Beratung und Begleitung von Senioren mit Sehverlust - Deutsche ...
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3.2.8 Psychosoziale Faktoren<br />
In diesem Dokumentationsbereich kann gemeinsam überlegt werden, welche bereits<br />
verwendeten Strategien beim Umgang <strong>mit</strong> der Sehbehinderung/Blindheit nützlich <strong>und</strong><br />
hilfreich sind, das Stärken der bereits vorhandenen Ressourcen <strong>und</strong> welche neuen<br />
Strategien hilfreich sein könnten, z. B. das Beschriften der Gegenstände, das<br />
Anwenden neuer Hilfs<strong>mit</strong>tel oder die Organisation <strong>von</strong> institutionellen<br />
Unterstützungsleistungen. Und es kann gemeinsam überlegt werden, welche<br />
Unterstützungs- <strong>und</strong> Hilfeleistungen für die Betroffenen als erstes angegangen<br />
werden sollten.<br />
Bei diesem sehr umfassenden Themenkomplex „Psycho-Sozial“ ist es auch hilfreich,<br />
sich die Bewältigung eines <strong>Sehverlust</strong>es ähnlich der Phasen der Trauerbewältigung<br />
(vgl. z. B. Kast 1982) vorzustellen, um zu verstehen in welcher Phase sich der<br />
Betroffene eventuell gerade befindet <strong>und</strong> welches Bedürfnis dahinterliegt. Die<br />
Phasen lassen sich in drei Hauptphasen unterteilen.<br />
In die erste Phase, die als „Schock/Nicht wahr-haben wollen“ bezeichnet wird. Diese<br />
Phase beginnt häufig <strong>mit</strong> der Diagnose durch den Augenarzt <strong>und</strong> dem Schock, dass<br />
die Augen schlechter werden. Viele der Betroffenen haben die Hoffnung, dass die<br />
Augen wieder besser werden, wenn sie endlich die richtige Brille hätten <strong>und</strong><br />
verhalten sich so, als seien die Augen noch nicht schlechter geworden. Sie fahren z.<br />
B. weiterhin Auto oder haben Akzeptanzschwierigkeiten bei der Annahme <strong>von</strong><br />
Hilfs<strong>mit</strong>teln, die auf eine Sehbehinderung hindeuten könnten.<br />
Die zweite Phase lässt sich umschreiben <strong>mit</strong> „Hadern <strong>mit</strong> dem Schicksal <strong>und</strong><br />
Abschied(e)“. Durch einen massiven <strong>Sehverlust</strong> können manche Dinge einfach nicht<br />
mehr weiter ausgeführt werden. Dies sind Verluste, die betrauert werden müssen,<br />
denn sie lassen sich nicht so wiedererlagen wie es einmal war. Der Lebensabend<br />
entwickelt sich ganz anders als man es sich ausgemalt hat: Reisen scheint nicht<br />
mehr möglich, all die ungelesenen Bücher, der Umgang <strong>mit</strong> den Enkelkindern etc. ist<br />
durch den <strong>Sehverlust</strong> nur noch eingeschränkt möglich, was <strong>mit</strong>unter als sehr<br />
frustrierend erlebt wird. Viele hadern <strong>mit</strong> ihrem Schicksal. Warum ich? Warum jetzt<br />
noch, in meinem Alter“? Aussagen wie: „Ich dachte, ich brauche vielleicht mal ein<br />
neues Knie, aber, dass meine Augen so schlecht werden hätte ich nicht gedacht“,<br />
kommen immer wieder. Je mehr Einschränkungen die Menschen in ihrem Alltag<br />
durch den <strong>Sehverlust</strong> erleben, desto größer ist das Verlustgefühl, das sie erleben.<br />
Umso weniger können sie sich vorstellen, dass es noch irgendwelche Möglichkeiten<br />
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