen<br />
Temperaments und sicher auch wegen<br />
ihres attraktiven Äußeren immer größerer Beliebtheit.<br />
Das aus deutscher Nachzucht stammende Tier<br />
kam mit einer Pseudomonas (bakterielle Erkrankung,<br />
die vor allem im Hautbereich durch<br />
Knotenbildung auffällt) zur Reptilienhilfe.<br />
Fast zwei Jahre lang wurde bereits erfolglos mit<br />
Antibiotika therapiert und laut Labor waren alle<br />
Bakterienstämme mittlerweile resistent.<br />
Die Boa war ein schulmedizinisch austherapierter<br />
Fall.<br />
Also wurde der Versuch unternommen, das<br />
erstaunlicherweise immer noch recht aktive Tier<br />
(die Boa nahm noch regelmäßig Nahrung zu<br />
sich, obwohl normalerweise eine Futterverweigerung<br />
bei Schlangen eines der ersten Anzeichen<br />
für eine Erkrankung anzeigt) mit immunologischen<br />
Präparaten zu therapieren.<br />
Da das regelmäßige orale Verabreichen von<br />
Arzneien bei Schlangen nicht gerade unproblematisch<br />
ist, kam eine Injektionstherapie eher in<br />
Frage.<br />
Der Zweck der Anwendung von Bakteriensuspensionen<br />
besteht darin, im lebenden Organismus<br />
auf künstlichem Wege eine aktive Immunität zu<br />
erzeugen. Sie wird erreicht, indem durch Injektion<br />
von Stoffen im Organismus spezifische und<br />
unspezifische Reize ausgeübt werden, die die<br />
Gewebszellen umstimmen und den Körper zur<br />
Bildung von Abwehrstoffen veranlassen.<br />
So wurde also eine Pseudomonas-Nosode zur<br />
Ausleitung bestimmt und in der Injektionstherapie<br />
mit einem Hapten* aus Pseudomonas aegurinosa<br />
kombiniert. Um die Immunbereitschaft des<br />
Körpers zu erhöhen, wurde ein weiteres Präparat<br />
mit aufbereiteten Stämmen des Bacillus firmus<br />
(ein Verwandter des Bacillus subtilis) angewandt.<br />
Außerdem erhielt die Boa regelmäßig (alle 16<br />
Tage) in das tote Futtertier injiziertes Vit E, Zink<br />
und Vit C.<br />
Vitamin C wird normalerweise von Schlangen<br />
selbst synthetisiert. Bei derart erkrankten Tieren<br />
hat sich aber die Zuführung des Vitamins als<br />
hilfreich erwiesen.<br />
Zweimal in der Woche bekam die Boa ein Bad<br />
mit Salz aus dem toten Meer (das sich z.B. bei<br />
Psoriasis ergänzend in der Behandlung am<br />
Menschen bestens bewährt hat) für ca. eine<br />
Stunde bei 36° C Wassertemperatur.<br />
Anschließend wurden die Hautirritationen mit<br />
Teebaumhydrolat (nicht Öl!) abgetupft.<br />
Die beginnende Maulfäule und die Entzündung<br />
der Atemwege verschwanden nach 20 Tagen<br />
völlig.<br />
Nach bereits zwei Häutungen des Tieres, die<br />
immer manuell unterstützt werden mussten, ist<br />
eine deutliche Regeneration der Hautoberfläche<br />
sichtbar.<br />
Seit Monaten hat die Boa zum ersten Mal wieder<br />
festen Kot abgesetzt. Die Untersuchung des Kots<br />
im Labor ergab lediglich einen leichten Wurmbefall,<br />
der übrigens nun mit einem allopathischen<br />
Medikament behandelt wird.Es ist ein fataler<br />
Trugschluss einiger Naturheilkunde-Fanatiker,<br />
dass Allopathie und Naturheilkunde nicht kombinierbar<br />
wären. Nur in Einzelfällen, bei Antibiotikabehandlung<br />
und Cortisongaben kommt die<br />
Wirkung der Naturheilmittel nicht durch.<br />
Und noch eine Anmerkung generell zur Entwurmung<br />
scheint mir angebracht:<br />
Es gibt keine sanfte Entwurmung!<br />
Auch eine Entwurmung mit Mitteln, die auf<br />
pflanzlicher Basis hergestellt wurden, hinterlassen<br />
ihre Spuren und ziehen die Darmflora in<br />
Mitleidenschaft.<br />
Deshalb ist nach Entwurmungen generell eine<br />
Darmkur (Darmsanierung) anzuraten.<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
39
Beachtenswertes zur Haltung erkrankter Boiden<br />
Die Boa constrictor ist noch nicht völlig geheilt,<br />
aber deutlich auf dem Weg der Gesundung.<br />
Wichtig anzumerken sind noch die Haltungsbedingungen<br />
von erkrankten Boiden generell.<br />
Die erkrankten Tiere sind möglichst keimarm zu<br />
halten, d.h. die technischen Einrichtungen<br />
(Heizelemente, evtl. Luftbefeuchter, Licht) müssen<br />
natürlich in Berieb sein, aber es muss auf<br />
Einstreu verzichtet werden und auf natürliche<br />
Verstecke wie Korkrinden etc.<br />
Stattdessen sind leicht zu reinigende und<br />
desinfizierbare Einrichtungsgegenstände vorzuziehen.<br />
Als Versteck kann auch eine Plastikschüssel mit<br />
selbstgebautem Eingang dienen (scharfe Kanten<br />
unbedingt abrunden!).<br />
Kletteräste sollten ebenfalls nicht aus Naturmaterialien,<br />
sondern möglichst aus Kunststoff<br />
bestehen.<br />
Der Boden kann mit Zeitungspapier ausgelegt<br />
werden (jeden Tag wechseln!) oder aber auch<br />
mit einem gelochten Plastik-Schaum-Material<br />
vom Meter, wie man es für Badezimmerböden<br />
oder Antirutschmatten in Badewannen verwendet.<br />
Das Lichtspektrum bei der Beleuchtung von<br />
Schlangenterrarien spielt bei gesunden Schlangen<br />
eher eine untergeordnete Rolle.<br />
Im Fall der beschriebenen Boa allerdings wurde<br />
das Terrarium im Hinblick auf die Hauterkrankung<br />
mit einer dem natürlichen Lichtspektrum<br />
angepassten Leuchtstoffröhre,<br />
wie sie normalerweise zur Echsenhaltung üblich<br />
ist, ausgestattet.<br />
Die Temperatur wurde tagsüber, höher als üblich,<br />
bei 32°C gehalten und sank nachts auf 25°C ab.<br />
Sie wurde über zwei Elsteinstrahler, sowie einer<br />
nur 15 W – Heizmatte geregelt.<br />
Die Luftfeuchtigkeit wurde deutlich unter dem<br />
normalen Level gehalten. Es wurde lediglich<br />
morgens und abends per Hand Wasser versprüht,<br />
das für jeweils ca. 2 Std. die Luftfeuchtigkeit<br />
auf 70% brachte. Ansonsten wurde sie<br />
zwischen 40% und 50% gehalten.<br />
Dass täglicher Trinkwasserwechsel sowieso zur<br />
Reptilienpflege gehört, muss sicherlich nicht<br />
extra erwähnt werden.<br />
Das Wesen der Naturheilkunde im Wildtierbereich<br />
Am Beispiel dieser Boa lässt sich gut zeigen,<br />
dass natürliche Heilmittel immer dort eine<br />
Chance haben, wo sich noch körpereigene<br />
Reparationsmechanismen aktivieren lassen.<br />
D.h. aber auch, dass dort, wo bereits mechanische<br />
Blockaden bestehen, die Grenzen der<br />
Naturheilkunde zu sehen sind.<br />
Der entscheidende Vorteil in den natürlichen<br />
Heilverfahren liegt sicher darin, dass sie mannigfache<br />
individuelle Lösungsmöglichkeiten bieten,<br />
wenn oben genannte Blockaden eben nicht<br />
bestehen.<br />
Ein ohnehin schon durch Krankheit geschwächter<br />
Organismus wird durch die Medizingaben<br />
gestärkt aber nicht zusätzlich belastet.<br />
Gerade Wildtiere, die noch meist keine industriell<br />
gefertigten Futtermittel zu sich nehmen und<br />
nicht durch menschliche Zucht auf bestimmte<br />
Eigenschaften zu Lasten ihrer genetischen Vielfalt<br />
degeneriert sind, scheinen sehr gut auf die<br />
Naturheilverfahren zu reagieren.<br />
Wenn sie aber nur mindestens genauso gut mit<br />
ihnen zu therapieren sind, wie unsere Haustiere,<br />
dann ist es sicher einen Versuch wert, sie in das<br />
übliche Heilungskonzept zu integrieren.<br />
*Hapten (gr. haptein haften) n: meist niedermolekulare,<br />
chemisch definierte Substanz, die in einem zuvor mit ihr<br />
nicht in Kontakt gekommenen Organismus nur unter best.<br />
Bedingungen eine Immunantwort induziert, jedoch<br />
aufgrund ihrer Struktur (als antigene Determinante) mit<br />
spezif. Antikörpern (bzw. spezif. sensibilisierten Lymphozyten)<br />
reagiert.<br />
Pschyrembel<br />
40<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Anekdoten und Dönekes<br />
Drum sei beim Lieben stets recht still !<br />
Oder<br />
Man lernt nie aus!<br />
Als junger Pädagoge im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde, erlebte ich folgendes:<br />
Unser Arbeitsraum lag direkt am Außengehege der Riesenschildkröten. Da es ein schöner, warmer Sommertag<br />
war, hatten wir die Fenster weit geöffnet. Als von draußen ein lang gezogenes Stöhnen zu hören war,.<br />
machte ich meine beiden Kollegen, die schon etwas länger im Tierpark tätig waren, darauf aufmerksam, sie<br />
sahen mich nur an und grinsten verschmitzt. In der Annahme, dass es unter Umständen einem Besucher<br />
nicht gut sei, sah ich aus dem Fenster und die Ursache für dieses eigenartige Stöhnen klärte sich auf.<br />
Ein Pärchen der Riesenschildkröten paarte sich, wobei der „feurige“ Liebhaber diese Laute von sich gab. Es<br />
ging ihm offenbar gut, aber sein Körpergewicht, das er in Bewegung setzen musste, brachte ihn zum<br />
Stöhnen.<br />
Ein praktisches Beispiel, dass ein <strong>Zoo</strong>pädagoge sein tiergärtnerisches Wissen und seine Erfahrungen in der<br />
täglichen Arbeit ergänzt.<br />
Gerd Stadie<br />
While taking a class of Year 2 children I noticed<br />
a young boy who, in<br />
addition to the sticker bearing his name, school<br />
and teacher's mobile<br />
number, had a sticker to warn people about his<br />
nut allergy.<br />
In large red capital letters on the sticker across<br />
the child's chest, the<br />
teacher had written 'NO NUTS'!!!<br />
Luckily, I think the children were a little bit too<br />
young for any class<br />
mates to notice and cause him embarrassment!<br />
Lynn Hughes<br />
Education Officer<br />
Bristol <strong>Zoo</strong> Gardens<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
41
Termine<br />
Sonderausstellung <strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln<br />
bis September 2002<br />
Parasiten<br />
Leben und leben lassen<br />
17.8. – 22.8.02 IZE in Wien<br />
9.-13. September 2002 in Elsinore, Denmark<br />
For years we have been discussing how the cooperation between zoo educators and rangers working in the<br />
field could be strengthened.<br />
Now 10 years beyond Rio there is a great opportunity to meet with fellow professionals from the International<br />
Ranger Federation, the Heritage Interpretation International and other colleagues at the World Conference<br />
Nature Interpretation as a Tool in Promoting Sustainable Development.<br />
The Conference is organised by the Danish Forest and Nature Agency under the Ministry of Environment and<br />
the Danish Outdoor Council.<br />
18-22 September 2002 The 8th EAZA Conference<br />
will be hosted by Barcelona <strong>Zoo</strong>, Spain. The EAZA AGM will be held on 22 September. Further details to be<br />
announced. For requests and/or suggestions regarding the conference programme, please contact Bart<br />
Hiddinga at the EAZA Executive Office (bart.hiddinga@nvdzoos.nl).<br />
28.3. – 30.3.03 (ersatzweise: 4.4. – 6.4.03) Tierpfleger/<strong>Zoo</strong>pädagogen in<br />
Nürnberg<br />
März/April 2004 <strong>VZP</strong>-Tagung in Köln<br />
42<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Homo s@piens, Ray Kurzweil<br />
Leben im 21. Jahrhundert Was bleibt vom Menschen?<br />
Ende unseres 21. Jahrhunderts wird eine Unterscheidung<br />
zwischen Mensch und Maschine nicht<br />
mehr möglich sein, wenn man dem Autor<br />
Glauben schenken will.<br />
Aufgrund der rasanten Entwicklung der Nanotechnik<br />
kommt es zu einer Verschmelzung von<br />
biologischer und künstlicher Intelligenz.<br />
Ab welchem Punkt wird ein Computer zu einem<br />
bewusst handelnden Wesen mit freiem Willen?<br />
Was ist Bewusstsein, was freier Wille?<br />
Kurzweil verdeutlicht seine Vision indem er von<br />
heute möglicher Technik ausgeht:<br />
Ein fiktiver Freund im 21. Jahrhundert -er nennt<br />
ihn Jack- klagt über nachlassendes Hörvermögen<br />
und muss sich ein sogenanntes<br />
ChochlearImplantat einsetzen lassen, einen im<br />
Innenohr verankerten elektronischen Empfänger.<br />
Ein Gerät dieser Art ermöglicht Hörempfindungen<br />
über das gesamte Klangspektrum hinweg. Also<br />
hat Jack nach geglückter Operation ein deutlich<br />
verbessertes Hörvermögen.<br />
Ist er noch die gleiche Person? Selbstverständlich.<br />
(ChochlearImplantate gibt es seit 1999, und sie<br />
haben keinen, dem sie eingesetzt wurden, zu<br />
einem anderen Menschen gemacht).<br />
Doch weiter: Seinen Implantaten ist zudem ein<br />
System zur Klangmustererkennung eingebaut. Er<br />
muss das System nur einschalten, und schon<br />
erkennt er Stimmen und Klänge viel differenzierter<br />
wieder. Diese Funktion ersetzt abgestorbene<br />
Neuronen in den Hörregionen seines Gehirns.<br />
Ist Jack jetzt noch immer der Gleiche? Natürlich.<br />
Auch diese Frage kann ohne langes Nachdenken<br />
bejaht werden.<br />
Da die Netzhaut seiner Augen noch gut funktioniert,<br />
verzichtet er hier auf einen Eingriff ... .<br />
Doch dann lässt er sich bildverarbeitende<br />
Implantate einsetzen and stellt anschließend<br />
überrascht fest, dass er seine Umwelt jetzt visuell<br />
sehr viel rascher and genauer erfasst.<br />
Ist Jack noch der Alte? Natürlich.<br />
Auch stellt Jack fest, dass sein Gedächtnis ihn<br />
im Stich zu lassen beginnt. ... Auch hier gibt es<br />
eine Lösung: das Gedächtnisimplantat. Bei Jack<br />
hat dieser neuerliche Eingriff einen durchschlagenden<br />
Erfolg: Längst verblasste Erinnerungen<br />
tauchen vor seinem geistigen Auge mit einer<br />
Klarheit auf, als seien die Dinge eben erst<br />
geschehen. ...<br />
Ist Jack noch der Alte? Er hat sich zwar in<br />
gewisser Weise verändert und Fähigkeiten<br />
wiedergewonnen, über die seine Freunde stau-<br />
nen. Andererseits sind sein selbstironischer<br />
Humor und sein dümmliches Grinsen noch<br />
immer dieselben. Also ist er noch die gleiche<br />
Person.<br />
... Jack wird schließlich auch die Möglichkeit<br />
bekommen, sein Gehirn und sein Nervensystem<br />
durch elektronische Schaltelemente mit größerer<br />
Zuverlässigkeit ersetzen zu lassen. ...<br />
Ist unser Jack irgendwo unterwegs verschwunden?<br />
Jacks Freunde sind nicht dieser Ansicht. ..<br />
Munter mixt Kurzweil, der an der Entwicklung<br />
rechnergesteuerten Text and Spracherkennung<br />
mitgearbeitet hat, Science und Fiction und sieht<br />
die Vereinigung von Mensch und Computertechnik<br />
voraus. Ob er diese Entwicklung begrüßt<br />
oder vor ihr warnen möchte, bleibt in der Schwebe.<br />
Folgt man seiner Argumentation, hat sie fast<br />
etwas Zwangsläufiges.<br />
Pro Jahr verdoppelt sich z.Zt. die Rechenleistung<br />
pro Geldeinheit (vom IntelGründer Gordon<br />
Moore formulierte Regel).<br />
Um 2020 wäre dann ein Rechner mit der Denkleistung<br />
eines Menschen zum Preis eines heutigen<br />
PC erhältlich. 2050 würde ein handelsüblicher<br />
Computer so intelligent sein wie alle<br />
menschlichen Gehirne zusammen.<br />
Das dies mit heutiger Technik nicht zu erreichen<br />
ist, stört Kurzweil nicht, er geht davon aus, dass<br />
neue Verfahren entwickelt werden, die eine<br />
weitere Steigerung der Rechenleistung ermöglichen.<br />
Die Dialoge mit der fiktiven Leserin Molly, die<br />
aus den Jahren 2009, 2019, 2029 and 2099<br />
berichtet, lockern die Lektüre angenehm auf.<br />
Schockierend plausibel die Wandlung ihres PCs<br />
zu George, der schließlich zu ihrem Liebhaber<br />
und Partner wird.<br />
Als Sachbuch mag ich es<br />
nicht empfehlen, wer aber<br />
ScienceFiction mag, kommt<br />
hier auf seine Kosten.<br />
Trotz aller Ambivalenz hat<br />
mich das Gelesene über<br />
Chancen and Risiken von<br />
Robotik und Nanotechnik<br />
und ihre Auswirkungen auf<br />
die Biologie neu nachdenken<br />
lassen, was an sich ja<br />
schon positiv zu vermerken<br />
ist. Zum anderen ist die<br />
Kurzweil, die Kurzweil bietet<br />
überaus erfrischend.<br />
Lothar Philips<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
43
Die Kulturgeschichte des <strong>Zoo</strong>s<br />
Lothar Dittrich, Dietrich v.Engelhardt und Annelore Rieke-Müller (Hrsg.):<br />
Nur durch Zufall entdeckte der Rezensent den<br />
Hinweis auf ein 2001 erschienenes Buch: Die<br />
Kulturgeschichte des <strong>Zoo</strong>s. An Kulturgeschichte<br />
wie an <strong>Zoo</strong>s gleichermaßen interessiert, war die<br />
Lektüre demzufolge ein Muss. Das Werk ist ein<br />
Sammelband, der aus einem 1995 im Institut für<br />
Medizin- und Wissenschaftsgeschichte der<br />
Medizinischen Universität zu Lübeck abgehaltenen<br />
Symposium entstand. Insgesamt beleuchten<br />
die Beiträge die Haltung von Wildtieren von der<br />
frühen Neuzeit bis in die Gegenwart. Dabei<br />
machen die Beiträge die wissenschaftshistorische<br />
Bedeutung der Tierhaltung und<br />
Wechselwirkungen mit anderen Bereichen der<br />
Kultur deutlich. Der Bogen der Aufsätze spannt<br />
sich von „Exoten an den Höfen der<br />
Renaissancefürsten...“ und „Barockmenagerien..“<br />
über „Frühe Forschung an <strong>Zoo</strong>tieren<br />
im 17. Jahrhundert..“ bis zu „Tiergartenbiologie..“,<br />
„<strong>Zoo</strong>managment“ und der „Bedeutung<br />
zoologischer Gärten für den Schulunterricht“.<br />
Die Autoren schaffen es, dabei zu verdeutlichen,<br />
dass zoologische Gärten, ihre Aufgaben, ihre<br />
Gestaltung und ihr Selbstverständnis einem<br />
historischen Wandel unterworfen waren, in dem<br />
sich die jeweiligen Naturauffassungen der Zeit<br />
klar widerspiegeln. <strong>Zoo</strong>s können jedoch diese<br />
Naturauffassung rückwirkend wiederum verändern.<br />
Während die letzten – die neuere Entwicklung<br />
betreffenden – Kapitel den meisten Kollegen eher<br />
vertraut sein dürften, eröffneten die Aufsätze über<br />
die frühe Tierhaltung dem Rezensenten völlig<br />
neue Einsichten. Auch die jeweils angehängten<br />
Literaturverzeichnisse ermöglichen weitere<br />
vertiefte Studien. Das Buch füllt eine Lücke in der<br />
bisher vorhandenen deutschsprachigen Literatur<br />
über <strong>Zoo</strong>s und kann nur jedem, der sich wie wir<br />
mit <strong>Zoo</strong>s beschäftigt, nahegelegt werden.<br />
Das Buch ist erschienen:<br />
Ernst-Haeckel-Haus-Studien<br />
Monographien zur Geschichte der Biowissenschaften<br />
und Medizin<br />
Verlag für Wissenschaft und Bildung, Berlin<br />
2001<br />
ISBN 3-86135-482-9<br />
Hans-Peter Krull<br />
44<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
<strong>Zoo</strong>nosen<br />
H. Krauss/A. Weber/B. Enders/H.G. Schiefer/W. Slenczka/H. Zahner<br />
<strong>Zoo</strong>nosen<br />
Von Tier zu Mensch übertragene Infektionskrankheiten<br />
2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Deutscher<br />
Ärzte-Verlag 1997<br />
400 S., 91 teils farbige Abb.; 58 Tabellen,<br />
broschiert, Ladenpreis 168 DM<br />
Anlass für diese Rezension war ein - gewohnt<br />
launiger - Vortrag von <strong>Zoo</strong>tierarzt Dr. Rietschel im<br />
Krefelder <strong>Zoo</strong>, der dieses Buch empfahl. Es bietet<br />
wohl die einzige umfassende Darstellung über<br />
<strong>Zoo</strong>nosen auf dem deutschsprachigen Markt und<br />
ist daher für alle, die im <strong>Zoo</strong> arbeiten – ob<br />
Tierpfleger oder <strong>Zoo</strong>pädagogen – eine wichtige<br />
Informationsquelle.<br />
Das Buch ist klar strukturiert: Die <strong>Zoo</strong>nosen sind<br />
nach ihren Erregern gegliedert: Bakterien, Pilze,<br />
Viren, Parasiten. Es folgt ein kurzer (und nicht<br />
mehr ganz aktueller Exkurs) über Prionen. Ein<br />
Anhang (Meldepflicht von <strong>Zoo</strong>nosen, Einsendung<br />
von Proben etc.) schließt sich an.<br />
Das Buch gibt einen knappen Überblick über die<br />
in Europa vorkommenden, von Tieren auf Menschen<br />
übertragbaren Infektionskrankheiten und<br />
der im Tierseuchengesetz aufgeführten <strong>Zoo</strong>nosen,<br />
von denen Milzbrand (Anthrax) inzwischen<br />
traurige Berühmtheit erlangt hat. Auch weniger<br />
bekannte <strong>Zoo</strong>nosen aus außereuropäischen<br />
Ländern, wie sie gerade in <strong>Zoo</strong>s auftreten können,<br />
sind berücksichtigt (z.B. Affenherpes-<br />
Infektion, Elefanten- und Kamelpocken)..<br />
Besonders interessant fand ich Informationen<br />
„emerging zoonoses“ – neu entdeckte Infektionskrankheiten,<br />
die man erst jetzt als <strong>Zoo</strong>nosen<br />
erkannt hat: So wird das Oropouche-Fieber z.B.<br />
vom einem „emerging virus“, dem Oropouche-<br />
Virus hervorgerufen; die erste epidemische<br />
Verbreitung setzte ein, als im Amazonasgebiet<br />
Regenwald für menschliche Siedlungen gerodet<br />
wurde.<br />
Fazit: Ein handliches, gut gegliedertes, informatives<br />
Buch für alle, die sich für dieses Thema<br />
interessieren. Ein Wermutstropfen ist nur der<br />
Preis – nichts, was man sich „so nebenbei“<br />
kauft. Aber sicherlich etwas für jede <strong>Zoo</strong>bibliothek.<br />
Monika Niehaus<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
45
Vom Affen zum Menschen - Teil 1: Evolution der Primaten.<br />
Louis de Bonis<br />
Die Forschung an Affen hat in den letzten Jahrzehnten<br />
eine derartige Fülle von Neuinformationen<br />
sowohl im Fossilbestand, im<br />
genetischen Bereich sowie in der evolutionären<br />
Verhaltensökologie gebracht, dass sich das Bild<br />
der Primatenevolution immer klarer abzeichnet,<br />
dadurch aber auch an einigen Stellen alte<br />
Vorstellungen revidiert werden müssen. Der<br />
Spektrum-Verlag hat die Aufgabe übernommen,<br />
den berühmten „neuesten Stand der Dinge“ in<br />
übersichtlicher Form darzustellen und hat in de<br />
Bonis einen kompetenten Fachmann gefunden.<br />
Nach einer sehr anschaulichen Beschreibung der<br />
Methoden des Ähnlichkeitenvergleichs und der<br />
phylogenetischen Stammbaumanalyse beschreibt<br />
der Autor in klar gegliederten Kapiteln<br />
verschiedene rezente oder auch ausgestorbene<br />
Affengruppen. Jedes Einzelkapitel ist wiederum<br />
in einen beschreibenden Teil, ein Kästchen<br />
Geschichte und einen Abschnitt über<br />
Verwandtschaftsbeziehungen gegliedert.<br />
Besonders anschaulich für eine Übersicht ist eine<br />
abgebildete Zeitleiste, in der der Entstehungszeitpunkt<br />
markiert ist. Diese Übersichtlichkeit<br />
verführt zum Zurückblättern und Vergleichen. Das<br />
Büchlein/Heft kann jedem an Evolution des<br />
Menschen Interessierten und Unterrichtenden nur<br />
empfohlen werden. Man darf auf das zweite Heft<br />
gespannt sein, in dem die Evolution des Menschen<br />
beschrieben wird.<br />
Louis de Bonis<br />
Vom Affen zum Menschen - Teil 1: Evolution<br />
der Primaten.<br />
In: COMPACT 1, Spektrum der Wissenschaft<br />
Verlagsges.mbH, 2001<br />
Hans-Peter Krull<br />
46<br />
<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13
Autoren<br />
Jörg Allenstein,<strong>Zoo</strong>pädagoge, Löbbeckemuseum+Aquazoo<br />
Robert van Herk, derzeitiger Leiter der zoopädagogischen Abteilung des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s<br />
Tobias Kamer, <strong>Zoo</strong>pädagoge, Tierpark Golda<br />
Hans-Peter Krull, <strong>Zoo</strong>pädagoge, <strong>Zoo</strong>logischer Garten Krefeld<br />
Stephen McKeown, <strong>Zoo</strong>pädagoge, Chester <strong>Zoo</strong><br />
Ulrike Lamp, Umweltpädagogin, Umweltstudienplatz Nordseeküste<br />
Hans Lichei, <strong>Zoo</strong>pädagoge, Tiergarten Nürnberg<br />
Katrin Matthieu, <strong>Zoo</strong>pädagogin, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />
Dr. Monika Niehaus, Autorin und Übersetzerin, Düsseldorf<br />
Beate Pelzer, <strong>Zoo</strong>pädagogin, Löbbeckemuseum+Aquazoo<br />
Lothar Philips, <strong>Zoo</strong>pädagoge, <strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln<br />
Hans Post, ehemaliger Leiter der zoopädagogischen Abteilung des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s<br />
Dr. Leopold Slotta-Bachmayr, <strong>Zoo</strong>pädagoge, <strong>Zoo</strong> Salzburg<br />
Gaby V. Schwammer, Leiterin der zoopädagogischen Abteilung, Tiergarten Schönbrunn-Wien<br />
Birgit Strunk, <strong>Zoo</strong>pädagogin,<strong>Zoo</strong>schule Osnabrück<br />
Sabine Wieczorek, Initiatorin der Reptilienhilfe Süd und (unter anderem) Tierheilpraktikerin<br />
Elke Zach-Heuer, Umweltpädagogin, Ennepetal<br />
Exhibit Design and Education Committee, EAZA<br />
<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />
47