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Namen und Nachrichten 14 Landkreis Uelzen BAD BODENTEICH Im Werkhaus von Eva und Holger Danneberg räumen behinderte und gesunde Menschen auf: auf Schreibtischen, in Buchläden – und mit Vorurteilen. Grüne Ordnungshüter Eva und Holger Danneberg hatten fast ein schlechtes Gewissen, einen reinen Computer- Arbeitsplatz einzurichten. Das Ehepaar aus Suhlendorf wollte es niemandem so recht zumuten, täglich acht Stunden am Bildschirm zu sitzen. Das war vor fast 20 Jahren – und der Beginn ihrer Werkhaus-Serienproduktion. Eva und Holger Danneberg fingen an, Schreibtischablagen, Stehsammler und Stifthalter aus MDF-Platten herzustellen. Sie hatten gerade ihre erste CNC-Fräsmaschine gekauft – nun suchten sie jemanden, der die Schnittprogramme am Rechner erstellt. Mittlerweile arbeitet die Werkhaus GmbH etwas ver- »Vor Ort« Werkhaus GmbH »Für mich steht der Mensch im Vordergrund« Eva Danneberg (50), Geschäftsführerin steckt im Industriegebiet von Bad Bodenteich. Viel Grün umgibt das sechs Hektargroße Gelände, auf dem frühereinmal LKWvom Bundesgrenzschutz repariert wurden. Ein Lageplan am Parkplatz erleichtert die Orientierung – bei rund 6.000 Quadratmetern Hallenfläche ist es gar nicht so einfach, die Gebäude zu finden, wo man hinwill. In den Anfängen der Werkhaus-Geschichte mussten Eva und HolgerDanneberg nur aus ihrer Haustür herausgehen, um zu arbeiten. Die ersten Ordnungshilfen produzierten sie gleich nebenan in der alten Steinfabrik, in der sie wohnen. Sie hatten außerdem eine Ka- leidoskop-Manufaktur eingerichtet, formten Bienenwachskerzen, stellten Keramik her. „Mein Mann ist eherderKreative von uns beiden, das Kunsthandwerkliche liegt ihm einfach“, sagt Eva Danneberg. Sie ist gelernte Erzieherin und heute fürdie Verwaltung im Unternehmen zuständig. Nicht nur ihr Arbeitsplatz hat sich im Laufe der Zeit verändert. Mittlerweile beschäftigt das Werkhaus rund 120 Mitarbeiter. Die Ordnungshüter, mit denen die Geschichte 1991 anfing,zählen zu den Klassikern im Produktkatalog. Sie sind nach wie vor begehrt. „Ich denke, das hat mehrere Gründe“, sagt Eva Danneberg. Zunächst sei da die Gestaltung: Die Ablagen und Boxen sind schlicht, praktisch und stabil; die meisten gibt es in natur, goldgelb, dunkelrot und dunkelgrau. Außerdem schätzen viele Kunden den Recycling- Auf Kunst sitzen: Der Photohocker ist einer der Bestseller des Werkhauses. Er lässt sich auch mit eigenen Motiven bedrucken. Unsere Wirtschaft · INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER LÜNEBURG-WOLFSBURG · 10/2010 FOTOS: KOHL/<strong>IHK</strong>
Aspekt. Vorwiegend Resthölzer werden wie eine dicke Pappe zu Faserplatten gepresst. Das macht das Material widerstandsfähig – und relativ günstig. „Die Idee ist einfach pfiffig“, sagt Eva Danneberg. Die Platten werden nicht geklebt, sondern ineinandergesteckt. Das schont die Umwelt und spart Platz: Die Produkte lassen sich zusammengelegt als Stapel verschicken und immer wieder neu auf- und abbauen. Zuletzt nennt Eva Danneberg das Image des Unternehmens, das das Werkhaus sehr offen kommuniziert. „Grün und integrativ“ beschreibt es die Gründerin und Geschäftsführerin. Die Arbeit mit dem natürlichen Rohstoff Holz, Greenpeace-Strom aus erneuerbaren Energien und das neu genutzte Firmendomizil in der <strong>Lüneburg</strong>er Heide sind ganz nach dem Geschmack derWerkhaus-Gründer. Und mit ihrer Kollektion zeigen sie, dass ökologisch lange nicht langweilig ist – sondern im Gegenteil geradezu Voraussetzung für funktionales Design sein kann. Der Photo-Hocker ist einer der Bestseller des Werkhauses: vier rechtecki- ge ineinandergesteckte Platten als Korpus und eine quadratische obendrauf, gewissermaßen als Deckel. Kompliziert ist bei diesem Möbelstücknurdie Auswahl: Er ist in so vielen Designs zu haben, dass der Katalog nur einige Varianten zeigt: von derTelefonzelle über die Ampel bis zum Blumenmuster. Dieses Prinzip – einfach, abertrotzdem vielfältig – zieht sich durch die gesamte Produktpalette. Auch Boxen fürKosmetiktücher, Papierkörbe und Mappen sind mit unterschiedlichsten Drucken zu haben. Integrativ ist das Werkhaus deshalb,weil hier körperlich und seelisch behinderte Menschen mit gesunden zusammenarbeiten. Und zwar von Beginn an. Einer der ersten Mitarbeiter, »Ökologisch muss lange nicht langweilig heißen« der, der für die CNC-Fräsmaschine zeichnete, ist gehandicapt – und immer noch im Unternehmen. Rund 20 Prozent der Mitarbeiter haben körperliche oder seelische Einschränkungen. „Im Laufe derZeit haben wir immer mehr Behinderte eingestellt“, sagt Eva Danneberg. Die Inhabersind von dieserMischung überzeugt. „FürBehinderte ist es toll, auch mit Nicht-Behinderten zusammenzuarbeiten“, berichtet die Pädagogin. Und ihrerErfahrung nach gehen die Beschäftigten viel sozialer und umsichtiger miteinander um. Eva Danneberg weiß um die Vorbehalte vieler Unternehmer behinderte Menschen einzustellen. Sie befürchten geringere Produktivität und größeren organisatorischen Aufwand. Danneberg hält dagegen: „Behinderte schätzen ihre Arbeit viel mehr als andere.“ Aber sie sagt auch: „Ohne die Zuschüsse öffentlicher Stellen rechnet sich die Beschäftigung nicht.“ Letztlich hinterfragt sie – als Geschäftsfrau und als Pädagogin –, wer welche Qualitäten hat. „Für mich steht nicht die Behinderung im Vordergrund, für mich steht der Mensch im Vordergrund.“ Namen und Nachrichten Klassiker: Die Ordnungshilfen zählen zu den ersten Werkhaus-Produkten. Sie sind immer noch begehrt. Auch wenn er noch kein Produkt im Werkhaus bestellt hat – fast jeder wird schon einmal die praktischen Stecksysteme gesehen haben. Fast 70 Prozent ihrer Produktion fällt auf Verkaufsdisplays, berichtet Eva Danneberg. In ihnen präsentieren Händler Bücher, Spielsachen oder Schreibwarenartikel. Dabei hat das Werkhaus darin zunächst seine eigenen Produkte gezeigt. Auf Messen fehlten ihnen die passenden Möbel, deswegen haben sie einfach selbst welche gebaut. Mitbewerber wurden dann plötzlich zu neuen Kunden. Ihnen gefielen die Displays aus Holzfaserplatten so gut, dass sie gleich eigene in Auftrag gaben. Mittlerweile ist das Werkhaus Marktführer für Kinderbuch-Verkaufsdisplays. Christina Kohl Hingucker: Werkhaus- Verkaufsdisplays für Kinderbücher. 10/2010 · INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER LÜNEBURG-WOLFSBURG · Unsere Wirtschaft 15
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