Branchenspiegel - IHK Lüneburg-Wolfsburg
Branchenspiegel - IHK Lüneburg-Wolfsburg
Branchenspiegel - IHK Lüneburg-Wolfsburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Zugegeben: Die Förderung von Kultur gehört<br />
ebenso wenig zu den Kernaufgaben<br />
eines Unternehmens wie die Förderung<br />
von kulturellerBildung. Die Unterstützung<br />
von Kultur wird in erster Linie – und sicherlich<br />
auch zu Recht – als unternehmerische<br />
Kür gesehen. Kultur ist Sache des<br />
Staates, Erziehung und Bildung (primäre)<br />
Angelegenheit von Schule und Elternhaus.<br />
Aber bereits die Kritik am Bildungsniveau<br />
der Bewerberwirft ja die Frage auf,welche<br />
Forderungen Unternehmer stellen – und<br />
ob sie nicht selbst tätig werden sollten.<br />
Dafür, dass kulturelle Bildung auch ein<br />
Thema für die Wirtschaft ist, gibt es meh-<br />
rere Indizien: So hat der Kulturkreis der<br />
deutschen Wirtschaft einen Arbeitskreis<br />
Kulturelle Bildung eingerichtet. So hat dieser<br />
Kulturkreis zusammen mit der Ruhr-<br />
Universität Bochum das Bronnbacher Stipendium<br />
aufgelegt: ein Programm, das Studierenden<br />
nicht-kultureller Fachrichtungen<br />
zwei Semester lang begleitend zum<br />
Fachstudium die Gelegenheit gibt, sich intensivmit<br />
zeitgenössischerKunst und Kultur<br />
auseinanderzusetzen.<br />
KULTURFÖRDERUNG Was haben Unternehmen<br />
von einer vielfältigen Kulturlandschaft?<br />
Kreative, kommunikationsstarke Mitarbeiter und<br />
einen Standortvorteil, der das Image prägt.<br />
Warum? Unter kultureller Bildung eines<br />
Menschen versteht man den Prozess des<br />
Lernens und des Auseinandersetzens mit<br />
sich, seiner Umwelt und der Gesellschaft<br />
durch das Medium Kunst und Kultur. Es<br />
geht also um Persönlichkeitsbildung. Man<br />
geht davon aus, dass diese Auseinandersetzung<br />
die Kreativität, die Wahrnehmungsfähigkeit<br />
und die Kommunikationsfähigkeit<br />
entwickelt. Alles so genannte soft<br />
skills, die Unternehmen von ihren Mitarbeitern<br />
erwarten. Größere Betriebe haben<br />
die Bedeutung von kultureller Bildung<br />
durchaus erkannt, wie eine Untersuchung<br />
des Kulturkreises Wirtschaft, der Wirtschaftszeitung<br />
Handelsblatt und des Instituts<br />
für Handelsforschung zeigt. Das Thema<br />
in die mittelständische Wirtschaft zu<br />
bringen erweist sich ungleich schwieriger.<br />
Einen Versuch in diese Richtung haben im<br />
September die Initiative KulturKontakte<br />
und die Stiftung Springhornhof unternommen:<br />
mit dem Diskussionsforum ,Kulturelle<br />
Bildung als Standortfaktor: Stiefkind<br />
oderChance des ländlichen Raumes?‘. Bemerkenswert<br />
wardie Aussage eines Unternehmers<br />
im Podium: „Bei Bewerbungen<br />
interessieren mich die Zeugnisse nur zum<br />
Teil. Genauso große Bedeutung messe ich<br />
heute dem bei, was man sonst noch gemacht<br />
hat, zum Beispiel, ob sich jemand<br />
kulturell oder sozial engagiert hat.“<br />
Deutlich wurde in der Veranstaltung aber<br />
auch: Die Verantwortung für Bildung und<br />
Angebote kultureller Bildung liegen beim<br />
Staat. Die Wirtschaft kann bestenfalls ergänzend<br />
und unterstützend tätig werden.<br />
Und sie kann – und sollte – das staatliche<br />
Engagement in diesem Bereich einfordern.<br />
Meinung<br />
Kulturelle Bildung –<br />
(k)ein Thema für die Wirtschaft?<br />
» Die Wirtschaft sollte das<br />
Engagement des Staates<br />
für Angebote der<br />
kulturellen Bildung fordern«<br />
Martin Exner<br />
leitet den Geschäftsbereich Standortpolitik in der <strong>IHK</strong><br />
Dass die Wirtschaft Kultur bereits unterstützt,<br />
belegen zahlreiche Bewerbungen<br />
für den diesjährigen KulturKontakte-Preis<br />
des Landes Niedersachsen. Die Projekte<br />
umfassen nicht nur die finanzielle Förderung<br />
von Konzerten, Festspielen oderAusstellungen.<br />
In vielen Fällen führen UnternehmerJugendliche<br />
und Mitarbeiteran die<br />
Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur<br />
heran.<br />
Angebote der kulturellen Bildung beim Staat<br />
einfordern – das sollten Unternehmer in<br />
Zukunft stärkerals bishertun. Und sie sollten<br />
– durchaus im wohlverstandenen Eigeninteresse<br />
– darauf drängen, dass Angebote<br />
kultureller Bildung in den Kommunen<br />
erhalten bleiben. Die Wirtschaft<br />
braucht in einer wissensbasierten Ökonomie<br />
und in einerWissensgesellschaft kreative<br />
und kommunikationsfähige Mitarbeitermehrdenn<br />
je. Kulturund kulturelle Bildung<br />
sind Standortfaktoren – gerade auch<br />
im ländlichen Raum und im Wettbewerb<br />
der Regionen untereinander.<br />
Am 16. November zeichnet der niedersächsische<br />
Wirtschaftsminister Jörg Bode die<br />
Preisträger des KulturKontakte-Preises<br />
im Schloss Wolfenbüttel aus. Mit dem Preis,<br />
der auf eine Initiative der Bezirksregierung<br />
<strong>Lüneburg</strong>, der Handwerkskammer<br />
Braunschweig-<strong>Lüneburg</strong>-Stade und der<br />
Industrie- und Handelskammern Stade und<br />
<strong>Lüneburg</strong>-<strong>Wolfsburg</strong> zurückgeht, werden<br />
Unternehmen geehrt, die Besonderes für den<br />
Dialog zwischen Kultur und Wirtschaft<br />
geleistet haben.<br />
Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr.<br />
Anmeldung: Sylvia Flieger (04131 - 15-1375)<br />
oder Martin Exner (04131 - 742-123)<br />
10/2010 · INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER LÜNEBURG-WOLFSBURG · Unsere Wirtschaft 3