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Begegnung Zoo - VZP

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<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13 Mai 2002<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13 Mai 2002<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong><br />

ISSN 0948 8362<br />

VERBAND DEUTSCHSPRACHIGER ZOOPÄDAGOGEN


Impressum<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong><br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell<br />

Nr. 13, Mai 2002<br />

Herausgeber:<br />

Verband deutschsprachiger<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogen e. V.<br />

Redaktion:<br />

Katrin Matthieu, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />

Ruth Dieckmann, <strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln<br />

Anke Krull, Krefeld<br />

Lothar Philips, <strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Katrin Matthieu, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />

Zittauer Str. 43<br />

02826 Görlitz<br />

Erscheinungsweise:<br />

2 mal pro Jahr, Sonderheft<br />

Gestaltung / Satz<br />

Katrin Matthieu, Görlitz<br />

Lothar Philips, Köln<br />

© bei den Herausgebern.<br />

Die Artikel geben nicht<br />

notwendigerweise<br />

die Meinung der Herausgeber<br />

und der Redaktion wieder.<br />

ISSN 0948 8362<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>,<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 14<br />

erscheint im November 2002<br />

Redaktionsschluss<br />

ist der 1.10.2002<br />

Artikel und Zuschriften bitte, soweit<br />

möglich unformatiert, auf Diskette<br />

mit einem Ausdruck einsenden.<br />

Wir freuen uns über Leserbriefe und Manuskripte,<br />

behalten uns allerdings Abdruck, Kürzungen und<br />

Änderungen vor.


Vorwort<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />

Die 13. Ausgabe unserer Verbandszeitung reflektiert auch die Eindrücke der 16. Tagung deutschsprachiger<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogen in Basel.<br />

Wir haben uns über die Anwesenheit von Sylvia Buchen gefreut und ihren derzeitigen Gesundheitszustand<br />

wahrgenommen. Dass sie dennoch unter uns war, ist hauptsächlich der intensiven, aufopferungsvollen<br />

Betreuungsarbeit von Beate Pelzer zu danken. Ihr gebührt höchste Anerkennung!<br />

Auch wenn wir wahrscheinlich unsere Sylvia von früher nicht wiederbekommen werden, wollen wir sie<br />

dennoch nicht „offiziell“ mit Blumen aus der Vorstandsarbeit verabschieden. Sylvia hat eine riesige Lücke<br />

hinterlassen, die bis heute nicht geschlossen ist.<br />

Wenn sie auch nicht mehr im Vorstand des Verbandes mitarbeiten kann, gehört sie doch immer noch zu<br />

uns. Wir werden ihr unsere Wertschätzung und unseren Dank ausdrücken, wenn wir merken, dass sie<br />

das wieder wahrnehmen kann.<br />

Die Übergabe der „Amtsgeschäfte“ und eine Erkrankung des „Sätzers“ haben zur Verzögerung der Fertigstellung<br />

der Zeitung geführt. Wir bitten um Verständnis.<br />

Katrin Matthieu, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />

Inhalt:<br />

Impressum 2<br />

Vorwort 3<br />

Inhalt 3<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik und Gehegegestaltung, Hans Post und Robert van Herk, Übersetzung, Lothar Philips 4<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogische Standards in Mitgliedzoos und -aquarien der EAZA 8<br />

Fachtagung der <strong>Zoo</strong>pädagogen in Nordrhein-Westfalen, Lothar Philips 10<br />

Die Facharbeit in Bayern, Hans Lichei, Tiergarten Nürnberg 14<br />

EAZA-Ausstellung: RETTET die „LÖWEN“ des REGENWALDES!, von Gaby V. Schwammer 16<br />

Aus dem Elefanten eine Mücke machen, Elke Zach-Heuer 18<br />

Neues aus den EAZA-News 36 und 37 20<br />

1976 – 2001: 25 Jahre <strong>Zoo</strong>schule Osnabrück , Birgit Strunk 21<br />

Der Aquazoo ohne Sylvia Buchen, Jörg Allenstein, Beate Pelzer 22<br />

Gemeinsam durch das Reich von Bär, Wolf und Luchs, Leopold Slotta-Bachmayr 23<br />

Das Leben an der Küste, Ulrike Lamp 27<br />

Der Aquazoo ohne Sylvia Buchen, Jörg Allenstein, Beate Pelzer 29<br />

Rückblick <strong>VZP</strong>-Tagung in Basel, Katrin Matthieu 30<br />

Der Vorstand stellt sich vor 32<br />

Neues aus dem Vorstand 33<br />

Empfehlungen Internetseiten, Tobias Kamer,Stephen McKeown, Lothar Philips 34<br />

Kontakte 35<br />

Abkürzungen 36<br />

Naturheilverfahren – Hochwirksam, Sabine Wieczorek 38<br />

Anekdoten und Dönekes, Lynn Hughes, Gerd Stadie 41<br />

Termine 42<br />

Buchbesprechungen 43<br />

Autoren 47


<strong>Zoo</strong>pädagogik und Gehegegestaltung<br />

Hans Post und Robert van Herk, Übersetzung: Lothar Philips<br />

Das Verfahren des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s und Gehegegestaltung in Holland aus historischer Sicht<br />

Dieser Artikel handelt von der Rolle, die <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />

bei der Gestaltung neuer Gehege<br />

spielen kann und zunehmend spielt. Zuerst<br />

werden wir einen kurzen Rückblick auf den Einfluss<br />

der <strong>Zoo</strong>pädagogik auf die <strong>Zoo</strong>gestaltung<br />

geben. Dieser Rückblick basiert auf der holländischen<br />

– besonders der Rotterdamer – Entwicklung,<br />

aber wir sind überzeugt, dass der<br />

gleiche Prozess in anderen <strong>Zoo</strong>s ähnlich abgelaufen<br />

ist. Dann werden wir das derzeitige Verfahren<br />

des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s beschreiben und<br />

Ihnen zoopädagogische Gestaltungsformen<br />

vorstellen, um adäquate Gehegegestaltung zu<br />

erleichtern.<br />

Wir können vier historische Phasen zoopädagogischen<br />

Einflusses ausmachen.<br />

Phase 1<br />

Wir wollen diese Phase als prähistorische Phase<br />

bezeichnen: eine Periode, die vor 200 Jahren<br />

begann und mindestens bis in die 1960er<br />

Jahre andauerte. Das war die Zeit, als <strong>Zoo</strong>s<br />

ohne zoopädagogische Abteilung auskamen.<br />

Eine Zeit, in der <strong>Zoo</strong>pädagogik häufig nur bedeutete,<br />

dass der Kurator ein erforderliches<br />

Schild neben einer neuen Anlage aufstellte.<br />

Weitere Anstrengungen waren überflüssig, da<br />

zu der Zeit Schilder das Hauptmedium der Information<br />

waren. Den Gehegeplanungs-Prozess<br />

zu der Zeit kann man sich leicht ausmalen: eine<br />

Konstruktionszeichnung eines einfachen Käfigs<br />

für das Tier. Kurz vor der offiziellen Eröffnung<br />

bemerkt jemand, dass noch ein Schild fehlt.<br />

Das war der Moment, an dem der Kurator aus<br />

seiner oder ihrer laufenden Arbeit gerissen wurde<br />

und in die Rolle eines <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />

schlüpfen musste. Zu diesen prähistorischen<br />

Zeiten gab es keinen organisierten pädagogischen<br />

Einfluss. Die Qualität der Pädagogik hing<br />

davon ab, wie aufgeklärt der Direktor oder Kurator<br />

war und wo ihre Interessen lagen. <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />

war vorwiegend Nebensache und<br />

wurde selten <strong>Zoo</strong>pädagogik genannt.<br />

Phase 2: Der Insel-Pädagoge 1970-1980<br />

Glücklicherweise verbesserten sich die Zustände.<br />

Dies geschah in den frühen 1970er Jahren<br />

als schließlich einige zoopädagogische Abteilungen<br />

gegründet wurden, sie waren mit Lehrern<br />

ausgestattet, die Schulklassen unterrichteten.<br />

Das war eine wichtige Verbesserung. Den<br />

Lehrern wurde bald auch die Aufgabe übertragen,<br />

Gehegeschilder zu produzieren; eine Aufgabe,<br />

der sie sich mit Begeisterung annahmen,<br />

allerdings ohne die geringste Ahnung von<br />

Präsentationstechniken zu haben. Diese neuen<br />

<strong>Zoo</strong>mitarbeiter wurden oft als Parias betrachtet,<br />

sie wurden von den Kollegen toleriert, waren<br />

aber wie auf einer Insel isoliert und waren nicht<br />

wirklich Teil der <strong>Zoo</strong>familie. Mehr und mehr ähnelten<br />

europäische Gehege Landschaften und<br />

Käfige kamen aus der Mode.<br />

Dennoch war Gehegegestaltung immer noch<br />

ein unsteter Prozess, dem ein vereinheitlichendes<br />

Gesamtkonzept fehlte. Jedes neue<br />

Gehege war eine eigene Entität und die Rolle<br />

des <strong>Zoo</strong>pädagogen war bescheiden: er entwarf<br />

bloß Schilder.<br />

Phase 3: Der anerkannte <strong>Zoo</strong>pädagoge<br />

in den1980er Jahren<br />

Die dritte Phase begann in den 1980er Jahren<br />

und noch nahm der <strong>Zoo</strong>pädagoge keine bedeutende<br />

Rolle im Planungsprozess ein. Dennoch,<br />

der <strong>Zoo</strong>schullehrer hatte sich zum hochgradig<br />

professionellen <strong>Zoo</strong>pädagogen gewandelt. Kleine<br />

pädagogische Ausstellungen wurden nun<br />

organisiert. Präsentationstechniken wurden entwickelt<br />

unter Zuhilfenahme einer breiten Basis<br />

praktischer Erfahrung, und Präsentationen wurden<br />

manchmal von Profis mit unterschiedlichem<br />

Background erstellt, wie zum Beispiel<br />

Werbefachleuten, Fachleuten für Massenkommunikation<br />

oder Designern. <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />

wurde verstärkt als ein wichtiger Aspekt der Aufgaben<br />

eines <strong>Zoo</strong>s wahrgenommen. Die Rolle<br />

der <strong>Zoo</strong>s hatte sich dramatisch verändert. Naturschutz<br />

wurde ein wichtiges Thema, während<br />

Zuchtprogramme, Wiedereinbürgerungsprogramme<br />

und ein neuer ethischer Standard für<br />

die Entscheidung, neue Arten zu halten wichtig,<br />

wurden. <strong>Zoo</strong>pädagogen hatten eine anerkannte<br />

4<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Rolle bei der Verbreitung der Naturschutzbotschaft,<br />

aber noch blieben sie außen vor,<br />

wenn es um <strong>Zoo</strong>gestaltung ging. Nichtsdestoweniger<br />

wurden sie zunehmend in die Präsentation<br />

von Gehegen eingebunden und es wurde<br />

mehr Geld für pädagogische Beschilderung<br />

ausgegeben. Diese dritte Phase ist in vielen<br />

<strong>Zoo</strong>s noch gängige Praxis.<br />

Phase 4: Der nutzbar gemachte Pädagoge<br />

1990 bis ?<br />

In der vierten Phase ist die Rolle eine <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />

sehr viel wichtiger.<br />

Vertreter der <strong>Zoo</strong>pädagogischen Abteilung<br />

sind Mitglieder von Projekt-Teams, die mit<br />

dem Bau neuer Anlagen betraut sind. Mitarbeiter<br />

der zoopädagogischen Abteilung<br />

des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s sind sogar Teil eines<br />

ständigen Teams, das sich um alle<br />

Fragen der <strong>Zoo</strong>gestaltung kümmert. Der<br />

<strong>Zoo</strong>pädagoge mischt sich in jeder Phase<br />

des Gestaltungsprozesses ein. Eine notwendige<br />

Störung wie wir zeigen werden.<br />

Das bedeutet, dass alles, was ein <strong>Zoo</strong> tut, nicht<br />

tut, kommuniziert oder nicht kommuniziert die<br />

pädagogische Botschaft beeinflusst; oder<br />

zumindest die <strong>Zoo</strong>pädagogik beeinflusst. Das<br />

stimmt für den ausgestellten Tierbestand, die<br />

Gestaltung der Gehege und die Geisteshaltung,<br />

mit der die Botschaft vermittelt wird. Wir nennen<br />

das in unserem <strong>Zoo</strong> primäre, sekundäre<br />

und tertiäre Pädagogik. Denn auch die Haltung<br />

des Mitarbeiters am Eingang beeinflusst die Effektivität<br />

der <strong>Zoo</strong>pädagogik – „warum sollte ich<br />

all die Naturschutzbotschaften glauben, wenn<br />

sie von einer Horde von Blödmännern vorgebracht<br />

werden“, genauso tut das die Art, wie wir<br />

mit unserem Müll umgehen – die Naturschutzbotschaft<br />

ist glaubhafter, wenn die Richtlinien<br />

und die Praxis des <strong>Zoo</strong>s umweltverträglich sind<br />

– wie es die Haltung des Tierpflegers tut „Sie<br />

sind unser Gast“ oder ... „geh mir aus dem<br />

Weg, ich bin am arbeiten“. Kurz, <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />

ist viel mehr, als noch ein attraktives Schild aufzustellen,<br />

eine hübsche Anlage zu planen oder<br />

ein „pädagogisches“ Tier auszusuchen; der<br />

ganze <strong>Zoo</strong> trägt zur pädagogischen Botschaft<br />

bei.<br />

Das ganzheitliche Verfahren<br />

Eine bekannte Prämisse der Kommunikationstheorie<br />

besagt:<br />

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“<br />

Das bedeutet, dass man sogar dann kommuniziert,<br />

wenn man kein Wort sagt oder schreibt.<br />

Wir erzählen etwas über uns selbst durch unsere<br />

Kleidung, unsere Körpersprache und unseren<br />

Gesichtsausdruck, einfach wenn wir nicht reagieren,<br />

wo es erwartet wird, etc. Diese Formen<br />

der Kommunikation werden als non-verbale<br />

Kommunikation bezeichnet. Pädagogik ist eine<br />

besondere Form der Kommunikation. Wir könnten<br />

sogar feststellen:<br />

“Es ist nicht möglich, nicht pädagogisch zu<br />

handeln.”<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

Wenn wir eine Botschaft wie “die Bedeutung des<br />

Naturschutzes” ‘rüberbringen wollen, müssen<br />

wir sicherstellen, dass jede Facette des <strong>Zoo</strong>s<br />

diese Botschaft unterstützt. Wir könnten einfach<br />

feststellen, dass ein <strong>Zoo</strong>pädagoge sich in alle<br />

Bereiche von <strong>Zoo</strong>aktivitäten einmischen sollte,<br />

einschließlich der Aktivitäten, die traditioneller<br />

Weise zur Publicrelation- oder Marketingabteilung<br />

gehören. Wir könnten tatsächlich sagen,<br />

dass zoopädagogische sowie PR und<br />

Marketingabteilung gemeinsame Interessen haben:<br />

was <strong>Zoo</strong>pädagogen erreichen, kann durch<br />

PR zerstört werden und umgekehrt. Kurz, die<br />

vierte Phase zeigt einen bedeutenderen zoopädagogischen<br />

Einfluss, sogar zu einem frühen<br />

Planungsstadium spürbar. Der anerkannte <strong>Zoo</strong>pädagoge<br />

ist nun vollständig nutzbar.<br />

5


<strong>Zoo</strong>pädagogik und Gehegegestaltung<br />

Planungs- Team<br />

Im Rotterdamer <strong>Zoo</strong> haben wir diesen zoopädagogischen<br />

Einfluss durch die Zusammensetzung<br />

unseres Planungs-Teams strukturiert. Alle neuen<br />

Projekte des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s sind Teil eines<br />

umfassenden, konzeptionellen Plans: des Masterplans.<br />

Dieser Plan teilt den <strong>Zoo</strong> in Kontinente<br />

ein, in denen die Tiere in ihren Ersatzlebensräumen<br />

vorgestellt werden. Jedes neue Projekt<br />

durchläuft den selben Planungsprozess. Die<br />

Ideen, die von vielen verschiedenen Mitarbeitern<br />

kommen, werden in der Initiationsphase weiterentwickelt.<br />

Wenn eine Idee zur Verwirklichung<br />

des Masterplans passt, macht sich eine Arbeitsgruppe<br />

daran, eine Liste mit Bedingungen für<br />

das Projekt aufzustellen. Die Arbeitsgruppe setzt<br />

sich aus Mitarbeitern verschiedener Disziplinen<br />

zusammen. Wir halten es für wichtig, dass die<br />

Endnutzer von Anfang an beteiligt sind.<br />

Rohentwurf<br />

Wenn die Liste mit den Bedingungen für ein Projekt<br />

abgeschlossen ist, bekommt das Planungs-<br />

Team des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s den Auftrag, einen<br />

Rohentwurf anzufertigen. Dieses Planungsteam,<br />

betraut mit der Umsetzung des Masterplans und<br />

anderer Projekte, ist eine Gruppe von Beratern<br />

innerhalb des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s. Einer unserer<br />

Kuratoren fungiert als Koordinator des Planungs-<br />

Teams. Zusätzlich zu großem praktischem zoologischen<br />

und zootechnischem Wissen hat er<br />

solide Planungs- und Organisationsqualitäten.<br />

Zudem ist der Leiter unserer botanischen Abteilung<br />

Mitglied des Teams. Er ist verantwortlich für<br />

die landschaftsgärtnerische Gestaltung und botanische<br />

Ausgestaltung des Projekts. Schließlich<br />

ist der Leiter der zoopädagogischen Abteilung<br />

Mitglied des Teams. Er ist für das pädagogische<br />

Erlebnis des Besuchers und die Gestaltung der<br />

zoopädagogischen Medien verantwortlich. Zusätzlich<br />

sind ein Architekt und ein Projektmanager<br />

Mitglieder des Teams. Der Projektleiter hat<br />

keinen Einfluss auf die Gestaltung, sondern ist<br />

wegen seines finanziellen und technischen<br />

Knowhows da. Darüber hinaus wird das Team<br />

von verschiedenen freien Mitarbeitern unterstützt.<br />

Das Planungsteam entwickelt und überwacht die<br />

komplette Gestaltung des <strong>Zoo</strong>s. Das bedeutet<br />

Anfertigung von Entwurfsskizzen von Gehegen<br />

innerhalb eines Biotops und dann die Integration<br />

des Entwurfs in die Gestaltung des Gesamtteils<br />

des in Frage stehenden Kontinents und der Teile,<br />

die noch gebaut werden müssen. Innenanlagen,<br />

Außenanlagen, Besucherwege, Details der Zäune,<br />

Seen, Aussichtspunkte, Schilder, Schilderständer,<br />

Sponsorentafeln und Sitzgelegenheiten<br />

gehören zu diesem Prozess.<br />

Projekt Vorbereitung<br />

Nachdem der Rohentwurf angenommen ist, beginnt<br />

die nächste Phase in der Projektvorbereitung:<br />

der Entwurf der vorläufigen Gestaltung.<br />

Das Planungs-Team entwirft auch diese. Jeder<br />

trägt seine oder ihre besondere Fachkenntnis zur<br />

Vorbereitung dieser vorläufigen Gestaltung bei.<br />

Auf wöchentlichen (manchmal häufigeren) Treffen<br />

wird eine ergänzte, vorzeigbare Gestaltung<br />

entwickelt mit Skizzen, um besondere Details,<br />

die abgesprochen werden müssen, zu klären.<br />

Wenn die vorläufige Planung abgeschlossen ist,<br />

kann die nächste Phase, das Zeichnen der endgültigen<br />

Gestaltung beginnen. Elemente der Gestaltung<br />

konnten in der vorherigen Projektphase<br />

noch relativ einfach verändert werden, doch das<br />

wird in dieser Phase schwieriger. Und die Uhr der<br />

Finanzierung tickt...<br />

Ständige Überprüfung<br />

Große Veränderungen an der Planung werden an<br />

die Verfasser der Liste der Bedingungen für das<br />

Projekt zurückgegeben. Es ist wichtig nachzufragen,<br />

ob die Veränderungen zu weit gehen und<br />

ob<br />

6<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


die Liste der Bedingungen wirklich realistisch ist.<br />

Kontakt mit den Verfassern der Liste der Bedingungen<br />

während dieser Phase und die Beteiligung<br />

der „Endbenutzer“ garantieren eine breite<br />

Unterstützung des Projekts. Die endgültige Planung<br />

besteht in unserem <strong>Zoo</strong> aus verschiedenen<br />

Teilen. Sie beinhaltet eine Landschaftsgestaltung,<br />

in der die Grenzen existierender Strukturen eingezeichnet<br />

sind. Sie umfasst auch Pläne der Gebäude,<br />

Grundrisse und eine künstlerische Zeichnung<br />

des Architekten, um den Mitarbeitern den<br />

Entwurf verständlicher zu machen. Die erforderlichen<br />

pädagogischen Medien werden von Mitarbeitern<br />

der zoopädagogischen Abteilung entworfen<br />

und skizziert, ebenso die Dekorationen der<br />

Innen- und Außenanlagen. Dies geschieht aufgrund<br />

der Erkenntnis, dass der Biotop selbst<br />

eine sehr klare pädagogische Botschaft vermittelt<br />

- oft sogar stärker als ein aufgestelltes pädagogisches<br />

Element. Das Planungs-Team bemüht<br />

sich, alle Teile des Projekts zu betreuen. Große<br />

Aufmerksamkeit auf Details schließt die Auswahl<br />

vorgeschlagener Materialien ein. Wir haben in<br />

früheren Projekten wiederholt festgestellt, dass in<br />

den vorgelegten Skizzen so wenig Unklarheiten<br />

wie möglich sein<br />

dürfen.<br />

Sparen<br />

Das Team erlebt<br />

während der Entwicklungsphase<br />

ständig<br />

Herausforderungen.<br />

Gewöhnlich sind diese<br />

Herausforderungen<br />

Kosten oder Zeitbegrenzungen.<br />

Manchmal haben wir<br />

in der Vergangenheit<br />

die falschen Entscheidungen<br />

getroffen,<br />

wenn wir mit<br />

solchen Herausforderungen<br />

konfrontiert<br />

waren, manchmal<br />

haben wir am Design gespart und an der äußerlichen<br />

Qualität von Objekten, die der <strong>Zoo</strong>besucher<br />

sieht. Das tun wir nicht mehr. Wenn Einsparungen<br />

erfolgen müssen, ist es besser auf ganze<br />

Teile zu verzichten als die Qualität des<br />

gesamten Projekts zu vermindern. Es ist besser<br />

einen Teil nicht oder später zu bauen, als die<br />

Qualität des Gesamtbereichs zu opfern.<br />

Kontrolle<br />

Nachdem der endgültige Plan genehmigt ist, ist<br />

der Umfang der Arbeit klar und der Bauunternehmer<br />

beginnt zu arbeiten. Dann ändert sich die<br />

Rolle des Planungs-Teams. Das Team überwacht<br />

die Qualität der Arbeiten und ist regelmäßig auf<br />

der Baustelle anzutreffen. Das Team kümmert<br />

sich nicht um technische Fragen des Baus -<br />

das ist Aufgabe anderer Leute - sondern mit<br />

der endgültigen Gestaltung; der äußeren Oberfläche,<br />

die die <strong>Zoo</strong>besucher sehen werden.<br />

Natürlich gibt es verschiedene Wege, <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />

in Ihrem <strong>Zoo</strong> einzubinden, aber der<br />

Rotterdamer <strong>Zoo</strong> ist mit seiner Methode sehr<br />

glücklich. Das Planungs-Team garantiert,<br />

dass unsere pädagogische Botschaft in unsere<br />

Planungen eingebettet ist und wir halten<br />

das für sehr wichtig:<br />

Ist <strong>Zoo</strong>pädagogik nicht der Beginn von Naturschutz?<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

7


<strong>Zoo</strong>pädagogische Standards in Mitgliedzoos und<br />

-aquarien der EAZA The Exhibit Design and Education Committee, September 2001<br />

Verabschiedet vom EAZA-Council, 22.9.2001 in Prag<br />

Das Wort <strong>Zoo</strong> bezeichnet hier jede Institution, die Mitglied der EAZA ist oder<br />

werden möchte.<br />

Die Hauptziele moderner <strong>Zoo</strong>s beinhalten Naturschutz und <strong>Zoo</strong>pädagogik. Wenn Naturschutz erfolgreich<br />

sein soll, müssen die Menschen Sorge für Tiere tragen und Kenntnisse über Wildtiere und die Bedrohungen,<br />

denen sie in der Wildnis unterliegen, erwerben wollen. Jeder sollte die Gelegenheit haben, die Tierwelt aus<br />

erster Hand kennen zu lernen und etwas über sie zu erfahren. Ein Ziel der EAZA ist die Kenntnis und das<br />

Verständnis der natürlichen Umwelt durch das Medium <strong>Zoo</strong> zu fördern. <strong>Zoo</strong>s sind wertvolle pädagogische<br />

und kulturelle Einrichtungen, wie Museen und Botanische Gärten. Jedes Jahr besuchen 125 Millionen<br />

Menschen die <strong>Zoo</strong>s in Europa. Die Welt<strong>Zoo</strong>Naturschutzstrategie (1993 veröffentlicht von der IUDZG jetzt<br />

WAZA) stellt fest, dass zoopädagogische Programme erfolgreich das Bewusstsein der Menschen für den<br />

unersetzlichen Wert der Natur steigern können, wenn eine professionelle Vorgehensweise, eine Kenntnis der<br />

Interessen der <strong>Zoo</strong>besucher und ein klar definiertes zoopädagogisches Konzept gegeben sind. Pädagogik ist<br />

deshalb eine grundlegende Naturschutzaufgabe der <strong>Zoo</strong>s.<br />

A.<br />

Die pädagogische Rolle des <strong>Zoo</strong>s muss klar aus der schriftlichen Manifestation seiner Ziele hervorgehen.<br />

B.<br />

Der <strong>Zoo</strong> muss eine schriftlich fixierte pädagogische Leitlinie haben, die die pädagogischen Programme<br />

beschreibt und darlegt, durch welche Methoden diese Programme eigens auf die unterschiedlichen Gruppen<br />

von <strong>Zoo</strong>besuchern abgestimmt sind. Das zoopädagogische Konzept umfasst mehr als ein Programm für<br />

Schulen und sollte zum Ziel haben, alle Besuchergruppen zu erreichen. Es sollte in Übereinstimmung mit<br />

der Welt<strong>Zoo</strong>Naturschutzstrategie stehen.<br />

Erläuterung:<br />

Pädagogische Programme können solche Themen beinhalten wie: Tierverhalten, das Management von<br />

<strong>Zoo</strong>tieren, Vielfalt des Lebendigen, vielfältige Themen, die sich mit Tieren beschäftigen, Fragen des globalen<br />

oder lokalen in situ und ex situ Naturschutzes, wodurch Arten bedroht sind, die Rolle der <strong>Zoo</strong>s im Naturschutz,<br />

Nachhaltigkeit und Respekt vor und Wertschätzung der Tierwelt.<br />

Jeder <strong>Zoo</strong> sollte einige Kenntnisse über die Zusammensetzung der Besucherschaft haben, um seine pädagogischen<br />

Ziele zu erreichen. So gibt es beispielsweise: "normale" Besucher, Ortsansässige, Touristen,<br />

Familien, altersgemischte Gruppen, Freunde, Schulklassen, Gruppen Gleichaltriger, Teenager, Ältere, Behinderte,<br />

Leute, die lesen und schreiben können sowie solche, die das nicht können.<br />

Methoden, die das pädagogische Programm vermitteln sollen, können eine Kombination der folgenden<br />

Komponenten sein: die Gehege selbst, Gehegebeschilderungen, Grafiken, audio/visuelle Installationen,<br />

interaktive Elemente, computergestützte Informationen, <strong>Zoo</strong>führer, zoopädagogisches Personal, Tierpfleger,<br />

<strong>Zoo</strong>-Volunteers, ständige oder zeitweilige Ausstellungen, Veröffentlichungen des <strong>Zoo</strong>s und anderen Medien.<br />

C.<br />

Der <strong>Zoo</strong> muss nachweisen, dass er seine zoopädagogischen Leitlinien umsetzt, durch Vorhandensein<br />

bestimmter Projekte, Zahlen über die Beteiligung, EvaluationsVerfahren und Forschung.<br />

D.<br />

Zumindest ein Mitglied des Personals der Institution sollte für die professionelle Umsetzung der pädagogischen<br />

Leitlinien verantwortlich sein.<br />

Erläuterung: Mittelgroße <strong>Zoo</strong>s sollten zumindest einen Mitarbeiter mit Hauptaufgabe Pädagogik beschäft-<br />

8<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


gen. Größere <strong>Zoo</strong>s sollten zusätzliche pädagogische Mitarbeiter haben. Das Team muss eine gewisse Ausbildung<br />

in Pädagogik haben, vorzugsweise Universitätsabschluss und / oder Lehrbefähigung. In kleineren <strong>Zoo</strong>s<br />

können die pädagogischen Aufgaben mit anderen Funktionen kombiniert sein und von Personen wie: dem<br />

Direktor, Kurator, Reviertierpfleger und Wissenschaftler wahrgenommen werden. Die beteiligten Mitarbeiter<br />

müssen mit der pädagogischen Praxis vertraut sein und idealer Weise eine formale oder informelle Ausbildung<br />

in Pädagogik haben (durch Teilnahme an pädagogischen Konferenzen und regionalen Workshops).<br />

E.<br />

Tiere müssen in ihren Gehegen eindeutig und richtig bezeichnet sein. Gefährdete Arten und Arten in regional,<br />

national und international koordinierten Zuchtprogrammen sollten hervorgehoben werden.<br />

F.<br />

Wenn Tierdressuren Teil des Programms sind, müssen sie eine pädagogische oder naturschützerische Botschaft<br />

vermitteln.<br />

Erläuterung: Vorführungen sollten die natürlichen Fähigkeiten der Tiere demonstrieren oder erweitern und<br />

Verhaltensweisen zeigen, die für eine Art per se von Wert sind. Es sollte ihnen kein Schaden zugefügt werden,<br />

indem unnatürliche Verhaltensweisen vorgeführt werden oder das Tier vermenschlicht wird. Es sollte darauf<br />

geachtet werden, dass nicht der Eindruck entsteht, Wildtiere seien wundervolle, exotische Schmusetiere. Es<br />

sollte möglich sein, die Aufmerksamkeit auf gefährdete Arten zu lenken und zu erklären, warum sie im <strong>Zoo</strong><br />

sind. Fragen des Naturschutzes wie Verlust des Lebensraumes und Handel mit tierischen Produkten können<br />

behandelt werden. Erfolgreiche Zuchtprogramme in den <strong>Zoo</strong>s und jede Wiedereinbürgerung in der Wildnis<br />

sollten erwähnt werden.<br />

G.<br />

Es sollte betont werden, dass die <strong>Zoo</strong>tiere unter besten Bedingungen gehalten werden müssen, wenn pädagogische<br />

Programme erfolgreich sein sollen, also in Gehegen, die ihnen erlauben, so natürlich wie möglich<br />

zu leben und ihnen, so weit es geht, das Ausleben natürlicher Verhaltensweisen ermöglichen.<br />

Erläuterung: Tiere, die an physischen und / oder psychischen Mängeln bzw. Störungen zu leiden scheinen,<br />

sind für die Pädagogik kontraproduktiv und verderben die Naturschutz Botschaft.<br />

H.<br />

Aufklärung / Pädagogik sollte integraler Bestandteil jedes Geheges sein und der Pädagoge sollte am Gehegeund<br />

Bestandsplanungsprozess beteiligt sein.<br />

I.<br />

Eine Präsenzbibliothek entsprechend der Größe und Komplexität des <strong>Zoo</strong>s sollte unterhalten und allen Mitarbeitern<br />

zugänglich gemacht werden und, wo das praktikabel ist, möglicherweise auch der Öffentlichkeit.<br />

Erläuterung: Bücher, Zeitschriften und andere Medien befähigen die Mitarbeiter, ihr Wissen zu vertiefen und<br />

auf dem aktuellen Stand der Tiergartenbiologie und des Naturschutzes zu bleiben. Zum anderen befähigt es<br />

sie, die <strong>Zoo</strong>besucher mit genauen Informationen zu versorgen.<br />

Basismaterial / pädagogische Information sollte der breiten Öffentlichkeit und der <strong>Zoo</strong>besucherschaft zugänglich<br />

gemacht werden. Dies beinhaltet: Flugblätter, <strong>Zoo</strong>führer, Unterrichtsmaterialien, Materialsammlungen<br />

und Arbeitsblätter sollten zur Ansicht, zum Kauf oder kostenfrei zur Verfügung stehen.<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

9


Fachtagung der <strong>Zoo</strong>pädagogen in Nordrhein-Westfalen<br />

Lothar Philips<br />

Am 2. und 3. November 2001 fand in Köln eine<br />

Fachtagung der nordrhein-westfälischen <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />

zum Thema „<strong>Zoo</strong>s als Lernorte für<br />

Agenda 21 Themen“ statt.<br />

Mit der Veranstaltung betraten wir in dreifacher<br />

Hinsicht Neuland.<br />

Neu war, dass die Fortbildung gemeinsam vom<br />

Ministerium für Schule, Wissenschaft und<br />

Forschung des Landes NRW, der Bezirksregierung<br />

Köln, dem <strong>Zoo</strong>logischen Garten Köln<br />

und dem Verband deutschsprachiger <strong>Zoo</strong>pädagogen<br />

ausgerichtet wurde, ebenfalls neu,<br />

dass alle <strong>Zoo</strong>pädagogen ungeachtet ihres<br />

Beschäftigungsverhältnisses eingeladen waren,<br />

neu die Komplexität des Themas:<br />

„ <strong>Zoo</strong>s als Lernorte für Agenda 21 Themen.“<br />

Zur Vorgeschichte: Der <strong>Zoo</strong>logische Garten Köln<br />

hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

Regenwald-Artenschutz (ARA), gefördert<br />

von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt“<br />

(DBU), das Pilotprojekt „Globale Umweltbildung<br />

im <strong>Zoo</strong>“ durchgeführt, das darauf abzielt, Ziele<br />

und Umsetzungsmöglichkeiten der Agenda 21<br />

der Bevölkerung zu verdeutlichen.<br />

Im Zuge des Projekts wurde unter anderem auch<br />

die <strong>Zoo</strong>beschilderung erneuert und auf<br />

Agenda-Thematiken abgestimmt. Die Ergebnisse<br />

sind nunmehr erkennbar und sollen auch für<br />

unterrichtliche Zwecke nutzbar gemacht werden.<br />

Die teilnehmenden <strong>Zoo</strong>pädagogen sollten einen<br />

Einblick in die Möglichkeiten der <strong>Zoo</strong>s als<br />

Fortbildungsstätten für Agenda 21 Ziele und<br />

deren Umsetzungsmöglichkeiten erhalten.<br />

Der Freitag stand im Zeichen der Theorie und der<br />

Vorstellung des bisher in Köln Erarbeiteten.<br />

Herr Schwarz von der Bezirksregierung Köln wies<br />

in seiner Einführung auf die Notwendigkeit einer<br />

engen Verzahnung von außerschulischen Lernorten<br />

und Regelschulen hin. Herr Philips konstatierte<br />

das Scheitern der „klassischen“ Umwelterziehung,<br />

die bei vielen Schülern zu einer resignativen<br />

Haltung und „No future“ Einstellung<br />

geführt habe. Das Konzept der Nachhaltigkeit<br />

bietet, indem es über die klassischen Umweltthemen<br />

hinausgeht, Handlungs- und Einflussmöglichkeiten,<br />

die Jugendliche motivieren können.<br />

Für die <strong>Zoo</strong>pädagogik bedeutet dies einen<br />

Paradigmenwechsel, weg von der „reinen“<br />

Biologie, hin zur Umweltpädagogik.<br />

Jürgen Wolters von der Arbeitsgemeinschaft<br />

Regenwald-Artenschutz (ARA) gab einen Überblick<br />

über Entstehungsgeschichte und Ziele der<br />

Agenda 21. Er beleuchtete die politischen<br />

Vorbedingungen der Entstehung, die Absichten<br />

und was bisher erreicht werden konnte.<br />

Insbesondere betonte er die Zusammenarbeit mit<br />

anderen Institutionen, NGOs (Nicht-Regierungs<br />

Organisationen) etc., zum einen um eine breite<br />

Informationsbasis zu schaffen, zum anderen um<br />

im Sinne der Agenda 21 zu handeln, die eben<br />

keine Umweltschutzverordnung ist, sondern<br />

soziale, ökonomische, Bildungs- und Gerechtigkeitsaspekte<br />

umfasst.<br />

Der <strong>Zoo</strong> auf dem Weg zum Naturschutzzentrum<br />

war Thema des Vortrags von Theo Pagel, <strong>Zoo</strong>logischer<br />

Garten Köln. Herr Pagel stellte das<br />

Konzept des neuen Tropenhauses „Der Regenwald“<br />

des <strong>Zoo</strong>s Köln vor und berichtete über die<br />

Arbeit des <strong>Zoo</strong>s und seiner vietnamesischen<br />

Partner im Projekt „Phong Na – Ke Bang“.<br />

Deutlich wurde, dass es heute nicht mehr<br />

ausreicht, klassischen Naturschutz zu betreiben.<br />

Ökologische, ökonomische, soziale sowie<br />

Fragen der gerechten Verteilung müssen berücksichtigt<br />

werden, wenn Projekte erfolgreich sein<br />

sollen. Auch hier verspricht das Konzept der<br />

Nachhaltigkeit mehr Erfolg als der klassische<br />

Naturschutz.<br />

Den Nachmittag eröffnete Herr Dr. Reichel mit<br />

einem Grußwort. Er stellte das „Fremde, Exotische“<br />

in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen<br />

und regte an, den ungewöhnlichen Ort <strong>Zoo</strong> auch<br />

zu ungewöhnlichen Gedanken zu nutzen, über<br />

den Tellerrand hinauszublicken und scheinbar<br />

Unvereinbares zusammenzuführen. Er schlug<br />

vor, die Agenda-Thematiken so zu bearbeiten,<br />

dass sie Teil einer Friedenserziehung werden<br />

können.<br />

Ruth Dieckmann und Lothar Philips stellten im<br />

Weiteren den Kolleginnen und Kollegen drei der<br />

in Köln erarbeiteten Informationsmodule vor: Das<br />

Wattenmeer, die Bärenanlagen und das neue<br />

Tropenhaus, „Der Regenwald“. Das Konzept,<br />

bestehende Anlagen mit Agenda 21 Thematiken<br />

zu verknüpfen, bzw. Neubauten unter Agenda 21<br />

Perspektive zu planen, wurde verdeutlicht. Betont<br />

wurde der Mosaik-Charakter der Informationsübermittlung,<br />

auch wer nicht alles liest, stößt<br />

immer wieder auf Agenda 21 Themen.<br />

Dieses Konzept wurde kontrovers diskutiert,<br />

einige Kollegen fanden diese Vorgehensweise für<br />

Unterricht mit Schulklassen zu zeitintensiv und<br />

verglichen mit schulischer Instruktion ineffektiv.<br />

Die Befürworter führten an, dass dieser Ansatz<br />

nicht nur auf Schulklassen, sondern auf alle<br />

10<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


<strong>Zoo</strong>besucher ziele und somit wichtige Informationen<br />

in die Breite trage. Auch erfordere die Thematik<br />

fächerübergreifendes Arbeiten, das projektorientiert<br />

zu organisieren sei und passe somit<br />

hervorragend in die derzeit angestrebte Lernlandschaft.<br />

Am folgenden Tag stellte Christina Obermayr im<br />

Plenum das von den Kölner Gymnasial-Kollegen<br />

in Zusammenarbeit mit Lehrern von Regelschulen<br />

entwickelte Unterrichtskonzept „Madagaskar“<br />

vor.<br />

Regenwälder als Klimaregulatoren und Pharmakaressource<br />

kennen. Sie überprüften die speziellen<br />

Anpassungen und ökologischen Einnischungen<br />

der Lebewesen sowie die Ursachen für das<br />

Artensterben.<br />

Im Kunstunterricht stellten sie überlebensgroße<br />

Insektenmodelle, verfremdete Lemurenmasken,<br />

dreidimensionale Modelle von Ökohotels aus<br />

Natur- und Kunstmaterialien her. Schwerpunktmäßig<br />

befassten sie sich in den Fächern Sozialwissenschaften<br />

und Deutsch mit einer Lösungsstrategie,<br />

dem sanften bzw. Öko-Tourismus.<br />

Welche Ideen wurden umgesetzt?<br />

Erprobt wurde das MadagaskarProjekt in der<br />

Jahrgangsstufe 8 am HeinrichHeine-Gymnasium<br />

und am Gymnasium Rodenkirchen in Köln.<br />

Beteiligt waren schwerpunktmäßig die Fächer<br />

Biologie, Kunst, Deutsch und Sozialwissenschaften.<br />

In Biologie setzten sich die Schüler intensiv mit<br />

der Entwicklung der einzigartigen Fauna und<br />

Flora auseinander und lernten die Bedeutung der<br />

Der Massentourismus ist wegen der Umweltbelastungen,<br />

soziokultureller Konflikte und der<br />

ökonomischen Risiken für Madagaskar nicht<br />

geeignet und auch von der Regierung nicht<br />

gewollt.<br />

Sanfter Tourismus hingegen ist ein umwelt- und<br />

sozialverträglicher Fremdenverkehr, der Rücksicht<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

11


Fachtagung der <strong>Zoo</strong>pädagogen in Nordrhein-Westfalen<br />

auf die einheimische Kultur und Lebensweise<br />

nimmt und den Bewohnern ein Höchstmaß an<br />

Eigenständigkeit bei Entscheidungen über die<br />

zukünftige Entwicklung ihres Lebensraums<br />

gewährt. Dies entspricht dem Ziel: „Biologische<br />

Vielfalt nutzen ohne sie zu zerstören".<br />

Inzwischen wurde das Projekt auch im Rahmen<br />

von Projektwochen oder in Differenzierungskursen<br />

Naturwissenschaften an anderen Schulen<br />

erfolgreich durchgeführt.<br />

Hier wurde zudem die Frage nach der Verantwortung<br />

der ehemaligen Kolonialmächte und der<br />

Weltbank gestellt (Wirtschaftsökologie: Regenwaldschutz<br />

durch Bekämpfung der Armut).<br />

Das Modell soll Anregungen geben, Möglichkeiten<br />

eines Transfers auf andere <strong>Zoo</strong>s zu prüfen<br />

und zu diskutieren.<br />

Im Anschluss bildeten sich drei Arbeitsgruppen.<br />

Eine Arbeitsgruppe erstellte ein Mindmap zum<br />

Thema Nutztier:<br />

Die Grafik verdeutlicht die Komplexität des Themas und macht deutlich, dass hier Kollegen der verschiedensten<br />

Fachrichtungen zusammenarbeiten müssen.<br />

12<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Eine Arbeitsgruppe versuchte eine Abklärung der<br />

notwendigen Rahmenbedingungen, um Agenda<br />

21 Themen im <strong>Zoo</strong>schulunterricht behandeln zu<br />

können.<br />

* Die Übernahme einer nachhaltigen Wirtschaftsweise<br />

ist die einzige Chance der Menschheit zu<br />

überleben.<br />

* <strong>Zoo</strong>s sind auf dem Weg zum „Naturschutzzentrum“,<br />

das macht eine neue Botschaft nötig und<br />

möglich.<br />

* Der <strong>Zoo</strong>besucher ist für Informationen offen,<br />

eine Chance, die es zu nutzen gilt.<br />

* Nachhaltigkeit ist kein Unterrichtsfach und<br />

muss den Schülern (Menschen) ständig vor<br />

Augen geführt werden.<br />

* <strong>Zoo</strong>schulen können Anstöße zu fächerübergreifendem<br />

Arbeiten geben, da sie nicht nur von<br />

Biologielehrern aufgesucht werden.<br />

Die Diskussion über die Aufgaben der eintägig<br />

abgeordneten Lehrer verdeutlichte einige Schwierigkeiten.<br />

Der Schwerpunkt der Arbeit der eintägig abgeordneten<br />

Lehrer liegt in ihren Schulen und in ihrem<br />

Fachunterricht.<br />

Die eintägig abgeordneten Lehrer stehen unter<br />

hohem Druck: die Nachfrage nach direktem,<br />

klassischem <strong>Zoo</strong>schul-Unterricht ist so groß,<br />

dass sie ihn nicht befriedigen können. Die<br />

Erstellung von Unterrichtsmaterialien und die<br />

Beratung von Fachkollegen zu eigenem Unterricht<br />

sind weitere Aufgaben. Mit der Erfüllung<br />

dieser Aufgaben sind sie voll ausgelastet.<br />

Die Organisation von Lehrerfortbildungen ist<br />

aufwendig und kann während des einen Abordnungstages<br />

nicht geleistet werden, erfordert also<br />

freiwillige, unbezahlte Mehrarbeit.<br />

Direkten <strong>Zoo</strong>schulunterricht zu Agenda 21<br />

Themen für Schulklassen sahen vor allem die<br />

„Praktiker“ als problematisch, fächerübergreifender<br />

Unterricht kann nicht von den <strong>Zoo</strong>schulen<br />

allein organisiert werden, sondern erfordert die<br />

Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Schulen,<br />

ist also sehr zeitaufwendig.<br />

Fortbildungsveranstaltungen durch die <strong>Zoo</strong>schulen<br />

für Fachkollegen als „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />

erschien allen als der gangbarere Weg. Eine<br />

solche Arbeitsweise ist jedoch ebenfalls zeitintensiv<br />

und schwierig zu organisieren.<br />

Da alle <strong>Zoo</strong>schulkollegen an unterschiedlichen<br />

Tagen im <strong>Zoo</strong> sind, ist schon eine Absprache<br />

zwischen ihnen ein organisatorisches Problem.<br />

Die langfristige Zusammenarbeit mit den Schul-<br />

Kollegen scheitert oft an deren Nachmittagsunterricht.<br />

Wünschenswert für solche Aktivitäten ist<br />

eine gemeinsame „blockweise“ Freistellung der<br />

beteiligten Kollegen.<br />

Zu bedenken ist auch, dass eine Verstärkung der<br />

Fortbildungsaktivitäten der <strong>Zoo</strong>schulen zu einem<br />

Rückgang des direkten Unterrichts für Schulklassen<br />

führt.<br />

Aber auch in den <strong>Zoo</strong>s sind Veränderungen<br />

wünschenswert:<br />

Die abgeordneten Lehrer sind oft nicht umfassend<br />

über die Entwicklungen im <strong>Zoo</strong> informiert,<br />

geschweige denn an Entscheidungen beteiligt.<br />

Wenn von <strong>Zoo</strong>leitungen und Ministerium eine<br />

stärkere Ausrichtung der Arbeit der <strong>Zoo</strong>schulen<br />

auf Agenda 21 Themen gewünscht wird, muss<br />

über die Aufgaben der abgeordneten Lehrer, die<br />

Art ihrer Abordnung (Modell Mecklenburg-<br />

Vorpommern) sowie die Schaffung einer zoopädagogischen<br />

Abteilung und ihrer Einbindung in<br />

den jeweiligen <strong>Zoo</strong> nachgedacht werden.<br />

Begrüßenswert wäre ein gemeinsames Gespräch<br />

zwischen Ministerium, <strong>Zoo</strong>direktoren und <strong>Zoo</strong>pädagogen,<br />

um Zukunftsperspektiven zu entwickeln.<br />

Eine weitere Gruppe arbeite zum Thema Tourismus:<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

13


Die Facharbeit in Bayern<br />

Hans Lichei, Tiergarten Nürnberg<br />

Anlässlich einer Ausstellung über Facharbeiten<br />

im Naturkundehaus Nürnberg sandte uns Hans<br />

Lichei das letzte Exemplar einer Sammlung kurz<br />

gefasster Facharbeiten. Schon aus Einleitung<br />

und Gliederung geht die Intention der in Bayern<br />

geforderten Facharbeiten hervor. Da die Fülle der<br />

Facharbeiten den Raum dieser Zeitschrift sprengen<br />

würde, haben wir uns entschlossen, nur die<br />

im Jahre 2000 angefertigten Facharbeiten<br />

aufzulisten.<br />

Wer genauer informiert werden möchte, wende<br />

sich bitte an: Hans Lichei, Tiergarten Nürnberg,<br />

Am Tiergarten 30, 90480 Nürnberg.<br />

Die Facharbeit<br />

1. Bestimmungen § 45 der GSO<br />

(2) In der Kursphase der Kollegstufe wird in<br />

einem der beiden Leistungskursfächer eine<br />

Facharbeit von klar abgegrenzter Themenstellung<br />

sowie angemessenem Schwierigkeitsgrad und<br />

Umfang verlangt. Das Thema der Facharbeit<br />

wählt der Schüler zu Beginn des Ausbildungsabschnittes<br />

12/2 im Einvernehmen mit dem<br />

Kursleiter; dieser begleitet den Fortgang der<br />

Facharbeit durch Beobachtung und Beratung und<br />

achtet auf die selbständige Anfertigung. Die<br />

Facharbeit muss spätestens zum Ende des<br />

Ausbildungsabschnittes 13/1 abgeliefert werden<br />

.... .<br />

(3) Über die Facharbeit findet eine zwanzigminütige<br />

mündliche Prüfung durch den Kursleiter<br />

statt. In dieser Prüfung stellt der Schüler Verfahren<br />

und Ergebnisse seiner Facharbeit dar,<br />

erläutert sie und antwortet auf Fragen.<br />

Vom Sinn einer Facharbeit<br />

Die Facharbeit soll dem Kollegiaten die Gelegenheit<br />

geben, in einem begrenzten Sachgebiet<br />

Methoden des Beobachtens und naturwissenschaftlichen<br />

Experimentierens sowie Techniken<br />

der geistigen Arbeit anzuwenden, um eine ihm<br />

gestellte Aufgabe unter Anleitung des Kursleiters<br />

zu bearbeiten und zu eigenen Ergebnissen zu<br />

kommen.<br />

Der Kollegiat soll zeigen, dass er in der Lage ist<br />

die Problemstellung des Themas zu erfassen,<br />

die zur Bearbeitung notwendige Literatur zu<br />

beschaffen und auszuwerten,<br />

Beobachtungen und Experimente sinnvoll zu<br />

planen und sorgfältig auszuführen,<br />

Sachverhalte gedanklich zu ordnen,<br />

Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden,<br />

sachlich und folgerichtig zu argumentieren,<br />

Ergebnisse übersichtlich, anschaulich, sprachlich<br />

einwandfrei und für den Leser verständlich<br />

darzustellen,<br />

benutzte Quellen vollständig anzugeben,<br />

richtig zu zitieren,<br />

ein konsequentes Literaturverzeichnis anzulegen,<br />

der Arbeit eine ansprechende äußere Form zu<br />

geben.<br />

Bei der schulischen Facharbeit geht es in der<br />

Regel nicht darum, die Wissenschaft mit neuen<br />

Ergebnissen zu bereichern. Vielmehr sollen<br />

wissenschaftliche Fachmethoden bei einer<br />

überschaubaren Fragestellung angewendet und<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Blickwinkel<br />

der Themenstellung geordnet und verständlich<br />

dargestellt werden.<br />

Die Facharbeit leistet somit einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Entwicklung der Studierfähigkeit.<br />

Von Kollegiaten 2000 verfasste Facharbeiten<br />

im Tiergarten Nürnberg<br />

1.) "Beobachtungen im Delfinarium"<br />

Kathrin Blank/ AlbertusMagnusGymnasium<br />

Lauingen<br />

2.) "Aspekte der Delfinhaltung"<br />

Yilmaz Kutluer / E.T.A. HoffmannGymnasium<br />

Bamberg<br />

3.) "Problematik der Delfinhaltung"<br />

Susanne Stäblein / Gymnasium Herzogenaurach<br />

4.) "Das Delfinarium zeitgemäß?"<br />

Nicole Müller / SigmundSchuckertGymnasium<br />

Nürnberg<br />

5.) "Die Arbeit im Delfinarium"<br />

Anja Kölbel 1 Gymnasium Moosburg an der Isar<br />

6.) "Seelöwen"<br />

Sina Pfrang / JohannesScharrerGymnasium<br />

Nürnberg<br />

7.) "Haltungsaspekte beim Kalifornischen<br />

Seelöwen"<br />

Melanie Bussinger / Martin BehaimGymnasium<br />

Nürnberg<br />

8.) "Spielverhalten der Seelöwen"<br />

Corinna Lang / Gymnasium Röthenbach a.d.<br />

Pegnitz<br />

14<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


9.) "Die Entwicklung der Seelöwenjungen"<br />

Nicole Hofmann /<br />

SigmundSchuckertGymnasium Nürnberg<br />

10) "Die Elefanten im Nürnberger Tiergarten"<br />

Julia Golüke / Gymnasium Herzogenaurach<br />

11) "Elefanten"<br />

Kathrin Altmann / MaxRegerGymnasium<br />

Amberg<br />

12) "Die Haltung von Elefanten im <strong>Zoo</strong>"<br />

Petra Seibold I EuropaGymnasium Wörth<br />

(BadenWürttemberg)<br />

13) "Die Problematik der Haltung von Großkatzen"<br />

Timo Vitzthum / SigmundSchuckertGymnasium<br />

Nürnberg<br />

14) "Verhalten und Haltung von Löwen in<br />

Menschenobhut"<br />

Marina Munker / Gymnasium Röthenbach a.d.<br />

Pegnitz<br />

15) "Beobachtungen beiden SomaliWildeseln"<br />

Tina Baroti / ChristophJacobTreuGymnasium<br />

Lauf<br />

16) "Artenschutz im <strong>Zoo</strong> aufgezeigt am Beispiel<br />

SomaliWildesel"<br />

Melanie Mühlfelder /<br />

RegiomontanusGymnasium Haßfurt<br />

17) "Die Gibbonfamilie im Tiergarten Nürnberg"<br />

Margit Reichert / Gymnasium Fridericianum<br />

Erlangen<br />

18) "Beobachtungen beiden Sphinxpavianen"<br />

Maria Teufel / Gymnasium Fränkische Schweiz<br />

Ebermannstadt<br />

19) "Wölfe Beobachtungen im Tiergarten<br />

Nürnberg"<br />

Matthias Geyer / Gymnasium Neustadt aal. Aisch<br />

20) "Wölfe"<br />

Elisa Schleider / SigmundSchuckertGymnasium<br />

Nürnberg<br />

21) "Probleme bei der Haltung von <strong>Zoo</strong>tieren –<br />

aufgezeigt an ausgewählten Beispielen"<br />

Swantje Titschack / Gymnasium Röthenbach aal.<br />

Pegnitz<br />

22) "Beobachtungen am AfrikaGehege des<br />

Tiergartens Nürnberg"<br />

Katharina Leinweber / Gymnasium Neumarkt<br />

23) "Die Arche NoahFunktion der <strong>Zoo</strong>s"<br />

Nadine Kuhmann / Gymnasium Fränkische<br />

Schweiz Ebermannstadt<br />

24) "Das EEP am Beispiel des<br />

Schabraekentapirs"<br />

Katrin Streitberger /<br />

WolframvonEschenbachGymnasium Schwabach<br />

25) "Die Auswilderung des Bartgeiers"<br />

Kathrin Kneitz /<br />

WolframvonEschenbachGymnasium Schwabach<br />

26) "Das Panzernashorn im Tiergarten<br />

Nürnberg"<br />

Tajana Buckel / Gymnasium Dinkeisbühl<br />

27) "Die Tierwelt Australiens aufgezeigt an<br />

Seespielen aus dem Tiergarten Nürnberg"<br />

Nora Omar Mahmoud / Gymnasium Fridericianum<br />

Erlangen<br />

Von Lehramtsstudentinnen 2000 verfasste<br />

Seminararbeiten mit TiergartenThemen:<br />

"Die Entwicklung der Pferde mit Infomobil<br />

Urwildpferd"<br />

Zulassungsarbeit für das Lehramt an Realschulen<br />

(B/C)<br />

Alexandra Müller / Universität ErlangenNürnberg:<br />

/ PD Dr. K. Herrmann<br />

"Delfine dargestellt irr den Medien und die<br />

Erfahrung mit Grundschülern vor Ort im Delfinarium"<br />

Wissenschaftliche Hausarbeit zur 1.Staatsprüfung<br />

für das Lehramt an Grund und Hauptschulen<br />

Kirsten Stengl, Päd. Hochschule Schwäbisch<br />

Gmünd / Prof. Dr. Bay<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

15


EAZA-Ausstellung: RETTET die „LÖWEN“ des REGENWALDES!<br />

von Gaby V. Schwammer, Leiterin der zoopädagogischen Abteilung, Tiergarten Schönbrunn-Wien<br />

Eine Sonderausstellung der Österreichischen<br />

EAZA-<strong>Zoo</strong>s (Tier- und Naturpark Schloß Herberstein,<br />

Salzburger Tiergarten Hellbrunn, Haus des<br />

Meeres - Vivarium Wien und des Schönbrunner<br />

Tiergarten, Wien) soll die Öffentlichkeit über die<br />

Situation im Atlantischen Regenwald informieren<br />

und aufklären. Umfassend wird über die Weitläufigkeit<br />

der Urwaldrodung und die Lebensraum-<br />

Zerstörung der Löwenäffchen berichtet.<br />

Was soll im Regenwald zur Rettung der Äffchen<br />

passieren?<br />

*<br />

Schutz des verbliebenen Lebensraumes<br />

*<br />

Aufforstungen (Schaffung von Pufferzonen und<br />

Korridoren)<br />

*<br />

Umsiedelungen von Äffchen<br />

*<br />

Umweltbildung für die Bevölkerung<br />

Der Europäische <strong>Zoo</strong>verband EAZA (European<br />

Association of <strong>Zoo</strong>s and Aquarium) hat europaweit<br />

zu einer „Regenwald-Kampagne“ aufgerufen.<br />

Die österreichischen Institutionen reagierten<br />

umgehend und erarbeiteten in einem Gemeinschaftsprojekt<br />

eine umfassende Sonderausstellung.<br />

Kernstück der Ausstellung sind insgesamt<br />

9 große Poster DIN A0 mit den Themen:<br />

Rettet die „Löwen“ des Regenwaldes,<br />

Ziele der Kampagne,<br />

die Löwenäffchen,<br />

Bedrohungsfaktoren für Löwenäffchen,<br />

der Atlantische Regenwald,<br />

Regenwald in Gefahr,<br />

was passiert im Regenwald zur Rettung der<br />

Äffchen,<br />

Zusammenarbeit der <strong>Zoo</strong>s und was können Sie<br />

tun.<br />

Die in deutscher Sprache gestalteten Poster sind<br />

vollständig designed und verwendungsfertig.<br />

Interessierten EAZA-<strong>Zoo</strong>s werden diese Daten auf<br />

CD-ROM zur Verfügung gestellt.<br />

Darüber hinaus wird in einer groß angelegten<br />

Aktion unter dem Kennwort „Regenwald“ zu einer<br />

Spendenaktion aufgerufen. Das gespendete Geld<br />

kommt dem LTBF (Lion Tamarin of Brazil Fund)<br />

zu Gute. Konkret soll es dazu verwendet werden,<br />

die Pflanzung von einer 200.000 m² großen<br />

Pufferzone mitzufinanzieren.<br />

Ausstellungsdauer:<br />

April - 17. September 2002<br />

Tier- und Naturpark Schloß HERBERSTEIN<br />

Ende März - 17. September 2002 Salzburger<br />

Tiergarten HELLABRUNN, S-Amerikaareal<br />

April - 17. September 2002<br />

HAUS des MEERES - Vivarium Wien<br />

01- März - 17. September 2002<br />

Tiergarten SCHÖNBRUNN, Wien - Großkatzenhaus<br />

Bei der Ausstellung in Schönbrunn beteiligen<br />

sich auch internationale Organisationen, wie der<br />

WWF, Greenpeace aber auch das Projekt Regenwald<br />

der Österreicher. Spezifische Information<br />

zum Thema Regenwald wird auch allen Schulen<br />

geboten (Führungen, Workshops, Aktionstage).<br />

Im Rahmen des Ferienspieles begeistert ein<br />

erlebnisreicher Dschungelpfad mit Spiel-, Duftund<br />

Taststationen die großen und kleinen Tiergartengäste.<br />

Weitere Informationen zur Regenwaldausstellung<br />

in Österreich:<br />

Dr. Harald SCHWAMMER, National Koordinator:<br />

hschwammer@zoovienna.at<br />

www.zoovienna.at<br />

T<br />

16<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

17


Aus dem Elefanten eine Mücke machen<br />

Elke Zach-Heuer<br />

Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist groß und Ennepetal<br />

liegt am südlichen Rand. Also kommt die Umweltpädagogik<br />

zum Kunden, zum Schüler und<br />

Lehrer. Seit Sommer 2001 bin ich als abgeordnete<br />

Lehrerin für Umweltbildung in der Biologischen<br />

Station für den Ennepe-Ruhr-Kreis<br />

unterwegs in Bach und Busch. Jetzt sind es<br />

kleine Tiere, die das Interesse von Kindern und<br />

Jugendlichen wecken, Mücke statt Elefant. Im<br />

Moment ist die Station noch in einem optisch<br />

wenig ansprechenden Jugend- und Kulturzentrum<br />

untergebracht, sehr beengt, ohne Abstellund<br />

Seminarräume, dazu mitten im Stadtgebiet<br />

von Ennepetal.<br />

Meine Kollegin und ich arbeiten mobil, erkunden<br />

vor Ort die Unterrichtsmöglichkeiten und bieten<br />

entsprechende Themen an, z.B. biologische<br />

Gewässergütebestimmung, Verbreitung von<br />

Samen und Früchten, Überwinterung. So erreichen<br />

wir auch Gruppen, für die die Fahrt sehr<br />

aufwändig wäre und noch viel wichtiger: Lehrer<br />

erleben ihr Schulumfeld als außerschulischen<br />

Lernort.<br />

Als eine der ersten Aufgaben liegt die Erarbeitung<br />

von Lehrpfadinformationen an: Schüler verschiedener<br />

Schulstufen und Schulformen sollen<br />

fächerübergreifend daran beteiligt sein. Angeregt<br />

durch die Agenda-Fortbildung im Kölner <strong>Zoo</strong><br />

(Nov. 01) möchte ich in dieses Projekt auch<br />

globales Lernen mit einbeziehen.<br />

Es geht um die historische Entwicklung eines<br />

Waldgebietes, in dem noch heute Meilerplätze,<br />

Pinge (oberflächliche Gruben, in denen Erz<br />

geschürft wurde) und Überreste von Rennfeueröfen<br />

zu sehen sind. In den Meilern wurde aus<br />

dem Holz der umliegenden Wälder Holzkohle für<br />

die Metallschmelze hergestellt. Die Wasserkraft<br />

des Tales diente dem Antrieb von Schmiedehämmern.<br />

Vergleiche zwischen Nutzung von Wald<br />

und Wasser in der heimatlichen Region und in<br />

Dritt-Welt-Ländern bieten sich an. Unterstützt<br />

wird die schulische Arbeit durch Mitglieder des<br />

Heimatvereins, Stadtarchiv, Förster, untere<br />

Wasserbehörde und natürlich den Mitarbeitern<br />

der Station.<br />

Zu den verschiedenen Themenbereichen erhalten<br />

die Klassen Unterricht im Wald, die Fachlehrer<br />

leisten die Vor- und Nachbereitung in der Schule.<br />

Ich unterstütze die Kollegen außerdem bei der<br />

Materialbeschaffung und bei der Präsentation der<br />

Ergebnisse. Schülertexte und Zeichnungen<br />

könnten in einem Heft veröffentlicht und als<br />

Lehrpfadinformationen herausgegeben werden.<br />

Für Grundschulen gibt es das Angebot, einen<br />

maßgeschneiderten Themenkatalog für Umweltunterricht<br />

zu bekommen. Eine unserer Aufgaben<br />

ist die Kartierung des Schulumfeldes und die<br />

Erarbeitung einer Kartei von Unterrichtsmöglichkeiten.<br />

Der Unterricht im Wald und am Teich soll<br />

keine einmalige Veranstaltung bleiben, sondern<br />

nach entsprechender Schulung (SchiLF) von den<br />

Kollegen selbstständig ausgeführt werden. Hilfe<br />

zur Selbsthilfe steht in unserem Programm, das<br />

wir gemeinsam mit dem Schulamt entwickelt<br />

haben.<br />

Unsere Aufgaben gehen jedoch über die Ausbildung<br />

von Schülern und Lehrern in der freien<br />

Natur hinaus. Ein ebenso wichtiger Punkt ist die<br />

Betreuung der Kampagne „Umweltschule in<br />

Europa“, die die schulische Agenda-Arbeit<br />

fördert. Wir beraten und unterstützen Kollegen,<br />

die in zwei der ausgewählten Themengruppen<br />

der Kampagne aktiv sind. Umweltschulen<br />

senken z.B. ihren Energieverbrauch, legen einen<br />

Schulgarten an, schaffen Nistmöglichkeiten für<br />

verschiedene Tiere.<br />

Im Netzwerk Umweltschule, das von uns betreut<br />

wird, sind Schulen mit speziellen Erfahrungen<br />

und Kenntnissen auf diesem Gebiet erfasst. Mit<br />

Hilfe der Netzwerkschulen sollen Fortbildungen<br />

stattfinden und Modellprojekte vorgestellt werden.<br />

Weitere Aufgaben sind Planung und Durchführung<br />

von Umweltaktionstagen wie Waldspiele<br />

oder Wassertage, außerdem die Herstellung und<br />

Verbreitung von Unterrichtsmaterialien, sowie der<br />

Aufbau der Umweltbildungsausstattung, wie<br />

Tastkästen, Bibliothek, Binoculare etc..<br />

Ab diesem Frühjahr bieten die Mitarbeiter der<br />

Station Führungen an, nicht nur für Lehrer und<br />

Schüler, sondern auch für interessierte Bürger<br />

und Gruppen anderer Institutionen.<br />

18<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Die Biologische Station für den Ennepe-Ruhr-Kreis wurde am 1.1.<br />

2000 gegründet. Trägerverein ist der Verein zur Förderung des Naturschutzes<br />

im Ennepe-Ruhr-Kreis e.V., bestehend aus: Landwirtschaftsverband,<br />

Waldbauernverband, Fischereiverband, Jagdverband, LNU,<br />

NABU (Naturschutzbund), BUND, Ennepe-Ruhr-Kreis und KVR<br />

(Kommunalverband Ruhr).<br />

Aufgaben der Biologischen Station für den Ennepe-Ruhr-Kreis:<br />

Praktische Landschaftspflege<br />

Betreuung der Naturschutzgebiete<br />

Umweltbildung<br />

Das Mitarbeiterteam:<br />

* Biologin<br />

* Geographen<br />

* Landschaftsplaner<br />

* Agraringenieur<br />

* Sekretärin,<br />

* Praktikant (Freiwilliges ökologisches Jahr)<br />

* zwei Lehrerinnen (Primarstufe, Sekundarstufe I) mit 14 Stunden<br />

Abordnungen<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

19


Neues aus den EAZA-News 36 und 37<br />

In seiner Rubrik „From the Chairman´s Desk”<br />

setzt sich der Präsident der EAZA, Dr. Miklos<br />

Persanyi, mit der Rolle der <strong>Zoo</strong>s im Naturschutz<br />

auseinander. Er stellt fest, dass es immer noch<br />

zwei Arten von <strong>Zoo</strong>s gibt, solche, die zum<br />

Naturschutz beitragen und solche, die immer<br />

noch Naturverbraucher sind. Naturverbrauch ist<br />

mit den Prinzipien der EAZA unvereinbar und Dr.<br />

Persanyi fordert den Unterschied zwischen<br />

„Denen“ und „Uns“ deutlich zu machen.<br />

Der Erfolg der Bushmeat-Kampagne zeige,<br />

welches Potential die europäischen <strong>Zoo</strong>s haben,<br />

ihre Besucher nicht nur zu unterhalten und über<br />

Naturschutz zu unterrichten, sondern auch,<br />

ihnen zu helfen, ihre Unterstützung für den Erhalt<br />

der Biodiversität auszudrücken.<br />

Abschließend äußert er einen sehr interessanten<br />

Gedanken: „Wenn wir eine anerkannte Organisation<br />

in der Naturschutzgemeinde werden wollen,<br />

müssen wir früher oder später Kampagnen<br />

veranstalten, die sich auf Europa beziehen, zum<br />

Wohle der gefährdeten einheimischen Tiere und<br />

Habitate...“<br />

Inhalt Nr. 36<br />

Goldenheaded lion tamarin (Leontopithecus<br />

chrysomelas)<br />

EAZA in situ Conservation Database<br />

Update EAZA Bushmeat Campaign<br />

European zoos' commitment to conservation of<br />

the Atlantic rainforest<br />

EEP Committee<br />

Renewed ISIS website much more than just an<br />

updated look<br />

Working for hornbills in Thailand<br />

Hilvarenbeek • Romagne • Wuppertal<br />

Les Mathes • Harderwijk • Emmen<br />

Successful artificial insemination in an African<br />

elephant<br />

Management of Trachyphonus barbets in captivity<br />

In Nr. 37 setzt sich “From the chairman´s desk”<br />

mit der neuen EU-Richtlinie zur Tierhaltung<br />

auseinander. Früher oder später werden die<br />

neuen Richtlinien Auswirkungen auf jeden EAZA-<br />

<strong>Zoo</strong> haben, egal ob in der EU oder nicht. Auch<br />

wenn in der Anfangszeit die Richtlinien von Land<br />

zu Land sehr unterschiedlich sein können, wird<br />

es spätestens in 10 Jahren doch zu einer Harmonisierung<br />

kommen. Tierschutzorganisationen<br />

werden in naher Zukunft in diese Richtung Druck<br />

ausüben. Deshalb sollten wir erst einmal alle<br />

neuen nationalen Gesetzgebungen bezüglich<br />

<strong>Zoo</strong>s sammeln, analysieren und vergleichen.<br />

Dann müssen wir über jede Kritik erhabene hohe<br />

professionelle Standards für Tierhaltung in <strong>Zoo</strong>s<br />

setzen... Wir müssen das tun, um die zukünftige<br />

Gesetzgebung zu beeinflussen und akzeptable<br />

Modelle für zukünftige Richtlinien vorzubereiten...<br />

Und wir sollten darauf achten und sicherstellen,<br />

dass alle EAZA Mitglieder diese Standards voll<br />

erfüllen.<br />

Aus dem Inhalt Nr.37<br />

Asian small clawedotter (Aonyx cinerea)<br />

Progress update European <strong>Zoo</strong> Nutrition Bushmeat<br />

and Brussels the EAZA Bushmeat<br />

Campaign<br />

EAZA Bushmeat Campaign Total number of<br />

signatures: 1.854.166<br />

EAZA zoos and aquaria commit to conservation<br />

of the Atlantic rainforest<br />

Education and exhibit design, the Rotterdam <strong>Zoo</strong><br />

approach and Dutch zoo design in historical<br />

perspective<br />

Forbidden gifts<br />

The white stork in Jerez<br />

A special evening at the Dutch zoos for chronically<br />

ill and disabled children<br />

EAZA <strong>Zoo</strong>horticulture Group (EZG)<br />

Der Artikel “Education and exhibit design, the<br />

Rotterdam <strong>Zoo</strong> approach and Dutch zoo design<br />

in historical perspective” findet sich in Übersetzung<br />

in dieser Ausgabe.<br />

20<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


1976 – 2001: 25 Jahre <strong>Zoo</strong>schule Osnabrück<br />

Birgit Strunk, <strong>Zoo</strong>schule Osnabrück<br />

Im vergangenen Jahr feierte die <strong>Zoo</strong>schule<br />

Osnabrück ihr 25jähriges Bestehen. Genauso<br />

lange ist <strong>Zoo</strong>pädagogin Helga Rademacher<br />

(unser „Urgestein“ und „Dinosaurier“) im Amt.<br />

Damit ist sie nach Frau Dr. Rosl Kirchshofer, die<br />

1960 als erste deutsche <strong>Zoo</strong>pädagogin im <strong>Zoo</strong><br />

Frankfurt in Dienst gestellt wurde, die am längsten<br />

amtierende <strong>Zoo</strong>lehrerin.<br />

Die <strong>Zoo</strong>schule Osnabrück zählt zu den ältesten<br />

<strong>Zoo</strong>schulen Deutschlands. Nach ihrer Gründung<br />

1976 unter dem damaligen <strong>Zoo</strong>präsidenten<br />

Herbert Sprado und <strong>Zoo</strong>direktor Paul Andreae<br />

erarbeitete sie sich mit Unterstützung der Universität<br />

Osnabrück – und hier speziell Herrn Klaus<br />

Hinrichs – schnell einen guten Ruf.<br />

Mit Schülerzahlen, die heute jährlich bei 16.000<br />

bis 17.000 liegen, ist die Osnabrücker <strong>Zoo</strong>schule<br />

nach wie vor „die größte Schule Niedersachsens“.<br />

Drei Pädagogen sind, unterstützt von<br />

einem guten Dutzend studentischer Hilfskräfte,<br />

als freie Mitarbeiter unermüdlich im Einsatz,<br />

nicht nur im <strong>Zoo</strong>schulunterricht, sondern auch<br />

bei Großveranstaltungen und Sonntag für Sonntag<br />

im „Sprechenden <strong>Zoo</strong>“.<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogen<br />

* Unterrichtsmaterialien: Arbeitsblätter, Vor- und<br />

Nachbereitung, Rallyebögen<br />

* Praktischer Naturschutz und Umweltbildung –<br />

Perspektiven für die <strong>Zoo</strong>pädagogik?<br />

auseinandergesetzt.<br />

In einem praktischen Teil haben wir Osnabrücker<br />

Pädagogen unseren Kollegen das Konzept<br />

„Sprechender <strong>Zoo</strong>“ Vorort und „live“ präsentiert.<br />

Eine Posterausstellung im Affenhaus dokumentierte<br />

außerdem die Vielfältigkeit unserer Arbeit im<br />

Laufe der Zeit.<br />

Die Tagung war wieder einmal Anlass für einen<br />

fruchtbaren Gedankenaustausch unter deutschsprachigen<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogen. Sie lebte von einem<br />

guten, offenen Miteinander, es waren viele neue<br />

und junge Kollegen vertreten, aber auch genug<br />

„alte Hasen“ und „Urgesteine“, so dass beiden<br />

Seiten eine Vielzahl neuer Möglichkeiten aufgezeigt<br />

wurde.<br />

Der Dank der Osnabrücker <strong>Zoo</strong>pädagogen gilt<br />

allen teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen,<br />

die durch ihre Anwesenheit und ihre Mitarbeit<br />

unser Jubiläum zu einer runden Sache werden<br />

ließen. Viele aufmunternde Worte haben wir zu<br />

hören bekommen, viele Tipps und Anregungen<br />

gerne entgegen genommen.<br />

Allen Teilnehmern gemeinsam ist der Dank an<br />

die hervorragende Bewirtung während der<br />

Tagung an Herrn Lemoine und die <strong>Zoo</strong>gaststätte,<br />

vor allem aber an Familie Coppenrath, die uns<br />

mit soviel Gebäck und süßen Leckereien verwöhnte,<br />

dass es manchmal schwer fiel, zur<br />

Tagesordnung zurückzukehren.<br />

Zur Feier des Jubiläums fand im September<br />

2001 eine Tagung der deutschsprachigen<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogen im <strong>Zoo</strong> Osnabrück statt. Alle<br />

<strong>Zoo</strong>schulen waren eingeladen und über 30<br />

Kollegen folgten der recht kurzfristigen Einladung.<br />

Unter dem Titel „Möglichkeiten und Grenzen<br />

der <strong>Zoo</strong>pädagogik“ wurden verschiedene<br />

Vorträge gehört, aber sich in unterschiedlichen<br />

Workshops auch intensiv mit verschiedenen<br />

Aspekten wie<br />

* Schlangen, wie sie wirklich sind; Möglichkeiten<br />

für den Reptilienunterricht in der <strong>Zoo</strong>schule<br />

* Sprechender <strong>Zoo</strong> und Großveranstaltungen im<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

21


Der Aquazoo ohne Sylvia Buchen<br />

Jörg Allenstein, Beate Pelzer, Löbbeckemuseum+Aquazoo<br />

Am 7.7.2000 erlitt Sylvia Buchen, hauptamtliche<br />

Pädagogin des Aquazoo + Löbbecke Museum<br />

Düsseldorf und Redakteurin dieser Zeitung mit<br />

48 Jahren einen leichten Herzanfall mit<br />

allerdings schwerwiegenden Folgen. Denn bevor<br />

sie ärztlich versorgt werden konnte, hatten sich<br />

die Atemwege blockiert und in der Folge das<br />

Gehirn starken Sauerstoffmangel erlitten. Sie lag<br />

daraufhin einige Wochen im Wachkoma. Daraus<br />

ist sie inzwischen erwacht und wurde in verschiedenen<br />

Reha-Einrichtungen bis dato betreut.<br />

Nicht nur für Sylvia Buchens Familie und ihre<br />

Freunde, auch für die <strong>Zoo</strong>schule des Düsseldorfer<br />

Aquazoo war dies ein schwerer Schlag. Das<br />

umfangreiche Aufgabenfeld von Sylvia Buchen<br />

musste umverteilt werden.<br />

In Düsseldorf arbeiten außer einer hauptamtlichen<br />

Pädagogin zwei abgeordnete Lehrer sowie<br />

zehn Honorarkräfte für die verschiedensten<br />

Tätigkeiten innerhalb der Pädagogik. Neben dem<br />

täglichen Schulunterricht nehmen die Kindergeburtstage<br />

und Führungen für die unterschiedlichsten<br />

Gruppen viel Raum und Zeit in Anspruch.<br />

In den Oster- und Sommerferien wird für<br />

die daheim gebliebenen Kinder ein vielfältiges<br />

Programm angeboten. Weiterhin gehören Lehrerfortbildungen<br />

und andere Sonderveranstaltungen<br />

zum Aufgabenbereich der <strong>Zoo</strong>schule.<br />

Durch eine Vielzahl zusätzlich geleisteter Stunden<br />

und die Übernahme weiterer Arbeitsbereiche<br />

gelang es den Mitarbeitern einen Teil des in jeder<br />

Hinsicht durch Sylvia Buchens Ausfall entstandenen<br />

großen “Loches” zu stopfen. Denn anders<br />

kann man den Verlust einer Vollzeitkraft nicht<br />

beschreiben. Die menschliche Seite brauche ich<br />

hier nicht besonders hervorzuheben, denn Sylvia<br />

Buchen war nicht nur Leiterin und Mitarbeiterin<br />

unserer <strong>Zoo</strong>schule, sie war die <strong>Zoo</strong>schule.<br />

Um die Organisation und Koordination der vielen<br />

Mitarbeiter zu gewährleisten, übernahm einer der<br />

Honorarkräfte den Großteil dieser Arbeit. Damit<br />

blieben die Fäden einigermaßen in einer Hand.<br />

Untereinander waren wir ständig in Kontakt und<br />

trafen uns regelmäßig im privaten Rahmen, um<br />

uns auszutauschen.<br />

Durch die vielen zusätzlich geleisteten Stunden<br />

und viel Engagement gelang es uns, den Betrieb<br />

im Schuljahr 2000/2001 bis zu den Sommerferien<br />

2002 ohne nennenswerte Einbußen aufrecht<br />

zu erhalten. Nur etwa 8 Prozent der Schulklassen<br />

mussten wir absagen. In anderen Bereichen<br />

hatten wir sogar Zuwächse im Vergleich mit den<br />

Vorjahren. Lehrerfortbildungen und andere<br />

Sonderaktionen sowie die Ferienprogramme<br />

liefen in gewohnter Weise ab.<br />

Es erwies sich als großer Vorteil, dass sowohl<br />

die Unterrichtsthemen und -abläufe als auch die<br />

sonstigen organisatorischen Arbeiten in eine<br />

feste Struktur eingefügt waren. Man konnte von<br />

eingespielten und erprobten Konzepten profitieren.<br />

Es war uns aber auch von Anfang an klar,<br />

dass von dem Rumpfteam keine strukturellen<br />

und konzeptionellen Neuerungen erwartet werden<br />

konnten.<br />

Auch andere inhaltliche Aufgaben der <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />

wie die Konzeption und Bearbeitung von<br />

Sonderausstellungen, die Redaktion verschiedener<br />

Veröffentlichungen wurden auf Eis gelegt.<br />

Die Redaktion der “<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>” wechselte<br />

von Düsseldorf zu den Kölner Kollegen.<br />

Eineinhalb Jahre nach Sylvia Buchens Unglück<br />

und nach einem langwierigen Ausschreibungsund<br />

Auswahlverfahren haben wir wieder einen<br />

hauptamtlichen <strong>Zoo</strong>pädagogen. Zum 1. November<br />

2001 trat Dr. Elmar Finke die Stelle der<br />

pädagogischen Abteilung in Düsseldorfer an.<br />

Sylvia Buchen hat mittlerweile das Wachkoma<br />

hinter sich gelassen. Seit dem 28.01.2002 lebt<br />

sie in Essen Frohnhausen im Haus Grotehof. Die<br />

meiste Zeit des Tages verbringt sie im Rollstuhl<br />

sitzend. Mit Hilfe kann sie eine zeitlang stehen.<br />

Sie ist immer ansprechbar, verfolgt Unterhaltungen<br />

(wer in Basel war, kann das bestätigen),<br />

lacht gerne mit uns und hat einen erstaunlichen<br />

Appetit. Flüssigkeit kann sie leider noch nicht<br />

ausreichend aufnehmen und so ist sie immer<br />

noch auf eine Magensonde angewiesen.<br />

Wer Sylvia helfen will, der geht sie einfach mal<br />

besuchen, unterbricht die Tristesse des Heimalltags<br />

und hilft ihr, die verlorenen Fäden wieder<br />

aufzunehmen.<br />

22<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Gemeinsam durch das Reich von Bär, Wolf und Luchs<br />

Leopold Slotta-Bachmayr, <strong>Zoo</strong> Salzburg<br />

Blutrünstige, reißende Bestien – diese Ausdrücke verknüpfen viele Menschen mit Bär, Wolf und Luchs. Die Ängste vor<br />

diesen Tieren sitzen tief in unserem Inneren, sind aber völlig unbegründet. Nach der Ausrottung von Bär, Wolf und Luchs<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich in den letzten 10 Jahren die Bestände der großen Beutegreifer in Mitteleuropa<br />

erholt. Heute leben Bär und Luchs wieder in Österreich und auch der Wolf versucht von Westen her die Alpen zurück zu<br />

erobern. Die drei Arten finden im Moment so gute Lebensbedingungen vor, wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Dies und<br />

der verstärkte Schutz sind der Hauptgrund für die Zunahme der großen Beutegreifer. Das größte Hindernis für die neuerlichen<br />

Ausbreitung von Bär, Wolf und Luchs stellen jedoch die Vorurteile der Menschen dar. Wir alle wachsen mit dem<br />

Märchen von Rotkäppchen auf und kennen Wölfe nur aus Filmen, in denen sie Menschen von Schlitten zerren oder im<br />

Schein des Lagerfeuers töten. Auch Bär und Luchs gelten bei vielen Menschen als wilde Bestien, die ganze Schafherden<br />

nur zum Spaß reißen. Um diese Vorurteile zu widerlegen, haben wir im <strong>Zoo</strong> Salzburg ein Brettspiel entwickelt, in dem man<br />

erleben kann, wie die Menschen mit Bär, Wolf und Luchs zusammen leben könnten. Durch dieses Erlebnis sollen die<br />

Mitspieler die drei Arten besser kennen lernen und ihre Vorurteile gegenüber den Tieren abbauen.<br />

Ziel des Spiels<br />

Am Ende des Spieles sollen alle Tiere (Bär, Wolf. Luchs und die Schafe) satt sein und der Schäfer soll seine Herde<br />

vollständig nach Hause bringen.<br />

Material<br />

1 Spielplan<br />

5 Spielfiguren (Bär, Wolf, Luchs, Schaf und Schäfer)<br />

6 Mauskärtchen<br />

3 Hasenkärtchen<br />

2 Rehkärtchen<br />

2 Honigkärtchen<br />

1 Baumkärtchen (morsches Holz mit leckeren Insekten)<br />

10 Grassymbole als Nahrung für die Schafe<br />

1 Würfel<br />

Mitspieler<br />

Das Spiel wurde für 4 bis 5 Kinder von 8 bis 99 Jahre gestaltet. Bei 4 Spielern muss einer Schafe und Schäfer gleichzeitig<br />

übernehmen.<br />

Spielbeginn<br />

Schneidet vor dem Spiel die Kärtchen und die Spielfiguren aus. Die Spielfiguren werden in der Mitte gefaltet und am Falz<br />

unten verklebt. Faltet den Spielplan auf und legt die Kärtchen auf die dafür vorgesehenen Plätze. Die mitspielenden Tiere<br />

starten auf den dafür vorgesehen Ecken. Der jüngste Spieler beginnt mit dem Würfeln.<br />

Der Spielverlauf<br />

Bär, Luchs und Wolf sind Tiere des Waldes und dürfen sich nur dort (grüne Felder) bewegen. Sie können die Wege (weiße<br />

Felder) jedoch mit einem Zug überwinden. Die Schafe halten sich natürlich aus dem Wald heraus. Der Schäfer kann sich<br />

überall bewegen.<br />

Um Futter aufzunehmen bzw. um Beute zu reißen, muss man einfach mit seiner Spielfigur auf ein Feld mit einer Beutekarte<br />

ziehen. Das geht aber nur von den Punkten aus, an denen ein Pfeil auf die Karte weist. Die Schafe haben es da etwas<br />

leichter. Alle Tiere müssen 10 Punkte sammeln um satt zu werden. Aber nicht alle fressen das Gleiche: So ernährt sich der<br />

Bär von Honig, Insekten und Mäusen. Luchs und Wolf fangen Mäuse, Hasen oder Rehe. Alle drei Tiere vergreifen sich aber<br />

ab und zu auch einmal an einem Schaf. Dazu müssen sie allerdings mit dem Schaf und der richtigen Augenzahl des<br />

Würfels auf dasselbe Feld kommen. Hat jemand Beute gemacht, dann darf er die Beutekarte an sich nehmen. Wird ein<br />

Schaf gerissen, werden die Grassymbole wieder aufgelegt und die Schafe beginnen wieder am Start.<br />

Der Schäfer macht keine Beute, er muss die Schafe schützen. Das kann er, indem er sich den Beutegreifern in den Weg<br />

stellt. Die können nämlich nicht an ihm vorbei. Er kann sie aber auch vertreiben, in dem er auf das selbe Feld wie Bär,<br />

Wolf oder Luchs zieht. Dann heißt es für den betroffenen Spieler, alle Beutekarten zurück legen, ab an den Start und wieder<br />

von vorne beginnen.<br />

Gewonnen hat der Spieler, der als erstes 10 Punkte gesammelt hat und wieder heil in seinen Bau zurückgekehrt ist.<br />

Kommen die Schafe satt und vollständig nach Hause, hat mit ihnen auch der Schäfer gewonnen.<br />

Nachbereitung<br />

Wenn ihr mit dem Spiel fertig seid, dann könnt ihr noch über ein paar Fragen diskutieren:<br />

1) Wenn ihr euch die Beutekarten anseht, müssen dann Bär, Wolf oder Luchs unbedingt Schafe reißen?<br />

2) Muss eigentlich einer der drei Beutegreifer hungern, damit die anderen satt werden?<br />

3) Nehmen sich die Beutegreifer gegenseitig die Beute weg oder können sie gut nebeneinander leben?<br />

4) Glaubt ihr, dass es im wirklichen Leben auch so abläuft, wie in diesem Spiel oder funktioniert das<br />

Zusammenleben zwischen Bär, Wolf, Luchs, Schafen und Schäfer ganz anders?<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

23


24<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

25


Kopiert die Kärtchen und die Spielfiguren. Schneidet die Kärtchen und die Spielfiguren<br />

aus. Die Spielfiguren werden in der Mitte gefaltet und am Falz unten<br />

verklebt.<br />

26<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Das Leben an der Küste<br />

Ulrike Lamp, Umweltstudienplatz Nordseeküste<br />

Von der Arbeit als Umweltpädagogin am Umweltstudienplatz Nordseeküste<br />

„Cool“, „voll krass“ oder „echt abgefahrn“ sei<br />

das Watt und alles, was darin so „kreucht“ und<br />

(darüber) „fleucht“, sagen mir die Kinder, wenn<br />

ich sie nach ihren Eindrücken von ihrem Aufenthalt<br />

bei uns am Umweltstudienplatz frage. Was<br />

ihnen von unseren gemeinsamen Unternehmungen<br />

denn am besten gefallen hat, möchte ich<br />

wissen: „Der Gang durchs Schlickwatt“, meinen<br />

einige, „das Fischen im Priel“ oder das “Forschen<br />

im Wasserlabor“ nennen andere als<br />

besonderes Highlight und manche können sich<br />

partout nicht entscheiden: „einfach alles“ sagen<br />

sie und gucken mich mit glänzenden Augen<br />

an.Die meisten Kinder kommen im Rahmen<br />

einer Klassenfahrt zu uns an den Umweltstudienplatz<br />

Nordseeküste, in die Jugendherberge<br />

Tönning, und bleiben für drei bis zehn Tage.<br />

„Umweltstudienplatz Nordseeküste“, das klingt<br />

zunächst einmal recht akademisch. Was verbirgt<br />

sich eigentlich dahinter?<br />

Bereits seit den frühesten Anfängen, zu Beginn<br />

des vorigen Jahrhunderts, hatten die Gründerväter<br />

der Jugendherbergsbewegung eine auch aus<br />

heutiger Sicht sehr moderne Idee: Einerseits<br />

wollten sie günstige Übernachtungsgelegenheiten<br />

für Schulklassen auf Wanderfahrt schaffen, doch<br />

außerdem war es auch schon damals ihr<br />

Bestreben, insbesondere Stadtkindern aus<br />

industriell<br />

geprägten Großstädten die Natur näherzubringen.<br />

Schon bald wurde dieser Gedanke als<br />

Satzungsziel des Deutschen Jugendherbergswerks<br />

formuliert. So heißt es noch heute in § 2<br />

im Hinblick auf die Zweckbestimmung unseres<br />

Vereins, das Deutsche Jugendherbergswerk<br />

fördert: „das Reisen und Wandern von jungen<br />

Menschen und Familien, ihre Verbindung zur<br />

Natur und Heimat, ihr Umweltbewusstsein, die<br />

Erholung im Rahmen der Jugendhilfe und der<br />

Gesundheitserziehung, ...“.<br />

Im Zuge der fortschreitenden Umweltzerstörung<br />

und eines gleichzeitig wachsenden Umweltbewusstseins<br />

in der Gesellschaft entstand in den<br />

80er Jahren schließlich das Konzept der Umweltstudienplätze.<br />

Hierbei handelt es sich um<br />

sowohl räumlich als auch personell besonders<br />

ausgestattete Jugendherbergen an ausgewählten<br />

Standorten, die sich nicht nur verpflichten,<br />

besonders umweltverträglich zu wirtschaften,<br />

sondern die ihren Gästen auch mittels eines<br />

Foto: Graf-Engelbert-Schule<br />

umweltpädagogischen Programmangebots eine<br />

Naturlandschaft oder einen bestimmten Lebensraum<br />

nahebringen wollen.<br />

Alle drei Jahre stellen sich diese Jugendherbergen<br />

einem verbandsinternen Qualitätscheck.<br />

Dabei müssen sie glaubhaft machen, dass sie<br />

die strengen Vorgaben, in denen angefangen von<br />

einer sparsamen Energienutzung über den<br />

Nahrungsmitteleinkauf bis zum umweltpädagischen<br />

Programmangebot alles geregelt ist, zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt und auch in Zukunft<br />

erfüllen können.<br />

1988 wurde im bayrischen Prien mit der<br />

Einrichtung des ersten Umweltstudienplatzes<br />

begonnen. Heute gibt es 18 dieser Einrichtungen,<br />

bei insgesamt über 600 deutschen Jugendherbergen.<br />

Jeder Umweltstudienplatz hat einen<br />

anderen thematischen Schwerpunkt. Die Palette<br />

reicht von der Nordseeküste über Seen und<br />

Flüsse, Wald, den Boden bis zum Gebirge. Zu<br />

den ersten Umweltstudienplätzen gehört auch die<br />

Jugendherberge Tönning, ein mittelgroßes Haus<br />

mit 209 Betten. Unser thematischer Schwerpunkt<br />

ist das Meer und die Küste, eine amphibische<br />

Landschaft, die vom Wechselspiel der Gezeiten<br />

geprägt wird. Für Klassenfahrten ist der „Umweltstudienplatz<br />

Nordseeküste“ in dem kleinen, nur<br />

wenige tausend Einwohnen zählenden Städtchen<br />

Tönning nahe der Eidermündung, ganz offenbar<br />

ein echter „Knüller“. In der Regel ist unser Haus<br />

schon ein Jahr und länger im Voraus ausgebucht.<br />

Von Anfang März bis Ende Oktober ist<br />

Saison. Bis zu 8 Klassen wohnen gleichzeitig in<br />

unserem Haus. Und fast alle nehmen das<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

27


Das Leben an der Küste<br />

umweltpädagogische Programmangebot in<br />

Anspruch. So hat die Umweltpädagogin mit der<br />

Unterstützung einer FÖJ-Teilnehmerin im vergangenen<br />

Jahr 6425 Teilnehmer in 260 Veranstaltungen<br />

betreut, das sind über 3000 Kinder und<br />

Jugendliche aus 120 Schulklassen, beginnend<br />

mit der 3. Grundschulklasse bis zum 13. Jahrgang<br />

Leistungskurs Biologie. Hinzu kommen<br />

noch die Freizeit- und Behindertengruppen.<br />

Der Montag ist ein Anreisetag. Manche Schulklassen<br />

kommen aus der näheren Umgebung,<br />

das heißt aus Schleswig-Holstein oder Hamburg.<br />

Andere reisen aus „Süddeutschland“ an, also<br />

von jenseits der Elbe, einige sogar aus Bayern<br />

und Baden-Württemberg.<br />

Kaum sind die Kinder angekommen, haben sie<br />

meist auch schon unser Aquarium entdeckt. Die<br />

Unterwasserwelt der Nordsee im 600 l-Format.<br />

Manche drücken sich an dem kalten Glas ihre<br />

Nase platt: “Der geht ja seitwärts“ ruft ein Junge<br />

und meint damit eine Strandkrabbe. „Guck mal,<br />

der Sand hat Augen“ wundert sich ein anderer<br />

und hat eine kleine Scholle entdeckt.<br />

Sobald die Gezeiten es erlauben, günstigsten<br />

Falls am Tag nach der Ankunft, geht es hinaus<br />

ins Watt. Für solch eine Watterkundung haben<br />

die Lehrer aufgrund der großen Nachfrage in der<br />

Regel bereits 9 Monate bis 1 Jahr zuvor einen<br />

Termin mit mir vereinbart. Nachdem am Deich<br />

die Sicherheitsregeln erklärt und (wenn die<br />

Temperaturen es erlauben) die Schuhe zurückgelassen<br />

wurden, geht es barfuß auf den Meeresboden.<br />

Aus fast jedem Schüler wird nun ein<br />

aufmerksamer Spurensucher und Fährtenleser.<br />

„Iiih, hier sind ja überall Wattwurm-Häufchen“<br />

stellt ein dreizehnjähriges Mädchen fest, „Das ist<br />

doch nur Sand“ beruhigt sie jemand anderes.<br />

“Da sind ja ganz winzige Krebse“ ruft ein Junge<br />

begeistert und hat den Nachwuchs der Strandkrabben<br />

auf der Hand. Und so geht es weiter.<br />

Zum Abschluß der Veranstaltung wird mit Keschern<br />

und einer Gliep, dem traditionellen<br />

„Krabben“-Fanggerät der einheimischen Bevölkerung,<br />

in einem Priel gefischt. Je nach Jahreszeit<br />

gibt es hier Nordseegarnelen, Strandgrundeln<br />

und junge Plattfische zu bestaunen, die bis auf<br />

wenige Exemplare nach kurzer, eingehender<br />

Begutachtung wieder in den Priel zurückgesetzt<br />

werden.<br />

Einige Exemplare nehmen wir zusammen mit<br />

den eingesammelten Wattproben jedoch mit in<br />

die Jugendherberge, denn im Anschluss an die<br />

Watterkundung wollen wir noch ins „Wasserlabor“,<br />

unseren hauseigenen Kursraum. Hier<br />

können sich die Schüler als „Jungforscher“<br />

betätigen und die Sandlückenfauna des Sandwatts<br />

ebenso wie das Scklickwatt oder Mischwatt<br />

mit einem Schülerbinokular buchstäblich unter<br />

die Lupe nehmen. Auch Seeringelwürmer und<br />

Wattschnecken werden ganz genau betrachtet.<br />

Neben dem „Watterlebnis“, die bei weitem am<br />

häufigsten nachgefragte Veranstaltungskombination,<br />

bietet der Umweltstudienplatz noch eine<br />

ganze Reihe weiterer betreuter Programmbausteine<br />

an. Das Spektrum reicht von verschiedenen<br />

interaktiven Vorträgen über die Vogelbeobachtungsexkursion<br />

bis hin zum „Tümpeln“ oder<br />

Basteln mit Naturmaterialien. Besonders oft<br />

gewünscht wird auch unser Programmangebot<br />

im Multimar Wattforum, dem 1999 in Tönning<br />

eröffneten Informationszentrum des Nationalparks<br />

Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer mit<br />

integriertem Nordseeaquarium.<br />

Mit den Kollegen dort hat sich von Beginn an<br />

eine sehr harmonische und kollegiale Zusammenarbeit<br />

entwickelt, so dass ich auf der Basis<br />

meiner „aquarienpädagogischen“ Erfahrungen<br />

aus dem Sea Life Centre Timmendorfer Strand<br />

meine eigenen umweltpädagogischen Programme<br />

im Multimar Wattforum durchführen kann.<br />

Ende September diesen Jahres geht mein Gastspiel<br />

am Umweltstudienplatz dem bisherigen<br />

Kenntnisstand nach zu Ende. Die Zeit der Erziehungsurlaubsvertretung<br />

ist dann abgelaufen und<br />

ich werde für neue Aufgaben zur Verfügung<br />

stehen. Doch meine Kollegin, Anja Gehringer,<br />

wird unsere erfolgreiche Arbeit mit den Schulklassen<br />

nach ihrer Babypause sicher mit dem<br />

alten/ neuen Elan fortsetzen.<br />

An Ideen und Plänen für die Zukunft mangelt es<br />

jedenfalls nicht. Erst im November des vergangenen<br />

Jahres sind wir für weitere drei Jahre als<br />

Umweltstudienplatz anerkannt worden. Und<br />

wenn das Interesse der Schulklassen auf ihrer<br />

Klassenfahrt zu uns nach Tönning zu kommen -<br />

wie es den Anschein hat - weiter bestehen bleibt<br />

und sogar noch wächst, dann wird die Umweltpädagogin<br />

des Umweltstudienplatzes alles daran<br />

setzen, noch viele Kinder und Jugendliche für die<br />

Nordseeküste und das Wattenmeer als eine der<br />

letzten großräumigen Naturlandschaften bei uns<br />

in Europa zu begeistern.<br />

28<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Impressum:<br />

Herausgeber:Deutsches Jugendherbergswerk<br />

Landesverband Nordmark<br />

Text und Layout:Ulrike Lamp<br />

Zeichnungen:Anja Gehringer<br />

Ulrike Lamp<br />

Druck:Eigendruck<br />

1. Auflage 1994<br />

9. Auflage 2002<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

29


Zurückgeblickt<br />

Kattrin Matthieu<br />

16. Tagung deutschsprachiger <strong>Zoo</strong>pädagogen im <strong>Zoo</strong> Basel vom 7. bis 10. März 2002<br />

Der zweite Teil der Tagung stand unter dem<br />

Thema: „<strong>Zoo</strong>pädagogik – Gratisbildung oder darf<br />

es was kosten?“ Wie immer gab es zum Thema,<br />

aber auch zu anderen Fragen der <strong>Zoo</strong>pädagogik<br />

viele interessante Vorträge und damit Anregungen<br />

und Diskussionsstoff. Der dritte Teil „Arbeitskreise“<br />

schaffte uns die Möglichkeit zu verschiedenen<br />

Themen im Kreise von Interessierten<br />

Gedanken auszutauschen und ganz konkrete<br />

Hinweise für die eigene Arbeit im heimatlichen<br />

<strong>Zoo</strong> zu sammeln. Im Nachhinein gab es die<br />

Anregung, das Arbeitskreisthema „Action und<br />

Fun“ einmal zum Tagungsthema zu machen.<br />

Jede Tagung bietet etwas Neues und spiegelt die<br />

Bedingungen und Möglichkeiten eines <strong>Zoo</strong>s<br />

wider. Inhaltlich hatte die Tagung drei Schwerpunkte:<br />

Themen der Tagung<br />

Den ersten Teil bestritt Prof. Dr. Siegfried Scherer<br />

zu Fragen der Evolution.<br />

Als christlicher Fundamentalist stellte er die<br />

Ergebnisse der Forschung aus dieser Sicht vor.<br />

Einen Vertreter dieser Richtung einmal leibhaftig<br />

zu erleben, war ein Erlebnis. Inwiefern diese<br />

„Weiterbildung“ fruchtbar war, wird die weitere<br />

Diskussion zeigen. Artikel zu Fragen der Evolution<br />

sind für die nächsten Ausgaben von „<strong>Begegnung</strong><br />

<strong>Zoo</strong>“ angekündigt. Wir hoffen auf eine<br />

fruchtbare Diskussion.(L.Ph.)<br />

Mitgliederversammlung<br />

Gekoppelt an die Verbandstagung war die<br />

Mitgliederversammlung des Verbandes. Da es im<br />

ureigenen Interesse des Verbandes ist, dass viele<br />

Mitglieder an dieser Versammlung und der Wahl<br />

des neuen Vorstandes teilnehmen, wurde sie<br />

zeitlich in die Mitte der Tagung gelegt. Die<br />

Mitgliederversammlung verlief harmonisch und<br />

sehr zügig. Das Protokoll ist allen Mitgliedern<br />

zugegangen.<br />

Der <strong>Zoo</strong><br />

Der <strong>Zoo</strong> Basel selbst hat uns alle sehr beeindruckt.<br />

Die Vorstellung des Etoscha Hauses war<br />

außerordentlich interessant, weil der Neugestaltung<br />

dieses Hauses (ehemals Raubtierhaus) ein<br />

pädagogisches Konzept zu Grunde liegt, in das<br />

sich tierhalterische, bauliche und gestalterische<br />

Belange einordnen. Eine solche konsequente<br />

Umsetzung ist nicht so häufig in <strong>Zoo</strong>s im<br />

deutschsprachigen Raum, zeigt aber, dass es<br />

machbar und durchaus reizvoll ist, dem Besucher<br />

eine Geschichte über „Wachsen – Fressen –<br />

Zerfallen“ zu erzählen und nicht „nur“ verschiedene<br />

Tierarten zu präsentieren. Es zeigt auch,<br />

dass ein Terrarium mit tausenden Wanderheuschrecken<br />

mindestens genauso interessant sein<br />

kann wie ein Gehege mit Fuchsmangusten.<br />

Besonders angetan haben es mir die frei lebenden<br />

Störche. Es ist schon imposant, wenn einem<br />

ein Weißstorch direkt über den Weg läuft oder<br />

genau vor einem landet.<br />

30<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Nachahmenswert ist die Arbeit mit Kindern im<br />

Haustierbereich des Basler <strong>Zoo</strong>s. Es gibt keine<br />

feste Arbeitsgemeinschaft. Die Kinder, die den<br />

<strong>Zoo</strong> gerade besuchen und mitarbeiten wollen,<br />

können das unter Anleitung der Kinder tun, die<br />

das schon häufig mit den Tierpflegern dieses<br />

Bereiches gemacht haben. Nur die Kinder, die<br />

pflegerische Leistungen erbracht haben, dürfen<br />

danach auch reiten.<br />

An dieser Stelle seien nur diese Beispiele genannt.<br />

Jeder wir für seine Arbeit Anregungen aus<br />

dem <strong>Zoo</strong> Basel mit nach Hause genommen<br />

haben.<br />

Versorgung<br />

Der <strong>Zoo</strong>–Tag wurde abgerundet von der Einladung<br />

des <strong>Zoo</strong>s zum Abendessen in das <strong>Zoo</strong>restaurant<br />

und was uns da kredenzt wurde, ließ<br />

keine Wünsche offen! An dieser Stelle sei allen<br />

Mitarbeitern des <strong>Zoo</strong>s und des <strong>Zoo</strong>restaurant<br />

herzlich für die überaus freundliche Aufnahme<br />

und Betreuung gedankt!<br />

Das Wetter<br />

Nach der Görlitzer Tagung, bei der wir „wettermäßig“<br />

nicht verwöhnt wurden (ich erinnere<br />

mich an Schneeschauer und dicke Anoraks), bot<br />

Basel Sonne satt und frühlingshafte Temperaturen.<br />

Es war einfach genial und machte den <strong>Zoo</strong><br />

und alle Unternehmungen noch einmal so<br />

schön.<br />

Fazit<br />

Die Tagung in Basel ist von Dr. Andreas Heldstab<br />

und seinen Kollegen professionell vorbereitet und<br />

durchgeführt worden. Ihm, seinen Mitarbeitern<br />

und allen Schweizer Kollegen, die die anschließenden<br />

Exkursionen leiteten, sei hier nochmals<br />

herzlich gedankt.<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

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Der Vorstand stellt sich vor<br />

Lothar Philips<br />

Jahrgang 1952. Nach dem Abitur<br />

1972 studierte er an der Pädagogischen<br />

Hochschule Köln die Fächer<br />

Deutsch, Chemie und Biologie. Seit<br />

1986 ist er im <strong>Zoo</strong>logischen Garten<br />

Köln als <strong>Zoo</strong>pädagoge tätig. Bei<br />

den Vorstandswahlen 2002 wurde<br />

Lothar Philips zum ersten Vorsitzenden<br />

wieder gewählt.<br />

Eva Oberauer Jahrgang 1964. Nach<br />

Beendigung der Schulzeit in Innsbruck<br />

studierte sie dort von 1982<br />

bis 1991 Biologie mit dem Wahlfach<br />

Ethologie. Bereits während<br />

ihres Studiums wurde sie zur<br />

graphischen Gestaltung der <strong>Zoo</strong>beschilderung<br />

des Alpenzoos herangezogen.<br />

Zu ihren Aufgaben gehören<br />

neben der Betreuung von Schulklassen<br />

und Gruppen der Erwachsenenbildung<br />

die Beschilderung sowie die<br />

Öffentlichkeitsarbeit, die Betreuung der<br />

Lehrmittelsammlung, der Bibliothek und<br />

des Archivs (Fotos und Dias). Auch die<br />

theoretische Ausbildung der Tierpflegerinnen<br />

und Tierpfleger wird von der <strong>Zoo</strong>schule<br />

geleistet. Eva Oberauer ist zweite Vorsitzende<br />

des Verbands.<br />

Martina Schürer Jahrgang 1957,<br />

studierte von 1977 bis 1981 Biologie<br />

für das Lehramt der SI und der Sonderschule<br />

für Geistig- und Körperbehinderte.1981<br />

- 1985 Aufbau einer pädagogischen<br />

Einrichtung im Wuppertaler <strong>Zoo</strong>,<br />

seit 1985 offizielle Abordnung als<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogin in die <strong>Zoo</strong>schule Wuppertal.<br />

Seit 1994 Lehraufträge an der<br />

Uni Essen im Bereich der Biologie zum<br />

Thema Ziele und Aufgaben der <strong>Zoo</strong>pädagogik.<br />

Martina Schürer wurde zur Schriftführerin<br />

gewählt.<br />

Jan Osterloh Jahrgang<br />

1946. Nach dem Abitur<br />

1966 und dem Wehrdienst<br />

studierte er ab<br />

1967 an der Universität<br />

Düsseldorf das Fach Biologie,1974<br />

Diplom. Seit<br />

1991 ist er mit 5 Wochenstunden<br />

in der <strong>Zoo</strong>schule<br />

des Krefelder <strong>Zoo</strong>s<br />

als <strong>Zoo</strong>pädagoge tätig.<br />

Seit 2000 ist er Schatzmeister<br />

des <strong>VZP</strong> (und<br />

bleibt das dankenswerter<br />

Weise auch).<br />

Katrin Matthieu Jahrgang<br />

1962,studierte von 1980<br />

bis 1984 Biologie und<br />

Chemie fürs Lehramt an<br />

der Pädagogischen Hochschule<br />

in Köthen. Seit Juli<br />

1993 arbeitet sie im Naturschutz-Tierpark<br />

Görlitz. Zu<br />

ihren Aufgaben gehören<br />

neben dem Unterricht auch<br />

die Freizeitangebote, die Öffentlichkeitsarbeit, die<br />

Vorbereitung von Tierpark- Festen, die Entwicklung<br />

von Arbeitsmaterialien, Kinderheften und<br />

Faltblättern, die Gehegebeschilderung, die Besucherbetreuung<br />

und die Entwicklung von interaktiven<br />

Medien. Kathrin Matthieu ist Referentin für<br />

Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Der Vorstand ist zu erreichen:<br />

Katrin Matthieu Naturschutz-Tierpark- Görlitz k.matthieu@tierpark-goerlitz.de 03581/406616<br />

Während der Pause der MVS in Basel<br />

Eva Oberauer Alpenzoo Innsbruck alpenzoo.zooschule@tirol.com 0043/512/292506<br />

Jan Osterloh <strong>Zoo</strong>logischer Garten Krefeld janosterloh@aol.com 0211/420702<br />

Lothar Philips <strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln lphilips@t-online.de 0221/7785116/7<br />

Martina Schürer <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal zooschule@zoo-wuppertal.de 0202/2747146<br />

32<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Neues aus dem Vorstand<br />

Neues aus dem Vorstand<br />

Auf der Mitgliederversammlung in Basel wurde<br />

ein neuer Vorstand (wieder)gewählt. Für das uns<br />

entgegengebrachte Vertrauen möchte ich mich<br />

im Namen des Vorstandes noch einmal bedanken.<br />

Wir werden unser Bestes tun, es nicht zu<br />

enttäuschen.<br />

Wir planen, eine Übersicht über die zoopädagogischen<br />

Einrichtungen, in denen Mitglieder<br />

des <strong>VZP</strong> arbeiten, herauszugeben. Die Maske<br />

für die Darstellung der jeweiligen Einrichtung<br />

erhalten die Mitglieder des <strong>VZP</strong> mit dieser Ausgabe<br />

von <strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>.<br />

Bitte senden Sie die ausgefüllten Bögen bis zum<br />

30.5.02 an:<br />

Martina Schürer, <strong>Zoo</strong>schule Wuppertal,<br />

Hubertusallee 30, 42117 Wuppertal.<br />

Als neue Referentin für Öffentlichkeitsarbeit hat<br />

nun Katrin Matthieu federführend die Redaktion<br />

der Zeitschrift übernommen, Ruth Dieckmann<br />

arbeitet weiter mit und auch ich werde das<br />

meinige tun.<br />

An dieser Stelle noch einmal die Bitte: scheuen<br />

Sie sich nicht, mit Artikeln und Vorschlägen an<br />

die Redaktion heranzutreten.<br />

Die Finanzierung von„<strong>Zoo</strong>s zwischen den Fronten“<br />

übernahm zum größten Teil der VDZ (Verband<br />

Deutscher <strong>Zoo</strong>direktoren). Die Mitgliederversammlung<br />

hat beschlossen, für die durch den<br />

Verkauf zurückfließenden Gelder ein Sonderkonto<br />

einzurichten. Dieses Sonderkonto soll der Finanzierung<br />

weiterer Sonderdrucke dienen.<br />

Die Weiterentwicklung und Pflege unserer<br />

Homepage wurde übereinstimmend als notwendig<br />

erachtet, eine Aufgabe, die ich in der Osterferien<br />

angehen wollte, aber dann kam die<br />

Bronchitis und streckte mich drei Wochen in die<br />

Kissen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Für<br />

Anregungen und Vorschläge bin ich weiterhin<br />

dankbar.<br />

Ein Termin und Ort für die nächste Vorstandssitzung<br />

stehen noch nicht fest, ich hoffe, dass es<br />

Anfang September passt.<br />

Der Wahlvorstand<br />

Mitgliederversammlung<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

33


Empfehlungen Internetseiten<br />

Tobias Kamer,Stephen McKeown, Lothar Philips<br />

Da kommt man einfach nicht mehr ´dran vorbei!<br />

www.pictures-and-graphics.de<br />

Seit 1994 lebe und arbeite ich als Tierpfleger in Köln. Dort habe ich das Fotografieren zu meinem Hobby<br />

gemacht. Schon bald hatte ich mir eine professionelle Kameraausrüstung zugelegt, in der Hoffnung, bessere<br />

Bilder machen zu können. Neben einigen Bildern sind auch ein paar Grafiken, sowie Banner und Logos, die<br />

ich erstellt habe, auf meiner Website zu sehen. Einen Fotoworkshop, der nach und nach bearbeitet wird,<br />

findet man ebenfalls auf den Seiten. Und noch einiges mehr...<br />

Pictures and Graphics by Gunnar Wöbse, mailto: Webmaster@pictures-and-graphics.de<br />

www.woodworld.ch<br />

Willkommen bei Woodworld.ch! Du bist auf der Site der WWFWaldkampagne gelandet! Hier erwarten dich<br />

Informationen zu Wald und Holz, Spiele, Wettbewerbe und vieles mehr.<br />

www.tierpark.ch\schule<br />

Was gibt es schöneres als ein 40 Hektar grosses Schulzimmer, wo Ihre Schüler die Natur und ihre Tiere<br />

entdecken können? Die TierparkSchule Goldau bietet Ihnen eine breite Palette an Programmen, Materialien<br />

und Ideen für eine unvergessliche Exkursion in die Welt der Tiere. Bei uns machen Lernen und Lehren<br />

Spass!<br />

Auf den Internetseiten der TierparkSchule finden Sie alles für die Vorbereitung Ihres Besuches im Tierpark<br />

und unserem Schulpavillon:<br />

Downioads der erprobten Arbeitsvorschläge der TierparkSchule sind bei uns frei verfügbar. Nutzen Sie diese<br />

Quelle an Materialien zum Thema Natur und Tiere.<br />

www.green.org (Global Rivers Environmental Education Network)<br />

This website can help you make lasting improvements to your watershed by offering an online monitoring<br />

database and community action tool. Designed for monitoring groups and interested browsers alike, the site<br />

contains: .<br />

•a national database of locallygenerated data for biological, chemical, physical, and Land use information<br />

•special project pages for registered users to create customized records of their watershed monitoring and<br />

action projects detailed Action Steps and Checklist system to lead users through a stepbystep monitoring<br />

and problemsolving process<br />

•extensive Resources to support monitoring and action taking ability for large watershed monitoring organizations<br />

to review and coordinate monitoring data from affiliated monitoting groups concise summaries and<br />

curricular resources for educators<br />

www.kids-for-the-alps.net<br />

Hier dreht sich alles um die Alpen! In allen Alpenländern macht der WWF einen grossen Zeichnungswettbewerb,<br />

an dem Kinder aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein, aus<br />

Frankreich, Italien und Slovenien mitmachen können. Zu jeder Zeichnung gibt es einen Wunsch an die<br />

Zukunft. Zusammen geben die Zeichnungen und Wünsche einen AlpenBilderbogen, der zeigt, wie ihr euch<br />

eure Zukunft in den Alpen vorstellt.<br />

34<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


www.pandAction.ch<br />

PandAction.ch, die Jugendwebsite vom WWF: Die vier Bewohner des virtuellen Dorfplatzes, Nina, Tom,<br />

Frank und Caroline erleben spannende Abenteuer in Beruf, Freizeit und in der Liebe. Das quasselnde Blumenbeet<br />

verbreitet laufend den neuesten Klatsch und Tratsch über die Dorfplatzbewohner und bewohnerinnen.<br />

Ein hilfsbereiter Marder hilft allen, sich auf der Seite zu orientieren und die Brieftaube bringt Kritik und<br />

auch das Lob an die Macher von PandAction. Im roten Zeitungsautomaten werden Umweltnews aus der<br />

ganzen Welt verbreitet und in der Aktionenkiste kann man sich direkt für einen Anlass oder ein Projekt im<br />

Umweltbereich anmelden. Auch Tierstimmen zum downloaden, ein SMS-Info-Abo und viele weitere Angebote<br />

finden sich auf PandAction.<br />

www.salzburg-zoo.at<br />

Der Tiergarten Anif ist nun der <strong>Zoo</strong> Salzburg und stellt sich und sein neues Programm vor.<br />

The homepage of WAZA is online! Check it out!<br />

http://www.waza.org/<br />

Looking for animal sounds? www.Findsounds.com is a searchable database of<br />

all kinds of sounds in many different file formats. All of them are downloadable...<br />

Hat doch gar nicht weh getan!<br />

Kontakte<br />

Sie suchen eine Praktikumsstelle im zoopädagogischen Bereich?<br />

Sie suchen Kontakt zu erfahrenen Kolleginnen und Kollegen?<br />

Unsere <strong>Zoo</strong>pädagoginnen und <strong>Zoo</strong>pädagogen helfen Ihnen weiter.<br />

Kontakte für Berufsanfänger und Praktikanten vermitteln:<br />

Martin Becker Opel-<strong>Zoo</strong><br />

06173/78670<br />

MITTE (tgl. 13.00-14.00)<br />

Keike Johannsen Tierpark Hagenbeck<br />

040/5405323<br />

NORD<br />

(Di. 14.00-16.00, Do.<br />

13.00-15.00)<br />

Katrin Matthieu Naturschutz-Tierpark-Görlitz 03581/406616<br />

OST<br />

(während der<br />

Kernarbeitszeit)<br />

Eva Oberauer Alpenzoo Innsbruck<br />

0043/512/292323<br />

SÜD (Mo.-Do.13.-14. /16.-<br />

17.)<br />

Martina Schürer <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal 0202/2747146<br />

WEST (Mo.-Fr. 13.00-14.00)<br />

johannsen.ifl@hh.schule.de<br />

k.matthieu@tierpark-goerlitz.de<br />

alpenzoo.zooschule@tirol.com<br />

zooschule@zoo-wuppertal.de<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

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Abkürzungen<br />

Das Rätseln hat ein Ende! Der Führer durch den Dschungel der Abk.<br />

Häufig gebrauchte Abkürzungen:<br />

AMAZOO<br />

APP<br />

ARKS<br />

ASMP<br />

CAMP<br />

CAZG<br />

CBSG<br />

CITES<br />

GASP<br />

GCAP<br />

IATA<br />

IESBP<br />

ISIS<br />

IUDZG<br />

IUCN<br />

IZE<br />

IZY<br />

JMSP<br />

EAZA<br />

ESB<br />

EEP<br />

ERNIZE<br />

PHVA<br />

RCP<br />

REGASP<br />

SEAZA<br />

SSC<br />

SSCJ<br />

SSP<br />

SZB<br />

TAG<br />

UNEP<br />

WAZA<br />

WCMC<br />

WRI<br />

WWF<br />

Regionale Erhaltungszuchtprogramme, initiiert vom Verband Mittelamerikanischer <strong>Zoo</strong>s (AMA-<br />

ZOO)<br />

African Propagation Programmes, initiiert vom Pan-Afrikanischen Verband<br />

<strong>Zoo</strong>logischer Gärten, Aquarien und Botanischer Gärten (PAAZAB)<br />

Animal Records Keeping System<br />

Australasian Species Management Programme, durchgeführt vom Verband<br />

<strong>Zoo</strong>logischer Parks und Aquarien der Australasiatischen Region (ARAZPA)<br />

Conservation Assessment and Management Plan<br />

Erhaltungszuchtprogramme, initiiert vom Chinesischen Verband <strong>Zoo</strong>logischer Gärten<br />

Captive Breeding Specialist Group der IUCN/SSC (jetzt: Conservation<br />

Breeding Specialist Group)<br />

Convention on International Trade in Endangered Species of Flora and<br />

Fauna (= Washingtoner Artenschutzübereinkommen)<br />

Global Animal Survival Plan<br />

Global Captive Action Plan<br />

International Air Transport Association<br />

Indian Endangered Species Breeding Programmes, durchgeführt von der<br />

zentralen <strong>Zoo</strong>-Behörde Indiens<br />

International Species Information System<br />

The World <strong>Zoo</strong> Organization (Internationale Union der Direktoren <strong>Zoo</strong>logischer Gärten) später<br />

WZO (World <strong>Zoo</strong> Organisation) heute: WAZA<br />

The World Conservation Union (International Union for the Conservation of<br />

Nature and Natural Resources)<br />

International Union of <strong>Zoo</strong>-Educators<br />

International <strong>Zoo</strong> Yearbook<br />

Joint Management of Species Programme, durchgeführt von der Föderation der <strong>Zoo</strong>logischen<br />

Gärten Großbritanniens und Irlands (diese Länder beteiligen sich auch am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm,<br />

EEP)<br />

European Association of <strong>Zoo</strong>s and Aquaria<br />

European Studbook<br />

Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, durchgeführt vom Europäischen<br />

Verband von <strong>Zoo</strong>s und Aquarien (EAZA)<br />

European Regional Network of IZE (Emailkontakte)<br />

Population and Habitat Viability Analysis<br />

Regional Collection Plan<br />

Regionale Erhaltungszuchtprogramme, initiiert vom Südostasiatischen Verband für <strong>Zoo</strong>s (SEA-<br />

ZA)<br />

Species Survival Commission of IUCN<br />

Komitee für Artenschutz Japan, geführt vom Japanischen Verband <strong>Zoo</strong>logischer<br />

Gärten und Aquarien (JAZGA)<br />

Species Survival Plan, durchgeführt vom Amerikanischen<br />

Verband für <strong>Zoo</strong>s und Aquarien (AAZPA) [heute AZA]<br />

Erhaltungszuchtprogramme, initiiert vom Brasilianischen <strong>Zoo</strong>-Verband (SZB)<br />

Taxon Advisory Group<br />

United Nations Environment Programme<br />

World Association of <strong>Zoo</strong>s and Aquaria<br />

World Conservation Monitoring Centre<br />

World Resources Institute<br />

World Wide Fund for Nature (früher World Wildlife Fund)<br />

36<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Nordamerika<br />

AAZPA (American Association of <strong>Zoo</strong>logical Parks and Aquariums) [heute: AZA American <strong>Zoo</strong><br />

Association]Regionaler Verband für den Subkontinent:<br />

Lateinamerika<br />

AMAZOO (Association of Meso American <strong>Zoo</strong>s, Regionaler Verband für Mittelamerika)<br />

Europa<br />

EAZA (European Association of <strong>Zoo</strong>s and Aquaria)Regionaler Verband für ganz Europa<br />

Afrika<br />

PAAZAB (Pan African Association of <strong>Zoo</strong>logical Gardens, Aquariums and Botanic Gardens)<br />

Asien<br />

SEAZA (South East Asian <strong>Zoo</strong> Association)Regionaler Verband für Südostasien<br />

Australasiatische Region<br />

ARAZPA (Australasian Regional Association of <strong>Zoo</strong>logical Parks and Aquaria)Regionalverband für Australien<br />

und Neuseeland<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

37


Naturheilverfahren – Hochwirksam<br />

Sabine Wieczorek, Initiatorin der Reptilienhilfe Süd und (unter anderem) Tierheilpraktikerin<br />

Auch im Wildtierbereich<br />

Immer beliebter: Naturheilverfahren in der Tier-Therapie<br />

Therapien aus der Naturheilkunde werden von<br />

Haustierbesitzern immer häufiger für ihre erkrankten<br />

Lieblinge gewählt.<br />

Meist nebenwirkungsfrei bieten sie eine wirksame<br />

Möglichkeit, auch teilweise hartnäckige Krankheiten<br />

günstig zu beeinflussen oder gar zu<br />

heilen.<br />

Allein durch die Akupunktur sind in der Tiermedizin<br />

ca. 100 verschiedene Krankheitsbilder zu<br />

therapieren.<br />

Auch Verhaltensauffälligkeiten können in Verbindung<br />

mit einem professionellen Tiertraining<br />

durch Naturheilverfahren gestützt werden.<br />

Allmählich zieht die Naturheilkunde auch in den<br />

Wildtierbereich ein und hinterlässt dort ihre<br />

wirksamen Spuren.<br />

Wenn die Heilmethoden aus der Natur nicht<br />

wirksam sind, so liegt das nicht am Verfahren,<br />

sondern daran, dass aus Unkenntnis entweder<br />

zum falschen Mittel gegriffen wird oder gar das<br />

ganze Verfahren sich als ungeeignet für das<br />

vorliegende Krankheitsbild erweist.<br />

Das Gelingen ist somit also vor allem in der<br />

Sachkenntnis des Behandelnden begründet, die<br />

dem Tierbesitzer als Laien meist in erforderlichem<br />

Umfang fehlt .<br />

Als ernst zu nehmende Therapieformen gehören<br />

die Naturheilverfahren also immer in die Hände<br />

von kundigen Ärzten oder Heilpraktikern.<br />

Selbstversuche zögern das Krankheitsgeschehen<br />

meist unnötig heraus. Das Tier leidet und es ist<br />

auch kein Geld gespart.<br />

Bekannte Verfahren und noch nie Gehörtes<br />

Neben den hauptsächlich angewandten und den<br />

meisten Menschen bekannten Therapieformen<br />

wie Homöopathie, Akupunktur oder Bachblütentherapie<br />

gibt es noch viele andere weniger<br />

bekannte und dennoch hochwirksame Methoden<br />

der natürlichen Heilverfahren.<br />

In der Reintoxintherapie wird mit einem Spitzenprodukt<br />

der Natur, den Schlangengiften, sogar<br />

Krebs erfolgreich therapiert.<br />

In den verschieden Giften wurden bis zu 50<br />

Stoffe nachgewiesen. Niemals sind sie jedoch in<br />

nur einem Schlangengift enthalten, sondern bei<br />

der Vielzahl der Schlangengifte kommen in<br />

einem diese und im anderen jene Stoffe vor.<br />

Die Gifte der Colubriden (Giftnattern) zeichnen<br />

sich durch einen besonderen Gehalt an Neurotoxinen<br />

aus. Die Gifte der Vipern enthalten einen<br />

geringen Neurotoxingehalt, sind aber dafür<br />

reicher an lokalreizenden, gerinnungsfördernden<br />

und hämolytischen Substanzen.<br />

So teilt man die Gifte in drei Gruppen ein:<br />

Gifte mit curareähnlichen Eigenschaften, mit<br />

kreislaufwirksamen Toxinen und mit vorwiegend<br />

lokal wirkenden Toxinen.<br />

In einem komplizierten Verfahren werden die<br />

Schlangengifte für den therapeutischen Einsatz<br />

aufbereitet.<br />

Mit spagyrischer Therapie sind z.B. Stoffwechselvorgänge<br />

zu normalisieren und Hautkrankheiten<br />

zu behandeln.<br />

Das Wort Spagyrik stammt aus dem Griechischen<br />

und meint „spao“ trenne und „gyrein“<br />

vereine.<br />

In komplizierten Operationen werden die Wirkstoffe<br />

und Wirkkräfte der Arznei in möglichst<br />

reiner Form dargestellt.<br />

Die Operationen im Labor sind der Natur abgeschaut<br />

und werden vom Menschen katalysiert.<br />

So erhält man eine Arznei, die mehr als nur die<br />

chemisch nachweisbare Information erhält. Dass<br />

das eine gravierende, wenn auch nicht messbare,<br />

Rolle zu spielen scheint, zeigt uns die Tatsache,<br />

dass z.B. künstlich hergestellte Vitamine<br />

trotz gleicher chemischer Zusammensetzung im<br />

Körper nicht dieselben Reaktionen hervorrufen<br />

wie ihre natürlichen Verwandten in Obst und<br />

Gemüse.<br />

Dies konnte durch wissenschaftliche Untersuchungen<br />

belegt werden.<br />

Die isopathische Therapie beruht auf der Erkenntnis<br />

der Wandelbarkeit der Formen und auf der<br />

Tatsache der biologisch lebensnotwendigen<br />

Symbiose zwischen dem Säugetierorganismus<br />

und dem Endobionten, (symbiotischer, pflanzlicher<br />

Urkeim im Erythrozyten).<br />

Es wird mit immunbiologischen Präparaten aus<br />

der Bakterienphase oder aus der Pilzphase<br />

therapiert.<br />

Es gibt noch weitere hier nicht aufgeführte<br />

naturheilkundliche Therapien, die oft schon eine<br />

sehr lange und erfolgreiche Tradition haben.<br />

Die Naturheilkunde bietet also sehr umfangreiche<br />

Möglichkeiten der Heilung.<br />

Für welche Möglichkeit sich der Therapeut auch<br />

entscheidet, er wird mit jeder Behandlungsform<br />

immer die Ganzheitlichkeit des Wesens erfassen<br />

und therapieren wollen, denn das ist der Grund-<br />

38<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


gedanke der Naturheilkunde. Nie werden nur<br />

Symptome beseitigt, sondern es soll wieder die<br />

gesamte Lebensenergie (Dynamis) in den Fluss<br />

gebracht werden.<br />

Naturheilkunde im Wildtierbereich am Beispiel<br />

einer Boa constrictor<br />

Die Reptilienhilfe Süd, eine privat organisierte<br />

Auffangstation für „gestrandete“ Reptilien, nahm<br />

im Februar eine Boa constrictor imperator Hogg<br />

Island auf. Diese Riesenschlangenart von den<br />

Pig Islands vor der Küste Honduras erfreut sich<br />

bei privaten Terrarianern wegen ihres umgänglichen<br />

Temperaments und sicher auch wegen<br />

ihres attraktiven Äußeren immer größerer Beliebtheit.<br />

Das aus deutscher Nachzucht stammende Tier<br />

kam mit einer Pseudomonas (bakterielle Erkrankung,<br />

die vor allem im Hautbereich durch<br />

Knotenbildung auffällt) zur Reptilienhilfe.<br />

Fast zwei Jahre lang wurde bereits erfolglos mit<br />

Antibiotika therapiert und laut Labor waren alle<br />

Bakterienstämme mittlerweile resistent.<br />

Die Boa war ein schulmedizinisch austherapierter<br />

Fall.<br />

Also wurde der Versuch unternommen, das<br />

erstaunlicherweise immer noch recht aktive Tier<br />

(die Boa nahm noch regelmäßig Nahrung zu<br />

sich, obwohl normalerweise eine Futterverweigerung<br />

bei Schlangen eines der ersten Anzeichen<br />

für eine Erkrankung anzeigt) mit immunologischen<br />

Präparaten zu therapieren.<br />

Da das regelmäßige orale Verabreichen von<br />

Arzneien bei Schlangen nicht gerade unproblematisch<br />

ist, kam eine Injektionstherapie eher in<br />

Frage.<br />

Der Zweck der Anwendung von Bakteriensuspensionen<br />

besteht darin, im lebenden Organismus<br />

auf künstlichem Wege eine aktive Immunität zu<br />

erzeugen. Sie wird erreicht, indem durch Injektion<br />

von Stoffen im Organismus spezifische und<br />

unspezifische Reize ausgeübt werden, die die<br />

Gewebszellen umstimmen und den Körper zur<br />

Bildung von Abwehrstoffen veranlassen.<br />

So wurde also eine Pseudomonas-Nosode zur<br />

Ausleitung bestimmt und in der Injektionstherapie<br />

mit einem Hapten* aus Pseudomonas aegurinosa<br />

kombiniert. Um die Immunbereitschaft des<br />

Körpers zu erhöhen, wurde ein weiteres Präparat<br />

mit aufbereiteten Stämmen des Bacillus firmus<br />

(ein Verwandter des Bacillus subtilis) angewandt.<br />

Außerdem erhielt die Boa regelmäßig (alle 16<br />

Tage) in das tote Futtertier injiziertes Vit E, Zink<br />

und Vit C.<br />

Vitamin C wird normalerweise von Schlangen<br />

selbst synthetisiert. Bei derart erkrankten Tieren<br />

hat sich aber die Zuführung des Vitamins als<br />

hilfreich erwiesen.<br />

Zweimal in der Woche bekam die Boa ein Bad<br />

mit Salz aus dem toten Meer (das sich z.B. bei<br />

Psoriasis ergänzend in der Behandlung am<br />

Menschen bestens bewährt hat) für ca. eine<br />

Stunde bei 36° C Wassertemperatur.<br />

Anschließend wurden die Hautirritationen mit<br />

Teebaumhydrolat (nicht Öl!) abgetupft.<br />

Die beginnende Maulfäule und die Entzündung<br />

der Atemwege verschwanden nach 20 Tagen<br />

völlig.<br />

Nach bereits zwei Häutungen des Tieres, die<br />

immer manuell unterstützt werden mussten, ist<br />

eine deutliche Regeneration der Hautoberfläche<br />

sichtbar.<br />

Seit Monaten hat die Boa zum ersten Mal wieder<br />

festen Kot abgesetzt. Die Untersuchung des Kots<br />

im Labor ergab lediglich einen leichten Wurmbefall,<br />

der übrigens nun mit einem allopathischen<br />

Medikament behandelt wird.Es ist ein fataler<br />

Trugschluss einiger Naturheilkunde-Fanatiker,<br />

dass Allopathie und Naturheilkunde nicht kombinierbar<br />

wären. Nur in Einzelfällen, bei Antibiotikabehandlung<br />

und Cortisongaben kommt die<br />

Wirkung der Naturheilmittel nicht durch.<br />

Und noch eine Anmerkung generell zur Entwurmung<br />

scheint mir angebracht:<br />

Es gibt keine sanfte Entwurmung!<br />

Auch eine Entwurmung mit Mitteln, die auf<br />

pflanzlicher Basis hergestellt wurden, hinterlassen<br />

ihre Spuren und ziehen die Darmflora in<br />

Mitleidenschaft.<br />

Deshalb ist nach Entwurmungen generell eine<br />

Darmkur (Darmsanierung) anzuraten.<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

39


Beachtenswertes zur Haltung erkrankter Boiden<br />

Die Boa constrictor ist noch nicht völlig geheilt,<br />

aber deutlich auf dem Weg der Gesundung.<br />

Wichtig anzumerken sind noch die Haltungsbedingungen<br />

von erkrankten Boiden generell.<br />

Die erkrankten Tiere sind möglichst keimarm zu<br />

halten, d.h. die technischen Einrichtungen<br />

(Heizelemente, evtl. Luftbefeuchter, Licht) müssen<br />

natürlich in Berieb sein, aber es muss auf<br />

Einstreu verzichtet werden und auf natürliche<br />

Verstecke wie Korkrinden etc.<br />

Stattdessen sind leicht zu reinigende und<br />

desinfizierbare Einrichtungsgegenstände vorzuziehen.<br />

Als Versteck kann auch eine Plastikschüssel mit<br />

selbstgebautem Eingang dienen (scharfe Kanten<br />

unbedingt abrunden!).<br />

Kletteräste sollten ebenfalls nicht aus Naturmaterialien,<br />

sondern möglichst aus Kunststoff<br />

bestehen.<br />

Der Boden kann mit Zeitungspapier ausgelegt<br />

werden (jeden Tag wechseln!) oder aber auch<br />

mit einem gelochten Plastik-Schaum-Material<br />

vom Meter, wie man es für Badezimmerböden<br />

oder Antirutschmatten in Badewannen verwendet.<br />

Das Lichtspektrum bei der Beleuchtung von<br />

Schlangenterrarien spielt bei gesunden Schlangen<br />

eher eine untergeordnete Rolle.<br />

Im Fall der beschriebenen Boa allerdings wurde<br />

das Terrarium im Hinblick auf die Hauterkrankung<br />

mit einer dem natürlichen Lichtspektrum<br />

angepassten Leuchtstoffröhre,<br />

wie sie normalerweise zur Echsenhaltung üblich<br />

ist, ausgestattet.<br />

Die Temperatur wurde tagsüber, höher als üblich,<br />

bei 32°C gehalten und sank nachts auf 25°C ab.<br />

Sie wurde über zwei Elsteinstrahler, sowie einer<br />

nur 15 W – Heizmatte geregelt.<br />

Die Luftfeuchtigkeit wurde deutlich unter dem<br />

normalen Level gehalten. Es wurde lediglich<br />

morgens und abends per Hand Wasser versprüht,<br />

das für jeweils ca. 2 Std. die Luftfeuchtigkeit<br />

auf 70% brachte. Ansonsten wurde sie<br />

zwischen 40% und 50% gehalten.<br />

Dass täglicher Trinkwasserwechsel sowieso zur<br />

Reptilienpflege gehört, muss sicherlich nicht<br />

extra erwähnt werden.<br />

Das Wesen der Naturheilkunde im Wildtierbereich<br />

Am Beispiel dieser Boa lässt sich gut zeigen,<br />

dass natürliche Heilmittel immer dort eine<br />

Chance haben, wo sich noch körpereigene<br />

Reparationsmechanismen aktivieren lassen.<br />

D.h. aber auch, dass dort, wo bereits mechanische<br />

Blockaden bestehen, die Grenzen der<br />

Naturheilkunde zu sehen sind.<br />

Der entscheidende Vorteil in den natürlichen<br />

Heilverfahren liegt sicher darin, dass sie mannigfache<br />

individuelle Lösungsmöglichkeiten bieten,<br />

wenn oben genannte Blockaden eben nicht<br />

bestehen.<br />

Ein ohnehin schon durch Krankheit geschwächter<br />

Organismus wird durch die Medizingaben<br />

gestärkt aber nicht zusätzlich belastet.<br />

Gerade Wildtiere, die noch meist keine industriell<br />

gefertigten Futtermittel zu sich nehmen und<br />

nicht durch menschliche Zucht auf bestimmte<br />

Eigenschaften zu Lasten ihrer genetischen Vielfalt<br />

degeneriert sind, scheinen sehr gut auf die<br />

Naturheilverfahren zu reagieren.<br />

Wenn sie aber nur mindestens genauso gut mit<br />

ihnen zu therapieren sind, wie unsere Haustiere,<br />

dann ist es sicher einen Versuch wert, sie in das<br />

übliche Heilungskonzept zu integrieren.<br />

*Hapten (gr. haptein haften) n: meist niedermolekulare,<br />

chemisch definierte Substanz, die in einem zuvor mit ihr<br />

nicht in Kontakt gekommenen Organismus nur unter best.<br />

Bedingungen eine Immunantwort induziert, jedoch<br />

aufgrund ihrer Struktur (als antigene Determinante) mit<br />

spezif. Antikörpern (bzw. spezif. sensibilisierten Lymphozyten)<br />

reagiert.<br />

Pschyrembel<br />

40<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Anekdoten und Dönekes<br />

Drum sei beim Lieben stets recht still !<br />

Oder<br />

Man lernt nie aus!<br />

Als junger Pädagoge im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde, erlebte ich folgendes:<br />

Unser Arbeitsraum lag direkt am Außengehege der Riesenschildkröten. Da es ein schöner, warmer Sommertag<br />

war, hatten wir die Fenster weit geöffnet. Als von draußen ein lang gezogenes Stöhnen zu hören war,.<br />

machte ich meine beiden Kollegen, die schon etwas länger im Tierpark tätig waren, darauf aufmerksam, sie<br />

sahen mich nur an und grinsten verschmitzt. In der Annahme, dass es unter Umständen einem Besucher<br />

nicht gut sei, sah ich aus dem Fenster und die Ursache für dieses eigenartige Stöhnen klärte sich auf.<br />

Ein Pärchen der Riesenschildkröten paarte sich, wobei der „feurige“ Liebhaber diese Laute von sich gab. Es<br />

ging ihm offenbar gut, aber sein Körpergewicht, das er in Bewegung setzen musste, brachte ihn zum<br />

Stöhnen.<br />

Ein praktisches Beispiel, dass ein <strong>Zoo</strong>pädagoge sein tiergärtnerisches Wissen und seine Erfahrungen in der<br />

täglichen Arbeit ergänzt.<br />

Gerd Stadie<br />

While taking a class of Year 2 children I noticed<br />

a young boy who, in<br />

addition to the sticker bearing his name, school<br />

and teacher's mobile<br />

number, had a sticker to warn people about his<br />

nut allergy.<br />

In large red capital letters on the sticker across<br />

the child's chest, the<br />

teacher had written 'NO NUTS'!!!<br />

Luckily, I think the children were a little bit too<br />

young for any class<br />

mates to notice and cause him embarrassment!<br />

Lynn Hughes<br />

Education Officer<br />

Bristol <strong>Zoo</strong> Gardens<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

41


Termine<br />

Sonderausstellung <strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln<br />

bis September 2002<br />

Parasiten<br />

Leben und leben lassen<br />

17.8. – 22.8.02 IZE in Wien<br />

9.-13. September 2002 in Elsinore, Denmark<br />

For years we have been discussing how the cooperation between zoo educators and rangers working in the<br />

field could be strengthened.<br />

Now 10 years beyond Rio there is a great opportunity to meet with fellow professionals from the International<br />

Ranger Federation, the Heritage Interpretation International and other colleagues at the World Conference<br />

Nature Interpretation as a Tool in Promoting Sustainable Development.<br />

The Conference is organised by the Danish Forest and Nature Agency under the Ministry of Environment and<br />

the Danish Outdoor Council.<br />

18-22 September 2002 The 8th EAZA Conference<br />

will be hosted by Barcelona <strong>Zoo</strong>, Spain. The EAZA AGM will be held on 22 September. Further details to be<br />

announced. For requests and/or suggestions regarding the conference programme, please contact Bart<br />

Hiddinga at the EAZA Executive Office (bart.hiddinga@nvdzoos.nl).<br />

28.3. – 30.3.03 (ersatzweise: 4.4. – 6.4.03) Tierpfleger/<strong>Zoo</strong>pädagogen in<br />

Nürnberg<br />

März/April 2004 <strong>VZP</strong>-Tagung in Köln<br />

42<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Homo s@piens, Ray Kurzweil<br />

Leben im 21. Jahrhundert Was bleibt vom Menschen?<br />

Ende unseres 21. Jahrhunderts wird eine Unterscheidung<br />

zwischen Mensch und Maschine nicht<br />

mehr möglich sein, wenn man dem Autor<br />

Glauben schenken will.<br />

Aufgrund der rasanten Entwicklung der Nanotechnik<br />

kommt es zu einer Verschmelzung von<br />

biologischer und künstlicher Intelligenz.<br />

Ab welchem Punkt wird ein Computer zu einem<br />

bewusst handelnden Wesen mit freiem Willen?<br />

Was ist Bewusstsein, was freier Wille?<br />

Kurzweil verdeutlicht seine Vision indem er von<br />

heute möglicher Technik ausgeht:<br />

Ein fiktiver Freund im 21. Jahrhundert -er nennt<br />

ihn Jack- klagt über nachlassendes Hörvermögen<br />

und muss sich ein sogenanntes<br />

ChochlearImplantat einsetzen lassen, einen im<br />

Innenohr verankerten elektronischen Empfänger.<br />

Ein Gerät dieser Art ermöglicht Hörempfindungen<br />

über das gesamte Klangspektrum hinweg. Also<br />

hat Jack nach geglückter Operation ein deutlich<br />

verbessertes Hörvermögen.<br />

Ist er noch die gleiche Person? Selbstverständlich.<br />

(ChochlearImplantate gibt es seit 1999, und sie<br />

haben keinen, dem sie eingesetzt wurden, zu<br />

einem anderen Menschen gemacht).<br />

Doch weiter: Seinen Implantaten ist zudem ein<br />

System zur Klangmustererkennung eingebaut. Er<br />

muss das System nur einschalten, und schon<br />

erkennt er Stimmen und Klänge viel differenzierter<br />

wieder. Diese Funktion ersetzt abgestorbene<br />

Neuronen in den Hörregionen seines Gehirns.<br />

Ist Jack jetzt noch immer der Gleiche? Natürlich.<br />

Auch diese Frage kann ohne langes Nachdenken<br />

bejaht werden.<br />

Da die Netzhaut seiner Augen noch gut funktioniert,<br />

verzichtet er hier auf einen Eingriff ... .<br />

Doch dann lässt er sich bildverarbeitende<br />

Implantate einsetzen and stellt anschließend<br />

überrascht fest, dass er seine Umwelt jetzt visuell<br />

sehr viel rascher and genauer erfasst.<br />

Ist Jack noch der Alte? Natürlich.<br />

Auch stellt Jack fest, dass sein Gedächtnis ihn<br />

im Stich zu lassen beginnt. ... Auch hier gibt es<br />

eine Lösung: das Gedächtnisimplantat. Bei Jack<br />

hat dieser neuerliche Eingriff einen durchschlagenden<br />

Erfolg: Längst verblasste Erinnerungen<br />

tauchen vor seinem geistigen Auge mit einer<br />

Klarheit auf, als seien die Dinge eben erst<br />

geschehen. ...<br />

Ist Jack noch der Alte? Er hat sich zwar in<br />

gewisser Weise verändert und Fähigkeiten<br />

wiedergewonnen, über die seine Freunde stau-<br />

nen. Andererseits sind sein selbstironischer<br />

Humor und sein dümmliches Grinsen noch<br />

immer dieselben. Also ist er noch die gleiche<br />

Person.<br />

... Jack wird schließlich auch die Möglichkeit<br />

bekommen, sein Gehirn und sein Nervensystem<br />

durch elektronische Schaltelemente mit größerer<br />

Zuverlässigkeit ersetzen zu lassen. ...<br />

Ist unser Jack irgendwo unterwegs verschwunden?<br />

Jacks Freunde sind nicht dieser Ansicht. ..<br />

Munter mixt Kurzweil, der an der Entwicklung<br />

rechnergesteuerten Text and Spracherkennung<br />

mitgearbeitet hat, Science und Fiction und sieht<br />

die Vereinigung von Mensch und Computertechnik<br />

voraus. Ob er diese Entwicklung begrüßt<br />

oder vor ihr warnen möchte, bleibt in der Schwebe.<br />

Folgt man seiner Argumentation, hat sie fast<br />

etwas Zwangsläufiges.<br />

Pro Jahr verdoppelt sich z.Zt. die Rechenleistung<br />

pro Geldeinheit (vom IntelGründer Gordon<br />

Moore formulierte Regel).<br />

Um 2020 wäre dann ein Rechner mit der Denkleistung<br />

eines Menschen zum Preis eines heutigen<br />

PC erhältlich. 2050 würde ein handelsüblicher<br />

Computer so intelligent sein wie alle<br />

menschlichen Gehirne zusammen.<br />

Das dies mit heutiger Technik nicht zu erreichen<br />

ist, stört Kurzweil nicht, er geht davon aus, dass<br />

neue Verfahren entwickelt werden, die eine<br />

weitere Steigerung der Rechenleistung ermöglichen.<br />

Die Dialoge mit der fiktiven Leserin Molly, die<br />

aus den Jahren 2009, 2019, 2029 and 2099<br />

berichtet, lockern die Lektüre angenehm auf.<br />

Schockierend plausibel die Wandlung ihres PCs<br />

zu George, der schließlich zu ihrem Liebhaber<br />

und Partner wird.<br />

Als Sachbuch mag ich es<br />

nicht empfehlen, wer aber<br />

ScienceFiction mag, kommt<br />

hier auf seine Kosten.<br />

Trotz aller Ambivalenz hat<br />

mich das Gelesene über<br />

Chancen and Risiken von<br />

Robotik und Nanotechnik<br />

und ihre Auswirkungen auf<br />

die Biologie neu nachdenken<br />

lassen, was an sich ja<br />

schon positiv zu vermerken<br />

ist. Zum anderen ist die<br />

Kurzweil, die Kurzweil bietet<br />

überaus erfrischend.<br />

Lothar Philips<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

43


Die Kulturgeschichte des <strong>Zoo</strong>s<br />

Lothar Dittrich, Dietrich v.Engelhardt und Annelore Rieke-Müller (Hrsg.):<br />

Nur durch Zufall entdeckte der Rezensent den<br />

Hinweis auf ein 2001 erschienenes Buch: Die<br />

Kulturgeschichte des <strong>Zoo</strong>s. An Kulturgeschichte<br />

wie an <strong>Zoo</strong>s gleichermaßen interessiert, war die<br />

Lektüre demzufolge ein Muss. Das Werk ist ein<br />

Sammelband, der aus einem 1995 im Institut für<br />

Medizin- und Wissenschaftsgeschichte der<br />

Medizinischen Universität zu Lübeck abgehaltenen<br />

Symposium entstand. Insgesamt beleuchten<br />

die Beiträge die Haltung von Wildtieren von der<br />

frühen Neuzeit bis in die Gegenwart. Dabei<br />

machen die Beiträge die wissenschaftshistorische<br />

Bedeutung der Tierhaltung und<br />

Wechselwirkungen mit anderen Bereichen der<br />

Kultur deutlich. Der Bogen der Aufsätze spannt<br />

sich von „Exoten an den Höfen der<br />

Renaissancefürsten...“ und „Barockmenagerien..“<br />

über „Frühe Forschung an <strong>Zoo</strong>tieren<br />

im 17. Jahrhundert..“ bis zu „Tiergartenbiologie..“,<br />

„<strong>Zoo</strong>managment“ und der „Bedeutung<br />

zoologischer Gärten für den Schulunterricht“.<br />

Die Autoren schaffen es, dabei zu verdeutlichen,<br />

dass zoologische Gärten, ihre Aufgaben, ihre<br />

Gestaltung und ihr Selbstverständnis einem<br />

historischen Wandel unterworfen waren, in dem<br />

sich die jeweiligen Naturauffassungen der Zeit<br />

klar widerspiegeln. <strong>Zoo</strong>s können jedoch diese<br />

Naturauffassung rückwirkend wiederum verändern.<br />

Während die letzten – die neuere Entwicklung<br />

betreffenden – Kapitel den meisten Kollegen eher<br />

vertraut sein dürften, eröffneten die Aufsätze über<br />

die frühe Tierhaltung dem Rezensenten völlig<br />

neue Einsichten. Auch die jeweils angehängten<br />

Literaturverzeichnisse ermöglichen weitere<br />

vertiefte Studien. Das Buch füllt eine Lücke in der<br />

bisher vorhandenen deutschsprachigen Literatur<br />

über <strong>Zoo</strong>s und kann nur jedem, der sich wie wir<br />

mit <strong>Zoo</strong>s beschäftigt, nahegelegt werden.<br />

Das Buch ist erschienen:<br />

Ernst-Haeckel-Haus-Studien<br />

Monographien zur Geschichte der Biowissenschaften<br />

und Medizin<br />

Verlag für Wissenschaft und Bildung, Berlin<br />

2001<br />

ISBN 3-86135-482-9<br />

Hans-Peter Krull<br />

44<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


<strong>Zoo</strong>nosen<br />

H. Krauss/A. Weber/B. Enders/H.G. Schiefer/W. Slenczka/H. Zahner<br />

<strong>Zoo</strong>nosen<br />

Von Tier zu Mensch übertragene Infektionskrankheiten<br />

2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Deutscher<br />

Ärzte-Verlag 1997<br />

400 S., 91 teils farbige Abb.; 58 Tabellen,<br />

broschiert, Ladenpreis 168 DM<br />

Anlass für diese Rezension war ein - gewohnt<br />

launiger - Vortrag von <strong>Zoo</strong>tierarzt Dr. Rietschel im<br />

Krefelder <strong>Zoo</strong>, der dieses Buch empfahl. Es bietet<br />

wohl die einzige umfassende Darstellung über<br />

<strong>Zoo</strong>nosen auf dem deutschsprachigen Markt und<br />

ist daher für alle, die im <strong>Zoo</strong> arbeiten – ob<br />

Tierpfleger oder <strong>Zoo</strong>pädagogen – eine wichtige<br />

Informationsquelle.<br />

Das Buch ist klar strukturiert: Die <strong>Zoo</strong>nosen sind<br />

nach ihren Erregern gegliedert: Bakterien, Pilze,<br />

Viren, Parasiten. Es folgt ein kurzer (und nicht<br />

mehr ganz aktueller Exkurs) über Prionen. Ein<br />

Anhang (Meldepflicht von <strong>Zoo</strong>nosen, Einsendung<br />

von Proben etc.) schließt sich an.<br />

Das Buch gibt einen knappen Überblick über die<br />

in Europa vorkommenden, von Tieren auf Menschen<br />

übertragbaren Infektionskrankheiten und<br />

der im Tierseuchengesetz aufgeführten <strong>Zoo</strong>nosen,<br />

von denen Milzbrand (Anthrax) inzwischen<br />

traurige Berühmtheit erlangt hat. Auch weniger<br />

bekannte <strong>Zoo</strong>nosen aus außereuropäischen<br />

Ländern, wie sie gerade in <strong>Zoo</strong>s auftreten können,<br />

sind berücksichtigt (z.B. Affenherpes-<br />

Infektion, Elefanten- und Kamelpocken)..<br />

Besonders interessant fand ich Informationen<br />

„emerging zoonoses“ – neu entdeckte Infektionskrankheiten,<br />

die man erst jetzt als <strong>Zoo</strong>nosen<br />

erkannt hat: So wird das Oropouche-Fieber z.B.<br />

vom einem „emerging virus“, dem Oropouche-<br />

Virus hervorgerufen; die erste epidemische<br />

Verbreitung setzte ein, als im Amazonasgebiet<br />

Regenwald für menschliche Siedlungen gerodet<br />

wurde.<br />

Fazit: Ein handliches, gut gegliedertes, informatives<br />

Buch für alle, die sich für dieses Thema<br />

interessieren. Ein Wermutstropfen ist nur der<br />

Preis – nichts, was man sich „so nebenbei“<br />

kauft. Aber sicherlich etwas für jede <strong>Zoo</strong>bibliothek.<br />

Monika Niehaus<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

45


Vom Affen zum Menschen - Teil 1: Evolution der Primaten.<br />

Louis de Bonis<br />

Die Forschung an Affen hat in den letzten Jahrzehnten<br />

eine derartige Fülle von Neuinformationen<br />

sowohl im Fossilbestand, im<br />

genetischen Bereich sowie in der evolutionären<br />

Verhaltensökologie gebracht, dass sich das Bild<br />

der Primatenevolution immer klarer abzeichnet,<br />

dadurch aber auch an einigen Stellen alte<br />

Vorstellungen revidiert werden müssen. Der<br />

Spektrum-Verlag hat die Aufgabe übernommen,<br />

den berühmten „neuesten Stand der Dinge“ in<br />

übersichtlicher Form darzustellen und hat in de<br />

Bonis einen kompetenten Fachmann gefunden.<br />

Nach einer sehr anschaulichen Beschreibung der<br />

Methoden des Ähnlichkeitenvergleichs und der<br />

phylogenetischen Stammbaumanalyse beschreibt<br />

der Autor in klar gegliederten Kapiteln<br />

verschiedene rezente oder auch ausgestorbene<br />

Affengruppen. Jedes Einzelkapitel ist wiederum<br />

in einen beschreibenden Teil, ein Kästchen<br />

Geschichte und einen Abschnitt über<br />

Verwandtschaftsbeziehungen gegliedert.<br />

Besonders anschaulich für eine Übersicht ist eine<br />

abgebildete Zeitleiste, in der der Entstehungszeitpunkt<br />

markiert ist. Diese Übersichtlichkeit<br />

verführt zum Zurückblättern und Vergleichen. Das<br />

Büchlein/Heft kann jedem an Evolution des<br />

Menschen Interessierten und Unterrichtenden nur<br />

empfohlen werden. Man darf auf das zweite Heft<br />

gespannt sein, in dem die Evolution des Menschen<br />

beschrieben wird.<br />

Louis de Bonis<br />

Vom Affen zum Menschen - Teil 1: Evolution<br />

der Primaten.<br />

In: COMPACT 1, Spektrum der Wissenschaft<br />

Verlagsges.mbH, 2001<br />

Hans-Peter Krull<br />

46<br />

<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> Nr. 13


Autoren<br />

Jörg Allenstein,<strong>Zoo</strong>pädagoge, Löbbeckemuseum+Aquazoo<br />

Robert van Herk, derzeitiger Leiter der zoopädagogischen Abteilung des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s<br />

Tobias Kamer, <strong>Zoo</strong>pädagoge, Tierpark Golda<br />

Hans-Peter Krull, <strong>Zoo</strong>pädagoge, <strong>Zoo</strong>logischer Garten Krefeld<br />

Stephen McKeown, <strong>Zoo</strong>pädagoge, Chester <strong>Zoo</strong><br />

Ulrike Lamp, Umweltpädagogin, Umweltstudienplatz Nordseeküste<br />

Hans Lichei, <strong>Zoo</strong>pädagoge, Tiergarten Nürnberg<br />

Katrin Matthieu, <strong>Zoo</strong>pädagogin, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />

Dr. Monika Niehaus, Autorin und Übersetzerin, Düsseldorf<br />

Beate Pelzer, <strong>Zoo</strong>pädagogin, Löbbeckemuseum+Aquazoo<br />

Lothar Philips, <strong>Zoo</strong>pädagoge, <strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln<br />

Hans Post, ehemaliger Leiter der zoopädagogischen Abteilung des Rotterdamer <strong>Zoo</strong>s<br />

Dr. Leopold Slotta-Bachmayr, <strong>Zoo</strong>pädagoge, <strong>Zoo</strong> Salzburg<br />

Gaby V. Schwammer, Leiterin der zoopädagogischen Abteilung, Tiergarten Schönbrunn-Wien<br />

Birgit Strunk, <strong>Zoo</strong>pädagogin,<strong>Zoo</strong>schule Osnabrück<br />

Sabine Wieczorek, Initiatorin der Reptilienhilfe Süd und (unter anderem) Tierheilpraktikerin<br />

Elke Zach-Heuer, Umweltpädagogin, Ennepetal<br />

Exhibit Design and Education Committee, EAZA<br />

<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 13<br />

47

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