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Branchenspiegel - IHK Lüneburg-Wolfsburg

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Die Mischung macht’s: Produktionsmeister Lothar Steinmann kontrolliert den Inhalt der Kristallisatoren.<br />

schnittlichen Zuckergehalt der vergangenen<br />

fünf Jahre. Im Frühjahr werden die Felder<br />

bestellt, ab August Proberodungen gemacht.<br />

Dann kalkuliert der Rübenmanager: Erwartet<br />

er einen geringeren Zuckerertrag gegenüber<br />

dem Mittel, ist der Ertragserwartungsfaktor<br />

zum Beispiel 0,99; erwartet er Zuwächse,<br />

kann der Ertragserwartungsfaktor<br />

bei 1,1 liegen. 1,1 betrug der Wert 2009, einem<br />

Rekordjahr. Die laufende Kampagne<br />

sieht nicht ganz so gut aus. Vor allem die extreme<br />

Witterung, der lange, sehr kalte Winter,<br />

der heiße Sommer und ein fast durchgehend<br />

nasser August ließen Georg Sander<br />

0,99 vorhersagen.<br />

„Die Zahlen müssen belastbar sein“, sagt Sander.<br />

Denn davon hängen die weiteren Schritte<br />

in der Zuckerfabrik ab: Die Anzahl der<br />

Kochvorgänge zum Beispiel und die Auslagerung<br />

des fertigen Zuckers, wenn die Silos<br />

an ihre Grenzen stoßen. 230.000 Tonnen<br />

Zuckerkönnen auf dem Gelände lagern, produziert<br />

wurden in der vorigen Kampagne<br />

aber über 100.000 Tonnen mehr – LKW<br />

transportierten den Überschuss in fremde<br />

Anzeigenschluss: 15. 10.<br />

Lager. So etwas muss geplant werden. Denn<br />

wenn die Produktion einmal läuft, dann läuft<br />

sie. Einfach anhalten kann man die Maschinen<br />

nicht.<br />

Sind die Rüben gewaschen und zu fingerlangen<br />

Sticks geschnitten, werden sie zusammen<br />

mit heißem Wasser in die Extraktionstürme,<br />

riesige Stahlbehälter, gepumpt. Hier<br />

platzen die Zellen,Zuckerwird frei. Die ausgelaugten<br />

Schnitzel werden zu Pellets gepresst<br />

und als Futtermittel verkauft; das Wasser-Zucker-Gemisch,<br />

der so genannte Rohsaft,<br />

geht in die Filtration: Salze und Stickstoff<br />

müssen heraus. Was übrig bleibt, heißt<br />

Dünnsaft. Zu dünn ist das Gemisch, denn am<br />

Ende soll schließlich trockener, rieselfeiner<br />

Zucker stehen und keine Suppe. In sieben<br />

hintereinandergeschalteten Kesseln verdampft<br />

das Wasser – im letzten liegt<br />

die Zuckerkonzentration bereits bei<br />

80 Prozent. Dicksaft heißt das, was<br />

hier herauskommt. Im Unterdruck<br />

und unterZugabe von Kristallen wird<br />

er weiter gekocht, die Zentrifuge schleudert<br />

den übrigen Saft ab. Heraus kommen<br />

Namen und Nachrichten<br />

im Schnitt 0,73 Millimeter große Zuckerkristalle.<br />

Die Schritte lassen sich zwar einzeln erklären,<br />

können aber nicht voneinander getrennt werden.<br />

„Hier hängt alles mit allem zusammen“,<br />

erläutert Lothar Steinmann, Produktionsmeister<br />

im Werk. Die heiße Luft, zu der das<br />

Wasserverdampft, trocknet die Rübenschnitzel,<br />

bevor sie gepresst werden. Auch für die<br />

Kristallisation wird er gebraucht. Das Blatt<br />

derZuckerrübe wird als Kraut Viehfutter beigemischt;<br />

Steine kann das Werk an Bauunternehmen<br />

verkaufen.<br />

180 Tage benötigen die Zuckerrüben um auszureifen.<br />

Mitte Oktober sei die beste Erntezeit,<br />

sagt Georg Sander. Es können aber nicht alle<br />

Landwirte zum gleichen Zeitpunkt roden,<br />

das lassen die Abläufe in der Fabrik – und<br />

letztlich auch der Verkehr auf den Straßen –<br />

nicht zu. Deshalb legen Georg Sanderund seine<br />

Mitarbeiter im Rübenbüro genau fest, wer<br />

wann liefert. Und werwann wie viel bekommt.<br />

Diejenigen, die zu Beginn der Kampagne die<br />

Rüben aus der Erde holen, erhalten einen<br />

Ausgleich für die geringere Rübenmenge und<br />

Zuckerkonzentration. Aufgrund festerQuoten<br />

bekommen alle einen garantierten Mindestpreis<br />

– im Gegensatz zum handelbaren Getreide<br />

ein relativ sicheres Geschäft.<br />

Rund 200.000 Tonnen weniger Rüben gegenüberdervorigen<br />

Kampagne befürchtet Georg<br />

Sander derzeit. Die ersten Rodungen haben<br />

diese Zahlen bestätigt. Sie liegen aber immer<br />

noch im Fünf-Jahres-Schnitt des Rübenertrags.<br />

„Und? Was machen die Rüben?“ Die Kollegen<br />

flachsen Georg Sander an. Vor allem zu Beginn<br />

der Kampagne, wenn sich Sanders<br />

Prognosen so schnell ändern können wie<br />

das Wetter. „Wachsen“ sagt er dann und<br />

lächelt. Ein paar Sonnentage können<br />

viel bewirken. Und die beste Erntezeit<br />

kommt ja erst noch. Christina Kohl<br />

10/2010 · INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER LÜNEBURG-WOLFSBURG · Unsere Wirtschaft 13

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