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Transkription und Segmentation von Oszillogrammen ... - IPdS in Kiel

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4.7 Gespannt kurz oder gespannt lang?<br />

Bestehen Unsicherheiten, ob <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wort der Vokal /E/ bzw. /a/ kurz oder lang ist, bietet e<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>imalpaar die sicherste Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage, z.B. gewellt vs. gewählt führt zu / g @ v ’E<br />

l t / vs. / g @ v ’E: l t / oder Stadt vs. Staat führt zu / S t ’a t / vs. / S t ’a: t /.<br />

Für alle anderen Vokale existieren ke<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imalpaare, hier gibt es andere Entscheidungshilfen.<br />

Gespannte Vokale, die ungespannt ausgesprochen trotzdem richtig kl<strong>in</strong>gen, s<strong>in</strong>d meistens kurz:<br />

Urteil / Q ’u 6 t aI l / läßt sich auch mit / Q ’U 6 t aI l / sprechen. Da Uhr mit ungespanntem<br />

Vokal aber falsch ist, hat es e<strong>in</strong>en langen gespannten Vokal / Q ’u: 6 /, denn diese können nicht<br />

durch e<strong>in</strong>en kurzen ungespannten Vokal ersetzt werden, ohne daß es auffällig falsch kl<strong>in</strong>gt.<br />

4.8 Länge e<strong>in</strong>es Vokals vor vokalisiertem /r/<br />

Bei der Entscheidung, ob der Vokal, der e<strong>in</strong>em vokalisierten /r/ vorangeht, kurz oder lang ist,<br />

hilft das Produzieren des /r/ als Frikativ <strong>und</strong> die Suche nach Wörtern mit sich reimenden Silben.<br />

So ist <strong>in</strong> Vorgeschichte / f ’o: 6 g @ S I C t @ / oder Arier / Q ’a: r i 6 / der Vokal lang, aber <strong>in</strong><br />

Arbeitsteilung / Q ’a 6 b aI t s t äI l U N / der Vokal kurz.<br />

4.9 Ke<strong>in</strong>e Gem<strong>in</strong>aten<br />

Doppelkonsonanten werden nie zu Gem<strong>in</strong>aten (z.B. Aufforderung / Q ’aU f O 6 d @ r U N /),<br />

auch nicht an Kompositagrenzen (z.B. Regelliste / r ’e: g @ l I s t @ /). Selbst wenn hyperartikulierte<br />

Aussprache zu e<strong>in</strong>em Unterschied führen würde wie bei Eisskulptur vs. Eiskulptur,<br />

wird beides zu / Q ’aI s k U l p t u 6 /. Somit ist auch des <strong>in</strong> früheren Nachrichtensendungen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich hyperartikulierte Tiefsttemperatur <strong>in</strong> der kanonischen Form nur mit e<strong>in</strong>em / t / zu<br />

transkribieren.<br />

4.10 Ke<strong>in</strong>e Schwa-Elisionen<br />

Obgleich bereits Sievers 1876 <strong>in</strong> der ersten Ausgabe se<strong>in</strong>er ” Lautphysiologie“ klar faststellt,<br />

daß <strong>in</strong> der faktischen Aussprache des Deutschen bei Wörtern wie ritten oder handel der Schwa<br />

der jeweils zweiten Silbe nicht ausgesprochen wird, sondern /n/ bzw. /l/ vokalische Funktion<br />

übernehmen, legen wir hier fest, daß gr<strong>und</strong>sätzlich ke<strong>in</strong> Schwa <strong>in</strong> der kanonischen <strong>Transkription</strong><br />

elidiert wird, damit der Transkribierer nicht bei jeder Schwa-Silbe aufs Neue <strong>in</strong>trospektiv prüfen<br />

muß, ob die Silbe üblicherweise ausfällt oder nicht. Also wird z.B. treiben mit / t r aI b @ n /<br />

transkribiert.<br />

4.11 Das Präfix ver-<br />

Bei Wörtern wie Lehrer, Ufer, . . . wird das f<strong>in</strong>ale -er zweifellos immer mit dem a-Schwa (also: l<br />

’e: r 6, Q ’u: f 6) transkribiert. Auch <strong>in</strong> Sprachdatenbanken wird man hier mit großer Sicherheit<br />

ke<strong>in</strong>e Realisierung als r-Diphthong f<strong>in</strong>den. Dies ist aber anders bei dem Präfix ver- wie z.B.<br />

<strong>in</strong> Verlust, verändern: Natürlich wird es häufig als [f£ ] realisiert, aber auch die Realisierung<br />

als [f��£ ] dürfte recht häufig vorkommen. Es ist also nicht empfehlenswert, diese Unterschiede<br />

bereits <strong>von</strong> vorhere<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>er kanonischen Ebene zu nivellieren. Statt dessen sollten die<br />

tatsächlichen allophonischen Varianten aus den Sprachdatenbanken kommen, um dann e<strong>in</strong>e<br />

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