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Transkription und Segmentation von Oszillogrammen ... - IPdS in Kiel

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WS 2005/06, Dozent: Dr. H.R. Pfitz<strong>in</strong>ger D R A F T Version vom 24. Februar 2007<br />

Sem<strong>in</strong>ar: ” <strong>Transkription</strong> <strong>und</strong> <strong>Segmentation</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Oszillogrammen</strong> <strong>und</strong> Sonagrammen“<br />

Ort: Schell<strong>in</strong>gstr. 3, HS 234<br />

Zeit: 2stündig, Mi. 14-16 Uhr<br />

Beg<strong>in</strong>n: Mittwoch, 19.10.05<br />

Die jeweils neuste Version dieses Texts f<strong>in</strong>den Sie unter:<br />

www.phonetik.uni-muenchen.de/∼hpt/lehre/s05 trans script.pdf<br />

1 Inhalt<br />

In diesem Sem<strong>in</strong>ar wird die Brücke geschlossen zwischen symbolischen Repräsentationen <strong>von</strong><br />

Sprache (wie z.B. Orthographie oder phonologische bzw. phonetische Lautschrift) <strong>und</strong> Sprachsignalen,<br />

dargestellt als Oszillogramme <strong>und</strong> Sonagramme. Der trivial gegebene Zusammenhang<br />

dieser beiden Repräsentationen ist aus wissenschaftlicher Sicht sehr komplex.<br />

Im ersten Teil machen wir uns die Probleme <strong>und</strong> Schwierigkeiten bewußt, die mit der symbolischen<br />

Darstellung <strong>von</strong> Sprache <strong>in</strong> Form <strong>von</strong> phonologischer Umschrift auftreten, <strong>in</strong>dem wir<br />

orthographisch vorliegende Wörter phonologisch <strong>und</strong> phonetisch transkribieren. Damit ist auch<br />

der Versuch <strong>und</strong> die Diskussion e<strong>in</strong>er Normung der kanonischen Form des Standarddeutschen<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

Im zweiten Teil lernen wir, Sprachaufnahmen auf Lautebene unter Zuhilfenahme <strong>von</strong> <strong>Oszillogrammen</strong><br />

<strong>und</strong> Sonagrammen kanonisch zu segmentieren <strong>und</strong> zu etikettieren. Hierzu gehört<br />

e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsteil, <strong>in</strong> dem wir unsere Fähigkeiten <strong>und</strong> Erfahrungen ausbauen <strong>und</strong> auch unsere<br />

<strong>in</strong>dividuellen Ansichten untere<strong>in</strong>ander vergleichen.<br />

Im dritten Teil wird die Beziehung zwischen Signalen <strong>und</strong> Symbolen analysiert. Dies führt<br />

letztendlich zu e<strong>in</strong>er Sensibilisierung für die damit verb<strong>und</strong>ene Problematik (verursacht durch<br />

Koartikulation auf der Signalebene oder durch implizites Wissen auf der Symbolebene).<br />

Dieses Sem<strong>in</strong>ar legt die Gr<strong>und</strong>lagen für das weitere wissenschaftliche Arbeiten <strong>und</strong> auch für<br />

Industriepraktika. Es soll zu eigenen Ideen, Interessen <strong>und</strong> Spezialisierungen motivieren.<br />

1.1 Voraussetzungen:<br />

• Interesse am Lesen <strong>von</strong> Sonagrammen <strong>und</strong> an <strong>Transkription</strong> <strong>von</strong> Sprachsignalen<br />

1.2 Erfolgreiche Teilnahme:<br />

• Regelmäßige Anwesenheit <strong>und</strong> Mitarbeit<br />

• Bearbeitung der Hausaufgaben<br />

1


2 Das <strong>in</strong>ternationale phonetische Alphabet (Stand 1996)<br />

CONSONANTS (PULMONIC)<br />

Bilabial Labiodental Dental Alveolar Post alveolar Retroflex Palatal Velar Uvular Pharyngeal Glottal<br />

Plosive F > J @ � ? � � C G / �<br />

Nasal � � � � � `<br />

Trill � H 4<br />

Tap or Flap � �<br />

Fricative . * B L 6 , I � 5 � � � � N 8 : � � � D 0<br />

Lateral<br />

fricative<br />

Approximant<br />

� �<br />

� \ � b<br />

Lateral<br />

approximant � � �<br />

Where symbols appear <strong>in</strong> pairs, the one to the right represents a voiced consonant. Shaded areas denote articulations judged impossible.<br />

CONSONANTS (NON-PULMONIC)<br />

Clicks Voiced implosives Ejectives<br />

� Bilabial Bilabial ’ Examples:<br />

� Dental � Dental/alveolar F’ Bilabial<br />

! (Post)alveolar � Palatal J’ Dental/alveolar<br />

� Palatoalveolar S Velar �’ Velar<br />

Alveolar lateral � Uvular I’ Alveolar fricative<br />

OTHER SYMBOLS<br />

¡<br />

Voiceless labial-velar fricative � � Alveolo-palatal fricatives<br />

M Voiced labial-velar approximant � Alveolar lateral flap<br />

� Voiced labial-palatal approximant<br />

Simultaneous 5 and N<br />

� Voiceless epiglottal fricative<br />

� Voiced epiglottal fricative<br />

� Epiglottal plosive<br />

Affricates and double articulations<br />

can be represented by two symbols<br />

jo<strong>in</strong>ed by a tie bar if necessary.<br />

VOWELS<br />

Close<br />

Close-mid<br />

Open-mid<br />

Open<br />

�F JI<br />

(<br />

DIACRITICS Diacritics may be placed above a symbol with a descender, e.g. �<br />

' Voiceless �' @' � Breathy voiced >� =� Dental J� @�<br />

! Voiced I! J! Creaky voiced > = � Apical J� @�<br />

� Aspirated J� @� � L<strong>in</strong>guolabial J� @� " Lam<strong>in</strong>al J" @"<br />

% More ro<strong>und</strong>ed �% 9 Labialized J9 @9 Nasalized A<br />

� Less ro<strong>und</strong>ed �� � Palatalized J� @� X Nasal release @X<br />

c Advanced Kc � Velarized J� @� � Lateral release @�<br />

Retracted A � Pharyngealized J� @� � No audible release @�<br />

� Centralized A� � Velarized or pharyngealized �<br />

� Mid-centralized A� $ Raised A$ ( �$ = voiced alveolar fricative)<br />

< Syllabic �< � Lowered A� ( *� = voiced bilabial approximant)<br />

& Non-syllabic A& # Advanced Tongue Root A#<br />

� Rhoticity �� =� Retracted Tongue Root A�<br />

2<br />

(<br />

Front Central Back<br />

E O<br />

1;<br />

� � � K<br />

7<br />

2<br />

� �<br />

- �<br />

�<br />

Y � �<br />

� �<br />

= ^ ) �<br />

AA<br />

�<br />

Where symbols appear <strong>in</strong> pairs, the one<br />

to the right represents a ro<strong>und</strong>ed vowel.<br />

SUPRASEGMENTALS<br />

Primary stress<br />

� Secondary stress<br />

�B�7�� J15��<br />

U Long AU<br />

� Half-long A�<br />

� Extra-short A�<br />

�<br />

M<strong>in</strong>or (foot) group<br />

Major (<strong>in</strong>tonation) group<br />

� Syllable break �E���J<br />

� L<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g (absence of a break)<br />

TONES AND WORD ACCENTS<br />

LEVEL CONTOUR<br />

A��H � Extra<br />

high A or � Ris<strong>in</strong>g<br />

A � High A � Fall<strong>in</strong>g<br />

A( � Mid A � High<br />

ris<strong>in</strong>g<br />

A� � Low A� � Low<br />

ris<strong>in</strong>g<br />

Aa � Extra<br />

low A � Ris<strong>in</strong>gfall<strong>in</strong>g<br />

� Downstep � Global rise<br />

� Upstep � Global fall


3 SAMPA — Die phonetische Schrift für die Computer-Tastatur<br />

Dieses Symbol<strong>in</strong>ventar zur <strong>Transkription</strong> wurde zwischen 1987 <strong>und</strong> 1989 im Rahmen des<br />

EU-Projekts SAM (Speech Assessment Methods) <strong>von</strong> Phonetikern entwickelt <strong>und</strong> als SAM-<br />

PA (Phonetic Alphabet) bezeichnet. E<strong>in</strong> neues Symbol<strong>in</strong>ventar war notwendig, weil es auf<br />

Computer-Tastaturen nur mit großem Aufwand möglich ist, phonetische Lautsymbole e<strong>in</strong>zutippen.<br />

Daher wurde für jede Sprache e<strong>in</strong>e Liste <strong>von</strong> Symbolen def<strong>in</strong>iert, die leicht auf e<strong>in</strong>er Tastatur<br />

e<strong>in</strong>zugeben s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> den phonetischen Symbolen der jeweiligen Sprache entsprechen. Folgende<br />

Pr<strong>in</strong>zipien wurden bei der Umsetzung gr<strong>und</strong>sätzlich befolgt:<br />

1. Konsonanten, deren IPA-Symbole gängigen Kle<strong>in</strong>buchstaben entsprechen, erhalten die<br />

gleichen SAMPA-Symbole,<br />

2. Kle<strong>in</strong>buchstaben für gespannte <strong>und</strong> Großbuchstaben für ungespannte Vokale,<br />

3. Tastatursymbole sollen den entsprechenden IPA-Symbolen ähnlich sehen.<br />

Das letzte Pr<strong>in</strong>zip wird <strong>in</strong>sbesondere deutlich bei den zwei wichtigen Vokalen /¢ /, der durch<br />

/@/ symbolisiert wird, <strong>und</strong> /£ /, der durch /6/ symbolisiert wird. Außerdem steht /2/ für /ø/<br />

(wg. franz. deux) <strong>und</strong> /9/ für /œ/ (wg. franz. neuf).<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich wurde auf Diakritika <strong>und</strong> suprasegmentale Symbole (mit Ausnahme der Wortbetonung)<br />

verzichtet. Und da <strong>in</strong> europäischen Sprachen Töne oder Klicks nicht vorkommen,<br />

gibt es auch dafür ke<strong>in</strong>e Symbole. Dies gilt auch für Laute <strong>in</strong> Lehnwörtern, die nicht dem Phonemsystem<br />

der Sprache zugerechnet werden. Beispielsweise gibt es im deutschen SAMPA ke<strong>in</strong><br />

Symbol für den stimmlosen dentalen Frikativ /¤ /, der <strong>in</strong> englischen Wörtern sehr häufig ist <strong>und</strong><br />

damit auch <strong>in</strong> deutschen Texten vorkommen kann (z.B. Macbeth, Th<strong>und</strong>er, Theme). Daher wird<br />

für e<strong>in</strong>deutig englische Wörter auch ausschließlich das englische SAMPA verwendet.<br />

In Wörtern deutscher Texte f<strong>in</strong>det man regelmäßig auf der e<strong>in</strong>en Seite Laute aus gegenwärtig<br />

noch sehr unüblichen, aber zunehmend häufiger auftretenden Lehnwörtern, für die derzeit ke<strong>in</strong><br />

deutsches SAMPA-Symbol zur Verfügung steht, <strong>und</strong> auf der anderen Seite Laute aus sehr häufigen<br />

Lehnwörtern /¥ wie / <strong>in</strong> Ingenieur, Garage, Dschungel oder /˜ ¦ / <strong>in</strong> Restaurant, Balkon, Chance,<br />

engagieren. Konsequenterweise /¥ ist / e<strong>in</strong> Laut des Deutschen <strong>und</strong> erhält damit auch e<strong>in</strong><br />

eigenes SAMPA-Symbol ‘Z’, während dies /¤ für / nicht zutrifft. Allerd<strong>in</strong>gs existiert für das /˜ ¦ /<br />

ebenfalls ke<strong>in</strong> deutsches SAMPA-Symbol, denn der Laut taucht <strong>in</strong> der Phonologie des Deutschen<br />

nicht auf. Daß der Laut <strong>in</strong> der deutschen Aussprache meistens durch e<strong>in</strong>en nichtnasalierten<br />

Vokal mit /§ nachfolgendem / substituiert wird, kann nicht als das ausschlaggebende<br />

Argument akzeptiert werden. 1<br />

1 Wörter wie Souffleur, Mayonnaise, Gelat<strong>in</strong>e, Vanille, Rout<strong>in</strong>e, Patrouille, Abonnement, Ragout, Journalist,<br />

recherchieren, engagieren, Interview, Cover, Mallorca gehören seit langem fest zum deuschen Sprachgebrauch;<br />

im Fall <strong>von</strong> Sauce, Friseur, Portemonnaie hat sich sogar e<strong>in</strong>e deutsche Rechtschreibung gebildet: Soße, Frisör,<br />

Portmonee. Gegenwärtig werden Wörter üblich, die vor etwa 10 Jahren noch nicht vorkamen, wie Webseite, Call,<br />

Callboy, Life, Controll<strong>in</strong>g, Insidergeschäft. Und gegenwärtig tauchen auch äußerst unübliche Wörter wie open,<br />

user, th<strong>und</strong>er, theme auf, bei denen man entsprechend da<strong>von</strong> ausgehen kann, daß e<strong>in</strong>ige <strong>von</strong> ihnen <strong>in</strong> absehbarer<br />

Zeit im deutschen Sprachgebrauch üblich werden.<br />

3


4 E<strong>in</strong> Lautsystem des Deutschen für die masch<strong>in</strong>elle Symbolverarbeitung<br />

Im folgenden werden anhand e<strong>in</strong>er an die Erfordernisse der masch<strong>in</strong>ellen Sprachverarbeitung<br />

angepaßten phonetisch-phonologischen Beschreibung der deutschen Aussprache Probleme <strong>und</strong><br />

Schwierigkeiten offensichtlich, die mit der symbolischen Darstellung <strong>von</strong> Sprache <strong>in</strong> Form <strong>von</strong><br />

phonologischer Umschrift verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />

Oberstes Gebot bei der masch<strong>in</strong>ellen Verarbeitung geschriebener Sprache ist symbolische <strong>und</strong><br />

phonotaktische Konsistenz unter Berücksichtigung der phonetischen Ähnlichkeit. Aussprachelexika,<br />

die nach diesen allgeme<strong>in</strong>en Kriterien <strong>und</strong> den folgenden Regeln entwickelt wurden,<br />

besitzen diejenige Art <strong>von</strong> Konsistenz, die <strong>in</strong> der automatischen Sprachsynthese <strong>und</strong> Spracherkennung<br />

benötigt wird.<br />

4.1 Das /r/ <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Realisierungen<br />

Das Phonem /r/ kann im Deutschen <strong>in</strong> drei gr<strong>und</strong>verschiedenen Varianten auftreten:<br />

1. als Frikativ (stimmhaft wie <strong>in</strong> Reise /r ’aI z @/ oder stimmlos wie <strong>in</strong> Frage /f r ’a: g @/),<br />

2. als Vibrant (apikal oder velar),<br />

3. <strong>und</strong> <strong>in</strong> vokalisierter Form als a-Schwa (Fenster /f ’E n s t 6/).<br />

Phonologisch <strong>und</strong> <strong>in</strong> SAMPA müssen nur die zwei Symbole /r/ <strong>und</strong> /6/ unterschieden werden,<br />

da der Vibrant e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> dialektale <strong>und</strong> nicht bedeutungsunterscheidende phonetische Realisierungsmöglichkeit<br />

ist. Wörter wie vorrätig /f ’o: 6 r E: t I C/ zeigen, daß e<strong>in</strong> im Silbenonset<br />

niemals vokalisiert werden darf (aber durchaus als Vibrant realisiert werden kann), während<br />

e<strong>in</strong> postvokalisches im Silbenoffset meistens vokalisiert wird (aber nicht muß, wie die<br />

alte Bühnenaussprache <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>ige deutsche Dialekte zeigen). Postvokalische im Silbenoffset<br />

werden konsequenterweise immer als /6/ transkribiert (auch wenn sie nicht zw<strong>in</strong>gend<br />

vokalisiert werden), <strong>und</strong> im Silbenonset immer als /r/.<br />

Silben<strong>in</strong>itialität wirkt stärker als Postvokalität: Dies hat zur Folge, daß <strong>in</strong> unsere /’U n z @ r @/<br />

das zu /r/ werden muß, wodurch nicht mehr zu /6/ werden kann <strong>und</strong> damit das <br />

zu /@/ wird. Daß dabei (vermutlich weil unser /’U n z 6/ mit -Vokalisierung endet) auch<br />

die phonetische Realisation [¨ nz£ r¢ ] <strong>von</strong> unsere auftreten kann, f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der kanonischen Form<br />

natürlich ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung.<br />

4.2 Vokal++Vokal<br />

Wörter wie Periode, Orientierung, Material, äquatorial, variabel, viktorianisch, kurios, Abiturient,<br />

Ferien lassen sich e<strong>in</strong>erseits mit [£ j] <strong>und</strong> andererseits mit [© i] aussprechen.<br />

Jedoch erlauben Wörter mit ohne unmittelbar vorangehenden Vokal die Aussprachevariante<br />

[£ j] nicht, da das /r/ dann e<strong>in</strong>erseits nicht vokalisiert werden kann <strong>und</strong> andererseits die<br />

Phonotaktik des Deutschen die Komb<strong>in</strong>ation aus Konsonant+/r/+/j/ weder im Silbenonset noch -<br />

offset erlaubt. Hierzu zählen z.B. Atrium, Trier, Adria, Patriarch, a priori, Terrier. Diese Wörter<br />

müssen mit [© i] ausgesprochen werden.<br />

4


Wir bevorzugen auch bei den erstgenannten Wörtern die kanonische Form mit /r i/ (z.B. /p E r<br />

i ’o: d @/), die als Aussprache möglich ist <strong>und</strong> bei allen Wörtern zu e<strong>in</strong>er richtigen Form führt.<br />

4.3 Wann wird zu /j/?<br />

Bei der Aussprache <strong>von</strong> Wörtern wie speziell, Kalium, asiatisch, Spanier, Australier, Tradition,<br />

Religion, Britannien, Familien, Aktie, Diskussion, Material, . . . kann die Vokalfolge +Vokal<br />

durch /i/+Vokal oder durch /j/+Vokal realisiert werden. Sicher gibt es Wörter, die wie etwa<br />

Stadion, Medium, Razzia, Kaviar, Kolloquium bevorzugt mit /i/+Vokal ausgesprochen werden,<br />

<strong>und</strong> andere Wörter, die wie etwa Italiener, Union, Komödie, familiär eher mit /j/+Vokal realisiert<br />

werden. Aber ganz unmöglich ist /j/+Vokal bei Biennale, Biologie, Insignien, Abbreviation, . . . .<br />

Hier muß e<strong>in</strong> /i/ realisiert werden.<br />

Um wieder Fehler zu vermeiden, wird bei all diesen Wörtern das auch als /i/ transkribiert,<br />

da diese als Aussprache immer möglich ist, wenngleich sie vere<strong>in</strong>zelt als hyperartikuliert<br />

empf<strong>und</strong>en wird. Die Variante mit /j/ würde aber <strong>in</strong> letzteren Beispielen e<strong>in</strong>deutig zur falschen<br />

Aussprache führen.<br />

4.4 Wann wird zu /H/?<br />

Das /H/ steht für den Approximanten /� / <strong>in</strong> z.B. Etui, Biskuit, . . . . Dieser Laut wird aber auch<br />

Wörtern wie Venezuela, twisten, visualisieren, spirituell, l<strong>in</strong>gual, Ritual, Statue, eventuell, . . .<br />

unterstellt. Er kann aber nicht <strong>in</strong> Wörtern wie Dual auftreten. Wir wählen gr<strong>und</strong>sätzlich, wenn<br />

irgend möglich, e<strong>in</strong>e <strong>Transkription</strong> mit /u/, lassen aber das /H/ <strong>in</strong> zw<strong>in</strong>genden Fällen (wie z.B. /<br />

Q e t H ’i: /) zu, obwohl es nicht als Phonem des Deutschen gilt.<br />

4.5 Auslautverhärtung<br />

Die Auslautverhärtung gehört zur Standardaussprache des Deutschen. Sie tritt <strong>in</strong> der kanonischen<br />

Form ganz selbstverständlich <strong>in</strong> Wörtern wie hob / h ’o: p /, Leid / l ’aI t /, Spielzeug<br />

/ S p ’i: l t s OY k / oder fliegt / f l ’i: k t / auf.<br />

Die Endung wie etwa <strong>in</strong> König wird kanonisch mit /C/ transkribiert: / k ’2: n I C / (aber<br />

Könige / k ’2: n I g @ /).<br />

4.6 Sproßkonsonanten oder -vokale<br />

In der phonetischen Realisation vere<strong>in</strong>zelt auftretende Sproßkonsonanten wie etwa <strong>in</strong> sollst<br />

[z ¦ ltst] werden kanonisch nicht transkribiert: /z ’O l s t/. Allerd<strong>in</strong>gs werden die <strong>in</strong> der Orthographie<br />

vorgegeben Konsonanten sehr wohl transkribiert, wie z.B. <strong>in</strong> hältst /h ’E l t s t/, obwohl<br />

aus phonetischer Sicht ke<strong>in</strong> wesentlicher Unterschied auszumachen ist.<br />

Diese Fälle sollten nicht verwechselt werden mit Wörtern wie Arzt / a 6 t s t / <strong>und</strong> jetzt / j ’E t s t<br />

/, denn hier führt bereits alle<strong>in</strong> das <strong>in</strong> der kanonischen Form <strong>und</strong> tatsächlichen Aussprache<br />

zu / t s /.<br />

5


4.7 Gespannt kurz oder gespannt lang?<br />

Bestehen Unsicherheiten, ob <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wort der Vokal /E/ bzw. /a/ kurz oder lang ist, bietet e<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>imalpaar die sicherste Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage, z.B. gewellt vs. gewählt führt zu / g @ v ’E<br />

l t / vs. / g @ v ’E: l t / oder Stadt vs. Staat führt zu / S t ’a t / vs. / S t ’a: t /.<br />

Für alle anderen Vokale existieren ke<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imalpaare, hier gibt es andere Entscheidungshilfen.<br />

Gespannte Vokale, die ungespannt ausgesprochen trotzdem richtig kl<strong>in</strong>gen, s<strong>in</strong>d meistens kurz:<br />

Urteil / Q ’u 6 t aI l / läßt sich auch mit / Q ’U 6 t aI l / sprechen. Da Uhr mit ungespanntem<br />

Vokal aber falsch ist, hat es e<strong>in</strong>en langen gespannten Vokal / Q ’u: 6 /, denn diese können nicht<br />

durch e<strong>in</strong>en kurzen ungespannten Vokal ersetzt werden, ohne daß es auffällig falsch kl<strong>in</strong>gt.<br />

4.8 Länge e<strong>in</strong>es Vokals vor vokalisiertem /r/<br />

Bei der Entscheidung, ob der Vokal, der e<strong>in</strong>em vokalisierten /r/ vorangeht, kurz oder lang ist,<br />

hilft das Produzieren des /r/ als Frikativ <strong>und</strong> die Suche nach Wörtern mit sich reimenden Silben.<br />

So ist <strong>in</strong> Vorgeschichte / f ’o: 6 g @ S I C t @ / oder Arier / Q ’a: r i 6 / der Vokal lang, aber <strong>in</strong><br />

Arbeitsteilung / Q ’a 6 b aI t s t äI l U N / der Vokal kurz.<br />

4.9 Ke<strong>in</strong>e Gem<strong>in</strong>aten<br />

Doppelkonsonanten werden nie zu Gem<strong>in</strong>aten (z.B. Aufforderung / Q ’aU f O 6 d @ r U N /),<br />

auch nicht an Kompositagrenzen (z.B. Regelliste / r ’e: g @ l I s t @ /). Selbst wenn hyperartikulierte<br />

Aussprache zu e<strong>in</strong>em Unterschied führen würde wie bei Eisskulptur vs. Eiskulptur,<br />

wird beides zu / Q ’aI s k U l p t u 6 /. Somit ist auch des <strong>in</strong> früheren Nachrichtensendungen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich hyperartikulierte Tiefsttemperatur <strong>in</strong> der kanonischen Form nur mit e<strong>in</strong>em / t / zu<br />

transkribieren.<br />

4.10 Ke<strong>in</strong>e Schwa-Elisionen<br />

Obgleich bereits Sievers 1876 <strong>in</strong> der ersten Ausgabe se<strong>in</strong>er ” Lautphysiologie“ klar faststellt,<br />

daß <strong>in</strong> der faktischen Aussprache des Deutschen bei Wörtern wie ritten oder handel der Schwa<br />

der jeweils zweiten Silbe nicht ausgesprochen wird, sondern /n/ bzw. /l/ vokalische Funktion<br />

übernehmen, legen wir hier fest, daß gr<strong>und</strong>sätzlich ke<strong>in</strong> Schwa <strong>in</strong> der kanonischen <strong>Transkription</strong><br />

elidiert wird, damit der Transkribierer nicht bei jeder Schwa-Silbe aufs Neue <strong>in</strong>trospektiv prüfen<br />

muß, ob die Silbe üblicherweise ausfällt oder nicht. Also wird z.B. treiben mit / t r aI b @ n /<br />

transkribiert.<br />

4.11 Das Präfix ver-<br />

Bei Wörtern wie Lehrer, Ufer, . . . wird das f<strong>in</strong>ale -er zweifellos immer mit dem a-Schwa (also: l<br />

’e: r 6, Q ’u: f 6) transkribiert. Auch <strong>in</strong> Sprachdatenbanken wird man hier mit großer Sicherheit<br />

ke<strong>in</strong>e Realisierung als r-Diphthong f<strong>in</strong>den. Dies ist aber anders bei dem Präfix ver- wie z.B.<br />

<strong>in</strong> Verlust, verändern: Natürlich wird es häufig als [f£ ] realisiert, aber auch die Realisierung<br />

als [f��£ ] dürfte recht häufig vorkommen. Es ist also nicht empfehlenswert, diese Unterschiede<br />

bereits <strong>von</strong> vorhere<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>er kanonischen Ebene zu nivellieren. Statt dessen sollten die<br />

tatsächlichen allophonischen Varianten aus den Sprachdatenbanken kommen, um dann e<strong>in</strong>e<br />

6


Aussage darüber treffen zu können, ob diese beiden Silben tatsächlich den gleichen phonetischen<br />

Status haben. Wenn die Silbe betont ist, muß sogar /E 6/ gesetzt werden. So wird scherzte<br />

zu / S ’E 6 t s t @ /.<br />

4.12 Affrikaten im Deutschen<br />

Wörter wie Pfad, Pferd, Verpflegung, . . . werden immer mit / p f / transkribiert, damit die<br />

Buchstabenkomb<strong>in</strong>ation pf selbst bei tatsächlicher Aussprache ohne Verschluß phonologisch<br />

unterschieden werden kann <strong>von</strong> Wörtern, die mit f beg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> niemals mit / p f / realisiert<br />

werden.<br />

4.13 Das orthographische <br />

wird immer mit / k v / transkribiert. E<strong>in</strong>e Realiserung mit Vokal gilt als hyperartikuliert<br />

<strong>und</strong> kommt <strong>in</strong> der natürlichen Sprache nicht vor. Als Beispiel betrachte man Wörter wie<br />

Qualität.<br />

5 Unser modifiziertes deutsches SAMPA Zeichen<strong>in</strong>ventar<br />

Aus der Sicht der Sprachsynthesegruppe am IPSK wurde es 2005 notwendig, e<strong>in</strong>erseits aus<br />

re<strong>in</strong> technischen <strong>und</strong> andererseits aus phonologisch-phonetischen Gründen e<strong>in</strong> paar kle<strong>in</strong>ere<br />

Änderungen am ursprünglichen SAMPA fürs Deutsche vorzunehmen. Beispielsweise wird aus<br />

Gründen e<strong>in</strong>er problemlosen Verarbeitung <strong>in</strong> UNIX-Programmen der Glottalverschluß nicht als<br />

” ?“ sondern als Q“ notiert. Um e<strong>in</strong>e bessere Lesbarkeit bei Mehrzeichen-Symbolen (wie z.B.<br />

”<br />

“e:, oder aU) zu gewährleisten, wird zwischen allen SAMPA-Symbolen e<strong>in</strong> Space e<strong>in</strong>gefügt.<br />

Dies stellt gleichzeitig sicher, daß Affrikaten oder Diphthonge mit vokalisiertem ke<strong>in</strong>e<br />

eigenen Symbole mehr besitzen, obwohl dies im ursprünglichen SAMPA der Fall war.<br />

Wichtiger ist aber das neue Regelsystem zu Haupt- <strong>und</strong> Nebenbetonungen <strong>und</strong> die Erweiterung<br />

der Vokalklassen: neben den ungespannten kurzen <strong>und</strong> gespannten langen Vokalen ist die<br />

Klasse der gespannten kurzen Vokale h<strong>in</strong>zugekommen. Außerdem kann jeder Vokal noch hauptbetont<br />

werden, denn jedes Wort (auch E<strong>in</strong>silbler) hat genau e<strong>in</strong>e Hauptbetonung. So entstehen<br />

sechs Vokalklassen, die deutlich unterschiedlich häufig besetzt s<strong>in</strong>d (Wir zählen an dieser Stelle<br />

mögliche Nebenbetonungen nicht mit, da nicht alle Vokale nebenbetont auftreten).<br />

5.1 Was ist mit dem Glottalverschluß?<br />

Glottalverschlüsse s<strong>in</strong>d an vokalischen Wortanfängen obligatorisch. Sie s<strong>in</strong>d aber auch an Morphemanfängen<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Worts möglich <strong>und</strong> üblich. Zu den Problemfällen zählt das Aufe<strong>in</strong>andertreffen<br />

<strong>von</strong> zwei Vokalen (Hiat) wie <strong>in</strong> Reaktion / r e a k t s i ’o: n /, wo ke<strong>in</strong> Glottalverschluß<br />

vorkommt, <strong>und</strong> reaktionär /r “e Q a k t i o n ’E: r/ wo allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>er auftritt (weitere<br />

Beispiele: real / r e Q ’a: l /.<br />

7


5.2 /E/ oder /@/?<br />

wird immer entweder zu /E/ oder /E:/. Probleme entstehen erst bei -Vokalen <strong>in</strong> Silben,<br />

bei denen man sich nicht sicher ist, ob sie kanonisch mit /E/ oder mit /@/ transkribiert werden.<br />

Hier hilft aber die Faustregel, daß man ke<strong>in</strong> /E/ setzen darf, wenn die Silbe beim Aussprechen<br />

verschluckt werden kann, z.B. Gaben / g ’a: b @ n /. Umgekehrt gilt die Regel nicht: E<strong>in</strong>e Silbe,<br />

die nicht verschluckt werden darf, kann e<strong>in</strong> /E/ enthalten (z.B. dieselben / d i: z ’E l b @ n /)<br />

oder e<strong>in</strong> e<strong>in</strong> /@/ (z.B. geändert / g @ Q ’E n d 6 t /).<br />

5.3 Haupt- <strong>und</strong> Nebenbetonungen<br />

Während die Bestimmung der Position der Hauptbetonung wenig Probleme bereitet, ist die<br />

Lokalisation <strong>von</strong> Nebenbetonungen erheblich schwieriger. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist festzuhalten, daß<br />

• aufe<strong>in</strong>anderfolgende Silben nicht beide betont se<strong>in</strong> können,<br />

• /@/ <strong>und</strong> /6/ nie betont se<strong>in</strong> können,<br />

• dreisilbige Wörter ke<strong>in</strong>e Nebenbetonung haben können <strong>und</strong><br />

• Orts- <strong>und</strong> Straßensuffixe wie -straße, -weg, -berg, . . . nie betont werden. 2<br />

Wörter mit vier Silben haben oft ke<strong>in</strong>e Nebenbetonung:<br />

Geschäftsleitung / g @ S ’E f t s l aI t U N /<br />

Oder es kommt ohneh<strong>in</strong> nur e<strong>in</strong>e Vokalposition für die Nebenbetonung <strong>in</strong> Frage, die dann nicht<br />

markiert werden muß:<br />

Stellungnahme / S t ’E l U N n a: m @ /<br />

Aber wenn e<strong>in</strong>e Fehlbetonung wahrsche<strong>in</strong>lich wäre, ist die Markierung der Nebenbetonung<br />

notwendig:<br />

Installation / Q “I n s t a l a t s i ’o: n /<br />

Staatsanwaltschaft / S t ’a: t s Q a n v “a l t S a f t /<br />

(hat e<strong>in</strong>e Verschiebung der Betonung gegenüber Anwaltschaft / Q ’a n v a l t S a f t /)<br />

E<strong>in</strong> gutes Beispiel, bei dem Haupt- <strong>und</strong> Nebenbetonung vertauscht werden können, man sich<br />

aber für die wahrsche<strong>in</strong>lichere Lösung entscheiden mußte:<br />

irgende<strong>in</strong>e / Q ’I 6 g @ n t Q “aI n @ /<br />

Wörter mit fünf <strong>und</strong> mehr Silben haben meistens e<strong>in</strong>e, manchmal sogar zwei Nebenbetonungen.<br />

In den folgenden Beispielen darf die Nebenbetonung nicht entfallen, da gegenüber der<br />

e<strong>in</strong>fachen Form e<strong>in</strong>e Verschiebung der Betonung auftritt:<br />

Bestandsaufnahme / b @ S t ’a n t s Q aU f n “a: m @ /<br />

(hat e<strong>in</strong>e Verschiebung der Betonung gegenüber Aufnahme / Q ’aU f n a: m @ /)<br />

Betriebswirtschaftslehre / b @ t r ’i: p s v I 6 t S a f t s l “e: r @ /<br />

(hat e<strong>in</strong>e Verschiebung der Betonung gegenüber Wirtschaftslehre / v ’I 6 t S a f t s l e: r @ /)<br />

Unabhängigkeit / Q ’U n Q a p h “E N I C k aI t /<br />

2 -hausen, -hofen s<strong>in</strong>d hier nicht betroffen, da dort e<strong>in</strong>e Hauptbetonung auftritt.<br />

8


(hat e<strong>in</strong>e Verschiebung der Betonung gegenüber Abhängigkeit / Q ’a p h E N I C k aI t /)<br />

Auch darf die Nebenbetonung nicht entfallen, wenn es anderenfalls zu Fehlbetonungen kommen<br />

könnte:<br />

Identifikation / Q “i: d E n t i f i k a t s i ’o: n /<br />

ausgearbeitet / Q ’aU s g @ Q “a 6 b aI t @ t /<br />

<strong>in</strong>dustriellen / Q “I n d U s t r i ’E l @ n /<br />

Auch bei fünf <strong>und</strong> mehr Silben gilt, daß nicht markiert werden muß, wenn nur e<strong>in</strong>e Vokalposition<br />

für die Nebenbetonung <strong>in</strong> Frage kommt. So wird Schwa niemals betont <strong>und</strong> es bleibt nur<br />

e<strong>in</strong>e Position für die Nebenbetonung:<br />

ausgezeichnete / Q ’aU s g @ t s aI C n @ t @ /<br />

angegebenen / Q ’a n g @ g e: b @ n @ n /<br />

Schließlich wird ke<strong>in</strong>e Nebenbetonung trotz fünf Silben markiert, wenn es sich um unbetonbare<br />

Affixe oder Flektionsendungen handelt (betonbare Affixe wären z.B. -ierung, -ität, -abel):<br />

Teilnehmer<strong>in</strong>nen / t ’aI l n e: m @ r I n @ n /<br />

gesellschaftlichen / g @ z ’E l S a f t l I C @ n /<br />

normalerweise / n O 6 m ’a: l 6 v aI z @ /<br />

5.4 Die kurzen gespannten Vokale<br />

(Diesen Absatz nur als Denkanstoß werten!)<br />

Möglicherweise gibt es ke<strong>in</strong>e kurzen gespannnten Vokale, die betont s<strong>in</strong>d?<br />

Das <strong>in</strong> der letzten, betonten Silbe <strong>von</strong> Wörtern wie Politik, Kritik, Rubrik, Musik, Republik,<br />

Physik, Mathematik darf gespannt oder ungespannt ausgesprochen werden. Aber Wörter<br />

wie Ethik, Ästhetik, Belletristik, Technik, Problematik, Klassik, Kl<strong>in</strong>ik, Tragik, Dynamik, Taktik,<br />

Rhythmik, Plastik, Panik, Mimik, Metrik, Melodik, Logik, Logistik, Akustik, Kosmetik, Genetik,<br />

Hektik, Grafik zeigen, daß die Endung <strong>in</strong> unbetonter Position ungespannt ist, da e<strong>in</strong>e<br />

versuchsweise gespannte Aussprache offenk<strong>und</strong>ig falsch ist. Schließlich zeigen Wörter wie Fabrik,<br />

bei denen wieder die letzte Silbe betont ist, daß e<strong>in</strong>e Aussprache mit gespanntem /i/ falsch<br />

ist. Es handelt sich auch hier e<strong>in</strong>deutig um den ungespannten Vokal, daher sollte die Endung<br />

auch bei den weniger e<strong>in</strong>deutigen Wörtern mit ungespanntem Vokal transkribiert werden.<br />

Außerdem spricht der e<strong>in</strong>deutig ungespannte Vokal bei Politiker ebenfalls dafür, daß der Vokal<br />

auch bei Politik ungespannt kurz ist.<br />

5.5 Vollständige Liste unserer modifizierten deutschen SAMPA Zeichen<br />

Konsonanten:<br />

9


ilabial labio- alveolar post- palatal velar uvular glottal<br />

dental alveolar<br />

Plosiv p b t d k g Q<br />

Nasal m n N<br />

Frikaktiv f v s z S Z C x r h<br />

Approximant j<br />

Lateral l<br />

Monophthonge: gespannte lange, ungespannte kurze <strong>und</strong> gespannte kurze Vokale:<br />

vorne ger<strong>und</strong>et h<strong>in</strong>ten<br />

geschlossen<br />

i:<br />

I<br />

y:<br />

Y U<br />

u:<br />

halb- e: 2: o:<br />

geschlossen E 9 O<br />

halboffen<br />

E:<br />

offen<br />

Diphthonge <strong>und</strong> reduzierte Vokale:<br />

aI aU OY @ 6<br />

a: a<br />

vorne ger<strong>und</strong>et h<strong>in</strong>ten<br />

i y u<br />

e 2 o<br />

5.5.1 Fremdsprachige SAMPA-Symbole, die im Deutschen auftreten können<br />

Symbol Beispielwort <strong>Transkription</strong><br />

H Biskuit b I s k H ’i t<br />

T Macbeth m E k b ’E T<br />

D Brother b r ’a D 6<br />

a∼: Restaurant r E s t o r ’a∼:<br />

a∼ engagieren a∼ g a Z ’i: r @ n<br />

Ensemble Q a∼ s ’a∼: b @ l<br />

O: Call k ’O: l<br />

w Wellness w ’E l n @ s<br />

10


5.6 Beispielwörter<br />

5.6.1 Konsonaten<br />

Symbol Beispielwort <strong>Transkription</strong><br />

p Pe<strong>in</strong> p ’aI n<br />

b Be<strong>in</strong> b ’aI n<br />

t Teich t ’aI C<br />

d Deich d ’aI C<br />

k Kunst k ’U n s t<br />

g Gunst g ’U n s t<br />

Q Vere<strong>in</strong> f E6 Q ’aI n<br />

f Faß f ’a s<br />

v was v ’a s<br />

s Tasse t ’a s @<br />

z Hase h ’a: z @<br />

S waschen v ’a S @ n<br />

Z Genie Z @ n ’i:<br />

C sicher z ’I C 6<br />

j Jahr j ’a: 6<br />

x Buch b ’u: x<br />

h Hand h ’a n t<br />

m me<strong>in</strong> m ’aI n<br />

n ne<strong>in</strong> n ’aI n<br />

N D<strong>in</strong>g d ’I N<br />

l Leim l ’aI m<br />

r Reim r ’aI m<br />

Affrikaten werden als zwei SAMPA-Symbole transkribiert:<br />

Symbol Beispielwort <strong>Transkription</strong><br />

p f Pfahl p f ’a: l<br />

t s Zahl t s ’a: l<br />

t S deutsch d ’OY t S<br />

d Z Dschungel d Z ’U N @ l<br />

5.6.2 Vokale<br />

Die gespannten langen Vokale:<br />

11


1.Bsp. <strong>Transkription</strong> 2.Bsp. <strong>Transkription</strong> 3.Bsp. <strong>Transkription</strong><br />

i: Lied l ’i: t Biete b ’i: t @ K<strong>in</strong>o k ’i: n o<br />

e: Beet b ’e: t Leder l ’e: d 6 Theke t ’e: k @<br />

E: pfählen p f ’E: l @ n äsen Q ’E: z @ n Ähre Q ’E: r @<br />

a: Tat t ’a: t Schaf S ’a: f Saat z ’a: t<br />

o: Rot r ’o: t Schote S ’o: t @ Boot b ’o: t<br />

u: Blut b l ’u: t spuken S p ’u: k @ n Tuch t ’u: x<br />

y: Grün g r ’y: n Züge t s ’y: g @ Tücher t ’y: C 6<br />

2: blöd b l ’2: t Öfen Q ’2: f @ n König k ’2: n I C<br />

Die gespannten kurzen Vokale:<br />

1.Bsp. <strong>Transkription</strong> 2.Bsp. <strong>Transkription</strong> 3.Bsp. <strong>Transkription</strong><br />

i Politik p o l i t ’I k vital v i t ’a: l Diagnose d i a k n ’o: z @<br />

e Metall m e t ’a l Methan m e t ’a: n thematisch t e m ’a: t I S<br />

o Kolonne k o l ’O n @ Volumen v o l ’u: m @ n Kolumbus k o l ’U m b U s<br />

u Musik m u s ’I k zuteil t s u t ’aI l Kurier k u r ’i: 6<br />

y Zyklop t s y k l ’o: p Physik f y s ’I k Synagoge z y n a g ’o: g @<br />

2 Ökonom Q 2 k o n ’o: m möbliert m 2 b l ’i 6 t Ödem Q 2 d ’e: m<br />

Die ungespannten kurzen Vokale:<br />

1.Bsp. <strong>Transkription</strong> 2.Bsp. <strong>Transkription</strong> 3.Bsp. <strong>Transkription</strong><br />

I Sitz z ’I t s Bitte b ’I t @<br />

E Bett b ’E t klettern k l ’E t 6 n<br />

a Satz z ’a t s schaffe S ’a f @<br />

O Trotz t r ’O t s Socke z ’O k @<br />

U Schutz S ’U t s Mutter m ’U t 6<br />

Y hübsch h ’Y p S süffig z ’Y f I C<br />

9 plötzlich p l ’9 t s l I C Söckchen z ’9 k C @ n<br />

Die drei Diphthonge <strong>und</strong> zwei Schwa-Vokale:<br />

Symbol Beispielwort <strong>Transkription</strong><br />

aI Eis Q ’aI s<br />

aU Haus h ’aU s<br />

OY Kreuz k r ’OY t s<br />

@ bitte b ’I t @<br />

6 besser b ’E s 6<br />

Beispiele für Komb<strong>in</strong>ationen aus Vokalen <strong>und</strong> vokalisierten :<br />

12


Symbol Beispielwort <strong>Transkription</strong><br />

i: 6 Tier t ’i: 6<br />

I 6 Wirt v ’I 6 t<br />

y: 6 Tür t ’y: 6<br />

Y 6 Türke t ’Y 6 k @<br />

e: 6 schwer S v ’e: 6<br />

E 6 Berg b ’E 6 k<br />

E: 6 Bär b ’E: 6<br />

2: 6 Föhr f ’2: 6<br />

9 6 Wörter v ’9 6 t 6<br />

a: 6 Haar h ’a: 6<br />

a 6 hart h ’a 6 t<br />

u: 6 Kur k ’u: 6<br />

U 6 kurz k ’U 6 t s<br />

o: 6 Ohr Q ’o: 6<br />

O 6 dort d ’O 6 t<br />

13


6 Aufgabe 1:<br />

Korrigieren Sie die kanonischen Formen <strong>von</strong> 300 Wörtern<br />

Im Anhang A f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong>e kurze Übersicht über alle <strong>von</strong> uns benötigten Unix-Befehle. Weiter<br />

f<strong>in</strong>den Sie im Anhang B die wichtigsten Tastaturbefehle, um den Texteditor XEmacs zu bedienen.<br />

Wechseln Sie <strong>in</strong> das Verzeichnis /homes/hpt/trans/. Dort f<strong>in</strong>den Sie 14 Dateien mit<br />

Namen <strong>von</strong> sample 26.10.05 small.1.txt bis sample 26.10.05 small.7b.txt.<br />

Jede Datei enthält 300 teilweise falsch transkribierte Wörter <strong>und</strong> soll nach den oben erläuterten<br />

SAMPA-Regeln korrigiert werden <strong>von</strong>:<br />

1 T<strong>in</strong>ecke Becker 1b Clara Tillmanns<br />

2 Gaby He<strong>in</strong>ike 2b Antonia Schulz<br />

3 Far<strong>in</strong>a Brock 3b Jenna Stoffel<br />

4 Carol<strong>in</strong> Funk 4b Julia Bode<br />

5 Natalie Fecher 5b Christian Schömmer<br />

6 Sarah Stolze 6b Anja Bärnthaler<br />

7 Jara Sulakova 7b Yun-Yi Lisa Wang / Maria Paola Bissiri<br />

6.1 Typische Fehler<br />

• Nebenbetonungen (“) tauchen oft <strong>in</strong> Wörtern mit weniger als vier Silben auf, oder s<strong>in</strong>d<br />

unmittelbare Nachbarn der Hauptbetonung, oder s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>er Silbe, die vernünftigerweise<br />

nicht betont wird.<br />

• SAMPA-Zeichen verleiten zu Vertauschungen bei Groß- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>schreibung, da SAM-<br />

PA oft der Orthographie ähnelt.<br />

• /z/ <strong>und</strong> /s/ <strong>und</strong> /S/ werden gerne vertauscht.<br />

• /Q/ fehlt oft.<br />

• Richtig: Variationen / v a r i a t s i ’o: n /<br />

Nicht: Variationen / v a 6 j a t s j ’o: n /<br />

• Gespannte kurze Vokale: zivilen / t s i v ’i: l @ n /<br />

14


7 Aufgabe 2:<br />

Korrigieren Sie die Unterschiede zwischen zwei Wortlisten<br />

Jede Liste mit je 300 Wörtern wurde <strong>von</strong> zwei Studierenden <strong>von</strong> Hand korrigiert. Um die Fehler<br />

<strong>in</strong> den bearbeiteten Listen weiter zu reduzieren, werden alle unterschiedlich korrigierten E<strong>in</strong>träge<br />

ermittelt, <strong>und</strong> beide Studierenden e<strong>in</strong>igen sich jeweils auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Transkription</strong>.<br />

Bei dieser Aufgabe hilft der XEmacs. Wechseln Sie auch für diese Aufgabe <strong>in</strong> das Verzeichnis<br />

/homes/hpt/trans/ <strong>und</strong> rufen den XEmacs mit beiden zu vergleichenden Dateien auf:<br />

xemacs sample 26.10.05 small.1.txt sample 26.10.05 small.1b.txt<br />

Dann wählen Sie mit der Maus den Menüe<strong>in</strong>trag Tools→Compare→Two Buffers...<br />

<strong>und</strong> drücken danach zweimal auf die [Return]-Taste. Es ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> neues kle<strong>in</strong>es Bedienfenster,<br />

<strong>in</strong> dem folgende Kommandos wichtig s<strong>in</strong>d (das kle<strong>in</strong>e Bedienfenster muß aktiv se<strong>in</strong>, damit<br />

E<strong>in</strong>gaben möglich s<strong>in</strong>d!):<br />

Taste Funktion<br />

? Wechselt das Bedienfenster zwischen kle<strong>in</strong>er <strong>und</strong> großer Darstellung<br />

| Beide Wortlisten werden untere<strong>in</strong>ander oder nebene<strong>in</strong>ander gezeigt<br />

n Gehe zum nächsten Unterschied <strong>in</strong> beiden Wortlisten<br />

p Gehe zum vorigen Unterschied <strong>in</strong> beiden Wortlisten<br />

Stellen Sie beide Wortlisten nebene<strong>in</strong>ander dar <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>heitlichen Sie e<strong>in</strong>en Unterschied nach<br />

dem anderen. In dem Bedienfenster wird die Anzahl der gesamtunterschiede <strong>und</strong> die Nummer<br />

des gerade betrachteten Unterschieds angezeigt. Typischerweise zeigen sich 30 bis 50 Unterschiede.<br />

15


A Wichtige UNIX-Befehle<br />

Befehl Bedeutung Beispiele Bedeutung des Beispiels<br />

cd Ordner wechseln cd /homes/me<strong>in</strong> name/ Zum eigenen Ordner wechseln<br />

cd .. Zum übergeordneten Ordner wechseln<br />

cd ../order name/ Zum parallelen Ordner order name<br />

ls Inhalt e<strong>in</strong>es Orders zeigen ls Inhalt des aktuellen Orders zeigen<br />

ls -l -l führt zu e<strong>in</strong>er Liste mit Datum<br />

ls ../order name/ Inhalt e<strong>in</strong>es parallelen Ordners zeigen<br />

mkdir Neuen Ordner erzeugen mkdir me<strong>in</strong> ordner/ Im aktuellen Ordner e<strong>in</strong>en Unterordner<br />

erzeugen<br />

mv Datei verschieben oder mv alte datei neue datei Datei umbenennen<br />

umbenennen<br />

mv datei ../ Datei <strong>in</strong> den übergeordneten Ordner<br />

verschieben<br />

mv datei ../order/ Datei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en benachbarten Ordner<br />

verschieben<br />

chmod Zugriffsrechte ändern chmod g+w me<strong>in</strong>e datei Die Gruppe darf <strong>von</strong> nun an me<strong>in</strong>e<br />

Datei überschreiben oder löschen<br />

rm Datei<br />

löschen<br />

unwiederbr<strong>in</strong>glich rm me<strong>in</strong>e datei Me<strong>in</strong>e Datei wird gelöscht<br />

man Hilfetext abrufen man ls Zeige mir den Hilfetext zu ls<br />

man -k directory Liefere alle Befehle, die mit dem<br />

Stichwort directory zu tun haben<br />

xemacs Texteditor Emacs starten xemacs neue datei E<strong>in</strong>e neue Datei erzeugen<br />

B Wichtige XEmacs-Befehle<br />

Tastenkomb<strong>in</strong>ation Aktion<br />

Ctrl + X dann Ctrl + S Datei speichern<br />

Ctrl + X dann Ctrl + C Emacs verlassen<br />

Ctrl + A An den Zeilenanfang spr<strong>in</strong>gen<br />

Ctrl + E Ans Zeilenende spr<strong>in</strong>gen<br />

Ctrl + K Zeile ab Cursor-Position löschen<br />

Ctrl + Y Gelöschte Zeile beim Cursor e<strong>in</strong>fügen<br />

16

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