Technologie-Trends in der Minimal Invasiven Chirurgie - und ...
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Ausgabe 3 München, 8. April 2005 | 7<br />
Jürgen H. Dol<strong>der</strong>er<br />
In-vivo-Tissue-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von<br />
Fettgewebe zur Brustrekonstruktion<br />
Jürgen H. Dol<strong>der</strong>er 1,4 , M.W. F<strong>in</strong>dlay 1 , J. Cooper-White 3 ,<br />
E.W. Thompson 1 , N. Trost 2 , A. Pen<strong>in</strong>gton 1 , W.A. Morrison 1 , Günter Germann 4<br />
Aus <strong>der</strong> Sitzung<br />
„Plastische<br />
<strong>Chirurgie</strong> <strong>und</strong><br />
W<strong>und</strong>heilung“<br />
vom Dienstag,<br />
5.4.2005<br />
Die Rekonstruktion von Weichteildefekten,<br />
wie sie nach verschiedenen<br />
Tumorresektionen, komplexen<br />
Traumata, schwere Verbrennungen<br />
<strong>und</strong> kongenitalen Mißbildungen vorkommen,<br />
stellt <strong>in</strong> <strong>der</strong> plastischen <strong>und</strong><br />
rekonstruktiven <strong>Chirurgie</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Diese<br />
Defekte <strong>und</strong> die resultierenden Konturdeformitäten<br />
können die Funktion,<br />
das ästhetische Aussehen sowie das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den des Patienten erheblich<br />
be<strong>in</strong>flußen. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> am häufigsten<br />
durchgeführten onkologischen Resektionen<br />
ist die Mastektomie, e<strong>in</strong> größerer<br />
Volumendefekt, <strong>der</strong> für e<strong>in</strong>en Fettgewebsersatz<br />
geeignet ist. Die gegenwärtigen<br />
Rekonstruktionsmethoden<br />
schließen den E<strong>in</strong>satz von synthetischen<br />
Implantaten <strong>und</strong> autologen<br />
Gewebe e<strong>in</strong>. Der Transfer von autologem<br />
Gewebe ist bisher die am häufigsten<br />
verwendete Methode – kann<br />
jedoch Funktionse<strong>in</strong>schränkungen<br />
<strong>und</strong> Hebedefekte zur Folge haben <strong>und</strong><br />
weist gewisse Limitationen auf. Autologes<br />
<strong>und</strong> nicht vaskularisiertes Fettgewebe<br />
verliert nach e<strong>in</strong>er freien<br />
Transplantation aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>suffizienten<br />
Blutversorgung bis zu 60 Prozent<br />
des Volumens. Der alternative<br />
E<strong>in</strong>satz von synthetischen Implantaten<br />
kann zu Fremdkörperreaktionen,<br />
Fibrosen <strong>und</strong> Infektionen führen.<br />
Für das Wachstum von<br />
Fettgewebe ist e<strong>in</strong> reiches<br />
vaskuläres Netzwerk entscheidend<br />
1<br />
The Bernard O’Brien Institute of Microsurgery<br />
and Department of Plastic and Reconstructive<br />
Surgery, St V<strong>in</strong>cent’s Hospital Melbourne<br />
2<br />
Department of Medical Imag<strong>in</strong>g, St V<strong>in</strong>cent’s<br />
Hospital Melbourne<br />
3<br />
Department of Chemical Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g, University<br />
of Melbourne, Melbourne, Australien,<br />
4<br />
Kl<strong>in</strong>ik für Plastische <strong>Chirurgie</strong>, Verbrennungen<br />
<strong>und</strong> Handchirurgie, BG-Unfallkl<strong>in</strong>ik, Universität<br />
Heidelberg, Ludwigshafen<br />
Das Tissue Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g bietet zwischenzeitlich<br />
völlig neue Möglichkeiten,<br />
Weichteildefekte zu rekonstruieren,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Brustkrebspatient<strong>in</strong>nen.<br />
Möglich wird das, durch<br />
e<strong>in</strong>e neue Methode, e<strong>in</strong>en transplantablen,<br />
vaskularisierten <strong>und</strong> autologen<br />
Weichteilersatz herzustellen, die hier<br />
vorgestellt werden soll. Denn trotz<br />
vielversprechen<strong>der</strong> Entwicklungen<br />
an<strong>der</strong>er Produkte auf dem Sektor des<br />
Tissue Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs, war man bislang<br />
nicht zu e<strong>in</strong>em kl<strong>in</strong>isch relevanten<br />
Fortschritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> De-novo-Fettgewebsherstellung<br />
gelangt. E<strong>in</strong>e Anzahl<br />
von Studien hatte lediglich die<br />
Herstellung von kle<strong>in</strong>en Volum<strong>in</strong>a<br />
<strong>und</strong> das Kurzzeitüberleben von Fettgewebe<br />
zeigen können; die Langzeitstabilität<br />
e<strong>in</strong>es suffizienten kl<strong>in</strong>ischen<br />
Volumens von neu generiertem<br />
Fettgewebe hatte man <strong>in</strong>dessen noch<br />
nicht erreicht. So ist etwa die Blutversorgung<br />
des Gewebekonstruktes<br />
e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> kritischen Faktoren, welche<br />
die Größe <strong>und</strong> die Qualität begrenzen.<br />
Um e<strong>in</strong>e Langzeitstabilität im Fettgewebe<br />
zu erreichen, ist daher e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>korporierter Gefäßstiel im Gewebekonstrukt<br />
unbed<strong>in</strong>gt notwendig. Die<br />
Prozesse <strong>der</strong> Angiogenese <strong>und</strong> Adipogenese<br />
s<strong>in</strong>d eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> verdeutlichen, daß e<strong>in</strong> reiches<br />
vaskuläres Netzwerk für das Wachstum<br />
von Fettgewebe entscheidend ist.<br />
Mithilfe <strong>der</strong> Kernsp<strong>in</strong>technik<br />
konnten das<br />
Gewebewachstum <strong>und</strong><br />
die Vaskularisierung <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Kammer optimal<br />
kontrolliert werden<br />
Ziel <strong>der</strong> Forschungsarbeit war es nun,<br />
anhand e<strong>in</strong>es Tiermodells <strong>und</strong> unter<br />
Verwendung e<strong>in</strong>er Wachstumskammer<br />
e<strong>in</strong>e Methode zur De-novo-<br />
Herstellung größerer Mengen Fettgewebes<br />
zur Rekonstruktion von<br />
Weichteildefekten aufzubauen; gleichzeitig<br />
sollte e<strong>in</strong>e suffiziente Vaskularisierung<br />
<strong>und</strong> Langzeit-Stabilisation<br />
sowie e<strong>in</strong>e Transplantierbarkeit des<br />
Fettgewebes, die durch nicht-<strong>in</strong>vasive<br />
Kernsp<strong>in</strong>techniken kontrolliert werden<br />
kann, sichergestellt se<strong>in</strong>. Im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er tierexperimentellen<br />
Studie wurde zunächst an e<strong>in</strong>er Ratte<br />
e<strong>in</strong> vaskularisierter adipofaszialer<br />
Gewebelappen mit e<strong>in</strong>em bioabbaubarem<br />
Scaffold <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Wachstumskammer<br />
(1,7 ml) e<strong>in</strong>gebracht. Der<br />
Abb. 1<br />
Gewebekonstrukt<br />
aus <strong>der</strong> Kammer<br />
nach 12 Wochen<br />
Abb. 2<br />
Anschnitt des<br />
Gebewekonstruktes<br />
mit reifem,<br />
vaskularisiertem<br />
Fettgewebe<br />
adipöse Gewebeanteil betrug nur vier<br />
Prozent des Kammervolumens. Anschließend<br />
wurde dieselbe Methode<br />
im Schwe<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er Wachstumskammer<br />
von 78 ml Volumen angewandt.<br />
Das <strong>in</strong>korporierte vaskularisierte<br />
Fettgewebe betrug 5 ml. Mithilfe<br />
<strong>der</strong> Kernsp<strong>in</strong>technik konnten das<br />
Gewebewachstum <strong>und</strong> die Vaskularisierung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kammer optimal kontrolliert<br />
werden. In e<strong>in</strong>em Zeitraum<br />
von 12 Wochen füllte sich die<br />
Kammer mit neuem, gut vaskularisierten<br />
Fettgewebe auf e<strong>in</strong>en Anteil von<br />
zirka 55 Prozent. So konnte im<br />
Schwe<strong>in</strong>modell reifes <strong>und</strong> vaskularisiertes<br />
Fettgewebe bis zu e<strong>in</strong>em<br />
Volumen von 41,6 ml de novo gezüchtet<br />
werden. Die Kernsp<strong>in</strong>technik<br />
konnte zu jedem Zeitpunkt deutlich<br />
die Perfusion im vaskularisierten Fettgewebe<br />
nachweisen <strong>und</strong> zwischen<br />
neuem Gewebe <strong>und</strong> restlichem<br />
Scaffold differenzieren. Die Histologie<br />
bestätigte die Hyperplasie des reifen<br />
Fettgewebes. Hypertrophische,<br />
fibrotische <strong>und</strong> atrophische Verän<strong>der</strong>ung<br />
waren nicht nachweisbar.<br />
Die Daten <strong>in</strong>dizieren,<br />
daß durch die erhöhte<br />
Vaskularisierung e<strong>in</strong><br />
exponentielles Gewebewachstum<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kammer<br />
möglich war<br />
Neu war allerd<strong>in</strong>gs nicht nur die Denovo-Herstellung<br />
von kl<strong>in</strong>isch relevanten<br />
Volum<strong>in</strong>a, son<strong>der</strong>n auch die<br />
Beobachtung, daß dieses neu gebildete<br />
Fettgewebe nach erfolgter gestielter<br />
Transplantation außerhalb <strong>der</strong> Wachstumskammer<br />
im Zeitraum bis zu 22<br />
Wochen e<strong>in</strong>e sehr gute Stabilität <strong>und</strong><br />
Benefiz-Hallenfußballturnier<br />
des 122. Kongresses <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für <strong>Chirurgie</strong><br />
zugunsten von Friedensdorf International e.V<br />
Samstag, 9. April 2005<br />
Olympiaparkhalle „Socca-Five Arena“<br />
www.olympiapark-soccafive.de<br />
Spiridon-Louis-R<strong>in</strong>g 21<br />
80809 München