Versuch BZ: Die Brennstoffzelle im Laborversuch - Institut für ...

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Versuch BZ: Die Brennstoffzelle im Laborversuch 1. Einleitung Der Anstieg des CO2-Gehalts in der Atmosphäre über die letzten 100 Jahre ist hauptsächlich auf anthropogene Einflüsse zurückzuführen. Eine verstärkte Förderung und Verbrennung fossiler Energieträger sowie die Rodung von Regenwäldern, die maßgeblich für die Reduzierung von Kohlendioxid verantwortlich sind, haben zu einem Anstieg des CO2- Gehaltes von 280 ppm im Jahr 1860 auf 340 ppm im Jahr 1980 geführt. Neben CO2 tragen auch Gase wie Methan, Distickstoffoxid, verschiedene Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs) sowie Wasserdampf zum Treibhauseffekt bei: durch Sonneneinstrahlung wird die Erde erwärmt, ein Teil dieser Wärme wird nachts durch Strahlungsaustausch in den Weltraum abgegeben. Die bereits erwähnten Treibhausgase behindern jedoch diesen Vorgang, so dass Klimaforscher eine allmähliche Erwärmung der Erdatmosphäre mit teils fatalen Folgen für das Leben auf der Erde befürchten. Eine Möglichkeit zur Reduzierung des Treibhausgases CO2 besteht in einer besseren Energieausnutzung von Kraftwerken durch Verbesserung des durchschnittlichen Wirkungsgrades. Weiter wird der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft diskutiert. Wasserstoff als Energieträger kann gespeichert werden und steht damit in Spitzenlastzeiten für die Energiegewinnung zur Verfügung. Natürlich besteht hier das Problem, den Wasserstoff möglichst CO2-neutral zu erzeugen, ein Umstand, der die Forschung auf den Gebieten Photovoltaik und Elektrolysetechnologie maßgeblich bestimmt. Als Energiewandler besitzt die Brennstoffzelle einen entscheidenden Vorteil: sie benötigt Wasserstoff, kann aber z. B. auch mit Erdgas (nach Reformierung) betrieben werden. Es besteht also prinzipiell die Möglichkeit, Brennstoffzellensysteme auf Erdgasbasis zu konstruieren und diese dann direkt mit Wasserstoff zu betreiben. 2. Theoretische Grundlagen 2.1 Brennstoffe für Brennstoffzellen Bei der elektrochemischen Umsetzung in der Brennstoffzelle stellt Wasserstoff den eigentlichen Brennstoff dar. Daher ist es erforderlich, jeden anderen Brennstoff so umzuwandeln, dass ein Brenngas mit möglichst hohem Wasserstoffgehalt entsteht. Als Oxidationsmittel der elektrochemischen Reaktion fungiert Sauerstoff bzw. Luft (Sauerstoffanteil 21 %). Wasserstoff als Brennstoff Reiner Wasserstoff liegt in der Erdatmosphäre nur in sehr geringer Konzentration vor, jedoch ist Wasserstoff Bestandteil einer Vielzahl chemischer Verbindungen. Ziel muss es daher sein, den chemisch gebundenen Wasserstoff in molekularen Wasserstoff H2 zu überführen. Eine Möglichkeit stellt die Wasserelektrolyse dar, bei der Wasser mittels elektrischer Energie gemäß der Reaktionsgleichung 2 HO ⎯⎯→ 2 H + O 2 2 2 in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt wird. Dabei werden 4 Elektronen umgesetzt. 49

<strong>Versuch</strong> <strong>BZ</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Brennstoffzelle</strong> <strong>im</strong> <strong>Laborversuch</strong><br />

1. Einleitung<br />

Der Anstieg des CO2-Gehalts in der Atmosphäre über die letzten 100 Jahre ist hauptsächlich<br />

auf anthropogene Einflüsse zurückzuführen. Eine verstärkte Förderung und Verbrennung<br />

fossiler Energieträger sowie die Rodung von Regenwäldern, die maßgeblich <strong>für</strong> die<br />

Reduzierung von Kohlendioxid verantwortlich sind, haben zu einem Anstieg des CO2-<br />

Gehaltes von 280 ppm <strong>im</strong> Jahr 1860 auf 340 ppm <strong>im</strong> Jahr 1980 geführt. Neben CO2 tragen<br />

auch Gase wie Methan, Distickstoffoxid, verschiedene Fluorchlorkohlenwasserstoffe<br />

(FCKWs) sowie Wasserdampf zum Treibhauseffekt bei: durch Sonneneinstrahlung wird die<br />

Erde erwärmt, ein Teil dieser Wärme wird nachts durch Strahlungsaustausch in den<br />

Weltraum abgegeben. <strong>Die</strong> bereits erwähnten Treibhausgase behindern jedoch diesen<br />

Vorgang, so dass Kl<strong>im</strong>aforscher eine allmähliche Erwärmung der Erdatmosphäre mit teils<br />

fatalen Folgen <strong>für</strong> das Leben auf der Erde be<strong>für</strong>chten.<br />

Eine Möglichkeit zur Reduzierung des Treibhausgases CO2 besteht in einer besseren<br />

Energieausnutzung von Kraftwerken durch Verbesserung des durchschnittlichen<br />

Wirkungsgrades. Weiter wird der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft diskutiert. Wasserstoff<br />

als Energieträger kann gespeichert werden und steht damit in Spitzenlastzeiten <strong>für</strong> die<br />

Energiegewinnung zur Verfügung. Natürlich besteht hier das Problem, den Wasserstoff<br />

möglichst CO2-neutral zu erzeugen, ein Umstand, der die Forschung auf den Gebieten<br />

Photovoltaik und Elektrolysetechnologie maßgeblich best<strong>im</strong>mt.<br />

Als Energiewandler besitzt die <strong>Brennstoffzelle</strong> einen entscheidenden Vorteil: sie benötigt<br />

Wasserstoff, kann aber z. B. auch mit Erdgas (nach Reformierung) betrieben werden. Es<br />

besteht also prinzipiell die Möglichkeit, <strong>Brennstoffzelle</strong>nsysteme auf Erdgasbasis zu<br />

konstruieren und diese dann direkt mit Wasserstoff zu betreiben.<br />

2. Theoretische Grundlagen<br />

2.1 Brennstoffe <strong>für</strong> <strong>Brennstoffzelle</strong>n<br />

Bei der elektrochemischen Umsetzung in der <strong>Brennstoffzelle</strong> stellt Wasserstoff den<br />

eigentlichen Brennstoff dar. Daher ist es erforderlich, jeden anderen Brennstoff so<br />

umzuwandeln, dass ein Brenngas mit möglichst hohem Wasserstoffgehalt entsteht. Als<br />

Oxidationsmittel der elektrochemischen Reaktion fungiert Sauerstoff bzw. Luft<br />

(Sauerstoffanteil 21 %).<br />

Wasserstoff als Brennstoff<br />

Reiner Wasserstoff liegt in der Erdatmosphäre nur in sehr geringer Konzentration vor,<br />

jedoch ist Wasserstoff Bestandteil einer Vielzahl chemischer Verbindungen. Ziel muss es<br />

daher sein, den chemisch gebundenen Wasserstoff in molekularen Wasserstoff H2 zu<br />

überführen.<br />

Eine Möglichkeit stellt die Wasserelektrolyse dar, bei der Wasser mittels elektrischer Energie<br />

gemäß der Reaktionsgleichung<br />

2 HO ⎯⎯→ 2 H + O<br />

2 2 2<br />

in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt wird. Dabei werden 4 Elektronen<br />

umgesetzt.<br />

49


Erdgas als Brennstoff<br />

Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan (CH4), das aufgrund seines hohen Wasserstoffgehaltes<br />

besonders <strong>für</strong> die Wasserstoffgewinnung geeignet ist. <strong>Die</strong> Umwandlung von<br />

Erdgas in ein wasserstoffreiches Brenngas geschieht in zwei Teilschritten:<br />

a) Dampfreformierung<br />

Das <strong>im</strong> Erdgas enthaltene Methan reagiert mit Wasser zu einem wasserstoffreichen<br />

Synthesegas aus H2 und CO:<br />

CH + H O ⎯⎯→ CO + 3 H<br />

4 2 2<br />

Der Vorgang ist bei 650°C endotherm. Um eine Vergiftung des Katalysators zu<br />

verhindern, muss der Schwefelgehalt <strong>im</strong> Erdgas reduziert werden.<br />

b) Shift-Reaktion<br />

In einem Reaktor mit Edelmetallkatalysator wird ein Großteil des CO mit H2O zu H2<br />

und CO2 umgesetzt:<br />

CO + H2O⎯⎯→ CO2 + H2<br />

Im Gegensatz zur Dampfreformierung läuft diese Reaktion exotherm ab, die<br />

freiwerdende Wärme wird der Dampfreformierung zugeführt.<br />

Methanol als Brennstoff<br />

Mobile Anwendungen der <strong>Brennstoffzelle</strong>ntechnik stellen spezielle Anforderungen an die<br />

Brennstoffe. So ist be<strong>im</strong> Automobil die flüssige Betankung unter Atmosphärendruck<br />

wesentlich einfacher zu realisieren als beispielsweise unter hohem Druck und bei tiefen<br />

Temperaturen. Zudem existiert mit den vorhandenen Tankstellen bereits eine<br />

flächendeckende Infrastruktur <strong>für</strong> flüssige Kraftstoffe, die auch zur Verteilung von Methanol<br />

genutzt werden könnte.<br />

Methanol (CH3OH) reagiert mit Wasser bei relativ niedrigen Temperaturen (200 – 300°C)<br />

unter Verwendung geeigneter Katalysatoren zu H2 und CO2:<br />

CH OH + H O ⎯⎯→ 3 H + CO<br />

3 2 2 2<br />

Auch die direkte Umsetzung von Methanol in der Niedertemperaturbrennstoffzelle ohne<br />

Umweg über H2 ist <strong>im</strong> Prinzip bereits verwirklicht, jedoch stellt die Entwicklung eines<br />

geeigneten Katalysators <strong>für</strong> die Oxidation von Methanol eine wissenschaftliche<br />

Herausforderung dar.<br />

2.2 Funktionsprinzip der elektrochemischen Energieumwandlung in einer<br />

<strong>Brennstoffzelle</strong><br />

Das Prinzip der <strong>Brennstoffzelle</strong> basiert auf der direkten Umwandlung von chemischer in<br />

elektrische Energie mittels einer elektrochemischen Reaktion.<br />

Eine <strong>Brennstoffzelle</strong> besteht <strong>im</strong> allgemeinen aus zwei Elektroden (Anode und Kathode) mit<br />

einem sich dazwischen befindenden Elektrolyten. <strong>Die</strong> Anode wird mit einem Brennstoff (hier<br />

Wasserstoff), die Kathode mit dem Oxidanten/Oxidationsmittel (hier Luft bzw. der darin<br />

enthaltene Sauerstoff) versorgt. <strong>Die</strong> Reaktionspartner selbst sind durch den Elektrolyten<br />

getrennt. Wasserstoff wird an der Anode oxidiert (Elektronenabgabe), an der Kathode wird<br />

der Oxidant reduziert (Elektronenaufnahme).<br />

50


<strong>Die</strong> Reaktion an der Kathode tritt erst dann ein, wenn diese mit der Anode leitend verbunden<br />

wird. Von der Anode zur Kathode fließt dann über den äußeren Leiter ein Elektronenstrom<br />

(äußerer Strom), der Arbeit leisten kann. Der korrespondierende Ladungstransport in der<br />

<strong>Brennstoffzelle</strong> erfolgt über den Ionenstrom (innerer Strom) <strong>im</strong> Elektrolyten (Bild 1). Der<br />

Stoff- und damit auch der Energieumsatz lassen sich durch den Massenstrom der<br />

Reaktanden und/oder die elektrische Belastung beeinflussen.<br />

Bild 1: Funktionsprinzip der <strong>Brennstoffzelle</strong><br />

Wie bei der Batterie setzt sich auch bei der <strong>Brennstoffzelle</strong> der elektrochemische Prozess<br />

aus zwei Teilreaktionen an den Elektroden zusammen. Bei der <strong>Brennstoffzelle</strong> werden die<br />

Elektroden jedoch nicht umgewandelt, die Zelle kann also nicht entladen werden. Rein<br />

formal handelt es sich bei dem Prozess um eine Verbrennung, jedoch läuft die Reaktion<br />

katalysiert und kontrolliert ab. Man bezeichnet sie daher auch als „kalte Verbrennung“.<br />

2.3 Thermodynamik der elektrochemischen Energiewandlung<br />

<strong>Die</strong> bei einer Reaktion unter konstantem Druck p auftretende Energieänderung wird durch<br />

die Reaktionsenthalpie Δ RH beschrieben:<br />

Δ H = ΔU + pΔV = Q + W + pΔV (1)<br />

R<br />

Δ U : Änderung der inneren Energie des Systems.<br />

Q, W: <strong>Die</strong> mit der Umgebung ausgetauschte Wärme bzw. Arbeit.<br />

Ein Maß <strong>für</strong> die max<strong>im</strong>al gewinnbare Arbeit (unter Ausschluss der Volumenarbeit) einer<br />

reversiblen, isobar-isotherm geführten chemischen Reaktion ist die freie Reaktionsenthalpie<br />

Δ G = Δ H − TΔ S = W . (2)<br />

R R R rev<br />

Reaktionen, bei denen z.B. die Anzahl der Mole gasförmiger Reaktanden größer ist als die<br />

der Produkte, besitzen eine negative Entropieänderung. Verlaufen solche Reaktionen<br />

exotherm, so ist der Wert der freien Reaktionsenthalpie „weniger“ negativ als der Wert der<br />

Reaktionsenthalpie. Ein Beispiel hier<strong>für</strong> ist die Bildung von Wasser aus Wasserstoff und<br />

Sauerstoff:<br />

( ) + ( ) ⎯⎯→(<br />

)<br />

2 H g O g 2<br />

H O fl<br />

2 2 2<br />

51


0<br />

0<br />

mit Δ RH =−285,<br />

8 kJ mol und Δ RG =−273,<br />

1 kJ mol unter Standardbedingungen.<br />

Wird die Reaktion als „echte“ Verbrennung geführt, dann wird die Reaktionsenthalpie<br />

vollständig in Wärme umgewandelt:<br />

Δ H = Q.<br />

(3)<br />

R<br />

Wird jedoch eine elektrochemische Reaktionsführung gewählt, so stellt W die Summe aus<br />

Volumenarbeit (W Vol ) und elektrischer Arbeit (W el ) dar:<br />

W = W el + W Vol = W el - pΔV. (4)<br />

Dabei können n Mole ausgetauschte Elektronen je Mol Brennstoff theoretisch max<strong>im</strong>al die<br />

elektrische Arbeit<br />

mit<br />

( ϕ , ϕ , ) ( ϕ , ϕ , )<br />

W = n e N − = nF − ,<br />

el A rev K rev A rev K rev A<br />

NA =<br />

23 −1<br />

6,022⋅10 mol ( Avogadro −Zahl)<br />

19<br />

e = 1,602 ⋅10<br />

C ( Elemtarladung)<br />

N ⋅ e = F = C ⋅ mol Faraday −Konstante<br />

A<br />

verrichten. Der Term ( ϕrev, K ϕrev,<br />

A )<br />

−1<br />

96485 ( )<br />

− bedeutet die Differenz der elektrischen Potenziale von<br />

Kathode und Anode bei reversibler Reaktionsführung. Für eine reversible und isotherme<br />

Reaktionsführung ergibt sich damit<br />

( , , )<br />

Δ G = −nF ϕ − ϕ . (5)<br />

R rev K rev A<br />

Verwendet man die reversible elektrische Zellspannung Urev ( ϕrev, K ϕrev<br />

, A )<br />

52<br />

= − , so ergibt sich<br />

Δ RG = − n F Urev<br />

. (6)<br />

Damit ist gezeigt, dass die <strong>Brennstoffzelle</strong> theoretisch in der Lage ist, die Änderung der<br />

freien Enthalpie einer chemischen Reaktion direkt in elektrische Energie umzuwandeln.<br />

Liegen die Reaktanden und Produkte rein und in ihren Standardzuständen vor, so schreibt<br />

man<br />

Δ G = − n F U . (7)<br />

0 0<br />

R rev<br />

0<br />

U rev ist die reversible Standardpotenzialdifferenz der Zelle und beträgt <strong>für</strong> die Reaktion von<br />

0<br />

Wasserstoff mit Sauerstoff 1,23 V. U rev wird auch als theoretische Gleichgewichtsspannung<br />

bezeichnet und ist temperatur- und druckabhängig. Um Missverständnissen vorzubeugen,<br />

sei erwähnt, dass in der Literatur statt U oft ΔE 0 verwendet wird.<br />

0<br />

rev


Wirkungsgrad von <strong>Brennstoffzelle</strong>n<br />

<strong>Brennstoffzelle</strong>n sind sehr effiziente Energiewandler. Dabei wird kontinuierlich chemische<br />

Energie, die <strong>im</strong> Brennstoff Wasserstoff enthalten ist, mit Hilfe eines Oxidanten direkt in<br />

elektrische Energie umgewandelt. Ein Umweg über die thermische bzw. mechanische<br />

Energieform (wie <strong>im</strong> Fall der Wärmekraftmaschine) ist nicht notwendig (Bild 2). Daher gilt <strong>für</strong><br />

die <strong>Brennstoffzelle</strong> nicht der einschränkende Carnotsche Wirkungsgrad<br />

rev TU η C = 1 − ( TU < T)<br />

. (8)<br />

T<br />

Bild 2: Energiewandlungskette bei Wärmekraftmaschine und <strong>Brennstoffzelle</strong><br />

Der elektrische Wirkungsgrad η el einer <strong>Brennstoffzelle</strong> ist definiert als das Verhältnis von<br />

erzeugter elektrischer Energie zu der bei der Verbrennung freigesetzten Reaktionswärme<br />

Wel<br />

η el = . (9)<br />

ΔRH<br />

Wie bereits angesprochen, kann die <strong>Brennstoffzelle</strong> bei reversibler Reaktionsführung die<br />

freie Reaktionsenthalpie vollständig in elektrische Energie (Arbeit) umwandeln. Für den<br />

theoretischen elektrischen Wirkungsgrad (Gibbsscher Wirkungsgrad) erhält man<br />

η<br />

Δ G Δ S<br />

= = 1−T<br />

Δ H Δ H<br />

rev<br />

el<br />

R R<br />

R R<br />

53<br />

. (10)<br />

Da der Quotient aus Reaktionsentropie und Reaktionsenthalpie nur schwach temperaturabhängig<br />

ist, ergibt sich <strong>für</strong> den Gibbsschen Wirkungsgrad der in Bild 3 dargestellte<br />

lineare Zusammenhang mit der Temperatur. Zum Vergleich ist auch der Carnotsche<br />

Wirkungsgrad dargestellt. Insbesondere <strong>im</strong> Bereich kleiner bis mittlerer Arbeitstemperaturen<br />

ist die ideale <strong>Brennstoffzelle</strong> eindeutig effizienter als eine ideale Wärmekraftmaschine.


Bild 3: Vergleich der theoretischen Wirkungsgrade von <strong>Brennstoffzelle</strong> und<br />

Carnot-Prozess<br />

Da die Vorgänge in einer realen <strong>Brennstoffzelle</strong> nicht reversibel ablaufen, wird der<br />

Gibbssche Wirkungsgrad in der Praxis natürlich nicht erreicht. Realistisch ist zur Zeit ein<br />

elektrischer Wirkungsgrad η el von 40 − 65 %. Ein alternatives Maß <strong>für</strong> die Effizienz der<br />

elektrochemischen Energiewandlung eines realen <strong>Brennstoffzelle</strong>nprozesses ist der<br />

elektrochemische Wirkungsgrad (Spannungswirkungsgrad)<br />

− nF U U<br />

ηU<br />

= =<br />

Δ G U<br />

K K<br />

R rev<br />

54<br />

. (11)<br />

U K ist die real gemessene Klemmspannung. Sie ist <strong>im</strong>mer kleiner als die theoretische<br />

thermodynamische Gleichgewichtsspannung und von der Stromstärke bzw. der Stromdichte<br />

(Stromstärke/Fläche der protonenleitenden Membran) abhängig. <strong>Die</strong> Differenz zwischen den<br />

beiden Spannungen wird als Überspannung bezeichnet. Sie setzt sich wie folgt zusammen<br />

(siehe auch Bild 5):<br />

Durchtrittsüberspannung: Verluste infolge der katalytischen Vorgänge an den Elektroden<br />

(best<strong>im</strong>mend bei kleinen Strömen).<br />

Diffusionsüberspannung: Verluste infolge der begrenzten Diffusionsfähigkeit der Gase in der<br />

Elektrodenstruktur (best<strong>im</strong>mend bei hohen Strömen)<br />

Überspannung durch den Innenwiderstand: Ohmsche Verluste in Elektrolyt und<br />

Stromleitungen.<br />

Bezieht man den Spannungswirkungsgrad auf den eingesetzten Brennstoff, so ergibt sich<br />

Δ G −nFU −nFU<br />

η = η η = ⋅ =<br />

* rev R K K<br />

U el U<br />

ΔRH ΔRG ΔRH<br />

Wird <strong>für</strong> Δ RH = Hu<br />

( Hu ≡ unterer Heizwert) über<br />

nung best<strong>im</strong>mt, so erhält man<br />

R Hu<br />

. (12)<br />

Δ H = − nFU eine elektrische Span


U<br />

* K η U = . (13)<br />

UHu<br />

Im Betrieb treten weiterhin Verluste durch unvollständige Brennstoffausnutzung auf, vor<br />

allem infolge elektrochemischer Nebenreaktionen und Undichtigkeiten. Der Faraday- oder<br />

Stromwirkungsgrad trägt dem Rechnung:<br />

I<br />

η I = . (14)<br />

Ith<br />

Er ist das Verhältnis aus dem gemessenen Strom I und dem mit Hilfe des 1. Faradayschen<br />

Gesetzes anhand des zugeführten Brennstoffmassenstromes berechneten, theoretisch<br />

möglichen Strom Ith.<br />

Wird zusätzlich noch der Systemwirkungsgrad η Sys mit einbezogen, der den Energiebedarf<br />

der verfahrenstechnischen Peripherie (Pumpen, Heizung, Kühlung, Kompression usw.)<br />

berücksichtigt, so erhält man abschließend als Wirkungsgrad eines <strong>Brennstoffzelle</strong>nsystems<br />

η = η η η η<br />

14243<br />

rev<br />

el U I Sys<br />

Energiewirkungs−<br />

grad ηE<br />

55<br />

. (15)<br />

Bild 4: Wirkungsgrad-Stromstärke-Charakteristik einer Einzelzelle und eines<br />

Zellenstapels.<br />

In der Praxis versucht man, eine <strong>Brennstoffzelle</strong> bei möglichst hohem Strom und damit<br />

hoher elektrischer Leistung zu betreiben. Mit steigender Stromstärke n<strong>im</strong>mt aber der<br />

elektrische Wirkungsgrad η el ab, der Anteil an thermischer Verlustleistung steigt (siehe Bild).<br />

<strong>Die</strong> Wirkungsgrad-Stromstärke-Charakteristik entspricht bei der Einzelzelle weitgehend dem<br />

Verlauf des Spannungswirkungsgrades. Faraday- und Systemwirkungsgrad liegen nahezu<br />

bei 100 %. Bedingt durch geringe Leckagen be<strong>im</strong> Zellenstapel spielen elektrochemische<br />

Nebenreaktionen eine größere Rolle, und der Faraday-Wirkungsgrad sinkt. Wegen des<br />

deutlich höheren Eigenverbrauchs gegenüber einer Einzelzelle (Kühlung, Transport der<br />

Reaktanden, Steuerung usw.) wirkt sich be<strong>im</strong> Zellenstapel bei kleinen Strömen zusätzlich<br />

der Systemwirkungsgrad stark auf den Gesamtwirkungsgrad aus.


2.5 Elektrodenkinetik<br />

<strong>Die</strong> Lastspannung (Spannung unter Stromfluss) ist bei <strong>Brennstoffzelle</strong>n genau wie bei<br />

Batterien <strong>im</strong>mer niedriger als die Leerlaufspannung (theoretische Gleichgewichtsspannung).<br />

<strong>Die</strong> Differenz dieser beiden Spannungen bezeichnet man als Polarisation oder<br />

Überspannung. <strong>Die</strong>se Verluste hängen in galvanischen Zellen von der Stromdichte ab und<br />

werden durch die Kinetik der Elektrodenreaktionen, das Design der Zelle sowie durch den<br />

verwendeten Elektrolyten best<strong>im</strong>mt (siehe auch Abschnitt 2.4).<br />

Bild 5 zeigt den schematischen Verlauf einer <strong>Brennstoffzelle</strong>n-Kennlinie. Der Zusammenhang<br />

zwischen Zellspannung und Stromdichte wird wie folgt beschrieben:<br />

mit<br />

U = U + blog i<br />

rev<br />

0<br />

U = U0−blog i − Ri<br />

(16)<br />

Urev thermodynamische Gleichgewichtsspannung<br />

U0 Leerlaufspannung<br />

U Zellspannung<br />

R Innenwiderstand<br />

i Stromdichte<br />

i0 Austauschstromdichte<br />

b Steigung<br />

(Stromdichte i, Austauschstromdichte i0 und Steigung b sind Größen in der sogenannten<br />

Tafel-Gleichung). Differenziert man nach der Stromdichte, so ergibt sich die Steigung der<br />

Kennlinie zu<br />

∂U<br />

b<br />

= − −R.<br />

(17)<br />

∂i<br />

i<br />

Bild 5: Schematischer Verlauf einer typischen <strong>Brennstoffzelle</strong>n-<br />

Kennlinie mit Kennzeichnung der Verluste. Links ist die<br />

Zellspannung (Differenz der Elektrodenpotenziale an<br />

Kathode und Anode), rechts sind die einzelnen<br />

Elektrodenpotenziale an Kathode und Anode in Abhängigkeit<br />

der Stromdichte dargestellt.<br />

56


Der Verlauf der Zellspannung U in Abhängigkeit der Stromdichte i lässt sich folgendermaßen<br />

interpretieren:<br />

− Bei kleinen Stromdichten (bis etwa 50 mA/cm 2 ) best<strong>im</strong>men katalytische Vorgänge an<br />

den Elektroden den elektrochemischen Prozess. Der Betrag des Differentials ∂U / ∂i<br />

ist groß, und es gibt einen exponentiellen Zusammenhang zwischen Stromdichte und<br />

Überspannung. Entscheidend ist hier die Durchtrittsüberspannung, während<br />

Ohmsche Verluste sowie Diffusionsüberspannungen hier vernachlässigt werden<br />

können.<br />

− N<strong>im</strong>mt die Stromdichte zu, so steigt die Diffusionsüberspannung nicht mehr weiter<br />

an. Der Ohmsche Widerstand best<strong>im</strong>mt den Verlauf der Zellspannung. Für mittlere<br />

Stromdichten gilt der lineare Zusammenhang U~i. Der Widerstand muss vor allem<br />

bei großen <strong>Brennstoffzelle</strong>n sehr klein gehalten werden, da es sonst aufgrund der<br />

hohen Ströme zu erheblichen Verlusten kommt. <strong>Die</strong> Verlustleistung muss durch die<br />

Kühlung abgeführt werden.<br />

− Bei weiterem Anstieg der Stromdichte wird ab einem best<strong>im</strong>mten Wert der Stofftransport<br />

der l<strong>im</strong>itierende Faktor. Durch zu niedrige Raten der Versorgung mit<br />

Reaktanden und/oder der Produktabfuhr kommt es zu einem steilen Abfall der<br />

Zellspannung bis fast auf den Wert Null (Diffusionsbereich).<br />

An der Anode ist die Austauschstromdichte so gering, dass konkurrierende Anodenreaktionen<br />

(Oxidation des Platinkatalysators, Korrosion des Kohlenstoffs, Oxidation von<br />

Verunreinigungen) eine signifikante Rolle spielen. Selbst bei Stromdichte Null existieren<br />

noch Spannungsverluste. <strong>Die</strong> messbare Leerlaufspannung U0 (reale Gleichgewichtsspannung)<br />

ist eine Mischspannung und liegt bei einer H2/O2-Zelle um 100 bis 200<br />

mV unter Urev. Der max<strong>im</strong>al mögliche Wirkungsgrad einer realen <strong>Brennstoffzelle</strong> liegt bei<br />

einer Stromdichte gegen Null zwischen 8 und 16 % unter dem theoretischen Wert von Urev.<br />

Ziel der <strong>Brennstoffzelle</strong>nentwicklung ist es daher, die Beiträge der einzelnen<br />

Überspannungen durch<br />

− wirksame Elektrokatalysatoren und höhere Prozesstemperaturen (Aktivierungsüberspannung)<br />

− opt<strong>im</strong>ierte Elektrodenstrukturen und Gasführungen (Diffusionsüberspannungen) und<br />

− Verringerung der Dicke der Elektrolytmembran (Innenwiderstand)<br />

zu min<strong>im</strong>ieren.<br />

3. Exper<strong>im</strong>enteller Teil<br />

Aufgabenstellung und Zielsetzung<br />

<strong>Die</strong> Aufgabe umfasst den Aufbau des <strong>Brennstoffzelle</strong>nversuchs sowie die Durchführung und<br />

Auswertung verschiedener Exper<strong>im</strong>ente. Ziel ist es, exper<strong>im</strong>entelle und theoretische<br />

Kenntnisse <strong>im</strong> Bereich der Elektrochemie und <strong>Brennstoffzelle</strong>ntechnik zu erlangen.<br />

Komponenten und <strong>Versuch</strong>saufbau<br />

Für den <strong>Versuch</strong> benötigen Sie folgende Komponenten:<br />

• <strong>Brennstoffzelle</strong>nstack NP20, besteht aus vier in Reihe geschalteten <strong>Brennstoffzelle</strong>n<br />

• Widerstandslast RL20<br />

• Wasserstoffflasche mit doppelstufigem Druckminderer und Gaszuleitung<br />

• Durchflussmesser HC20 mit Spülventil (siehe Bild 8) und festem, <strong>für</strong><br />

Klemmringverschraubungen geeigneten Schlauch<br />

57


• Lüfterstromversorgung FP50<br />

• Spannungs- und Strommessgerät, Spannungsversorgung (9-12 V) über 3,5 mm-<br />

Klinkenbuchse<br />

• Mehrere 4mm-Laborkabel mit Bananensteckern<br />

Bauen Sie den <strong>Versuch</strong> gemäß Bild 8 auf.<br />

Bild 8: <strong>Versuch</strong>saufbau zur Aufnahme der Kennlinie des <strong>Brennstoffzelle</strong>nstacks<br />

NP20 (Spannungs-Strom-Kennlinie)<br />

sowie zur Best<strong>im</strong>mung seines Gesamtwirkungsgrades ηE.<br />

Durchführung der Exper<strong>im</strong>ente<br />

Anfahren der Anordnung<br />

Für zuverlässige Messungen muss der <strong>Brennstoffzelle</strong>nstack NP20 in einem leistungsbereiten<br />

Zustand befinden, d.h. eine ausreichende Befeuchtung der Membranelektrolyten<br />

der Zellen muss gewährleistet sein. Das ist jedoch schon nach einer Betriebspause von nur<br />

einem Tag nicht mehr gegeben, so dass eine 10 bis 15 Minuten dauernde Einlaufphase bei<br />

kleiner Leistung erforderlich wird.<br />

<strong>Die</strong> folgende Anweisung <strong>für</strong> das Anfahren der <strong>Versuch</strong>sanordnung gilt, wenn das System<br />

vorher nicht in Betrieb war. Sollte bereits unmittelbar zuvor mit dem gleichen <strong>Versuch</strong>saufbau<br />

gearbeitet worden sein, so stellen Sie sicher, dass Punkt 6 der folgenden Vorschrift<br />

erfüllt ist. Wenn ja, kann direkt mit der Aufnahme der Datenpunkte (Abschnitt 3.2.2)<br />

begonnen werden. Anderenfalls müssen die Schritte 1 bis 6 unbedingt durchgeführt werden.<br />

Vorschrift zur Inbetriebnahme des Stacks <strong>im</strong> „dead-end“-Modus:<br />

Öffnen Sie das Spülventil des Stacks<br />

Öffnen Sie vorsichtig die Wasserstoffversorgung, also das Hauptventil an der<br />

Wasserstoffflasche und das Ventil des Druckminderers, um das System einige Sekunden zu<br />

spülen.<br />

Achtung: Bei der Verwendung von Wasserstoff<br />

besteht <strong>im</strong>mer Brand und Explosionsgefahr. Es<br />

herrscht absolutes Rauchverbrot, und der Umgang<br />

mit 58 offenem feuer in der Nähe der gesamten<br />

Brennsoffzellenanlage ist untersagt!


Achtung: Vermeiden Sie plötzliche Druckstöße. Der Wasserstoff-Druck sollte langsam<br />

erhöht werden und darf einen Wert von 1,0 bar Überdruck (1,0 bar Relativdruck bzw. 2,0 bar<br />

Absolutdruck) nicht überschreiten.<br />

Schließen Sie das Spülventil des Stacks.<br />

Führen Sie den Kurz-Check <strong>im</strong> Anhang A durch.<br />

War der Kurz-Check erfolgreich, kann das System „warmgefahren“ werden. <strong>Die</strong>ser Vorgang<br />

dauert etwa 10 bis 15 Minuten. Wählen Sie dazu einen Strom von 1 A und eine<br />

Lüfterspannung von 1 V und stellen Sie den gewünschten Systemdruck (0,3 bis 0,9 bar<br />

Überdruck) ein.<br />

Es kann mit dem eigentlichen <strong>Versuch</strong> begonnen werden, wenn<br />

− die schwarze Glaskugel <strong>im</strong> Strömungsmesser ruhig schwebt und<br />

− die Leerlaufspannung des Stacks mindestens 3,5 V beträgt.<br />

Aufnehmen der Datenpunkte („dead-end“-Modus)<br />

− Öffnen Sie vorsichtig <strong>für</strong> ca. 1 Sekunde das Spülventil am Stack, um diesen zu<br />

spülen.<br />

− Stellen Sie an der Lüftersteuerung FP50 eine Lüfterspannung von 6 V ein<br />

− Stellen Sie den gewünschten Wasserstoffdruck ein (empfohlener Mindestüberdruck<br />

0,3 bar)<br />

Der Druck <strong>im</strong> System ändert sich geringfügig, wenn sich der Wasserstoffverbrauch <strong>im</strong> Stack<br />

verändert. Nach dem Einstellen neuer Lastzustände sollte der Druck am Manometer des<br />

Druckminderers daher kontrolliert und gegebenfalls korrigiert werden.<br />

Trennen Sie die Last vollständig von der <strong>Brennstoffzelle</strong>, warten Sie ca. 1 Minute und<br />

nehmen Sie dann die Leerlaufspannung des Stacks und den Wasserstoff-Durchfluss auf.<br />

Befindet sich der Stack <strong>im</strong> Leerlauf, sollte der Durchflussmesser keinen Wasserstoff-<br />

Durchfluss anzeigen, anderenfalls befindet sich ein Leck <strong>im</strong> System.<br />

Stellen Sie an der Widerstandslast RL20 beide Regler auf linken Anschlag und den Umschalter<br />

in die obere Position. Verbinden Sie nun wieder die Last mit der <strong>Brennstoffzelle</strong>.<br />

Stellen Sie mittels des oberen Reglers nacheinander die in der folgenden Messwerttabelle<br />

(siehe Abschnitt 3.2.3) angegebenen Stromwerte ein. Nehmen Sie nach einer Wartezeit von<br />

etwa 1 Minute je Messpunkt (Strom, Spannung und Durchfluss sollten stabil sein) die<br />

korrespondierenden Werte <strong>für</strong> diese Größen auf. Ist der obere Regler der Widerstandslast<br />

RL20 am rechten Anschlag angelangt, schalten Sie auf den unteren Regler um.<br />

Best<strong>im</strong>men Sie den Durchfluss anhand der Position einer der Kugeln <strong>im</strong> Messglas des<br />

HC20. Entscheidend ist dabei die jeweilige Mitte der Kugeln. <strong>Die</strong> Positionen können dann<br />

mit Hilfe des Durchfluss-Diagramms (siehe Anhang B) in den entsprechenden Wasserstoff-<br />

Durchfluss umgerechnet werden. Der Wasserstoff-Druck <strong>im</strong> System muss da<strong>für</strong> bekannt<br />

sein. <strong>Die</strong> schwarze Glaskugel ist zur Messung kleiner, die metallische Stahlkugel zur<br />

Messung großer Durchflüsse vorgesehen. Verwenden Sie die Stahlkugel, sobald diese ruhig<br />

schwebt, da damit eine höhere Messgenauigkeit erreicht wird.<br />

Verweilen Sie nicht zu lange auf den Messpunkten, damit sich Parameter wie Temperatur<br />

und Membranfeuchte nicht zu stark verändern (das gilt insbesondere <strong>für</strong> Stromstärken über<br />

~2 A).<br />

59


Variieren Sie den elektrischen Strom nicht abrupt, da sonst die Strömungsbedingungen so<br />

stark gestört werden, dass es einige Minuten dauern kann, bis die Kugeln <strong>im</strong> HC20 wieder<br />

ruhig schweben.<br />

Achtung :Das System muss <strong>im</strong> „dead-end“-Modus von Zeit zu Zeit gespült<br />

werden. Bei Stromstärken unter ~2 A sollte das Spülventil daher <strong>im</strong> Abstand<br />

von max<strong>im</strong>al 10 Minuten, bei Strömen über ~2 A nach der Aufnahme jedes<br />

neuen Datenpunktes, <strong>für</strong> ~1 Sekunde geöffnet werden.<br />

Achtung: <strong>Die</strong> Messung ist unbedingt abzubrechen, wenn die Spannung des<br />

Stacks unter 1,6 V sinkt.<br />

Messwertetabelle<br />

Messen sie beginnend bei 0 A (Leerlaufspannung) in Schritten von 0,1 - 0,25 A, um<br />

genügend Messpunkte <strong>für</strong> die U – I--Kennlinie zu erhalten. Notieren Sie die jeweiligen<br />

Kugelpositionen, die mit Hilfe des Diagramms <strong>im</strong> Anhang B in die entsprechenden Werte <strong>für</strong><br />

V umgerechnet werden können.<br />

den Durchfluss ( H )<br />

2<br />

Vorgabe Messwerte<br />

Kugelposition (mm) Durchfluss<br />

I/A I/A U/V Glas Stahl<br />

60<br />

V H /ml/min<br />

2<br />

-1<br />

4. Auswertung<br />

1. Zeichnen und interpretieren Sie die Spannungs-Strom-Kennlinie U(I) der <strong>Brennstoffzelle</strong>.<br />

2. Best<strong>im</strong>men Sie graphisch aus der U-I-Kennlinie die Durchtrittsüberspannung sowie<br />

den Innenwiderstand des <strong>Brennstoffzelle</strong>nstacks.<br />

3. Zeichnen Sie die Leistungskurve P(I) der <strong>Brennstoffzelle</strong> und ermitteln Sie die<br />

max<strong>im</strong>al erreichte elektrische Leistung Pmax. Bei welcher Stromstärke wird Sie<br />

erreicht?<br />

4. Berechnen Sie den theoretischen elektrischen Wirkungsgrad<br />

rev<br />

el<br />

η <strong>für</strong> eine<br />

Temperatur T= 298,15 K und Drücken von p(H2) = p(O2) = 101325 Pa. <strong>Die</strong> hier<strong>für</strong><br />

notwendigen thermodynamischen Daten können dem Lehrbuch „Physikalische<br />

Chemie“ von P.W. Atkins entnommen werden.<br />

5. Best<strong>im</strong>men Sie den Spannungswirkungsgrad ηU(I) der <strong>Brennstoffzelle</strong>, bezogen auf<br />

die theoretische thermodynamische Gleichgewichtsspannung der Wasserstoff-<br />

Sauerstoff-Reaktion.<br />

6. Best<strong>im</strong>men Sie den Stromwirkungsgrad ηI(I) des Systems.


Hilfestellung:<br />

Der gemäß des zugeführten Wasserstoff-Volumenstromes mit Hilfe des 1. Faradayschen<br />

Gesetzes zu berechnende, theoretisch mögliche Strom Ith ergibt sich wie folgt:<br />

mit<br />

I<br />

th<br />

V& H ⋅F ⋅z<br />

2 =<br />

V ⋅ n<br />

VH2 & Wasserstoff-Volumenstrom in<br />

F = 96.485 C⋅ mol -1<br />

m<br />

61<br />

1<br />

l s −<br />

⋅<br />

Farraday-Konstante<br />

z = 2 Anzahl pro Wasserstoffmolekül umgesetzte Elektronen<br />

Vm Molares Volumen bei 25°C in l⋅ mol -1 (ideales Gas)<br />

n = 2 Anzahl der Zellen <strong>im</strong> <strong>Brennstoffzelle</strong>nstack NP20<br />

7. Ermitteln Sie das Produkt *<br />

η E aus Spannungswirkungsgrad U () I η und Stromwirkungsgrad<br />

η I () I .<br />

8. Erstellen Sie abschließend ein Wirkungsgrad-Strom-Diagramm <strong>für</strong> das <strong>Brennstoffzelle</strong>nstack<br />

NP20 mit den drei Wirkungsgraden , η () η () und η .<br />

Anhang A: Kurz-Check des <strong>Brennstoffzelle</strong>nstacks NP20<br />

Vor jeder Inbetriebnahme des <strong>Brennstoffzelle</strong>nstacks NP20 müssen dessen Membranen auf<br />

Dichtigkeit überprüft werden, da defekte Membranen zur Bildung zündfähiger Wasserstoff-<br />

Luft-Gemische führen können. Prüfgröße ist hierbei die Leerlaufspannung des Stacks. Zur<br />

Messung der Leerlaufspannung muss sämtliche Widerstandslast (Widerstandslast RL20,<br />

Strommessgerät) vom <strong>Brennstoffzelle</strong>nstack getrennt werden, d. h. es wird nur die<br />

Spannung abgegriffen. <strong>Die</strong> Leerlaufspannung wird durch ein eventuelles Überströmen von<br />

Wasserstoff auf die Luftseite (Sauerstoffseite, Kathode) deutlich reduziert.<br />

Der Kurz-Check umfasst die folgenden Schritte:<br />

U I<br />

I I<br />

*<br />

E


Anhang B:<br />

Durchfluss-Diagramm des Durchflussmessers HC20<br />

5. Fragen zum Kolloquium<br />

1. Welche Brennstoffe sind möglich?<br />

2. Wie ist der Wirkungsgrad definiert?<br />

3. Welche Bau-Arten von <strong>Brennstoffzelle</strong>n gibt es?<br />

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